2015 09 Asphalt

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September 2015

Zuhause gesucht

Schwerpunkt: Bedürftige in akuter Wohnungsnot Scharfe Diskussion: Leinenzwang für alle Hunde? Denkmal: Kesselhaus in Linden soll gerettet werden Lecker: Reste-Menüs in Kopenhagen und Amsterdam


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Asphalt 09/2015

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Titelthemen... Schwerpunkt Wohnungsnot Die hannoversche Wohnungslosenhilfe mahnt: Es fehlt akut an Wohnungen für ehemals Wohnungslose. Was kann helfen? Wie geht es Menschen, die einfach keine Wohnung finden? Warum stößt die Soziale Wohnraumhilfe an ihre Grenzen?_ _________________________________________ 6 Teller statt Tonne Reste-Restaurants kochen aus übriggebliebenen Lebensmitteln wahre Gourmetgenüsse. Aber noch nicht in Deutschland._______ 20 Leinen los!? Von April bis Juli müssen Hunde in Niedersachsen vielerorts an der Leine geführt werden. Die Regelungen in den einzelnen Städten sind allerdings unterschiedlich.______________________ 24 Der letzte Zeuge Das alte Kesselhaus auf dem Faust-Gelände soll gerettet werden. Eine Initiative will das Gebäude in Hannover-Linden retten und in ein Museum verwandeln. _ ______________________________ 27

...und mehr Notizblock _______________________________________________ 4 Angespitzt: Endlich Ruhe!_ _________________________________ 5 September-Tipps _ _______________________________________ 16 Kultur im Fokus __________________________________________ 18 Serie: Wer war eigentlich … Ludwik Zamenhof?_ ______________ 22 Briefe an uns ____________________________________________ 23 Aus der Szene ___________________________________________ 24 Umstritten: WLAN für Wohnungslose _______________________ 26 Aus dem Leben: Asphalt-Verkäufer Mario erzählt. _____________ 28 Rund um Asphalt/Impressum ______________________________ 29 Danke für Ihr Engagement _ _______________________________ 30

gewinne!

Silbenrätsel/Cartoon _____________________________________ 31

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Titelfoto: Fotolia

September 2015

Zuhause gesucht Schwerpunkt: Bedürftige in akuter Wohnungsnot Scharfe Diskussion: Leinenzwang für alle Hunde? Denkmal: Kesselhaus in Linden soll gerettet werden Lecker: Reste-Menüs in Kopenhagen und Amsterdam

Liebe Leserinnen und Leser, diese Asphalt-Ausgabe hat die aktuellen Probleme der Wohnungslosenhilfe zum Thema. Die Berichte sind alarmierend. Wie in allen Großstädten fehlt es auch in Hannover an bezahlbaren Wohnungen. Offenbar waren Politik und Verwaltung auf das Bevölkerungswachstum und den Mietenanstieg nicht hinreichend vorbereitet. Dies ist, gelinde gesagt, erstaunlich, weil bereits vor Jahren der Deutsche Städte- und Gemeindebund aktive und nachhaltige Wohnungsbaupolitik als Gebot der Stunde bezeichnet hatte. Allein in der Stadt Hannover gab es noch im Jahr 1999 32.000 Belegrechtswohnungen für marktschwache Personen und Familien. Bis heute sind davon nur noch 19.000 Wohnungen übrig geblieben. Gleichzeitig sind kleine Wohnungen von 25 bis 45 Quadratmetern bei Neuvermietung zwischen 2011 und 2015 um 40 Prozent teurer geworden, bei einem aktuellen Mietpreis von 7,49 Euro für den Quadratmeter. Während die privaten Wohnungsanbieter nach Jahren stagnierender Mietpreise nun von einem endlich ausgeglichenen Markt sprechen, trifft es die schwächsten der ohnehin marktschwachen Wohnungssuchenden mit voller Wucht. Sie finden für sich keine Wohnung in der Stadt. Und die gemeinnützigen Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe sind mittlerweile überfordert, so dass das Hilfesystem stagniert: Wohnungslose, die von ihnen stabilisiert worden sind, können aus den Einrichtungen nicht ausziehen, weil keine Wohnungen zu finden sind. Wohnungslose, die dringend einen Platz bei der Wohnungslosenhilfe benötigen, können dort nicht einziehen. Fatal ist es nun, wenn vor dem Hintergrund dieser Wohnungsnot Ressentiments gegen die gestiegene Zahl der Flüchtlinge entstehen, wenn also Wohnungslose und Flüchtlinge als vermeintliche Konkurrenten auf dem Wohnungsmarkt gegeneinander ausgespielt werden. Wir lassen uns das nicht einreden. Wie bei allen Vorurteilen gibt es dafür keinen vernünftigen Grund. Denn die Unterbringung von Flüchtlingen ist zwar auch kommunale Aufgabe, aber ihre Finanzierung eindeutig eine Angelegenheit von Bund und Ländern. Abgesehen davon hat es die Wohnungsnot in deutschen Großstädten schon lange vor der Zuwanderung von Flüchtlingen gegeben. Ihr

Heiko Geiling, Asphalt-Herausgeber


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Asphalt 09/2015 Notizblock

Pläne zu Schacht Konrad

Strom unter Tage? Hannover. Die geplante und umstrittene Gleichstromtrasse »Südlink« von der Nordsee nach Süddeutschland soll »vorrangig« in der Erde vergraben werden. So jedenfalls eine Verabredung der Koalition im Bundestag. Die Megaleitung, die die Energiewende garantieren soll, wurde von Bürgerinitiativen auch in Niedersachsen heftig bekämpft. Um die Akzeptanz in der Bevölkerung zu Anzeige

Beratung sofort nach Beitritt! Jetzt Mitglied werden! Kompetente Hilfe bei allen Fragen zum Mietrecht. Herrenstraße 14 · 30159 Hannover Telefon: 0511–12106-0 Internet: www.dmb-hannover.de E-Mail: info@dmb-hannover.de Außenstellen: Nienburg, Hoya, Celle, Neustadt, Rinteln, Springe, Bückeburg und Obernkirchen.

Foto: Picture-Alliance/dpa

Berlin. Bundesumweltministerin Barbara Hendricks will den Atommüll aus dem Bergwerk Asse nicht im Schacht Konrad (Foto) ein­lagern. Bei der Vorstellung eines nationalen Entsorgungsprogramms für Atommüll teilte sie mit, dass der schwach- bis mittelradio­a ktive Müll in ein Endlager für hochradioaktiven Müll eingelagert werden soll. Ein entsprechender Standort werde derzeit noch gesucht. Die Ministerin teilte aber mit, dass es keine Garantie gebe, dass Schacht Konrad nicht doch noch in Frage komme. Im ma­roden Bergwerk Asse liegen 126.000 Fässer Abfall. Sie sollen ab 2033 geborgen werden. me

erhöhen, sollen die Kabel an vielen Stellen künftig unsichtbar werden. Bürgerinitiativen begrüßen die Entscheidung ebenso wie die Landtagsparteien. Der umweltpolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Martin Bäumer, forderte die rot-grüne Landesregierung auf, sich bei der Planung der neuen Trassenkorridore »aktiv mit eigenen Vorschlägen einzubringen«. Das Problem aber werden sowohl die Verknüpfungsstandpunkte sowie die Kosten der Erdkabel sein. Alle paar Kilometer müssen die Erdkabel über der Erde auf fußballfeldgroßen Flächen verknüpft werden. Zugleich werden die etwa 30 Meter breiten Leitungsschächte die umliegende Erde erwärmen, was als ökologisch problematisch gilt. Die Bau- und Instandhaltungskosten pro Kilometer werden sich, so der Betreiber Tennet, je nach Beschaffenheit des Bodens um das Drei- bis Achtfache erhöhen. Die Mehrkosten würden auf die Strompreise aufgeschlagen. Entsprechend unklar ist, inwieweit und wie viele Leitungen tatsächlich unter die Erde kommen werden. mac

Hilfe für Schulschwänzer Hannover. Der Kinderschutzbund Niedersachsen fordert für Schulschwänzer mehr unterstützende Maßnahmen. Der Verein

möchte mit Hilfe eines Runden Tisches zum Thema »Schulschwänzen« nach Lösungen suchen, die Jugendliche davon abhalten, vom Unterricht fernzubleiben. Teilnehmer sollen nach den Vorstellungen des Kinderschutzbundes Vertreter aus der Kinder- und Jugendhilfe, aus Schule und Schulsozialarbeit und der Gesundheitshilfe inklusive Kinder- und Jugendpsychiatrie sein. Hauptkritikpunkt des Vereins ist vor allem die derzeitige Praxis, dass die Behörden auf das Schulschwänzen auch mit Arrestandrohung und -vollzug reagieren. Allein im vergangenen Jahr wurden in rund 550 Fällen Schülerinnen und Schüler wegen Schulschwänzens zu einem Arrest verurteilt. In diesem Jahr waren es bis zum Juli bereits mehr als 300. Hintergründe für das Fernbleiben vom Unterricht sind laut dem Kinderschutzbund vielfältig: unter anderem Angst vor Lehrern und Mitschülern, Stress- und Leistungsdruck oder auch Unterforderung bei hochbegabten Kindern. me

Zitat des Monats »Ich werde mit Freunden zusammen ein Flüchtlingsheim aufbauen.« Schauspieler Til Schweiger in einem Interview zu seinen Plänen, in Osterode im Harz ein Vorzeigeheim für Flüchtlinge zu bauen.


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Zahlenspiegel

Angespitzt diesmal: Taschengeld

9- bis 14-Jährige bekommen im Schnitt 20,40 Euro Taschengeld im Monat, fast 3 Euro mehr als vor 5 Jahren, so das LBS-Kinderbarometer. Viertklässler erhalten durchschnittlich 14,13 Euro Taschengeld, Fünftklässler 18,59 Euro, Sechstklässler 22,24 Euro und Siebtklässler 26,16 Euro. 55 % der Jungen und 45 % der Mädchen verdienen sich selbst etwas dazu. Mit Rasenmähen, Blumengießen, Autowaschen oder Babysitten. 60 % aller »Zuverdiener« brauchen das Geld für besondere Wünsche, 20 % haben Spaß an Arbeit, 13 % fühlen sich so erwachsener. 3 % tragen damit Schulden ab. Etwa jedes zehnte Kind in Niedersachsen bekommt gar kein Taschengeld. mac

Alpha-Variante statt Y-Trasse? Hannover. In der Diskussion um die Optimierung des Schienennetzes in Norddeutschland hat sich unter den Lösungsvorschlägen ein neuer Favorit heraus kristallisiert: Bei der sogenannten Alpha-Variante wird auf den Neubau von Strecken verzichtet. Dafür sollen die überlasteten Streckenabschnitte entsprechend ausgebaut werden, um so notwendige Transportkapazitäten zu ermöglichen. Bereits seit Januar diskutieren Vertreter von Bahn, Land, Kommunen und Bürgerinitiativen im »Dialogforum Schiene Nord« über Möglichkeiten, den Transport durch das erhöhte Güterverkehrsaufkommen in Zukunft sicher zu stellen. Einer der bekanntesten Vorschläge ist die Y-Trasse, bei der die Städte Hamburg, Bremen und Hannover mit Hilfe einer neugebauten Strecke direkt miteinander verbunden würden. Mehrere Bürgerinitiativen haben sich gegen die Y-Trasse ausgesprochen und in der Vergangenheit dagegen protestiert. me

Niedersachsen wird gescannt Hannover. Bis Ende 2017 soll das Land Niedersachsen per Laser komplett erfasst sein. Allein für dieses Jahr wurden für das Scannen des ersten Drittels rund eine Million Euro zur Verfügung gestellt. Schwerpunktmäßig beginnt das Scanning im Norden und Osten Niedersachsens. Das zuständige Landesamt für Geoinformation und Landesvermessung Niedersachsen (LGLN) verspricht sich von den hochpräzisen Daten, unter anderem Auswirkungen von Hoch-

wasserereignissen und Küstenschutzmaßnahmen besser einschätzen zu können. Spezialflugzeuge erfassen die Daten aus etwa 60 Metern Höhe per Laserscanner Streifen für Streifen. Dabei werden alle Laserpunkte und die Zeit aufgezeichnet, die ein Impuls vom Scanner zum Boden und zurück benötigt. Damit lässt sich dann jeweils die Höhe berechnen. me

Kritik an Pflegekammer Hannover. Der Paritätische Wohlfahrtsverband kritisiert das jüngste Vorpreschen des Sozialministeriums Niedersachsen bezüglich der geplanten Pflegekammer, in der zukünftig den rund 70.000 Pflegekräften in Niedersachsen eine Stimme gegeben werden soll. Sozialministerin Cornelia Rundt hatte Ende Juli den Startschuss zu einer Gründungskonferenz »Pflegekammer« gegeben. Der Verband kritisiert dabei vor allem, dass bereits viel Zeit und Geld in die Vorbereitung zu einer Pflegekammer investiert werde, bevor die Verbandsanhörung abgeschlossen sei. Zudem sei nicht einmal der Gesetzentwurf in den Landtag gebracht. »Es scheint, als sollten alle Beteiligten und vor allem die zahlreichen Kritiker vor vollendete Tatsachen gestellt werden. Demokratische Entscheidungen sehen anders aus!«, so Birgit Eckhardt, Vorsitzende des Paritätischen Niedersachsen. Auch andere Institutionen in Niedersachsen haben sich bereits kritisch gegenüber einer Pflegekammer geäußert und halten die Einrichtung für überflüssig. Unter den Kritikern sind unter anderem die Gewerkschaften und Arbeitgeber. Derzeit gibt es in keinem Bundesland eine derartige Einrichtung. Niedersachsen betritt mit der Einrichtung einer Pflegekammer Neuland. me

Endlich Ruhe! Kinder sind was Schönes. Zumindest wenn sie nicht immer den Mund aufmachen würden. Da kommt nämlich ordentlich was raus: Bis zu 70 Dezibel haben Messungen ergeben. Auch wenn das Geschrei zeitweise an eine Kettensäge erinnert, werden deren 120 Dezibel Gott sei Dank nicht erreicht. Doch für einen Stressflash reicht das schon aus. Aber der Lärm der Generation U13 ist zu tolerieren, denn Kinder sind auch unsere Zukunft. Damit die armen Eltern aber zum Selbstschutz nicht mit Schallschutzkopfhörern vom Bau durch die Wohnung pesen müssen, um dem nachwüchslichen Gebrüll zu ent­ gehen, gibt es spezielle Kinderzimmertüren. Darauf weist das Branchenportal tuerenwechsel.de hin und empfiehlt mindestens Türen der Schall­ schutzklasse 1. Diese würden das Rumgekeife doppelt so gut reduzieren wie eine Wohnungstür. Natürlich immer vorausgesetzt, das Balg befindet sich auf der richtigen Seite der Tür und stört sich nicht daran, dass niemand reagiert. Inwieweit ein in diesem Fall notwendiger Einschlussmechanismus ebenfalls vorhanden ist, um ein unkontrolliertes Entweichen des Nachwuchses zu unterbinden, ist nicht bekannt. Doch wird Mutti damit leben können, wenn nur noch Totenstille aus dem Kinderzimmer dringt? Sie unruhig auf der Stelle tippelt, weil kein Lebenszeichen mehr zu ihr gelangt? Nein. Vermutlich wird sie ein Babyphone installieren, um sich zwischendurch mal hinter die Schallschutztür mindestens der Klasse 1 schalten zu können. Damit sie hören kann, warum sie nichts hört. Mark Eickhorst

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Warten, warten, warten

Zwei Wohnungslose in Hannover erzählen, wie es sich anfühlt, auf dem Wohnungsmarkt einfach nicht zum Zuge zu kommen Immoscout, Immonet, Seiten von Wohnungsgenossenschaften im Netz: Damit beginnt für Axel Fink der Tag. Um keins der raren Wohnungsangebote zu verpassen, hat er sich jüngst extra ein internetfähiges Smartphone gekauft. Weil die offen zugänglichen Computer im diakonischen Werkheim, wo er seit einem guten Jahr lebt, nicht immer zur Verfügung stehen. Axel Fink war obdachlos, wie derzeit rund 26.000 Menschen bundesweit. Im Maschpark hatte er im Sommer vergangenen Jahres seine Residenz. Mit der Scheidung im Jahr 2013 hatte alles angefangen. Die hat ihm den Boden entzogen. »Ich hatte meine Arbeit nicht mehr geschafft, war psychisch labil, wie weggetreten, Arbeit weg, Kurve nicht gekriegt, Wohnung weg.« In Lübeck wollte Fink nicht länger bleiben, schon allein wegen der schönen Erinnerungen, die jetzt

»Willkommenskultur sieht anders aus«, sagt Werkheim-Leiter Andreas Sonnenberg.

so schmerzten. Familie hat er nicht mehr. Für die letzten Euros kaufte sich der 47-Jährige ein Onewayticket nach Lanzarote. Für ihn damals der Inbegriff von Neuanfang. Tatsächlich überlebte der gelernte Industrie­ kaufmann dort als Helfer bei örtlichen Fischern beinahe ein ganzes Jahr. Doch es reichte stets gerade so für »von der Hand in den Mund«. Aufgeben, zurückkommen.

