2017 11 Asphalt

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2,20 EUR davon 1,10 EUR Verkäuferanteil

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STARTHILFE BEGLEITUNG

VERWEIGERUNG

ABRECHNUNG

Bei Familienhebammen gibt es Rat in der Not

Warum Kinder die Schule schwänzen

Scheidender Diakonie-Chef Künkel zieht Bilanz


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Angespitzt »Im Sinne von Schalom« Christoph Künkel war zehn Jahre lang Chef der Diakonie in Niedersachsen. Zum Abschied spricht er über Almosen, Gerechtigkeit, Steuern und die Angst vor dem Fremden.

10 Kein Bock auf Schule Angst, Unlust oder Freiheitsdrang – Schul­ verweigerung kann viele Ursachen haben. 2.320 Mal ist die Stadt Hannover im letzten Jahr gegen Schulschwänzer vorgegangen.

14 Wer war eigentlich …? 15 Bandage für Bello Erste-Hilfe-Kurse können nicht nur Menschen das Leben retten, sondern auch Tieren. Von der leichten Bandage bis zur Mund-zu-HundBeatmung.

18 Neue Serie: aktiv & engagiert 19 Unterstützung vom Start an Bevor die Probleme riesig werden: Im Fami­ lienhebammen Zentrum Hannover finden Eltern in Not Hilfe. Von der Schwangerschaft bis zum zweiten Lebensjahr des Kindes.

22 Aus der Szene 23 Das muss mal gesagt werden 24 Aus dem Leben von Asphalt-Verkäufer Guido

26 Rund um Asphalt 31 Blick in den Flaschenhals Miniaturschiffe, aufwendig in Flaschen eingelassen – das sind Buddelschiffe. Ihre Tradition reicht weit zurück und lässt sich bis ins Erzgebirge und Allgäu zurückverfolgen.

34 Buchtipps 35 November-Tipps diesmal von Asphalt-Verkäufer Thomas

Titelfoto: Vadym Zaitsev/shutterstock.com

38 Impressum/Ihr Engagement 39 Silbenrätsel

Das Asphalt-Prinzip Asphalt-Verkäuferinnen und -Verkäufer sind Menschen mit brüchigen Biographien. Irgendwann sind sie in ihrem Leben durch schwere Schicksale, Krankheiten oder traumatische Erlebnisse aus der Bahn geworfen worden. Heute versuchen sie, durch den Verkauf des Asphalt-Magazins ihrem Leben wieder Struktur und Sinn zu verleihen. Viele sind oder waren wohnungslos, alle sind von Armut betroffen. Sie kaufen das Asphalt-Magazin für 1,10 Euro und verkaufen es für 2,20 Euro. Asphalt ist eine gemeinnützige Hilfe-zur-Selbsthilfe-Einrichtung und erhält keinerlei regelmäßige staatliche oder kirchliche Zuwendung.

So liebe Leserin, lieber Leser, jetzt heißt es Ärmel aufkrempeln! Wie – Sie wollten es sich gerade in der dunklen Jahreszeit gemütlich machen? Plätzchen backen, am Kamin kuscheln? Das geht nicht. Wir müssen viel nachdenken, kluge Konzepte für neue Arbeit entwickeln und Ungerechtigkeiten in unserer Gesellschaft beseitigen. Den ganzen Sommer über hatten wir Gelegenheit, uns eine politische Meinung zu bilden. Den Wahlen sei Dank. Ich fand es gut, dass wir Politikerinnen und Politikern Fragen stellen, Veranstaltungen besuchen und über eine zukünftig offene oder eine abgeschottete Gesellschaft entscheiden konnten. Nicht gut fand ich natürlich, dass ganz Deutschland nach rechts gerückt ist. Mit den vielen Stimmen für die FDP und die AfD. Ganz Deutschland? Nein! Eine von unbeugsamen Wählern bevölkerte Region im Norden nicht. Genau, wir hier in Niedersachsen nicht. Egal, wie sich die Regierungskoalitionen jetzt in Bund und Land streiten, wir Bürgerinnen und Bürger haben viel zu tun. Anregungen bieten wir in diesem Heft. Grundsätzlich geht es darum, Ängste zu nehmen und die Motivation für ein friedliches Zusammenleben zu fördern. Christoph Künkel, Vorstandsprecher des Diakonischen Werkes in Niedersachsen, sagt, was wir gegen Kinderarmut und steigende Wohnungslosigkeit tun können. Er nimmt Stellung zu unserem Umgang mit Geflüchteten. Es ist ein Skandal, dass junge Geflüchtete aus Angst vor Abschiebung in der Psychiatrie landen, weil wir ihnen bei uns keine Lebensperspektiven eröffnen. Es geht nicht, dass Menschen, die als »schutzberechtigt« anerkannt sind, ihre Ehepartner und ihre Kinder nicht herholen dürfen und deshalb jeden Lebensmut verlieren. Unsere Schulen müssen internationaler und spannender werden. Ausgrenzung, Mobbing, Schulangst – oft kommen sie ganz subtil daher, bleiben lange unentdeckt. Das passt nicht in moderne Bildungskonzepte. Dazu unser Artikel über Schulverweigerer. Wir brauchen frische Gedanken, wie wir Arbeit künftig organisieren. Angst vor Digitalisierung hilft überhaupt nicht. Lasst doch Roboter die langweiligen Dinge tun, die Drecksarbeit. Wir kümmern uns um Tätigkeiten, die uns Freude machen, die mit Menschen zu tun haben, die uns sinnvoll erscheinen. Lassen Sie uns darüber sprechen, wie wir das bezahlen. So tragen wir dazu bei, dass die Spaltung zwischen arm und reich, zwischen Neidern und Mutigen allmählich geschlossen wird. Wir haben also viel zu tun. Wenn wir täglich ein bisschen was davon anpacken, können wir abends gerne in die Kuschelecke. Herzlich Ihre

Hanna Legatis · Mitherausgeberin von Asphalt

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Foto: Plüß

Kampf um Sonntagsmärkte

Eine Mauer als Mahnung Hannover. Eingerissen werden muss sie, »die Mauer zwischen Arm und Reich«. Das forderten Vertreter der Landesarmutskonferenz, ein Dachverband der Wohlfahrtsverbände und des DGB in Niedersachsen vor dem Eingang zum Niedersächsischen Landtag. »Jeder sechste Niedersachse ist armutsgefährdet - 1,25 Millionen Menschen«, sagte Martin Fischer von der Diakonie in Niedersachsen als Sprecher der Konferenz (2.v.li.) Der Kampf gegen die Armut sei ein Mittel, um die Demokratie im Land zu stärken. Fischer zufolge drohen vor allem die rund 100.000 Langzeitarbeitslosen im Land, in die Armut abzurutschen. Die Landesarmutskonferenz fordere deshalb einen dauerhaften, ausreichend finanzierten Arbeitsmarkt für Langzeitarbeitslose, einen zweiten Arbeitsmarkt. Zudem seien verstärkte Investitionen in den sozialen Wohnungsbau und die Einrichtung einer elternunabhängigen Kindergrundsicherung dringend notwendig, so die Konferenz-Vertreter einhellig. Insgesamt lag die Armutsgefährdungsquote in Niedersachsen im vergangenen Jahr bei 16 Prozent. Das sei die höchste Quote seit der ersten bundesweit vergleichbaren Berechnung im Jahr 2005 gewesen. MAC

Hannover/Lüneburg. Gewerbliche Händler fordern von der Landespolitik mehr Unterstützung für ihre Geschäfte. Seit einem klärenden Urteil des Oberverwaltungsgerichts in Lüneburg zum Sonn- und Feiertagsgesetz, welches die Sonntagsruhe betont, haben es die bisherigen professionellen Markt-Veranstalter schwerer, bei den Kommunen im Land Genehmigungen für ihr Treiben zu bekommen. Ob Autoteile, günstige Duftwässerchen oder antike Möbelstücke, die gewerblich auf großen Plätzen unter freiem Himmel angebotenen Warenströme und entsprechende Umsatzzahlen sind bedroht. Nicht aber Kinder-, Garagenoder Gemeindeflohmärkte. Hobby oder Geschäft - da trennt das Gericht eindeutig: Es komme entscheidend darauf an, ob beim Markttreiben »nach einer Würdigung aller Umstände des Einzelfalls die wirtschaftlichen Interessen im Vordergrund stehen«, so das Gericht. Die Landespolitik ist in der Sache noch uneindeutig, mancher signalisiert den Händlern Entgegenkommen. »Der Sonntag ist im Grundgesetz geschützt als ein Tag der Arbeitsruhe und der seelischen Erhebung, sagt Kerstin Gäfgen-Track, Bevollmächtigte der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen. »Auch wenn bei der Ausgestaltung der gesetzlichen Regelung der Ladenöffnungszeiten Handlungsspielräume für den Gesetzgeber vorhanden sind, gibt es keine Notwendigkeit, diese Handlungsspielräume weiter auszudehnen.« MAC

Verbände fordern Bildungsoffensive Hannover/Berlin. Eine Bildungsoffensive hat ein Bündnis von 30 großen und kleinen Organisationen von Bund und Ländern gefordert: Mehr Geld, mehr Möglichkeiten, mehr Kooperation. »Der Bund muss künftig zusätzliche Mittel in die Bildung investieren. Er soll Bildungsprojekte der Länder und Kommunen dauerhaft unterstützen. Dafür muss das Kooperationsverbot in der Bildung endlich komplett gestrichen werden«, betonen die 30 Bündnispartner, darunter DGB, der Paritätische, Kinderschutzbund, Attac, BdWi und SoVD. Als dringende Aufgaben in Deutschland benennt das Bündnis den qualitativen und quantitativen Ausbau der Ganztagsangebote, ein Sanierungsund Neubauprogramm für Schulen und Hochschulen, ein Kita-Qualitätsgesetz sowie die Entwicklung eines inklusiven Bildungswesens. »Geld ist genug da: Die öffentlichen Ausgaben für Bildung verharren bei 4,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Der OECDSchnitt liegt bei 5,2 Prozent. Würde die Bundesrepublik so viel Geld für Bildung ausgeben wie die Staaten im OECD-Durchschnitt, stünden jährlich gut 26 Milliarden Euro mehr zur Verfügung.« MAC

DAS »EHRLICHE« WAHLERGEBNIS Stimmenverteilung bei der Landtagswahl Niedersachsen 2017 in Prozent, inklusive Nichtwähler (Wahlbeteiligung 63 %)

AfD (3,9 %)

Die Linke Sonstige (1,5 %) (2,9 %)

FDP (4,7 %) Anzeige

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Nichtwähler (36,9 %)

Grüne (5,5 %)

CDU (21,2 %)

Kompetente Hilfe bei allen Fragen zum Mietrecht. Herrenstraße 14 · 30159 Hannover Telefon: 0511–12106-0 Internet: www.dmb-hannover.de E-Mail: info@dmb-hannover.de Außenstellen: Nienburg, Hoya, Celle, Neustadt, Springe und Obernkirchen.

(Quelle: Infratest dimap, ARD, Die Welt)

SPD (23,3 %)

Politik ziemlich männlich Hannover. Der Landesfrauenrat Niedersachsen (LFRN) kritisiert, dass dem neuen Niedersächsischen Landtag weniger Frauen als bisher angehören werden. »Der Anteil der weiblichen Abgeordneten ist unter 30 Prozent gesunken und damit so niedrig wie zuletzt vor 20 Jahren«, so die Vorsitzende des Landesfrauenrates Cornelia Klaus. »Von einer gleichberechtigten Teilhabe von Frauen in der Politik sind wir weit entfernt.« Nur 27,73 Prozent aller Landtagsmandate konnten Frauen bei der Landtagswahl am 15. Oktober 2017 in Niedersachsen erringen. Vor der Wahl waren es rund fünf Prozent mehr. Die LFRN-Vorsitzende fordert von der neuen Koalition, das Thema auf die politische Agenda zu setzen: »Fast 100 Jahre nach Einführung des Frauenwahlrechts zeigt das Ergebnis: Ohne mehr Engagement der politischen Parteien und eine Änderung des Wahlgesetzes geht es nicht.« MAC

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Foto: V. Macke

ANGESPITZT

Der Wolf ist wieder da und die Angst geht um. Viele Menschen (und Schafe) fürchten sich. »Entscheidet der Wolf?« fragten selbst seriöse Medien schon zur Landtagswahl in Niedersachsen.

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Der Rest von Germany wundert sich. Ausgerechnet der (Spitzname) »Panzer«

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Althusmann versprach Abhilfe gegen die Wolfsbedrohung! Dabei wissen wir doch: Gerade dort, wo es viele Panzer gibt (z.B. Lüneburger Heide), leben auch besonders viele Wölfe. Aber auch wenig Menschen. Ohnehin töten Wölfe (wie Jäger) nur wilde Tiere (und Schafe). Die Gefahr ist für die meisten also mehr gefühlt (abgesehen von den Schafen). Nun ist das nicht ungewöhnlich, dieses Auseinanderfallen von Realität und Bedrohungsempfinden. Siehe Ostdeutschland: Nach Sachsen verirrt sich kaum einmal ein Migrant, aber Pegida marschiert. Nur über Wölfe verlieren sie dort

»VON WÖLFEN (UND SCHAFEN)«

kaum ein Wort. Obwohl es in Sachsen viel mehr Wölfe gibt als in Niedersachsen. Geht es dem Wolf also jetzt an den Kragen? Vor der Wahl stießen alle ins Horn: »Zur Jagd freigeben« (CDU und FDP), »ganze Rudel abschießen« (SPD und Grüne), »jawoll!« (Jäger und Schafe). Und jetzt? Es wird verhandelt, heißt es. Wir können warten und der Wolf sicherlich auch. Nur die Jäger sehen das anders (und die Schafe). Denn der Wolf ist eine echte Bedrohung. Für die Jäger (und die Schafe). Denn sie werden immer mehr – die Jäger und die Wölfe (aber nicht die Schafe). Und wenn die immer zahlreicher werdenden Wölfe immer mehr Wildtiere fressen, auf was sollen die immer zahlreicher werdenden Jäger dann schießen? Auf die Schafe? Das fragt sich Ulrich Matthias

IM SINNE VON SCHALOM Christoph Künkel war zehn Jahre lang Chef der Diakonie in Niedersachsen. Streitbar, politisch und parteiisch - besonders für die Menschen am Rande. Im Januar wird er 60 Jahre alt. Jetzt geht er in den vorzeitigen Ruhestand. Ein Asphalt-Gespräch zum Abschied. Herr Dr. Künkel, Barmherzigkeit oder Gerechtigkeit? Was ist richtig? Beides. Es gibt ja mittlerweile die perverse Situation, dass manche Menschen nicht mehr wissen wohin mit ihrem Geld. Die froh sind, wenn man Ihnen sagt, wohin sie spenden könnten. Nichts gegen ehrliche Kollekten und nichts gegen Spenden. Aber diese Form von Almosen ändert an der Strukturfrage gar nichts. Wir sind, auch in der Kirche, oft auf dem Pfad unterwegs,

ein Gefühl zu bestärken, Almosen zu geben sei Barmherzigkeit. Doch wo kommt der Begriff eigentlich her? Der biblische Begriff sagt: Da empfindet jemand gleichsam physischen Schmerz, das Leid des Gegenüber zu sehen. Barmherzigkeit ist immer mit der Aufrichtung von Gerechtigkeit verbunden. Es geht darum, dass die Welt sich in einem Ausgleich befindet. Ganz im Sinne des hebräischen Wortes Schalom. Diakonie muss den Menschen Recht verschaffen. Das gibt uns das Alte Testament auf.


