2018 11 Asphalt

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2,20 EUR davon 1,10 EUR Verkäuferanteil

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JUGEND IM KNAST VERURTEILT

VERSPROCHEN

VERARMT

Nach der Tat: Strafe als Chance?

Region Hannover: Millionen gegen Wohnungsnot

Prekäre Beschäftigung: Arbeit lohnt sich nicht


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Notizblock

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Angespitzt

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Armut in Deutschland Armut in all ihren Facetten, ungeschminkt und aus der Praxis. Das zumindest verspricht der neue Schattenbericht der Nationalen Armutskonferenz, der jetzt veröffentlicht wurde.

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Im Knast Deutschlands Jugend ist weniger kriminell. Doch einige sind es vermehrt. Wer sind sie? Wo kommen sie her? Was treibt sie? Und was kann Gesellschaft ändern?

18 Das muss mal gesagt werden 19 20

Aus der Szene Millionen für Wohnungen Die Bevölkerungszahl in der Region Hannover wächst. Bezahlbarer Wohnraum wird immer knapper. Mit 60 Millionen Euro will die Region nun den Wohnungsbau unterstützen.

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Aus der Szene

23 Steuern steuern Steuergerechtigkeit? Mittelstandshilfe? Scheue Reiche? In der Talk-Reihe im ka:punkt war Ex-Wirtschaftsminister Jörg Bode (FDP) streitbarer Gast der Landesarmutskonferenz.

24 Meine Worte Texte aus der Asphalt-Schreibwerkstatt

26 Aus dem Leben von Asphalt-Verkäufer Hasso

28 Rund um Asphalt 30 Feuer in Manila Wenn es brennt in Manila trifft es vor allem die Ärmsten der Armen in den Slums. Hier ist der Schutz am geringsten und die Hilfe am fernsten. Die Folgen sind oft dramatisch.

33 Briefe an uns 34 Buchtipps 35 November-Tipps 38 Impressum/Ihr Engagement

Titelfoto: Benjamin Eichler

39 Silbenrätsel Das Asphalt-Prinzip Asphalt-Verkäuferinnen und -Verkäufer sind Menschen mit brüchigen Biographien. Irgendwann sind sie in ihrem Leben durch schwere Schicksale, Krankheiten oder traumatische Erlebnisse aus der Bahn geworfen worden. Heute versuchen sie, durch den Verkauf des Asphalt-Magazins ihrem Leben wieder Struktur und Sinn zu verleihen. Viele sind oder waren wohnungslos, alle sind von Armut betroffen. Sie kaufen das Asphalt-Magazin für 1,10 Euro und verkaufen es für 2,20 Euro. Asphalt ist eine gemeinnützige Hilfe-zur-Selbsthilfe-Einrichtung und erhält keinerlei regelmäßige staatliche oder kirchliche Zuwendung.


schon jung beginnt so manche Knastkarriere. Wegen Körperverletzung, Raub, Diebstahl oder Drogendelikten. Rund 950 Jugendliche sitzen derzeit in Niedersachen und Bremen in den Justizvollzugsanstalten. Es werden wieder mehr und die, die einsitzen, fangen enorm früh an. Und: immer mehr von ihnen kommen aus anderen Kulturen, haben Forschungen ergeben. Grund genug für Asphalt, etwas genauer hinzusehen. In einer kleinen Reihe wollen wir Ihnen in den kommenden Ausgaben Infos und Interviews mit Betroffenen präsentieren. Den Auftakt macht in dieser Ausgabe der 19-jährige Asouad. Eine Ursache für den Einstieg in kriminelle Karrieren ist der Wunsch nach Reichtum oder zumindest nach einem Stück vom Kuchen, mindestens aber die Abwesenheit von Armut. Die Nationale Armutskonferenz, ein Dachverband aus AWO, Caritas, Diakonie, DGB und anderen, hat jüngst ihren Schattenbericht vorgestellt, eine Sammlung politischer Brennpunkte in Deutschland: Kinderarmut, Altersarmut, Chancenungleichheit, … wir haben in Asphalt Auszügen aus dem Bericht Platz eingeräumt. Auch diese Texte möchte ich Ihnen zur Lektüre wärmstens empfehlen. Denn Wissen hilft. Mindestens zur Schärfung eigener Positionen. Immer. Doch was wäre Wissen ohne Empathie, ohne das Authentische? Dafür bietet Ihnen Asphalt Einblicke ins Leben unserer Verkäuferinnen und Verkäufer. Und lässt sie zu Wort kommen; lesen Sie Texte aus der Asphalt-Schreibwerkstatt und Antworten auf Ihre Leserfragen auf den Seiten 24 bis 27. Denn ein »Brückenprojekt« hat Asphalt-Gründungsherausgeber Walter Lampe Asphalt einst genannt. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen auch mit dieser Asphalt-Ausgabe interessante Einblicke in Sichtweisen und Wünsche der Anderen. Für noch mehr gelingendes Miteinander.

Ihr

Volker Macke · Redaktionsleiter

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Liebe Leserin, lieber Leser,

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Foto: Fabian Steenken

Doch kein Fahrradland?

Probewohnen am Kröpcke Hannover. Mit einer Installation aus Papphäuschen, Schlafsack und Kartons haben Aktivisten der Landesarmutskonferenz (LAK) zum Weltarmutstag das Thema »Wohnungsnot« in den Mittelpunkt von Hannover gerückt. »Damit stellen wir die Frage: Wollen wir eine Gesellschaft, in der im Jahr 2030 solche prekären Formen des Wohnens flächendeckend stattfinden, wenn der gegenwärtige Trend nicht gebrochen wird?«, so Klaus-Dieter Gleitze, LAK-Geschäftsführer. 2016 seien 850.000 Menschen in Deutschland wohnungslos gewesen. Die Prognose der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAG-W) liegt bei aktuell 1,2 Millionen. Als wohnungslos gilt, wer keine dauerhafte Wohnung hat und stattdessen in Unterkünften lebt, in denen der Aufenthalt zeitlich begrenzt ist. Aktivist Udo Selent (links im Bild) bot Passanten an, in der Hütte oder im Schlafsack mal zur Probe zu wohnen. Doch kaum einer machte von dem politaktivistischen Angebot Gebrauch. MAC

Hannover. Eigentlich sollte alles besser fließen, der Radverkehr in Niedersachsens Städten und in Folge – logisch – der um Autos reduzierte Autoverkehr. Doch der vor zwei Jahren beschlossene massive Bau von so genannten Radschnellwegen insbesondere für Berufspendler aus den Speckgürteln der Städte soll nun offenbar gestoppt werden. Das haben die Grünen im Landtag mit Blick auf Ergebnisse einer Großen Anfrage an die Landesregierung kritisiert. Demnach soll im kommenden Haushalt die bisherige Förderung in Höhe von rund 13 Millionen Euro gestrichen werden. Die Regierung verweist auf zumindest mehr Mittel für die Sanierung von Radwegen. Sanierung statt Ausbau? »Das ist das falsche Signal. Gerade für Berufspendler wären Radschnellwege eine Alternative zum Auto. Das wäre auch ein Beitrag für saubere Luft in den Städten«, monierte der verkehrspolitische Sprecher der Grünen-Fraktion Detlev Schulz-Hendel. Der Bau von einem Kilometer Radweg kostet derzeit rund 300.000 Euro. Für die Unterhaltung von Radwegen an Landesstraßen fallen jährlich 1000 Euro pro Kilometer an. MAC

Brennpunkt Schule Hannover/Wilhelmshaven/Delmenhorst. Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) will so genannte Brennpunktschulen im Land fördern. »Schule [PLUS]« heißt das neue Programm. Die soziale Herkunft und der damit verbundene Lebensort habe nach wie vor einen ganz entscheidenden Einfluss auf den Bildungserfolg der Kinder und Jugendlichen, so Tonne. Schulen, die in einem schwierigen sozialen Umfeld arbeiten, bräuchten mehr konzeptionelle und materielle Unterstützung. »Wir richten deshalb für jeden Programmstandort ein Schulentwicklungsteam ein, das so unterschiedliche Qualifikationen wie die Unterrichtsberatung, die Schulpsychologie oder die Fokusevaluation bündelt«, so der Minister. Im Ergebnis seien mehr Personal und mehr Freiheiten in der Unterrichtsgestaltung denkbar. Das Programm startet landesdesweit an 20 Schulen, davon acht in Hannover, sechs in Salzgitter und je drei in Delmenhorst und Wilhelmshaven. »Es setzt in den Stadtteilen an, in welchen andere pädagogische und organisatorische Ansätze zur Bildungsentwicklung notwendig sind, um Schülern Freude am Lernen zu vermitteln«, so Hannovers Oberbürgermeister Stefan Schostok. »Damit wird der Weg für eine erfolgreiche Bildungsbiografie geebnet«, ergänzte Wilhelmshavens Oberbürgermeister Andreas Wagner. »Schule [Plus]« läuft zunächst bis Schuljahresende 2019/2020 und kostet rund sechs Millionen Euro. MAC


»Alle Extremisten gleich«

Hannover. Erfolg für Hartnäckigkeit. Bundessozialminister Hubertus Heil (SPD) hat jetzt die Aufstockung des Schulbedarfs für Hartz-IV-Kinder auf 150 Euro angekündigt. Vorausgegangen war eine jahrelange Kampagne der Diakonie Niedersachsen. »Wir freuen uns, dass unsere Bemühungen für einen gerechteren Schulbedarf für Kinder aus armen Familien jetzt anscheinend Früchte trägt«, so Diakonie-Chef Hans-Joachim Lenke. »Die angekündigte Erhöhung entspricht dem, was wir in unserer Studie zu den Schulbedarfskosten durchschnittlich ermittelt haben. Es kann nicht sein, dass in einem Land wie Deutschland, das als Innovationsweltmeister gilt, Bildung und schulischer Erfolg vom Geldbeutel der Eltern abhängen.« Außerdem sei geplant, dass der Staat Kosten für Fahrten zur Schule und Mittagessen in voller Höhe übernimmt. Von diesen Korrekturen abgesehen bleibe die Diakonie aber dabei, die Einführung einer so genannten Kindergrundsicherung zu fordern. MAC

Hannover. Die Landesregierung will das »Landesprogramm gegen Rechtsextremismus« auf Linksextremismus und Antisemitismus erweitern. Parallel soll die bereits seit 2016 etablierte Kompetenzstelle Islamismusprävention Niedersachsen zum Landesprogramm gegen Islamismus ausgebaut werden. Das hat jetzt das Niedersächsische Justizministerium mitgeteilt. Das »Landesprogramm gegen Rechtsextremismus – für Demokratie und Menschenrechte« wurde 2016 von Regierung und Parlament als unbefristete ressortübergreifende Maßnahme beschlossen und mit einem Budget von jährlich rund 1,4 Millionen Euro ausgestattet. Beteiligt sind das Justiz-, Innen-, Sozial-, Kultus- und Wissenschaftsministerium. Die Koordinierungsstelle des Landesprogramms ist beim Landespräventionsrat im Justizministerium angesiedelt. »Der Erfolg des Landesprogramms liegt vor allem darin, dass es eine gemeinsame Anstrengung aller demokratischen Kräfte in Niedersachsen ist«, betonte Justizministerin Barbara Havliza (CDU). »Bei der Entstehung von Extremismus und Radikalisierung zeigen sich immer wieder Parallelen. Deshalb ist es wichtig, dass wir alle Formen des Extremismus gleichermaßen bekämpfen.« Im Jahr 2017 waren 36 Projekte gefördert worden. MAC

Ende 2017 lebten in Niedersachsen 752.251

ZAHLENSPIEGEL »MIT HANDICAP«

Menschen mit

Behinderungen. 28.000 mehr als 2015 (+3,9 %). Laut Landesamt für Statistik (LSN) waren 37,6 % 75 Jahre und älter, 20,8 % zwischen 65 und 75 Jahre alt. Nur 2,6 % der Menschen mit Behinderungen waren Minderjährige. 27,4 % waren von einer

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Beeinträchtigung der inneren

Organe betroffen. 20,9 % hatten Querschnittslähmungen und zerebralen Störungen, 12,8 % die Funktionseinschränkungen von Armen oder Beinen. Die Stadt Wilhelmshaven wies mit 133 behinderten Menschen je 1.000 Einwohner anteilsmäßig die höchste

Quote in Nds. auf. Die geringste Quote gab es in Gifhorn und Vechta mit je 74 Fällen auf 1.000 Einwohner.

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Gleiche Startchance

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Das hat nun wirklich keiner ahnen können. Dass die sich nicht einfach auflösen. Über Nacht. Hat keiner ahnen können. Dabei war Hannovers Stadtspitze doch zuletzt so engagiert im Kampf gegen die Trinker und Obdachlosen unterwegs gewesen. Hat 40 Mann stark – sekundiert von privaten Sheriffs und echter Polizei – die Flächen und Nischen zwischen Hauptbahnhof und Lister Meile gesäubert, hat »Lager aufgelöst«, ist »gegen Gemengelagen eingeschritten«, hat für »Lerneffekte« unter Pennern gesorgt, lobt sich der Dezernent. Immerhin: Lager auflösen ist immer noch besser als Lager einrichten, möchte man beinahe lobend zwischenrufen.

»NICHT WEG GEMACHT«

Doch nun: Verwundert reiben sich Fraktionsspitzen und Ordnungsdezer-

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nent die Augen. Gestrandete, Trinker und Berber, all die Hoffnungslosen haben sich auf den Weg gemacht. Sind von hinterm Bahnhof nach vor dem Bahnhof gezogen. Trinken dort, streiten dort, verelenden dort. Schon skandiert empört die veröffentlichte Volksmeinung: »Macht das weg! Das kann man ja nicht mit ansehen.« Doch da kommt vom Rathaus her der Retter. Super-OB bringt gute Arbeit mit, billige Wohnungen, faire Suchthilfe und Perspektiven auch für Nichtdeutsche. Hoffnung keimt: Europas Sozial­ union soll von Hannover aus endlich Wirklichkeit werden. Doch nein, war wohl leider nur ein Glossenscherz. Konnte man’s ahnen? Volker Macke


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Foto: Markus C. Hurek/picture alliance

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ARMUT IN DEUTSCHLAND Wie es wirklich ist: Armut in all ihren Facetten, ungeschminkt und aus der Praxis. Das zumindest verspricht der neue Schattenbericht der Nationalen Armutskonferenz, der jetzt veröffentlicht wurde. Wohlfahrtsverbände, Gewerkschaften und Kirchen, aber auch Betroffene schildern das Ausmaß und die Folgen von Armut in Deutschland. Damit möchte der Schattenbericht einen Gegenentwurf zum Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung darstellen. Asphalt präsentiert im Folgenden einige zentrale Ergebnisse.