»Wir stehen immer ganz hinten« Nach Lanzarote also Maschpark, Hannover. »Die Leute hinterm Rathaus waren nett, haben mir Brötchen und Kaffee gekauft, aber irgendwann hab ich realisiert, dass ich es nicht allein schaffe.« Da war Fink psychisch bereits »so kaputt«, dass er zunächst in Langenhagen stabilisiert werden musste. Aus der Klinik entlassen folgte die Wohnungsloseneinrichtung Werkheim in Vahren­wald, die größte stationäre Hilfe­ einrichtung für Wohnungslose in Niedersachsen. »Herr Fink ist einer von derzeit 164 Bewohnern, die sich hier restrukturieren«, erläutert Werkheimleiter Andreas Sonnenberg. Sozialarbeiter und Berater helfen jedem einzelnen Bewohner dabei. Seit einem halben Jahr könnte der Platz von Fink neu vergeben werden. Wenn alles normal wäre auf dem Wohnungsmarkt in Hannover. Aber davon entfernt sich die Landeshauptstadt offenbar immer mehr. »Es ist nicht gut, wenn die Männer hier lange bleiben«, sagt Sonnenberg. Wer einigermaßen wieder in der Spur des Lebens ist, muss raus, auf eigene Beine kommen. Sonst droht die Resignation. Doch seit einigen Jahren schon stehen Wohnungslose in Hannover im Stau. »Wir haben aufgrund des dramatischen Wohnungsmangels keine Möglichkeit mehr, den Leuten den nächsten

Schritt zu ermöglichen«, warnt Sonnenberg. Letzlich führt das dazu, dass die, die heute noch auf der Straße stehen – 600 allein in Hannover aktuell – länger auf einen Platz im Wohnheim warten müssen. Auch Christian Müller wartet. Und wartet. Und hat beinahe schon keine Hoffnung mehr, aus dem Werkheim wieder raus zu können. Sein Herz hat Schaden genommen damals auf der Straße in Köln. Er atmet etwas schwererer als andere. Aber Müller ist sonst fit, abstinent und will arbeiten. Jüngst war er in einer Maßnahme des Jobcenters, Büroarbeiten. »Das war ’n echtes Highlight.« Der Job fiel ihm nicht schwer. Er ist Betriebswirt, hatte vor ein paar Jahren noch eine eigene kleine Personalfirma. Stress, wirtschaftliche Probleme, Depression, dann die Straßen von Köln. Auch für ihn war der Ortswechsel nach Hannover die Rettung. Das ist häufig so bei Obdachlosen, die räumliche Entfernung von der Straße des Scheiterns hilft auch bei der gedanklichen und emotionalen Entfernung von alten ungesunden Mustern. Also Hannover, Werkheim. Auch Müller sucht wie Fink schon länger. Und auch er bekommt – wenn er denn überhaupt eine Reaktion bekommt – von Wohnungsunternehmen und Genossenschaften nur Absagen. Denn ob er will oder nicht, er konkurriert mit armen Rentnern, mit armen Studierenden, mit armen Alleinerziehenden, mit armen Aufstockern. Alle wollen die rare Ware Wohnung mit ein bis zwei Zimmern, möglichst schimmelfrei. Und – ist das schon vermessen? – mit Fenstern die schließen. »Doch in der Reihe der Suchenden stehen wir mit der Adresse Büttnerstraße ganz hinten an.« Für 38 Quadratmeter würden zudem nicht selten 370 Euro kalt verlangt, sagt Fink. 10 Euro fast für den Quadratmeter. Die Renditeerwartungen einiger Vermieter sind


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Fotos: V. Macke

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Könnten längst wieder auf eigenen Beinen stehen: Axel Fink (li.) und Christian Müller (re.) aber bekommen von Amts wegen keine Wohnung.

hysterisch geworden. Und trotzdem seien 25 Leute pro Besichtigungstermin beinahe die Regel, berichtet Fink. Die ausführlichen Selbstauskunftbögen bei den Genossenschaften würden lediglich in die Rechner getippt. Keine Reaktion. Nie. Letzte Hoffnung: die Wohnungsvermittlung der Stadt. Die Verwaltung von Hannover hat an rund acht Prozent aller Mietwohnungen im Stadtgebiet ein Belegrecht, Tendenz ohnehin fallend. Doch selbst wenn hier eine Wohnung frei wird, haben Fink und Müller keine Chance auf Hilfe. Denn eine Richtlinie aus dem Jahr 1999, längst umfänglich kritisiert und für unwürdig befunden, besagt immer noch, dass das Wohnungsamt Belegrechtswohnungen nur an Menschen vermittelt, die seit mindestens sechs Monaten im Stadtgebiet oder der Region Hannover außerhalb von Wohnheimen gewohnt

haben. »Außerhalb von Wohnheimen«! Ausschlussgrund Werkheim! »Das macht traurig und wütend«, sagt Axel Fink. »Wenn man dazu noch sieht, dass die Stadt es zulässt, dass vielfach Altbauten zu Praxen, Kanzleien und loftähnlichen Wohnungen luxussaniert werden, tja, dann weiß ich auch nicht«, ergänzt Christian Müller. Könnten Menschen wie Müller und Fink sich dann nicht irgendwo bei einem Bekannten pro forma quasi als Untermieter anmelden, um den Ausschlussgrund Wohnheim zu vermeiden? »Wir können das nicht unterstützen, das wäre ein melderechtliches Vergehen, eine Ordnungswidrigkeit«, sagt Sonnenberg. »Aber tatsächlich stelle ich mir unter der von Oberbürgermeister Stefan Schostok viel beschworenen Willkommenskultur im Hinblick auf unsere von anderswo

hier gestrandeten Wohnungslosen etwas anderes vor.« »Housing first« heißt ein Programm für die Massen von neuen Obdachlosen in den USA – die Finanzkrise hat dort Hunderttausende Opfer gefordert. Irgendwie die Menschen in eine Wohnung bringen, das ist dort zentrales Ziel. Denn eine Wohnung ist Startpunkt für ein zweites Leben – jenseits des einstigen Absturzes. Von dort aus können alle anderen Probleme angegangen werden. Das Modell hat Erfolg, wenn nachgehend und intensiv betreut wird. Im Fall von Fink und Müller wäre das so. Doch Hannover scheint auch schon mit geringeren Zahlen Wohnungsloser überfordert. »Die einzige Chance, die ich offenbar noch habe, ist einen verständnisvollen Privatvermieter zu finden, der sich Zeit nimmt, sich vorurteilsfrei den ganzen Menschen anzusehen.« Volker Macke


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Akut: Wohnungsmangel

Der Wohnungsmarkt für kleine, günstige Wohnungen ist in Hannover dicht. Die Wohnungs­ losenhilfe mahnt: »Wir brauchen dringend Wohnraum. Die Zeit rennt uns davon!« Hilfebedürftigkeit. Flüchtlinge stehen ganz oben. Und keiner be­streitet den Handlungsbedarf. Nur: Dringenden Handlungsbedarf gibt es auch bei Wohnungslosen. So wie es im Moment läuft, geht es nicht. Politik muss handeln.« Wohnungsmangel besteht bei kleineren Wohnungen im unte-

ren Preissegment: also bis rund 5,50 Euro Miete pro Quadratmeter. Gleich mehrere Bevölkerungsgruppen, die über wenig bis kein eigenes Einkommen verfügen, konkurrieren bei der Wohnungssuche um diese günstigen Wohnungen: Alleinerziehende, Flüchtlinge, Studenten, ärmere Senioren, Haftentlas-

sene, Frauen, die das Frauenhaus verlassen, Wohnungslose (aktuelle Zahlen siehe Kasten Seite 9). Die 19.000 Belegrechtswohnungen der Stadt Hannover sind so gut wie alle vergeben, die Fluktuation ist zu gering, um die Nachfrage auszugleichen. Müller-Brandes: »Es wurde lan­ ge Jahre zu wenig neu gebaut im

Foto: Picture-Alliance/Frank May

»Vergesst die Wohnungslosen nicht«. Mit diesem Appell ist ein Papier überschrieben, das Vertreter der hannoverschen Wohnungslosenhilfe aktuell verfasst haben. Drängendstes Problem: Wohnungsmangel. Pastor Rainer Müller-Brandes, Leiter des Diakonischen Werkes: »Wir haben im Moment eine Hierarchie der

Obdachloser 2015 in Hannover. Diakoniepastor Rainer Müller-Brandes: »Einige Wohnungslose machen ihrem Ärger Luft: ›Für Flüchtlinge findet Ihr Woh-

nungen. Für uns nicht!‹ Wenn Konkurrenzempfinden aufkommt zu den Flüchtlingen, ist das verheerend für die Gesellschaft.«


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Sozialen Wohnungsbau. Die Zahl der Belegrechtswohnungen hat sich seit 1999 um mindestens 13.000 reduziert, es waren einmal weit über 30.000. Jetzt haben wir im unteren Segement der kleinen Wohnungen akuten Mangel. Und die Wohnungslosen sind immer die Letzten in der Warteschlange.« Das Mahnpapier »Vergesst die Wohnungslosen nicht« resümiert: In allen Hilfearten der Wohnungslosenhilfe – ob stationär oder ambulant, präventiv oder nachsorgend – »wird die angespannte Situation auf dem Wohnungsmarkt für kleine, preiswerte Wohnungen als zentrales Pro­ blem der Arbeit angesehen.« Verfasser des Papiers sind neben dem Diakonischen Werk auch die Caritas, die SeWo, das Karl-Lemmermann-Haus, die Jugendwerksiedlung, das Werkheim Büttnerstraße und die Soziale Wohnraumhilfe, also die gesamte Wohnungslosenhilfe der Landeshauptstadt und der Region Hannover. Weiter wird ausgeführt: »Wir brauchen die jetzt schon geplanten und beschlossenen Programme zur Förderung des Sozialen Wohnungsbaus – doch die Wohnungslosen werden in den nächsten zehn Jahren nicht davon profitieren.« Der Grund: So sehe das Programm Wohnkonzept 2025 der Stadt Hannover zwar den Bau von 100 Wohnungen pro Jahr im preiswerten Segment für die nächsten sechs Jahre vor. Eine Umfrage unter den Trägern der Wohnungslosenhilfe habe aber schon für das Stadtgebiet Hannover einen Bedarf von 300 Wohnungen pro Jahr ergeben – allein für die Wohnungslosen. Flüchtlinge oder Studenten seien in diesen

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Sie alle suchen preiswerten Wohnraum

– Wohnungslose: Rund 5.000 Menschen in Hannover sind derzeit wohnungslos. Im Einzelnen: 1.000 Menschen leben vorrüber­gehend in öffentlichen Notunterkünften, 300 Menschen in statio­ nären Einrichtungen, 600 Menschen obdachlos auf der Straße (allein deren Zahl verdoppelte sich gegenüber gegenüber 2013). Mehr als 3.000 Männer und Frauen leben ohne eigene Wohnung prekär und nur vorübergehend geduldet bei Freunden oder Verwandten. Diese Zahlen nennen das Diakonische Werk und weitere Träger der Wohnungslosenhilfe.

– Studierende: An den sieben hannoverschen Hochschulen studieren etwa 40.000 junge Frauen und Männer. – Flüchtlinge: Im ersten Halbjahr 2015 lebten in Hannover rund 2.500 Flüchtlinge, bis Dezember werden ca. weitere 2.500 erwartet. Sie wohnen in Gemeinschaftsunterkünften wie z. B. dem früheren Oststadtkrankenhaus, in Containern, Turnhallen und auch in einer Messehalle. Es ist davon auszugehen, dass bei weitem nicht alle, aber doch mehrere Tausend Flüchtlinge ein Bleiberecht erhalten und dann auf Wohnungssuche sein werden. Mitte August sagte Bundesinnenminister de Maizière für Deutschland 2016 die Ankunft von geschätzt 700.000 Flüchtlingen voraus. Das würde für Niedersachsen einen Anteil von rund 65.000 bedeuten, für die Region Hannover von rund 8.000 bis 9.000. Auch die zu erwartende Ankunftsquote 2015 wurde nach oben korrigiert, auf rund 750.000 Flüchtlinge bundesweit. Das würde für die Region Hannover statt der bisher erwarteten 5.000 Flüchtlinge im Jahr 2015 fast 10.000 bedeuten. 2013 waren im Jahresdurchschnitt 1.400 Flüchtlinge in Hannover untergebracht. – Auch Hartz-IV-Empfänger, Alleinerziehende, ärmere Senioren und Frauen aus den Frauenhäusern sind Wohnungssuchende auf dem Sektor der kleineren, preis­werten Wohnungen. In der Summe bedeutet das, dass zwischen einem Fünftel und einem Viertel der hannoverschen Bevölkerung in Konkurrenz um dasselbe Wohnungs­segment steht. sch

Bedarf noch gar nicht mit eingerechnet. Harald Bremer, Leiter des Karl-Lemmermann-Hauses für Wohnungslose, gibt zudem zu bedenken: »Aus unserer mobilen Wohnbegleitung sowie bei unserer Arbeit auf öffentlichen Plätzen wird deutlich, dass viele Menschen in unzureichenden oder prekären Wohnsituationen gar nicht erfasst werden.«