Entscheidend scheint mir Ihr Satz, da müsse sich der Staat nicht weiter kümmern. Wenn das das Motiv sein sollte, dann ist gar nichts gewonnen. Überhaupt nichts. Es ist schon richtig, dass ein Staat die Bedarfe genau berechnen muss für Hartz IV. Aber die Realität ist auch, dass der eine damit recht gut hinkommt, der andere aber nicht. Wenn dieses Grundeinkommen bedeutet, dass wir uns ab jetzt nicht mehr weiter umeinander kümmern, dann ist das eine materielle Reduzierung, die den Mensch nicht mehr als Menschen wahrnimmt. Solch eine Gesellschaft belügt sich. Es geht um Teilhabe, um einen Platz innerhalb der Gesellschaft.

Ein Platz, den Langzeitarbeitslose vielfach schmerzlich vermissen. Ja, und als Gesellschaft sind wir gefragt: Was tun wir dafür, dass wir als Gesellschaft nicht auseinanderfallen? Wir können da nicht nur Geld rein kippen, bis alle still sind. Der Anteil derjenigen in der Bevölkerung, die abgehängt werden, wird steigen. Schon jetzt ist es so, dass rund 15 Prozent der arbeitsfähigen Bevölkerung im ersten Arbeitsmarkt nicht adäquat beschäftigt werden können. Und das wird mit der Digitalisierung noch mehr.

Können wir uns dagegen wehren? Nein. Wir brauchen die Digitalisierung sogar. Aber parallel dazu müssen wir uns intensiv darum kümmern, dass die Menschen davon nicht abgehängt werden. Das gelingt aber ganz sicher nicht dadurch, dass man sie irgendwie durch ein Grundeinkommen befriedet. Es kommt vielmehr darauf an, dass man sie beteiligt, dass man sie aktiviert.

Und konnten Sie die Wut der Menschen teilen? Nach all der teils jahrelangen Ablehnung, die die Menschen als Langzeitarbeitslose erfahren haben? Ja. Und ich kann es sehr gut nachvollziehen, wenn da das Gefühl ist, immer wieder gegen bürokratische Wände anrennen zu müssen. Andererseits sage ich auch: Die Sozialämter haben ihre Regeln. Und es ist dem einzelnen Mitarbeiter dort nicht zum Vorwurf zu machen, dass sie sie anwenden. Im Gegenteil. Sie dürfen nicht barmherzig sein gegen das Gesetz. Aber die Rahmenbedingungen müssen geändert werden: Mehr Teilhabe, mehr Einbeziehen, weniger Verwalten.

Hilft da Umverteilen? Man stellt sich natürlich nicht gern hin und sagt, man müsse den Reichen was wegnehmen. Mit solchen Menschen, die das fordern. will man häufig nicht gern zu tun haben. Aber wir als Diakonie müssen das. Wir sind die dark and dirty. Ich bin der festen Überzeugung, dass die Besserverdienenden mehr bringen können. Man muss nüchtern sagen, Rot-Grün unter Schröder hat die Steuersätze damals gesenkt. Das war falsch. Deutschland ist reich. Die Wertschöpfung ist enorm, aber zu ungleich wird davon profitiert. Insbesondere in der Finanzspekulation, an den Börsen, die nichts anderes als legale Wettbüros geworden sind, wird es unverschämt. Wenn ein Handwerksmeister sehr gut verdient, weil er gute Arbeit geleistet hat und auch entsprechend Leute beschäftigt, dann ist das vollkommen legitim. Aber wenn ein Zocker an der Börse das Tausendfache von dem verdient, dann steht das in keinem Verhältnis mehr. Da muss man ran.

Verstehen Sie die Menschen in Salzgitter, die um Hilfe rufen: »Hallo, wir haben hier zu viele Syrer.« Ja natürlich. Es sind viele Fremde dort. Und Fremdeln geht für mich völlig in Ordnung, das gehört zur Ausbildung des Ichs. Hier muss nicht jeder jubeln, dass viele Menschen zu uns gekommen sind. Aber nun sind sie da. Jetzt müssen wir lernen, mit den Unterschieden zu leben, aber Gettobildung verhindern. Wir müssen integrieren und aktivieren. Das ist eine Herausforderung, die nur mit viel Geld gelingt. Bereits 2015 habe ich gefordert: Wir brauchen dafür einen Marshallplan.

Von manchen wird befürchtet, dass dann immer mehr kommen. Wir werden die Fragen der Migration nicht lösen, ohne die Frage zu beantworten: Wie schaffen wir es, dass die Menschen dort eine Heimat haben, wo sie geboren sind? Wenn wir uns wie bisher hinstellen und meinen, dass nur wir von der Globalisierung möglichst viel profitieren sollten, die anderen davon aber möglichst nichts mitkriegen sollen, dann wird das nichts. Wir müssen die weltweiten sehr komplexen Armutsfragen, Klimawandel, Naturzerstörung, Ausbeutung erstmal zulassen und dann – auch uns selbst gegenüber – ehrlich beantworten.

Wenn Sie jetzt in Ruhestand gehen, geht die Politik weiter. Was gibt der scheidende Diakoniechef von Niedersachsen dem Regierungschef von Niedersachsen, der ja auch Christ ist, mit auf den Weg? Erstmal bin ich froh, dass er ansprechbar ist auf diese Fragestellungen, die wir hier besprochen haben. Sobald ein Politiker aber selbst eine offene Frage stellt, um auf ein Problem hinzuweisen, bekommt er von der Opposition oder irgendwelchen Chefredakteuren sofort eins auf die Nase. Das ist sehr schade. Er darf also nicht mehr öffentlich denken, keine Fragen haben,

nicht sagen «Ich bin noch nicht ganz fertig.« Also wünsche ich ihm sehr, dass er trotzdem den Mut hat, ehrlich zu sein und den Mumm hat, unterschiedlichste Menschen verstärkt anzusprechen und zum Denken zu animieren. Interview: Volker Macke

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Die kleine Kirche der Samtgemeinde Eschede. Nichts hat Christoph Künkel in seiner Sicht auf Diakonie und Gerechtigkeit so geprägt wie die neun Jahre seiner ersten Pastorenstelle: »Wenn ich über Kinderarmut, Teilhabe und Bildungspakete streite, dann habe ich immer die Bilder und Namen von den Kindern und Jugendlichen in Eschede vor Augen. Dann erinnere ich mich daran, wie damals in den Neunzigern 80 Prozent eines Jahrgangs nur die Hauptschule schafften, daran, wie schon Konfirmanden vor fehlenden Perspektiven resignierten, daran, wie Armut über Generationen vererbt wurde.«

Sie würden Spekulationsgewinne besteuern?

Auf jeden Fall. Aber mir geht es vor allem darum, dass die Gesellschaft diese Diskussion nicht mal ernsthaft führt. Also: Partizipiert die Gesellschaft an dem, was dort verdient wird? NehWie kann das konkret aussehen? In den strategischen Zielen, die wir in der Diakonie Nie- men diese Banker ihre Verpflichtung für den Zusammenhalt dersachsen verabschiedet haben, ist ein wesentlicher As- der Gesellschaft wahr? Wenn, wie ich neulich las, eine junge pekt, Betroffene zu beteiligen. In allen Hilfefeldern. Das Familie 116 Tage lang mit der Aida auf Kreuzfahrt gehen kann, dann muss auch die Frage nach der Vermachen wir beispielsweise mit unserem finanteilungsgerechtigkeit von großen Vermöziellen Engagement beim Wohnungslosencamp » Fremdeln geht gen gestellt werden. Auf der anderen Seite in Freistatt. Ein selbst organisiertes Camp mit völlig in Ordnung.« sehen wir: Knapp jeder vierte Beschäftigte rund 80 Wohnungslosen. Quasi ein Empowerin Deutschland arbeitet im Niedriglohnmentprojekt, nur ein Anfang. Wir beteiligen aber auch hier direkt im Haus, indem wir einen Beirat mit Menschen sektor. Sagt die Bundesregierung selbst. Das aber sind dann mit Behinderungen gegründet haben. Und ohnehin ist neben keine Ausnahmen mehr, damit Leute wieder in ordentliche dem Studium von Zahlen und Analysen immer wieder der di- Beschäftigungsverhältnisse kommen. Da läuft gehörig etwas rekte Kontakt zu Betroffenen wichtig. Vor einiger Zeit war ich schief.

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bei einer Arbeitslosenselbsthilfe in Hannover-Linden. Da war ich mit ganz viel Wut und Ärger konfrontiert. Auf Politik und Gesellschaft.

Foto: ev.-luth. Johanniskirchengemeinde Eschede

In der Politik wird das Modell des bedingungslosen Grundeinkommens als möglicherweise gerechter diskutiert. Beispielsweise 1.100 Euro für jede und jeden. Ohne Prüfung. Dann muss sich der Staat oder die Gesellschaft nicht weiter kümmern. Ist das gerecht, hilfreich oder ist das eine Stillhalteprämie?

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Die drei Stufen

Seit 100 Jahren ist Schule in Deutschland Pflicht. Für jedes Kind. Doch rund jeder zehnte Schüler schwänzt. Und mancher bleibt der Schule irgendwann gänzlich fern. Aus Angst, Lustlosigkeit oder Freiheitsdrang. 2.320 Mal musste allein die Stadt Hannover im letzten Jahr gegen Schwänzer ordnungsrechtlich vorgehen. Mehr als doppelt so häufig wie vor 15 Jahren. »Da geh ich nicht mehr hin!« verkündete die 14-jährige Laura nach dem ersten Tag in der neuen Schule. Nach Leistungsabfällen und Mobbingerfahrungen durch Mitschüler war sie nach dem zweiten Mal Sitzenbleiben vom Gymnasium geflogen. Jetzt war sie gleich am ersten Schultag in der Realschule an einen Lehrer geraten, der sie vor der ganzen Klasse bloßgestellt

hatte. Zumindest fühlte es sich für Laura so an, als sie immer mal wieder vor allen anderen vom Lehrer vorgesagte Sätze mit vielen S und Z laut und vernehmlich nachsprechen sollte. Denn Laura lispelt. Das ohnehin erschütterte Selbstbewusstsein der eigentlich begabten Schülerin hielt das nicht aus. Abwesenheiten, innere Emigration ebenso wie klassisches Schwänzen,

Foto: EHB

SCHULE? KEIN BOCK!

»Mehr als 80.000 SchülerInnen, also mehr als neun Prozent eines Altersjahrgangs, verlassen die Schulen in der Bundesrepublik jährlich ohne Abschluss. Weniger als die Hälfte holt den Abschluss außerschulisch nach«, stellt Karlheinz Thimm, Professor für Soziale Arbeit an der Evangelischen Hochschule Berlin, fest. Den anfangs Schulverdrossenen und Schulmüden drohe ein Leben im sozialen Abseits: »Das Arbeitslosigkeitsrisiko für junge Leute ohne Abschluss ist im Vergleich zu HochschulabsolventInnen mehr als sieben Mal höher.« Der Wissenschaftler unterscheidet drei Typen von Schulverweigerern: Die ›Auffälligen‹ zeigen erste Anzeichen wie Motivationsverlust und Fehlstunden, während die ›Gefährdeten‹ innerlich schon aufgegeben haben und oft schon gar nicht mehr in die Schule kommen. Die ›Abgekoppelten und Ausgestiegenen‹ haben mit dem Thema Schule für sich ganz abgeschlossen und begreifen sich selbst schlicht überhaupt nicht mehr als Schülerinnen und Schüler. Thimm beobachtet vermehrt ein Driften von Schulunlust – die jede/r SchülerIn zeitweise erlebt – zu passiven Formen des inneren Ausklinkens über Stören und punktuelles Schwänzen. ›Schulverdrossenheit‹ nennt der Wissenschaftler das. Zur verfestigten Schulaversion sei es dann nicht mehr weit. Die Schulvermeidungskarriere kann früh beginnen: Grundschüler klagen beispielsweise über Bauchund Kopfschmerzen. Mutter und Vater entscheiden, dass das Kind besser zuhause bleibt, weil es doch »etwas auszubrüten« scheint. Dass es in Wirklichkeit »Neun Prozent bleiben die Angst vor den Anforderungen in der Schule, vor ohne jeden Abschluss«, einer ungeliebten Lehrkraft oder den mobbenden Mitsagt Forscher Karlheinz schülerInnen ist, die dem Kind Bauchweh bereitet, Thimm.

Luthers Idee Die allgemeine Schulpflicht gilt in Deutschland seit 1919. Seit den 1960er Jahren auch für ausländische Kinder. Die Pflicht ist ein Privileg: Im Mittelalter gab es nur Klosterschulen und Domschulen für besonders begabte oder interessierte Kinder und meistens nur für Jungen. Die Masse der bäuerlichen Bevölkerung lernte noch nicht einmal lesen und schreiben. Martin Luther plädierte 1524 in seiner Schrift »An die Ratsherren aller Städte deutschen Landes, dass sie christliche Schulen aufrichten und halten sollen« als erster für einen allgemeinen Zugang zur Schule. Als erstes Territorium der Welt führte das Herzogtum Pfalz-Zweibrücken 1592 die allgemeine Schulpflicht für Mädchen und Knaben ein. Im Gebiet des heutigen Niedersachsen wurde die allgemeine Schulpflicht 1646 in der Stadt Hannover, 1647 im Herzogtum Braunschweig-Wolfenbüttel, 1693 im Fürstentum Osnabrück und 1734 in Lüneburg, Hoya, Calenberg, Göttingen und Diepholz eingeführt. Bis 1888 musste in Hannover für den Besuch der Volksschule Schulgeld gezahlt werden. Für die Mehrheit der Bevölkerung, die sich dies nicht leisten konnte, gab es daher seit Mitte des 18. Jahrhunderts Armenschulen. Der preußische König Friedrich Wilhelm I. verordnete seinem Land am 28. September 1717 die Schulpflicht. Besonders in der Landbevölkerung stieß das Gesetz auf heftigen Widerstand. Die Arbeitskraft der Kinder wurde vor allem zur Erntezeit gebraucht, Kulturtechniken wie Lesen, Schreiben und Rechnen wurden dagegen als unnötig angesehen. Die Weimarer Verfassung schrieb dann schließlich die allgemeine Schulpflicht für ganz Deutschland fest. In Art. 145 der Verfassung von 1919 heißt es: »Es besteht allgemeine Schulpflicht. Ihrer Erfüllung dient grundsätzlich die Volksschule mit mindestens acht Schuljahren und die anschließende Fortbildungsschule bis zum vollendeten achtzehnten Lebensjahre.«

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Foto: Ion Chiosea/123rf.com

waren die Folge. Ein weiterer Schulwechsel schloss sich an, mit ähnlichen, meist selbstverschuldeten Misserfolgen. Immerhin, und das ist manchmal dann doch noch als Erfolg zu werten: Mit 22 Jahren stand Laura anstatt mit Abi und Studium endlich mit einem schlechten Hauptschulabschluss da. Es sind nicht nur Kinder aus bildungsfernen Familien, die in die Spirale nach unten geraten, und es sind nicht nur einige wenige Loser: Nach einer repräsentativen Befragung des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen schwänzten 14 Prozent der mehr als 10.000 befragten Neuntklässlerinnen und Neuntklässler nach eigenen Angaben mehr als fünf Tage im Halbjahr. Nach Schätzungen des Deutschen Lehrerverbandes fehlen bundesweit pro Tag etwa 200.000 Schülerinnen und Schüler unentschuldigt. Nicht berücksichtigt bei dieser Zahl sind diejenigen, die nur die eine oder andere Stunde schwänzten.

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Foto: Karola Warsinsky/fotolia.com

Häufig sind die Eltern schuld, wenn aus Angst Schwänzen wird.

kann es oft selbst nicht äußern. Eltern wollen ihr Kind nicht mit Schmerzen losschicken. Also gibt es eine Entschuldigung und dann den Gang zum Kinderarzt, der oft keine organische Ursache feststellt. Denn Schulangst gründet auf negativen Erfahrungen in der Schule oder auf dem Schulweg. Wenn Eltern an diesem Punkt versagen und ohne nach den wahren Gründen des Kindes zu suchen das Fehlen ihres Kindes durch Entschuldigungen und Atteste quasi legitimieren, kann ein verhängnisvoller Teufelskreis entstehen. Jugendliche, die daran gewöhnt sind, bei jedem Missbehagen krank zu feiern, sind mit auffällig vielen Montags-Krankschreibungen für Lehrfirmen ein rotes Tuch und verlieren schließlich ihren Ausbildungsplatz schon in der Probezeit.

Zu cool zum Lernen Neben der Schulvermeidung steht das Schulschwänzen: Dabei steht nicht die Angst vor der Schule und ihren Anforderungen im Vordergrund, sondern Unlust. Es gibt einfach viele Dinge, die spannender und verlockender sind: Computerspiele und Internetforen, aber auch soziale Kontakte, die gepflegt werden wollen. Wenn die Clique lockt, ist die Schule vergessen. Diesen Verlockungen unterliegen nicht nur diejenigen, die Probleme mit dem Ler-

Frühe Intervention nötig Bei andauernder Schulvermeidung gilt unter Fachleuten das Motto »Stillstand ist Rückgang«. Kompetenzen gehen verloren, wenn sie nicht trainiert werden. Je länger man fehlt, umso schwieriger wird es, zur Schule zurückzukehren. Auch Scheitern und die Angst davor können regelrecht antrainiert werden. Schulpsychologen empfehlen deshalb, dass auf jede Fehlzeit sofort reagiert wird, um Teufelskreise gar nicht erst entstehen zu lassen. Die Ursachen müssen ergründet und möglichst zusammen mit der Familie behoben werden. »Die Schule muss bereits nachhaken, wenn eine Schülerin oder ein Schüler nur einzelne Stunden abhängt«, betont Schulpsychologin Gertrud Plasse von der Landesschulbehörde. »Wenn der Lehrer dem Schüler fest in die Augen schaut und ihn fragt: ›Wo warst du gestern?‹, ist das Warnsignal rechtzeitig gesendet.« Wer aber wochenlang mit der punktuellen Schwänzerei durchkomme, der fühle sich ermuntert, die Schule ganz links liegen zu lassen. Das sei im Übrigen auch ein bedenkliches Signal an die anderen, die brav jeden Tag zum Unterricht antreten.

Bleiben frühzeitige Maßnahmen aus oder wirkungslos, ist irgendwann dann auch Schluss mit der Nachsicht der Schule, dann wird Anzeige erstattet und gegebenenfalls die Polizei eingeschaltet: Allein in der Landeshauptstadt wurden im vorigen Jahr 2.320 Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet. »Immerhin mehr als doppelt so viele wie 2003. In 1.105 Fällen wurde ein Bußgeld verhängt, und 20 Mal kam es zur Erhebung von Zwangsgeld oder zu einem Polizeieinsatz«, berichtet Susanne Stroppe. Die verschiedenen Schulformen waren unterschiedlich vertreten: »Die allgemeinbildenden Schulen liegen mit 1.353 Verfahren an der Spitze, dann folgen die Berufsschulen mit 777 und die Förderschulen mit 190 Fällen.« Mit dem Projekt »Die 2. Chance« sollen notorische Schulschwänzer, die es bleiben lassen wollen, die Kurve kriegen. Das Projekt gegen Schulabsentismus ist 2006 von der Region Hannover mit Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) aufgelegt worden. Die Teilnahme ist freiwillig, allerdings wird ein verpflichtender Vertrag mit Schülerinnen und Schülern auf der einen und Eltern auf der anderen Seite geschlossen, insbesondere wenn ein Bußgeld verhängt worden ist oder ein Schulverweis droht. Durch die regelmäßige Teilnahme können Sanktionen abgewendet werden. »Die 2. Chance« startete zunächst in den Kommunen Neustadt, Uetze und Ronnenberg und ist später um die Standorte Barsinghausen, Seelze und Garbsen erweitert worden. Schülerinnen und Schüler, die auf eine der 22 Kooperationsschulen gehen und noch keinen Hauptschulabschluss haben, profitieren von der Kombination aus intensiver Einzelbetreuung, sozialer Gruppenarbeit und intensiver Elternarbeit sowie Vernetzung mit der Jugendhilfe. Nach eigenen Angaben haben zwischen dem 1. April 2013 und dem 30. Juni 2017 insgesamt 143 Kinder und Jugendliche von 11 bis 17 Jahren, nahezu ebenso viele Mädchen wie Jungen, an dem Projekt teilgenommen. 99 von ihnen hatten die Maßnahme zum 30. Juni 2017 beendet. Bei 70 Prozent hat sich die schulische Situation verbessert; es gab weniger Fehltage und Bußgeldverfahren oder das Klassenziel wurde erreicht. Manchmal war ein Schulwechsel möglich. Nach Informationen der Region gelang bei 83 Prozent die Wiedereingliederung in die Schule. Sabine Szameitat

1.000 Euro Strafe Wer vorsätzlich oder fahrlässig gegen die gesetzlichen Bestimmungen zur Schulpflicht verstößt, handelt ordnungswidrig und kann laut Bußgeldkatalog mit einer Geldbuße von bis zu 1.000 Euro belegt werden. Bei Nichtzahlung kann das zuständige Gericht an Stelle der Geldbuße für Jugendliche die Ableistung von Sozialstunden oder Kurzarrest von bis zu einer Woche anordnen.

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nen haben, sondern durchaus auch jene, die »könnten, wenn sie nur wollten«. Aber es mangelt an Lern- und Leistungsmotivation. Man trifft sich lieber regelmäßig in der Gruppe, erfährt hier auf angenehmere Weise Zustimmung, Anerkennung und Erfolgserlebnisse. Nach Informationen des Kultusministeriums in Hannover sind »häufig zudem weitere Regelverstöße wie Diebstähle oder unerlaubtes Rauchen in der Öffentlichkeit zu beobachten«. Ein 2006 aufgelegtes Projekt der Region Hannover mit dem Titel »Die 2. Chance« hat Risikofaktoren für Schulverweigerung ausgemacht: Zu 60 Prozent trug »fehlende Erziehungskompetenz« der Eltern zur Entstehung bei, psychische Auffälligkeiten bei Eltern oder Kindern waren für 40 Prozent der Schulverweigerungen ausschlaggebend. Überschneidend gaben zudem 13 Prozent traumatische Erlebnisse als Grund an. Je länger Schulschwänzer mit ihrem Verhalten durchkommen, desto schwieriger wird die Rückkehr zum Schulalltag. Wer im Unterricht fehlt, muss keine Misserfolge erleben, vermeidet einfach negative Erfahrungen; aber damit auch die Erfahrung, dass Lernen zu Erfolgserlebnissen führen kann.

Ein 96plus-Projekt lässt Kinderaugen leuchten Kindern eine Abwechslung vom Klinikalltag geben und ein Lächeln ins Gesicht zaubern – das ist das Ziel der MHH Kids-Arena. Die Kids-Arena ist ein eigens für jun­ge Patienten der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) eingerichteter Raum, der einem Stadion in Miniatur­ form nachempfunden ist. Hier können Kinder Bundesligaspiele auf Großbild­ leinwand anschauen oder mit der Playstation spielen, um sich so ein wenig von ihrer nicht immer einfachen gesundheitlichen Situation abzulenken. Mit der MHH Kids-Arena möchte 96plus allen Kindern, die in der MHH stationär behandelt werden, die Möglichkeit geben, sich für Fußball zu begeistern und ihnen durch schöne, emotionale Momente Freude und Spaß sowie ein paar glückliche Augenblicke schenken. Besondere Highlights sind die regelmäßigen Besuche unserer Profis, die das Projekt mit großer Begeisterung unterstützen. Die Spieler besuchen die Kinder an ausgewählten Nachmittagen, um mit ihnen zu spielen, Zeit zu verbringen und natürlich einige Über­ raschungs-Geschenke zu übergeben.

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WER WAR EIGENTLICH …

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Foto: Picture-Alliance

waren gut besucht. Doch ihr Ihre Erfolgstitel »ZigeunerjunRussinnen-Image wurde der ge«, »Walzer des Sommers«, und Sängerin, Texterin und Komdas »Lied der Taiga« konnten ponistin bald lästig. Sie wollte Mitte bis Ende der 60er Jahre mehr als nur slawisch-folklorisalle Radiohörer und Fernsehzutisch orientierte Schlager sinschauer mitsingen: Alexandra gen und knüpfte Kontakte zur war mit ihrer tiefen Singstimme französischen Chanson-Szene. und ihrem exotischen AusseLange Zeit blieb ihr nicht: hen unverwechselbar in der daMit 27 Jahren endete ihr Leben maligen Musiklandschaft. Ihre (wie das der anderen legendä­ Texte, die sie zum großen Teil ren Musiker des sogenannten selbst schrieb, beschäftigten »Klub 27«: Brian Jones, Jimi sich oft mit ernsten HinterHendrix, Janis Joplin, Jim Morgründen, haben Tiefgang und rison, Kurt Cobain oder Amy klingen dramatisch – der absoWinehouse). Ob das Geschelute Gegensatz zum damaligen hen, bei dem Alexandra ums Schlager. In ihrem Lied »Mein Leben kam, wirklich ein UnFreund der Baum« ging es bereits im weitesten Sinn um Umweltschutz, der erst viel später fall war, beschäftigt noch heute manchen Fan. Erwiesen ist, dass die Sängerin mit ihrem zehn Jahre alten Mercedes Coupé zum Thema in Politik und Gesellschaft werden sollte. Alexandras Lieder waren unverwechselbar melancholisch unterwegs zum Urlaub auf Sylt war. Ihre Mutter und Sohn bis rührselig, manche kultivierten eine russische Volksseele, Alexander saßen mit im Wagen, als ein Lastwagen, beladen mit die zu ihrem Erscheinungsbild passte, aber mit ihrer Herkunft 30 Tonnen Gehwegplatten, Alexandras Auto auf einer unübernicht allzu viel zu tun hatte. Doris Wally Treitz, wie Alexandra ei- sichtlichen Kreuzung in Tellingstedt rammte. Nur der Sechsjähgentlich hieß, wurde am 19. Mai 1942 in Heydekrug in Ostpreu- rige überlebte. Um Alexandras Tod rankten sich schnell Rätsel und Verßen geboren und wuchs in Kiel auf. Sie war musikalisch, bekam Klavierstunden und brachte sich selbst das Gitarrespielen bei, schwörungstheorien, von zahlreichen Affären mit einflussreientschied sich aber für ein Grafikstudium, weil sie Modedesig- chen Männern und Geheimdienstverbindungen war die Rede. Außerdem habe es Sorgerechtsnerin werden wollte. Der russische streitigkeiten um den Sohn gegeEmigrant Nikolai Nefedov, 30 Jahre Ihre Stimme, ihre Ausstrahlung, ben. Einige Fans munkelten von älter als sie, wurde Untermieter bei Suizid, andere von Stress und Droihrer Familie und nur einige Monaihre Lieder und ihr früher Tod gen. Ein Mysterium, ein Einbruch te später ihr Ehemann. 1963 wurde machten sie zur Legende. in die Tellingstedter Leichenhalle, Sohn Alexander geboren, die Ehe in der die Tote lag, klärte sich erst scheiterte aber bald. Doris Wally studierte weiter, arbeitete nebenbei als Zeichne- vor ein paar Jahren auf: Die Täter gaben den Einbruch zu, der rin, Schauspielerin und Sängerin und legte sich in Anlehnung inzwischen lange verjährt war. Sie seien damals jung gewesen an den Namen des Sohnes ihren Künstlernamen zu: Alexand- und hätten Alexandra noch einmal sehen wollen. Ob es ihre Stimme, ihre Ausstrahlung oder die Geschichra. Sie sang bei der ersten deutschen Folk-Rock-Band, den City Preachers, und wurde sofort entdeckt. Musikproduzent Fred ten um ihren frühen Tod sind, Alexandra fasziniert auch heute Weyrich und Manager Hans R. Beierlein bauten Alexandra zum noch: Der Dokumentarfilm »Alexandra – Legende einer SängeStar auf. Sie war 25, als »Zigeunerjunge« und »Sehnsucht / Das rin« und die zwei Bühnenstücke, »Das Leben der Alexandra« Lied der Taiga« die Schlagerparade stürmten. Die Tournee mit und »Illusionen - Alexandras Leben« werden immer wieder gedem damals sehr bekannten Orchester Hazy Osterwald quer zeigt. durch Deutschland und 1967 auch durch die Sowjetunion Sabine Szameitat

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… ALEXANDRA?

BANDAGE FÜR BELLO Bisswunden, Vergiftungen, Autounfälle: Wenn Hunde medizinisch versorgt werden müssen, wissen ihre Besitzer oft nicht weiter. Erste-Hilfe-Kurse für Vierbeiner sollen Abhilfe schaffen. Flaffy hat’s erwischt. Mit Maulschlinge und verbundener Pfote liegt die Hündin starr auf dem Boden. Was ihr passiert ist, weiß niemand. Nur dass ihr jetzt schnell jemand helfen muss. Und dass dabei nichts schiefgehen kann. Denn Flaffy ist aus Plastik: eine braune Puppe, an der Herrchen und Frauchen lebensrettende Sofortmaßnahmen üben können.

Es ist Sonntagmorgen. Die meisten Hundebesitzer drehen ihre erste Gassi-Runde oder stehen gerade erst auf. Doch die zehnköpfige Gruppe, die sich in einem Vortragsraum versammelt hat, will arbeiten. »Erste Hilfe am Hund« heißt der Kurs, den die Johanniter bundesweit anbieten. Die meisten Teilnehmer haben ihre Tiere gleich mitgebracht: Ein Dackel, ein


Bei der Beatmung wird es knifflig. »Wie überwindet man den Ekel-Faktor?«, will jemand wissen. Santo muss nicht lange überlegen. »Für viele ist ihr Hund wie ein Baby«, sagt die Ersthelferin. Ansonsten gebe es immer noch den »Life Key«, die besagte Plastiktüte mit Ventil. Viele Hundehalter haben solche Tipps zuvor noch nie gehört. »Man fühlt sich einfach unsicher«, meint Julia Zele, 30, das Frauchen von Carlos. »Er ist mein erster Hund, und da möchte ich gerne vorbereitet sein.« Ihr Mann Sandor, 31, ergänzt: »Bei Hunden sollten wir uns gut auskennen. Sie können uns schließlich nicht sagen, wo’s wehtut.« Und was tut man, wenn der Hund im Wald in eine Scherbe tritt und nicht mehr laufen kann? »Dann ziehe ich meine Hose aus und baue daraus eine Trage«, meint eine Teilnehmerin. »Notfalls gehe ich eben im Slip, das ist mir egal.« Carmen Santo hat eine andere Idee. »Nehmt euren Hund über die Schulter, wie einen Rucksack. Wenn es ernst wird, entwickelt ihr Kräfte, die ihr euch gar nicht vorstellen könnt.« Text und Fotos: Steve Przybilla

Kurse Arbeiter-Samariter-Bund Hannover Telefon: 0511 – 3 58 54-0 Termine nach Vereinbarung Kosten auf Nachfrage Arbeiter-Samariter-Bund Göttingen Telefon: 0551 – 3 06 68 82 E-Mail: wuff@asb-goettingen.com Termine nach Vereinbarung Kosten auf Nachfrage Hundeschule Hannover und Region Telefon: 0511 – 49 35 70 Termine nach Vereinbarung Kosten: 30 Euro Die Johanniter Servicestelle Breitenausbildung, Bremen Telefon: 0800 – 0 01 92 14 Termine nach Vereinbarung Kosten: 20 Euro

Labrador-Welpe Carlos dient gerne als Vor­ führobjekt. Hier zeigt Carmen Santo, wie man einen Hund am besten auf den Rücken legt.

Infos Zum Nachlesen: Der Arbeiter-Samariter-Bund hat eine Broschüre zur Ersten Hilfe am Hund zusammengestellt. Das 56-seitige Heft (mit Fotos) kostet 9,60 Euro und kann bestellt werden unter: publikationen@asb.de. Online-Tipps: Anleitungen gibt es auch unter: www.erste-hilfe-beim-hund.de.

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Labrador-Welpe und mehrere Mischlin- ren. »Was würdet ihr tun, wenn ihr seht, dass ein Hund angege beschnüffeln sich erst gegenseitig und fahren wurde?«, fragt Santo. Betretenes Schweigen. »Den Notdann Flaffy, die Hundepuppe. Kurze Zeit ruf wählen«, sagt schließlich eine Teilnehmerin. »Dem Hund gut zureden«, empfiehlt später dösen die Vierbeiner ein anderer. »Auf Verletin einer schattigen Ecke. Hunde »können uns schließlich zungen untersuchen«, Für Carmen Santo, 24, nicht sagen, wo´s wehtut«. meint der Dritte. fängt die Arbeit dagegen Sandor Zele »Alles richtig«, anterst an. Die Erste-Hilfewortet Santo. »Aber ihr Ausbilderin hat einen Zusatzkurs in Hunde-Rettung belegt. Jetzt habt das Wichtigste vergessen. Sammelt euch selbst, bevor ihr tourt sie durch das Land, um Tierhalter irgendwo hinrennt. Und sichert die Unfallstelle ab.« Die Ausfür brenzlige Situationen zu sensibilisie- bilderin rät, immer ein Erste-Hilfe-Set dabei zu haben, wie ein Verbandskasten für Menschen, nur eben für Hunde. Die wichtigsten Utensilien: Einmalhandschuhe (»Passen in jede Leckerli-Tasche«), Dreiecktuch und »Life Key« – eine Plastiktüte mit Ventil, die das Beatmen eines Hundes erleichtert. Anhand von Flaffy demonstriert Santo, wie man eine Maulschlinge richtig anlegt. Die sei bei Erster Hilfe grundsätzlich ratsam, da auch der eigene Vierbeiner unter Schmerzen zuschnappen könne. »Knoten rein, unten rum, über Kreuz«, erklärt die Kursleiterin. »Wichtig ist, dass euer Hund das kennt, falls andere ihm einmal helfen müssen.« Danach wird an Flaffy geübt: zuerst der »Bodycheck« (Körper auf Verletzungen untersuchen), dann Reanimation und Mund-zu-Hund-Beatmung. Die stabile Seitenlage demonstriert Santo an Paula, ihrem eigenen Jack-Russel-Mischling. Als Dreiecktuch, Zeckenzange, Maulkorb. Dieses Notfallset sollCarlos, ein fünf Monate alter Labrador-Welpe, hinzukommt, ten Hundebesitzer immer im Auto haben, rät die Trainerin. wird auch er auf den Rücken geworfen. »Passt mit den Beinen auf«, warnt Santo. »Wenn ihr das ein paar Mal geübt habt, ist es ganz leicht.« Carlos murrt jedenfalls nicht. Schwanzwedelnd Sofort-Maßnahmen: liegt er auf dem Boden, als sei Erste Hilfe ein lustiges Spiel. Bisswunde: Die Hunde trennen und anleinen. Beruhi­ Ob Bisswunden, Vergiftungen oder Autounfälle: Die Liste gend auf den Hund einreden. Bei stark blutenden an Verletzungen, die sich Hunde zuziehen können, ist lang. Wunden einen Druckverband anlegen: Wunde mit Während bei Menschen der Rettungsdienst anrückt, müssen sterilem Vlies abdecken, aufgerollte Mullbinde aufs die Tiere auf die Hilfe von Laien vertrauen – ihren Besitzern. Vlies drücken und diese mit einer weiteren MullbinDie finden Anleitungen oft nur in Büchern oder im Internet. de fixieren. Wunden können mit Wasser ausgespült Dementsprechend groß ist der Bedarf an Praxis. Die Kurse der werden. Keine Salben oder Puder verwenden, da Johanniter sind mitunter weit im Voraus ausgebucht. dies dem Tierarzt später die Diagnose erschwert. Auch Tierärzte und Hundeschulen bieten hin und wieder Bienenstich: Starke Schwellungen kühlen, z.B. mit Erste-Hilfe-Schulungen an. »Wir wissen nicht, wie häufig so kaltem Wasser. Stiche im Rachen mit Eiswürfeln etwas geschieht und wer genau die Kurse anbietet«, sagt Astrid kühlen. Bei harmlosen Stichen (ohne große SchwelBehr, Sprecherin des Bundesverbandes praktizierender Tierlungen) hilft es, Zwiebelsaft auf die Einstichstelle zu ärzte. Deshalb sei es schwierig, etwas zur Qualität der Angeboträufeln. te zu sagen. Aber: »Grundsätzlich sind solche Kurse eine gute Vergiftung: Viele für Menschen harmlose LebensSache. Sie können im Ernstfall Leben retten.« mittel (z.B. Schokolade, Rosinen, Zwiebeln) sind für In der Gruppe von Carmen Santo haben die Teilnehmer Hunde giftig. Manchmal fressen Hunde auch Ratteninzwischen gelernt, wie man den Puls misst, Schockzustände gift. Als Gegenmaßnahme so schnell wie möglich feststellt, Blutungen abbindet und Herzstillstände bekämpft. Kohletabletten verabreichen (die Ration variiert je »Beim Chihuahua reichen dafür zwei Finger«, erklärt Santo. nach Größe des Hundes; im Voraus mit dem Tierarzt »Bei größeren Hunden müsst ihr beide Hände einsetzen.« absprechen). Danach schnell zum Tierarzt.

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Foto: V. Macke

18 AKTIV & GIERT A G N E

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DIE »GERECHTEN«

Neu in Asphalt: Aktive und Engagierte. Eine Reihe von Initiativen, die Beachtung verdienen. Diesmal: »Gnadenlos Gerecht« – die Streiter für die Würde von Hartz-IV-EmpfängerInnen. Und für mehr Langfristigkeit im politischen Denken. Ihre Botschaft ist ganz klar, obwohl das Thema von mancher Seite gern als hochkompliziert bezeichnet wird: Hartz IV und Grundsicherung reichen schlicht nicht für ein Leben in Würde. 560 Euro statt 409 als Regelleistung fordern sie deshalb auf ihren T-Shirts, wenn sie auf Märkten und Plätzen thematisieren, was deutschlandweit rund acht Millionen Menschen angeht. »Wir stützen uns auf ein Gutachten der Diakonie Deutschland, nachdem die gezahlten Regelleistungen dem Bedarf überhaupt nicht entsprechen«, sagt Inga Schmalz, einst Sozialarbeiterin, heute Rentnerin (im Bild ganz re.). Sie ist eine von gut zwei Hand voll Aktivisten, die meisten von ihnen selbst Betroffene. Sie zusammen sind »Gnadenlos Gerecht«. Überparteilich, aber eindeutig parteiisch für Arme und Prekäre. Mal stürmt die vor rund 10 Monaten gegründete Gruppe am 1. Mai die große Gewerkschaftsbühne, mal diskutieren sie auf Plätzen sozialer Brennpunktgebiete, mal reißen sie symbolisch in der City Mauern zwischen Arm und Reich ein. Die Show ist nur Vehikel für direkten Kontakt zu denen, die es auch angehen müsste. »Es geht darum, die Menschen, die resigniert haben, wieder zu interessieren, bestenfalls zum Mitmachen zu bewegen«, sagt Udo Selent aus Springe, längere Zeit arbeitslos, einst als GEZ-Beauftragter in Lohn und Brot (im Bild 3. von re.). »Daher sind wir auch unbedingt überparteilich. Jeder, egal was er wählt, kann bei uns parteiisch für Arbeitslose aktiv werden.« Und deshalb gehen sie auch dorthin, wo es weh tut. Politisch gesehen. Auf den Mühlenberger Markt etwa. Wo die AfD bei der Bundestagswahl satte 18,2 Prozent der Stimmen holte. »Unzufriedenheit äußert sich in letzter Zeit zunehmend in Kon-

kurrenz und Abgrenzung. Leider nicht respektvoll und solidarisch untereinander«, sagt Jürgen Otte, ehemals Drucker, heute schwerbehinderter Gelegenheitsjobber und Hartz-IV-Bezieher (im Bild 2. v. re.). Direkt zwischen den mobilen Klamottenständen, neben Obst und Gemüse suchen Otte und MitstreiterInnen dann das Gespräch. Klar in der Haltung, freundlich im Ton. Wenn da am Markt von Passanten der Zuzug von Migranten für eine beschämend niedrige Rente von 600 Euro verantwortlich gemacht wird, »erläutern wir, dass es diesen Zusammenhang nicht gibt und anderswo der persönliche Ärger sinnvoller eingesetzt werden kann«, so Schmalz. Denn das ist die Mission von »Gnadenlos Gerecht«: Überzeugen. Sensibilisieren für ungerechte Ungleichheit in einem der reichsten Länder der Welt. Das aber ist viel Arbeit. Man wolle nicht einfach nur Stimmung machen. Nachhaltiges Einmischen erfordert gute inhaltliche Vorbereitung. Kenntnisreich können die »Gerechten« referieren. Über Mehrwertsteuer, Erbschaftssteuer, Sanktionspraxis von Jobcentern, Rentenarmut, Kinderarmut, Lobbyismus und Bildungsungerechtigkeit. »Es ist nicht zu verstehen, warum die Politik gerade in Zeiten sprudelnder Steuereinnahmen freiwillig auf den Gestaltungsspielraum verzichtet, den sie eigentlich hätte,« so Otte. »Deshalb machen wir solange weiter, bis die Armen und Abgehängten von der Politik nicht mehr vergessen werden«, ergänzt Selent. MAC Einmal im Monat trifft sich die Gruppe im Sozial-Center der Diakonie im Kötnerholzweg 3 in Hannover-Linden. Jeden vierten Dienstag. Nächstes Treffen: 28. November, 19 Uhr. Kontakt: inga.maria@web.de

HILFE VON ANFANG AN Bevor die Last zu groß wird: Familienhebammen unterstützen Familien in Notlagen rund um die Geburt und beim Start in ein gemeinsames Leben. Zuerst war die Angst da. »Wir wussten ja nicht, was wird«, sagt Natascha Sbrisny, »wir waren völlig unvorbereitet«. Die werdende Mutter befand sich bereits im sechsten Monat, als sie von ihrer Schwangerschaft erfuhr. »Aufgrund meiner Ess­ störung hatte ich nur unregelmäßig und selten meine Regel, daher fiel mir das erst gar nicht auf«, so die 35-Jährige. Desto größer gerieten nun die Sorgen um die Gesundheit des Kindes. Nichtsahnend von den besonderen Umständen, in denen sie sich befand, hatte Natascha starke Medikamente gegen Depressionen genommen. Und dann war da auch noch der Alkohol, nicht gerade wenig, wie sie sagt. Glück gehabt. Die Ärzte gaben vorerst Entwarnung, doch nun drängten für Mutter Natascha und Vater Bernd Groß ganz

andere Fragen in den Vordergrund. »Das Kind hat alles verändert«, sagt Natascha. Bis zum positiven Schwangerschaftsbefund bekam die werdende Mutter im Rahmen des ambulant betreuten Wohnens Unterstützung im Alltag. Und nun waren sie selbst für ein anderes Leben verantwortlich, ohne Vorwarnung. »Meine Betreuerin empfahl uns deshalb an das FHZ«, sagt Natascha. Dort, im Familienhebammen Zentrum in Hannover, dem FHZ, sind sie auf Fälle wie diesen eingestellt, auf das Nichtalltägliche, Unerwartete, Heikle und Prekäre, auf Besucher, die sich in einer finanziellen, psychischen oder gesundheitlichen Notlage befinden. Hier treffen sich Minderjährige, Gehandycapte, Alleinerziehende, Migranten, Hartz-IV-Empfänger,


Mutter Natascha Sbrisny mit Sohn Philipp.

Vater Bernd Groß.

Familienhebamme Brigitte Bolte.

Sozialpädagogin Birgit Rückheim.

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Drogenabhängige und Opfer häuslicher wurden u.a. die Frühen Hilfen auf den Weg gebracht. Seither gibt es landesweit Einrichtungen wie das Gewalt. Wie auch immer: »Alle, die zu uns kommen, tragen ihren Rucksack«, FHZ, wird viel Wert auf Früherkennung und Vernetumschreibt Brigitte Bolte, Familienheb- zung gelegt. Dennoch werden in Deutschland tägamme und eine der Leiterinnen des FHZ, lich immer noch elf Kinder misshandelt, 39 Kinder sexuell missbraucht, und sterben drei Kinder pro die Befindlichkeiten ihrer Klientel. Das FHZ ist eine Anlaufstelle für Woche an den Folgen von Misshandlung und VerEltern und Kinder von der Schwanger- nachlässigung. Im Jahr 2016 führten die Jugendämschaft bis zum ersten (bei Bedarf auch ter in Deutschland nach Angaben des Statistischen bis zum zweiten) Lebensjahr des Kindes. Bundesamtes rund 136.900 Verfahren zur EinschätDie Familienhebammen decken alle pä- zung der Gefährdung des Kindeswohls durch. Gedagogischen und medizinischen Fragen genüber dem Vorjahr bedeutet dies einen Anstieg rund um die Geburt ab: »Egal, ob es um um 5,7 Prozent. Das kann auch ein Zeichen für gedie Versorgung des Kindes, Verhütung stiegene Sensibilität sein. Damit das Kindeswohl gar nicht erst in Gefahr oder Probleme beim Stillen geht«, sagt Bolte, »kostenlos und vertraulich«. Fi- gerät, richten sich die frühen Hilfen präventiv an nanziert wird das FHZ über einen von der Eltern, die es schwerer haben als der Durchschnitt. Bundesregierung eingerichteten Fonds, Dafür gibt es gute Gründe. Schon 1999 hat das Krimider deutschlandweit 51 Millionen Euro nologische Forschungsinstitut Niedersachsen in eiim Jahr bereitstellt. Die Bundesinitiative ner Studie festgestellt, »daß elterliche Gewalt gegen »Frühe Hilfen« verteilt das Geld entspre- Kinder und Jugendliche in allen sozialen Schichten chend des Anteils der ALG-II-Empfänger vorkommt. Unter den Rahmenbedingungen sozialer auf die Kommunen, die ihrerseits einzel- Benachteiligung« jedoch wahrscheinlicher ist. Als einen maßgeblichen Risikofaktor haben Forne Institutionen – wie das FHZ – mit der Umsetzung beauftragen. »Es gab vorher scher heute die psychische Belastung der Eltern auskeine Angebote für diese Klientel. In- gemacht. In einer aktuellen Studie des Nationalen Zentrums Frühe Hilfen zwischen hat man (NZFH) zeigten sich gemerkt, je früher »Alle tragen ihren Rucksack« vor allem in der Grupman Hilfe anbietet, Familienhebamme Brigitte Bolte pe junger Eltern unter desto besser«, sagt 25 Jahre auffallend vieBolte. Und: »Jeder Euro zahlt sich in kürzester Zeit aus«, le Personen psychisch stark belastet. Entscheidend ergänzt ihre Mitstreiterin, die Sozialpäd- sei jedoch gar nicht das Alter selbst. Vielmehr häuften sich in dieser Gruppe Risiken, eine Depression agogin Birgit Rückheim. Auch wenn sich dieses Präventions- oder Angstzustände zu entwickeln. Dazu zählten programm nach vorausschauender Po- »ungeplante Schwangerschaft, Armut bzw. Bezug litik anhört – nicht die Sorgen um sozial von Sozialleistungen, Alleinerziehendenstatus, Proschwache, überforderte oder kranke El- bleme in der Partnerschaft und ein als negativ emptern und ihre Kinder lieferten die Initial- fundenes Temperament des Kindes«. Wirksame Prävention setzt daher bei besonders zündung für die Bundeshilfen, sondern die Extremfälle von Kindesmisshand- belasteten Eltern an. Die müssen jedoch auch erst lung, für die der Bremer Kevin zu einem erreicht werden. Der niedrigschwellige Zugang zu traurigen Sinnbild geworden ist. Bis zu Institutionen wie dem FHZ ist dabei ein entscheiseinem Tod im Jahr 2006 muss der zu die- dender Punkt. »Man fällt hier nicht auf«, sagt Rücksem Zeitpunkt Zweijährige ein unglaub- heim, das sei wichtig. Herkömmliche Angebote der liches Martyrium erlitten haben, das Geburtsvorbereitung oder Kleinkindbetreuung seidurch Ignoranz, schlechte Koordination en für diese Klientel weder bezahlbar noch einlaund verspätetes Handeln der Behörden dend. Die sozialen Unterschiede stechen gerade in begünstigt und so zu einem bundesweit diesem Umfeld besonders hervor: Nicht nur die teubeachteten Skandal wurde. In der Folge rere Kleidung der Eltern, auch die hochwertigeren

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Die 15-jährige Amarachi wiegt ihre Tochter Zafira in den

Das Familienhebammenzentrum ist eine Anlaufstelle für alle Fragen rund

Räumen des FHZ.

um Schwangerschaft und Geburt.

Sachen der Kinder fielen sofort ins Auge, und in den Gesprächen träten schnell die unterschiedlichen Bildungsniveaus in den Vordergrund. Zudem haben viele FHZ-Eltern noch mit ungleich schwierigeren Alltagsstrukturen als die »intakten« Familien zu kämpfen. Und die werden durch Kleinkinder noch erheblich verkompliziert. Einerseits sind hier viel grundsätzlichere Hilfen erforderlich, die auch ein viel größeres Feld abdecken müssen und andererseits fällt es diesen Familien weitaus schwerer, feste Kurstermine einzuhalten, wie es bei den kostenpflichtigen Anbietern erforderlich ist. Nicht so im FHZ. Die Eltern (überwiegend Frauen) fühlen sich hier sicher. »Unter unseren Müttern sind zum Beispiel eine 13-Jährige, eine Obdachlose, und depressive Frauen«, sagt Bolte, »die trauen sich nirgend woanders hin«. Und natürlich suchen die Familienhebammen Eltern und Kinder bei Bedarf auch zu Hause auf. Auch Natascha und Bernd, die ihr schmales Budget bislang mit dem Verkauf von Asphalt aufbesserten, können von diversen Schwierigkeiten berichten. »Wir mussten ja alles sofort besorgen«, sagt Bernd, »Kinderbett, Kleider, Kinderwagen, damit hatten wir ja nicht gerechnet«. »Aber auch mit allem anderen, wie den Geburtsvorbereitungskursen waren wir natürlich spät dran«, ergänzt Natascha. Und vor allem wussten sie zu dem Zeitpunkt noch gar nicht, was dieses »andere« alles umfasste.

»Meine Mutter ahnte auch nicht, dass man die Babys heute nicht mehr auf den Bauch legt«, sagt Natascha. Ganz zu schweigen von praktischen Fragen der Art »wie koche ich für mein Kind?« oder »Erste Hilfe für Kinder«, nur zwei Beispiele für Kurse, die sie im FHZ besuchten. »Anfangs war ich fast jeden Tag dort«, erinnert sich Natascha. Freiwillig, ohne Voranmeldung. Nicht allein die Inhalte der Kurse, auch der Kontakt zu den anderen Familien spielt eine wichtige Rolle. Austausch von Informationen, gemeinsame Aktivitäten – besonders für Alleinerziehende ein Ausweg aus der Ver»Jeder Euro zahlt sich einzelung. Als zentraler Treffpunkt sofort aus« hat sich im FHZ das Elterncafé etaSozialpädagogin Birgit Rückheim bliert, das von den Eltern selbst organisiert wird. Hierbei werden sie von ehrenamtlichen Helfern unterstützt, auch Natascha hat hier schon mitgearbeitet. »Aber im Moment ist das zeitlich schwierig«, sagt sie, trotz Krippenplatz. Auch den Asphalt-Verkauf muss sie noch auf unbestimmte Zeit ruhen lassen. Die Belastungen sind eben immer noch hoch, darunter hat auch die Partnerschaft gelitten. Natascha und Bernd haben sich getrennt, teilen aber weiter die Sorge um Philipp. Schwierig, aber es klappt bisher. Auch dank guter Starthilfe. Text und Fotos: Ulrich Matthias


»Wir tun was« Hannover. »Was tun für die, die nichts haben«, sagt Björn Lohmann, das sei seine Motivation gewesen, sich in der Initiative »Obdachlosen helfen – wir tun was« zu engagieren. Seit einem Jahr bauen Lohmann, Mitstreiterin Nicole Teschner und Asphalt-Verkäufer Mario Cordes (fast) jeden Montagnachmittag ihre Tische auf dem Andreas-Hermes-Platz auf und verteilen kostenlos Kaffee, Kuchen und belegte Brötchen. Ein Angebot, das sich herumspricht: Zahlreiche Obdachlose, aber auch nichtwohnungslose Hilfsbedürftige finden sich schon früh am Platz ein. An manchen Samstagen, wie jetzt am 14. Oktober, gibt es eine Sonderaktion mit ambulanter Kleiderkammer. »Alles gespendet von Arbeitskollegen, Freunden oder Bekannten«, sagt Lohmann. Diesmal ergänzte »Serve the City«, ein Netzwerk, das soziale Initiativen punktuell unterstützt, den Auftritt mit einem Grill und vielen Würstchen. »Wir sind nur fünf bis sechs Leute«, sagt Lohmann, für eine Vereinsgründung reiche das leider nicht. Gefunden hat sich die Gruppe übers Internet und organisiert sich auch überwiegend über die eigene Facebook-Seite »HilfefuerObdachloseinHannover«. »Wir wollten etwas gegen das Elend tun«, sagt Nicole Teschner. Ein Elend, das gerade zwischen Bahnhof und Weißekreuzplatz nicht zu übersehen ist. Finanziert werden die Aktionen aus Spenden; Einkauf und Aufbau bis hin zum Brötchenschmieren verlangen viel ehrenamtliche Arbeit. Hilfe für Obdachlose: Jeden Montag, 16.30 Uhr, Andreas-Hermes-Platz (am Brunnen hinter dem Pavillon). UM

Kostenlose Gesundheitsberatung

Das muss mal gesagt werden …

Hannover. Unverständliche Arzt-Diagnosen, Probleme mit der Krankenversicherung? Diese und viele andere Fragen beantwortet die Unabhängige Patientenberatung Deutschland (UPD). Kostenlos und neutral, betont UPD-Sprecher Jann Ohlendorf: »Unser Angebot kann von jedem genutzt werden, leider ist es gerade Menschen in finanziellen Notlagen oft nicht bekannt«. Dabei könnten gerade sie besonders von dem Service profitieren. Finanziert wird die UPD seit 2016 von den Krankenkassen, arbeitet aber unabhängig von diesen. Juristen und Mediziner stehen den Ratsuchenden für Fragen aller Art rund um das Thema Gesundheit zur Verfügung. Übrigens auch in Türkisch, Russisch und Arabisch. Das Angebot gilt ausdrücklich auch für Nichtversicherte. In Hannover existiert eine Beratungsstelle in der Bahnhofstr. 8. Andere Städte werden von den UPD-Mobilen angefahren. Tel.: 0800 011 77 25. Termine (jeweils 10 –16 Uhr): 9.11. Hameln am Pferdemarkt, 10.11. Goslar in der Rosentorstr. 27, 17.11. Soltau am Georges-Lemoine-Platz, 18.11. Nienburg/ Weser am Susanna-Abraham-Platz. UM

Anfang Oktober schreibe ich diese Zeilen für die NovemberAusgabe mit dem angelernten Wissen, ein grauer, trister Monat steht bevor. Allerseelen, Allerheiligen, Totensonntag, mieses Wetter – nichts ist angetan, sich auf den November zu freuen. Doch warum eigentlich?

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a m n e s t y a f t e r wo r k Schreiben Sie für die Menschenrechte – gegen Verfolgung, Gewalt und Folter

Mieses Wetter? Gerade tobt Xavier über Deutschland, der Bahnverkehr ist lahmgelegt, trostloses Wetter ist also nicht dem November vorbehalten. Und die Tage, an denen der Toten gedacht wird, sind sie wirklich trostlos? Die Toten haben doch alle Mühsal, alle Schrecken hinter sich gelassen. Wir können diese Tage zum Anlass nehmen, einmal in Ruhe an sie zu denken und über sie nachzudenken. Nein, mich erschrecken diese Novembertage wirklich nicht. Und wenn morgens der Nebel die Welt in ein diffuses Licht taucht, die blattlosen Äste ein bizarres Bild abgeben, dann finde ich die Natur wunderschön und bin glücklich, die vielen Nuancen eines Jahres zu erleben und mich darüber freuen zu können. Ach ja, und die Narren, die beginnen in diesem Monat pünktlich am 11.11. um 11.11 Uhr eine Zeit, die so gar nichts mit Traurigkeit zu tun hat! Helau! Karin Powser

Gemeinsam für die Menschenrechte Sie können helfen: Wir laden Sie herzlich ein, uns montags zu besuchen. Lassen Sie Ihren Tag mit einer guten Tat bei Kaffee, Tee und Gebäck ausklingen, indem Sie sich mit Faxen, Petitionen oder Briefen gegen Menschenrechtsverletzungen in aller Welt einsetzen. Öffnungszeiten: Montag 18 bis 19 Uhr after work cafe Dienstag 11 bis 12 Uhr, Donnerstag 18.30 bis 19.30 Uhr amnesty Bezirksbüro Hannover Fraunhoferstraße 15 · 30163 Hannover Telefon: 0511 66 72 63 · Fax: 0511 39 29 09 · www.ai-hannover.de Spenden an: IBAN: DE23370205000008090100 · BIC: BFSWDE33XXX Verwendungszweck: 1475

Karin Powser lebte jahrelang auf der Straße, bevor ihr eine Fotokamera den Weg in ein würdevolleres Leben ermöglichte. Ihre Fotografien sind mittlerweile preisgekrönt. Durch ihre Fotos und mit ihrer Kolumne zeigt sie ihre ganz spezielle Sicht auf diese Welt.

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Foto: U. Matthias

AUS DER SZENE

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»AUS DEM SUMPF GEZOGEN« Hallo Guido, du kommst gerade aus der Asphalt-Fahrradwerkstatt. Was machst du da genau? Ich repariere die Fahrräder von meinen Verkaufskollegen und arbeite Spendenräder auf, aber das mache ich ja nicht allein! Die Fahrradwerkstatt ist das Projekt von unserem Sozialarbeiter Christian und mir. Seit zwei Jahren jetzt schon. So kommen die Verkäufer an kostenlose Fahrräder. Top in Schuss natürlich.

Wo hast du gelernt, Fahrräder zu reparieren? Ich habe jahrelang als Zweiradmechniker gearbeitet, eigentlich bin ich aber gelernter KfZ-Mechaniker.

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Aus dem Leben: Im Gespräch mit Asphalt-Verkäufer Guido (52).

ausgebildet. So wars dann auch. Vor allem habe ich aber auch keinen anderen Job gefunden. Damals wollte jeder in meinem Alter KfZ-Mechaniker werden. Und so kam ich irgendwann in die Zweiradbranche, aber das war auch voll der Absturz.

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Warum? Die Läden, in denen ich gearbeitet habe, haben pleitegemacht. Erst Erich Möller: voll der alteingesessene Laden. Ich dachte, dass ich da bis zur Rente bleiben werde. Aber nix. Dann kam ich durch eine wirklich glückliche Fügung zu Brinkmann. Und dachte: Jetzt aber. Bis zur Rente! Ey, ein Jahr später machte der auch dicht. Nicht zu fassen. Dann ging das mit den Drogen los.

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Also fing dein Lebensweg geradlinig an? Nee, gar nicht. Mit 17 bin ich von der Schule geflogen und später sogar im Knast gelandet.

Möchtest du erzählen, wieso du im Gefängnis warst? Eigentlich nicht, dann siehst du mich mit anderen Augen und der Typ bin ich heute auch nicht mehr. Ging um Körperverletzung. Darauf bin ich echt nicht stolz. Aber eins ist sicher: Leute, denen alles scheißegal ist, sind die gefährlichsten.

Welche Drogen hast du genommen? Schore, also Heroin. Ich hatte einen Kumpel, der das vertickt hat. Geraucht und geschnieft habe ich das. Erst mal nur gelegentlich. Ich habe mich besser gefühlt, die Welt war dann immer in Ordnung. Irgendwann kam mein Kumpel aber in den Knast – und ich kam an nichts mehr ran. Da habe ich erst mal gemerkt, wie abhängig ich schon war. Ich war nur noch mein eigener Sklave: ständig brauchte ich Stoff. Mir hat´s dann echt gereicht. Ich wollte davon unbedingt loskommen.

Wieso war dir alles so egal damals? Ich will hier echt nicht rumjammern. Das kann ich gar nicht ab.

Aber darüber sprechen können wir ja trotzdem… Ja, stimmt schon. Ich bin in Hannover-Berenbostel aufgewachsen. Bei uns war alles gut: behütete Kindheit und so. Das war vorbei, als meine Eltern zwischen Weihnachten und Neujahr gegen einen Baum gekracht sind. Beide tot. Ich war 17. Ab da habe ich mich echt schwergetan: Keine gerade Linie mehr.

Das tut mir sehr leid! Wie ging es dann weiter? Ich bin zu meiner Tante. Die hat ein Hotel in Berenbostel. Da hatte ich ein Zimmer, aber nach drei Monaten fing sie an, sich zu beschweren, dass ich zu teuer werde und zusehen soll, wie ich an Geld komme. Ich wollte da nur noch weg – schiefe Bahn lässt grüßen. Damals hatte ich nur 200 Mark Sozialhilfe und brauchte einfach Geld. Über eine Zeitungsanzeige bin ich an so eine Drückerkolonne geraten. Die haben uns in den Stuttgarter Raum gebracht und dann ging die Drückerei los – Verticken von Zeitschriftenabos. Irgendwann hatte ich echt keinen Bock mehr auf den Scheiß und habe damit aufgehört, bin zurück nach Hannover, in ein Männerwohnheim. Naja, und dann kam der Knast.

Ging es nach Gefängnis und Ausbildung dann bergauf? Eigentlich nicht. Ich habe die Ausbildung ja mit dem Wissen begonnen, dass ich nicht übernommen werde. Da wurde nur

Und dann? Zum Glück bin ich dann an Asphalt geraten. Durch einen anderen Verkäufer, ein alter Kumpel von mir. 2005 war das. Ich bin ganz ehrlich: am Anfang war ich noch voll auf Sendung, also auf Droge. Das hat gedauert, bis es besser wurde. Durch Asphalt hatte ich aber vor allem wieder eine Struktur und konnte mit dem Entzug anfangen. Ich habe mir wieder eine eigene Wohnung gesucht, raus aus dem Männerwohnheim. Seitdem geht´s bergauf: Asphalt hat mich aus dem Sumpf gezogen. Und dann kam der Zuckerguss auf meiner Torte: meine Freundin.

Da hast du dich erfolgreich ins Leben zurückgekämpft. Ja, stimmt schon, aber ein Problem habe ich und bei der Gelegenheit möchte ich mich gleich mal bei meinen Kunden entschuldigen. Ich habe gesundheitliche Probleme, alle möglichen Sachen: Arthrose, Herzmuskelschwäche, Bluthochdruck, dazu noch eine unheilbare Nierenkrankheit. Deshalb kann ich nicht ständig an meinem Platz stehen – sorry dafür!

Hast du Wünsche für die Zukunft? Ein langes, glückliches Leben mit meinem Sternchen! Und ein E-Bike wäre richtig toll, damit ich besser vorankomme. Ich fahre ja überall mit dem Fahrrad hin, aber mit meinem Oldschool-Bike wird das immer anstrengender. Interview und Fotos: Svea Kohl

Guido verkauft Asphalt in Hannover-Döhren, An der Wollebahn, vor Rewe und in der Südkurve der HDI-Arena, zu den Heimspielen von Hannover 96.


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Fotos: V. Macke

» Eine sehr schöne Veranstaltung.

TREFFPUNKT ASPHALT Freunde, Interessierte und Nachbarn kamen zum 1. Abend der offenen Tür zu uns in die Hallerstraße. Und trafen auf ehrliche Gespräche, rustikales Essen und spannende Einblicke. Stimmen und Stimmungsbilder eines schönen Abends.

ist für uns die beste Zei» Asphalt tung aus Hannover! Jeden Monat wieder aufs Neue. Danke und macht weiter so!« Sabine & Gunter Rockendorf freue mich, jeden Dienstag » Ich den Verkäufer auf dem Lindener Markt zu sehen.« Marie Ghoraschi

Ich freue mich, hier bei Asphalt zu sein und einen guten Einblick in die Arbeit vor Ort zu bekommen. Für die wichtige Aufgabe in unserer Stadt wünsche ich alles Gute und weiterhin viel Freude.« Renee Steinhoff, Ratsfrau B90/ Die Grünen

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gesucht – gefunden Verkäuferin Martina: Ich verschenke einen großen Fernseher. Der Fernseher ist schwer und muss abgeholt werden. Maße: 90 cm x 68 cm. [V-Nr. 2107] Kontakt: 0163–4961193. Verkäufer Martin: Ich suche eine Stahlseitengitarre, möglichst bundrein, Zubehör wäre super. [V-Nr. 131] Kontakt: 0174– 4285698. Verkäufer Uwe: Suche gut erhaltene Wohnlandschaft, gern geschenkt, darf bis zu 150 Euro kosten, in L-Form und eine gut erhaltene Matratze, Maße: 140 cm x 200 cm. [V-Nr. 1865] Kontakt: 0157–51993769. Verkäufer Reinhold: Suche Arbeit als Hausmeister oder in der Gartenpflege. Erfahrungen vorhanden: Hecken- und Baumschnitt, Rasenvertikutierung, Laubenrenovierung, Holzbau, und Malerarbeiten. Arbeitswerkzeug und Maschinen vorhanden. [V-Nr. 137] Kontakt: 0175–8022223.

lese seit Jahren schon Asphalt. » Ich Mittlerweile ist sie eine feste Größe in meiner Lektüre. Und sie ist, wie ein guter Wein, über die Jahre gereift. Ich wünsche für die nächsten Jahre alles Gute und eine weite Verbreitung.« Brigitte Falke, Gruppe „DIE LINKE & PIRATEN“

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Sozial Schutz Bund Graue Panther e.V. Kompetente Tipps in Betreuungsrecht, zu den Pflegestufen und andere Frage des Sozialrechts

Kontaktstelle Hannover 0511 30092753 Wir helfen und arbeiten ehrenamtlich!


RUND UM ASPHALT

1. Vesperkirche in Hannover

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Muss man hören: Hertzliches Hannover das Wohnungslosen-Magazin. Immer am 2. Montag im Monat, 17 Uhr. ... auf UKW 106.5 oder Kabel 102.5 und bei www.leinehertz.de

96-Verlos

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Fußballfans aufgepasst! Asphalt verlost gemeinsam mit Hannover 96 wieder 2 x 2 Karten für ein Top-Heimspiel. Diesmal für den 17. Spieltag (15. bis 17. Dezember 2017):

Hannover 96 – Bayer 04 Leverkusen

Foto: U. Matthias

Wer also die vorweihnachtliche Stimmung gern durch Fangesänge und Torrufe untermalen möchte, sollte uns eine Karte, eine E-Mail oder ein Fax mit dem Kennwort »96« schicken. Wir wünschen viel Glück! Asphalt-Magazin, Hallerstr. 3 (Hofgebäude), 30161 Hannover; gewinne@asphalt-magazin.de oder Fax: 0511 – 301269-15. Einsendeschluss: 30. November 2017

Dets Laufshop kleidet Asphalter

Engagierte Schulklasse Hilfe für die Ärmsten: Das war die Idee der Schülerinnen und Schüler der Klasse 6G1 der KGS Hemmingen, als sie ihre Aktion »Kuchen für Obdachlose/Bedürftige« gestartet haben. Zwei Wochen lang verkauften die Teenager selbstgebackenen Kuchen in den Pausen und nahmen auf diese Weise 266,51 Euro ein. Jetzt überreichten sie die Spende an Asphalt. Das Besondere daran: Die Kinder entwickelten diese Aktion in Eigeninitiative. »Sie wollten gern etwas für die Menschen tun, die wenig haben und vielleicht nicht einmal ein Dach über dem Kopf«, sagt Sarah Nannemann, Lehrerin der 6G1, die das Projekt begleitete. So viel Engagement ist selten. Daher bedanken wir uns herzlich für die Spende und freuen uns über dieses Beispiel sozialer Verantwortung! UM

Top-Qualität, super modern und frisch vom Fachhandel: was für Asphalt-Verkaufende normalerweise nicht bezahlbar ist, gab es jetzt für umsonst. Dank Dets Laufshop. Einige glückliche Asphalter konnten sich jetzt mit Trikots, Trainingsanzügen und Sporthosen eindecken. Sozialarbeiter Christian Ahring nahm einen großen Karton von Inhaber Detlef Seeska in Empfang. Seeska spendet nicht das erste Mal: »Den Asphalt-Verkäufer Manfred kenne ich seit langem, ein Nachbar und ehemaliger Schulkamerad von mir. Der hat es nicht leicht gehabt und findet bei Asphalt Halt«. Deshalb gibt Seeska gern etwas für das Projekt und die Asphalt-Verkaufenden danken es ihm: »super Sache«, »coole Klamotten«. Vor allem die Kindergrößen waren schnell vergriffen. Und zu Weihnachten verspricht Seeska schon jetzt eine Nachlieferung. Das wird eine schöne Bescherung. UM

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Asphalt-Verkäufer Martin Panitz: Vom 3. bis 17. September fand in der Lutherkirche die erste Vesperkirche Hannovers statt. Das Ziel war, Arme und Reiche, Alte und Junge, Menschen mit und ohne Migrationshintergrund gemeinsam zu bewirten. Da ich das Asphalt-Magazin nicht nur am Bahnhof und an der Geibelstraße, sondern auch auf dem Wochenmarkt vor der Lutherkirche verkaufe, habe ich früh davon erfahren und mich als ehrenamtlicher Helfer zur Verfügung gestellt. Beim Einführungsgottesdienst wurden die Ehrenamtlichen gesegnet. Ich gehörte zum Serviceteam. Jeden Tag um 16 Uhr trafen wir uns und begannen den »Arbeitseinsatz« mit einem Gebet. Um 16.30 Uhr öffneten sich dann die Türen der Kirche für die Gäste, die sich zahlreich um die gedeckten Tische einfanden. Auf dem Kirchplatz gab es ein buntes Begleitprogramm. Jeder Tag wurde mit einem abendlichen Kulturangebot abgerundet. Trotz der Arbeit gab es auch Zeit für Gespräche mit den Gästen. Für einige war es das erste Mal, dass sie sich an einen gedeckten Tisch setzen konnten und bedient wurden. Es waren sehr schöne, interessante 14 Tage. Durch die Gespräche habe ich gemerkt, wie gut es auch mir geht, obwohl ich mein geringes Budget mit dem Asphalt-Verkauf aufbessern muss. Noch viel wichtiger für ein erfülltes Leben sind Gesundheit und Zufriedenheit. Foto: privat

Karten für 96!

Foto: privat

Fotos von unten, von Hannover, stets mit ganz speziellem Blick: Auf den Spuren der legendären Asphalt-Fotografin Karin Powser waren im Juni und Juli 70 Männer und Frauen mit einfachen Einwegkameras dort unterwegs, wo sie zu Hause sind: auf der Straße, in der Unterkunft, im Wohnheim. Sie haben fotografiert, was ihnen bedeutsam erschien. Sie zeigen ihre Sicht auf ihre Umgebung, ihren Alltag, ihre Stadt. 1.716 Fotos kamen dabei zusammen. Eine namhaft besetzte Expertenjury hat daraus eine Auswahl für eine Fotoausstellung der besonderen Art konzipiert. »Mein Hannover – Menschen ohne Wohnung fotografieren ihre Stadt« wird vom 20. bis zum 30. November 2017 im Bürgersaal des Neuen Rathauses, Trammplatz 2, gezeigt. Die Eröffnung findet am Montag, 20. November um 16 Uhr, statt, danach täglich von 10 bis 18 Uhr. Die Ausstellung ist ein gemeinsames Projekt der Ricarda und Udo Niedergerke Stiftung, der Landeshauptstadt Hannover / Bereich Stadtteilkulturarbeit, und des Diakonischen Werkes Hannover. Wir haben zudem einen bedeutsamen Teil dieser Bilder in einem »Asphalt Spezial« zusammengefasst – eine einmalige authentische Sammlung von An- und Einsichten in eine andere Welt. Das Sonderheft ist für vier Euro in der Ausstellung, bei Asphalt direkt oder über jeden Straßenverkäufer zu bekommen. MAC

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Fotos von der Straße

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IN DER FLASCHE Miniaturschiffe, eingelassen in Flaschen, mit Liebe zum Detail gebaut, teils sogar mit ereignisreicher Szenerie drumherum: das sind Buddelschiffe. Die Tradition des speziellen Schiffbaus reicht weit zurück und hat ihren Ursprung nicht etwa an der See, sondern in Erzgebirge und Allgäu. Ein Blick in den Flaschenhals.

Das Fahrgastfernsehen. · Goethestraße 13 A · 30169 Hannover · (0511) 366 99 99 · redaktion@fahrgastfernsehen.de

Willy Jahn gehört einer aussterbenden Spezies an. Der 77-Jährige aus Brake an der Unterweser ist Buddelschiffbauer. Und davon gibt es in Deutschland nicht mehr allzu viele, schon gar nicht solch passionierte Bastler wie Jahn. Was den Buddelschiffbau betrifft, ist der stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Buddelschiffergilde kompromisslos: Alles muss maß­

stabsgetreu sein. Wenn er baut, dann stützt er sich auf Fotos oder – besser noch – auf einen Bauplan. Jahn, der früher selbst auf einer Werft gearbeitet hat und viele Jahre auf Binnenschiffen unterwegs war, verrät sogar ein paar Betriebsgeheimnisse. Das Meer macht er zum Beispiel aus Kinderknete, angemischt mit Blau-, Schwarz- oder Grüntönen. Die Segel sind aus Batikseide,


Jonny Reinerts »Lagoda«: das größte Buddelschiff der Welt. Eingefasst in eine 129-Liter-Ballonflasche.

Ob groß oder klein: Schiffe sind Willy Jahns Leidenschaft.

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ein angenehm weiches Material. Und für die Aufbauten nutzt er unter anderem kleine Röhrchen aus Messing. Die größte Herausforderung? »Dass es durch den Flaschenhals passt, gerade beim Segelschiff, da wird manchmal richtig gequetscht.« Inzwischen gibt es Buddelschiffe sogar in der Glühbirne oder im Flachmann, zwei besonders platzsparende Varianten. Es gibt aber auch riesige Buddelschiffe. Zum Beispiel die »Lagoda«, untergebracht in einer 129-Liter-Ballonflasche, mundgeblasen. Die »Lagoda« war Mitte des 19. Jahrhunderts der erfolgreichste Walfänger überhaupt, tausende von Ölfässern brachte sie von ihren Fahrten mit. Das Buddelschiff wird ausgestellt in »Windstärke 10«, dem Wrack- und Fischereimuseum in Cuxhaven. Die Darstellung in der Flasche ist detailreich – und blutrünstig: Die Mannschaft der »Lagoda« leistet gerade ganze Arbeit. Zwei Mann lösen mit Flensmessern die Speckschicht von einem erlegten Wal, andere sind noch mit ihren Fangbooten unterwegs, die Harpune im Anschlag. Das Meer färbt sich rot. Exakt 68,2 Zentimeter ist der Nachbau des Dreimasters lang, ein Meisterwerk, mit dem sich der in Fachkreisen legendäre Jonny Reinert 1982 einen Eintrag im Guinness-Buch der Rekorde sicherte: Seine »Lagoda« ist das größte Buddelschiff der Welt.

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Der stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Buddelschiffer-

Ungekrönter König

Immer wieder gern nachgebaut: die »Titanic« – hier im Moment der Katastrophe.

gilde arbeitete früher viele Jahre auf einer Werft.

Buddelschiff im Kleinstformat: die „Gorch Fock“ – nicht in der Flasche, dafür zum Aufhängen.

Reinert, den sie bis heute respektvoll »The King of Bottleship« nennen, war ein Autodidakt – mit ganz eigener Technik. Mochten andere auch traditionell ihre Schiffsmodelle durch den Flaschenhals manövrieren, mit zurückgeklappten Segeln, die dann mit Hilfe von Fäden wiederaufgerichtet wurden – Jonny Reinert baute seine Modelle außerhalb der Flasche, zerlegte sie in alle Einzelteile und setzte sie dann in der Flasche wieder zusammen. Dafür hat er ganz eigene Werkzeuge entwickelt, zum Greifen und Malen, die ebenfalls in dem Cuxhavener Museum ausgestellt sind. Auch 13 Jahre nach seinem Tod ist der Hauer aus Herne, der sich die Kunst des Buddelschiffbaus in Hamburg aneignete, in der Szene noch immer der ungekrönte König. Jonny Reinert besaß Geduld. Und Geduld ist die wohl wichtigste Tugend, die ein Buddelschiffbauer braucht. Nicht umsonst hießen die historischen Vorläufer »Geduldsflaschen«. Diese wurden nicht an der Küste, sondern im Allgäu oder im Erzgebirge gefüllt. Mit einer Engelsgeduld brachten hier Bewohner von Bergdörfern an langen Winterabenden religiöse Szenen in die Flasche. Wenn dann noch handwerkliches Geschick und Fingerspitzengefühl dazukamen, konnten sie sich vielleicht sogar einen Groschen hinzuverdienen. Für die Schiffe von Jonny Reinert würden Kenner dagegen heute tausende von Euros auf den Tisch legen. Gemessen am Aufwand ist das noch nicht einmal der Mindestlohn. Doch die meisten

sind ohnehin unverkäuflich. Reich wurde Jonny Reinert nicht. Sein Wissen hat er mit ins Grab genommen.

Bei Ebay entdeckt Fragt man heute in Expertenkreisen nach den besten Buddelschiffbauern, dann fallen fünf oder sechs Namen, darunter Albertus Looden aus Lüneburg oder eben auch Willy Jahn. Fragt man, wo man am besten Buddelschiffe anschauen kann, dann fallen Ortsnamen wie Neuharlingersiel, Boltenhagen oder Cuxhaven. Auf die Frage allerdings, wo sich in Deutschland die größte Sammlung befindet, erntete man lange Zeit nur ein Schulterzucken. Die Sammlung war zeitweise nämlich wie von der Erd­oberfläche verschwunden. Nur ganz Wenige wussten: Sie lagerte in einem ehemaligen Möbelhaus in Ostfriesland. Dann wurde sie bei Ebay zum Verkauf angeboten, ein »komplettes Buddelschiffmuseum«, rund 600 Schiffe in 30 Glasvitrinen, dazu diverse Wandgemälde mit See- und Schiffsmotiven sowie Maschinentelegrafen, Taucherhelme und, und, und – alles zusammen für 39.000 Euro, bei »kostenloser Abholung«. Das Rennen machte Gunnar Blank, der Betreiber eines Supermarktes aus Ditzum an der Ems.

Bei der Ausstellungseröffnung der ersteigerten Ebay-Schätze im April 2016 war selbstverständlich auch Willy Jahn dabei, ist im Ditzumer Buddelschiffmuseum doch nun all das zu sehen, was das Herz eines Buddelschiffbauers höherschlagen lässt: Flaschen mit Schiffen aller Art – vom Seenotrettungskreuzer »Alfred Krupp« bis hin zum Feuerschiff »Elbe 1«. Die »Tita­ nic« ist gleich mehrfach zu sehen, mal verschwindet ihr Bug gerade in den Wellen, mal sieht man das zerbrochene Wrack am Meeresgrund. Und auch Jonny Reinert ist vertreten, mit einem Einmaster, das Segel hat er aus Holz geschnitzt. Jahn arbeitet übrigens ganz ähnlich: Die Häuser am Hafen von Greetsiel, die in einer der Flaschen zu sehen sind, sind ebenfalls handgeschnitzt, »ganz akkurat«. Text und Fotos: Wolfgang Stelljes Anzeige

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KULTURTIPPS ... diesmal persönlich zusammengestellt von Asphalt-Verkäufer Thomas

Raus aus diesem Büro »Nicht zu wissen, wer man ist, das ist das milde Vollkornbrot der Probleme. Machst du nichts falsch mit, hat eigentlich jeder im Haus, sorgt jetzt aber auch nicht für Begeisterungsstürme, wenn man’s mal erwähnt.« Henriette ist Schriftstellerin. Gewesen. Nach dem ersten Buch reichte es nicht für ein zweites, fand ihr Lektor – eine Trennung am Telefon. Der erste Termin im Jobcenter ist Erniedrigung und Schock, sowie der Beginn einer siebenjährigen Nichtkarriere im Großraumbüro, der Auftakt sarkastischer Selbstgespräche. Und, naja, auch einer Art Erwachsenwerden, das sich in weißen Möbeln, Spieleabenden, einem etwas blöden Hund namens Tüte und einer allgemeinen Ziellosigkeit niederschlägt. »Wir sind mehr so nach innen wild«, sagt sie. Bis sich das eben ändern muss. Tobi Katzes Buch »danach« – nach seinem Bestseller »Morgen ist auch noch ein Tag« – ist so leicht wie klug, so genau beobachtet wie komisch. Ein eleganter Ausderreihetanz. BP Tobi Katze | Immer schön die Ballons halten. Erwachsen werden ist ja sonst nicht unsere Art | Rowohlt | 9,99 Euro

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Facebook ausgedruckt Man mag Stefanie Sargnagel – oder man hasst sie wie die Pest. Dazwischen scheint nur wenig zu existieren. Die 31-jährige Wienerin polarisiert derzeit wie kaum eine zweite in der deutschsprachigen Literaturszene. Konservative und Rechtspopulisten, vor allem in ihrer österreichischen Heimat, feinden sie ohne Unterlass an. Die Kulturszene hingegen liebt sie. 2016 erhielt Sargnagel den Publikumspreis der renommierten Ingeborg-Bachmann-Auszeichnung. Sargnagels aktuelles Buch »Statusmeldungen« zeigt, was sie am besten kann: kurze Texte, irgendwo zwischen Banalität und politischer Philosophie. »Statusmeldungen« ist im Grunde genommen die Druckfassung des Sargnagelschen Facebook-Profils. Kaum ein Abschnitt ist länger als eine Seite, jeder mit einem Datum versehen wie ein klassischer Tagebucheintrag. Der Leser taucht tief ein in das Autorinnen-Leben zwischen Callcenter-Job, illegaler Flüchtlingshilfe und Abstürzen in ranzigen Wiener Kneipen. Das ist kurzweilig und unterhaltsam, dabei aber mitnichten platt. Das zehnseitige Glossar voll Wienerischer Umgangssprache und Vulgaritäten ist außerdem eine gute Vorbereitung für jede Österreich-Reise. FH Stefanie Sargnagel | Statusmeldungen | Rowohlt | 19,95 Euro

Ich bin kulturell eigentlich sehr interessiert, jedoch reichen derzeit meine finanziellen Mittel nicht aus, um in diesem Bereich regelmäßig unterwegs zu sein. Sogar mit einem 10-Euro-Gutschein fürs Kino kommt man heute nicht mehr weit… Ich bin ein großer Klassik-Fan, wäre gern im letzten Jahr zur Klassik-Radio-Tournee in den Kuppelsaal gegangen, aber die preiswerteste Karte kostete 60 Euro und es gab keine Vergünstigungen. Kultur muss erschwinglich und für alle zugänglich sein!«

Laternenumzug

Themennachmittag: Anne Frank

In diesem Jahr findet der große Laternenumzug für den guten Zweck schon zum siebten Mal statt. Gemeinsam laden das Staatstheater Hannover, Hannover 96 und Johnson Controls alle Kinder, Jugendlichen, Eltern und Großeltern ein, sich von Musikzügen begleitet vom Opernhaus durch die Innenstadt bis in den Innenraum der HDI-Arena zu bewegen. Dort wird dann ein großes Gruppenfoto von allen Kindern gemacht. Das Besondere an diesem Laternenumzug: Johnson Controls spendet für jedes teilnehmende Kind einen Euro für den guten Zweck! Dieses Jahr an zwei Lindener Einrichtungen: das Familienzentrum Spielhaus und das Kinderzentrum Allerweg. Dieser zauberhafte Laternenumzug mit großer Kinderbeteiligung erwärmt die Herzen! Ich selbst habe ihn schon zweimal miterlebt und finde den sozialen Aspekt hinter der Veranstaltung hervorragend!

Mit einer Einführung von Ingrid Wettberg, Vorsitzende der Liberalen Jüdischen Gemeinde, beginnt der kulturelle Nachmittag. Schauspielerin Marie-Madeleine Krause liest aus dem Tagebuch der Anne Frank, unterlegt mit der Filmmusik aus »Schindlers Liste« als einfühlsame Cello- und Klavierinterpretation. Anne Frank starb im März 1945 im KZ Bergen-Belsen. Solche Aktionen sind wichtig, um Geschehenes nicht vergessen zu lassen. Gerade heute, in Zeiten politischer Umbrüche auf der ganzen Welt. Die Lesung findet im Rahmen der »Miteinanders-Tage 2017« der Vereine Mittendrin und Down-Syndrom Hannover im Café Anne Blume statt, in dem Menschen mit und ohne Beeinträchtigungen arbeiten. Reservierung erbeten: www.anna-blume-hannover.de, 05178-3469188.

8. November, 17 Uhr, Treffpunkt Opernplatz, 30159 Hannover. Teilnahme: frei

11. November, 15 Uhr, Café Anna Blume, Stöckener Str. 68, 30419 Hannover. Eintritt: 15/erm. 12 Euro

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BUCHTIPPS

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Für Kinder: Lichterfest

Tag der Menschenrechte

Im Kinderwald ist wieder Lichterfest: Auf der Liegewiese »Rehkuppe« singt der Kinderwaldchor, es gibt leckere Brezeln, Stockbrot und Kinderpunsch dazu, Clown Fidolo macht lustige Späße, und mit Einbruch der Abenddämmerung spazieren alle Kinder und Eltern mit Lichtern, Lampen und Laternen durch den Mecklenheider Forst… Eine tolle Atmosphäre – wie jedes Jahr am Martinstag! Früher war ich in meiner Heimatgemeinde ehrenamtlich in der Kinder- und Jugendarbeit tätig. Ich finde, dass kulturelle Angebote für Kinder wichtig sind, um nicht von Medienüberflutung vereinnahmt zu werden.

Der Internationale Tag der Menschenrechte ist zwar offiziell erst am 10. Dezember, die Veranstaltungsreihe zu diesem Thema beginnt aber bereits im November. In Hannover sind über 25 Organisationen daran beteiligt. Der offizielle Eröffnungsabend ist am 17. November: Rolf Gössner, Rechtsanwalt und Publizist, hält einen Vortrag über Menschenrechte in Zeiten des Terrors und fragt: Sind wir »auf dem Weg in den autoritären Sicherheitsstaat?« Die anschließende Podiumsdiskussion wird vom Jugendtheater GET2gether und Ausschnitten aus dem Stück »Human Act« eingeleitet. Das Programm der gesamten Veranstaltungsreihe finden Sie unter www.nds-fluerat.org, www.welt-in-hannover.de und www.g-mit-niedersachsen.de.

11. November, 16 Uhr, Kinderwald im Mecklenheider Forst, zwischen Schulenburger Landstraße und Stelinger Straße, Hannover. Eintritt: frei (bitte Trinkbecher für Punsch mitbringen!)

Liquid Words Ein sich ständig verändernder Prozess, das ist für die beiden Künstler Nana und Abée die Musik. Was konstant bleibt, sind die Texte. Bei diesem Konzert im November verneigen sie sich mit ihrer Textauswahl vor Pablo Neruda, Mascha Kaléko, Søren Kierkegaard, Else Lasker-Schüler, Kurt Tucholsky, Ingo Baumgartner, Sabine Scho und Johann Wolfgang von Goethe. Musikgeschmäcker sind ja grundsätzlich unterschiedlich, doch diese vertonte Weltliteratur kommt mal ganz anders daher: Hier werden Worte und Klänge zu musikalischen Bildern komponiert, die mich persönlich tief berühren. Ein Gesamtkunstwerk der neuen Art. Lassen Sie sich verführen und begeben Sie sich auf eine beeindruckende Hörreise! 12. November, 16 Uhr, GDA Wohnstift Kleefeld, Osterfelddamm 12, Hannover. Eintritt: 3 Euro

ZBS-Neueröffnung Die Zentrale Beratungsstelle für Personen in besonderen sozialen Schwierigkeiten (ZBS) und der Tagestreffpunkt »Dach überm Kopf« (DüK) haben in Hannovers Mitte neue Räumlichkeiten gefunden (Asphalt berichtete). Das wird gefeiert: Mit einem Eröffnungsgottesdienst in der Dreifaltigkeitskirche und einem anschließenden Tag der offenen Tür. 13. November, 11 Uhr, Dreifaltigkeitskirche, Friesenstr. 28 / anschl. ZBS, Berliner Allee 8, Hannover. Eintritt: frei

Mit Herz & Phantasie Das wird wieder ein wunderschöner Nachmittag: Am Freitag vor dem ersten Advent findet traditionell wieder der große Basar in der Kreuzkirche zu Gunsten von Asphalt statt. Viele, viele Ehrenamtliche haben das ganze Jahr über dafür gearbeitet und festliche Gestecke, leckere Liköre oder Kekse und tolles Kunsthandwerk aus Holz, Papier, Stoff oder Schmuck hergestellt. Hier gibt es Nützliches und Ausgefallenes, vor allem aber mit Herz und Phantasie Gefertigtes und ein tolles Büffet voll selbstgebackener Torten und Kuchen. Die beste Gelegenheit, um Weihnachtsgeschenke zu kaufen und gleichzeitig Gutes zu tun: Mit dem kompletten Erlös des Basars wird die Arbeit von Asphalt unterstützt. Im vergangenen Jahr kamen so über 8.300 Euro zusammen. Wir danken allen Menschen, die am Gelingen dieses ganz besonderen Basars beteiligt sind und wünschen eine schöne Adventszeit! 1. Dezember, 13 bis 18 Uhr, Kreuzkirche Hannover-Altstadt, Kreuzkirchhof 3, 30159 Hannover. Eintritt: frei

n im Rahmen stipps entstehe ng ltu ta ns ra Ve Die uferinnen für Asphalt-Verkä tt ta ks er bw ei hr der Sc Kießling Leitung: Jeanette und -Verkäufer.

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Am Lindener Berge 38 30449 Hannover · Telefon 45 44 55 www.jazz-club.de

NOVEMBER 2017

17. November, 19 Uhr, Kulturzentrum Pavillon, Lister Meile 4, Hannover. Eintritt: frei

Donnerstag, 2. November LYAMBIKO Eintritt: 20 Euro/erm. 15 Euro

Sozialer Stadtrundgang

Freitag, 3. November JOE WULF & THE GENTLEMEN OF SWING feat. Angela van Rijthoven Eintritt: 20 Euro/erm. 15 Euro

Mir ist es wichtig, darauf hinzuweisen, dass es vielen Menschen nicht möglich ist, an Kultur teilzunehmen, da sie wohnungs- oder gar obdachlos sind. Asphalt bietet regelmäßig den sozialen Stadtrundgang mit den Themenschwerpunkten Wohnungslosigkeit, Obdachlosigkeit, Hilfe zur Selbsthilfe an, bei dem verschiedene Einrichtungen und Anlaufstellen ausführlich in ihrer Arbeit erklärt werden. Durchgeführt werden diese Stadtrundgänge von Asphalt-Verkäufern, ich bin einer von ihnen. Kommen Sie mit auf diese interessante Führung, bei der Sie lernen, Hannover mit anderen Augen zu sehen! An jedem letzten Freitag im Monat haben Sie die Möglichkeit, sich einer offenen Gruppe anzuschließen, bitte melden Sie sich vorher unter 0511 – 301269-20. (Für geschlossene Gruppen oder Schulklassen erfragen Sie bitte einen gesonderten Termin!)

Mittwoch, 8. November THE YELLOWJACKETS Eintritt: 20 Euro Freitag, 10. November DIETER ILG TRIO feat. Rainer Böhm & Patrice Héral Eintritt: 20 Euro/erm. 15 Euro Samstag, 11. November JAZZPREIS HANNOVER 2017 – FINALE HAUPTPREIS im Jazz Club Hannover Eintritt: frei

24. November, 15 Uhr, Treffpunkt: Asphalt, Hallerstr. 3, 30161 Hannover. Teilnahme: gegen Spende ab 5 Euro

Sonntag, 12. November JAZZPREIS HANNOVER 2017 – YOUNG LIONS UND SONDERPREIS in der Gospelkirche, Linden-Süd Eintritt: frei

Repair-Café

Freitag, 17. November BLACKPOINT JAZZMEN Eintritt: 20 Euro/erm. 15 Euro

Mit diesem Tipp bin ich entschieden gegen eine Kultur, nämlich gegen die Wegwerfkultur! Es gibt so viele Dinge, die meist nach dem Ablauf der Gewährfrist kaputt gehen. Aber auch solche Geräte müssen nicht im Müll landen, sondern können vielleicht noch gerettet werden. Ich denke da an meinen 40 Jahre alten Luxuskoffer, bei dem die Stange zum Ziehen defekt ist. Den muss ich dringend reparieren lassen, um den Koffer wäre es sonst viel zu schade! An jedem letzten Donnerstag im Monat können defekte Dinge unter der kostenlosen Anleitung von ehrenamtlichen Experten im Café Faire Bohne der Martin-Luther-Kirche in Ahlem repariert werden. Das reduziert Müll und schafft ein geselliges Beisammensein. 30. November, 15 bis 18 Uhr, Café Faire Bohne, Martin-Luther-Kirche, Wunstorfer Landstr. 50 B, Hannover. Eintritt: frei

Freitag, 24. November FRANK WOESTE QUARTET Eintritt: 20 Euro/erm. 15 Euro Montag, 27. November DAVE DOUGLAS & CHET DOXAS „RIVERSIDE“ feat. Carla Bley, Steve Swallow, Jim Doxas Eintritt: 30 Euro Donnerstag, 30. November PETE YORK „DRUM BOOGIE“ im AudimaGHs von Gartenheim Eintritt: 20 Euro/erm. 15 Euro

Konzertbeginn jeweils um 20.30 Uhr, Einlass ab 19.30 Uhr

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SILBENRÄTSEL Machen Sie mit! Impressum Herausgeber: Prof. Dr. Heiko Geiling, Hanna Legatis, Rainer Müller-Brandes Gründungsherausgeber: Walter Lampe Geschäftsführung: Georg Rinke Redaktion: Volker Macke (Leitung), Jeanette Kießling, Svea Kohl, Ulrich Matthias Fotografin/Kolumnistin: Karin Powser Gestaltung: Maren Tewes

Die Runde der Ehrenamtlichen trifft sich an jedem letzten Dienstag im Monat in den hannoverschen Asphalt-Redaktionsräumen. Da werden Veranstaltungen organisiert, Info-Stände geplant und Ideen gesammelt, um die Arbeit von Asphalt engagiert zu unterstützen. Besonders für die Asphalt-Verkäuferinnen und -Verkäufer ist es wichtig zu spüren, dass viele Menschen hinter ihnen stehen. Wir freuen uns, wenn Sie sich dieser lebendigen Runde anschließen möchten! Rufen Sie uns einfach vorher an: 0511 – 301269-0.

Aus den nachfolgenden Silben sind 19 Wörter zu bilden, deren erste und vierte Buchstaben – jeweils von oben nach unten gelesen – ein Sprichwort ergeben: be – be – bert – chen – dan – de – de – der – der – dienst – eder – ein – ein – en – ex – ga – ge – glie – grid – ha – in – ing – is – ku – län – lungs – mi – mor – ni – no – nuss – on – re – re – rich – ro – sa – se – se – sel – sen – setz – stel – ster – strauch – such – te – te – ti – tie – ton – tra – tu – tung – um – zopf

Spendenkonto: Evangelische Bank eG IBAN: DE 35 5206 0410 0000 6022 30 BIC: GENODEF1EK1 Online: www.asphalt-magazin.de redaktion@asphalt-magazin.de vertrieb@asphalt-magazin.de herausgeber@asphalt-magazin.de Druck: v. Stern’sche Druckerei, Lüneburg Druckauflage: Ø 25.000 Asphalt erscheint monatlich. Redaktionsschluss dieser Ausgabe: 23. Oktober 2017 Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte, Bilder und Bücher übernehmen wir keine Gewähr. Rücksendung nur, wenn Porto beigelegt wurde.

Asphalt dankt: R. Moeckel, J.+ T. Mohrbacher, U.+ J. Homann, H. Barth, A. Priesemann, S. Juengling, M. Hundertmark, H.+ H. Domm, M. Feise, Pflanzenparadies Glende, W. Bode, U. Schliwa, B.+ H. Hau, R. Fasshauer, B. Mueller, H. Tubbe, C. Rodenberg, K. Beck, H. Muegge, M. Fischer, H. Nieke, E. Reimers, R. Kubosch, G. Olthoff, E.+ J.-P. Kruse, C.

7. weiblicher Vorname 8. u.a. Krebstiere Asphalt ist nicht mehr wegzudenken aus Hannover. Bester Beweis: Erstmals ist ein Asphalt-Verkäufer auf dem legendären »Hannover Adventskalender«. Unter den Einsendern der richtigen Lösung verlosen wir fünf Exemplare des Kalenders. Dreimal gibt es den Buch-Kalender 2018 »Freiheit« zu gewinnen. Seit elf Jahren immer beliebter und in 19 Ländern erfolgreich: Paulo Coelhos Buch-Kalender, durchgehend farbig illustriert von Catalina Estrada. Ein Tagebuch und Lebensbegleiter mit Auszügen aus der Gedankenwelt eines der meistgelesenen Autoren der Welt.

Fabarius-Clauss, I. Dralle, R. Becker, E.+ H.-J. Schwarz, T.+ Dr. A. Pfeiffer, F. Bumann, S. Bernemann, G. Just, B. Koy, E. Lammert-Oehlerking, H. Hamann, G.-U. Schmid, Listhof Wohnungsbaugesellschaft, U. Steingraeber, R. Baumgart, W. Jungkind, H.+ P. Zielinski, H.-H.+ L. Ringe, Combi-Connect Gesellschaft, M,+ A. Waesp, U.+ A. Witte, H.+ B. Hohnschop, U. Schwantes, B. Keil, R. Meister, S.+ C.-W. Reinhardt, B. Grah, H. Meyer, S. Goerrissen, H. Schaefer, D. Frewert, C. Heitmann, I. Brinker, H. Klein, John + Bamberg GmbH, T. Bolt, Haus kirchlicher Dienste, Ev.-luth. KG Petri, KG Hatten, Ev.

Außerdem verlosen wir dreimal die stimmungsvolle CD »Silent Night Christmas Carols on Acoustic Guitar«. Drei unterschiedliche Versionen von „Silent Night“, weniger bekannte traditionelle englische Winterlieder und bekannte Weihnachtslieder geben einen Einblick in das Konzept des neuen Weihnachts-Samplers, der pünktlich zum Fest auf dem Acoustic Music Label erscheint. Eine echte Bereicherung zum Weihnachtsfest!

10. außergewöhnliches Ereignis 11. Waldstrauch mit essbaren Früchten 12. Gesuch oder Beschwerde in schriftlicher Form 13. Ansprache 14. besonders gestaltetes Backwerk 15. Bevölkerung eines Inselstaates 16. Organisation zum Finden Vermisster

bild-Spruth, S.+ F. Kuppe, T.+ C. Hanschke, H. Sievers, R. Limprecht, R.+ H. Martens, M.+ G. Purr, H. Kaelble, R. Schuetz, I. Kaluza, H. Chattelin, H.-J. Rohde, D. Noth, Y.

Die Lösung des Oktober-Rätsels lautete: Was man verstehen gelernt hat, fürchtet man nicht.

Grams, R. Dobberahn, R.-M. Moritz, B. Charles, I. Grethe, A. Brammann, R. Behrens,

Bitte kaufen Sie Asphalt nur bei VerkäuferInnen mit gültigem Ausweis! Zurzeit gültige Ausweisfarbe (Region Hannover): Rot

9. Bezeichnung für ehemalige Politiker

Hilfsverein Albertinum, Ev.-luth. KG Jakobi, KG Boml, Ev.-luth. KG Michaelis, L. Rei-

Carlsson, B. Weinberg, W.+ G. Tschek, H.+ L. Straub, L. Riechers, U. Wolf-Peltzer, H.

Verkäuferausweise

4. Erfinder eines Fernschreibers

6. Zierpflanze mit weißen Blüten Foto: hakase420/fotolia.com

Asphalt gemeinnützige Verlags- und Vertriebsgesellschaft mbH Hallerstraße 3 (Hofgebäude) 30161 Hannover Telefon 0511 – 30 12 69-0 Fax 0511 – 30 12 69-15

3. Bewertung

5. Gesetz zur Währungsreform 1948

Anzeigen: Heike Meyer

Vertrieb & Soziale Arbeit: Thomas Eichler (Leitung), Romana Bienert, Christian Ahring (Sozialarbeiter)

2. Stadt im Saarland: »St. _______«

Das nächste Treffen ist am Dienstag, 28. November, um 17 Uhr.

Freie Mitarbeit dieser Ausgabe: S. Przybilla, W. Stelljes, S. Szameitat, K. Zempel-Bley Verwaltung: Janne Birnstiel (Assistentin der Geschäftsführung), Heike Meyer

1. Innenausstattung

A. Hoefig, G. Leipold, U. Poeche, B.+ J. Hagmeister, B. Frank, R. Wenzlaff, R. Ziemba, J. Schwietering, A. Poppy, E. Scholz, M. Vasterling, B. Ossenkop, H. Dorka, K.-P. Thiele, W.+A. Gunia, F. Mueller-Machens, D. Jordan, G. Sesterhenn, H. Zielenski, I. Kroeger, M. Dessauer, M. Ludewig, W. Haarmann, W. Meyer, A. Ebeling, M. Tertilt, M. Wolny, J.+ M. Seitz, Dr. U.+ W. Kellner, U. Seiler, F.-P. Lewik, R. Strumpf, Kernbach GmbH, R. Behler sowie allen anonymen Spendern und allen Asphalt-Patinnen und -Paten.

Das Silbenrätsel schrieb für Sie Ursula Gensch. Die Lösung (ggf. mit Angabe Ihres Wunschgewinnes) bitte an: Asphalt-Magazin, Hallerstraße 3 (Hofgebäude), 30161 Hannover; Fax: 0511 301269-15. E-Mail: gewinne@asphalt-magazin.de. Einsendeschluss: 30. November 2017. Bitte vergessen Sie Ihre Absenderadresse nicht! Viel Glück!

17. geometrischer Körper 18. französischer Revolutionär 19. Schluss

ASPHALT 11/17

IHR ENGAGEMENT

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