Nationale Armutskonferenz Zum dritten Mal nach 2012 und 2015 veröffentlicht die Nationale Armutskonferenz (nak) einen Schattenbericht zur Armut in Deutschland. Die nak ist im Herbst 1991 als deutsche Sektion des Europäischen Armutsnetzwerks EAPN (European Anti Poverty Network) gegründet worden. Sie setzt sich für strukturelle Maßnahmen zur Armutsbekämpfung mit dem Ziel der Verminderung und vor allem der Verhinderung von Armut ein. Mitglieder bei der NAK sind die Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege, der DGB, die Kirchen und zahlreiche Fachverbände und Selbsthilfeorganisationen.


Arm in Deutschland? Nicht normal!

Armut macht krank und ohnmächtig. Das »Normale« fehlt: Internet, Zeitung, Treffpunkte, Freizeitangebote, gute Wohnung und Arbeit, gesundes Essen und politische Beteiligung. Abgeordnete nehmen Arme kaum wahr. Die Folge: Je ärmer, desto niedriger die Wahlbeteiligung. Armut versteckt sich: Kinder »vergessen« Kindergeburtstage - Geschenke kosten. Armen fehlt »Zeit« fürs Café. Arme Alte »spazieren« kilometerweit zum Sonderangebot. Armut ist relativ: zum Sterben zu viel, zum Leben zu wenig. Ausgrenzung, Diskriminierung, Unverständnis: Wer nicht auf der Straße verhungert, wird übersehen. 16,5 Prozent der Menschen in Deutschland sind einkommensarm - mit weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens. So die EU-Statistik für 2016. Einkommensarmut ist ungleich verteilt: Männer 15,2 Prozent - Frauen 17,8 Prozent Senioren 14,9 Prozent - Seniorinnen 20,1 Prozent Paare mit zwei Kindern 7,8 Prozent - Kinderreiche 18,2 Prozent - Alleinerziehende 32,5 Prozent. Arbeitslose 70,5 Prozent Kein Geld, miese Jobs, Schulden, Wohnungsnot, Dreck, Atemnot und schlechtes Essen betreffen ein Fünftel der Menschen. Seit Jahren wird das oberste Zehntel reicher und das unterste Fünftel ärmer. Die Nationale Armutskonferenz gibt Armen eine Stimme, sie setzt sich dafür ein, Betroffenen Gehör zu verschaffen. Michael David/Nationale Armutskonferenz

Das Armutsrisiko von männlichen Senioren lag damit noch unter dem durchschnittlichen Armutsrisiko in Deutschland von 16,5 Prozent. Ebenso ist die Inanspruchnahme der Grundsicherung im Alter bei Männern und Frauen unterschiedlich. Im Dezember 2017 nahmen 316.425 Frauen und 227.665 Männer diese Leistungen in Anspruch. So waren mehr als 58 Prozent der Leistungsbeziehenden Frauen. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) weist einen wesentlichen Unterschied schon in der Rentenhöhe von Männern und Frauen nach: »Die geschlechtsspezifischen Unterschiede in der Höhe der Renten lagen im Jahr 2014 bei 42 Prozent in Westdeutschland und 23 Prozent in Ostdeutschland.«

Was bleibt? Die Zahl der im Alter von Armut Betroffenen steigt kontinuierlich. Die gesetzliche Rente ist für immer mehr Menschen nicht mehr armutsfest. Auch private oder betriebliche Vorsorge kann diese Lücke nicht schließen. Wer sich kaum das Lebensnotwendige leisten kann, kann auch keine Zusatzversicherung abschließen. Nimmt man die Europäische Vergleichsstatistik EU-SILC zum Maßstab, dann stieg die Armutsgefährdungsquote von über 65-Jährigen von 15 Prozent in 2008 bis auf 17, 6 Prozent in 2016. Während das Armutsrisiko von Frauen im Seniorenalter 2016 bei 20,1 Prozent lag, betrug es bei Männern 14,9 Prozent.

Wenn die Rente nicht ausreicht. Altersarmut nimmt weiter zu, daran können auch die jüngsten Beschlüsse der Bundesregierung nichts ändern.

Foto: Frank May/picture alliance

Altersarmut


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Besonders von Armut betroffen sind Alleinerziehende – zu über 90 Prozent sind das Frauen. Ihr Armutsrisiko lag 2016 bei 32,5 Prozent. 40 Prozent der Alleinerziehenden bezog nach der Statistik der Bundesagentur für Arbeit Leistungen aus der Grundsicherung für Arbeitsuchende. Das Risiko von Altersarmut steigt, wenn nicht genügend Rentenansprüche in der gesetzlichen Rentenversicherung erworben werden bzw. auch andere Formen der Altersvorsorge nicht greifen. Dies betrifft oftmals Frauen, die wegen der Kinder jahrelang nicht oder nur in Teilzeit arbeiten konnten. Zugleich ist der hohe Anteil an prekärer Beschäftigung ein Grund für Altersarmut. So ist der Anstieg der im Niedriglohnbereich Beschäftigter von 18,7 Prozent in 1995 auf 24,4 Prozent in 2013 belegt und seitdem konstant.

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Lücken in den Rentenanwartschaften lassen sich nicht allein durch langfristig präventive Maßnahmen schließen. Bisher werden auf die Grundsicherung im Alter die erreichten Rentenanwartschaften voll angerechnet. Daher schlägt die Nationale Armutskonferenz vor, zukünftig nicht nur Freibeträge für Altersvorsorgeeinkommen aus betrieblicher und privater Altersvorsorge vorzusehen, sondern auch für Alterseinkommen aus der gesetzlichen Rente. Zudem sollten Teilzeitbeschäftigungen als Beitragszeiten so aufgewertet werden, dass mit ihnen schneller eine existenzsichernde Rentenanwartschaft erreicht werden kann. Erziehungs- und Pflegezeiten sollten noch stärker als Beitragszeiten gewertet werden. Diese Maßnahmen sollten steuerfinanziert sein. Michael David/Nationale Armutskonferenz

Kinderarmut bekämpfen – überholte Familienpolitik überwinden In Deutschland leben rund drei Millionen Kinder in Armut. Zwei Millionen beziehen Hartz-IV-Leistungen. Hauptbetroffene sind Alleinerziehende und ihre Kinder. Nach neuen Berechnungen der Ruhr-Universität Bochum liegt das Armutsrisiko

Foto: dpa - Report

Forderungen der nak:

Rund drei Millionen Kinder in Deutschland leben in Armut.

von Alleinerziehenden mit zwei Dritteln deutlich höher als in anderen Familien. Auch Kinderreiche, Familien mit Migrationshintergrund und Familien Erwerbsloser haben ein hohes Armutsrisiko. Die Ehe- und Familienförderung erfolgt nicht nur über direkte Transfers, sondern auch über Steuerfreibeträge und das Ehegattensplitting. Ersteres führt zur stärkeren Entlastung hoher Einkommen, letzteres wirkt unabhängig vom Vorhandensein von Kindern und dann am stärksten, wenn eine Person, und das ist dann meist die Ehefrau, wenig erwerbstätig ist. Alleinerziehende – zu 90 Prozent Frauen - sind demgegenüber benachteiligt.

Konsequenzen im Alltag Armut von Familien und Kindern bedeutet konkret: Aktuell sind im Bildungs- und Teilhabepaket 100 Euro für Schulmaterial vorgesehen. Nach einer Diakonie-Studie sind tatsächlich 200 Euro notwendig. Für Kantinenessen bei Kindern errechnet der Hartz-IV-Regelsatz Kosten von weniger als einem Euro im Monat. Tatsäch-


lich müssen sie momentan einen Euro Eigenanteil zahlen – am Tag. Hausaufgaben sind ohne Internet kaum zu machen. Die Kosten sind weder im Regelsatz noch im Bildungs- und Teilhabepaket abgedeckt. Für gesunde Ernährung und gute Kleidung reichen die Sozialleistungen vorne und hinten nicht. Und: Feste wie Weihnachten oder Konfirmation tauchen weder als Pauschale noch als Zuschuss auf. Wenigstens für die schulbezogenen Leistungen hat die Koalition eine Überprüfung angekündigt – unklar ist, was die Leistungsberechtigten konkret erwarten können.

Was ist zu tun? Heute hat der Kinderfreibetrag bei höchsten Einkommen den größten Effekt. Die monatliche Entlastung liegt bei knapp 300 Euro plus Splittingvorteilen für Ehepaare. Wer gerade so über

der Sozialleistungsgrenze liegt, hat knapp 200 Euro Kindergeld. Im Sozialleistungsbezug liegen die Sätze für Kinder unter 15 Jahren unterhalb der steuerlichen Entlastungsbeträge, das Kindergeld wird voll angerechnet. Mindestens ein Drittel der Leistungsberechtigten beantragen keine Hartz-IV-Leistungen, noch weniger die komplizierte Förderung nach dem Bildungs- und Teilhabepaket oder gar den Kinderzuschlag. Die gegenseitige Verrechnung von Sozial- und Familienleistungen wirkt sich insbesondere bei Alleinerziehenden vielfach negativ aus. Die Geburt muss gemeldet, die Geburtsurkunde abgewartet, Kindergeld und Mindestelterngeld beantragt und mit dem Hartz-IV-Regelsatz verrechnet werden. Dabei kommt es oft zu Fehlern. Gerade in Armut lebende Kinder und Familien sind auf eine gute soziale Infrastruktur angewiesen. Leider haben aber gerade die Kommunen mit den höchsten sozialen Belastungen am wenigsten Geld, um für ausreichende soziale Angebote zu sorgen. Oft befinden sie sich in der Haushaltssicherung und dürfen nur eng begrenzte Ausgaben vornehmen.

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Das soziokulturelle Existenzminimum von Kindern und Jugendlichen muss realistisch und einheitlich ermittelt und ausgezahlt werden. In Armut lebende Kinder und Familien sollen zusätzliche bedarfsgerechte Leistungen erhalten. Die Familienförderung muss sozial gerechter, zielgenauer und transparenter ausgestaltet werden. Leistungen müssen einfacher und unbürokratischer mit einem Antrag bei einer Stelle angefordert und in einem Auszahlungsbetrag bezogen werden können. Insbesondere in Armut lebende Familien benötigen eine sichere soziale Infrastruktur. Bisher verbietet das Kooperationsverbot direkte Zuweisungen des Bundes an Kommunen zur Verbesserung sozialer Angebote. Das Kooperationsverbot muss aufgegeben und ein nationales Strukturprogramm mit sozialen Angeboten für von Armut betroffene Kinder und Familien aufgesetzt werden. Mit diesem sollen gezielt Kommunen und Regionen mit einer hohen Armutsquote gefördert werden. Michael David

Arm trotz Arbeit Für viele Menschen in Beschäftigung ist Armut bittere Realität – obwohl die Wirtschaft boomt und der Arbeitsmarkt in sehr guter Verfassung ist. Deutschland hat den höchsten Niedriglohnbereich in Westeuropa. Dafür sind niedrige Löhne und prekäre


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Beschäftigungsverhältnisse maßgeblich verantwortlich. In Deutschland hat sich die Erwerbsarmut in den letzten 10 Jahren verdoppelt – so viel wie in keinem anderen Land Europas. 1,2 Millionen Erwerbstätige verdienen so wenig, dass sie auf zusätzliche Hartz-IV-Leistungen angewiesen sind. Der Anteil derjenigen, die Anspruch auf Hartz IV haben und diesen aus Scham nicht in Anspruch nehmen, ist noch höher. Politisch liegen die Gründe hierfür in der Kürzung von staatlichen Unterstützungsleistungen, dem Abbau sozialer Sicherheiten für Menschen ohne Erwerbsarbeit und einer verfehlten Arbeitsmarktpolitik. Als Reaktion auf die Globalisierung der Wirtschaft wurde vor 15 Jahren die Politik der Agenda 2010 beschlossen. Die Integration von Arbeitslosen in den Arbeitsmarkt sollte durch Auflagen und Sanktionen bei den Sozialleistungen verbessert werden. Das Ergebnis ist ein Niedriglohnbereich, in dem fast jede*r vierte Beschäftigte arbeitet (22,6 Prozent). Prekäre Beschäftigung öffnet Tür und Tor für schlechte Arbeit und Ausbeutung. Besonders stark eingeschränkt sind die Gestaltungsspielräume von Beschäftigten bei der Arbeit auf Abruf: Sie können nur dann arbeiten, wenn der Arbeitgeber sie benötigt. Die zunehmende Armut spaltet nicht nur die Erwerbstätigen in Beschäftigte erster und zweiter Klasse, sondern setzt ganze Branchen unter Druck. Sie führt dazu, dass die Tarifbindung schwindet, Arbeitsstandards sinken und die Interessenvertretungen geschwächt werden. Der Motor des Niedriglohnbereichs sind die Minijobs, mit derzeit 7,5 Millionen Beschäftigten, wobei 4,7 Millionen Minijober*innen ausschließlich geringfügig beschäftigt sind. Minijobs sind keineswegs ein Einstieg in gute Arbeit. Für die Beschäftigten sind es berufliche Sackgassen mit mangelnden Perspektiven, niedrigen Einkommen und schlechten Arbeitsbedingungen. Auch die sozialversicherungspflichtige Teilzeit ist für Beschäftigte problematisch, wenn nur die Flexibilisierungsinteressen der Arbeitsgeber im Vordergrund stehen. Unzureichende Teilzeitangebote sowie schlechte Rahmenbedingungen für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind die häufigsten Gründe für eine unfreiwillige Teilzeit. Auch viele Alleinerziehende müssen sich deshalb auf prekäre Arbeitsverhältnisse einlassen. Leiharbeit hat sich von einem Ausnahmeinst-