»Wir können so gar keine Wohnungen anbieten« Das bedeutet: Der tatsächliche Bedarf an kleineren, günstigeren Wohnungen ist noch höher, als er sich aus den bisherigen Zahlen errechnen lässt. Rainer Müller-Brandes: »Wir haben ein Riesenproblem, weil wir den Wohnungslosen so gar keine Wohnung anbieten können. Schauen Sie einmal hinein in

die städtischen Obdächer: 1.000 Menschen wohnen dort. Sie haben keine Chance, da wegzukommen. Knapp 300 Weitere wohnen in stationären Einrichtungen. In die Beratungsstellen der ambulanten Hilfe kommen tausende Menschen, Jahr für Jahr. Einige Wohnungslose machen ihrem Ärger Luft: ›Für die Flüchtlinge findet ihr Wohnungen, baut ihr Wohnungen, nehmt ihr Kredite auf. Für uns nicht.‹ Wenn ein Konkurrenzempfinden zu den Flüchtlingen aufkommt, ist das verheerend für die Stadtgesellschaft. Diese Gemengelage gilt es zu klären, gerade auch, um rechtsradikalen Gedanken keinen Anlass zu geben.« »Wenn Wohnungslose ein Jahr lang kein eigenes Zuhause bekommen, ist das schwierig, aber angesichts der Lage tolerabel«, gibt Jürgen Schabram zu

bedenken, Geschäftsführer der Sozialen Wohnraumhilfe (siehe Seite 11), und fährt fort: »Nur, wenn das fünf, sechs, sieben oder acht Jahre so bleibt, dann geht das überhaupt nicht. Wir können diese Suchenden doch nicht über Jahre vom Wohnungsmarkt ausschließen. Und: Im Augenblick werden ja die mobilen Einheiten für die ankommenden Flüchtlinge ge­­ baut. Rund 60 Prozent dieser Flüchtlinge werden anerkannt werden, und sie wollen und müssen dann fest wohnen. Diese Zahlen stehen dem Wohnungsmarkt noch bevor.« Das Ziel der Wohnungslosenhilfe in ihren Gesprächen mit Politik, Wohnungswirtschaft und Verwaltung ist klar umris-

Fortsetzung auf der nächsten Seite


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Das »Bremer Modell«

sen: Eine feste Quote an Sozialwohnungen speziell für die Behebung von Wohnungslosigkeit – bei den Wohnungen im Bestand und auch bei Neubauprojekten. Jürgen Schabram: »Das Wohnkonzept 2025 kündigt ja an, dass von allen Wohnungen, die öffentlich gefördert werden, 30 Prozent für sozial benachteiligte Menschen sein sollen. Wir appellieren dringend an Stadtpolitik und Verwaltung: Bitte reservieren Sie Anzeige

einen gewissen Anteil an diesen 30 Prozent speziell für Wohnungslose. Also: von 1.000 geförderten Wohnungen 300 für Benachteiligte und davon wiederum 10 Prozent, also 30 Wohnungen, für Wohnungslose.« Die Stadt Bremen habe sich bereits vor einiger Zeit zu diesem Vorgehen entschlossen und gute Erfahrungen damit gemacht. Müller-Brandes: »Die Landeshauptstadt Hannover konnte sich bisher nicht zu einem ähn-

Mehr Wohnungen für Menschen mit geringen Einkommen will die bundesweit viel beachtete Wohnungsbauoffensive des Bremer Senats erreichen: Das »Bremer Modell« besagt: Überall dort, wo der Senat es vorgeben kann, ist seit März 2013 eine Quote von 25 Prozent an öffentlich geförderten Wohnungen mit Mietpreisund Belegungsbindung garantiert. Jede vierte neue Wohnung soll also für Menschen mit geringem Einkommen reserviert sein. »Wir brauchen ein gleichmäßiges und ausgewogenes Angebot an preiswerten Wohnungen in allen Stadtteilen. Die soziale Mischung muss stimmen, damit arme und reiche Stadtteile nicht weiter auseinander­treiben, das soll die Sozialwohnungsquote erreichen«, begründete Bausenator Joachim Lohse das Modell. Die Regelung gilt für alle Ausschreibungen von städtischen Grundstücken für Wohnungsbau und bei jeder Schaffung von Baurecht. Im Geschosswohnungsbau greift die Quote ab 20 Wohneinheiten pro Grundstück oder Plangebiet, bei Einfamilienhausgebieten oder gemischten Gebieten ab 50 Wohneinheiten. Wo die Sozialwohnungen genau geschaffen werden, wird im Einvernehmen zwischen dem Bau­ressort und den Bauherren festgelegt, deren wirtschaftliche Interessen berücksichtigt werden. Die Stadt Hannover möchte dem Bremer Modell bislang nicht folgen. sch lichen Modell entschließen. Wir Träger der Wohnungslosenhilfe sagen aber: Es muss etwas passieren, die Zeit rennt uns davon.« Man habe durchaus zur Kenntnis genommen, dass das Land Niedersachsen gerade die Finanzmittel für die Wohnraumförderung verzehnfacht habe. Jedoch, so Jürgen Schabram: »Damit werden keine Wohnungen für unsere Klienten gefördert. Das sind zum weit überwiegenden Anteil Wohnungen für die Mittelschicht, die ›Normalverdiener‹. Dieser Wohnungsbau muss auch unbedingt sein. Aber die Wohnungslosen können davon nicht profitieren.« Mit gravierenden Folgen: Wohnungslose, die stabil genug wären, um aus dem Heim auszuziehen, bekommen keine Wohnung, bleiben also im Heim. Damit blockieren sie Plätze für akute Fälle, die direkt von der Straße kommen und dringend aufgenommen werden müss-

ten. Auch die Notunterkünfte sind alle überfüllt. MüllerBrandes: »Da gibt es leider auch einen ganz unguten Drehtür­ effekt von der Notunterkunft ins Gefängnis und von dort nach Verbüßen einer neuen Strafe wieder in die Notunterkunft.« Jürgen Schabram: »Wenn man als Hilfeanbieter nicht einmal einen Hoffnungsschimmer hat, dass sich da am Horizont der Wohnraumversorgung etwas tut, dann ist das schon sehr frustrierend.« Gewünscht wird jetzt, dass die Stadt Hannover rasch Grundstücke aus ihrem Besitz freigibt für den Bau öffentlich geförderter, einfacher Wohnungen. »Investoren«, so Schabram, »haben uns gesagt, dass sie zum Sozialen Wohnungsbau durchaus bereit sind. Es fehlt jetzt nur noch das Signal der Stadt: ›Ja, wir geben Euch Grundstücke, fangt an zu bauen‹.« Renate Schwarzbauer


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Endlich ein Zuhause

Die Soziale Wohnraumhilfe der Diakonie bietet Wohnungen für Obdachlose. Doch der stark gewachsene Bedarf übersteigt jetzt ihre Kapazitäten.

Das hannoversche Wohnungsunternehmen Gundlach hat sich schon zu Beginn der Neunziger Jahre für eine Zusammenarbeit mit der SWH entschieden. »Soziales Engagement gehört zu unserer Firmenphilosophie. Aus unserem Wohnungsbestand haben wir

darum derzeit 77 Wohnungen in sechs Häusern an die SWH vermietet«, so Nadine Otto, Kaufmännische Leiterin. »Als Investor sind wir auch bereit, in den kommenden Jahren neue Wohnungen speziell für ehemalige Obdachlose zu erstellen.« »Wir wünschen dringend, dass die Stadt uns Baugrundstücke zur Vergügung stellt. Die Bauwirtschaft, wie zum Beispiel Gundlach, hat signalisiert, dass sie mitzieht«, berichtet Jürgen Schabram. »Wir müssen aktuell hunderte wohnungslose Interessenten ablehnen. Die Lage hat sich schrecklich verschärft im Segment der kleinen, günstigen Wohnungen.« Renate Schwarzbauer

Foto: V. Macke

werden zudem dauerhaft sozial begleitet. »Ist erst einmal das neue Zuhause geschaffen, ist der wichtigste Schritt getan«, so Jürgen Schabram. »Danach gewinnen unsere Mieter auch Luft, Lebensprobleme wie Schulden, Sucht oder Traumata anzugehen. Dabei bieten wir ebenfalls Unterstützung an, wir sind gut vernetzt mit dem Hilfesystem.« Der Vorteil für die Vermieter: Direkte Mieterin ist immer die SWH. Daher sind die Mietzahlungen garantiert. Es sei auch eine falsche Vermutung, so Schabram, dass die Mieter der SWH laut oder auffällig seien. »Im Gegenteil, die Gefahr ist eher, dass sie sich zu sehr zurückziehen in ihre schützenden vier Wände. Oft wissen nicht einmal die Menschen in der Nachbarschaft, dass sie neben SWH-Häusern leben.«

Soziale Wohnraumhilfe, Jürgen Schabram, Schaumburg­str. 3, 30419 Hannover, Telefon 0511 – 278 03 11, Internet: swh-hannover.de.

Fotos (2): SWH

Im nächsten Jahr darf gefeiert werden: Die Soziale Wohnraumhilfe wird 25 Jahre alt. Ihr Gründungsjahr 1991 spricht Bände: Soviele Obdachlose wie noch nie seit den Nachkriegsjahren lebten auf Hannovers Straßen. »Da musste was passieren«, sagt Jürgen Schabram, Geschäftsführer der SWH. »Die Diakonie baute das Hilfesystem aus, und dazu gehörte auch ein Weg für Obdachlose in eigenständiges Wohnen. Auf dem Wohnungsmarkt haben sie ja kaum eine Chance, genau wie heute«. Alles begann mit zehn Wohnungen in einem Haus in der Celler Straße. Heute verfügt die SWH über 179 Wohnungen in 18 Häusern, verteilt über das ganze Stadtgebiet Hannover, Burgdorf und Langenhagen – meist kleine, günstige Einzimmer-Wohnungen. Schabram: »Das ist eine Erfolgsgeschichte. Aber wir stehen vor immensen Herausforderungen. Die Wohnungslosigkeit hat in einem Maß zugenommen, von dem wir dachten, es könne sich nicht wiederholen. Allein die Einrichtungen der Diakonie werden pro Jahr von 3.000 wohnungslosen Personen nachgefragt, in den städtischen Notunterkünften befinden sich 1.000 Menschen – die Zahl der Männer und Frauen, die dauerhaft ohne jedes Obdach auf den Straßen Hannovers leben, hat sich in den letzten Jahren auf 600 verdoppelt.« Darum sucht die SWH dringend nach weiteren Wohnungen – von privaten Vermietern oder aber Neubauprojekte durch Investoren. Schabram: »Wer uns Wohnungen überlässt oder mit uns als Partner investiert, hat viele Vorteile.« Und so funktioniert die Soziale Wohnraumhilfe: Männer und Frauen, die aus der Obdachlosigkeit kommen und in Heimen oder durch ambulante Hilfe stabilisiert wurden, nehmen Kontakt auf zu den SozialarbeiterInnen der SWH. Ist eine der SWHWohnungen frei, können sie einziehen und bekommen Hilfe bei der Einrichtung und beim Einleben. Ein negativer Schufa-Eintrag ist für die SWH kein Hinderungsgrund – anders als für fast alle anderen Vermieter und Gesellschaften. Die Mieter der SWH

SWH-Haus in Vahrenwald.

SWH-Wohnungen in Herrenhausen.


12 Asphalt 09/2015

Teller statt Tonne

Reste-Restaurants kochen aus übriggebliebenen Lebensmitteln wahre Gourmetgenüsse. Bisher in Amsterdam und Kopenhagen, aber noch nicht in Deutschland.

Amsterdam. An diesem Morgen war die Ausbeute wieder besonders groß. Selma Seddik beugt sich über die Plastikkisten, die gerade eingetroffen sind. Blumenkohlköpfe, Porree­ stangen und Tomaten stapeln sich darin, dazu Äpfel und jede Menge Brokkoli. Die Ware ist noch originalverpackt. Gutes Essen also, das trotzdem niemand mehr wollte: Hätte Selma Seddik die Lebensmittel nicht entgegengenommen, wären sie allesamt auf dem Müll gelandet – vom Supermarkt direkt in die Tonne.

»In stock« heißt auf Englisch »auf Lager«, und so verstehen die Mitarbeiter auch ihre Arbeitsweise. Gekocht wird nur mit Zutaten, die ohnehin vorhanden sind. Zumindest fast: »Fünf Prozent unseres Umsatzes geben wir für Einkäufe aus.« Olivenöl, Salz und Pfeffer gehören nicht zu den Dingen, die ein Supermarkt nach Ladenschluss aussortiert. Baaf Vonk, 28 Jahre, ist Sous-Chef im »Instock«. Er mustert den Inhalt der Plastik­ kisten, aus dem er im Laufe des Tages ein Vier-Gänge-Menü bereiten wird. Mit seinen Gästen, sagt der Koch, habe er etwas gemeinsam: »Niemand weiß morgens, was abends serviert wird.« Nervös mache ihn das nicht, denn er habe seit der Eröffnung schon jede Menge Erfahrung gewonnen. »Sup-

Fotos: S. Przybilla

Die Vereinten Nationen schätzen, dass weltweit über 800 Millionen Menschen an Unterernährung leiden. Gleichzeitig wird, besonders in den Industrieländern, ein Drittel aller produzierten Nahrungsmittel weggeworfen. »Ich konnte das irgendwann nicht mehr mit ansehen«, sagt Selma Seddik, die deshalb zum »Food Rescuer« geworden ist. So nennen sich alle, die im Restaurant »Instock« arbeiten, in dem komplett mit Resten gekocht wird. Was im Supermarkt übrig bleibt, kommt im »Instock« auf den Tisch. Selma Seddik, 26 Jahre alt, hat früher im Management des niederländischen AholdKonzerns gearbeitet, einem der größten Betreiber von Supermarktketten weltweit.

»Je mehr mir die Verschwendung bewusst geworden ist, desto größer war das Verlangen, etwas zu verändern.« Zusammen mit drei anderen Kollegen kam ihr die Idee eines Reste-Restaurants. »Uns war es von Anfang an wirklich ernst«, sagt sie. Ihr Arbeitgeber ermunterte sie dazu und sponserte sogar die Einrichtung. Für den Konzern ist das ResteRestaurant ein sympathisches Aushängeschild in einer Branche, die schon lange mit ihrem Image zu kämpfen hat.

In Kopenhagen ist das Modell des Reste-Restaurants schon seit zwei Jahren erfolgreich.

pen«, sagt Baaf Vonk, »sind für uns die perfekte Vorspeise. Man kann in ihnen unheimlich viele Zutaten verarbeiten.« Ein Spruch über dem Herd erinnert die Gäste daran, dass man hier mit gutem Gewissen speist: »Dieses Essen wurde gerade gerettet.« Heute gibt es als Vorspeise eine Bruschetta mit Räucherlachs, dazu Brokkoli und ge­ t rocknete Tomaten. Es folgen: Blini mit Enten-Eintopf, Kartoffelpüree und Brokkolikrümeln; Meerrettich-Truthahn mit Kartoffelspalten, Rosenkohl und – bei der angelieferten Menge nicht verwunderlich – nochmals Brokkoli. Das Dessert, warme Waffeln mit Ananas und Chilidip, komplettiert das Menü. Dass Reste-Restaurants dauerhaft funktionieren können, zeigt das »Rub&Stub« in Kopenhagen. Seit September 2013 kocht dort eine Gruppe von Ehrenamtlichen mit Lebensmitteln, die in Supermärkten, Bäckereien und Molkereien übrig bleiben. Was als Mini-Projekt gestartet ist, hat sich inzwischen zu einem Publikumsmagneten entwickelt. »Wir denken darüber nach, weitere Restaurants zu eröffnen«, sagt Sophie Sales, eine der Gründerinnen des »Rub&Stub«. »Seit Neuestem betreiben wir auch einen eigenen Catering-Dienst, der gut angenommen wird, vor allem von Studenten.« Um weiter zu wachsen, hat das »Rub&Stub« den Danish Refugee Council, eine humanitäre Flüchtlingsorganisation, mit an Bord geholt. »In Zukunft wollen wir die Flüchtlinge direkt einbinden«, sagt Sophie Sales. »Es gibt sicher einige, die ihre Kochkenntnisse einbringen möchten.« Etwa hundert Freiwillige engagieren sich mittlerweile für das Reste-Restaurant, Tendenz steigend. Noch sind Reste-Restaurants die Ausnahme, in Deutschland gibt es bis heute keines. Warum das so ist, darüber lässt sich nur spekulieren. »An gesetzlichen Hürden kann es jedenfalls nicht liegen«, sagt Wolfgang Voit, Leiter der Forschungsstelle für Europäisches und Deutsches Lebens- und Futtermittelrecht an der Uni Marburg. »Rein


»Niemand weiß morgens, was abends serviert wird«: Im Restaurant »Instock« wird mit Lebens­mittelresten auf hohem Niveau improvisiert.

rechtlich«, sagt er, »spricht nichts gegen den Betrieb eines Reste-Restaurants in Deutschland. Die Tafeln machen ja im Grunde dasselbe.« Auf europäischer Ebene sei das Lebensmittelrecht inzwischen weitestgehend identisch. Vermutlich ist es eine Frage der Mentalität. »Mich ärgern die großen Supermarkt­ketten, die ihre Lebensmittel lieber wegwerfen, als sie uns zu geben«, sagt Sophie Sales vom »Rub&Stub« in Kopenhagen. »Eigentlich müsste man schon an dieser Stelle ansetzen.« Lebensmittel-Experten wie Frances Vaak, Leiterin der Projektgruppe für Wertstoffkreisläufe und Ressourcenstrategie am Fraunhofer-Institut in Alzenau (Bayern), stimmen zu: »Wenn es um die Wegwerf-Gesellschaft geht, steht bisher vor allem der Verbraucher im Mittelpunkt.« Besser sei es aber, die Wertschöpfungskette von Anfang an zu betrachten: »Warum akzeptieren Supermärkte keine kleinen Kartoffeln und keine krummen Gurken? Nicht, weil es die EU vorschreibt, sondern weil sie im Regal nicht so hübsch aussehen.« Reste-Restaurants findet die Wissenschaftlerin gut: »Die Idee ist super, weil sie das Umdenken fördert. Das ist ein kleiner, aber wichtiger Schritt.«

Echauffierten sich anfangs noch manche Kritiker darüber, Reste-Restaurants nähmen den Armen das Essen weg, so hat sich diese Sorge inzwischen zerschlagen: »Es bleibt mehr als genug übrig«, sagt Selma Seddik vom Restaurant »Instock« in Amsterdam,

»sogar so viel, dass die Tafeln gar nicht alles verwenden können.« Je mehr sie darüber nachdenkt, desto grimmiger schaut die junge Frau: »Unser gesamtes Nahrungssystem ist doch krank. Daran müsste sich grundsätzlich etwas ändern.« Steve Przybilla

Ideen gegen das Wegwerfen www.tafel.de Nach dem Vorbild der europäischen »Food Banks« wurden in Deutschland 1993 die ersten Tafeln gegründet. Die gemeinnützigen Organisationen verteilen überschüssige Lebensmittel kostenlos oder gegen eine geringe Summe an Bedürftige. In Deutschland gibt es derzeit über 900 Tafeln, die 1,5 Millionen Menschen regel­mäßig versorgen  – ein Drittel davon Kinder und Jugendliche. www.zugutfuerdietonne.de Eine vom Verbraucherschutzministerium in Auftrag gegebene Studie stellte 2012 fest: Jeder Bundesbürger wirft pro Jahr 81,6 Kilo Lebensmittel weg. Für einen durchschnittlichen Vier-Personen Haushalt bedeutet das: Pro Jahr werden Lebensmittelabfälle im Wert von rund 935 Euro entsorgt. Als Reaktion hat die Bundesregierung die Kampagne »Zu gut für die Tonne« ins Leben gerufen.

www.foodsharing.de Dank des Internets ist es heute deutlich leichter, Abnehmer für überschüssige Lebensmittel zu finden. Das Online-Portal bringt Privatpersonen, Händler oder Produzenten zusammen, die etwas abgeben oder abholen möchten. Die Seite wird von Ehrenamtlichen betrieben; ihre Nutzung ist kostenlos. Containern »Containern« ist eine halblegale Variante, bei der Müllcontainer nach Lebensmitteln durchwühlt werden, oft in Hinterhöfen großer Supermärkte oder Firmen. Während Bedürftige dies häufig als notwendiges Übel gegen den Hunger in Kauf nehmen, setzen Konsumverweigerer ganz bewusst aufs Containern. Ermittlungen, etwa wegen Hausfriedensbruchs oder Diebstahls, werden nach gängiger Rechtssprechung meist wegen Gering­ fügigkeit eingestellt.


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Leinen los!?

Die Anleinpflicht für Hunde in der freien Natur von April bis Juli ist weiterhin in der Diskussion. Umweltverbände, Jägerschaft und Kommunen tauschen derzeit auf Einladung des Landwirtschaftsministeriums ihre Argumente aus. Derweil setzen niedersächsische Städte das Landes­ gesetz unterschiedlich um.

Foto: S. Szameitat

Waldi und Co. dürfen wieder in Freiheit herumtoben: Die Anleinpflicht im Wald und in der freien Natur ist seit Mitte Juli wieder aufgehoben. Vom 1. April bis zum 15. Juli brüten Vögel und das Wild bekommt Nachwuchs. In dieser sogenannten Brut-, Setzund Aufzuchtzeit schreibt ein niedersächsisches Gesetz vor, dass Hunde an der Leine zu führen sind. Zum Leidwesen vieler Hundebesitzer. »Wenn man einem Menschen wochenlang eine Augenbinde aufsetzen würde, so dass er sich nicht mehr orientieren kann, wäre das eine Qual. Hunde nehmen die Welt mit ihrer Nase wahr und leiden ebenso, wenn sie ihre Artgenossen und deren Markierungen nicht mehr beschnuppern können«, erklärt Heinrich Uhde. Der Burgdorfer Jurist ist Prüfungsrichter im Jagdgebrauchshundeverband, bildet seit seiner Jugend Gebrauchshunde aus und gilt auf

Besitzer Hendrik Alberts lässt die temperament-

volle Hündin Lara (rechts) lieber an der Leine, während Zorro frei herumlaufen darf.

seinem Gebiet als Experte. Weil er gleichzeitig Jäger und Hundefreund ist, steht er im Streit um die Anleinpflicht quasi auf beiden Seiten der Front. »Der Schutz von Biotopen in der freien Natur ist wichtig, aber ich bin nicht einverstanden mit dem Vorgehen der Polizei, wenn sie gegen Hundebesitzer im Burgdorfer Stadtpark vorgeht.« Wo gemäht, gespielt und Biergelage abgehalten werden, sollten seiner Meinung nach auch Hunde ohne Leine laufen dürfen. »Im Park gibt es keine Bodenbrüter«, meint er. Das Gesetz erlaube freien Auslauf in parkähnlichen Anlagen und auf Wegen mit öffentlichem Verkehr – immer vorausgesetzt, der Hund ist gehorsam. Lara, eine temperamentvolle Mischlingshündin, muss auch außerhalb der Leinenzwangzeit öfter an die Leine. »Sie hat einen starken Jagdtrieb. Wo viel Wild ist, mache ich sie deshalb lieber fest«, bedauert ihr Besitzer Hendrik Alberts aus Immensen. Er hält nichts von festen Zeiträumen. »Das Wild ist auch nach der Brut- und Setzzeit da«, meint er und baut stattdessen auf mehr Eigenverantwortung der Hundehalter. »Viele Hunde haben gar kein Interesse an der Jagd, müssen aber trotzdem ein Vierteljahr lang angeleint ausgeführt werden. Das ist keine artgerechte Haltung und verstößt daher gegen das Tierschutzgesetz«, kritisiert Ingo Nolte, Professor der Tierärztlichen Hochschule Hannover und Sprecher der »Initiative gegen den allgemeinen Leinenzwang von Hunden in der Brut- und Setzzeit«. Im vorigen Jahr hatte die Initiative mehr als 14.000 Unterschriften gegen die Regelung in Niedersachsen gesammelt und sie dem Landwirtschaftsministerium übergeben. Niedersachsen ist eines der letzten Bundesländer, in denen Hunde vom 1. April bis zum 15. Juli zum Schutz von Wildtieren angeleint werden müssen. »Hunde sind überaus soziale Wesen, sie brauchen für ihr

Wohlbefinden die Interaktion mit anderen Hunden und das freie Spiel«, sagt Nolte. Seiner Einschätzung nach ist der Schutz von Wildtieren vor Hunden bereits durch die in Niedersachsen besonders strengen Gesetze und Verordnungen gewährleistet. Der generelle Leinenzwang in dieser Zeit schieße über das Ziel hinaus. Ob und wann das Niedersächsische Gesetz über den Wald und die Landschaftsordnung (NWaldLG) geändert wird, steht noch nicht fest. »Über die Anleinpflicht ist das letzte Lied noch nicht gesungen«, erklärt Klaus Jongebloed vom Landwirtschaftsministerium. »Derzeit werden Umweltverbände, Jägerschaft und Kommunen regelmäßig von uns eingeladen, um die unterschiedlichen Belange gegeneinander abzuwägen.« In dem anstehenden Gesetzgebungsverfahren werde das Naturzugangsgesetz gründlich geprüft. »Wir stellen uns vor, dass die Kommunen mehr Freilaufflächen ohne Leinenzwang vorhalten sollten.«

Freilaufflächen in den Städten In Braunschweig können Hundebesitzer zum Beispiel ihren Vierbeinern im Westteil des Richmondparks freien Lauf lassen. »Dagegen müssen Hunde natürlich in unseren historischen Parkanlagen und auf Friedhöfen das ganze Jahr über angeleint bleiben«, erklärt Stadtsprecher Rainer Keunecke. Die Naturschutzgebiete sind ebenfalls für nicht angeleinte Hunde tabu. »Darüber hinaus besteht in der Innenstadt und der Fußgängerzone von Braunschweig grundsätzlich keine Anleinpflicht«, fügt Keunecke hinzu. »Generell gibt es verhältnismäßig viele Freilaufflächen für Hunde in Braunschweig, auch alle Grünflächen, die innerhalb eines Bebauungsgebietes liegen. Sie zählen ja nicht zur freien Landschaft, sondern sind öffentliche Flächen.«


Asphalt 09/2015 15

Foto: Denis Junker/fotolia.de

In Oldenburg gehören nach Auskunft von Swantje Engel von der städtischen Presse­ stelle auch die innerstädtischen Grün­ flächen zur freien Landschaft. Deshalb werden unter anderem das Eversten Holz, die Wallanlagen sowie die Deiche und sonstige Bereiche an Gewässern in der Brutund Setzzeit vor freilaufenden Hunden geschützt. »Auch auf den Wanderwegen durch die Grünzüge und Grünbereiche müssen Hunde angeleint werden«, erklärt Engel. In den drei Naturschutzgebieten Everstenmoor, Bornhorster Huntewiesen und Bahndammgelände Krusenbusch sowie in den vier Landschaftsschutzgebieten Gerdshorst, Haarenniederung, Blankenburger Holz und Hausbäkeniederung müssen Hunde das ganze Jahr hindurch an der Leine geführt werden. Weil immer wieder Nachfragen kamen, wurden in Oldenburg sechs Freilaufflächen ausgewiesen. Nicht ganz ohne Probleme. »Dort stehen zwar Mülltüten für die Beutel mit den Hundehaufen, aber es gibt immer mal wieder einzelne Halter, die keine Rücksicht auf Jogger und spielende Kinder nehmen«, räumt Engel ein.

Wie in Braunschweig besteht auch in Hannover kein grundsätzlicher Leinenzwang. Im Stadtbezirk Mitte, in Fußgängerzonen und Einkaufszentren sowie in einem Umkreis von 50 Metern zu Kindertagesstätten und Schulen müssen die Hunde jedoch ausnahmslos angeleint werden, außerdem in öffentlichen Anlagen, also Park- und Grünanlagen, Kleingartensiedlungen und Wäldern. Zum ganzjährigen Laufen und Toben ohne Leine stehen den hannoverschen Hunden in den Stadtteilen mehr als 56 Hektar Fläche auf 22 Hundeauslaufflächen zur Verfügung.

Zudem gibt es acht Auslaufwege mit 7,1 Kilometer Wegestrecke. Einen Plan dazu findet sich auf der Website Hannover.de. Auf den Flächen im Bornumer Holz und am Kronsberg gilt allerdings in der Brut- und Setzzeit der Leinenzwang – und auch in zwei anderen beliebten Gebieten. »Die Eilenriede zählt eindeutig zum ›Wald‹, die Alte Bult, die ja auch Landschaftsschutzgebiet ist, fällt unter den Begriff der ›freien Landschaft‹, sodass in beiden Bereichen vom 1. April bis 15. Juli eine Anleinpflicht für Hunde besteht«, betont Alexis Demos aus dem Presse­ büro der Landeshauptstadt Hannover.

In Bremen gilt die Leinenpflicht auch in belebten Bereichen wie Fußgängerzonen und in abgegrenzten Park-, Garten- und Grünanlagen, die der Allgemeinheit zu­­ gänglich sind. In Naturschutzgebieten und Landschaftsschutzgebieten wird die Anleinpflicht auch nach dem 15. Juli und vor dem 1. April sehr genau genommen. »Wir haben eine Freilauffläche in der Nähe des Rennplatzes in der Vahr, zwei weitere werden geprüft«, erklärt Henrich Klugkist von der Bremer Naturschutzbehörde. Der Bremer Tierschutzverein ist mit dem bisherigen Angebot unzufrieden. »Besonders bedauerlich ist es, dass der Beschluss der Bremischen Bürgerschaft, mehr Freilaufmöglichkeiten für Hunde in der Stadtgemeinde Bremen zu schaffen, bis heute nicht umgesetzt wurde, obwohl der Beschluss schon zu Beginn der jetzt zu Ende gehenden Legis­ laturperiode erfolgte«, stellt der Verein auf seiner Internetseite fest. Sabine Szameitat


Literatur
 Der Heimat so fern
 Im Mittelpunkt der Lesung mit Rosa und Hanna Legatis stehen Flüchtlinge. Menschen, die hier­ zulande – fern ihrer Heimat – Zuflucht suchen. Mit Texten und Gedichten von Hilde Domin, Semiya Simsek, Rose Auslän­ der, Luc Degla, Erich Käst­ ner, Tahere Asghary, Mascha Kaleko, Mahmoud Doulatabadi und Yahya Hassan möchte der Verein kargah diese Menschen willkommen heißen. Und zu­ ­ gleich zeigen, wie bereichernd das kulturelle »Gepäck« derje­ nigen ist, die – zumeist unfrei­ willig – aus aller Welt zu uns kommen.

Foto: Erbengemeinschaft Heinz Erhardt/Theatermuseum Hannover

16 Asphalt 09/2015 Unsere September-Tipps

10.9., 19 Uhr, kargah e.V., Zur Bettfedernfabrik 1, Hannover. Eintritt frei.

Seemannsgarn 
 Im Rahmen des Literaturfestes Niedersachsen geht es in Stein­ hude aufs Schiff zur Inselfes­ tung Wilhelmstein. Motto: Von Wogen, Wünschen und Wag­ nissen. Zu hören gibt es neben Piraten- und See­­fahrer­ge­schich­ ten von Daniel Defoe, Jack London und Herman Melville auch zünftige Seemannslieder auf dem Akkordeon. Mehr Infor­ mationen finden Sie auf www. literatur ­­­fest-niedersachsen.de. Anzeige

Karten gibt es unter der Hotline besonderen Perspektive ken­ nen. Denn sie erfahren nicht nur 0800 – 45 66 54 00. jede Menge über die Geschichte 26.9., 17.30 Uhr, Inselfestung der Landeshauptstadt, sondern Wilhelmstein, Wunstorf. Eintritt: 20  – 23 Euro.
 dürfen in spielerischer Ausein­ andersetzung auch ihre eige­ nen Zukunftsvisionen entwerfen und aktiv mitgestalten.

Klinke in die Hand. Die »Terror­ gruppe« aus Berlin hat die Stü­ cke ihrer Live-Platte »Blechdose« und als Vorband die Kölner Punkabilly-Truppe »The Sewer Rats« dabei. Zwei Wochen später dann Ruhrpott-Charme mit dem derzeitigen Bochumer Ober­ Bis 3.1.2016, Di. bis So. ab 10 Uhr, bürgermeisterkandidaten Wolf­ gang Wendland, Aushängeschild Historisches Museum, Pferde­ straße 6 (Eingang Burgstraße), von »Die Kassierer«. Im Vorpro­ Erklär mir Hannover! Hannover. Eintritt: Kinder ab 5 Jah­ gramm treten »Emscherkurve ren 1 Euro, ab 12 Jahren 4 Euro, 77« aus dem Nachbarort Ober­ In der Mitmachausstellung Erwachsene 5 Euro, ermäßigt hausen aufs Gaspedal. zum Thema »Stadtentwicklung« 4 Euro, freitags frei, Familienkarte lernen Kinder und Jugendli­ 9 Euro. 16. und 25.9., 19 Uhr, Kultur­ che ihre Heimatstadt aus einer zentrum Faust, Zur Bettfedern­

Kinder

Musik
 Deutsch-Punk-Doppel
 Pünktlich zum 20-jährigen Ju­ ­ bi­­ läum der Chaostage geben sich in der 60er-Jahre-Halle zwei deutsche Punk-Ikonen die

fabrik 3, Hannover. Eintritt: 17 Euro, AK 22 Euro.

Southside Jam
 Die »Southside Jam Houseband«, bestehend aus Ecki Hüdepohl, Arndt und Chrille Schulz, Marc Hothan und Frank Peters, hat nach dem Verkauf ihrer Hei­ matspielstätte Pindopp bei Fuß­


Anzeige

Ausstellung

auf www.pavillon-hannover.de/ programm.

21. bis 27.9., ab 10 Uhr, Kultur­

Heinz Erhardt: Privater!
 Hier steht tatsächlich die ganz private Seite des legendären Komikers, Schauspielers und Musikers im Vordergrund: Die Son­ derausstellung wurde vom Theatermuseum gemeinsam mit der Familie des Künstlers konzipiert. Neben persönlichen Aufzeich­ nungen können Besucher auch kuriose und seltene Exponate aus Heinz Erhardts Alltag und seinem Bühnendasein bestaunen. In der parallel stattfindenden Filmreihe läuft am 20. September »Der Haustyrann« mit Heinz Erhardt als garstigem Kaffeehaus­ besitzer Paul Perlacher und der in Hannover geborenen Schau­ spielerin Grethe Weiser als Mieterin und Klavierlehrerin Amalie im Kino am Raschplatz.

12.9. bis 7.2., Di. bis Fr. und So. ab 14 Uhr, Theatermuseum, Prinzenstraße 9 (im Schauspielhaus), Hannover. Eintritt: 5 Euro, ermäßigt 3 Euro.

zentrum Pavillon, Lister Meile 4, Hannover. Eintritt frei bis max. 16 Euro.

Am letzten Wochenende des Monats können Geschmacks­ enthusiasten auf dem Faust­ gelände Leckereien aus den Garküchen dieser Welt probie­ ren. In den individuell verzier­ ten Food Trucks bereiten Men­ schen aus Afrika, Südostasien und Lateinamerika traditionelle Spezialitäten aus ihrer Heimat zu. Internationale Kleinkunst und Musik bereichern das kuli­ narische Angebot.
 trum Faust, Zur Bettfedernfabrik 3,

5.10. und 2.11., 20.30 Uhr, Arminia Vereinslokal, Bischofsholer Damm 119, Hannover. Eintritt frei.

Verschiedenes
 Herbstfestival Herrenhausen
 Zum Sommerausklang noch einmal alles rund um Garten, Natur und Landleben genie­

September 2015

Street Food Festival

26. bis 27.9., 12 Uhr, Kulturzen­ ball-Oberligist Arminia Hanno­ ver ein neues Zuhause gefun­ den. Im Vereinslokal wird ab Herbst wieder regelmäßig mit verschiedenen Gaststars in die Saiten oder Tasten gehauen. Den Anfang macht am 5. Oktober die US-amerikanische Blues- und Gospelsängerin Sydney Ellis. Bei der »Open Stage Night« am 2. November sind auch spontane Gastmusiker willkommen.

Am Lindener Berge 38 30449 Hannover Telefon 45 44 55 www.jazz-club.de

ßen: Auf dem Herbstfestival Hannover. Eintritt: 3 Euro. 

 finden Besucher bei rund 120 Ausstellern stilvolle Acces­ Hörspiel im soires für drinnen und drau­ ßen, wetterfeste Kleidung und Dark Room
 selbst hergestellte Köstlichkeiten Das Orchester im Treppen­ wie Marmelade, Käse und Wein. haus führt ein Hörspiel in völ­ liger Dunkelheit auf. Gespielt 11. bis 13.9., 10  – 18 Uhr, wird »Die Mondsüchtige« des Herrenhäuser Straße 4, Hannover. Eintritt: Erwachsene 9 Euro, jüdischen Komponisten Erwin ermäßigt 7 Euro, Kinder unter Schulhoff, der 1942 in einem 12 Jahren frei.
 Lager der Nationalsozialisten in Bayern starb. Tobias Kluckert Spamfilter Festival
 – deutsche Synchronstimme Netzfeminismus, digitale Über­ von Bradley Cooper und Joa­ wachung, freies WLAN: Beim quin Phoenix – und Carolina Festival »Spamfilter« dreht sich Vera – bekannt aus dem Stutt­ eine Woche lang alles um die garter Tatort – erzählen dazu moderne Internetkultur. Auf die Geschichte einer Afrika­ dem umfangreichen Programm nerin und ihrer beiden Söhne, stehen unter anderem Work­ die über das Mittelmeer nach shops, Vorträge und Podiums­ Europa flüchten.
 diskussionen, aber auch Lesun­ 27.9., 20 Uhr, KulturFabrik gen, Kinovorführungen und Löseke e.V., Langer Garten 1, interaktive Kunstprojekte. Einen Hildesheim. Eintritt frei kompletten Überblick finden Sie (Spenden erbeten).

Sonnabend, 5.9. MARCIA BITTENCOURT TRIO Ballhof Hannover, 11 – 14 Uhr Eintritt: frei Sonnabend, 12.9. PAT APPLETON Eintritt: 20 Euro, erm. 15 Euro Montag, 14.9. NICO DEPPISCH & SPECIAL TREATMENT Eintritt: 10 Euro, keine Erm. Sonnabend, 19.9. JAZZ BAND HANNOVER Ballhof Hannover, 11 – 14 Uhr Eintritt: frei Mittwoch, 23.9. JOSCHO STEPHAN & STOCHELO ROSENBERG Gartenheim, Hildesheimer Str. 142 Eintritt: 20 Euro, keine Erm. Donnerstag, 24.9. ARILD ANDERSEN Feat. Tommy Smith & Paolo Vinaccia Eintritt: 20 Euro, erm. 15 Euro Freitag, 25.9. ECHOES OF SWING Eintritt: 20 Euro, erm. 15 Euro Sonntag, 27.9. A JAZZ SUNDAY Ab 11 Uhr Lothar Krist Hot Five, ab 14 Uhr Albie Donnelly’s Supercharge Im Park des Klinikums Wahrendorff/Ilten. Eintritt: frei

Konzertbeginn jeweils um 20.30 Uhr, Einlass ab 19.30 Uhr


18 Asphalt 09/2015 Kultur im Fokus

Bier für Frauen Felicia Zellers Stück besticht durch die Authentizität der Sprache und der Spielstätten.

Foto: Theaterinitiative Bühnensturm/hannoversche kammerspiele

betrunkene Frauen. Das »Ich habe es früher ge­ ­ wäre der Identifika­ liebt, um den Maschsee tion mit den Protago­ zu laufen und immer in nistinnen eher hinder­ fremde Gespräche einzu­ lich. Die beiden Frauen tauchen – kleine Fetzen lachen, weinen, schimp­ wie Alltagsgedichte mit­ fen und dann singen sie zubekommen«, erzählt auch noch, begleitet von Theaterregisseur Harald Uli Schmid am Klavier. Schandry. Derzeit insze­ Das ist absurd und witzig niert er das Stück Bier  – und manchmal schnürt für Frauen von Felicia es einem die Kehle zu. Zeller, die als moderne Jeder wird jemanden Theaterautorin bereits darin entdecken, und mehrfach ausgezeichnet manche vielleicht auch wurde. sich selbst. Nicht mehr Auch sie war auf der und nicht weniger will Jagd nach Gesprächsfet­ Harald Schandry mit sei­ zen, Ende der 90er Jahre Absurd und witzig – und manchmal schnürt es einem die Kehle zu: ner Inszenierung errei­ in der Bar- und Kneipen­ Elisabeth Frank und Hanna Legatis (v.l.) in Bier für Frauen. chen: »Die Menschen szene Berlins. In jahre­ langer Recherche hat sie ergründet, wie sich die Kommunikation können einfach etwas miterleben. Im Grunde ist dieser Abend ein einstündiger Extrakt aus zwanzig Berliner Kneipenabenden.« von Menschen unter Einfluss von Alkohol verändert. Lorenz Varga Die Schriftstellerin beobachtet die Sprache – scharf und mit einer gewissen Schamlosigkeit. Sie sammelt Wortfetzen, Flos­ kel-Reste, abgebrochene Gedanken. Da kommt der Abgrund zum Vorschein zwischen Selbstwahrnehmung und Fremdwahrneh­ Eine Produktion der hannoverschen kammerspiele mung, die Sehnsucht nach irgendeinem Ausweg, nach gutem und der Theaterinitiative Bühnensturm. Sex, nach Nähe vielleicht. In Bier für Frauen unterhalten sich zwei, Premiere: Mittwoch, 16.9.2015, 19 Uhr, ohne wirklich miteinander zu sprechen. »Das Ganze ist ein Feuer­ Pâtisserie »Pado«, Münzstraße 3 – 4/Ecke Lange Laube. werk des lustvollen Aneinandervorbeiredens«, sagt Regisseur Weitere Termine im September: Schandry und spricht von einer »brabbelnden Ursuppe von Kon­ Montag, 21.9.2015, 20 Uhr, junktiven: man könnte, man sollte, man müsste mal«. Autorin Café »Menagerie«, Köthnerholzweg 47. Felicia Zeller nennt es das große Egal, und tatsächlich scheint Dienstag, 22.9.2015, 20.30 Uhr, alles ins Leere zu führen: »Wir könnten doch auch mal irgend»Kulturpalast Linden«, Deisterstraße 24. was anderes, nicht immer nur... Nicht immer nur hier und trinken … Donnerstag, 24.9.2015, 19.30 Uhr, Einfach mal wieder was Schönes machen … Ja was denn? … Weiß Waschsalon »Waschweiber«, Limmerstraße 1. auch nicht«. Selbst handfeste Konflikte führen zu keiner Konse­ Termine für Oktober und November folgen. quenz.

Bier für Frauen

Das Stück Bier für Frauen spielt dort, wo es entstanden ist: in Cafés, Bars und Kneipen. So bleibt die Authentizität des Ortes gewahrt. Allerdings trinken die beiden Schauspielerinnen Elisabeth Frank und Hanna Legatis weder Bier noch spielen sie

Um telefonische Karten-Reservierung wird gebeten, weil die Spielorte unterschiedlich viele Plätze zur Verfügung haben. Telefon und Kontakt: Martin-G. Kunze, Tel.: 0151 – 277 27 71, E-Mail: mg.kunze@t-online.de.


Asphalt 09/2015 19

Der letzte Zeuge

Das alte Kesselhaus auf dem Faust-Gelände verfällt zusehends. Eine neue Initiative will das letzte verbliebene Industriedenkmal in Linden retten und in ein lebendiges Museum verwandeln. wollen das Kesselhaus wieder zugänglich machen«, erklärt Jörg Djuren das Ziel der Initiative. Zurzeit ist das Betreten des Kes­ selhauses aufgrund der Verschmutzung nur mit Schutzanzug möglich. In einem ersten Schritt soll der Innenraum von Asbest und Taubenkot gereinigt werden. Danach stehen kleinere Reparaturarbeiten vornehmlich an den Fenstern und am Dach an – damit Witterung und vor allem die Tauben künf­ tig keinen Schaden mehr anrichten können, erklärt Djuren. Für diese Sanierungsarbei­ ten benötigt die Initiative 250.000 Euro, von denen alleine 150.000 Euro auf die Asbest­ reinigung entfallen. Die Hälfte der Summe

steuert der Bund über sein DenkmalschutzSonderprogramm bei, der Rest soll durch Eigenmittel der Fauststiftung, private Spen­ den und über weitere Stiftungen finanziert werden. In einem zweiten Schritt will die Kesselhaus-Initiative einen öffentlichen Dialog darüber führen, wie das Kesselhaus künftig genutzt werden kann. »Wir wollen eine sinnvolle Nutzung, die den Charak­ ter dieses Gebäudes und des kompletten umliegenden Fabrikkomplexes erhält und Geschichte unmittelbar erfahrbar macht«, umreißt Jörg Djuren das grobe Ziel der Ini­ Fortsetzung auf der nächsten Seite

Foto: L. Stegner

Sie nennen ihn den letzten Zeugen. Hoch ragt der rote Backsteinschlot zwischen den grünen Baumkronen und den umliegen­ den Häusern empor. Und auch wenn inzwi­ schen die »drei warmen Brüder« nebenan noch viel mächtiger und imposanter in den Himmel ragen: Der Schornstein des Kessel­ hauses auf dem Faust-Gelände ist nach wie vor ein Markenzeichen des früheren Industriestandortes Linden. Eines, das die neu gegründete Kesselhaus-Initiative unbe­ dingt erhalten will. Denn das bis auf eine kleine Imbissbude als Bestandteil des ange­ schlossenen »Gretchen«-Biergartens leer stehende Gebäude verfällt zusehends. »Wir

Das Kesselhaus in Linden-Nord in Hannover, Relikt längst vergangener Industrie-Architektur Anfang des 20. Jahrhunderts.


20 Asphalt 09/2015

Foto: W. Engel

tiative. Konkrete Vorschläge für das »leben­ dige Denkmal« seien jederzeit willkommen. »Wir sind offen für Diskussionen«, betont Djuren.

Geschichte des Schornsteins Was aber macht eigentlich das Kessel­ haus mit seinem schlanken roten Schorn­ stein so besonders schützenswert? Die­ ser Frage sind die beiden Architekturstu­ denten Julia Schmidt und Sören Pfeiffer im Rahmen einer Projektarbeit an der Leib­ niz Universität in Hannover nachgegan­ gen. »Man sieht dem Stadtteil seine Ver­ gangenheit als wichtigem Industriestand­ ort heutzutage nicht mehr an«, sagt Sören Pfeiffer. Dort, wo früher die Schornsteine reihenweise am Zusammenfluss von Ihme und Leine in die Höhe ragten, ist das Kes­ selhaus auf dem Gelände der einstigen Bett­ federnfabrik »Werner & Ehlers« inzwischen eine echte Rarität. Und zugleich – da sämtli­ che Fabrik­a nlagen damals nach demselben Muster gebaut wurden – ein gutes Beispiel für die Art und Weise, wie man Anfang des 20. Jahrhunderts Technik verstanden hat. »Während die repräsentativen Bürogebäude alle zur Straße hin ausgerichtet waren, baute man die Kesselhäuser wegen des für die Kühlung benötigten Wassers möglichst nahe am Ufer«, erklärt Pfeiffer. Das 20 Meter hohe Gebäude mit den großen Glasfronten und dem Leichtdach stehe, so Pfeiffer wei­ ter, wiederum architektonisch für den Kes­ sel, da man das Haus sozusagen um diesen herum gebaut habe. Der Kessel – eine Spezi­ alkonstruktion aus Bielefeld und nach dem heutigen Wissensstand einmalig – versorgte von seinem Baujahr 1927 an bis Ende der 1930er Jahre über Dampfkraft und mecha­ nische Energie mit bis zu 1.250 PS sämtliche Maschinen der Bettfedernfabrik. Und das waren eine ganze Menge: Mehr als 300 Maschinen sorgten bei »Werner & Ehlers« für einen reibungslosen Produk­ tionsablauf. Nach Anlieferung der Federn wurden diese zunächst mithilfe von Saugund Druckluft grob vorsortiert. Die wert­

vollsten unter ihnen – die Daunenfedern –  flogen dabei am weitesten. Während die größeren und weniger kostbaren Federn an die Bürsten- und Schmuckfedernindus­ trie weiterverkauft wurden, kam der Rest anschließend in eine Art überdimensionale Waschanlage, in der die Federn erst maschi­ nell gewaschen, dann gespült und geschleu­ dert wurden. Was heutzutage beinahe selbstverständlich an eine ganz normale Waschmaschine für den eigenen Haushalt erinnert, war Ende des 19. Jahrhunderts eine technische Innovation auf dem Gebiet der Federnreinigung und gilt bis heute als Pionierleistung von »Werner & Ehlers«. Mög­ lich machte dies auch der Standortwechsel der Fabrik von dem damaligen Industrie­ zentrum in der Oststadt an den Zusammen­ fluss von Leine und Ihme, da für die Nass­ reinigung sehr viel Wasser benötigt wurde. Aufgrund des hohen Härtegrades bereitete man das Flusswasser zunächst auf und lei­ tete es nach dem Waschen geklärt wieder zurück. Die Federn wurden nach dem Reini­ gen bei mehr als 100 °C in Dämpftrommeln getrocknet und danach nochmals – teil­ weise maschinell, teilweise von Hand – sor­ tiert, bevor sie schließlich für den Versand in Säcke verpackt wurden. Diese aufwändigen Prozesse können bis heute auf dem gesam­ ten Gelände als sicht- und erlebbare (Tech­ nik-)Geschichte nachvollzogen werden.

»Fast wie ein Kirchenschiff« Das aus den typisch roten Backsteinen errichtete Kesselhaus nebst Schornstein bildet dabei nicht nur den wortwörtlichen Motor, sondern im übertragenen Sinne auch das Herz der früheren Fabrikanlage auf dem heutigen Faustgelände. »Wenn man sich


Asphalt 09/2015 21

Links: Die Maschinen sind in einem schlechten

Zustand.

Unten: Schmutz und Dreck bestimmen

das Bild im Inneren des Kessels.

Rechts: Die Wäscherei bei Werner & Ehlers

Foto: E. Lantz

Foto: FAUST-Archiv

Anfang des 20. Jahrhunderts.

die Größe anschaut, hat es schon beinahe etwas Sakrales – fast wie ein Kirchenschiff«, sagt Jörg Djuren. Und tatsächlich ähnelt der rechteckige Grundriss mit den hohen Glasfronten zu beiden Seiten und dem hoch aufragenden Schornstein am vorderen Eck durchaus dem eines Gotteshauses aus dem mittlerweile längst vergangenen Industrie­ zeitalter Anfang des 20. Jahrhunderts. Julia Schmidt und Sören Pfeiffer heben neben der technikgeschichtlichen und architektonischen auch die kulturhisto­ rische Bedeutung des Kesselhauses her­ vor: Als eines der letzten in Linden erhalte­ nen Industriedenkmäler stifte es nicht nur Identität, sondern symbolisiere zugleich Heimatgeschichte und biete darüber hin­ aus als Teil der Stadtsilhouette nach wie vor die Möglichkeit der Orientierung. Ein weiterer prominenter Unterstützer der Kesselhaus-Initiative ist der renommierte

hannoversche Bauhistoriker Sid Auffarth: »Die Gebäudegruppe der ehemaligen Bett­ federnfabrik ›Werner & Ehlers‹ an der Wil­ helm-Bluhm-Straße ist das letzte bauli­ che Zeugnis einer Reihe von Fabriken ent­ lang Ihme und Leine«, pflichtet er Pfeiffer und Schmidt bei. Die Hallen mit ihren spitz zulaufenden Sheddächern von 1910, das Kesselhaus mit seinem Drei-TrommelKessel von 1920 und der Schornstein von 1890 müssten daher unbedingt erhalten werden. Am Tag des offenen Denkmals im kom­ menden Jahr, dem 11. September 2016, will die Kesselhaus-Initiative das nach wie vor brach liegende Kesselhaus auf dem FaustGelände neu eröffnen. Bis dahin soll der letzte Zeuge der alten hannoverschen Industriekultur wieder für die Öffentlich­ keit begehbar sein. Lisa Stegner


22 Asphalt 09/2015 Biografisches

Wer war eigentlich …

»In den Straßen meiner unglücklichen Geburtsstadt stürzten sich wilde Menschen wie die allergrausamsten Tiere mit Hacken und Eisenstangen auf ruhige Einwohner, deren ganze Schuld nur darin bestand, dass sie eine andere Sprache redeten und eine andere angestammte Religion hatten als jene Wilden.«

Foto: Wikipedia

… Ludwik Zamenhof? kleine Mann die vier Jahre jüngere Klara Zilbernik, ein Jahr später wurde das erste von drei Kindern geboren. Zamenhof, der auf Drängen seines Vaters Medizin in Mos­ kau studiert hatte, konnte als Augenarzt seine Familie kaum ernähren. Klara unter­ stützte ihren Mann auch finanziell bei der Verbreitung des Esperanto, das Ende des 19. Jahrhunderts international zunächst auf große Resonanz stieß. Im August 1905 fand in Frankreich der erste internationale Esperantisten-Kongress mit 700 Teil­­ neh­ mern statt, drei Jahre später waren es in Dresden schon mehr als doppelt so viele. Doch Zamenhof sah Esperanto nur als einen Schritt auf dem Weg zu seinem eigentlichen Ziel an: der Vereinigung der Menschheit. Entscheidend dabei war für ihn die Schaf­ fung einer »moralischen Brücke, durch die sich alle Völker und Reli­ gionen brüderlich vereinigen können, ohne dass irgendwelche neuen Dogmen geschaffen werden«. Sein so genannter »Hillelis­ mus«, später »Homaranismus« stieß aber auf Ablehnung und auch in der Esperanto-Bewegung kam es immer häufiger zu Konflikten mit Abweichlern, die Schwachstellen kritisierten.

Ludwik Zamenhof, der 1859 im damals zu Russland gehörenden Bialystok geboren wurde, erinnerte sich als Erwachsener an schreckliche Erlebnisse seiner Kindheit, die ihn für immer prägen sollten. In der heute in Ostpolen liegenden Stadt lebten Russen, Polen, Deutsche und in der Mehrheit Juden. Zamenhof, der sich als russischer Jude bezeichnete, erlebte den Hass der Russen auf die Juden. »Ich sah, dass auch alle anderen Rassen, die in meiner Stadt wohnen, sich gegenseitig hassen und verfolgen.« Seine Schlussfolgerung: Weil sie sich sprachlich nicht verständi­ gen konnten, kam es zu tiefer Feindschaft. Seine Überzeugung: Nur mit einer neutralen, leicht zu lernenden Brückensprache ließen sich diese Konflikte überwinden. Und so drehten sich schon in jun­ gen Jahren seine Gedanken darum, eine internationale Sprache zu Als Zamenhof 1917 starb, waren die Urteile über ihn geteilt. Von sei­ schaffen. Dabei kam ihm zu Gute, dass er zu Hause vom Vater Russisch und nen Anhängern wurde er als ruhiger, bescheidener und herzensgu­ von der Mutter Jiddisch lernte und auch Deutsch und Polnisch ter Mensch beschrieben, der keine Unterschiede zwischen Arm und Reich machte. Für die Skep­ fließend sprach. In seinem tiker formulierte der Histo­ Abiturzeugnis wurden ihm riker Josef Meisl in seinem zudem gute Leistungen Nachruf: »Ludwik Zamenhof in Russisch, Französisch, war immer ein Einsamer, ein Griechisch und Latein be­ ­ scheinigt. Außerdem lernte Zamenhof Englisch und Hebräisch. Träumer und Phantast, der abseits von der breiten Straße der Nor­ Bereits mit 19 Jahren hatte er das Gerüst für eine neue Kunstspra­ malmenschen seinen Weg ging.« che entwickelt, deren Begriffe sich vor allem aus den romanischen Zamenhofs Hoffnung, dass sich durch sein Wirken die Lage der Sprachen ableiteten, dazu kamen Einflüsse aus den germanischen Juden verbessern könnte, erfüllte sich nicht. Seine Vision der und slawischen Sprachen. Sie nannte sich »Esperanto« – abgeleitet internationalen Völkerverständigung wird aber heute noch von tausenden Esperanto-An­ vom ersten Lehrbuch, das hän­gern in aller Welt weiter­ Zamenhof 1887 unter dem Andreas Künzli: L.L. Zamenhof (1859 – 1917) – Esperanto, Hillelismus (Homaragetragen. Im Juli zum Bei­ Pseudonym Dr. Esperanto nismus) und die »jüdische Frage« in Ost- und Westeuropa, Wiesbaden 2010. spiel wurde in Berlin die (esperanto = ein Hoffender) Zbigniew Romaniuk, Tomasz Wisniewski: Zaczelo sie na Zielonej, Lodz 2009. neue Geschäftsstelle des veröffentlichte. In Herzberg im Harz befindet sich das Deutsche Esperanto-Zentrum. Der Deutschen Esperanto-Bun­ Deutsche Esperanto-Bund zählt rund 1.600 Mitglieder. In Hannover, Oldendes eröffnet. Im selben Jahr heiratete der burg und Braunschweig gibt es Esperanto-Gruppen. www.esperanto.de immer schwarz gekleidete Joachim Göres

Schöpfer der Weltsprache Esperanto


Asphalt 09/2015 23

Briefe an uns bringen. Ungefähr 80 Millio­ nen Euro könnte man an Flücht­ lingshilfen spenden, wenn jeder Einwohner Deutschlands nur einen Euro spendet. Der US-Mil­ Baden gehen lionär Christopher Catrambone gab sein halbes Vermögen, um ein Schiff zu kaufen, mit dem er Flüchtlinge rettet, und er grün­ dete die Organisation MOAS (Migrant Offshore Aid Station), Zur Kolumne von Karin Powser in die versucht, im Meer Flücht­ der Juni-Ausgabe zum Himmellinge zu retten. Jeder ist dafür fahrtstag verantwortlich zu helfen, egal Himmelfahrt ob reich oder arm. Besuchen Sie an Christi Him­ Sophie Amft, Hannover melfahrt 2016 einmal bollerwa­ genbefreit das Gartentheater 1,60 € Juli des Großen Gartens um 10 Uhr 2015 zum Himmelfahrtgottesdienst. Da werden Sie beide angefor­ derten Aspekte finden können, kirchlichen Segen und Musik. Andreas Gundermann, Hannover Strom 1,60 €

davon 80 Cent Verkäuferanteil

Juni 2015

Sanierung: Hannover rettet alle Schwimmbäder Dorfleben: Weniger Bauern, größere Höfe Care Leaver: Wenn Heimkinder erwachsen werden Griechenland: Zwei Jahre Straßenmagazin »Shedia«

davon 80 Cent Verkäuferanteil

Zum Editorial von Heiko Geiling in der Juni-Ausgabe über die Hilfe für Flüchtlinge

abwärts

Die Trasse kommt, der Widerstand wächst Win-Win-WG: Tan (25) wohnt bei Cornelia (60) Abschiebung verhindert: Achmed hofft noch auf Asyl Killerdrohnen: Vollautonomes Töten noch zu stoppen?

Zum Artikel »Hier geblieben« von Volker Macke in der Juli-Ausgabe Jeder kann helfen über eine verhinderte AbschieIm Religionsunterricht des 8. bung eines Sudanesen. Jahrgangs haben wir Ihren Arti­ kel zum Thema Flüchtlinge gele­ Gute und Böse sen. Ich stimme Ihnen zu, dass Glücklich sollten die Menschen es wichtig ist, eine humane sein, die in einem so wohlha­ Flüchtlingsplolitik zu entwi­ benden und (noch) von inne­ ckeln. Jeder sollte diese Men­ rem Frieden geprägten Land schen unterstützen, denn sie wie Deutschland leben. Es über­ können nichts dafür, dass in rascht nicht, dass viele Men­ ihrem Land Krieg herrscht oder schen aus Krisengebieten ver­ schlechte Lebensbedingungen suchen, nach Deutschland zu existieren. Wenn man selbst kommen. Es sollte aber auch in ihrer Lage wäre, was würde nicht überraschen, dass viele man tun? Spenden, einen Brief hier wohnende Menschen fürch­ z.  B. an die Bundesregierung ten, ihr Wohlstand und der Frie­ schreiben, in dem man Ideen den könnten durch Zuwande­ äußert, wie man den Flücht­ rer bedroht werden. Ob diese lingen helfen könnte, sind eine Furcht berechtigt ist oder nicht, gute Möglichkeit, sich einzu­ spielt zunächst gar keine Rolle. Leserbriefe sind in keinem Fall eine Meinungsäusserung der Redaktion. Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe zu kürzen. Leserbriefe können nicht persönlich beantwortet werden.

Diese Furcht ist menschlich. Deutschland ist ein demokra­ tischer Rechtsstaat. Deshalb hat man sich an die bestehen­ den Gesetze zu halten. Leider gibt es eine publizistisch stark unterstützte Strömung, die ihre eigenen Ansichten als gut, abweichende Ansichten aber als reaktionär, rassistisch und rechtsradikal, kurzum als böse, qualifiziert. Allerdings sind die Probleme vielschichtig und die Unterscheidung zwischen Gut und Böse ist oft nicht eindeu­ tig machbar. Dessen ungeachtet sind manche Menschen gut. Sie wissen es selbst am besten. Wer dem widerspricht, kann nicht gut sein. Was ist er dann? Not­ wendigerweise böse. »Wir sind

die Guten«, deshalb verhindern wir die Ausführung von Geset­ zen mit Gewalt und hindern die Polizei. Das Ganze nennt man dann »gewaltfrei«. Die Schluss­ folgerung daraus kann nur sein: Wer gut ist, darf Gewalt aus­ üben und die Polizei bei der Ausübung ihrer Tätigkeit hin­ dern. Jene Menschen, die ange­ sichts der Flüchtlingsströme um ihren Wohlstand und den inne­ ren Frieden fürchten, mögen vielleicht irren. Sie sind aber Menschen und mühselig und beladen. Wollen »die Guten« diese Mühseligen und Bela­ denen erquicken? Leider nein, sie suchen schnell nach dem nächstbesten ersten Stein. Albrecht Mayer, Hannover Anzeige

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Wir sind ein seit über 150 Jahren privat geführtes psychiatrisches und psychosomatisches Fachkrankenhaus. Unser Stammhaus liegt in Ilten am östlichen Rand von Hannover. Sie finden uns mehrfach in Hannover, Celle und Lehrte.

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24 Asphalt 09/2015 Aus der Szene

Das muss mal gesagt werden wenn man noch einmal oder mehrere Male nachladen kann, um es endgül­ tig zu erledigen oder (wie im Fall des Löwen Cecil) wenn man sich erst einmal schlafen legt, bevor man am nächsten Morgen nach dem verletzen Tier sucht und es nach 40 Stunden Hetzerei end­ gültig erledigt.

»Ich war ein König«, so der Titel des »Stern«, Nr. 34. Sommerloch sei Dank, dass ein schießwütiger amerikanischer Zahnarzt derart viel Aufmerksamkeit erfährt! Neu ist nicht, was da geschah, fahren doch Tausende nach Afrika, um Leoparden, Löwen, Giraffen, Elefan­ ten und was ihnen sonst noch so vor die Flinte kommt, abzuknallen. Ach ja, das mit der Flinte muss nicht sein, Pfeil und Bogen sind »in«. Warum auch ein Tier mit einem Schuss töten? Es erhöht vielleicht den Kick,

Dann kommen die Großwildjäger heim mit Fotos, auf denen sie mit geschwellter Brust neben den erlegten Tieren zu sehen sind, die oft nur aufgezogen wurden, um von ihnen abgeschossen zu werden. Und dann glotzen diese einst so stolzen Tiere mit Glasaugen beim sogenannten Groß­ wildjäger von der Wand. Wie pervers ist das denn? Als Heger und Pfleger ihres Jagdgebie­ tes sehen sich die Jäger in Deutsch­ land. Durch ihre Reihen müsste doch ein Aufschrei gehen, wenn sie sich damit auseinandersetzten, was da in Afrika unter dem Begriff »Jagd« geschieht. Das findet Karin Powser

Karin Powser lebte jahrelang auf der Straße, bevor ihr eine Foto­kamera den Weg in ein würdevolleres Leben ermöglichte. Ihre Fotografien sind mittlerweile preisgekrönt. Durch ihre Fotos und mit ihrer Kolumne zeigt sie ihre ganz spezielle Sicht auf diese Welt.

gesucht – gefunden Verkäuferin Elke, Nr. 2083: Suche für meinen Enkelsohn (2 Jahre) einen Fahrradsitz für den Gepäckträger. Außerdem suche ich einen Gefrierschrank und ein Französisches Bett. Kontakt: 0176 – 54 67 98 54. Verkäufer Reinhold, Nr. 137: Ich suche Arbeit als Hausmeister, Maler oder Gartenpfleger (Hecken-, Baumschnitt, Renovierungen). Außerdem suche ich einen Fahrrad­ anhänger sowie eine Digitalkamera. Und wer kann bei einer Zweitaktheckenschere und bei einem Viertaktrasenmäher die Zündung einstellen oder hat einen abzugeben? Kontakt: 0175 – 802 22 23. Verkäufer Michael, Nr. 2220: Ich suche eine kleine Wohnung (1 – 2 Zimmer) in Hannover. Miete bis 364 Euro, die ich vom Sozialamt bekomme. Kontakt: 0162 – 28 03 10 11. Verkäufer Jörg, Nr. 2117: Wir suchen einen Wohnzimmertisch und einen Beitisch. Kontakt: 0171 – 195 78 89 Verkäufer Thomas, Nr. 1909: Suche dringend kleine Wohnung bis 50 m2. Miete bis 364 Euro warm + Heizkosten oder Garten. Außerdem suche ich einen PC ohne Monitor. Kontakt: 01512 – 687 64 63 Verkäufer Alfred, Nr. 1052: Ich suche einen intakten E-Rasierer. Kontakt: 0177 – 284 19 51

Kommen Sie mit – zum sozialen Stadtrundgang! Asphalt zeigt Ihnen das andere Hannover.

Unsere Verkäuferinnen und Verkäufer führen Sie zu Orten, an denen Wohnungslose keine Randgruppe sind. Erleben Sie die Straße neu und lernen Sie spezielle Anlauf­stellen kennen: Wo sind die Schlafplätze von obdachlosen Menschen? Wo duschen oder essen sie? Wo gibt es Konflikte? Ein außergewöhnlicher Stadtrundgang – von ExpertInnen der Straße geführt!

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Nächster Termin: 25. September 2015, 15 Uhr. Treffpunkt: Asphalt, Hallerstraße 3, 30161 Hannover.

Bitte melden Sie sich telefonisch an: 0511 – 30 12 69-20. Teilnahme auf Spendenbasis: ab 5 Euro pro Person. Gruppen (Studierende, Schulklassen, Vereine etc.) vereinbaren bitte gesonderte Termine! Übrigens: Unseren sozialen Stadtrundgang gibt es auf Nachfrage auch in englischer Sprache!


Aus der Szene Asphalt 09/2015 25

Treffen der Straßenkids

Jugendliche aus niedersächischen Notein­ richtungen, die in Berlin mitmachen möch­ ten, können sich noch anmelden. »Die Fahrtkosten kann dank großzügiger För­ derung des Projekts der Veranstalter über­ nehmen«, so Jennifer Menges, Referentin bei Karuna. »Verpflegung wird gestellt. Und zum Übernachten stehen außerdem vor Ort Isomatten, Schlafsäcke und Zelte zur Verfügung.«

Straßenkinder beim ersten Kongress im Jahr 2014.

Die Unterstützung kommt vom Justus Delbrück Haus, terre des hommes, Asphalts Partnerzeitung strassenfeger, von der VWBelegschaftstiftung, der Bundeszentrale für politische Bildung und vom Bundesju­ gendministerium. Schirmherrin der Veran­ staltung vom 25. bis 26. September ist Bun­ desfamilienminsterin Manuela Schwesig (SPD), die den Jugendlichen auch während der Konferenz Rede und Antwort stehen wird. Auch Spaß soll beim Kongress nicht zu kurz kommen: Das Musikprogramm bieten die Songwriter Dirk Zöllner und Haase, Indie­ rockerin Bobo und Flake Lorenz von Rammstein. mac 2. Bundeskongress der Strassenkinder am 25. und 26.9.2015 im FEZ Berlin Strasse zum FEZ 2, 12459 Berlin Anmeldungen und weitere Infos bei Jennifer Menges: 0176 – 34 48 85 17

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20.000 Jugendliche sind deutschlandweit ohne Zuhause, so das Deutsche Jugend­ institut und terre des hommes, davon rund 750 in Niedersachsen. 84.000 junge Men­ schen gelten nach einer Stichprobenerhe­ bung unter den bekanntesten und größten Hilfeeinrichtungen bundesweit zudem als gefährdet, auf der Straße zu landen. Weg­ laufkinder haben ganz eigene Nöte, Wün­ sche, Hoffnungen und jede Menge unverar­ beiteter Enttäuschungen. Der Berliner Hilfsverein Karuna organi­ siert deshalb unter dem Motto »Mein Name ist Mensch« für und mit diesen Jugendli­ chen Ende September den zweiten Bundes­ kongress der Straßenkinder. 300 Jugend­ liche aus ganz Deutschland sind bereits ange­meldelt, bis zu 1.000 Teilnehmer sind möglich. Um einander zuzuhören, zu bün­ deln, zu vermitteln und am Ende auch For­ derungen an die Politik zu stellen. 15 Work­ shops wurden von Berliner Straßenkindern in einer Vorbereitungsgruppe dazu bereits geplant. »Straßenkinder sind ja nicht aus Spaß von zuhause weggelaufen«, sagt Jörg Richert, Geschäftsführer der Hilfsorganisation Karuna. »Sie flohen und fliehen vor Gewalt, Missbrauch und Alkoholismus, Drogenab­ hängigkeit oder psychischer Erkrankung der Eltern – vor Missachtung und Demüti­ gung.« Sie leben in Bahnhofsgegenden und Notschlafstellen, in City-Hinterhöfen und Abbruchhäusern. Die meisten sind jünger als 21 Jahre.

Foto: Thomas Grabka

Straßenkinder aus Niedersachsen können mitmachen beim 2. Straßenkinderkongress in Berlin. Fahrt- und Unterkunftkosten werden übernommen.


26 Asphalt 09/2015 Aus der Szene

WLAN für Wohnungslose? Vor einigen Monaten meinte eine Einrich­ tung für Wohnungslose in Hannover es gut: Sie gab ihren Besuchern die Zugangsdaten zum eigenen WLAN-Netz, um ihnen so das Internet auf dem Smartphone zu ermögli­ chen. Das Angebot kam gut an und wurde fleißig genutzt. Doch nach einiger Zeit beka­ men die Betreiber Zweifel und kappten den Zugang wieder. Die Frage, die sie umtrieb, war mehr als berechtigt: Wer muss eigent­ lich haften, wenn Unrechtmäßiges über das WLAN-Netz passiert? Und es stellte sich eine weitere Frage: Menschen in Armut mit Smartphone? Ist das nicht ein Wider­ spruch? Die Betreiber von Tagestreffs, Beratungs­ stellen und Wohnheimen wissen: Menschen in Armut und auch Wohnungslose sind im Zeitalter der Smartphones angekommen. Für einige Passanten ist das eventuell irri­ tierend. Auch Asphalt-Verkäufer Thomas aus Hannover hat das in seinem Umfeld mitbekommen. Der 45-Jährige achtet peni­ bel darauf, sein Smartphone in der Tasche zu lassen, wenn er seine Zeitungen verkauft. Gar nicht erst auffallen. Doch Thomas ist auch ein gutes Beispiel, an dem schnell klar wird, warum ein Handy für viele so wichtig ist: Thomas hat keine Wohnung und damit auch keine feste Adresse. Kaum etwas ist fest in seinem Leben, außer einer Sache: seine Handynummer. Gerade erst hat er wieder ein Inserat zur Wohnungssuche aufgegeben. »Ohne meine Handynummer würde das kei­ nen Sinn ergeben, da ich nicht erreichbar

Foto: M. Eickhorst

Ein sicherer Internetzugang wird im Alltag oft gebraucht.

Für Thomas ist das Smartphone sein Draht zur Außenwelt

wäre«, fasst Thomas zusammen. Für sein Smartphone hat er lange gespart, Freunde haben ihn unterstützt, bis er in der Lage war, zumindest ein einfaches Gerät zu kaufen. »Mein Telefon ist mein Draht zur Außenwelt. Auch um überhaupt den Kontakt zu erhalten zu Freunden und Bekannten, die noch aus besseren Zeiten übrig geblieben sind«, sagt Thomas.

Kostenlose WLAN-Zugangsmöglichkeiten ins Internet freifunk.net: privates Netzwerk von Hotspots an vielen Orten Niedersachsens McDonalds: Alle Filialen bieten eine Stunde kostenlosen Zugang Deutsche Bahn: An vielen Bahnhöfen besteht die Möglichkeit, 30 Minuten kostenlos zu surfen Kabel Deutschland: In ganz Niedersachsen bietet Kabel Deutschland 30 Minuten kostenloses Internet an Darüber hinaus bieten immer mehr Cafés und Einkaufsläden Gratis-Internet an. Eine gute Übersicht bietet die APP Instabridge für Android und Iphone.

»Soziale Teilhabe« nennt das Sozialarbeiter Achim Teuber vom Kontaktladen Mecki, der Anlaufstelle für Arme und Wohnungslose am Raschplatz. Geschätzt haben neunzig Prozent seiner Besucher ein Handy. Diese »soziale Teilhabe« findet längst nicht mehr nur über die Telefonleitung statt. Facebook, Whatsapp und Co. sind heute die Platt­ formen, auf denen sich ausgetauscht wird. Mit Möglichkeiten, die das Telefon allein nicht bietet: Informieren, diskutieren oder sich einfach unterhalten lassen. Für Achim Teuber ist ein Mobiltelefon auch längst kein Luxusgut mehr: »Viele kommen aus einem Leben, wo sie Besitzstand hatten. In der ›Normalbevölkerung‹ ist das Handy völ­ lig normal. Außerdem ist das Mobiltelefon auf der Straße häufig die einzige Möglich­ keit, Hilfe zu rufen.« Viele Auflistungen von Hilfsangeboten finden sich zudem im Inter­


Aus der Szene Asphalt 09/2015 27

net. Auch die Suche nach Wohnungen und Jobs verlagert sich immer mehr ins Netz. Nur dazu brauchen auch arme Menschen die Möglichkeit ins Internet zu kommen. Bei häufig sehr kleinem Datenvolumen von Prepaid-Tarifen eine schwierige Sache. Für viele ist es deshalb sehr wichtig, dass es soziale Einrichtungen mit freien Inter­ netzugängen gibt. Eine kleine Umfrage im Verbreitungsgebiet von Asphalt zeigt, dass fast alle Tagestreffs und Anlaufstellen min­ destens einen Rechner mit Internetzugang

anbieten. Die Übrigen gehen mit ihren Gäs­ ten zusammen ins Netz, wenn diese etwas im Internet zu erledigen haben. Von Olden­ burg bis Hildesheim ist man durchweg überzeugt, dass das Internet für Besucher wichtig ist. Auch einen WLAN-Zugang wür­ den viele gerne anbieten, den gibt es aber in den wenigsten Einrichtungen. Der Tagestreff in Wunstorf gehört dazu. Allerdings weiß man hier, dass die Nutzer­ gruppe überschaubarer ist als in der Stadt. Damit gibt es ein größeres Vertrauensver­ hältnis. Doch auch in Wunstorf wird man

sich demnächst kritisch mit dem WLANAngebot auseinander setzen, da die recht­ liche Situation noch nicht hinreichend geklärt ist (siehe Interview). Viele auf der Straße kennen jedoch die Plätze, an denen der Zugang zum Netz kos­ tenlos möglich ist. Neben den Bibliothe­ ken sind das auch häufig frei zugängliche WLAN-Hotspots (siehe Übersicht). Thomas auf jeden Fall denkt pragmatisch: »Wenn es sein muss, zahle ich halt einen Euro und gehe eine Stunde ins Internet­ café.« Mark Eickhorst

»Nicht hinreichend geklärt« Eyck Strohmeyer ist Rechtsanwalt für IT-Recht in Hannover. Herr Strohmeyer, WLAN in Hotels oder Cafés gibt es recht häufig. Wie können die das anbieten, und wie sieht das mit der Haftung aus? Das ist verschieden. Große Hotels oder auch einige Fastfoodketten unterhalten meis­ tens Hotspots von Drittanbietern. Diese haben den Vorteil, dass die als Dienstan­ bieter oder als Telekommunikationsanbie­ ter fungieren. Die Nutzer müssen sich dort mit bestimmten Zugangs­daten einloggen. Von der Rechtsprechung her leiten diese Dienstanbieter im Sinne des Telemedien­ gesetzes nur fremde Inhalte in gewerb­ licher Absicht durch. Das bedeutet, dass diese nicht für widerrechtliche Inhalte belangt werden können.

hinreichend geklärt. Teilweise sagt hier die Rechtsprechung, dass zumindest die End­ nutzer darauf hingewiesen werden müs­ sen, am besten schriftlich und mit Unter­ schrift, dass die nichts Widerrechtliches machen dürfen. Nach Ansicht verschiede­ ner Gerichte wären diese Anbieter dann aus der sogenannten Störerhaftung raus. Stö­ rerhaftung heißt, dass sie nicht ursächlich dazu beigetragen haben, dass jemand etwas Widerrechtliches macht. Allerdings gibt es keine höchstrichterliche Entscheidung, die darüber Auskunft gibt, was dazu wirklich reicht.

Und wie sieht es aus bei privaten WLANNetzen? Wenn ich privates, also kein gewerbliches WLAN anbiete, gehe ich ein Risiko ein, egal was ich mache. Auch hier ist die Recht­ sprechung sehr uneinheitlich. Es gibt eine Aber es gibt ja auch z. B. kleine Cafés, die Gesetzgebungsinitiative, die darauf abzielt, dass zukünftig die Störerhaftung abge­ Zugang zum eigenen Netz an­bieten … Da sieht die Sache etwas anders aus. schafft wird. Aber das ist noch nicht durch. Die Rechtslage ist in diesem Fall nicht Im Moment halte ich die Freigabe von pri­

vaten WLAN-Netzwerken für wahnsinnig gefährlich.

Welche Auflagen gibt es, damit vor dem Gesetz ein WLAN-Netzwerk gegen Eindringlinge genug ab­­gesichert ist? Laut Bundesgerichtshof müssen die zum Zeitpunkt des Kaufs des Routers übli­ chen Sicherheitseinrichtungen einge­ halten wer­­ den. Das heißt aktuell: Wenn ich einen Router kaufe, ist der WPA2-ver­ schlüsselt. Wenn ich die Verschlüsselung einhalte, bin ich aus der Haftung raus, wenn sich dort widerrechtlich jemand einwählt. Allerdings kann es dann immer noch ein Beweisproblem geben, da ich nachweisen muss, dass sich jemand wider­ rechtlich eingewählt hat. Die Router für den privaten Gebrauch protokollieren die Zugriffe im Regelfall nur zwei Wochen, eine Abmahnung kommt meistens aber später, was zur Folge haben kann, dass ich im Zweifel nicht mehr nachvollziehen kann, ob da jemand widerrechtlich in mei­ nem WLAN war zu dem Zeitpunkt.


28 Asphalt 09/2015 Rund um Asphalt

»Vor mir die Dartscheibe« Aus dem Leben: Asphalt-Verkäufer Mario erzählt.

Foto: K. Powser

»Wie gut, dass in fast jeder Kneipe heutzutage Dart gespielt wird. Das ist nämlich der Grund, warum ich nach Hannover gekom­ men bin. Genauer gesagt nach Wunstorf. Dort landete mein Tref­ fer. Mit einem Dartpfeil. 2003 ist das passiert. Damals war ich richtig schlecht drauf. Irgendwie lief mein Leben zu diesem Zeit­ punkt überhaupt nicht rund. Davor führte ich ein Dasein wie jeder andere. Geboren in Varel zwischen Oldenburg und Wil­ helmshaven, aufgewachsen in Rastede. Bin dann in Oldenburg zur Schule gegangen und habe eine Lehre als Maurer gemacht. Irgendwann geheiratet, eine tolle Frau. Zusammen haben wir einen ebenso tollen Sohn bekommen, mit dem ich auch heute noch Kontakt habe. Acht Jahre ging alles gut, und dann hat es einfach nicht mehr gepasst. Meine Frau und ich haben uns getrennt. Und über­ haupt, zu dieser Zeit fühlte ich mich in meinen Leben unwohl. Daher stand mein Entschluss auch sehr schnell fest. Ich wollte da weg und einfach ein ganz neues Leben anfangen. Woanders. Weg von Olden­ burg. So saß ich diesen einen Tag in der Kneipe. Vor mir die Dartscheibe. Und eine Deutschlandkarte. Da kam mir der Gedanke: Meine neue Heimat war nur einen Wurf entfernt. Und so zielte ich mit dem Pfeil auf die Deutschlandkarte, und dort, wo er landet, so hatte ich es mir vor­ genommen, werde ich ein neues Leben beginnen. Tja, war Han­ nover, Wunstorf. Vielleicht nicht grad das, was man ein Traum­ ziel nennt, aber ich bin damit eigentlich ganz zufrieden. Was ich nur nicht wusste, war, dass man als Neubürger für sechs Monate kein Anrecht auf eine Sozialwohnung hatte. So kam ich erstmal in der Jugend­ werkssiedlung in Hanno­ ver unter. Zwei Monate spä­ ter fand ich dann aber eine eigene Wohnung. Später auch einen Job auf dem Bau. Das allerdings ging nicht gut. 2004 bin ich auf einer Bau­ stelle von einem Geländer aus acht Metern Höhe abge­ schmiert. Ich hätte tot sein können. Da ich aber mit den Beinen zuerst aufkam, habe ich überlebt. Das Ergebnis:

Vierfacher Fersenbeinbruch und die Hüfte war auch angeknackst. Das war es mit meiner Maurerkarriere. 60 Prozent schwerbehin­ dert. Dabei war ich zu dem Zeitpunkt erst 34 Jahre alt. Es folg­ ten Aushilfsjobs, und dann kam ich letztendlich zu Asphalt. Acht Jahre ist das jetzt schon her. Und hier hat es mir von Anfang an richtig gut gefallen. Ich mag einfach die Idee, die dahinter steckt. Nicht nur zu Hause rumhängen und von der Stütze leben, sondern was tun. Und es macht auch viel mehr Spaß, das eigene Geld auszugeben, als das, was man einfach so bekommt – ohne Gegenleistung. Mittlerweile verkaufe ich nicht nur die Zeitung, sondern mache auch die sozialen Stadtführungen. Außerdem helfe ich beim ›Nord­ bahnhof‹ mit. Das ist ein Tagesaufenthaltstreff für Wohnungslose in Hannover. Und da habe ich gesehen, dass es vielen viel schlechter geht als mir. Da macht es echt Sinn zu helfen. Ich werde dort gebraucht und das macht mir Spaß. Ebenso Spaß macht mir mein größtes Hobby: Radfahren. Da reiße ich an einem Tag schon mal um die 180 Kilo­ meter ab. Viele gucken dann irritiert und fragen, warum ich denn gleich so eine lange Strecke fahre. Ich sage dann immer: Die bei der Tour de France machen das ja auch. Die brauchen allerdings nicht den ganzen Tag, so wie ich. Insgesamt geht es mir eigentlich auch gut. Ich will mich auch gar nicht beklagen. Doch auch, wenn ich Hannover echt mag und es hier schön ist, irgend­ wann will ich zurück nach Oldenburg. Hei­ mat bleibt einfach Heimat.« Verkäufer Mario (45) verkauft Montag, Donnerstag und Freitag in der Windmühlenstraße in Hannover gegenüber dem Opernhaus (10 bis 13 Uhr). Dienstag und Samstag auf dem Lindener Markt in Hannover (8 bis 13 Uhr). Aufgezeichnet von Mark Eickhorst


Rund um Asphalt Asphalt 09/2015 29

Eine tolle Idee hatten die Inhaber der Salatbar »love.it.healty« in der Niki-deSaint-Phalle-Promenade in Hannover: Alle Asphalt-Verkäufer durften sich Anfang August für mehrere Tage kostenlos einen Salat eigener Wahl samt Dressing in der Bar abholen. Der Laden wollte damit die Ausdauer unserer Verkäuferinnen und Ver­ käufer be­­lohnen, die in der prallen Sonne stehen, um Asphalt zu verkaufen. Eine groß­ a rtige Aktion findet Asphaltverkäufe­ rin Cordula: »Richtig lecker der Salat!« Darüber hinaus gab es für Leserinnen und Leser, die die aktuelle Asphalt-Ausgabe vor­ zeigen konnten, zehn Prozent Rabatt auf das Angebot von »love.it.healthy«. Wir sagen »Danke«. ME

Unser Verkäufer Marcus Rudolph geht unter Seit Juli ist unsere Fahrradwerkstatt endlich die Radioleute. Er macht mit bei der Sen­ geöffnet, und das haben wir gebührend mit dung »Hertzliches Hannover« bei radio einem Grillfest gefeiert. Zukünftig können unsere Verkäuferinnen und Verkäufer ihre Fahrräder dort unter Anleitung und mit pro­ fessionellem Equipment reparieren. Mög­ lich wurde die Einrichtung dank Fahrradund Werkzeugspenden und einer Grundfi­ nanzierung durch die Ricarda und Udo Niedergerke Stiftung. Wir sagen »Danke« bei allen, die uns bei diesem tollen Projekt unterstützt haben. ME

Verkäuferin Cordula freut sich über den Salat,

den ihr Inhaberin Alina Zimmermann reicht.

Radwerkstatt eröffnet

Foto: radio leinehertz 106.5. MHz

Asphalt auch im Radio

Marcus Rudolph, Asphalt-Verkäuferin Natascha

Sbrisny und leine­hertz-Redakteurin Nadine Sender.

Leinehertz. Auch Mikro und Kopfhörer sind zukünftig seine Arbeitsmittel. Auftakt war am 10. August mit Studiogast Natascha, selbst Asphalt-Verkäuferin. In der Sendung bietet der Sender an jedem zweiten Montag im Monat Wohnungslosen und Menschen mit besonderen sozialen Schwierigkeiten die Möglichkeit, über ihre Probleme und ihr Leben zu erzählen. Auch Einrichtungen, die Betroffenen Hilfe anbieten, bekommen hier eine Plattform. Die nächste Sendung ist am 14. September um 17 Uhr auf radio leinehertz 106.5 MHz. ME

Foto: K.Powser

Foto: M. Eickhorst

Da haben wir den Salat

(v.l.n.r.) Sozialarbeiter Christian Ahring, Verkäu-

fer Guido Herbener, Geschäftsführer Reent Stade,

Verkäufersprecherin Eileen Wolter, Unterstützer Ricarda und Udo Niedergerke, Radprofi Grischa Niermann.

Impressum Anzeigen: Heike Meyer

Herausgeber: Prof. Dr. Heiko Geiling, Hanna Legatis, Rainer Müller-Brandes Gründungsherausgeber: Walter Lampe Redaktion: Volker Macke (Leitung, V.i.S.d.P.), Jeanette Kießling, Renate Schwarzbauer

Verwaltung: Janne Birnstiel (Assistentin der Geschäftsführung), Heike Meyer Archiv: Dr. Waltraud Lübbe Vertrieb & Soziale Arbeit: Helmut Jochens (Leitung), Romana Bienert, Christian Ahring (Sozialarbeiter)

Freie MitarbeiterInnen dieser Ausgabe: ­M. Eickhorst, J. Göres, Greser & Lenz, K. Powser, S. Przybilla, L. Stegner, S. Szameitat, L. Varga

Asphalt Vertrieb & Verlag gGmbH Hallerstraße 3 (Hofgebäude) 30161 Hannover Telefon 0511 – 30 12 69-0 Fax 0511 – 30 12 69-15

Fotografin: Karin Powser

Geschäftsführer: Reent Stade

Spendenkonto: Evangelische Bank eG IBAN: DE 35 5206 0410 0000 6022 30 BIC: GENODEF1EK1 Online: www.asphalt-magazin.de redaktion@asphalt-magazin.de vertrieb@asphalt-magazin.de herausgeber@asphalt-magazin.de Redaktion Celle: Ulrich Rennpferdt Redaktion Nord-West: Mark Brockmann

Asphalt erscheint monatlich. Redaktionsschluss dieser Ausgabe: 21.8.2015

Für un­auf­gefor­dert ­ein­ge­sandte Manu­­­skripte, B ­ ilder und Bücher über­nehmen wir keine Gewähr. ­Rück­sendung nur, wenn Porto beigelegt wurde. Gesellschafter:

Herstellung: eindruck, Hannover Druck: v. Stern’sche Druckerei, ­Lüneburg Druckauflage: ø 27.000

H.I.o.B. e.V. Hannoversche Initiative obdachloser Bürger


30 Asphalt 09/2015 Danke für Ihr Engagement

Ja, ich unterstütze das Asphalt-Projekt! Ich übernehme ­eine Patenschaft für das Straßenmagazin, indem ich es mit dieser Summe fördere:

Euro

[  ] einmalig [  ] monatlich

[  ] vierteljährlich [  ] halbjährlich

Dieser Betrag soll zur Deckung der laufenden Kosten und zum weiteren Ausbau des Projektes ­verwendet werden. [  ] Ich bitte Sie, den Betrag von meinem Konto abzubuchen*: IBAN: BIC: [  ] Ich überweise den Betrag regelmäßig auf Ihr unten genanntes Konto. [  ] Bitte Spendenquittung zustellen Name/Vorname:

Herzlich willkommen!

An jedem letzten Dienstag im Monat trifft sich die Runde der Ehren­­amtlichen in den Asphalt-Redaktionsräumen. Da werden Veranstal­tungen organisiert, Info-Stände geplant und Ideen gesammelt, um die Arbeit von Asphalt engagiert zu unterstützen.

E-Mail (falls vorh.):

Besonders für unsere Asphalt-Verkäufe­rin­nen und -Verkäufer ist es wichtig zu spüren, dass viele Menschen hinter ihnen stehen – und ich freue mich, wenn Sie sich dieser lebendigen Runde anschließen möchten!

Ort, Datum/Unterschrift:

Das nächste Treffen ist am

Straße/Hausnr.: PLZ/Ort:

Einfach per Post oder Fax an: Redaktion Asphalt-Magazin, Hallerstraße 3 (Hofgebäude) 30161 Hannover Fax: 0511  –  30 12 69-15

Dienstag, den 29. September 2015

Spendenkonto: Evangelische Bank eG IBAN: DE35520604100000602230 BIC: GENODEF1EK1 Gläubiger-ID: DE32ZZZ00000959499

* SEPA-Lastschriftmandat: Ich/Wir ermächtigen die Asphalt gemeinnützige Verlags- und Vertriebsgesellschaft mbH Zahlungen von unserem Konto mittels Lastschrift einzuziehen. Zugleich weise ich mein/weisen wir unser Kreditinstitut an, die von Asphalt gemeinnützige Verlags- und Vertriebsgesellschaft mbH gezogenen Lastschriften einzulösen. Hinweis: Ich kann/Wir können innerhalb von acht Wochen, beginnend mit dem Belastungs­datum, die Erstattung des belasteten Betrages verlangen. Es gelten dabei die mit meinem/unserem Kreditinstitut vereinbarten Bedingungen.

Rufen Sie mich einfach vorher an: 0511 – 30 12 69-26. Herzlichst, Ihr

Reent Stade, Asphalt-Geschäftsführer

Asphalt dankt: M. Priesner, C. Wildfang, H. + L. Straub, H.-J. Richter, H. Bentlage, C. Ellermann, Link & Partner GmbH, B. Ellner, D. Heinemeyer, I. Kricke, I. Nagel, G. Hahn, I. + J. Duden, S. Laese, F. Schulz, H. + B. Decker, A. Goeres, C. Voigtmann, Fam. Hoehne, U. + I. Koester, M. Struss, H. Siebrecht, I. Hasselwander, J. Dietrich, E. Niens, G. Schlitt, J. Freund, C. Siegert, N. Haufe, H. Scholz, G. Wittenberg, B. + P. Kolberg, I. Mbow, I. Mueller, F. + K.-H. Krause, R. Woelfert, M. Leuckhardt, C. Kahle, W. Riek, G. + G. Koester, J. + G. Kluss, K. Mathias, E.-M. Tykwer, E. Buechsel, M. Wolny, U. + M. Broetz, R. Rogall-Adam, Ramin GmbH, R. Horns, E. von der Heide, M. Singelmann, U. Schaper-Makulik, H. Eggers, P. Halm, W. Haarmann, M. Dessauer, C. Wirsching, U. Beyse, L. Schuette, C. Schmuecker, A. Siestrup, H. Bielesch, D. + G. Wrogemann, M. + F. Rullmann, I. Mueller, J. + M. Seitz, S. