2017 10 Asphalt

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2,20 EUR davon 1,10 EUR Verkäuferanteil

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HITZE IM BLOCK UMKÄMPFT

BEFRAGT

GEPRÜFT

Pyrotechnik im Stadion spaltet die Fans

Friedenspreisträgerin Emcke im Interview

Parteien beziehen Stellung zur Niedersachsenwahl


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Notizblock

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Angespitzt

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Wer will was? 3 Fragen – 3 Antworten. Die sechs Parteien mit Aussicht auf Mandate im künftigen Niedersächsischen Landtag nehmen Stellung zu Themen der Sozialpolitik.

11 Hitze im Block 1.500 Grad heiß: Pyrotechnik im Stadion fasziniert. Doch die Risiken sind bewiesen, Bengalos bisher verboten. Bald unter Auflagen erlaubbar?

14 Tafeldienst Fast 7.000 Bedürftige werden von der Hannöverschen Tafel versorgt. Ein Blick in die Ausgabestelle Vahrenheide.

17 Wir verlosen Karten für den Zoo 18 Wer war eigentlich …? 20 Wegweiser für Gestrandete Ein »Kompass« am Raschplatz: Neue Hilfeeinrichtung für Trinker und Obdachlose will nicht »Feigenblatt für das Ordnungsamt« sein.

22 Aus der Szene 23 Das muss mal gesagt werden 24 Aus dem Leben von Asphalt-Verkäuferin Ionela

26 Rund um Asphalt 28 Dem Hass widersprechen Friedenspreisträgerin Carolin Emcke über vermeintliche Missstände, Fakenews, Wissenschaft und Debatten als Inszenierung.

32 Nadelstiche In Shanghaier Tierspezialklinik werden die Schmerzen von Haustieren durch Akupunktur behandelt.

34 Buchtipps 35 Oktober-Tipps diesmal von Asphalt-Verkäufer Jürgen

38 Impressum/Ihr Engagement Titelfoto: redcus/photocase.de

39 Silbenrätsel Das Asphalt-Prinzip Asphalt-Verkäuferinnen und -Verkäufer sind Menschen mit brüchigen Biographien. Irgendwann sind sie in ihrem Leben durch schwere Schicksale, Krankheiten oder traumatische Erlebnisse aus der Bahn geworfen worden. Heute versuchen sie, durch den Verkauf des Asphalt-Magazins ihrem Leben wieder Struktur und Sinn zu verleihen. Viele sind oder waren wohnungslos, alle sind von Armut betroffen. Sie kaufen das Asphalt-Magazin für 1,10 Euro und verkaufen es für 2,20 Euro. Asphalt ist eine gemeinnützige Hilfe-zur-Selbsthilfe-Einrichtung und erhält keinerlei regelmäßige staatliche oder kirchliche Zuwendung.


der Streit um Pyrotechnik in Bundesligastadien ist Titelthema der vorliegenden Asphalt-Ausgabe. Als ehemaliger Fußballer wäre es mir lieber gewesen, stattdessen über den erfolgreichen Start von Hannover 96 in die 1. Bundesliga berichten zu können. Doch das Abbrennen von nicht ungefährlichen Fackeln in drangvoller Enge der Fußballstadien ist mittlerweile zu einer immer wieder umstrittenen Begleiterscheinung des Profi-Fußballs geworden. Um was geht es da eigentlich, wenn die zumeist jugend­ lichen Fans der Ultra-Gruppierungen darauf bestehen, Pyro­ technik einsetzen zu dürfen? Ich gehe davon aus, dass die Jugendkultur der Ultras mit ihrer provokanten Forderung um Wertschätzung bettelt. Sie verstehen sich als leidenschaftliche Anhänger »ihres« Vereins, richten ihren gesamten Lebensstil darauf aus und sehen sich als Aktive, die ihre Mannschaft bedingungslos und in aller Regel kreativ unterstützen. Für sie ist der Stadionbesuch kein Event, wie beispielsweise ein Kinobesuch oder ein Konzert von Helene Fischer, sondern Aufopferung und Leidenschaft. Angesichts der Ökonomisierung des Fußballs durch wahnwitzige Milliardensummen aus Katar und China oder durch den Verkauf von TV-Rechten sehen sich die Jugendlichen zunehmend an den Rand gedrückt. Sie wollen nicht überflüssig werden und suchen nach Anerkennung. Wie wäre es, wenn sich die Bundesligavereine ebenso wie die Profi-Spieler verpflichteten, einen minimalen Prozentanteil ihres Umsatzes und Einkommens im Sinne einer Wertschätzung ihrer Fans zur Verfügung zu stellen? Damit ließen sich in jedem Stadion Einrichtungen schaffen, in denen die jugendlichen Anhänger tagtäglich betreute Räume für die Vorbereitung und Ausübung ihrer Leidenschaft vorfinden. Um es nicht zu vergessen: Nach der Bundestagswahl steht für Niedersachsen am 15. Oktober die vorgezogene Landtagswahl an. Asphalt hat den sechs Parteien mit Aussicht auf den Einzug in den Landtag jeweils drei spannende Fragen gestellt. Sie können in dieser Ausgabe lesen, wer wie geantwortet hat. Ich wünsche Ihnen eine gute Wahl und uns insgesamt eine hohe Wahlbeteiligung. Ihr

Heiko Geiling · Mitherausgeber von Asphalt

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Liebe Leserinnen und Leser,

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Foto: privat

»Pille« auch für Arme

Strände für Alle erstritten Wilhelmshaven. Zugang zum Strand darf niemals vom Geldbeutel abhängen, war immer die Haltung von Jasmin Roos (Foto), Klägerin aus Wilhelmshaven gegen Strandgebühren im benachbarten Wangerland. Ihre Haltung wurde jetzt höchstrichterlich bestätigt. Nach einem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts in Leipzig darf die gemeindeeigene Tourismus GmbH nicht großräumig Strände einzäunen und Eintritt kassieren. Im konkreten Fall kostete jeder Strandspazierganz drei Euro pro Kopf. Nur wenn besondere Angebote wie Toiletten, Umkleidekabinen, Kioske am Strand vorgehalten werden, dürfe für diesen speziellen Abschnitt Geld kassiert werden. Ansonsten gelte die grundgesetzlich garantierte Freizügigkeit, so das Gericht. »Die Natur gehört allen Menschen, der freie Zugang darf nicht nur den Menschen vorbehalten sein, die es sich leisten können Eintritt zu bezahlen. Ich bin froh darüber, dass das Gericht das nun wieder geradegerückt hat« sagt Roos zum Urteil. Kritik am Urteil kommt vom Niedersächsischen Städte- und Gemeindebund. Nur durch Gebühren seien die enormen Strandreinigungskosten zu decken. Es stelle sich nun die Frage, »ob die Kommunen solche Flächen überhaupt noch reinigen können.« Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer (Grüne) hingegen begrüßte die Entscheidung des Gerichts und will nun ein Naturschutzgesetzt mit garantiert freiem Zugang zu Stränden, Wäldern und Gewässern auf den Weg bringen. MAC

Hannover. Zur freien Entfaltung der Persönlichkeit gehört die Möglichkeit zu geschütztem Geschlechtsverkehr. Laut einer Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung geben aber 25 Prozent der Frauen im Sozialleistungsbezug an, schon mal allein aus Kostengründen auf Verhütung verzichtet zu haben. Denn die rund 10 bis 20 Euro pro Monat für die Antibabypille beispielsweise müssten von 15 Euro Regelsatz für die gesamte Gesundheitspflege gezahlt werden. Niedersachsens Sozialministerin Cornelia Rundt will deshalb jetzt via Bundesratsinitiative für Kostenübernahme sorgen. Seit 2004 zahlen Krankenkassen nur noch bis zum 20. Lebensjahr. »Das Zynische dabei ist: Kommt es später zum Schwangerschaftsabbruch, besteht für diesen Personenkreis ein gesetzlicher Anspruch auf Übernahme der Kosten. Keine Frau sollte sich aber aus Geldmangel dem Risiko einer ungewollten Schwangerschaft aussetzen, das ist ein unhaltbarer Zustand«, so Rundt. MAC

Lehrer wollen klagen Hannover. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) will gegen die Arbeitsbelastung der Grundschullehrkräfte in Niedersachsen klagen. Seit 20 Jahren stiegen die Anforderungen an die Grundschulen. Eine aktuelle Arbeitszeitstudie habe nachgewiesen, dass die Lehrkräfte gegenwärtig völlig überlastet seien. Alarmiert zeigte sich die GEW auch durch die Aussage des CDU-Spitzenkandidaten Bernd Althusmann, vor einer Entscheidung erst eine weitere Studie in Auftrag geben zu wollen. Damit drohe im Falle eines CDU-Wahlsieges eine Verzögerung bis ans Ende der nächsten Legislatur­ periode, so die GEW-Landesvorsitzende Laura Pooth. Nach den Grundschulen solle eine weitere Klage gegen die Bela­ stung an den Gymnasien folgen. UM


ZAHLENSPIEGEL »EXISTENZAUFBAU«

Mehr Väter beziehen Elterngeld

Hannover. Die SPD will mit Erträgen aus der VW-Beteiligung des Landes die Digitalisierung, pädagogische Fortbildungen und innovative Bildungsprojekte fördern. Die Rede ist von mehr als 50 Millionen Euro pro Jahr. Ministerpräsident Stefan Weil erklärt, mit dem Fonds könne man »klarmachen, wie wichtig Volkswagen für das Land ist«. Hartmut Tölle, Vorsitzender des DGB in Niedersachsen begrüßt die Pläne. Es sei »höchste Zeit, den Investi­ tionsstau in unserem Bundesland zu beenden«. Die CDU lehnt dagegen den Fonds ab und verweist auf die schwankenden Dividenden von VW. »Das, was in der Bildung notwendig ist, muss aus dem Haushalt Jahr für Jahr finanziert werden und darf nicht von dem wirtschaftlichen Erfolg von VW abhängen«, so Bernd Althusmann, CDU-Spitzenkandidat in Niedersachsen. Axel Rienhoff, Pressesprecher des SPD Landesverbandes Niedersachsen, betont gegenüber Asphalt, dass der Fonds ausschließlich zusätzliche Maßnahmen finanzieren soll. Das sei auch ein Ersatz für ausfallende Bundes-Gelder für die Digitalisierung. UM

Hannover. Immer mehr niedersächsische Väter engagieren sich offenbar in der Kinderbetreuung. Darauf deuten zumindest Angaben des Landesamtes für Statistik hin. Demnach bezogen 31,9 Prozent der Väter, deren Kinder im Jahr 2014 geboren wurden, Elterngeld. Im Jahr 2008 waren es nur 18,5 Prozent. Die regionalen Unterschiede sind deutlich: Überdurchschnittlich viele Väter beanspruchten in Braunschweig, Lüneburg, Oldenburg und den Landkreisen Gifhorn und Lüchow-Danneberg Elterngeld (jeweils um 40 Prozent), besonders wenige in Wilhelmshaven (15,5 Prozent) und Emden (18 Prozent). Jedoch beschränkt sich die gestiegene väterliche Bereitschaft zur Kinderbetreuung meist auf nur zwei Monate. Grundsätzlich ist Elterngeld auf zwölf Monate ab Geburt begrenzt, lässt sich aber um zwei Monate verlängern, wenn auch der andere Partner wenigstens für diese Mindestbezugszeit die Elternzeit in Anspruch nimmt. Genau über diese zwei Monate beziehen fast 80 Prozent der Väter Elterngeld (1,1 Prozent der Mütter), während 94,5 Prozent der Mütter über zehn Monate oder mehr die Leistung in Anspruch nehmen. UM

21% der Gründer in Deutschland sind Migran­

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ten. 139.000 haben im Jahr 2016 versucht, einen Betrieb auf die Beine zu stellen. Besonde­ ren Hang zur Betriebsgründung haben Migran-

ten mit akademischem Abschluss: 3,1 Gründer pro 100 Erwerbsfähige, Akademiker allgemein: 2,3 %. Migrantische Gründer schaffen im Ver­ gleich deutlich mehr

Arbeitsplätze: 39%

zu 28%. Aber: 41% brechen innerhalb der ersten 3 Jahre ihre Existenzgründung ab. Im Vergleich: 30% aller Gründer insgesamt.

Beratung sofort nach Beitritt! Jetzt Mitglied werden! Kompetente Hilfe bei allen Fragen zum Mietrecht. Herrenstraße 14 · 30159 Hannover Telefon: 0511–12106-0 Internet: www.dmb-hannover.de E-Mail: info@dmb-hannover.de Außenstellen: Nienburg, Hoya, Celle, Neustadt, Springe und Obernkirchen.

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VW-Geld für Bildung?

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ANGESPITZT

Demokratie ist so wichtig. Deshalb hat das Miniaturwunderland, eine große Modell­ eisenbahnarena in Hamburg, zur Wahl ein lustiges Video produziert. Tenor: »Egal wo, Hauptsache ihr macht Euer Kreuz«. Folge: Riesendiskussion im Miniaturland. In den Kommentaren wurde reichlich gegen die Wahl polemisiert. Dabei wissen wir: Wahlen sind für die Demokratie so unverzichtbar, wie die Demokratie für unser Land. Nicht wie in der Türkei, wo der Erdogan sie abschaffen will. Dafür darf die Türkei auch nicht in die EU, ja, nicht einmal ins Miniaturwunderland, wo jede Menge Zugstrecken nachgebildet sind, aber keine türkischen. Recht so! Demokratie ist nämlich wichtig. Jedenfalls so lange richtig abgestimmt wird. Markt­ konform. Nicht so wie von den Griechen, sonst gibt es was mit dem Schäuble! Ach, Demokratie könnte so schön sein, wenn das Volk dabei nicht ständig stören würde.

»WEICHENSTELLUNG«

Das meint auch der europäische Fußballverband, die UEFA. Die hat jetzt eben

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mal den Erdogan gemacht und für die Ausrichtung der Europameisterschaft 2024 demokratiefreie Zonen verlangt. Wie in Ankara. Unsere Politiker erwiesen sich als lupenreine Demokraten und stimmten zu, heimlich natürlich. Bis ein Journalist wieder alles ausposaunt hat. Da ist man in der Türkei schon weiter. Ja, die fußballkonforme Demokratie tut sich noch schwer. Ein deutscher AfD-Erdo­ gan, der mit der Presse kurzen Prozess macht, lässt noch auf sich warten. Zum Glück für die UEFA gibt es aber noch einen Bewerber für die EM 24, nämlich … richtig! Die Türkei. Ulrich Matthias


3 Fragen - 3 Antworten. Wir haben die sechs Parteien mit Aussicht auf Mandate im künftigen Niedersächsischen Landtag um Stellungnahmen gebeten. Zu aus unserer Sicht drängenden Themen der Sozialpolitik. Kurz und bündig. Als Asphalt-Angebot zur Schärfung Ihrer Wahlentscheidung.

Frage 1: Viele Menschen ganz unten können nicht mehr regelmäßig arbeiten, wollen aber gern ihre Regelleistung mit Gelegenheitsjobs aufstocken. Doch nur 100 Euro sind anrechnungsfrei. Von jedem weiteren Euro werden 80 Cent beim Jobcenter einbehalten. Wir finden: Die ersten 200 Euro sollten komplett anrechnungsfrei sein. Wären Sie dafür? Trotz mehrfachen Nachhakens hat die CDU Niedersachsen leider nicht geantwortet.

Wir wollen Arbeit statt Arbeitslosigkeit finanzieren, um die öffentlich geförderte Beschäftigung auszubauen und einen dauerhaften sozialen Arbeitsmarkt schaffen. Dafür haben wir auf Landesebene zehn Mio. Euro zur Verfügung gestellt. Der Wunsch nach einer Aufstockung der Regelleistung durch Zusatzverdienst ist sicherlich nachzuvollziehen, aber letztlich eine Entscheidung des Bundesgesetzgebers und langfristig nicht zielführend. Wir wollen neue Perspektiven für Langzeitarbeitslose schaffen, die auf absehbare Zeit keine realistischen Chancen auf dem ersten Arbeitsmarkt haben. Alle Angebote der Arbeitsförderung müssen so ausgestaltet werden, dass sie es auch Frauen und Männern mit Familienaufgaben ermöglichen, erfolgreich daran teilzunehmen.

Ja, wir unterstützen die von Ihnen geforderte Erhöhung des anrechnungsfreien Hinzuverdienstes auf 200 Euro im Monat.

Ja. Dies ist Bestandteil unserer Idee des Bürgergeldes. Wir wollen steuerfinanzierte Sozialleistungen, wie beispielsweise die Regelleistung und die Unterkunftskosten des Arbeitslosengelds II, die Grundsicherung im Alter, die Sozialhilfe zum Lebensunterhalt, den Kinderzuschlag und das Wohngeld, in einer Leistung und an einer staatlichen Stelle zusammenfassen. Das liberale Bürgergeld macht es für alle Menschen, die auf die Hilfe der Gesellschaft angewiesen sind, einfacher und lässt sie nicht länger von Amt zu Amt rennen. In diesem Zusammenhang soll auch selbstverdientes Einkommen nur prozentual und geringer als heute angerechnet werden.

DIE LINKE fordert die Ersetzung von Hartz IV durch eine Mindestsicherung auf existenzsicherndem Niveau. Wir wollen Hartz IV durch eine Sozialpolitik ersetzen, die soziale Sicherheit und nicht Verunsicherung schafft. Wir berufen uns auf das Hartz-IV-Urteil vom 9. Februar 2010, in dem das Bundesverfassungsgericht festgestellt hat, dass alle anderen Parteien außer der LINKEN mit ihrer Hartz IV-Politik gegen die Menschenwürde verstoßen haben. Die vorgeschlagene Anrechnungsfreiheit von 200 € kann daher nur ein erster Schritt sein.

Ja, diesen Vorschlag können wir vorbehaltlos unterstützen.

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WER WILL WAS?

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Frage 2: Geschätzt 9.000 Menschen in Niedersachsen sind ohne Wohnung. Sie leben teils seit Jahren auf der Straße oder in Unterkünften. Wir sagen: Das Recht auf eigene Wohnung muss in der Landesverfassung über Artikel 6 a hinaus garantiert werden. Gute Idee? Trotz mehrfachen Nachhakens hat die CDU Niedersachsen leider nicht geantwortet. Bevor das Recht auf eine eigene Wohnung in die Verfassung aufgenommen wird, müssen die erforderlichen Grundlagen sichergestellt werden. Bekanntlich ist für die Änderung der Verfassung eine Zwei-Drittel-Mehrheit erforderlich. Bisher war die Herstellung einer solchen Mehrheit im Parlament immer schwierig und langfristig. Deshalb hat für uns Priorität nach anderen Möglichkeiten zu suchen, wobei die Thematik nicht zwangsläufig eine Landesaufgabe ist. Die wichtigsten wohnungspolitischen Ziele der SPD sind weiterhin soziale Städte und lebenswerte Quartiere mit bezahlbarem Wohnraum.

Entscheidend ist, dass es ausreichend bezahlbaren Wohnraum gibt. Mit dem von uns GRÜNEN mit angeschobenen 400-Millionen-Euro-Sofortprogramm für den sozialen Wohnungsbau sollen ab 2017 zusätzlich bis zu 8.000 Wohnungen gefördert werden. Für die Zukunft wollen wir GRÜNEN auch den Ankauf von Belegungsrechten als Instrument zur Sicherung der Sozialbindung nutzen. Um der weiterhin großen Nachfrage nach besonders günstigem Wohnraum gerecht zu werden, wollen wir die öffentliche Förderung weiterführen und ausbauen. Außerdem unterstützen wir Städte und Gemeinden bei der Erstellung von Leerstands- und Baukatastern, um vorhandene Flächen schneller nutzbar zu machen.

Auch wir sehen das Problem und wollen möglichst allen Menschen Wohnungen anbieten können. Eine verfassungsmäßige Garantie ist aus unserer Sicht aber der falsche Weg. Die vorhandene Wohnungsnot kann nur gemildert werden, indem es Investitionen in Wohnräume gibt. Die öffentliche Hand wird diese Investitionen nicht alleine leisten können. Wesentlich sinnvoller wäre es aus unserer Sicht, allen am Wohnungsmarkt beteiligten Akteuren das tatsächliche Bauen zu erleichtern, sei es beispielsweise durch die Abschaffung überzogener Energievorgaben oder aber auch durch die Entbürokratisierung des Baurechts.

Eine sehr gute Idee - wird unsere neue Fraktion in den Landtag einbringen. In unserem Wahlprogramm heißt es im Kapitel »Wohnen ist ein Menschenrecht«: DIE LINKE strebt ein Niedersachsen an, in dem für alle Menschen hinreichend Wohnraum zur Verfügung steht und Menschen auf Grund ihrer sozialen Lage nicht aus ihren Wohnungen verdrängt werden können. Nach Artikel 6 a der Niedersächsischen Landesverfassung soll das Land seine Bevölkerung mit angemessenem Wohnraum versorgen. Beim Durchsetzen dieses Menschenrechts haben die bisherigen Landesregierungen versagt.

Niemand muss in Deutschland auf der Straße leben. Die Kommunen sind verpflichtet, wohnungslosen Menschen (Ob­ dach­ lose) eine Unterkunft zu stellen. Zunächst werden diese Menschen kurzfristig in eine Obdachlosen-Unterkunft eingewiesen. Manchmal gelingt es auch, Obdachlosen sehr kurzfristig eine Wohnung zuzuweisen. Die Sozialämter der Kommunen werden nach unserer Erfahrung sehr zügig tätig, um den Betroffenen eine zumutbare Wohnung zuzuweisen. Da wir aufgrund des Art. 20 unserer Verfassung zwingend ein Sozialstaat sind, ist die verfassungsmäßige Verankerung des Rechts auf einer eigenen Wohnung in der Landesverfassung nicht erforderlich.


Trotz mehrfachen Nachhakens hat die CDU Niedersachsen leider nicht geantwortet. Staatlich geförderte Ankunftshäuser lehnen wir ab. Dies gilt auch für eine menschenunwürdige Unterbringung. Hier sind auch die vor einigen Jahren vorgefundenen Rahmenbedingungen in der Fleischindustrie zu nennen, die ein sehr bedrückendes Thema gewesen sind. Das Land hat damals mit seiner politischen Ini­ tiative maßgeblich zu einem Tarifabschluss in der Fleischindustrie beigetragen. Ein Beratungsangebot für Werkvertragsbeschäftigte wurde geschaffen und deutliche Verbesserungen bei den Wohnverhältnissen. In erster Linie ist die kommunale Aufsicht gefordert und natürlich auch die ordnungsgemäße tarifliche Bezahlung, um ausbeuterischen Bedingungen entgegenzuwirken.

Staatlich geförderte Ankunftshäuser lösen das Problem nicht. Stattdessen ist der Bund in der Pflicht – wie von Niedersachsen schon lange gefordert – die arbeitsrechtlichen Bedingungen zu ändern. Die bisherige Praxis, Menschen vor allem aus Osteuropa über Werkverträge zu beschäftigen und damit den gesetzlichen Mindestlohn zu umgehen, muss dringend beendet werden. Außerdem fordern wir ein Wohnraumaufsichtsgesetz, um zu verhindern, dass Mieterinnen und Mieter ausgebeutet werden. Damit können die Kommunen dann gezielt gegen Mietwucher – also das Vermieten minderwertigen Wohnraums zu völlig überhöhten Preisen – vorgehen.

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Muss man hören: Hertzliches Hannover das Wohnungslosen-Magazin. Immer am 2. Montag im Monat, 17 Uhr. ... auf UKW 106.5 oder Kabel 102.5 und bei www.leinehertz.de

Das Baurecht beinhaltet bereits jetzt ausreichend viele Mindeststandards, die eingehalten werden müssen, um menschenunwürdige Unterbringungen zu verhindern. Wenn diese, von welcher Seite auch immer, umgangen werden, muss die staatliche Aufsicht eingreifen. Die von Ihnen angesprochenen Unterbringungsformen sind höchstwahrscheinlich unzulässig. Es gilt daher auch, die betroffenen Menschen über ihre Rechte aufzuklären. Alleine daraus entsteht aber nicht der benötigte Wohnraum. Hier könnte geprüft werden, ob und in wie weit solche Häuser durch bestehende Programme (wie z.B. den sozialen Wohnungsbau) abgebildet werden können.

Für alle, die hier arbeiten, gilt der gesetzliche Mindestlohn, so das Gesetz. Die Realität sieht leider anders aus. Hier muss die Staatsanwaltschaft aktiv werden. Die vorgeschlagenen Ankunftshäuser sind unbedingt notwendig, aber nur eine Notlösung. Die jeweiligen Arbeitgeber müssen an der Finanzierung beteiligt werden. Wohnen ist ein Menschenrecht – s.o.

Niemand zwingt die Wanderarbeiter aus Osteuropa nach Deutschland zu kommen, um hier unter ausbeuterischen Bedingungen zu arbeiten. Wer nach Deutschland kommt, um hier zu arbeiten und gutes Geld zu verdienen, muss sich vorab um eine seriöse Arbeitsstelle und um eine Unterkunft bemühen. Uns sind zahlreiche Arbeiter aus Polen Ungarn und Rumänien bekannt, die jedes Jahr zur Ernte etwa 3-4 Monate nach Deutschland kommen. Teilweise bringen Sie Ihre Familien mit. Sehr häufig gehen sie immer wieder auf die gleiche Arbeitsstelle. Diesen saisonalen Arbeitskräften wird vom Arbeitgeber in aller Regel eine gute Unterkunft gestellt. Staatliche Ankunftshäuser für Wanderarbeiter? Nein!

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Frage 3: Viele Menschen, vorrangig aus Osteuropa, arbeiten bei uns unter ausbeuterischen Bedingungen. Sie schlafen in Zelten oder Barracken. Wir meinen: Es fehlen staatlich geförderte Ankunftshäuser für Wanderarbeiter, von denen aus diese auf drei Monate befristet für wenig Miete loslegen können. Was sagen Sie dazu?

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ASPHALT HAT GEWÄHLT Ein Stimmungsbild unter Asphalt-Verkäufern vor der Landtagswahl.

Sonstige (3 %)

Bündnis Grundeinkommen (3 %)

Die Linke (12,5 %)

AfD (18 %) SPD (32 %)

Rund 100 Menschen verkaufen aktuell in Hannover das Asphalt-Magazin. Knapp die Hälfte von ihnen hat an der so genannten Sonntagsfrage, die wir Mitte September im Asphalt-Vertrieb durchgeführt haben, teilgenommen. Anonym und diskret selbstverständlich. Hier die teils überraschenden Ergebnisse.

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CDU (16 %)

Piratenpartei (3 %)

Grüne (12,5 %)

Wenn es am 15. Oktober nach dem Willen der Asphalt-Verkäufer ginge, eine Fortsetzung der bisherigen Koalition im Niedersächsischen Landtag wäre nicht möglich. Auch eine SPD/ CDU-Koalition nicht, denn die CDU kommt in der Gunst der Asphalter auf nur magere 16 Prozent. Die FDP ist ganz außen vor. Die AfD erhielte beinahe 20 Prozent. Ein Kreuz von jedem Fünften. Ist das schockierend? Schon. Nachvollziehbar? Nein. Verständlich? Ja. Die AfD vertritt zwar wirtschafts- und sozialpolitisch eindeutig nicht Interessen von Armen und Arbeitslosen. Doch die Enttäuschung der Menschen, die einst aus unterschiedlichsten Gründen aus der Bahn geworfen wurden, ist immens. Nicht wahrgenommen zu werden, im Zweifel in der Schlange um staatliche Zuwendung hinten zu stehen, ist Asphaltern ständiges Gefühl und oft Erfahrung. Jedes fünfte Kreuz bei der AfD ist mehr Hilfeschrei denn Protest: »Seht Ihr mich?« Gründungsherausgeber Walter Lampe hat Asphalt immer ein Brückenprojekt genannt. Von Mensch zu Mensch. Auf Augenhöhe. Kommen Sie ins Gespräch. Auf der Straße. Bitte! Volker Macke

Wahl des Niedersächsischen Landtages am 15. Oktober 2017

Auch wohnungslose Bürgerinnen und Bürger sind wahlberechtigt. Wählen darf, wer am Wahltag • die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt, • mindestens 18 Jahre alt und nicht vom Wahlrecht ausgeschlossen ist, • seit drei Monaten in Hannover übernachtet hat. Bei Personen ohne Wohnung gilt der Ort des gewöhnlichen Aufenthalts als Wohnung. Hannoveranerinnen und Hannoveraner, die sich hier ohne Meldeadresse gewöhnlich aufhalten, können sich in der BriefwahlAußenstelle, im Kontaktladen „Mecki“ in das Wählerverzeichnis eintragen lassen und per Briefwahl wählen. Öffnungszeiten der Briefwahl-Außenstelle im Kontaktladen „Mecki“ • vom 28. September bis 12. Oktober, • jeden Dienstag, Donnerstag und Freitag von 10 bis 11 Uhr


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Foto: CITYPRESS 24/picture alliance

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HITZE IM BLOCK 1.500 Grad heiß und bunt: Pyrotechnik im Stadion fasziniert. Auch die, die nur zuschauen. Doch die Risiken sind bewiesen, Bengalos in den Arenen deshalb verboten. Niedersachsens Innenminister hat sich in der Diskussion vorgewagt: unter Auflagen erlaubbar? Ein Sachstand vor dem Fan-Gipfel im November. »Das riecht gut«, findet Tim Wiese, schillernder Ex-Werder-Torwart und ansatzweise Wrestlingstar. Und wird in den sozialen Netzwerken dafür frenetisch gefeiert. Pyrotechnik in Stadien, »das sieht nach was aus, da muss man nicht direkt verhaftet werden«, findet er. Die Zitate aus einem Bildzeitungs-Interview gehen auf Fanseiten viral und befeuern eine Debatte neu, die auch auf dem Fan-Gipfel von Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius Anfang November wieder Thema sein wird.

Dieser hatte sich jüngst für das legale Abbrennen von bunten Bengalos in Fankurven unter Einhaltung von noch festzulegenden Vorgaben ausgesprochen, »wenn einige Ultras-Gruppen ganz viel Wert darauflegen, Pyrotechnik zu zünden.« Dafür bekommt er Beifall und Gegenwind zugleich. Bisher ist pyrotechnisches Feuerwerk im Stadion verboten. Für Verstöße zahlen die Vereine Geldstrafen. In der vergangenen Saison hatte das Sportgericht des Deutschen Fuß-


Foto: CITYPRESS 24/picture alliance

ball-Bunds (DFB) in den oberen drei Ligen beinahe zwei Millionen Euro an Strafen ausgesprochen. Gleichwohl schaffen es einige Fußballfans immer wieder, Bengalos in die Arenen zu schmuggeln – in hohlen Fahnenstangen, in belegten Baguettes, in Stiefeln oder Hosen. Vor Ort werden sie als Teil von durchaus ansehnlichen Choreografien - meist akribisch vorbereitet und gut abgeschirmt - gezündet. Das ist quer durch alle Ligen so. In Hannover, in Bremen, in Braunschweig und in Osnabrück. Das Ritual weckt ganz offensichtlich immer wieder vereinsübergreifend Begeisterung. Neben der Show ist der Kampf ums Feuer auf den Rängen auch längst Symbol. Pyrotechnik ist Protestmittel. Der DFB wird von Ultras leidenschaftlich kritisiert: Für häufig wechselnde Anstoßzeiten, für astronomische Spielergehälter, für die Kommerzialisierung des Fußballs im Allgemeinen. In Hannover selbst gibt »Das riecht gut.« es zudem einen Dissens mit Präsident Tim Wiese, Ex-Torwart Martin Kind rund um die Vereinsausrichtung und Mitspracherechte. Doch der »Krieg dem DFB«, wie es Ultras formulieren, fängt aktuell in beinahe jeder Fankurve der Republik Feuer. 2011 hatte der DFB Gespräche mit der Fanszene über einen möglichen legalen Einsatz von Pyrotechnik im Stadion platzen lassen. Seitdem herrscht weitgehend Sprachlosigkeit. Nun also Boris Pistorius. Das Abbrennen von Feuerwerksartikeln in klar abgegrenzten Bereichen sei zumindest denkbar, so der Minister. Und betont zugleich, er habe »nie verstanden, was Pyrotechnik mit Fußballkultur zu tun hat. Rein gar nichts.« Natürlich wird ein Block im Stadion dann längst nicht mehr so voller Menschen sein können wie bisher. Und natürlich müsste die Art und Weise des Feuerwerks festgelegt werden. Derlei Überlegungen könnten Teil des Fußballfan-Gipfels am voraussichtlich 11. November sein. »Das bedeutet, dass man zu klaren, belastbaren Absprachen mit den Ultras kommen können müsste. Ich wäre dazu bereit, aber dazu bedarf es beiderseitiger Zuverlässigkeit«, so der Minister.

Mehrheit oder Minderheit gegen Pyrotechnik? Zwei Umfragen, unterschiedliche Ergebnisse: Nach einer vom Meinungsforschungsinstitut TNS-Infratest durchgeführten repräsentativen Umfrage lehnen 84,4 Prozent aller befragten »Fußballinteressierten« Pyrotechnik im Stadion ab. Und noch 79,5 Prozent halten eine harte Bestrafung bei der Missachtung entsprechender Verbote für richtig. Die Umfrage wird von einigen Fanszeneseiten kritisiert, weil die Fragen zu suggestiv gestellt worden seien. Diese lauten genau: »A) Das Abbrennen von Pyrotechnik (z.B. Bengalische Feuer) in deutschen Stadien ist derzeit verboten. Ist dieses Verbot richtig? B) Das Abbrennen von Pyrotechnik im Stadion ist gefährlich, schadet dem Fußball und sollte daher hart bestraft werden?« Eine zweite, etwas neuere, repräsentative Studie aus Dortmund hat, anders als die Infratest-Umfrage ausschließlich ausgewiesene Stadiongänger befragt. Danach waren 67 Prozent der Befragten dafür, dass »das Abbrennen von bengalischen Fackeln im Stadion erlaubt werden soll, wenn es sicherer gestaltet wird«. Nur 29 Prozent waren für das bestehende Verbot. Gar härtere Strafen für das Abbrennen forderten 27,5 Prozent, also geradewegs umgekehrt zur Infratest-Studie.


Volker Macke

hat denn auch jüngst in einer Pressekonferenz seine Hand durchs neu entwickelte Stadionfeuer gezogen. Hin und Her. Sollte heißen: Die ist sicher. Allerdings sind die Farben der Neuentwicklung deutlich schwächer, das Signal weit weniger martialisch. Brøndby IF erwartet die Zulassung und Einstufung in die Kategorie Kleinstfeuerwerk. Die dänische und schwedische Liga bereiten derzeit Tests in Stadien vor. Eine offizielle Stellungnahme von DFB und DFL gibt es dazu bisher nicht.

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Kaltes Feuer aus Kopenhagen Der dänische Fußballclub Brøndby IF hat jüngst kalten Rauch in die internationale Pyrotechnikdiskussion gefächelt. Von einem kalten Bengalo sozusagen. Und hat damit Hoffnung auf einen Kompromiss gesät: ‚Pyrotechnik ja bitte, aber nur die ungefährliche Variante.‘ Grundlage seiner neu entwickelten Stadionfackeln sind so genannte Indoor-Bühnenfontänen, die beispielsweise regelmäßig Schlagerstars in Szene setzen. Sie enthalten als Brennstoff Nitrocellulose. Sie sind leicht mit Wasser zu löschen und brennen bei rund 200 Grad ab. Weit kälter also als die so heftig umkämpften bis zu 2.000 Grad heißen und unlöschbaren Seenotfackeln aus Magnesium. Der Fanbeauftragte des Kopenhagener Vorortclubs, Lasse Bauer,

Foto: Brøndbyernes IF Fodbold A/S

Hannover 96 ist von Pistorius‘ jüngstem Vorstoß bisher wenig überzeugt. »Aus unserer Sicht handelt es sich um einen Strategiewechsel. Die Hintergründe dafür kennen wir nicht«, sagt 96-Präsident Martin Kind dazu nur. Eine aktuelle Studie der Europäischen Fußball Assoziation UEFA habe »signifikante Gesundheits- und Sicherheitsrisiken« beim Gebrauch von Pyrotechnik festgestellt. An dieser Studie orientiert sich der Bundesligist in seiner Bewertung. Denn Teil der Wahrheit ist leider auch: Pyrotechnikerzeugnisse werden im Kampf von Fans untereinander genutzt. Feuerwerkskörper sind definitv immer wieder auch Teil von Fangewalt. Insbesondere bei Derbyspielen, im Falle von Hannover 96 regelmäßig die gegen Eintracht Braunschweig, wird regelrechter Hass skandiert. Ein Stadion soll dann dem inszenierten Gefühl entsprechend in einen glühenden Hexenkessel verwandelt werden. Pyrotechnik scheint dafür unerlässlich. Zuletzt zu besichtigen im vergangenen April. Der Weg von der derlei Hass-Inszenierung zum Beschuss »feindlicher« Fans ist offenbar fließend. Ob man dies am Ende Ultras oder Hools oder sonst wem zurechnen muss, ist irrelevant. Wenn Menschen Menschen willentlich körperlich schädigen wollen, kann ein Innenminister nicht abseitsstehen. Entsprechend beschäftigt sind Verein und Polizei mit dem Thema Fangewalt. Längst gelten ausnahmslos alle Auswärtsspiele von Hannover 96 bei der Bundespolizei, die Woche für Woche die Bahnhöfe und Züge absichern muss, als schwierig. Letzter sichtbarer Höhepunkt aus 96-Sicht: Das »Freundschaftsspiel« gegen den englischen FC Burnley: Erst Schmähgesänge, dann Erstürmen des Blocks der englischen Fans durch 96-Anhänger. Rohe Gewalt. Ergebnis: Spielabbruch. »Gewalt hat im Fußball nichts »Fußballklubs sind zu suchen und wird von uns vollumfänglich Teil des Showgeschäfts abgelehnt«, stellt Martin Kind klar. Der Verein Leistungssport.« hat nach den Vorfällen in Burnley Strafanzeige Martin Kind gegen Unbekannt gestellt. Also gegen die eigenen Fans. Der Verein will das als »ein deutliches Signal, dass wir uns von Gewalt in jeder Form distanzieren«, verstanden wissen. Entsprechend offen zeigt sich der Verein gegenüber weiteren Vorschlägen, die bei Pistorius‘ Fußballgipfel im November auf der Agenda stehen dürften: personalisierte Tickets und Abschaffung der Stehplätze. Wichtig ist Hannover 96 dabei allerdings, dass »eventuelle Maßnahmen nur gemeinsam mit den anderen Clubs, DFL [Bundesliga] und DFB besprochen und beschlossen werden«, so ein 96-Sprecher. 583 96-Anhänger werden in den Datenbanken der Polizei als gewaltbereit bis gewaltsuchend eingestuft. 346 Braunschweiger und 230 Wolfsburger. Das ist nicht viel bei zig Tausenden Anhängern. Doch es reicht offenbar, um Vereine, Polizei und Politik in Atem zu halten.

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TAFELDIENST


Es ist kurz nach elf. Vor der Tür des alten Gemeindehauses der Tituskirche stehen rund 50 Menschen in einer Schlange und warten geduldig. Sie wissen: Erst wenn alle Lebensmittel ausgepackt und gesichtet, wenn alle Eisbergsalate, Tomaten und Brote sortiert und ansprechend drapiert wurden, werden die Türen zur Vahrenheider Ausgabestelle der Hannöverschen Tafel geöffnet. So wie jeden Donnerstag. Drängeln macht ohnehin keinen Sinn die Wartenden stehen in der Reihenfolge der Nummern, die sie beim letzten Mal nach dem Zufallsprinzip gezogen haben. Insgesamt werden jede Woche in Vahrenheide 120 bis 170 »Gäste« erwartet, wie die Bedürftigen von den Tafelmitarbeitenden respektvoll genannt werden. Andere Ausgabestellen verzeichnen noch mehr Abnehmer: »In Mühlenberg »Wir bauen eine Brücke und Garbsen sind zwischen Überfluss und es so viele MenBedürftigkeit.« schen, dass wir Katja Keßler sie dort in zwei Gruppen aufgeteilt haben«, erzählt Katja Keßler (50), seit neun Jahren organisatorische Leiterin der Hannöverschen Tafel. »Wir erreichen in Hannover fast 7.000 Menschen, davon bis zu 5.000 in den

Ausgabesstellen, 1.000 in sozialen Einrichtungen, die wir ex­ tra anfahren und nochmal 1.000 allein durch die Kindertafel.« Sechs Ausgabestellen gibt es bislang, in denen Bedürftige sich registrieren lassen können: Vahrenheide, Mühlenberg, Garbsen, Linden, Roderbruch, Kronsberg. Stöcken ist in Vorbereitung. Ihre Bedürftigkeit und ihre Haushaltsgröße müssen sie in Form von behördlichen Bescheiden nachweisen. Katja Keßler: »Wir wollen ja eine gerechte Verteilung. Es ist auch wichtig für die Ehrenamtlichen vor Ort zu wissen: Das ist jemand, der für eine vier- oder fünfköpfige Familie Waren braucht.« Britta* holt nur Lebensmittel für sich und ihren Sohn. Sie ist das dritte Mal in der Ausgabestelle Vahrenheide, durch ihre Nummer ist sie heute eine der ersten, die den Saal betreten. »Ich überlege jedes Mal, ob ich überhaupt komme«, sagt sie. »Es ist ein schlechtes Gefühl, zur Tafel zu gehen.« Sie ist 37 Jahre alt und alleinerziehende Mutter, ihr Sohn ist vier. »Ich hab schlechte Chancen auf dem Arbeitsmarkt, obwohl ich studiert habe. Auf alles Mögliche für mich selber verzichte ich schon, damit ich meinen Sohn versorgen kann. Der braucht ja auch Kleidung und Spielsachen. Deshalb bin ich wieder hier - es hilft eben.« »Wir bauen eine Brücke zwischen Überfluss auf der einen Seite und Bedürftigkeit auf der anderen«, sagt Tafelleiterin Katja Keßler. »Wir wollen dabei nicht nur Not lindern, sondern kämpfen ebenso gegen Lebensmittelverschwendung. Das heißt aber auch: Wir können nur das weitergeben, was wir bekommen, kaufen nichts dazu. Und das ist mal ganz viel und mal weniger.« An fünf Tagen in der Woche sind ehrenamtliche Fahrer mit den Autos der Tafel unterwegs, um gespendete Lebensmittel von Supermärkten und Bäckereien abzuholen. Alle nach einem

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140 Ehrenamtliche, 6 Ausgabestellen, 5 Tage die Woche – die Hannöversche Tafel erreicht in Hannover fast 7.000 bedürftige Menschen, die respektvoll »Gäste« genannt werden. Eine Momentaufnahme aus Vahrenheide.

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Eingespielter Ablauf: Die gespendeten Lebensmittel wer-

Organisatorische Arbeit: Katja Keßler in der Zentrale am

den in der Ausgabestelle sortiert und auf Tische verteilt.

Vahrenheider Markt.

festen Tourenplan. Meistens erhalten sie schnell verderbliche Ware, die in den Märkten regelmäßig ausgetauscht wird: Obst, Gemüse, Brot und Kuchen. Das alles wird schon beim Verladen vorsortiert und auf direktem Weg, also so frisch wie möglich, in die Ausgabestellen geliefert. Für gelegentliche Trockenware, wie zum Beispiel Nudeln, gibt es ein kleines Zwischenlager. In den Ausgabestellen warten dann wieder Helferinnen und Helfer darauf, die Waren auszupacken und zu verteilen. Alles läuft Hand in Hand – derzeit engagieren sich 140 Ehrenamtliche bei der Hannöverschen Tafel. In Vahrenheide ist Lisa Kubsch (80) seit siebzehn Jahren dabei, auch heute behält sie während der Ausgabe den Überblick und packt dabei Plunderstücke in kleine Tüten. Vahrenheide ist ihr Stadtteil, den Begriff »sozialer Brennpunkt« mag sie gar nicht: »Wir sind hier Multi-Kulti, und das ist Alles läuft Hand wunderbar! Unter unseren Gästen haben wir 96 Nationen verzeichnet.« Ihr liegen vor allem in Hand. die Menschen am Herzen, die ihr Leben lang gearbeitet und am Ende doch nicht genug zum Leben haben. »Da liegt für mich im Helfen der Sinn.« Eine ihrer Kolleginnen ist heute Vanessa Grone. Die 35-jährige Erzieherin hat gerade zeitliche Kapazitäten und bringt sich gern ehrenamtlich bei der Tafel ein: »Hier kann ich etwas Sinnvolles tun, das macht mir sehr viel Spaß!« Die Tische in der Ausgabestelle sind U-förmig aufgestellt, so dass die Gäste wie an Marktständen vorbeispazieren können. Hinter allen Tischen stehen Ehrenamtliche, die den Besuchern die gewünschten Lebensmittel in Taschen und Beutel legen. Niemand wühlt in den Lebensmitteln herum, die Stimmung ist fröhlich. »Bei uns dürfen sich die Menschen aussuchen, was sie mitnehmen möchten. Keiner bekommt eine Tomate in die Tüte geworfen, der sie nicht auch essen möchte. So bekommt

das Ganze eine würdevollere Atmosphäre«, erklärt Katja Keßler und betont, wie sehr sie die Leistung der Ehrenamtlichen schätzt: »Bei über hundert Gästen dafür zu sorgen, dass auch der letzte noch etwas bekommt, das ist wirklich eine große Kunst. Davor ziehe ich ehrlich meinen Hut!« Pro Stadt gibt es nur eine Tafel, die direkt dem bundesweiten Dachverband der Tafeln angehört. Die Hannöversche entstand vor 18 Jahren aus privater Initiative und verfügt mittlerweile über eine gewachsene Struktur. Das Motto lautet: Jeder gibt, was er kann. »Die einen schenken uns Lebensmittel, die anderen ihre Arbeitszeit und Kraft oder ihr Knowhow und wieder andere spenden uns Geld.« Kann der Bedarf in Hannover überhaupt abgedeckt werden? »Nein, das ist unmöglich«, sagt die Tafelleiterin. »Aber das ist auch nicht unsere Aufgabe, wir sind ja keine Vollversorger. Wir sehen uns als Teil eines Systems und wollen Not lindern. Das schaffen wir, indem wir gute und vor allem gesunde Lebensmittel weitergeben, damit das Geld der Menschen für andere wichtige Dinge überhaupt reicht.« Dinge wie Kinderkleidung und Spielsachen zum Beispiel. Die alleinerziehende Britta geht zwar mit Salat, Gemüse und Brot nach Hause, wofür sie nichts bezahlen musste, wünscht sich aber trotzdem, bald nicht mehr kommen zu müssen: »Für Ende des Jahres habe ich vielleicht eine Stelle in Aussicht. Hoffentlich!« Text und Fotos: Jeanette Kießling

*Name von der Redaktion geändert


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Möchten Sie die neue Themenwelt Afi Mountain im Zoo Hannover persönlich erkunden? Dann beantworten Sie uns einfach folgende Frage – mit ein wenig Glück gewinnen Sie zwei Tages­ tickets: Wie viele der bedrohten Drills leben weltweit noch?

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Foto: Zoo Hannover

Neben sprudelnden Wasserfällen und mächtigen Affenbrotbäumen markiert ein riesiger Brettwurzelbaum das Eingangsportal zum Drill-Wald (Foto) in der neuen Themenwelt Afi Mountain. Von den Schimpansen in der Feuchtsavanne geht es durch den Regenwald bis hinauf auf die Spitze des Berges, wo eine beeindruckende Gorillafamilie die Lichtung mit Leben füllt. Namensgeber für die neue Affenlandschaft im Zoo Hannover ist das Afi Mountain Wildlife Sanctuary im Südosten Nigerias, ein Naturschutzgebiet, in dem neben diversen Vogelarten auch Gorillas, Schimpansen, Meerkatzen und rund 500 der weltweit letzten 3.000 Drills leben.

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Schicken Sie uns eine Postkarte, eine E-Mail oder ein Fax mit Ihrer Antwort und dem Stichwort »Zoo« bis zum 31. Oktober 2017 an: Asphalt-Redaktion, Hallerstr. 3 (Hofgebäude), 30161 Hannover, gewinne@asphalt-magazin.de, Fax 0511 301269-15. Bitte vergessen Sie Ihre Absenderadresse nicht! Die Lösung unseres letzten Rätsels lautete: 10-Liter-Eimer. Anzeige

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WER WAR EIGENTLICH …

…GEORG EGESTORFF?

Foto: Wikimedia-Commons

Der hannoversche Stadtteil Linkunft in seine Region bringen, er den war einmal eine eigenständige wollte sich auch um seine BelegStadt. Das betonen Lindener heute schaft kümmern. Und die war zahlnoch gerne. Doch gar nicht lange reich: Schon zu seines Vaters Zeiten vor dieser Zeit war Linden noch ein war jeder sechste Lindener bei den Dorf. Der Ort auf der anderen Seite Egestorffs angestellt. Georg Eges­ der Ihme hat sein rasches Aufblütorff richtete für die Kinder seiner hen vor allem einem Namen zu verBelegschaft freie Schulen und Kindanken: Georg Egestorff. dergärten ein, schuf Kranken- und Egestorffs Vater Johann hatte es Sterbekassen und eine Volksspeischon zum größten Unternehmer seanstalt, die zeitweise mehr als Lindens gebracht. Der Böttcher 2.000 Menschen am Tag mit Essen (Fasshersteller) und Holzflößer versorgte. Egestorff engagierte sich hatte sich trotz wenig Schulbildung neben den eigenen Einrichtungen zum Fabrikanten hochgearbeitet für viele Hilfswerke in der Region. und führte etwa SteinkohlebergUnd er schrieb schon früh über die werke, Kalkbrüche und Ziegeleien. Folgen der Industrialisierung für die Als der »Kalkjohann« 1834 starb, Arbeiter, warnte vor Monotonie und hinterließ er dem Sohn ein kleines Schäden für Körper und Geist. Imperium. Der »Hannoversche Kurier« melGeorg Egestorff, 1802 in Linden geboren, wurde zunächst in dete seinen Tod am 27. Mai 1868: »Georg Egestorff, der größte Hildesheim wie sein Vater zum Böttcher ausgebildet. Doch der Industrielle der Provinz Hannover, ist nach langem Leiden heuSenior band ihn bald ins wachsende Geschäft ein. Auch Georg te früh 4½ Uhr gestorben«. Egestorff und seine Frau Johanne Egestorff muss ein beachtliches unternehmerisches Gespür be- hatten sechs Kinder. Der einzige Sohn starb früh, der Betrieb sessen haben. So soll er in einem fast 100 Jahre alten Magazin wurde durch den Schwiegersohn Alfred Houget weitergeführt. Hinweise auf besondere Pflanzen im Umland Hannovers ge- Im Jahr 1871 wurde daraus die »Hannoversche Maschinenfunden haben, die auf einen besonders salzhaltigen Boden hin- bau-Aktiengesellschaft vormals Georg Egestorff zu Linden vor deuteten. Egestorff suchte nach Salz, fand es und gründete die Hannover«, später kurz »Hanomag«. Saline »Egestorff‘s Hall«. Nach dem Tod des Vaters baute er die Die Unternehmer Johann und Georg Egestorff haben die »Eisen-Gießerey und Maschinen-Fabrik« auf, die später unter Industrialisierung in das Dorf Linden gebracht. Den Blick auf dem Namen »Hanomag« Weltruf die große Nachbarstadt Hannoerlangen sollte. Georg Egestorff ver hatte Georg Egestorff bis zu setzte auf die Zukunft der Dampfseinem Tod. Er wohnte direkt an Sozial geprägter Unternehmer und maschine, als es in Hannover der Ihme, dort, wo seit 1930 statt Vorreiter der Industrialisierung. noch kein Exemplar der neuen seiner vom Architekten Laves erTechnik gab. Er ahnte, dass die bauten klassizistischen Villa das hiesige Industrie nur mit dem Ausland mithalten konnte, wenn Capitol-Hochhaus steht. 1920 wurde Linden als Stadtteil Hansie auf neueste Techniken setzte – und auf die Menschen, die novers eingemeindet, in dem es heute eine Straße gibt, die nach daran ausgebildet wurden. Und Egestorff hatte auch ein biss- der Unternehmerfamilie benannt ist. chen Glück: Die Hannoverschen Staatseisenbahnen bestellten Vielleicht würde es Georg Egestorff freuen, dass im Zehnin den 1840er Jahren bei ihm und nicht mehr bei den Vorrei- Minuten-Takt tonnenschwere, stählerne Bahnen durch die tern aus England. Im Sommer 1846 zogen Pferde die Dampflok enge Egestorffstraße rollen und auf Schienen direkt zum Haupt»Ernst August« von Linden zum Hauptbahnhof Hannover. bahnhof fahren. Georg Egestorff wollte aber nicht nur die Industrie der Zu- Gerd Schild


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Fotos V. Macke

KOMPASS FÜR GESTRANDETE Neues Hilfsprojekt am Raschplatz: Raum für Trinker und obdachlose Osteuropäer will nicht »Feigenblatt für das Ordnungsamt« sein. Wenn morgens gegen zehn – nach 20 bis 30 Stunden Fahrt – die Linienbusse aus Bukarest, Kiew oder Sofia am hannoverschen Busbahnhof halten, dann steigt mit den Männern und Frauen auch eine Menge Hoffnung aus. Auf Arbeit, Sicherheit, Zukunft. In den Mastbetrieben, der Fleischindustrie, auf Niedersachsens Gemüsefeldern, am Bau oder in der Raumpflege. Manche mit Arbeitsvisum, andere ohne. Die Einreise ist problemlos. Bulgaren und Rumänen gehören zur EU, Ukrainer dürfen zumindest für drei Monate frei in der Union umherreisen. Auch Waldemar hatte vor einigen Wochen das Oneway-Ticket für umgerechnet 70 Euro gelöst. Hatte Dnipro im Südosten der Ukraine hinter sich gelassen und zunächst bei Vechta sein Glück versucht. Ohne Erfolg. Die Arbeitsgelegenheiten waren

rar. Und das wenige Geld, das er verdient hat, sei immer sofort wieder weg gewesen, radebrecht er. Waldemar ist jetzt einer von denen, über die in Hannover viel und gern geschimpft wird. Er trifft sich mit »Kollegen« im Areal hinter dem Hauptbahnhof. Mit einigen Landsleuten trinkt er auch schonmal gleich morgens an der großen Treppe. Mal 20, mal 50 Menschen unterschiedlichster Herkunft versammeln sich da. Seinen Schlafplatz hat Waldemar derzeit unter der Hochstraße zwischen ZOB und dem Hochhaus Lister Tor. Direkt zwischen Baugerät und Steinen. Manchmal, wenn die Sonne scheint, legt er sich auch ins Licht, am Fuß des alten Fernsehturms mit dem VW-Logo. Und döst dort weg.


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ZBS-Chef Norbert Herschel will mit dem »Kompass«

Dicht an dicht reihen sich die Schlafsäcke der Gestrandeten

einen weiteren Baustein ins Hilfesystem setzen.

unter der Raschplatz-Hochstraße.

Direkt am ZOB soll im Oktober ein neuer Treffpunkt auf- arbeit sein, die Ordnung herzustellen. Dafür gibt es die Ordmachen. Für all die, für die es bisher eigentlich kaum Hilfe nungsdienste: Protec, Schmalstieg, DB Sicherheit und Polizei«, und Ansprache gibt. Als »Trinkraum« wird er bei der Stadt und betont Sozialarbeiter Achim Teuber, der am anderen Ende vom manchen Tagesmedien gehandelt. Als Wegweiser, als Neuaus- Raschplatz im alteingesessenen Wohnungslosen-Kontaktladen richtung will ihn der künftige Betreiber, das Diakonische Werk »Mecki« arbeitet und am »Kompass«-Konzept aus fachlicher Hannover, verstanden wissen und hat ihn deshalb »Kompass« Sicht mitgestrickt hat. Gerade Menschen aus Osteuropa gelten bei Sozialarbeitern getauft. Noch werden die Räume in der Lister Meile 2, gegenüber dem Endpunkt der neuen D-Linie aus Ahlem und Linden, als bisher regelrecht unversorgte Gruppe, für die sich Staat und renoviert. Von Anfang Oktober an sollen die Menschen von der Gesellschaft nicht zuständig erklärt haben. Während die AnRaschplatztreppe in der Zeit von 11 bis 19 Uhr hier Unterstüt- sprüche heimischer Obdachloser eindeutig und klar sind, ist die zung finden. Auch und gerade gestrandete Arbeitsmigranten Hilfe für osteuropäische Obdachlose umstritten. Anspruch hat wie Waldemar. Mitgebrachter Alkohol soll explizit geduldet allenfalls, wer sich ein halbes Jahr in Deutschland aufgehalten werden, er gehöre zur Lebenswirklichkeit dieser Menschen, oder mindestens ein Jahr hier gearbeitet hat. Ähnliches gilt für den Bezug von Eingliederungsleiswie Sozialarbeiter sagen. Doch: »Die tungen der Wohnungs­losenhilfe. Die Diakonie ist nicht dafür da, damit Men»Es ist nicht unsere Aufgabe, allermeisten Zu­ wanderer aus EUschen in Ruhe und geschützt ihr Bier die Ordnung herzustellen.« Staaten schaffen es, in Deutschland trinken können, das kann jede GastAchim Teuber, Sozialarbeiter klar zu kommen, Hunderttausende stätte«, sagt Norbert Herschel, Lei­ter sichern sich häufig im Niedriglohnder Wohnungslosenabteilung ZBS der Diakonie in Hannover. »Wir wollen mehr. Wir wollen ins Hilfe- sektor ihr Auskommen und stärken hierzulande die Volkswirtsystem vermitteln, damit die Menschen einen Ausstieg finden.« schaft. Doch manche landen frühzeitig auf der Straße. Noch Beratung zu den Themen Sucht, Schulden und Wohnungslo- uneindeutiger ist der Anspruch für Menschen wie Waldemar, sigkeit anbieten. Dafür arbeite der »Kompass«, anders als her- Menschen aus der Ukraine oder Russland. Viele Kommunen kömmliche selbstverwaltete Trinkräume in anderen Städten, scheuen die Sogwirkung von zu viel Hilfestellung vor Ort. mit fünf Sozialarbeitern. Im Treffpunkt selbst, aber auch außer- »Kann sein, dass man in der Politik manchmal eher auf Abhalb. Aufsuchende Sozialarbeit lautet der Ansatz. Drei Frauen schreckung setzt«, sagt Norbert Herschel. »Als Diakonie aber und zwei Männer kümmern sich ab dem 6. Oktober um die be- sagen wir: Das sind alles Menschen, da unterscheiden wir nicht nach Herkunft.« Für zunächst ein Jahr ist das neue Hilfeprojekt sondere Klientel rund um den ZOB, Bahnhof und Raschplatz. Der Raum selbst ist nicht eben riesig. Ein Treffpunkt für al- »Kompass« von der Stadtverwaltung in Auftrag gegeben. »Aber lenfalls 25 Menschen, dazu ein Raucherraum, Büro, Toiletten wir schreiben natürlich nicht für nur ein Jahr ein solches Konund Küche. Alle vom Raschplatz hätten hier keinen Platz. Sollen zept«, so Herschel. sie auch gar nicht. »Es kann nicht Aufgabe der Straßensozial­ Volker Macke


AUS DER SZENE

RoSe zieht nach Ronnenberg

HANNOVERS GRÖßTER LATERNENUMZUG 8.11.2017, TREFFPUNKT OPERNPLATZ Für einen guten Zweck Laterne, Laterne, Sonne, Mond und Sterne – 96plus lädt zusammen mit seinem Hauptpartner Johnson Controls, sowie dem Staatstheater Hannover alle Kinder, Jugendlichen, Eltern und Großeltern aus der Stadt und Region Hannover zum mittlerweile siebten gemeinsamen Laternenumzug ein. Von Musikzügen begleitet, marschieren wir mit selbstgebastelten Laternen vom Opernplatz durch die Straßen unserer schönen Landeshauptstadt bis zum Innenraum der HDI Arena. Als 96plus-Hauptpartner spendet Johnson Controls einen Euro für jedes mitlaufende Kind, der dieses Jahr dem Spielhaus und dem Kinderzentrum Allerweg in Linden zu Gute kommt. Ablauf 17:00 Uhr Begrüßung auf dem Opernplatz mit Pressefoto 17:15 Uhr Start des Laternenumzugs 18:00 Uhr Einlauf in die HDI Arena 18:15 Uhr Gruppenfoto aller Kinder 18:45 Uhr Ende der Veranstaltung

Das Präventionsprojekt »RoSe« (Ronnenberg-Seelze) hat im August seine neuen Räume in der Löwenberger Str. 2a in Ronnenberg-Empelde bezogen. Dort finden Menschen unbürokratisch Hilfe, die sich in Wohnungsnot befinden oder ordnungsrechtlich untergebracht sind. Ziel von RoSe ist zudem, Wohnungsverluste zu verhindern und bestehende Mietverhältnisse zu erhalten. In der Anlaufphase war das 2013 gegründete Projekt in einem Container vor der Einrichtung »Obdach« in Seelze untergebracht. Jetzt fand RoSe in der ehemaligen Geschäftsstelle der Kreissiedlungsgesellschaft Räume. »Wir sind wirklich froh, diese Räume gefunden zu haben«, sagt Andreas Sonnenberg, der Leiter von Werkheim e.V. aus der hannoverschen Büttnerstraße, dem Mutterverein von RoSe. Das Projekt bietet kostenlos vertrauliche Beratung und unterstützt bei Verhandlungen mit Vermietern, Behörden- und Gerichtsangelegenheiten, Mietschulden, bei der Wohnungssuche und der Beantragung von Leistungen (z.B. ALG II). UM

Zwei neue Wohnheime Hannover reagiert auf die zunehmende Zahl von Wohnungslosen. Der Rat hat die Stadt beauftragt, zwei neue Wohnheime zu schaffen. Fünf Mio. Euro werden dafür im Haushalt bereitgestellt. Seit Jahren ist ein steter Anstieg der Wohnungslosenzahlen zu verzeichnen. So fordert der Dachverband der Wohnungslosenhilfe in Deutschland BAG W im Hinblick auf den kommenden Winter von den Kommunen verstärkte Anstrengungen bei der Notunterbringung. Insbesondere Menschen, die auf der Straße leben, seien von Erfrierungen bis hin zum Kältetod bedroht. Die BAG W berichtet von mindestens 289 wohnungslosen Menschen in Deutschland, die seit 1991 an Unterkühlung gestorben seien. Die Kommunen in Deutschland sind verpflichtet, Obdachlose menschenwürdig unterbringen, unabhängig von Nationalität und Aufenthaltsstatus. Nach Schätzungen der BAG W soll die Zahl wohnungsloser Menschen in Deutschland von 335.000 im Jahr 2014 auf 536.000 im Jahr 2018 ansteigen. Dies wäre ein Zuwachs um 60 Prozent. Dementsprechend wird auch die Zahl der Menschen zunehmen, die ohne Heimplatz oder die Möglichkeit, bei Freunden unterzukommen, ausschließlich auf der Straße leben. In Hannover geht man derzeit von rund 3.000 wohnungslosen Menschen aus. Davon sind 1.152 in den städtischen Unterkünften untergebracht. Rund 500 bis 600 Menschen machen »Platte«, leben also dauerhaft auf der Straße. »Kostengünstige Wohnungen fehlen in Hannover auf schmerzhafte Weise«, so Diakoniepastor Rainer Müller-Brandes. Bis diese gebaut seien, »sind neue Plätze in Obdachlosenheimen eine gute, wenn auch nur zweitbeste Lösung.« Die Standorte für die neuen Heime sind noch nicht öffentlich. Einen Termin zur Fertigstellung gebe es ebenfalls noch nicht. UM


Hurra, ich lebe wieder!!! Kennen Sie das, liebe LeserInnen: eine längere Zeitspanne ohne Internet? Da rufe ich einen bekannten Computer­freak an, ob er mir helfen kann, bin Stammkundin der Telekom-Hotline, aber nichts geht mehr. Ich bin nervös, verzweifelt und wütend. Keine Korrespondenz per E-Mail, kein Gedankenaustausch mit Internet-Freunden in den sozialen Netzen, keine aktuellen Nachrichten, die ich nicht nur oft anklicke, sondern immer auch um Mitternacht, um wirklich alles, was sich in der Welt tut, zu erfahren. Ich habe im wahrsten Sinne des Wortes Unruhezustände. Was mache ich nur, außer sie durch einen erhöhten Zigarettenkonsum zu bekämpfen? Was habe ich früher nur getan, schließlich gab es doch mal eine Welt ohne Computer? Und dann besann ich mich, dass es durchaus interessant sein kann, mal wieder ein gutes Buch zur Hand nehmen. Zwei Bücher habe ich verschlungen, und dann war sie wieder da, die Verbindung zur Außenwelt. Und heute frage ich mich: Bin ich eigentlich internetsüchtig? Eine schöne Zeit, mit oder ohne Internet wünscht Ihnen Karin Powser

Karin Powser lebte jahrelang auf der Straße, bevor ihr eine Fotokamera den Weg in ein würdevolleres Leben ermöglichte. Ihre Fotografien sind mittlerweile preisgekrönt. Durch ihre Fotos und mit ihrer Kolumne zeigt sie ihre ganz spezielle Sicht auf diese Welt.

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Das muss mal gesagt werden…

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»KEINE GUTE ZEIT« Aus dem Leben: Im Gespräch mit Asphalt-Verkäuferin Ionela (31).

Ionela, am 4. Oktober ist dein 31. Geburtstag, herzlichen Glückwunsch!

Was hattest du denn?

Aus Rumänien, aber ich war vorher schon mit meiner Familie in Holland für sieben Jahre. Da habe ich auch Straßenzeitungen verkauft, aber wir hatten viele Probleme mit dem Wohnen, haben keine gute Wohnung gefunden.

Mir ging es mit meiner Schwangerschaft nicht gut, zu viel Stress. Ich habe bei meinem Mini-Job geputzt, danach jeden Tag Zeitungen verkauft und mich um die Kinder gekümmert, dann noch die ganze Familie, die bei uns zu Hause war. Einen Monat war ich im Krankenhaus. Als ich wieder nach Hause kam, hat der Vermieter gesagt, wir sollen uns bitte eine andere Wohnung suchen, »so geht das nicht – zu viele Leute!« Ich kann das verstehen. Es war meine Schuld. Und so habe ich eine andere Wohnung gesucht und wir sind nach Schwarmstedt gezogen.

Mit deiner Familie?

Und dein Baby?

Ja, ich bin verheiratet, schon seit 2003. Wir haben uns in Rumänien in der Schule kennengelernt. Und wir haben zwei Kinder. Mein Junge ist 13 und mein Mädchen neun.

Ich habe es verloren. Vier Monate war es alt.

Dankeschön. Die Zeit geht schnell vorbei. Jetzt bin ich schon vier Jahre in Deutschland.

Wo kommst du ursprünglich her?

Hast du noch Familie in Rumänien? Ja, meine Oma und meine Mutter. Mein Papa ist früh gestorben. Meine Mutter hat meine vier Schwestern und mich allein großgezogen. Meine Schwestern sind aber auch nicht dageblieben, sie leben alle in Deutschland.

Vermisst du deine Heimat? Sehr! Am liebsten würde ich in Rumänien leben, aber da ist zu viel Armut. Das ist nicht gut für die Kinder. Meine Mutter und meine Oma leben zusammen in einer ganz kleinen Wohnung. Eine größere können sie nicht bezahlen.

Wie lebt ihr hier? Wir haben eine Dreizimmerwohnung in Schwarmstedt. Die Kinder haben beide ihr eigenes Zimmer. Wir schlafen im Wohnzimmer. Unsere Nachbarn sind schwierig. Sie machen viel Krach. Die Kinder, die auf der Straße spielen, benutzen immer so eine brutale Sprache. Das ist nicht gut. Und wir haben ein Problem mit Ratten, weil die Leute ihren Müll nicht ordentlich zumachen. Die Wohnung in Buchholz, die wir vorher hatten, war schöner.

Warum seid ihr nicht dortgeblieben? Wir haben dem Vermieter Probleme gemacht. Das war eine schwierige Zeit. Ich war schwanger, habe viel gearbeitet und wir hatten immer Besuch. Meine Mutter kam und auch die Familie von meinem Mann. Sie waren alle sehr lange zu Besuch – zu lange. Die Wohnung wurde immer voller. Ich hätte sagen müssen, dass sie nicht lange bleiben können, aber ich musste ins Krankenhaus.

Das tut mir sehr leid! Danke. Es war ganz schlimm. Ganz traurig. Das hat mich kaputt gemacht. Meinen Mann auch.

Möchtest du noch Kinder haben? Eins vielleicht, aber es klappt nicht mehr. Seit zwei Jahren nicht. Ich habe aber auch immer Angst, dass wir nicht genug Geld haben für noch ein Kind. Wir haben so immer schon nicht genug Geld. Vielleicht klappt es deswegen auch nicht…

Fühlst du dich denn wohl in Deutschland? Ja, und den Kindern geht es hier gut. Sie können gut Deutsch. Ich versuche mit ihnen zusammen Deutsch zu lernen, wenn sie für die Schule lernen. Ich will Stabilität für die Familie. Wir brauchen das. Am Anfang in Deutschland war es ganz schwer, gar nicht stabil – das will ich nicht mehr!

Wie war das damals? Zuerst haben wir noch in einem Hotel geschlafen, aber dann hatten wir kein Geld mehr. Wir waren ganz verzweifelt. Einen Monat lang haben wir in einer Kirche geschlafen. Das Verkaufen von Straßenzeitungen kannte ich ja schon aus Holland und und so bin ich zu Asphalt und habe gefragt. Dann haben mein Mann und ich angefangen zu verkaufen und von dem ersten Geld haben wir ein billiges Auto gekauft. Da drin haben wir geschlafen, bis wir eine Wohnung hatten. Das war keine gute Zeit. Jetzt geht es uns viel besser, vor allem wegen Asphalt. Meine Kunden sind so nett und ich kann Geld für meine Kinder verdienen.

Was wünschst du dir für deine Zukunft? Einen Fulltime-Job, am liebsten irgendwo im Garten. Arbeit ist kein Problem für mich, aber es ist schwer, so einen Job zu finden. Interview und Foto: Svea Kohl


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Ionela verkauft Asphalt vor Rewe in Schwarmstedt.


RUND UM ASPHALT

Foto: S. Kohl

er 13., Freitag, d -Tag der

Hereinspaziert! Verkäuferinnen und Verkäufer treffen, beim Zeitungmachen über die Schulter sehen, Geschäftsführung und Ehrenamtliche persönlich kennenlernen. Vertriebschef Thomas Eichler hat die Türen von Asphalt in der Hallerstraße 3 für Sie weit geöffnet. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen, beim Abend der offenen Tür das gesamte Asphalt-Projekt aus der Nähe zu erleben. Am Freitag, den 13. Oktober, wollen wir gern mit Ihnen ins Gespräch kommen. Von 17.30 Uhr bis 21.30 Uhr. Auf dem Hof dazu Straßenmusik, Bratwurst und alkoholfreie Getränke. Wer möchte kann um 20:30 Uhr noch einen unserer beliebten sozialen Stadtrundgänge zu den Orten der Szene und ihrer Hilfeeinrichtungen mitmachen. Bitte melden Sie sich dazu im Vorfeld unter 0511 – 30 12 69-20 an.

Persönlichkeiten für Asphalt Termin vormerken, bitte: 23. Oktober, 11.30 Uhr! An diesem Tag treffen sich Doris Schröder-Köpf, Rainer Müller-Brandes, Roger Cericius, Martin Prenzler, Hans-Martin Heinemann, Christian Ahrens und Jens Bratherig am Kröpcke, um Asphalt zu verkaufen. Sie alle sind nicht nur bekannte Gesichter der hannoverschen Stadtgesellschaft, sondern Mitglieder des neuen Kuratoriums der Diakonie-Stiftung und nicht zuletzt Fans unseres sozialen Straßenmagazins. Das lässt sich alles hervorragend miteinander kombinieren und führt zu der großen Asphalt-Verkaufsaktion mitten in der City! Unter dem Motto »Hilfe für den Nächsten« setzt sich die Diakonie-Stiftung bereits seit 2001 für die Förderung benachteiligter Menschen ein. Mit der geplanten Veranstaltung am Kröpcke möchten die Mitglieder des neuen Stiftungskuratoriums nicht nur auf die eigene Arbeit aufmerksam machen, sondern auch Asphalt öffentlichkeitswirksam unterstützen. Eine ganz tolle Idee, wir wünschen gute Verkaufszahlen! KIE

Foto: K. Powser

Kommen Sie mit – zum sozialen Stadtrundgang! Asphalt zeigt Ihnen das andere Hannover. Unsere Verkäuferinnen und Verkäufer führen Sie zu Orten, an denen Wohnungslose keine Randgruppe sind. Nächster Termin: 27. Oktober 2017, 15 Uhr. Treffpunkt: Asphalt, Hallerstr. 3, 30161 Hannover.

Erprobte »Asphalt-Verkäuferin«: Schon 2002

Bitte anmelden unter: 0511 – 301269-20. Teilnahme auf Spendenbasis: ab 5 Euro pro Person. Gruppen vereinbaren bitte gesonderte Termine!

kaufsaktion am Kröpcke teil.

nahm Doris Schröder-Köpf an einer Promi-Ver-


gesucht – gefunden Verkäufer Klaus: Suche ein Handy (Smartphone) von Samsung und eine Stehlampe. [V-Nr. 1418] Kontakt: 0152–29775598. Verkäufer Olaf: Wer verschenkt einen Verstärker für eine Stereoanlage? [V-Nr. 1612] Kontakt: 01577–9524877 oder beim Asphalt-Vertrieb unter 0511–30126914 melden.

Foto: K. Powser

Verkäufer Jörg: Ich suche dringend eine 2-Zi-Whg. [V-Nr. 2117] Kontakt: 0171–1957889.

Asphalt Sommerfest Und zum Schluss wurde geschunkelt! Pünktlich zu unserem diesjährigen Sommerfest legte das Schauer­ wetter eine Pause ein und dementsprechend gut war die Stimmung unter den rund 80 Asphaltern bei Speis & Trank, Rede & Gesang. Das Haus der Jugend erwies sich wieder als hervorragender Gastgeber, der unser Team mit Rat und Tat kräftig unterstützte. Und wenn es irgendwo noch hakte: Nicole Schmidt, die Leiterin der Restaurant-Ausbildung von Pro Beruf konnte helfen. Das ging vom Aufbau über das Kaffeekochen bis zum Geschirrabräumen. Der Wurstbasar spendierte wieder reichlich Steaks und Würstchen, die von Mario und Stefan am Grill sterneverdächtig zubereitet wurden. Getränke steuerte einmal mehr die Firma Brunnenkopp Staude bei. Kein Asphalt-Fest ohne unsere Ehrenamtlichen, die nicht nur Salate und Kuchen für das Büffet auffuhren, sondern jederzeit tatkräftig den Ablauf sicherstellten. Ein Höhepunkt war für viele der Auftritt unseres ehemaligen Vertriebsleiters Helmut Jochens, der mit seinem Kompagnon Martin als Duo »Waschbrett-Alarm« zu ebenjenem Waschbrett und Akkordeon Schlager und Seemannslieder vortrug. Allen Helfern und Spendern an dieser Stelle noch einmal herzlichen Dank! UM

Verkäufer Guido: Ich suche ein Ecksofa und Flohmarktsachen. Komme die Sachen gern abholen. [V-Nr. 1907] Kontakt: 0163– 8718981. Verkäufer Reinhold: Suche Arbeit als Hausmeister oder in der Gartenpflege. Erfahrungen vorhanden: Hecken- und Baumschnitt, Holzbau, Laubenrenovierung, Dach- und Malerarbeiten. Außerdem suche ich ein gut erhaltenes Damenfahrrad und einen Fahrradanhänger. [V-Nr. 137] Kontakt: 0175–8022223. Verkäufer Tom aus Celle: Ich interessiere mich für das Schulsystem der BRD und bin auf der Suche nach Schulbüchern (DIN A5) ab der 5. Klasse aufwärts. Insbesondere suche ich Mathematik-, Politik-, Geschichts- und Deutschbücher sowie Romane, die im Unterricht behandelt werden. [V-Nr. 192] Kontakt: 0175–7976007.

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SOLIDARITÄT MIT ASPHALT. Die hannoverschen Gewerkschaften.

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Foto: Sven Simon/picture alliance

DEM HASS KEINE CHANCE Scharfzüngig seziert die Publizistin Carolin Emcke den Zustand unserer Gesellschaft. Für ihr Buch »Gegen den Hass« erhielt sie 2016 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Asphalt hat sie jetzt über echte und vermeintliche Missstände, Debatten als Inszenierung, Fakenews und Wissenschaft erzählt.


Unter »Gemeinsinn« verstehe ich das Wissen darum, dass es in einer Gesellschaft darum geht, das zu entdecken und zu fördern und zu schützen, was alle angeht. Der »Gemeinsinn« hängt also an der Einsicht, dass es jenseits der radikalen Individualität jedes und jeder Einzelnen und jenseits der partikularen Interessen von Gruppen auch etwas gibt, das allgemein ist. Ich kann mich als Individuum natürlich immer in unterschiedlichen »Wirs« verorten, ich kann über die soziale Klasse, über den religiösen Glauben, über die sexuelle Orientierung mich definieren und auch artikulieren. Aber in einer pluralen Gesellschaft muss auch verhandelt werden, was allen gemeinsam ist, was die öffentlichen Güter sind, die wir gemeinsam besitzen, was von öffentlichem Belang für alle ist. Es muss auch an und in einem Wir gedacht und gesprochen werden.

Sie schreiben, die res publica, das Gemeinwesen, werde nicht mehr verhandelt und drohe zu schwinden. Dabei werden heute doch überall und jederzeit öffentliche Debatten geführt. Na ja. Die Tatsache, dass debattiert wird, bedeutet ja noch nicht, dass auch wirklich miteinander und füreinander debat­ tiert wird. Sehr viele der öffentlichen, medial vermittelten Debatten sind doch eher Inszenierungen, bei denen Konflikte präsentiert werden sollen, verschiedene Gegnerschaften zelebriert werden sollen – ohne dass die sozialen oder politischen oder kulturellen Phänomene, um die es eigentlich gehen sollte, auch nur im entferntesten in den Blick genommen werden. Diese Sorte Debatte suggeriert immer den Eindruck, es könne nicht gemeinsam nachgedacht werden, es gäbe nicht die Kraft oder Bereitschaft, ein Problem einfach mal zu erörtern.

Woran machen Sie diese Bedrohung des Gemeinsamen fest? Wenn ich mich sorge, dass die res publica schwindet, dann meine ich damit zweierlei: Erstens schwinden tatsächlich öffentliche Räume, öffentliche, allen gemeinsame Güter wie Stadtbibliotheken oder Schwimmbäder oder auch nur Parkbänke in vielen öffentlichen Räumen. Und zweitens schwindet der Gemeinsinn als etwas, an das politisch appelliert werden kann. Im politischen Diskurs wird gern unterstellt, Menschen wollten nur an sich selbst und das eigene soziale oder religiöse oder ökonomische Kollektiv denken. Dabei geht verloren, dass es auch gute Gründe geben könnte, warum mehr Steuern zu zahlen eben im politischen oder demokratischen Interesse liegen könnte, warum es sinnvoll sein kann, sich für die Rechte anderer einzusetzen, auch Freiheiten zu verteidigen, die für einen selbst gar nicht wichtig sind.

Was wären diese guten Gründe, mehr Steuern zu zahlen und die Freiheit der anderen zu verteidigen? Nun, ein Gemeinwesen, in dem es nur um meine eigene Freiheit ginge, wäre keins. Ein Gemeinwesen dagegen, das die freie Entfaltung der Persönlichkeit jedem und jeder gestattet, schützt auch mich. Wenn ich es ernst meine mit der Religionsfreiheit oder der Würde des Menschen, dann muss ich sie auch feiern und verteidigen, wenn sie nicht meine eigene Religion oder Würde betrifft. Eine solche Gesellschaft ist nicht nur freier, sie ist auch lebenswerter, weil sie reicher ist und kreativer und vielfältiger. Ganz ähnlich verhält es sich mit der Bereitschaft, höhere Steuern zu zahlen: von einem Gemeinwesen, das über eine gute Infrastruktur verfügt, exzellente Schulen für alle, eine hochwertige Gesundheitsversorgung, eine lebendige öffentliche Kulturlandschaft – davon profitieren alle. Schauen Sie sich die Vereinigten Staaten an: woran die amerikanische Demokratie krankt, ist doch nicht allein ein autoritärer, selbstherrlicher Präsident, nicht allein ein dysfunktionaler Kongress, sondern es fehlt an Infrastrukturen, an Öffentlichkeit, an der res publica. Ich denke, dass mehr Steuern, die dann wirklich investiert werden in Bildung oder Infrastrukturen, sich eben lohnen.

Ist ein wahrgenommener Missstand immer ein Missstand? Ein wahrgenommener Missstand ist ein wahrgenommener Missstand. Sonst nichts. Das ist zunächst ein subjektiver Eindruck, eine Hypothese, und die kann dann abgeglichen und überprüft werden auf ihre Berechtigung.

Haben wir in unseren Gesellschaften einen zufriedenstellenden Umgang mit wahrgenommenen Missständen? Nochmal: Was heißt denn »wahrgenommen«? Und wessen Umgang meinen Sie? Das lässt sich immer nur an etwas Präzisem festmachen. So allgemeine, vage Kritik an der Politik lässt sich nicht fair und differenziert debattieren. Ich habe den Eindruck, dass es eine Vielzahl gravierender sozialer und ökonomischer Missstände gibt, für die sich entweder niemand zuständig fühlt oder die als zu komplex oder unbequem empfunden und dementsprechend nicht bearbeitet werden: die fehlende soziale Mobilität in dieser Gesellschaft beispielsweise, also die Tatsache, dass soziale Herkunft eine nach wie vor entscheidende Rolle bei der Möglichkeit des Aufstiegs spielt. Das ist inakzeptabel.

Ein Satz, der für PolitikerInnen jeglicher Couleur zum Standardrepertoire gehört: »Wir müssen die Sorgen der Bürger ernst nehmen«. Was sagen Sie dazu? Ich kann den Satz nicht mehr hören. Denn der Satz allein erklärt nicht besonders viel. Natürlich ist es wichtig, in einer Demokratie darauf zu achten, dass die Menschen sich artikulieren

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Frau Emcke, Sie haben in Ihrer Juni-Kolumne für die Süddeutsche Zeitung über das »Wir«, den »Gemeinsinn«, geschrieben. Was verstehen Sie darunter?

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können, dass sie Unbehagen oder gar Schmerzen an es Verschwörungstheorien, Aberglauben und Lügen gibt, verder Demokratie ausdrücken können. Natürlich ist es schwindet doch die Welt nicht, verschwindet doch nicht die wichtig, dass soziale Erfahrungen mit Ausgrenzun- Möglichkeit, das, was wahr ist, von dem, was falsch oder erfungen oder Missachtungen, mit Armut oder Aussichts- den ist, zu unterscheiden. losigkeit auch erzählt werden können. Und natürlich ist es wichtig, auf diese Erfahrungen einzugehen. Wie kommen wir weg vom Kampf um Deutungshoheiten Aber nicht jede Stimmung ist es wert, politisch ernst hin zur gemeinsamen Konstruktion von Realität? genommen zu werden. Weil in der Gegenwart Stim- Das ist eine sehr wichtige Frage, auf die ich auch keine gute mungen enorm flüchtig sind. Manchmal artikuliert Antwort habe. Im Moment sieht es in der Tat danach aus, dass sich da auch nur Hass und Rassismus und die obszö- die öffentliche Auseinandersetzung immer aggressiver wird ne Freude am Herabsetzen von anderen. Gerade die und die Wahrnehmungen immer weiter auseinanderdriften. »Sorge« ist nun ein Begriff, der ein rhetorisches Kal- Die Wissenschafts-Feindlichkeit, die ideologischen Bewegunkül beinhaltet. Mit »Sorge« wird gen, die die Ideale der Aufklärung und der gern verkleidet, was mit »sich »Freiheit ist nichts, das Vernunft angreifen, die propagandistisorgen um und für« nicht viel schen Möglichkeiten, über soziale Medien man besitzt, sondern zu tun hat, sondern sich zwiAberglauben und Verschwörungstheorien etwas, das man tut.« schen Paranoia und schlichtem zu verbreiten – all das erschwert die VerHass bewegt. Insofern verlangt ständigung über das, was die gemeinsame es ein­ fach immer einen ruhigen, ausgewogenen Welt bedeutet. Ich habe keine Gebrauchsanweisung dafür, wie Blick: Was wird da artikuliert, wie angemessen ist sich das wieder ändern lässt. Es braucht sicherlich Anstrendie Sorge, worauf bezieht sie sich, gibt es eine em- gungen auf ganz unterschiedlichen Ebenen: Auf der Ebene der pirische Grundlage dafür – und dann muss darauf tatsächlich aggressiven propagandistischen Manipulation von geantwortet werden. Informationen oder ganzen Systemen braucht es internationale Antworten; auf Ebene der sozialen Medien wird ja der Druck Wenn ich Sie richtig verstehe, dann sagen Sie: auf die Monopole wie Facebook schon erhöht, dass sie mehr Die empirische Grundlage ist das Kriterium, zur Verantwortung gezogen werden für Hass und Falschmelnach dem ernstzunehmende und vernachläs- dungen; die enorme Bedeutung von Journalismus wird daran sigbare Stimmungen unterschieden werden. wieder deutlich. Es ist eben Arbeit, echte Arbeit, zu recherchieAber wir haben doch im Zeitalter von Fake- ren, was belegbar ist und was nicht, was eine Lüge ist und was news gar keine allseits akzeptierte empirische nicht, was geschehen ist und was nur behauptet wird, dass es geschehen sei. Es braucht handwerkliche und ethische StanGrundlage mehr. Nur weil es Lügen gibt, gibt es keine Wahrheit mehr? dards für eine solche Arbeit – und die letzten Jahre haben uns Wenn es so wäre, könnten Sie ja nicht erkennen, was eindrucksvoll vorgeführt, was politisch geschieht, wenn Lügen eine Lüge oder was Wahrheit ist. Natürlich gibt es und Falschmeldungen ungefiltert und unwidersprochen sich nach wie vor empirisch überprüfbare und nachvoll- verbreiten und Menschen beeinflussen können. ziehbare Tatsachen. Sie können den Klimawandel nachweisen, mithilfe von Daten, die über Jahrzehn- Bei der Frage, was es bedeutet, eine Einwanderungsgete erhoben wurden, die vergleichbar, methodisch sellschaft zu sein, sprechen Sie von einer Pluralisierung nachvollziehbar und verifizierbar sind. Das wird be- der Perspektive. Was ist mit denen, die das als Verlust stritten. Und dann lassen sich die Gegenargumen- oder Gefahr sehen? te anschauen. Sie können, ganz gleich wie groß die Nun, ich kann mir kein Leben in der heutigen Welt vorstellen, Propa­ ganda-Maschine einer bestimmten Kriegs- ganz gleich in welchem Land, in welchem Dorf, in welcher Fapartei auch sein mag, immer noch Beweise suchen milie, in der es nicht schon verschiedene Perspektiven gibt. und finden, forensische Belege, Akten, Ton-Mate- Jede und jeder von uns wächst doch immer schon in einem rial, um ein Kriegsverbrechen zu rekonstruieren. Umfeld auf, in dem es soziale oder kulturelle Unterschiede Natürlich gibt es manchmal Lücken, Grenzen des gibt. Niemand wächst in einem komplett einheitlichen KonWissens, manchmal gibt es nur eine Fülle von Indi- text auf. Das wissen die älteren Menschen in Deutschland, die zien. Es gibt Annäherungen an die Wahrheit, Hypo- noch geflohen sind, das wissen die Arbeiter im Tagebau, die die thesen, die gelten unter Vorbehalt, bis sich genauere verschiedensten historischen Umbrüche miterlebt haben, das Beschreibungen entdecken lassen. Aber nur weil wissen die Menschen in der Landwirtschaft, die mit Saisonar-


Sitzen Homosexuelle, Armutsbetroffene und MigrantInnen im selben Boot? Ich gehöre leider zu den Menschen, die furchtbar unter Seekrankheit leiden, insofern ist das keine Metapher, in der ich gern denke. Ich glaube, Sie fragen danach, ob unterschiedliche Minderheiten einander ähnlich sind. Nun zunächst einmal: Es gibt natürlich auch arme, schwule MigrantInnen... also, es kreuzen sich natürlich die Zugehörigkeiten. Was allen Gruppierungen, die Sie genannt haben, gemein ist: Es sind Minderheiten in dieser Gesellschaft. Und als Minderheiten sind sie verletzbarer. Aber es gibt natürlich Unterschiede in den Formen der Ausgrenzung. In der jüngsten Zeit gab es wiederholt den Versuch, diese Gruppen gegeneinander auszuspielen. Es wurde suggeriert, es gäbe hier die soziale Frage, die nach der Armut und der sozialen Ungleichheit, und da die politische Frage nach der Anerkennung von Schwulen/Lesben und von MigrantInnen. Das ist politisch fatal: Beide Fragen gehören immer zusammen – die nach der sozialen und politischen Ungleichheit. Die Ausgrenzung von Homosexuellen oder Schwarzen ist nicht »nur« eine politische, sondern immer auch eine soziale Frage. Armut ist nie nur eine soziale Frage, sondern immer auch eine der politischen Stigmatisierung und der fehlenden Repräsentation. Interview: Andreas Düllick

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Foto: Andreas Labes

beitern ihre Ernten einfahren oder früher selbst noch hin und her zogen, das wissen alle, die mal freitags in die Synagoge oder sonntags in die Kirche gehen und die Vielfalt der Menschen betrachten, die dort beten. Die Vielfalt ist immer schon eine Konstante in unserer Gesellschaft – mal ist sie urbaner und mal ländlicher. Aber sie ist eine reale Erfahrung für alle. Das Entscheidende ist doch, dass der Staat eine Garantie dafür geben muss, dass jede und jeder individuelle Bezüge, Vorlieben und Überzeugungen ausleben darf. Jede und jeder soll geschützt sein im je spezifischen Glauben, in der Art und Weise für die wir leben oder lieben wollen. Solange ich geschützt bin in meiner Individualität, solange ist auch die Andersartigkeit meines Nachbarn oder meiner Nachbarin nichts weiter als das: eben etwas anders.

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Carolin Emcke (49) ist eine der vielseitigsten EssayistInnen und JournalistInnen der Gegenwart. Von 1998 bis 2006 war sie in der Auslandsredaktion des Hamburger Nachrichtenmagazins DER SPIEGEL tätig und berichtete aus vielen Krisengebieten. 2003/2004 lehrte Emcke als Gastdozentin Politische Theorie an der Yale University in Seminaren über »Theorien der Gewalt« und »Zeugenschaft von Kriegsverbrechen«. Seit 2004 moderiert sie in Berlin die monatliche Diskussionsveranstaltung »Streitraum« an der Schaubühne. Emcke lieferte nach den Erfahrungen mit Pegida, Flüchtlingspolitik und dem Hass-Wahlkampf in den USA in ihrem Buch »Gegen den Hass« (2016) keine moralischen Appelle, sondern sie brachte mit ihren Argumenten und Positionen die Diskussion in Deutschland zur Frage der Verteidigung der Demokratie und der sozialen Grundlagen weiter voran. Dafür erhielt sie den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Seit September moderiert Emcke im Schauspiel Hannover vierteljährlich die neue Reihe »ABC der Demokratie«. Nächster Buchstabe B = Bild mit dem Kunst­ historiker Peter Geimer, am 12. Dezember 2017.

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Fotos: Aly Song/Reuters

FEINE NADELN Die Tradition der Akupunktur reicht weit zurĂźck, bis weit vor Christi Geburt. Was die Beschwerden des Menschen seit mehr als zwei Jahrtausenden lindert, kann auch Haustieren helfen. Davon sind die Akupunkteure der Tierspezialklinik in Shanghai Ăźberzeugt.


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Die Akupunktur ist eine Behandlungsmethode der traditionell chinesischen Medizin (TCM), bei der lange, feine Nadeln an bestimmten Orten – auch Meridiane genannt – in den Körper eingestochen werden. Traditionelle Heilpraktiker glauben, dass Akupunktur die Durchblutung stimuliert sowie die Heilung und die Schmerzlinderung fördert. Längst über die Grenzen des Herkunftslandes hinaus bekannt, wird die chinesische Behandlungsmethode weltweit angewendet. Doch zurück nach China: Hier wenden sich immer mehr Haustierbesitzer der Akupunktur zu, um die Schmerzen und Wehwehchen ihrer geliebten Katzen und Hunde zu lindern. Vor vier Jahren wurde in Shanghai das TCM Neurologie und Akupunktur Tiergesundheitscenter eröffnet. »China ist berühmt für seine Akupunktur. Ich habe meine Katze hier sofort hergebracht, um es auszuprobie-

ren,« sagt Wang Xijuan. Während der Sitzung in der Klinik lässt der 74-Jährige die Pfote seiner Katze nicht los. »Nach vier Behandlungen«, erklärt Wang, könne sie »jetzt gehen, springen und sogar mit anderen Katzen kämpfen«. Jin Rishan, Spezialist am Shanghaier Tiergesundheitscenter, sagt, dass sie seit Öffnung der Klinik schon mehr als 2.000 Katzen und Hunde behandelt haben. Bei etwa 80 Prozent der Patienten habe die Behandlung zu einer Verbesserung geführt. »Einem gelähmten Hund helfen aufzustehen, ist unser höchstes Ziel«, so der Spezialist der Tierklinik. Eine 45-minütige Einzelsitzung im TCM Neurologie und Akupunktur Tiergesundheitscenter kostet die Haustierbesitzer 260 Yuan, das entspricht 34 Euro. Aly Song Mit freundlicher Genehmigung Reu­­ters / INSP.ngo

von


BUCHTIPPS Guns of Brixton Der Brexit ist durch. Die wirtschaftlichen Folgen sind drastisch, die politischen auch. In London verabschiedet sich die Bürgermeisterin endgültig vom sozialen Wohnungsbau, während Brixton brennt wie einst unter Thatcher. Die »Rotweißblauen«, militante Nationalisten aus der Mittelschicht, greifen Migranten und Regierungsgegner an. Währenddessen steht das nächste Referendum vor der Tür: Der »Druxit« wird Suchtkranke praktisch rechtlos machen. In dieser Situation »in einer nicht wirklich fernen Zukunft«, so der Klappentext, beginnt mit einem Mord die Jagd auf eine Außenseiterin im Drogengeschäft. »Die Lieferantin« verkauft Heroin über das Darknet, liefert per Drohne und hat Unruhe in einen bereits unter Druck stehenden Markt gebracht. Nach dem ebenfalls in London spielenden IS-Thriller »Schwarzblende« von 2015 ist Zoë Beck wieder ein großer Wurf gelungen. »Die Lieferantin« ist ein so komplex wie schlüssig konstruierter und mitreißend erzählter politischer Kriminalroman. Das wirklich Beunruhigende aber ist, dass er in einer sozialen und politischen Wirklichkeit spielt, die womöglich genauso eintreten wird. BP Zoë Beck · Die Lieferantin · Suhrkamp · 14,95 Euro

Letzte Lieder Eigentlich ist Jess Jochimsen Kabarettist. Die gibt es in der Regel entweder in der Ausprägung Clown oder Lehrer, beides ist Jochimsen eher nicht. Er mag den leisen Humor, den genauen Blick und die Lakonie, manchmal gepaart mit einer stillen Freude an der Unruhe, die die Absurdität der Welt in ihren Insassen auslöst. Nun hat er seinen zweiten Roman veröffentlicht. Es geht um den Außenseiter Marten und das Handwerk des Beerdigungstrompeters, die Tatsache, dass sich sowohl »Unheilig« als auch »Helene Fischer« in der aktuellen »Top 10 der Trauerhits« (die gibt es!) befinden, und um sogenannte »Abschlussbälle«. Zu denen macht der Bestatter Berger Armenbegräbnisse, die sonst nicht nur eine traurige, sondern oft eine einsame Angelegenheit sind. Bei gutem Essen, Wein, Bier und der besten Beerdigungsmusik feiern die »Zukurzgekommenen und Erdabgewandten, (…) die Bettler und Grattler, die Nutten, die Diebe, die ungebetenen Gäste« ein Fest. »Abschlussball«, eine leise und ein wenig verrückte Geschichte über letzte Lieder, letzte Dinge und den Einbruch der Improvisation in ein mühsam geordnetes Leben. Schön. BP Jess Jochimsen · Abschlussball · dtv · 20 Euro

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KULTURTIPPS

34 Mein letzter Theaterbesuch liegt schon ein paar Jahre zurück: 2013 war das. Aber ich kann mich gut daran erinnern, weil das Stück so super war: »Ein verrücktes Ehepaar«. Ansonsten kenne ich von kulturellen Veranstaltungen meistens den Backstage-Bereich. Ich habe nämlich sieben Jahre lang als Bühnenaufbauhelfer und Security gearbeitet, bei Fury in the Slaugtherhouse oder Torfrock, aber auch für Mario Barth und Atze Schröder. Kultur heißt für mich: lebendig sein.«

Inklusive Disko

Celtic Folk

Seit einigen Jahren veranstaltet die Lebenshilfe Hildesheim einmal monatlich in der Kulturfabrik Löseke eine inklusive Disko. Es gab auch schon Diskonachmittage mit unterschiedlichen Mottos wie zum Beispiel Cocktailpartys, ausgelassene Karaoke-Abende, Fasching oder eine weihnachtliche Tombola. Seit 2012 findet die Lebenshilfe-Disko in der großen Halle der Kulturfabrik statt. Diesmal ohne Motto, aber wie immer mit klasse Musik. Das finde ich super, was für eine tolle Idee!

Ein ganz besonderes Highlight für Freunde der keltischen Folkmusik hält das Café Lohengrin in der List im Oktober bereit: Jörg Bernkopf und Erik Frotscher von der Band »Ceilidh Project« sorgen mit griffigen schottischen Songs, neu arrangierten Klassikern und Pipetunes aus eigener Feder für gute Laune und frischen Wind in der Landschaft der keltischen Musik. Dabei verarbeitet die Band traditionelle alte und neue Songs auf innovative Weise: so erscheinen zum Beispiel »Ship in Distress« und »Santi Anna« – zwei sehr alte Shanties – in völlig neuem akustischen Gewand. Nach meinen Einsätzen bei Veranstaltungen im Capitol war ich früher manchmal in der Irish Harp, dem Pub gegenüber, wo es auch oft Live-Musik gibt. Das bringt immer gute Stimmung!

4. Oktober, 16 bis 19 Uhr, Kulturfabrik Löseke, Langer Garten 1, Hildesheim. Eintritt: 1,50 Euro

6. Oktober, 20 Uhr, Café Lohengrin, Sedanstraße 35, Hannover. Eintritt: 12 Euro

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»Mensch, Rüdiger!«

Am Lindener Berge 38 30449 Hannover · Telefon 45 44 55 www.jazz-club.de

OKTOBER 2017 Samstag, 7. Oktober KENNY GARRETT & BAND Do Your Dance! Eintritt: 20 Euro Freitag, 13. Oktober ALEX VON SCHLIPPENBACH MONK‘S CASION Celebrating 100 Years Of Thelonious Monk Eintritt: 20 Euro/ermäßigt 15 Euro Sonntag, 15. Oktober Die Gesellschaft der Freunde des Jazz präsentiert CECILE MCLORIN SALVANT For One To Love Eintritt: 25 Euro Donnerstag, 19. Oktober Jazz Club by Gartenheim JOSCHO STEPHAN TRIO FEAT. SANDRO ROY Eintritt: 20 Euro/ermäßigt 15 Euro Freitag, 20. Oktober SUGAR RAY & THE BLUETONES FEAT. LITTLE CHARLIE CD-Release „Seeing Is Believing“ Eintritt: 20 Euro/ermäßigt 15 Euro Montag, 23. Oktober Die JMI Hannover und der Jazz Club präsentieren AL FOSTER QUINTET – A TRIBUTE TO CHARLIE PARKER NDR Info Live Recording Eintritt: 20 Euro/ermäßigt 15 Euro Freitag, 27. Oktober Die Gesellschaft der Freunde des Jazz präsentiert GABY MORENO Eintritt: 20 Euro

Konzertbeginn jeweils um 20.30 Uhr, Einlass ab 19.30 Uhr

Autor Sven Stricker liest aus seiner neuen bittersüßen Komödie »Mensch, Rüdiger!«: Rüdiger ist Lehrer, verheiratet, Cordhose, zwei Kinder. Für den Rest der Welt ist er nahezu unsichtbar. An seinem 40. Geburtstag, mitten im Unterricht, merkt er, dass er sein bisheriges Leben nicht mehr erträgt. Er steht auf und geht. Der Schriftsteller Tom hatte vor Jahren einen Bestseller. Danach: Schreibblockade, Lebensblockade. Jetzt sitzt er im Supermarkt an der Kasse. Bis es auch ihm reicht. Rüdiger und Tom treffen sich auf einer Talbrücke. Beide wollen die Welt hinter sich lassen. Am Ende aber beschließen sie: Fünf Tage lang werden sie testen, ob das Leben nicht vielleicht doch noch lebenswert ist. Das klingt nach einer genialen Geschichte. Ich bin gespannt, ob sie nach den fünf Tagen das Leben als lebenswert anerkennen oder nicht. Ich jedenfalls finde meins lebenswert, trotz aller Höhen und Tiefen. Ich sehe immer alles positiv! 17. Oktober, 19.30 Uhr, Buchhandlung Leuenhagen & Paris, Lister Meile 39, Hannover. Eintritt: 9 Euro

Kino-Abend: »Bob, der Streuner« Nicht nur das Buch, auch der Film hat schon Millionen Menschen begeistert: »Bob, der Streuner« – die wahre Geschichte des drogenabhängigen Straßenmusikers James Bowen und seines Katers Bob. James, völlig abgestürzt, findet eines Tages den kleinen Kater Bob, der seine Fürsorge braucht. Die Freundschaft, die sich zwischen den beiden entwickelt, hilft James dabei, sein Leben zu verändern und Verantwortung zu übernehmen. Er wird Straßenzeitungsverkäufer in London, nimmt keine Drogen mehr und schreibt einen Bestseller… Ich hab den Film schon gesehen und auch das Buch gelesen. Der Film hat gut rübergebracht, was im Buch beschrieben wird und gibt einen sehr realistischen Einblick in das Leben eines Straßenzeitungsverkäufers. Der Film wird an diesem Abend zweimal gezeigt. 18. Oktober, 18 Uhr (deutsch), 20 Uhr (Original mit deutschen Untertiteln), Kulturtreff Hainholz, Voltmerstr. 36, Hannover. Eintritt: frei

hen im Rahmen ngstipps entste Die Veranstaltu erkäuferinnen tatt für Asphalt-V der Schreibwerks Kießling Leitung: Jeanette und -Verkäufer.


20. Oktober, 20 Uhr, Literarischer Salon, Leibniz Uni/ContiFoyer, Königsworther Platz 1, Hannover. Eintritt: 8/erm. 5 Euro

Für Kinder: Ernest & Celestine Das Kino im Sprengel zeigt ein zauberhaftes Kinoerlebnis für Kinder und Erwachsene: Dass Mäuse und Bären keine Freunde sein können, lernen die Mäusekinder im Internat tief unter der Erdoberfläche schon von klein auf. Nur die Waise Célestine will nicht so recht an die Geschichte vom großen, bösen Bären glauben. Als sie bei einem Ausflug an die Erdoberfläche den Bären Ernest kennenlernt, beginnt eine abenteuerliche Geschichte. Nur die anderen Mäuse und Bären haben noch immer nicht begriffen, dass auch Mäuse und Bären friedlich miteinander leben können. Das hört sich sehr süß an. Und das ist auch wirklich eine Geschichte mit Inhalt: Es geht um Freundschaft über Vorurteile hinweg. Der Animationsfilm erhielt 2014 eine Oscar-Nominierung. 22. Oktober, 16 Uhr, Kino im Sprengel, Klaus-Müller-KilianWeg/Schaufelder Straße, Hannover. Eintritt: 3 Euro oder eine Kuchenspende

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Die Armut in Deutschland wächst. Das sagt Politikwissenschaftler Christoph Butterwegge, der hierzulande wohl bekannteste Experte zum Thema. Mit seiner Aussage steht er keineswegs allein da – sie entspricht dem aktuellen Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung von 2017. Demnach ist die Armutsquote auf 15,7 Prozent der Bevölkerung angestiegen. Aber: Ist die hiesige Armutsdebatte nicht ein Jammern auf hohem Niveau, angesichts von Hunger und Elend in anderen Teilen der Welt? Völlig falscher Ansatz, findet Butterwege, und obendrein einer mit System: Die relative Armut in Deutschland werde »kleingerechnet, verharmlost oder beschönigt, mit dem Ziel, die krasse Ungleichverteilung von Einkommen, Vermögen und Lebenschancen zu rechtfertigen«. Ein interessanter Abend kurz nach der Bundestagswahl! Ich bin selber arm und kenne diese Seite Deutschlands. Als gelernter Tischler war ich vier Jahre arbeitslos und habe große Mühe gehabt, überhaupt wieder Arbeit zu finden. Asphalt zu verkaufen hat mir in den letzten Monaten sehr geholfen. Jetzt hoffe ich, mit einer Zeitarbeitsanstellung endlich wieder Fuß zu fassen.

Fotos: BussaNova

Armes Deutschland

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Charity-Busfahrt – für Asphalt Im Oktober können Sie eine Stadtrundfahrt machen, die drei besondere Aspekte miteinander verbindet: 1. Sie fahren mit dem Oldtimer-Bus, dem Setra S 100 von 1968. 2. Ihr Stadtführer wird der bekannte hannoversche Rapper Spax sein. 3. Die Einnahmen aus dieser Stadtrundfahrt kommen dem Asphalt-Magazin zugute. Organisiert wird diese Sonderfahrt von »Stadtbekannt & Co«- BussaNova Classic Tours, die originelle Oldtimer-Busausflüge mit Comedy, Musik und Infotainment anbieten. Die Charity-Reihe »Prominente zeigen ihr persönliches Hannover« ist neu und startete im September mit Oberbürgermeister Stefan Schostok zugunsten von »Die!!! Weihnachtsfeier für Obdachlose und Bedürftige«. Im Oktober ist nun Rapper Spax für Asphalt dabei. Also, steigen Sie ein, genießen Sie Hannover und tun Sie gleichzeitig Gutes. Wir wünschen Ihnen eine unterhaltsame 90-minütige Fahrt! Anmeldungen unter www.stadtbekannt-undco.de. 22. Oktober, 15 Uhr, Treff- und Endpunkt: Neues Rathaus, Trammplatz 1, Hannover. Fahrtkosten: 30,50 Euro


IHR ENGAGEMENT

Machen Sie mit! Impressum Herausgeber: Prof. Dr. Heiko Geiling, Hanna Legatis, Rainer Müller-Brandes Gründungsherausgeber: Walter Lampe Geschäftsführung: Georg Rinke Redaktion: Volker Macke (Leitung), Jeanette Kießling, Svea Kohl, Ulrich Matthias Fotografin/Kolumnistin: Karin Powser Gestaltung: Maren Tewes

Die Runde der Ehrenamt­lichen trifft sich an jedem letzten Dienstag im Monat in den hannoverschen Asphalt-Redaktionsräumen. Da werden Veranstaltungen organisiert, Info-Stände geplant und Ideen gesammelt, um die Arbeit von Asphalt engagiert zu unterstützen. Besonders für unsere Asphalt-Verkäuferinnen und -Verkäufer ist es wichtig zu spüren, dass viele Menschen hinter ihnen stehen. Wir freuen uns, wenn Sie sich dieser lebendigen Runde anschließen möchten! Rufen Sie uns einfach vorher an: 0511 – 301269-0. Das nächste Treffen ist am Dienstag, 31. Oktober, um 17 Uhr.

Freie Mitarbeit dieser Ausgabe: A. Düllick, B. Pütter, G. Schild, W. Stelljes, K. Zempel-Bley Verwaltung: Janne Birnstiel (Assistentin der Geschäftsführung), Heike Meyer Vertrieb & Soziale Arbeit: Thomas Eichler (Leitung), Romana Bienert, Christian Ahring (Sozialarbeiter) Asphalt gemeinnützige Verlags- und Vertriebsgesellschaft mbH Hallerstraße 3 (Hofgebäude) 30161 Hannover Telefon 0511 – 30 12 69-0 Fax 0511 – 30 12 69-15 Spendenkonto: Evangelische Bank eG IBAN: DE 35 5206 0410 0000 6022 30 BIC: GENODEF1EK1 Online: www.asphalt-magazin.de redaktion@asphalt-magazin.de vertrieb@asphalt-magazin.de herausgeber@asphalt-magazin.de Druck: v. Stern’sche Druckerei, Lüneburg Druckauflage: Ø 25.000 Asphalt erscheint monatlich. Redaktionsschluss dieser Ausgabe: 25. September 2017 Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte, Bilder und Bücher übernehmen wir keine Gewähr. Rücksendung nur, wenn Porto beigelegt wurde.

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Anzeigen: Heike Meyer

Asphalt dankt: H. Krug, G.+ B. Grimpe, P. Mumm, K. Neumann, H.-G. Euler, G.+ H. Mensching, J. Kartens, J. Eickhoff, E. Neils, D. Martens-Stoldt, H. Schulz, C. Rodenberg, G. Pfaff, W. Riechers, S. Tillack, H. Kaelble, H. Brandes-Woltmann, S. Langner-Kaese, R. Preller, I. Sass, P. Scholtissek, I. Freund, H. Bergen, K.-H. Dankert, K.-H.+ K. Wente, E. Bleckmann, D. Riemenschneider, U. Pfingsten-Gutsche, U. Schliwa, D. D. Marquardt, W.+ S. Siemund, U.+ U. Haupt, E.-A. Knickmeier, W. Mohrhoff, H. Garbe, I. Friedrichkeit, F.+ B. Kothe, Medizinische Hochschule Hannover, I. Behnke, S. Rokahr-Deissler, S. Baethje, P. Wentzky, R.+ M. Zschoch, H. Freytag, T. Haag, M. Bode, H. Krysta, H.+ A. Gaedtke, W. Riek, K. Schaefer, B.+ W. Heise, G.+ Dr. W. Koelle, A. Tegge, Hacon, AWO, G. Wildung, I. Gast, G. Neumann, Umsonstladen e. V., J. Beuch, H. Seehafer, K. Steinert, F. Bertram, H. Behlau-Klages, SPD Ortsverein List, A. Behrens, U. Hasan-Boehme, R. Friedrich, M.+ H. Wieczorek, Tecracer Consulting, GmbH, U. Tinnemann, H.-U. Zedler, B. Hannemann, B. Scheppermann, G.+ R. Grabowsky, R. Schulze, Convanced GmbH, Schwabenverlag, I. Thiem, C. S. Wienker, S. Behrendt, E. Scholz, U.+ M. Schoerberl, C. Mennecke, R. Tute, J. Freund, R. Grosse-Allermann, K. Thormeier, M.+ H. Wehrs, B. Volkmar, T. Hungermann, M. Schoekel, C. Murer, B. Ernst, C. Johansen,

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Aus den nachfolgenden Silben sind 21 Wörter zu bilden, deren erste und vierte Buchstaben – jeweils von oben nach unten gelesen – einen Ausspruch von Marie Curie (Physikerin und Chemikerin; 1867 – 1934) ergeben: an – ar – bil – che – che – chi – da – den – eh – ein – eme – ent – er – er – ge – ger – groß – han – her – la – le – len – ma – mach – me – mut – nah – ne – ne – nie – no – pfiff – ra – reich – rit – ru – rung – sa – sall – schlie – sen – ßen – spra – steh – tat – te – tel – ter – ter – ter – tis – tum – tung – ver – vor – wet

1. Klima-Prophezeihung 2. Rettungsschiff im Alten Testament 3. Verständigungsmittel 4. weibliche Verwandte 5. Spielbeginn 6. Chilenischer Lyriker (1904 – 1973) 7. Anbetung 8. pensionierter Geistlicher

Unter den Einsendern der richtigen Lösung verlosen wir drei PolyglottStadtführer »Gut zu Fuß...« für die Städte Florenz, Edinburgh und Dublin. Der kleine handliche Reiseführer enthält aktuelle Adressen zu Hotels, Restaurants, Shopping und Nightlife sowie wichtige Infos von A-Z. Alle Routen, Tipps und Stationen sind auf detaillierten Karten eingezeichnet – schöne Spaziergänge durch europäische Metropolen. Dreimal verlosen wir das spannende Hörspiel »Herr der Diebe« von Cornelia Funke. Prosper und Bo, zwei Ausreißer, finden auf der Flucht vor ihrer Tante in Venedig Unterschlupf bei dem geheimnisvollen Anführer einer Kinderbande: dem Herrn der Diebe. Doch ihre Tante schickt den Jungs Detektiv Viktor auf die Fersen. Als dieser das Versteck der Kinderbande aufspürt, bringt er dadurch alle in Gefahr. Ebenfalls dreimal gibt es das Hörbuch »Die schönsten Weihnachtskrimis« zu gewinnen. Mörder und Halunken machen keine Weihnachtsferien – und so haben auch Ermittler keine besinnlichen und erholsamen Feiertage.Lauschen Sie in der warmen Stube den bekanntesten Krimis zur Weihnachtszeit und kommen Sie skrupellosen Verbrechern auf die Spur. Eiskalt serviert von den renommierten Hörbuchsprechern Beate Himmelstoß, Peter Fricke, Oliver Kalkofe, Friedhelm Ptok, Walter Renneisen und Wanja Mues.

9. Vermögen 10. entwenden 11. englischer Stallmeister, Reithalle 12. exquisit 13. Gerät für Muskeltraining 14. Absetzung eines Regenten 15. Wanderhirten 16. Angeber 17. Geschäftsertrag

Die Lösung des September-Rätsels lautete: Ein Mensch ist so stark, wie er lustig sein kann. Das Silbenrätsel schrieb für Sie Ursula Gensch. Die Lösung (ggf. mit Angabe Ihres Wunschgewinnes) bitte an: Asphalt-Magazin, Hallerstraße 3 (Hofgebäude), 30161 Hannover; Fax: 0511 301269-15. E-Mail: gewinne@asphalt-magazin.de. Einsendeschluss: 31. Oktober 2017. Bitte vergessen Sie Ihre Absenderadresse nicht! Viel Glück!

18. schwankend 19. aufklären 20. Knochenerweichung 21. Los ohne Gewinn

ASPHALT 10/17

SILBENRÄTSEL

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