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In Deutschland hat sich die Erwerbsarmut in den letzten 10 Jahren verdoppelt – so viel wie in keinem anderen Land Europas.

rument zu einer »normalen« Beschäftigungsform entwickelt, mit der Arbeitgeber flexibel auf Produktionsschwankungen reagieren können. Für viele Leiharbeiter*innen ist diese Beschäftigungsform ein Dauerzustand oder sie wechseln zwischen Phasen von Leiharbeit, Arbeitslosigkeit und abhängiger Beschäftigung ohne eine Perspektive auf eine reguläre Beschäftigung. Die Hälfte der 2,3 Millionen Solo-Selbstständigen in Deutschland bezieht nur ein Einkommen im Niedriglohnbereich und verzichtet teilweise auf Sicherungen bei Krankheit, im Alter oder bei Auftragslosigkeit. Um diesen Teufelskreis von schlechter Arbeit, unzureichender sozialer Absicherung und wachsender Armut in der Gesellschaft zu durchbrechen, fordert die nak: Die Eindämmung prekärer Beschäftigung und die Austrocknung des Niedriglohnbereichs. Die Verhinderung von Altersarmut durch existenzsichernde Einkommen. Eine Verbesserung der sozialen Absicherung bei Arbeitslosigkeit und die Einbeziehung von Hartz-IV-Beziehern*innen in die Rentenversicherung. Bessere Teilzeitbedingungen und eine Reform der Minijobs, um die Armut von Alleinerziehenden zu bekämpfen. Gute Arbeit, die die Gesundheit erhält und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf fördert. Eine gerechte Steuerpolitik mit Sozialleistungen, die zu einem menschenwürdigen Leben reicht und die den materiellen Reichtum in der Gesellschaft umverteilt. Frank Meissner, Martin Künkler, DGB/Nationale Armutskonferenz


Foto: Benjamin Eichler

IM KNAST Deutschlands Jugend ist weniger kriminell. Doch einige sind es vermehrt. Wer sind sie? Wo kommen sie her? Was treibt sie? Und was kann Gesellschaft ändern? In einer kleinen Reihe widmet Asphalt sich in dieser und den kommenden Ausgaben der Jugendgewalt. 915 Jugendliche sitzen derzeit in Niedersachsen im Gefängnis, knapp 4.900 Insassen gibt es insgesamt im Land. In Bremen sind es aktuell 25. Junge Menschen im Alter zwischen 14 und 25 Jahren nach einer nur kurzen oder schon längeren Karriere auf der schiefen Bahn. Die meisten von ihnen sind Jungen und junge Männer. Eine Statistik der Jugendanstalt Hameln listet die Deliktgruppen auf, für die Jugendliche »eingefahren sind«. Sie kann als repräsentativ gelten. Demnach sitzen 40 Prozent von

ihnen wegen Raub und Körperverletzung ein, 19,6 Prozent wegen Diebstahl, 3,9 Prozent wegen Brandstiftung (siehe Tabelle). Sie machen zahlenmäßig nicht die Mehrheit aus, aber überproportional hoch ist der Anteil von Migranten im Jugendgefängnis. Viele von ihnen kommen aus dem einstigen Jugoslawien, aus den Maghreb-Staaten und aus Vorderasien. Bundesweit waren die Zahlen der Gewaltkriminalität seit dem Jahr 2007 insgesamt über Jahre rückläufig, von rund 21.700 auf


*Eingeteilt nach dem jeweils schwersten Delikt, das die Jugendlichen begangen haben. Quelle: Niedersächsisches Justizministerium

rund 18.000 registrierte Straftaten im Jahr 2014. Darauf folgte ein neuer deutlicher Anstieg. »Daten der Kriminalitätsstatistik belegen, dass der Anstieg der Gewaltkriminalität primär die nichtdeutschen Jugendlichen betrifft und mit der Zuwanderung von Flüchtlingen zusammenfällt«, heißt es dazu in einer neuen Studie der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (zhaw) zur Jugendgewalt in Deutschland, die unter anderem vom hannoverschen Kriminologen Professor Christian Pfeiffer veröffentlicht wurde. Den neuen Trend haben die Forscher jetzt analysiert. Schülerbefragungen waren dabei hilfreiches Instrument. Demnach »ergeben sich bei kulturellen Variablen große Unterschiede. Alle Migrantengruppen berichten mehr als doppelt so häufig davon, in der Kindheit schwere elterliche Gewalt erfahren zu haben, d.h. sie wurden geschlagen, getreten oder verprügelt«, so die Studie. Zudem sei auffällig, dass vor allem bei türkischen Jugendlichen und Jugendlichen aus dem ehemaligen Jugoslawien Machonormen hoch im Kurs stehen: Eine Aussage wie »Ein Mann, der nicht bereit ist, sich gegen Beleidigungen mit Gewalt zu wehren, ist ein Schwächling« wird von nur 2,7 Prozent der deutschen befragten Schüler unterschrieben, unter Türken und Ex-Jugoslawen unterschreibt das vorbehaltlos jeder Sechste.

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Delikte jugendlicher Straftäter* Körperverletzung oder Raub: 40 % Diebstahl 19,6 % Erpressung/räuberische Erpressung 9 % Betrugsdelikt 6,4 % Drogendelikt 6,4 % Tötungsdelikt 5,7 % Sexualdelikt 5,7 % Brandstiftung 3,9 % Sonstige Delikte 3,2 %

Ein weiterer auffälliger Zusammenhang sei beim Blick auf Freundschaften unter Jungs zu finden. »Soziale Identifikation« nennt Pfeiffer das. Unter den Türkischstämmigen habe nur jeder Dritte Jugendliche deutsche Freunde, in einer Vergleichsgruppe, bei Jugendlichen aus der ehemaligen Sowjetunion, jeder Zweite. Auch die emotionale Identifikation mit Deutschland und seinen Normen sei unter türkischstämmigen Jugendlichen besonders schwach ausgeprägt. Nur 26 Prozent von ihnen fühlen sich zugehörig. »Die Auswertungen legen nahe, dass es nicht allein die schlechtere sozio-ökonomische Situation und die Bildungsbenachteiligung ist, die Migrantinnen und Migranten häufiger zu Gewaltverhalten motiviert«, so das Fazit der Forscher. »Zu beachten sind vielmehr die kulturellen, auch religiös bedingten Unterschiede, die sich in der Kindererziehung ebenso zeigen wie in der Wertschätzung gewalt­affiner Orientierungen.« So stimmten beispielsweise bei einer Schülerbefragung unter muslimisch-stämmigen Schülern in Niedersachsen 70 Prozent folgender Aussage zu: »Der Koran ist das einzig wahre Glaubensbuch, die darin festgehaltenen Regeln müssen genau befolgt werden.« Und noch 30 Prozent können sich »gut vorstellen, selbst für den Islam zu kämpfen und [das] Leben zu riskieren«. Pfeiffer und seine Kollegen plädieren gleichwohl dringend für Familiennachzug von Flüchtlingen. In der Politik ist das umstritten. Für die Forscher ist klar: Die Familie gebe den jungen Männern Halt, Beständigkeit, Werte. Auf den nächsten Seiten erzählt Asouad (19) aus dem Norden Syriens, der aktuell im Jugendknast in Bremen einsitzt, seine persönliche Geschichte.

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So oft stehen Jugendliche unter Verdacht (14- bis 18-jährige) Tatverdächtigenbelastungszahl 3500 3500

2962,4

3000 3000

2500

2508,0

2500

2000

nichtdeutsch

2462,2

2000

1500 1500

1085,9

1000 1000 500 500

00

deutsch

811,4

2000

2005

2010

Die Tatverdächtigenbelastungszahl gibt an, wie viele Tatverdächtige es auf 100.000 Einwohner der entsprechenden Bevölkerungsgruppe gibt. Quelle: Institut für Delinquenz und Kriminalprävention, Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (zhaw)

506,5

2015


IM VERTRAUEN Dunkler alter Backstein, Stacheldraht, die Fenster schallgeschützt und vergittert. 45 Jugendliche haben im Jugendgefängnis, Haus IV der Justizvollzugsanstalt Bremen, Platz. Aktuell sitzen dort 25 ein. Asouad (19) ist einer von ihnen. Asphalt hat er seine Geschichte erzählt.* Das erste einer Reihe von Knast-Interviews. Asouad, auf deinem Rücken sah man beim Hanteltraining einen Schriftzug. Hat der eine Bedeutung? Das Tattoo ist der Name meiner Ex-Freundin. Habe ich mir aber erst hier machen lassen. In Syrien hatte ich daran nie gedacht, da hatte ich mit Tätowierungen auch gar keine Berührung. Das erste habe ich mir im Libanon auf der Flucht stechen lassen, ein kleines nur. Dann in der Türkei mehr, in Deutschland dann noch mehr. Jetzt sehe ich so aus.

Ein starker Mann dank Tattoos? Nein, ein Mann mit Erinnerungen in der Haut. Nicht immer gute. Eine anderes zum Beispiel ist die Erinnerung an mein ungeborenes Kind, das meine Freundin leider verloren hat. Ein weiteres ist das Datum, an dem mein Cousin gefallen ist.

Seit wann bist du in Deutschland und wie kamst du her? Seit 2016. Mit einem Boot ging es los von Bodrum in der Türkei nach Griechenland. Vorher waren wir aus Aleppo zu Bekannten in den Libanon geflohen, weil im Bürgerkrieg unser Haus in der Nähe von Aleppo bombardiert worden war. Meine Mutter und ich wurden dabei verletzt. Da hatte meine Mutter sich zur Flucht entschieden. Meine Mutter, mein jüngerer Bruder und meine Schwester sind jetzt hier in Bremerhaven. Mein älterer Bruder kam erst viel später nach, der lebt auch nicht bei uns, der ist im Saarland. Meine Mutter hatte damals entscheiden, dass ich es als erstes und allein versuchen sollte. Dafür hatte sie monatelang gespart.

Für die Schleuser?

Zuhause in Syrien hatte unsere Familie eigentlich ein tolles Leben. Wir sind zur Schule gegangen, einige von uns haben eine Ausbildung gemacht, so sollte es eigentlich weitergehen. Niemals hatte ich mir vorgestellt, dass ich mal in Haft lande. Hier schonmal gar nicht. Aber als wir dann in Bremerhaven waren, gab es nix für mich zu tun. Es gab kein Geld und keine Arbeit. Da habe ich schlechte Leute kennen gelernt und mich ihnen angeschlossen. Das hat mich hierhergebracht. Ich hätte auf meine Mutter hören und meine Ausbildung hier in Deutschland weiterführen sollen. Konnte ich aber nicht.

Was wolltest du denn werden? Friseur, das ist mein Traumberuf. Damals in Syrien schon. Friseur, das ist so kunstfertig, das ist Arbeit mit und für Menschen und man lernt so auch ganz gut Mädchen kennen. [lacht] Aber das ist ja jetzt erstmal in Ferne gerückt.

Seit wann bist du hier im Jugendgefängnis? Seit April.

Weshalb? Wegen des Molotowcocktails. Also offiziell Brandstiftung. Vorausgegangen war ein harter Konflikt mit einigen Bulgaren und mir. Dabei ging es um Drogen, Dealerei und sowas. Ich allein wurde von mehreren von den Bulgaren heftig verprügelt und mit Messer oder Flaschenhals oder sowas ziemlich verletzt. Das war so demütigend, das hatte mich so wütend gemacht. Da beschlossen die ›Kollegen‹ und ich, es denen zu zeigen. Da habe ich den Brandsatz geworfen.

Genau.

Was hat deine Mutter dazu gesagt? Wieviel kostete das?

[unter Tränen] Meine Mutter ist jetzt meine größte Sorge.

Alles weiß ich nicht. Aber die Schleuser in der Türkei haben 1.700 Dollar bekommen, damit ich mit aufs Boot kam.

Hat sie dich schon besucht? [nickt]

Du sitzt jetzt hier im Jugendknast. Das war sicherlich nicht dein Ziel, als du von der Türkei aus aufgebrochen bist. Was war damals deine Idee, dein Traum?

Ist sie dir böse? Sie sagt: Alles wird gut.


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Du bist jetzt sechs Monate hier. Wie fühlte sich dein erster Tag im Gefängnis an? Das ist ganz schwer zu beschreiben. Mein erster Gedanke war: Jetzt hast du dein Leben total zerstört. Da war reine Leere. Nach einiger Zeit habe ich dann angefangen, hier Aufgaben zu übernehmen. Ich bin jetzt sowas wie Hausarbeiter und Putzmann hier im Knast. Ich leere die Mülleimer, ich sorge dafür, dass alles läuft, und ich teile Essen aus. Man vertraut mir, das macht mich ein bisschen stolz und deshalb darf tagsüber auch die Tür zu meinem Haftraum offenstehen. Aber wenn ich abends wieder komplett eingeschlossen werde, ist das Gefühl von dieser absoluten Abwesenheit von Freiheit wieder da. Ganz schlimm ist das.

Du sagst, es sei bei der Schlägerei um Drogen gegangen. Bist du selbst süchtig? Nein, ich nehme keine Drogen mehr, auch wenn man im Knast wirklich alles kriegen kann. Ich will aber mein Leben ändern. Ich habe hier viel Zeit zum Nachdenken gehabt. Ich hätte eine andere Wahl gehabt. Das hat man nämlich immer. Aber draußen war mir das nicht klar. Hier will ich ein besserer Mensch werden. Drogen passen dazu nicht. Ich hätte auch den Hausarbeiterjob nicht, wenn ich Drogen nähme. Denn regelmäßig wird der Urin kontrolliert. Würden die hier bei mir was finden, wäre das Vertrauen kaputt.

sagt. Für Freundschaften, haben sie gesagt, musst du immer die Taschen voll haben, musst immer was geben können. Ich habe das nicht geglaubt damals. Aber heute weiß ich, dass sie Recht haben. Nur in der Familie gibt es echte Freundschaft.

Hast du Freunde im Knast?

Bist du religiös?

Echte Freundschaft gibt es nicht. Weder hier noch draußen. Das haben schon meine Eltern immer ge-

Sagen wir so: Meine Mutter hat mir gesagt, dass es verboten ist, so zu leben, wie ich gelebt habe. Aber streng religiös sind

»Leider übernehmen manche Gefangene die Erfahrungen und Strukturen, die sie im Jugendarrest kennengelernt haben, nicht«, erzählt Gesa Lürßen, Leiterin des Bremer Jugendknasts. »Dabei wurde ihnen hier ein Tagesablauf gezeigt, der ihnen helfen kann, den Tag zu strukturieren. Sie sind hier zur Schule gegangen, haben sich ausprobieren können.« Sie lernen Pünktlichkeit, Teamfähigkeit und, dass etwas Regelmäßiges sinnvoll sein kann. Doch viele Jugendliche wollen auch im Knast den »starken Mann« markieren, sich beweisen. Unruhe und Streit gebe es im Jugendknast mehr als im Gefängnis für Erwachsene, und so kommen manche nach der Entlassung irgendwann wieder, so Lürßen. Die offizielle Rückfallquote bundesweit liegt bei 75 Prozent. Dabei ist die Betreuung im Jugendstrafvollzug intensiver. Es gibt Sprach-, Alphabetisierungs- und Integrationskurse, Sozialarbeit, Berufshilfe und Gewaltprävention. Es gibt eine Kunstwerkstatt, einen internen kleinen Bauernhof mit Gemüseanbau, mit Schwein, Hühnern und Ziegen. Dazu Fußball, Volleyball, Krafttraining. Doch all das hinter Schloss und Riegel. Die Jugendstrafgefangenen verbüßen im Durchschnitt etwa 13 Monate hinter Gittern.


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Hast du Angst vor Abschiebung nach der Haftentlassung? Ja.

Könnte man daran was ändern? Deutschland kann mir vertrauen.

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Während wir geredet haben, hast du die ganze Zeit an dem Ring an deinem Finger gedreht. Was ist das für ein Ring?

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Ein Geschenk von meinem Vater.

Vielen Dank für das Gespräch. Interview: Volker Macke/Fotos: Benjamin Eichler

*Für die teils notwendige Simultanübersetzung aus dem Arabischen während des Gesprächs danken wir dem Übersetzer der JVA Noureddine Marhoum. Das Wort »Vertrauen« aber benutzte Asouad immer auf Deutsch. Anzeige

wir nicht. Trotzdem möchte sie, dass ich eine Frau aus unseren Kreisen heirate, wenn ich hier rauskomme. Sie hat sogar schon eine gefunden. Ich kenne sie aber noch nicht.

a m n e s t y a f t e r wo r k Schreiben Sie für die Menschenrechte – gegen Verfolgung, Gewalt und Folter

Wenn man Familie hat, weiß man wo man hingehört? Wenn man Familie hat, dann sorgt man 24 Stunden am Tag für sie. Das würde ich auch. Aber eine Frau würde ich mir schon lieber gern selber suchen, wenn ich ehrlich bin.

In deiner eigenen Zelle hängt eine Fahne des nordsyrischen Gebietes Rojava. Bist du kurdischer Abstammung? Nein. Aber in der Region, in der wir wohnten, lebten mehrheitlich Kurden. Und mein Vater stammte aus Efrin, einer Stadt im Rojava-Gebiet. Und alles, was sich im Moment in Syrien abspielt, kommt von dieser Familie Assad. Das ist eine ganz, ganz böse Familie. Sein Vater, sein Cousin, alle. Diese Familie denkt nur an sich, nicht an Syrien. Man kann ihr nicht vertrauen. Die Kurden wurden von der Assad-Familie schon immer ungerecht behandelt. Jetzt kämpfen sie für sich. Das ist sehr, sehr gut. Man muss für sich kämpfen.

Willst du zurück, wenn du aus dem Gefängnis entlassen wirst? Dich ihnen anschließen? Nein. Syrien, das ist Vergangenheit. Ich arbeite jetzt an einem geraden Weg. Hier in Deutschland.

Gemeinsam für die Menschenrechte Sie können helfen: Wir laden Sie herzlich ein, uns montags zu besuchen. Lassen Sie Ihren Tag mit einer guten Tat bei Kaffee, Tee und Gebäck ausklingen, indem Sie sich mit Faxen, Petitionen oder Briefen gegen Menschenrechtsverletzungen in aller Welt einsetzen. Öffnungszeiten: Montag 18 bis 19 Uhr after work cafe Dienstag 11 bis 12 Uhr, Donnerstag 18.30 bis 19.30 Uhr amnesty Bezirksbüro Hannover Fraunhoferstraße 15 · 30163 Hannover Telefon: 0511 66 72 63 · Fax: 0511 39 29 09 · www.ai-hannover.de Spenden an: IBAN: DE23370205000008090100 · BIC: BFSWDE33XXX Verwendungszweck: 1475


Das muss mal gesagt werden … Es ist momentan gar nicht einfach, sich für ein Thema zu entscheiden. Es gibt einfach zu viele Baustellen. Da ist die Bundeswehr, die mit Raketen spielt und ein Moor in Brand setzt. Da ist ein Innenminister, der sich mit unsinnigsten Entscheidungen endgültig ins politische Aus katapultiert. Da ist die RWE, die den Hambacher Forst vernichten will, um auf die Schnelle noch einige Milliönchen zu machen (oder sind es Milliarden), bevor es zum Kohleausstieg kommt. Da ist das ewige Thema Abschiebung der Flüchtlinge, die wir doch eigentlich so dringend bräuchten, denn Arbeitskräftemangel herrscht inzwischen in fast allen Bereichen. Da sind die Bauern, die eine Entschädigung für erlittene Verluste durch die Trockenheit des letzten Sommers haben möchten. Da ist das Meer mit den Bergen an Plastikmüll, da sind die Pole, die schmelzen, … und … und … und. Aber nach all den Katastrophen gibt es auch etwas Positives: In diesem Jahr ging der Friedensnobelpreis an zwei außerordentlich mutige, wunderbare Menschen. Und vielleicht sollten wir uns einfach auf einen schönen Herbst freuen!

Karin Powser

Karin Powser lebte jahrelang auf der Straße, bevor ihr eine Fotokamera den Weg in ein würdevolleres Leben ermöglichte. Ihre Fotografien sind mittlerweile preisgekrönt. Durch ihre Fotos und mit ihrer Kolumne zeigt sie ihre ganz spezielle Sicht auf diese Welt.


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AUS DER SZENE

Hilfe für Süchtige

18 Foto: V. Macke

Lehrte. Mehr direkte Hilfe für Drogensüchtige in Lehrte: Der Verein Drogenberatung Lehrte e.V. (DroBeL) will die Szenebetreuung intensivieren und mehr an das bereits existierende Café andocken. DroBeL arbeitet seit 1994 mit Menschen, die suchtgefährdet sind oder an einer bestehenden Suchterkrankung leiden. Der Verein bietet Beratungen, psychosoziale Betreuung und ein niedrigschwelliges Café mit freizeittherapeutischen Angeboten an. In der Vergangenheit hatte sich ein Treffpunkt suchtkranker Menschen auf dem Gelände der Deutschen Bahn etabliert, bis dieser Bereich aufgrund vermehrter Beschwerden mit einem Zaun unzugänglich gemacht wurde. Der Treffpunkt befand sich in unmittelbarer Nähe zu DroBeL, wodurch die Möglichkeit bestand, bei Drogennotfällen und Ausein­ andersetzungen seitens der Beratungskräfte zeitnah einschreiten zu können. Der Verein beabsichtigt nun, den Szenetreff auf das Gelände von DroBeL umzusiedeln. Des Weiteren ist geplant, zwei geringfügig Beschäftigte einzustellen, die unter anderem die Besucherinnen und Besucher auf dem Gelände beaufsichtigen sollen. Die Region Hannover fördert das neue Projekt mit rund 6.000 Euro. Eine Umfrage unter den derzeitigen Nutzern des DroBel-Cafes hatte gezeigt, dass eine beaufsichtigte Aufenthaltsfläche von 80 Prozent der Nutzer angenommen werden würde. Die Stadt Lehrte Selbst hatte eine Förderung in Höhe von 10.000 für das neue Projekt in Aussicht gestellt aber von einer Gegenfinanzierung durch die Region abhängig gemacht. MAC

Wohnungen für obdachlose Frauen Hannover. Mehr Übergangswohnraum für wohnungslose Frauen hat die Regionsversammlung nach zähem monatelangem Ringen jetzt beschlossen. Der FDP-Regionsabgeordnete Klaus Nagel hatte im April zusätzliche Unterbringungsmöglichkeiten für obdachlose Frauen gefordert, nachdem er von den unzureichenden Kapazitäten des Projekts »FrauenZimmer« des Vereins Selbsthilfe für Wohnungslose (SeWo) im Volgersweg gehört hatte. Daraus wurde alsbald ein gemeinsamer Antrag der FDP mit der Fraktion DIE LINKE, Bündnis 90/Die Grünen und der Gruppe REGION, das Projekt in unmittelbarer Nähe zum Szenetreffpunkt für obdachlose Frauen »Szenia« zu unterstützen. Bis dahin waren fünf Wohnplätze, bestehend aus drei Einzelbettzimmern und einem Doppelbettzimmer gefördert worden, 18 wären in dem Gebäude möglich gewesen. Verwaltung und Regionskoalition aus SPD und CDU hatten dem Antrag zunächst aber anlehnend gegenübergestanden. Nun die Wende: Einstimmig beschloss der Sozialausschuss der Regionsversammlung im Oktober, mehr Unterbringungsplätze zu fördern, sobald eine dafür geeignete Wohnung in dem Gebäude frei wird. Dem Vernehmen nach ist genau zum Ende des Jahres das der Fall. »Für Frauen in akuten Wohnungsnotfällen ist das ein ganz wichtiges Angebot. Klar ist aber auch, dass die zusätzlichen Mittel für das FrauenZimmer nur ein erster Schritt sein können. Wir müssen den Fokus noch stärker auf die Prävention richten und Menschen unterstützen, bevor sie ihre Wohnung verlieren, gleichzeitig aber auch weitere Unterstützungsangebote für wohnungslose Frauen schaffen«, kommentierte die sozialpolitische Sprecherin der Regionsfraktion der Grünen, Sinja Münzberg, den Beschluss. FDPMann Nagel zeigte sich sehr zufrieden. Und: »Diese erfolgreiche gemeinsame Aktion der kleineren Parteien zeigt, dass die kleineren Parteien sich immer öfter durch Geduld, Zielstrebigkeit und soziale Verantwortung nicht abhalten lassen, sich für sozial schwächere Menschen einzusetzen«, so die Gruppe »Die Region«. Im Zusammenhang mit der Abstimmung hat die Regionsverwaltung angekündigt, im November ein umfassendes Hilfe- und Finanzkonzept für obdachlose Frauen in der Region Hannover vorlegen zu wollen. Bisher sei aber nicht mal klar, wie viele Menschen überhaupt in der gesamten Region wohnungslos sind. Zwar gebe es Schätzungen, die die Zahl der Wohnungslosen allein in der Landeshauptstadt auf 4.000 schätzen, belastbare Zahlen aus den Umlandkommunen aber gebe es bisher nicht. MAC

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Foto: Torsten Krueger/picture alliance

MILLIONEN FÜR WOHNUNGEN Die Bevölkerungszahl in der Region Hannover wächst. Bezahlbarer Wohnraum wird immer knapper. Bis zum Jahr 2025 werden rund 28.000 Wohnungen fehlen. Mit 60 Millionen Euro will die Region nun den Wohnungsbau unterstützen. Steigende Einwohnerzahlen, Zunahme von Ein-Personen-Haushalten, unzureichende Investitionen in den sozialen Wohnungsbau – auch in Hannovers Umland wird bezahlbarer Wohnraum knapp. Eine Untersuchung im Auftrag der Region Hannover hat ergeben, dass rund 28.000 zusätzliche Wohnungen bis zum Jahr 2025 entstehen müssten, um den Bedarf zu decken. »Wer gut verdient, hat immer noch Chancen, eine attraktive Wohnung zu finden«, sagt Regionspräsident Hauke Jagau. »Aber für Menschen mit kleinem und mittlerem Einkommen wird das zunehmend schwerer.« Aus diesem Grund hat die Region bereits 2014 ein erstes Wohnraumförderprogramm zur Unterstützung des sozialen

Wohnungsbaus auf den Markt gebracht. 2016 startete sie die WohnBauInitiative. Damit setzt die Region Hannover bei der Schaffung neuer, preiswerter Wohnungen auf zwei wesentliche Kernelemente: »Förderung« in Form von passenden Förderprogrammen des Landes und der Region und »Fläche«, als Grundvoraussetzung für zusätzlichen Wohnraum.

»Tropfen auf dem heißen Stein« Nun soll noch ein weiterer Baustein dazu kommen – eine pauschale Förderung. Jeweils 20 Millionen Euro, so der Vorschlag


»Nur Neubau hilft« Wohnungsbau: Regionspräsident Hauke Jagau (re.) und die Dezernentinnen Christine Karasch (Mitte) sowie Andrea Hanke haben neue Pläne.

der Regionsverwaltung, sollen in den Jahren 2019 bis 2021 zur Verfügung gestellt werden und direkt in die Kassen der Kommunen fließen, in denen neuer Wohnraum entsteht. Der Bau von rund 4.000 Wohnungen könnte so pro Jahr gefördert werden. Sollte mehr Wohnraum entstehen, will die Region die Förderung aufstocken. Als »Tropfen auf dem heißen Stein« bezeichnet Jessica Kaußen, Fraktionsvorsitzende von DIE LINKEN in der Regionsversammlung, diese Förderung. »Bei 20 Millionen Euro pro Jahr, welche die Region den 21 Städten und Gemeinden über einen Zeitraum von drei Jahren geben möchte, macht das knapp eine Million Euro pro Jahr und Kommune. Wir fordern deshalb 200 Millionen Euro pro Jahr für fünf Jahre.« Damit diese Summe gestemmt werden könne, müssten Genossenschaften, die Hannoversche Volksbank und die Sparkasse Hannover mit einbezogen werden, erklärt Kaußen.

»Anreize schaffen«

Wo neuer Wohnraum entsteht, muss immer auch die Infrastruktur angepasst werden. »Das Geld geht deshalb nicht an die Wohnbaugesellschaften, sondern an die Städte und Gemeinden«, erläutert Sozialdezernentin Andrea Hanke. Deshalb sei das Programm auch eine Ergänzung zu den bestehenden Programmen, die sich an die Wohnungswirtschaft richten. Wie die Kommunen letztendlich von der Förderung Gebrauch machen, können sie selbst entscheiden. Neben der Bauwirtschaft auch andere Akteure einzubeziehen mache Sinn, bekräftigt von Thadden. »Alles entscheidend bleibt aber, dass in einem großen Wurf bezahlbarer Wohnraum entsteht. Kommt es nicht dazu, brauchen wir uns über Infrastruktur und sonstige Nebenaufgaben in diesem Zusammenhang nicht mehr viel den Kopf zu zerbrechen.« Um den Mangel an bezahlbarem Wohnraum nachhaltig zu bekämpfen, gibt es für Reinold von Thadden nur eine Möglichkeit: »Im unteren Segment hilft nur der Neubau und immer wieder der Neubau. Günstiges Bauland und Anreize für die Bauwirtschaft in günstigen Wohnbau zu investieren, sind gefragt. Hilfsmittel, wie etwa Preisbremsen, helfen zwar, führen dauerhaft aber nicht zum Ergebnis.« Grit Biele Anzeige

Die geplante Förderung der Region ist je nach Art des Wohnraums gestaffelt. Für Ein- und Zwei-Familienhäuser gibt es pro Wohneinheit einen Zuschuss von 1.500 Euro, für Mehrfamilienhäuser 5.500 Euro je Wohnung. Im sozialen Wohnungsbau zahlt die Region zusätzlich 3.000 Euro pro Wohnung – vorausgesetzt, die Sozialbindung läuft mindestens 20 Jahre. »Die Staffelung war uns wichtig, um gezielt Anreize für den Bau von Mehrfamilienhäusern zu setzen«, erläutert Planungsdezernentin Christine Karasch. Zwar seien in den vergangenen 20 Jahren viele Neubaugebiete mit Ein- und Zweifamilienhäusern entstanden, der Geschosswohnungsbau allerding sei vernachlässigt worden.

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Foto: Kreutz

Für den Deutschen Mieterbund ist neben der Art der neugebauten Häuser auch die Bezahlbarkeit des neu entstandenen Wohnraums wichtig. »Entscheidend ist, dass endlich – bezogen auf den Geldbeutel – das untere und zunehmend auch das mittlere Segment der hannoverschen Bevölkerung in vernünftigem Umfang von den Maßnahmen profitiert«, betont der Justiziar beim Deutschen Mieterbund in Hannover, Reinold von Thadden. Die Tatsache, dass genug gebaut werde, reiche nicht aus, wenn im Wesentlichen weiterhin »nur Reich für Reich« baut, ergänzt von Thadden.

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AUS DER SZENE

Weißekreuzplatz: »Ganz verschieden«

Foto: U. Matthias

Hannover. Die Nutzer des Weißekreuzplatzes wehren sich gegen »einseitige Berichterstattung« in der Presse. In einem offenen Brief, der von einem Kern von regelmäßigen Besuchern verfasst wurde, verwahren sie sich dagegen, »in einen Topf mit Prostituierten und Dealern geworfen« zu werden. »Wir sind ganz verschieden, manche haben eine Wohnung und manche nicht«, heißt es in dem Schreiben und weiter: »Was uns eint ist, dass wir diesen öffentlichen Platz nutzen, um Freunde und Bekannte zu treffen, weil der Weißekreuzplatz zu unserem Wohn­umfeld gehört.« Weil ein solcher O-Ton aus der Szene selten ist, dokumentieren wir im Folgenden den weiteren Wortlaut nur leicht gekürzt. »In der Zeitung ist dann vom »Konzept Sicherheit und Ordnung« die Rede, ein Konzept, dass ausschließlich darin besteht, Obdachlose und Langzeitnutzer von öffentlichen Plätzen zu vertreiben. Warum hat Niemand geschrieben, wie lange die Wartezeit auf eine Wohnung ist, wenn man eine beim Amt für Wohnungswesen beantragt? Es kränkt uns, wenn [man] so tut, als sei jeder hier obdachlos oder als seien die Obdachlosen auf dem Weißekreuzplatz ein Prob-

lem. Wir bekommen von einer Firma und dem Ordnungsdienst beispielsweise Mülltüten und werfen unseren Müll dort hinein, damit der Platz nicht vermüllt. Wir fegen unseren Platz und sammeln unsere und auch fremde Pfandflaschen. Und wir betteln weder aggressiv, noch ist hier eine Drogenszene, es sei denn, sie kommt mit den an anderen Orten Vertriebenen zu uns. Manche von uns trinken nicht mal Alkohol. Nicht Jeder hat das Geld, sich in einem Café zu treffen oder möchte das direkte Umfeld seines Wohnortes verlassen. Natürlich wird der Weißekreuzplatz von Einigen auch genutzt, weil er so zentral liegt, dass man von hier aus die Hilfseinrichtungen erreichen kann, die teilweise benötigt werden. Mecki, Zentrale Beratungsstelle, Stellwerk, Zahnmobil und vier Essenausgaben. Gemessen an der Vielzahl der Nutzer ist der Platz weder vermüllt, noch wird hier aggressiv gebettelt. Wer zu stark stört, kann ja vom Ordnungsdienst des Platzes verwiesen werden, doch eine Kollektivbestrafung für uns Alle, entbehrt jeder rechtlichen und moralischen Grundlage.« UM

96plus stark für die Aidshilfe Die Hannöversche AIDS-Hilfe kann wieder ein erweitertes Hilfsangebot anbieten – auch dank 96plus, das die Präventions- und Bildungsarbeit des Vereins mit einer großzügigen Spende unterstützt. 96-Klubchef Martin Kind und Johann-Friedrich Dempwolff, Geschäftsführer von 96plus-Hauptpartner Johnson Controls, übergaben der Hannöverschen AIDS-Hilfe einen symbolischen Spenden-Scheck in Höhe von 3360 Euro. Das Geld ermöglicht dem Verein die Ausweitung seines Angebots um einen sogenannten STI-Check (sexually transmitted infections). Angesprochen werden Menschen mit einem erhöhtem Risiko- und Sexualverhalten. Die STI-Checks in den Räumen des Vereins in der Langen Laube 14 sind anonym und beinhalten eine professionelle Beratung von geschulten Mitarbeitern. Bernd Weste, Geschäftsführer der Hannöverschen AIDS-Hilfe, freute sich über die 96plus-Spende. „Das hilft uns sehr“, sagt Weste. Neben der Erweiterung um die STI-Checks wird die Präventions- und Bildungsarbeit der AIDS-Hilfe durch die Spende von 96plus gefördert.


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Foto: V. Macke

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STEUERN STEUERN? Steuergerechtigkeit? Mittelstandshilfe? Scheue Reiche? In der Talk-Reihe im hannoverschen ka:punkt war Ex-Wirtschaftsminister Jörg Bode (48, FDP) streitbarer Gast der Landesarmutskonferenz. »Deutschland geht es eigentlich blendend, so viel Geld wie es hier gibt«, da waren sich Moderator Klaus-Dieter Gleitze und sein Gast, der stellvertretende Vorsitzende der FDP-Landtagsfraktion, einig. Und mehr noch: Gerecht gehe es in Deutschland dennoch nicht immer zu. »Wer in Niedersachsen weniger als 918 Euro zur Verfügung hat, gilt als relativ arm«, so Gleitze. »Das gilt für 1,2 Millionen Niedersachsen, 16 Prozent der Bevölkerung.« Bei gleichzeitig immer mehr Milliardären in Deutschland. Das könne so nicht bleiben. Aber was tun? Umverteilen? Fakt sei, »dass es einigen gesellschaftlichen Gruppen in Deutschland nicht so gut« geht. Und das, obwohl bereits seit Jahrzehnten rund ein Drittel bis die Hälfte eines Bundeshaushalts in die Sozialetats fließe, also umverteilt werde. »Es kommt also offenbar nicht hilfreich an«, so Bode. Deshalb müsse geguckt werden, »wo genau die Kosten aus dem Ruder laufen«. Das sei so beim Wohnen, bei den Renten und im Bereich der Wohnnebenkosten. »Die Umverteilung versickert heute in bürokratischen Systemen. Und diese funktionieren im Moment eher für die Findigen als für die Bedürftigen«, sagte der Ex-Wirtschaftsminister. Seine Idee: Alle Transferleistungssysteme in ein einziges überführen. Ansprüche über die Steuerzahlungen verrechnen und dort, wo überhaupt keine Steuern gezahlt werden, ein so genanntes Bürgergeld einführen. »Also ein bedingungsloses Grundeinkommen?«, fragte Gleitze. »In Teilbereichen hat es andere Facetten, weil wir die Ansprüche nach Er-

werbsarbeitszeit und nach Engagement staffeln würden, aber das Bürgergeld ist nicht weit von der Grundeinkommensidee entfernt«, so Bode. Müsste nicht vielmehr wieder eine Reichensteuer eingeführt werden? Der Spitzensteuersatz erhöht? Und Steuern auf Aktienkäufe erhoben werden, fragte Gleitze. Vereinheitlichen sei das Gebot der Stunde, so Bode. »Es kann nicht sein, dass diejenigen, die sich auskennen und findige Berater haben, viel absetzen können und der kleine Angestellte in die Röhre guckt.« Allerdings glaube er aufgrund der föderalen Struktur in Deutschland nicht, dass sich eine solche Änderung durchsetzen ließe. Und in Sachen Vermögenssteuer fehle schlicht die Effektivität. Gerade die Superreichen sind nicht darauf angewiesen, ihr Geld in Deutschland zu haben oder zu investieren. Die Welt steht denen offen und wir können das nicht ändern«, beschreibt Bode die begrenzten Einflussmöglichkeiten der Politik. Sollte die Vermögenssteuer wieder eingeführt werden, hätte das die Auswanderung der Reichen in die Schweiz, nach Österreich oder Übersee zur Folge. Getroffen würde am Ende die Mittelschicht, die das gegenfinanzieren müsse, so Bode. Im Publikum führte das zu harschen Zwischenrufen und Lobbyistenvorwürfen an den FDP-Mann. »Ich sagte schlicht, wovon ich überzeugt bin«, so Bode. Volker Macke


Meine Worte

Texte aus der Asphalt-Schreibwerkstatt. Diesmal: Tiergedichte und Leserfragen.

Das Pferd Es war einmal ein Pferd, das fand, es war nichts wert dem Reiter auf dem Rücken, den tat es wohl entzücken.

Foto: siridhata/shutterstock.com

Er träumte von Galopp, vielleicht auch ganz salopp. Doch alles wurde doch ein Flop, denn dieses Pferd war wirklich nichts wert. Es war ein Gaul,

besonders faul. HaDe 1902

Das Schaf Das rosarote Schaf, war von morgens bis abends sehr sehr brav.

Die Farbe der Wolle kam von der Rote Beete Knolle. Es wurde auch nicht grün, als es Gras fraß. Da kam ein Knilch und gab ihm Milch. Was passierte da? Es gab wieder normale olle Woll(e).

Der Hund Es war einmal ein Hund,

der trieb es wirklich bunt. So beliebte er in allen Fällen Zunächst einmal ganz laut zu bellen. Ein Mann gab ihm was zu fressen,

Inge-Lore

das konnt er nur vergessen. Der Mann holte die Leine, da machte der Hund ihm Beine. Hasso Diedrich

Foto: Robert Kneschke/fotolia.com

Wie toll.


Ein Leser oder eine Leserin nutzte bei unserem Tag der offenen Tür die Möglichkeit, anonym Fragen einzureichen. Die Teilnehmer unserer Schreibwerkstatt geben Antwort. Leserfrage:

Finden Asphalt-Verkäufer es in Ordnung, angesprochen zu werden? Die Antworten: Natürlich kann man sich mit uns unterhalten. Ein gutes Gespräch ist immer für jeden gut, für Verkäufer, aber auch für Käufer. Wichtig ist mir aber, dass Jeder Verständnis dafür hat, dass wir auch für andere Käufer ansprechbar bleiben müssen. Hasso Diedrich Ob wir Asphaltverkäufer auf der Straße angesprochen werden dürfen? Das ist doch keine Frage! Wie soll denn sonst ein Gespräch, ein gegenseitiges Kennenlernen zustande kommen? Wir Asphalt-Verkäufer sind angehalten, auf der Straße offen, aber nicht aufdringlich zu sein. Wir sind in der Regel deutlich an unserer Ausstattung erkennbar. Interessenten erkennen wir daran, dass sie zielgerichtet auf uns zu kommen, dass man sich dabei gegenseitig zulächelt oder an ähnlichen Gesten erkennt. Damit ist eigentlich das Eis gebrochen, egal ob danach ein Handel stattfindet oder nicht. Gegenseitige Wertschätzung ist der Schlüssel zu angenehmen Gesprächen, von denen sowohl Verkäufer als auch Kunde Vorteile für sich ziehen können. Unangenehm hingegen sind Menschen, die sich abfällig äußern, die trotz unserer Tätigkeit als Verkäufer es sich nicht verkneifen können, uns auffordern, doch einmal arbeiten zu gehen. Ich neige oft zu der Gegenfrage, ob mein Zeitungsverkauf nicht auch eine Arbeit darstellt. Derartiges passiert mir am Schillerdenkmal in der Innenstadt durchaus häufiger. HaDe 1902

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Foto: Robert Kneschke/fotolia.com

Leser fragen – Asphalt-Verkäufer antworten.

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Seit Juli 2018 wird die Asphalt-Schreibwerkstatt unter neuer Leitung fortgeführt. Im Rahmen des Projekts können Asphalt-Verkäufer kreativ Texte produzieren, spielerisch Ausdrucksweise und Wortschatz pflegen und insgesamt ihre sprachlichen und literarischen Kompetenzen verbessern. Die Asphalt-Schreibwerkstatt wird vom Lions-Club Hannah Arendt in Hannover-Linden und dem Reichsbund gefördert.

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»WAS BEWEGEN« Aus dem Leben: Im Gespräch mit Asphalt-Verkäufer Hasso (53).

Hallo Hasso! Regelmäßige Asphalt-Leser werden dich kennen. Auf unseren »Aus der Szene«-Seiten schreibst du kleine Berichte. Außerdem nimmst du an der Asphalt-Schreibwerkstatt teil. Hast du Spaß am Schreiben? Ja, aber mir geht es auch um die Sache. Ich schreibe hauptsächlich über Freistatt. Da gibt es jedes Jahr ein Sommercamp unter dem Thema »Wohnungslosigkeit«. Freistatt ist eine Gemeinde im Landkreis Diepholz. Ursprünglich ist das eine Arbeiter­ kolonie gewesen. Später wurde die dann zu einem Wohnheim für Menschen ohne Wohnung. Da ist genug Platz für Versammlungen und Gesprächskreise. Es kommen immer so bis zu 120 Leute. Nicht nur aus Deutschland, auch aus Österreich, Dänemark, Irland und Polen.

Und im Sommer 2016 hast du in Asphalt dann das erste Mal darüber berichtet … Genau. Ich habe auch vorher immer mal kurze Texte für Asphalt geschrieben, aber seit ich über das Sommercamp berichte, ist es mehr geworden. Ich schreibe aber nicht nur darüber, ich engagiere mich auch in der »Selbstvertretung wohnungsloser und ehemalig wohnungsloser Menschen«, die das Sommercamp organisiert. Wir wollen was bewegen. Unsere Intention ist, die Wohnungslosigkeit abzuschaffen! Das ist natürlich kaum zu schaffen, aber wenn wir uns nicht bewegen, bleibt alles beim Alten, denn die von oben werden sich erst recht nicht bewegen. Alle, die bei uns mitarbeiten, sind wohnungslos oder waren schon mal davon betroffen. Wir wissen alle, wie sich das anfühlt.

eine Arbeit und eine Wohnung hatte, habe ich die Zeitung immer gekauft. Daher kannte ich Asphalt schon. Und dann, im Werkheim, habe ich mir irgendwann den Mut gefasst, die Zeitung selbst zu verkaufen. Ich stehe früh auf und mache meine Arbeit – wie bei einem normalen anderen Job. Ich freue mich, mir durch den Verkauf auch mal was Kleines leisten zu können, also mir was zu meinem Hartz IV dazuzuverdienen. Da muss ich mich aber auch an meine Zuverdienstgrenzen halten.

Wo kommst du ursprünglich her, Hasso? Dein Dialekt verrät mir, dass es nicht Niedersachsen ist. Sachsen vielleicht? Nein. Sachsen-Anhalt: aus Halle an der Saale. Da habe ich bis zu meinem siebten Lebensjahr gewohnt, dann sind wir nach Eisenach und später in die Nähe von Pirna bei Dresden gezogen, ins Tal der Ahnungslosen. Da habe ich bis nach der Wende gelebt. 1990 habe ich dann im Westen einen Job bekommen und bin nach Eimbeckhausen bei Bad Münder gezogen.

Und wie kamst du dann nach Hannover? Die Firma ist Konkurs gegangen und ich habe von jetzt auf gleich meinen Job verloren. Und dann – ein bisschen später – auch die Wohnung, weil ich die Miete nicht mehr zahlen konnte. Ich hatte einfach zu hohe Kosten und habe über meine Verhältnisse gelebt. Mit dem Job konnte ich mir das alles leisten, aber dann eben nicht mehr. Und in so einer Situation ist es in der Stadt besser als auf dem Land. Man kann sich in die Anonymität flüchten und es gibt mehr Hilfeeinrichtungen. Ich musste ja auch irgendwo unterkommen. So kam ich dann ins Männerwohnheim.

Du also auch? Ich war zwölf Monate wohnungslos, davon knapp einen Monat obdachlos. Das war 2006, zum Glück im Sommer. Wohnungslos ist nicht gleich obdachlos! Das will ich noch mal sagen. Wer obdachlos ist, hat weder Wohnung noch Dach über dem Kopf. Der muss dann richtig auf der Straße leben. Wer wohnungslos ist, hat keine eigene Bleibe, ist aber untergebracht – in einem Wohnheim oder auch bei Freunden.

Möchtest du irgendwann zurück in deine Heimat? Nein. Mein Bruder wohnt woanders und meine Mutter ist tot. Mir gehts hier wunderbar. Ich habe eine kleine Wohnung in Garbsen und fühle mich da sehr wohl. Meine Wünsche für die Zukunft sind nur, dass es mir weiterhin relativ gut geht: gesundheitlich und geistig.

Und das Schreiben? Wie geht es damit weiter? Wie hast du deine Zeit auf der Straße in Erinnerung? Obdachlos war ich ja zum Glück nur kurz. Ich war mehr für mich, alleine unterwegs. Es gab auch ein, zwei brenzlige Situationen, aber ich konnte gut auf mich aufpassen. Und danach war ich im Männerwohnheim Werkheim in der Büttnerstraße in Hannover und hatte da einen sehr guten Sozialarbeiter.

Ich mache das gerne und möchte das auch weiterverfolgen, aber es ist vor allem Mittel zum Zweck. Bei unseren Veranstaltungen mache ich auch Moderationen. Ich muss nicht mit dem Stift arbeiten, ich nehme auch das Mikrofon. Ich will die Interessen, die wir vertreten, öffentlich machen. Dafür muss ich mich gut ausdrücken können. Deshalb will ich weiter dazulernen und Erfahrungen sammeln.

Zu der Zeit bist du auch Asphalt-Verkäufer geworden, oder? Erst am Ende meiner Zeit im Wohnheim, 2007. Als ich noch

Interview und Fotos: Svea Kohl


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Hasso verkauft Asphalt vor dem Haupt­ eingang des Planetencenters in Garbsen und auf dem Wochenmarkt in Neustadt am Rßbenberge.


RUND UM ASPHALT

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Karten für 96! Fußballfans aufgepasst! Asphalt verlost gemeinsam mit Hannover 96 wieder 2 x 2 Karten für ein Top-Heimspiel. Diesmal für den 15. Spieltag (14. bis 16. Dezember):

Hannover 96 – FC Bayern München

Ausgefallen, lecker und nützlich

Wer uns einfach eine Karte, eine E-Mail oder ein Fax mit dem Stichwort »96« schickt, der hat die Chance, zwei Karten in Block S 4 zu gewinnen! Wir drücken ganz fest die Daumen und wünschen viel Glück! Asphalt-Magazin, Hallerstr. 3 (Hofgebäude), 30161 Hannover; gewinne@asphalt-magazin.de oder Fax: 0511 – 301269-15. Einsendeschluss: 30. November 2018.

Kommen Sie mit – zum sozialen Stadtrundgang! Asphalt zeigt Ihnen das andere Hannover. Unsere Verkäuferinnen und Verkäufer führen Sie zu Orten, an denen Wohnungslose keine Randgruppe sind. Ein außergewöhnlicher Stadtrundgang – von ExpertInnen der Straße geführt! An jedem letzten Freitag im Monat gibt es einen offenen Stadtrundgang, dem Sie sich anschließen können. Nächster Termin: 30. November 2018, 15 Uhr. Treffpunkt: Asphalt, Hallerstr. 3, 30161 Hannover. Bitte anmelden unter: 0511 – 301269-20. Teilnahme auf Spendenbasis: ab 5 Euro pro Person. Gruppen vereinbaren bitte gesonderte Termine! Auf Nachfrage auch in englischer Sprache!

Foto: Ulrich Ahrensmeier

96-Verlos

Backen, kochen, handarbeiten und werkeln: Zum 13. Mal findet am 30. November, ab 13 Uhr, der traditionelle vorweihnachtliche Basar in der Kreuzkirche inmitten der Altstadt von Hannover statt. Hier gibt es Adventsgestecke, kunstvolle Holzarbeiten, liebevoll Gestricktes und Genähtes, weihnachtliche Dekorationen, aufwändig gestaltete Weihnachtskarten und kunsthandwerklichen Schmuck – alles gefertigt und bereitgestellt von über 30 ehrenamtlich Engagierten. Selbstgebackene Weihnachtskekse und ein reichhaltiges Kuchen- und Tortenbuffet sorgen für vorweihnachtlichen Genuss. Der Erlös aus dem Basar wird komplett zu Gunsten von Asphalt gespendet. Dafür bedanken wir uns schon jetzt bei allen Menschen, die am Gelingen des Basars beteiligt sind. Ihnen allen eine schöne Adventszeit. GB

gesucht – gefunden Verkäufer Olaf: Wer verschenkt ein altes Smartphone? [V-Nr. 1612] Kontakt: 0157 – 35940130. Verkäufer Fred: Ich möchte mich bei allen bedanken, die mich bei meiner Wohnungssuche unterstützt haben! Ich verkaufe vorwiegend beim Edeka in Ricklingen. [V-Nr. 332] Kontakt: 0176 – 65685570. Verkäufer Thomas: Suche eine Mikrowelle und einen Elektroherd. Danke! [V-Nr. 1909] Kontakt: 0152 – 55438452. In eigener Sache/Fahrradwerkstatt: Unsere Selbsthilfe-Fahrradwerkstatt für die Asphaltverkäuferinnen und -verkäufer sucht diesen Monat wieder gut erhaltene Räder zur Weitervermittlung. [V-Nr. 007] Kontakt: 0171 – 6236210.


Foto: Guido

O-To

Asphalt-Verkäufer Heinz-Dieter Grube: Eine Schifffahrt mit Grill-Buffet, Kaffee und Kuchen, Kühen beim Kauen zuschauen und Käse aus der Hof-Käserei – das wurde uns Asphaltern für unseren Tagesausflug am 26. September versprochen und das bekamen wir auch. Mit dem Bus von Üstra-Reisen fuhren wir in die weite und interessante niedersächsische Landschaft nördlich von Hannover. Erstes Ziel war der Weser-Anlegeplatz Nienburg. Dort bestiegen wir das Schiff »Bremen« der Flotte Weser. Während der zweistündigen Bootstour konnten wir uns am Grill-Buffet und der Natur laben. Danach ging es

weiter zum Bunkemühler Hof in Warpe, einem sehr ordentlichen Kuh-Haltungs- und Zuchtbetrieb mit über 500 Milchkühen und einer angeschlossenen Käserei. Wir wurden durch den Familienbetrieb geführt und es wurden uns alle Stufen eines Kuhlebens, die idealen Haltungsbedingungen für Kühe sowie die Bio-Gas Anlage erläutert. Außerdem konnten wir unmittelbar zuvor geborene und heranwachsende Kälbchen bestaunen. Bei den Melkeinrichtungen sahen wir von einer Aussichtsplattform links und rechts zwei Gruppen von je 20 Kühen, die gleichzeitig gemolken wurden. Nur gesunde Tiere sind »glücklich«. Mit diesem Eindruck verließen wir den Hof und fuhren wieder nach Hannover zurück. Über den toll geplanten Tagesausflug von Asphalt haben wir uns sehr gefreut.

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Foto: TKH Archiv

Landpartie für Asphaltcowboys

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Fitness für Asphalter Richtig ernähren und Sport treiben heißt es ab jetzt für die Asphalter. In Kooperation mit Vereinen und Institutionen startet diesen Monat das Projekt »Gesundheit der Asphalt-Verkaufenden«. Ziel: Verbesserung des Lebensstandards, deutliche Gewichtsreduktion und gesunde Ernährung. Fachgerechte Unterstützung gibt es dafür auch. In der Lehrküche der VHS lernen die Asphalter von Ernährungsberatern der BKK VBU wie man sich gesund ernährt. Der Turn-Klubb zu Hannover stellt die Fitness-Räume und Trainer für die sportlichen Aktivitäten, die richtige Kleidung gibt es von 96plus. »Asphalt kann sehr stolz darauf sein, dass es in Zusammenarbeit mit den Förderern und Unterstützern gelungen ist, mit der Realisierung des Gesundheitsprojekts neue Perspektiven für die Verkaufenden zu schaffen, denen aufgrund ihrer persönlichen Situation der Zugang zu gesundheitsfördernden Angeboten erschwert ist«, lobt Konstanze Beckedorf, Sozial- und Sportdezernentin der Stadt Hannover. Auch Andrea Hanke, Sozialdezernentin der Region Hannover, begrüßt das Engagement. »Ich finde es gut und beispielhaft, dass die Verantwortlichen bei Asphalt sich um die Menschen, die das Magazin verkaufen, im Bereich der Gesundheitsvorsorge kümmern.« Beide Dezernentinnen haben die Schirmherrschaft übernommen. Asphalt-Vertriebsleiter Thomas Eichler ist der Initiator des Projektes. GB


FEUER IN MANILA Wenn es brennt in Manila – und das ist oft der Fall - trifft es vor allem die Ärmsten der Armen in den Slums. Hier ist der Schutz am geringsten und die Hilfe am fernsten. Die Folgen sind oft dramatisch.


Juni 2018: Ein Bewohner versucht mit Wasser sein in Brand geratenes Haus in der informellen Siedlung Muntinlupa in Manila zu löschen.

Feuer in Manila! Mehrmals am Tag brennt es in der Millionenmetropole. Vor allem die Wellblechsiedlungen der Slums kennen so gut wie keinen Brandschutz, für die Feuerwehr ist in den verwinkelten Gassen kaum ein Durchkommen. So bleiben die Bewohner beim Löschen oft auf sich allein gestellt, Wassereimer werden hektisch von Hand zu Hand gereicht, nicht selten vergeblich. Allein in diesem Jahr gab es in Manila über 2200 Brände, die meisten davon in Armensiedlungen, wie Daten des Bureau of Fire Protection (BFP) zeigen. Die Philippinen sind eines der ärmsten Länder in Südostasien, ein Land, in dem die Schere zwischen arm und reich besonders weit auseinanderklafft. Millionen Menschen sind von den brennenden Slums betroffen. Marybeth Antier (24) erinnerte sich mit Entsetzen an ein Feuer, bei dem sechs Mitglieder ihrer Familie ums Leben kamen. Bei der Beerdigung wurden ihre Körper in nur zwei Särge gepresst, mehr

konnte sie sich nicht leisten. »Das Gebäude in dem wir wohnten, stand in lodernden Flammen«, sagte sie. »Ich wusste, dass mein Kind da drin war, aber ich konnte das Haus nicht mehr betreten.« Für die Feuerwehr Manilas stellen die Slums weitläufige, unkontrollierbare Zunderbüchsen dar. Die Siedlungen erweisen sich als ein Gewirr von her­ abhängenden Kabeln, die von einem Stromabnehmer zum anderen verlaufen, quer durch die engen Gassen der am meisten vernachlässigten Stadtbezirke, die mit Kokosnusspalmen- und Speerholzhütten vollgestopft sind. Feuerwehrautos müssen sich durch enge Gassen kämpfen, die vollgestopft mit Fahrzeugen, Streetfoodwagen und Ständen sind. Hauptbrandursachen sind fehlerhafte Elektrokabel, die oft von den Bewohnern manipuliert und überlastet werden, unbeaufsichtigte Öfen und sorglos weggeworfene Zigaretten. Der Feuerwehrmann Milan Miranda wird sich im nächsten Jahr nach 32 Jahren Einsatz zur Ruhe setzen. Er sagte, er sei von seinem Vater und Onkel inspiriert worden, obwohl er sich der Risiken als Feuerwehrmann immer bewusst war. »Jedes Feuer ist eine Herausforderung, besonders wenn es uns an

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Fotos: REUTERS/Erik De Castro

Juni 2018: Ein Mann weint, nachdem sein Haus bei einem Brand in der informellen Siedlung Muntinlupa in Manila zerstört wurde.

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Nach einem verheerenden Brand Mitte Mai 2018 in der informellen Siedlung Paranaque in Manila halten Anwohner Totenwache für sechs Angehörige, deren Leichen in zwei Särge gezwängt wurden.

Geräten wie Atemschutzapparaten mangelt, so dass wir Rauch einatmen und die Hitze ertragen müssen, was unsere Gesundheit und unser Leben gefährdet«, sagte Miranda. Brandschutz- und Bauvorschriften sind in den Slums weitAllein in diesem gehend unbekannt. Es sind laut Jahr gab es in BFP besonders die ’informellen’ Manila über Siedler, die mit ihren ‚wild‘ errich2200 Brände. teten Behausungen die Bemühungen der Feuerwehr behindern. Menschen, die keine Bleibe haben und nirgends unterkommen können. Rund 4,5 Millionen der 106 Millionen Philippinos gelten als wohnungslos, allein drei Millionen Wohnungslose drängen sich in den Slums von Manila, wahrscheinlich mehr als in jeder anderen Stadt der Welt.

»Großbrände können in den Slums sehr schnell entstehen«, sagte Pablo Sy, der im Stadtbezirk Santa Cruz Maschinen für Rohrgewinde bedient. »Ich kochte und dann bemerkten wir das Feuer auf unserem Dach im dritten Stock. Alle gerieten in Panik«, erinnerte er sich. »Am Ende war alles verbrannt. Das Feuer hatte sich so schnell ausgebreitet, dass wir nichts retten konnten.« Stunden nach einem Brand versuchen die Bewohner noch das zu retten, was irgendwie wiederverwendbar ist, meist ist es nicht sehr viel. Wenn überhaupt noch etwas bleibt. Danach bauen sie ihre Häuser wieder auf; auf die gleiche, leicht entzündliche Weise wie zuvor. Alternativen gibt es nicht. Erik De Castro und Neil Jerome Morales/Asphalt I Übersetzt aus dem Englischen ins Deutsche von Eva Schueckel I Freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Reuters/INSP.ngo


Zum Titelbild

Zum Artikel »Politik sieht Straße«

Schützende Hand

Gewinnbringend

Ich wurde durch Ihr WürdeTitelbild zu folgendem Gebet inspiriert:

Aus Ihrem letzten Heft habe ich »Politik sieht Straße« mit Gewinn gelesen, vielen Dank. Prof. Dr. em. Hans-Heinrich Nolte, Barsinghausen

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WÜRDE KOSTBAR Landtag will Beschäftigungsprogramm für Obdachlose

PLANBAR

SCHIFF(S)BAR

Wohnungsnot ist kein Schicksal: Wladimir Kaminer über Zeit zu handeln! Kreuzfahrten, Trump und Theken

GOTT, WO BIST DU? Gott, ich möchte da sein, wo Du bist; doch wo bist Du? Sonntags im Gottesdienst, wo manche nur aus Pflichtgefühl oder Tradition hingehen? Oder bist Du bei dem obdachlosen Alkoholiker, der die Nacht gerade so überlebt hat, weil Du Deine Hand schützend über ihn gehalten hast, damit er in der eisigen Kälte nicht erfriert? Vielleicht bist Du ja auch bei dem einsamen Mann, der in der Kneipe nach einem Gespräch sucht, weil er keinen hat, der ihm zuhört. DU HAST GESAGT, WO DU BIST: Denn so spricht Gott, der Herr: Ich, der Hohe und Erhabene, der ewige und heilige Gott, wohne in der Höhe und im Heiligtum. Doch ich wohne auch bei denen, die traurig und bedrückt sind. Ich gebe ihnen neuen Mut und erfülle sie wieder mit Hoffnung. (Jesaja 57,15) Eveline Jacobs, Hannover

Zum Leserbrief »Falsche Wissenschaft«

Nicht zu ignorieren

Zum Artikel »Die Vergessenen«

Enttäuscht Da wird man doch wütend, wie die Stadtverwaltung mit den Obdachlosen umgeht. Eine Schande ist das, dass der Herr Schostok das zulässt. War der überhaupt mal in so einem Heim? Und wieder mal ein Versprechen gebrochen. Daniela Budde, Hannover

2,20 EUR davon 1,10 EUR Verkäuferanteil

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Zur Meldung »Herausgeberschaft beendet«

Integre Herausgeber

»Asphalt« ist ein gutes Projekt. Meine Frau und ich unterstützen hier schon seit Jahren, vor allem durch Kleiderspenden und andere Zuwendungen. Was und wer auch immer für die Auseinandersetzungen bei den Herausgebern verantwortlich ist, sie schaden dem Projekt und insbesondere vielen Mitarbeitern, die sich mit vollem Einsatz für die Belange von »Asphalt« engagieren. Mit ihrer praktizierten (und durchaus auch destruktiven) Art von Öffentlichkeitsarbeit (HAZ) werden sie die Auflage des Blattes nicht steigern können. Es lässt sich nicht der Eindruck verdrängen, dass es ihnen (wie ja sehr häufig) nicht um die Sache, sondern um persönliche Befindlichkeiten bzw. das eigene »Ego« geht. Bemühen Sie sich um integre Herausgeber. Sie könnten damit dazu beitragen, dass »Asphalt« längerfristig überleben kann. Prof. Dr. habil. Wolfgang Hellmann, Hemmingen HANDARBEIT

MAFIÖS

BAUERNSCHLAU

WÜTEND

Was die »Flüchtlingswelle« mit unseren Tomaten zu tun hat

Wie Meter für Meter Ackerränder verschwinden

Was Sänger Bosse neben der Bühne denkt

Der Leserin möchte ich herzlich danken für ihren Beitrag. Aber ich glaube, sie übersieht die anthro­ pogene Komponente, den von uns Menschen kommenden Beitrag zum Klimawandel. Ich empfehle, aufmerksam das Buch »Globale Erwärmung«, von Mojib Latif, zu lesen. Auch wenn es sehr wissenschaftlich und daher aber auch mit größter Zurückhaltung, was Behauptungen zu den Ursachen angeht, geschrieben ist. Die Argumente sind nicht so einfach zu widerlegen, schon gar nicht zu ignorieren. Albrecht Reimann, Hannover Vielen Dank für Ihre Meinung! Die Redaktion behält sich vor, Briefe zur Veröffentlichung zu kürzen. Bitte vergessen Sie nicht, Ihre Absenderadresse anzugeben.

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BRIEFE AN UNS

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BUCHTIPPS Haltung Anja Reschke ist Journalistin und moderiert die ARD-Magazine Panorama und ZAPP. Im Sommer 2015 sprach sie in einem Tagesthemen-Kommentar das aus ihrer Sicht Selbstverständliche aus. Es war das Jahr, als wieder so viele Asylanträge gestellt wurden wie 1992 – und wieder brannten Flüchtlingsheime. Auf prominentem Sendeplatz bezog Reschke Stellung und erntete Hass und Morddrohungen. In ihrem gerade erschienenen Essay reflektiert sie über Haltung und deren kleine Schwester, die Einstellung. In fast schlichter Sprache erklärt sie, warum Journalisten nicht die Welt verdoppeln, indem sie sie eins zu eins abbilden: es geht nicht. Und sie erklärt noch einmal den Kontext eines Zitates, das so etwas wie der kategorische Imperativ für Journalisten geworden ist, das Hajo-Friedrichs-Dogma. Der langjährige Tagesthemen-Moderator sagte dem Spiegel: »Einen guten Journalisten erkennt man daran, dass er sich nicht gemein macht mit einer Sache, auch nicht mit einer guten.« In Wirklichkeit sprach Friedrichs über seinen Umgang damit, die täglichen Katastrophen vor der Kamera verlesen zu müssen. Einen Anti-Haltungs-Kodex hatte er nicht im Sinn. In diesem Jahr erhielt Reschke den nach ihm benannten Journalistenpreis. BP Anja Reschke | Haltung zeigen! | Rowohlt | 5 Euro

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Grauzone

WohnGlück Mit Hannoverherz & Immobilienverstand begleiten wir Sie in eine lebens- & liebenswerte Zukunft.

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»Solange man den Krieg aus der Ferne beobachtet, ist die Lage eindeutig.« So leitet Jutta Sommerbauer, Moskau-Korrespondentin der österreichischen Tageszeitung »Die Presse« den Bild- und Reportageband »Grauzone« ein, für den sie mit dem Fotografen Florian Rainer »eine Reise zwischen den Fronten im Donbass« unternahm. Und gerade für den erstarrten Krieg in der Ukraine, an der Bruchkante zwischen europäischem und russischem Einflussgebiet, sind die Meinungen umso fester, je ferner man dem Geschehen ist. In der »Grauzone« ist die große Politik meist weit weg. Stattdessen ist das Gemüse zwangsläufig bio, der HipHop »real«, die Schikanen an den Checkpoints nervenraubend, Privatpartys wieder in und die Tristesse mit Händen zu greifen. Hier weiß man, sich auf den Boden zu werfen und den Mund zu öffnen, wenn Granaten kommen. Die Jungen wollen weg, die Alten können nicht. Überzeugte Ukrainer oder überzeugte Russen sind so selten wie die Hoffnung auf Besserung. Ein liebevoll gemachter Band mit fantastischer Reportagefotografie und Texten, die vielleicht nicht den Konflikt erklären, aber ein Gefühl geben vom Leben in einem Krieg, der vergessen hat zu enden. BP Florian Rainer, Jutta Sommerbauer | Grauzone. Eine Reise zwischen den Fronten im Donbass | Bahoe | 24 Euro


Konzert

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KULTURTIPPS Für Kinder

34 Jhonna & Friends

Vom Älterwerden

Nach ihrem Studium der klassischen Musik, Ausflügen in die Straßenmusik sowie einigen Jazz-Projekten ist Jhonna zu ihren musikalischen Wurzeln von HipHop, R’n’B und Soul zurückgekehrt. Die Songs der jungen Künstlerin sind inspiriert von bekannten Musikern wie Lianne la Havas oder Amy Winehouse. Als Gast für ihren Konzertabend hat sich Jhonna das Electro-Trio »Kasimir Effekt« ausgesucht. Die drei Musiker aus Hannover spielen bei Livekonzerten an Kontrabass, Schlagzeug und Fender Rhodes handgemachten Analogsound. Freitag, 9. November, 20 Uhr, Schloss Landestrost, Schlossstraße 1 Neustadt am Rübenberge, Eintritt 15 Euro, erm. 10 Euro.

Klug, hübsch, schnell und immer hungrig! Der Fuchs ist der größte Könner im Wald und genießt sein Leben. Er ist bei den jungen Füchsen beliebt, kocht für sie und zeigt ihnen seine besten Jagdtricks. Doch mit dem Alter kommt die Vergesslichkeit. So passiert es, dass der Fuchs die Wochentage durcheinanderbringt oder in einem Vogelnest schläft. Er geht auf die Jagd und vergisst das Jagen. Voller Wärme, Behutsamkeit und Humor erzählt das Theaterstück die Geschichte vom alten Fuchs, der sich eines Tages in seiner Welt nicht mehr zurechtfindet. Eine Geschichte über das Älterwerden und das Zusammenleben der Generationen. Für Kinder ab sechs Jahren. Dienstag, 27. November, 10.30 Uhr, Bürgerschule Stadtteilzentrum Nordstadt, Klaus-Müller-Kilian-Weg 2, Hannover, Eintritt 4 Euro, mit AktivPass frei.

Psychedelic Rock Eine Reise zurück in die Zeit, als Musik noch etwas bewirken konnte, als Mainstream noch aus Bands wie Led Zeppelin, Pink Floyd oder Black Sabbath bestand. Eine Reise mit Pyramid! Diese Musiker wurden durch ihre Individualität und Kreativität zu weltweit anerkannten Künstlern. Pyramid orientieren sich stilistisch an dem Sound der 70er Jahre, erschaffen jedoch unter dem Einfluss vieler moderner Bands ihre ganz eigene Musik. Hart treibende Riffs treffen auf psychedelische Facetten. Mittwoch, 14. November, Einlass 21 Uhr, Beginn 21.30 Uhr, Club VEB, Kulturfabrik Löseke, Langer Garten 1, Hildesheim, Eintritt frei.

Foto: Georg Dornig

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Tagung Foto: Sascha Moll

Unterhaltung

Fabelhafte Welt der Therapie Schonungslos stellt sie sich selbst in Frage und präsentiert Geschichten, die lustig sind – sofern man sie nicht selbst miterleben musste. Es geht um psychische Auffälligkeiten und Schwierigkeiten in sozialen Situationen; um Online-Dating, Sex, Missgeschicke und immer wieder um die Frage: Warum passiert das ausgerechnet mir? Mit ihren Auftritten therapiert Helene Bockhorst sich selbst und andere, indem sie alles ausspricht, was schon immer gesagt werden musste – und noch einiges darüber hinaus. Freitag, 9. November, Einlass 19 Uhr, Beginn 20 Uhr, Kulturzentrum Faust Warenannahme, Zur Bettenfabrik 3, Hannover, Eintritt VVK 12 Euro, AK 15 Euro, erm. 12 Euro.

70 Jahre Menschrechte »Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren« – dieser und 29 weitere Artikel wurden vor 70 Jahren in der UN-Charta verfasst und von 48 Staaten unterschrieben. Aber werden die Menschenrechte wirklich konsequent umgesetzt? Kann man mit Ihnen für eine gerechte Welt streiten? Diesen Fragen geht das Bündnis »Menschenrechte grenzenlos« in seiner Veranstaltungsreihe »70 Jahre Menschenrechte – Wir schauen genau hin!« nach. Den Auftakt zur Reihe bilden Patricia Gualinga und Grupo Sal. Mit einer Mischung aus Berichten über den erfolgreichen Kampf gegen Ölkonzerne und lateinamerikanischer Musik kommt eine Collage zusammen, die informiert, hinterfragt, zur Diskussion anregt, berührt und bewegt. Das Programm der gesamten Veranstaltungsreihe gibt es unter www. nds-fluerat.org, www.welt-in-hannover.de, www.kulturzentrum-faust.de. Mittwoch, 7. November, 19.30 Uhr, Freizeitheim Linden, Windheimstraße 4, Hannover, Eintritt 8 Euro, erm. 5 Euro, AktivPass 4 Euro.

Führung Aufbruch ins Exil Kammerzofe Claudette de Roval hat engen Kontakt zu Königin Marie und ihren beiden Kindern Friederike und Mary. Die Französin plaudert über streng gehütete Geheimnisse mit Charme, Musik und Gesang. Magd Helene hingegen hat einen ganz anderen Blick auf die Geschehnisse. Beim Putzen hat sie allerhand gehört und gelernt. Ihre Geschichten untermalt sie gern mit ihrer zarten Gesangsstimme. In zwei spannenden, unterhaltsamen und interaktiven Theaterführungen erfahren die Besucher nie Gekanntes über die Königin und ihre Familie kurz vor Abreise Ihrer Majestät. Mittwoch, 28. November, 19.30 Uhr, Schloss Marienburg, Marienberg 1, Pattensen, Anmeldung unter 0569 – 348000 erforderlich, Eintritt 19 Euro.


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Sonstiges Würdevoll trotz Rente »Rente muss zum Leben reichen«, lautet in diesem Monat der Titel der Polit-Talk-Reihe von Caritas, Asphalt und der Landesarmutskonferenz im ka:punkt. Dieses Mal stellt sich Sozialexperte Lars Niggemeyer vom DGB Niedersachsen den kritischen Fragen von Klaus-Dieter Gleitze, Geschäftsführer der LAK Niedersachsen. Und auch das Publikum ist wie immer herzlich eingeladen, mitzudiskutieren und nachzuhaken. Zur Stärkung gibt es Kaffee und Kuchen kostenlos. Donnerstag, 8. November, 16 – 17 Uhr, Treffpunkt ka:punkt, Grupenstraße 4, Hannover, Eintritt frei.

Recht auf Wohnung Seit Jahren schwindet der Bestand an Sozialwohnungen. Allein in den Jahren 2018 bis 2020 wird bei 27.600 Wohnungen in Niedersachsen die Sozialbindung entfallen. Hält dieser Abbau weiterhin an, gibt es 2026 faktisch keine Sozialwohnungen mehr. Auf einem Fachtag mit dem Titel »Wohnung ist ein Menschrecht« wollen Asphalt-Magazin, AWO, Caritas, DGB, Gnadenlos Gerecht, die Landesarmutskonferenz Niedersachsen, LVG-AFS, RLS, SoVD und ver.di gemeinsam mit Betroffenen und Experten diskutieren und gerechte sowie tragfähige Lösungen für die aktuelle Wohnungsnot finden. Dienstag, 13. November, 10 – 15.30 Uhr, Ver.di Veranstaltungszentrum, Goseriede 10, Hannover, Anmeldung unter 0511 – 2790934 oder anmeldung@rls-nds.de, Eintritt frei.

Trauerfeier für Vergessene Jedes Jahr sterben in Hannover mehrere Hundert Menschen einsam und werden, veranlasst durch das Ordnungsamt, auf ano­nymen Urnenfeldern beigesetzt. Eine Trauerfeier gibt es für sie nicht. Wegbegleiter und Freunde des Verstorbenen haben keine Gelegenheit, angemessen Abschied zu nehmen. Unter dem Titel »Unvergessen« gedenkt das Diakonische Werk Hannover in seinem ökumenischen Gottesdienst auch in diesem Jahr wieder den anonym Bestatteten. Donnerstag, 15. November, 16 Uhr, Clemenskirche, Goethestraße 33, Hannover, Eintritt frei.

36 Am Lindener Berge 38 30449 Hannover · Telefon 45 44 55 www.jazz-club.de

NOVEMBER 2018 Samstag, 03. November ED MOTTA CD-Release „Criterion of the Senses“ Eintritt: 20 Euro Mittwoch, 07. November CHRIS MINH DOKY & THE ELECTRIC NOMADS feat. Dave Weckl, Georg Whitty, Dean Brown Eintritt: 20 Euro Freitag, 09. November SOMI Petite Afrique Eintritt: 20 Euro Samstag, 10. November ROBYN BENNETT & BANG BANG The Song Is You - Doing The Right Thing! Eintritt: 20 Euro/erm. 15 Euro Samstag, 17. November EVA KLESSE QUARTETT Miniatures – Ten Songs For Chamber Jazz Quartet Eintritt: 20 Euro/erm. 15 Euro Freitag, 23. November LISA BASSENGE Borrowed And Blue Eintritt: 20 Euro Freitag, 30. November BJÖRN LÜCKER AQUARIAN JAZZ TRIO feat. Gary Peacock & Florian Weber Karten: 20 Euro/erm. 15 Euro Konzertbeginn jeweils um 20.30 Uhr, Einlass ab 19.30 Uhr

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IHR ENGAGEMENT

Herausgeber: Rainer Müller-Brandes Gründungsherausgeber: Walter Lampe Geschäftsführung: Georg Rinke Redaktion: Volker Macke (Leitung), Grit Biele, Svea Kohl, Ulrich Matthias Fotografin/Kolumnistin: Karin Powser Gestaltung: Maren Tewes Freie Mitarbeit dieser Ausgabe: B. Pütter, W. Stelljes, K. Zempel-Bley Anzeigen: Heike Meyer Verwaltung: Janne Birnstiel (Assistentin der Geschäftsführung), Heike Meyer Vertrieb & Soziale Arbeit: Thomas Eichler (Leitung), Romana Bienert, Christian Ahring (Sozialarbeiter) Asphalt gemeinnützige Verlags- und Vertriebsgesellschaft mbH Hallerstraße 3 (Hofgebäude) 30161 Hannover Telefon 0511 – 30 12 69-0 Fax 0511 – 30 12 69-15 Spendenkonto: Evangelische Bank eG IBAN: DE 35 5206 0410 0000 6022 30 BIC: GENODEF1EK1 Online: www.asphalt-magazin.de redaktion@asphalt-magazin.de vertrieb@asphalt-magazin.de herausgeber@asphalt-magazin.de Druck: v. Stern’sche Druckerei, Lüneburg Druckauflage: Ø 25.000 Asphalt erscheint monatlich. Redaktionsschluss dieser Ausgabe: 22. Oktober 2018 Für unaufgefordert eingesandte Manus­ kripte, Bilder und Bücher übernehmen wir keine Gewähr. Rücksendung nur, wenn Porto beigelegt wurde. Adressen werden nur intern verwendet und nicht an Dritte weitergegeben. Unsere vollständige Datenschutzerklärung finden Sie auf www.asphalt-magazin.de/impressum. Alternativ liegt diese zur Ansicht oder Mitnahme in unserer Geschäftsstelle aus.

Gesellschafter:

Machen Sie mit! Die Runde der Ehrenamt­lichen trifft sich an jedem letzten Dienstag im Monat in den hannoverschen Asphalt-Redaktionsräumen. Da werden Veranstaltungen organisiert, Info-Stände geplant und Ideen gesammelt, um die Arbeit von Asphalt engagiert zu unterstützen. Besonders für unsere Asphalt-Verkäuferinnen und -Verkäufer ist es wichtig zu spüren, dass viele Menschen hinter ihnen stehen. Wir freuen uns, wenn Sie sich dieser lebendigen Runde anschließen möchten! Rufen Sie uns einfach vorher an: 0511 – 30 12 69-0. Das nächste Treffen ist am Dienstag, 27. November, um 17 Uhr.

Verkäuferausweise

Foto: hakase420/fotolia.com

Impressum

Bitte kaufen Sie Asphalt nur bei VerkäuferInnen mit gültigem Ausweis! Zurzeit gültige Ausweisfarbe (Region Hannover): Hellblau

In eigener Sache: Ihre Daten Liebe Leserinnen und Leser, bisher fanden Sie an dieser Stelle eine wunderbare Sammlung von Namen, von Menschen, die es gut mit Asphalt und den Asphaltern meinen. Menschen, die Asphalt mit Spenden in unterschiedlicher Höhe unterstützt haben. Die Namensliste war unser Dankeschön an Sie. Und auch irgendwie ein fortlaufendes Dokument einer großen Asphalt-Familie. Gerne hätten wir das weiter so gemacht. Aber nun gibt es die neue europäische Datenschutzrichtline DSGVO. Sie setzt uns – strafbewehrt – sehr enge Grenzen für die Verarbeitung personenbezogener Daten. Wenn Sie uns Geld spenden, dann ist Ihr Name gemäß DSGVO für die Ausstellung einer Spendenquittung nötig und die Verarbeitung dafür erlaubt. Für ein öffentliches Dankeschön unsererseits aber dürfen wir den Namen ohne explizites Einverständnis nicht mehr veröffentlichen. Deshalb hier ein großes Dankeschön an Sie alle. Volker Macke Anzeige

Muss man hören: Hertzliches Hannover das Wohnungslosen-Magazin. Immer am 2. Montag im Monat, 17 Uhr.

H.I.o.B. e.V. Hannoversche Initiative obdachloser Bürger

... auf UKW 106.5 oder Kabel 102.5 und bei www.leinehertz.de


Aus den nachfolgenden Silben sind 19 Wörter zu bilden, deren erste und vierte Buchstaben – jeweils von oben nach unten gelesen - einen Spruch aus Brasilien ergeben: an – bahn – bi – born – clau – de – den – du – du – er – esch – eu – fahr – fer – funk – ge – gen – im – im – in – ker – kro – lan – läu – le – leb – lie – lied – lob – me – mit – ne – nis – nu – on – on – os – pe – pres – ren – rus – scheidt – se – seil – si – spiel – stinkt – sued – sus – ter – tra – west – win – zen – zeug

1. Bienenzüchter 2. Vermittlung von Trampern 3. Gesang 4. Haare wellen 5. Dinge zur Beschäftigung 6. Verlag für Wörterbücher 7. Gebirge in Südamerika 8. Verkehrsmittel im Gebirge

Unter den Einsendern der richtigen Lösung verlosen wir fünfmal die Reportage »Der Mordverdacht« von Gabi Stief und Hans-Peter Wiechers. Im Mai 2003 wird die Internistin Mechthild Bach angezeigt. Die Ärztin soll dreizehn Patienten mit Überdosen an Morphium und Beruhigungsmitteln in den vorzeitigen Tod geschickt haben: fahrlässige Tötung, gar Mord – oder palliative Fürsorge und indirekte Sterbehilfe für Todkranke? Insgesamt dreimal können Sie den Roman »Das Novembermädchen« von Katrin Tempel gewinnen. 1866: Am Vorabend des Krieges herrschen Hunger und Leid in Berlin. Da eröffnet die junge Mutter Lina Morgenstern die erste Berliner Volksküche: der Grundstein für ein Netz aus Suppenküchen in der ganzen Stadt. Aus ihrem sozialem Engagement wird bald auch ein politischer Kampf für Gerechtigkeit und Frieden. Ebenfalls dreimal verlosen wir das spannende Buch »Mein Weg aus unsichtbarer Tinte« von Kat Yeh für Kinder ab 11 Jahre. Bea fühlt sich unsichtbar. Ihre beste Freundin will plötzlich nichts mehr mit ihr zu tun haben und ihre Eltern erwarten ein Baby. Wo ist da noch Platz für sie? Sie beginnt Gedichte zu schreiben – mit Tinte, so unsichtbar wie sie. Doch auf einmal antwortet ihr jemand. Wer steckt dahinter? Die Lösung des Oktober-Rätsels lautet: Wenn man den Weg verliert lernt man ihn kennen. Das Silbenrätsel schrieb für Sie Ursula Gensch. Die Lösung (ggf. mit Angabe Ihres Wunschgewinnes) bitte an: Asphalt-Magazin, Hallerstraße 3 (Hofgebäude), 30161 Hannover; Fax: 0511 301269-15. E-Mail: gewinne@asphalt-magazin.de. Einsendeschluss: 30. November 2018. Bitte vergessen Sie Ihre Absenderadresse nicht! Viel Glück!

9. Radio in Baden-Baden 10. besonderes Ereignis 11. Absterben von Gewebe durch Austrocknung 12. Sportler 13. Sinneseindruck 14. griechische Muse 15. Rillen einer Schraube 16. Stadt im Main-Taunus-Kreis 17. zahlenmäßige Beschränkung für ein Studium 18. zweifelhaft 19. angeborenes Verhalten beim Tier

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SILBENRÄTSEL

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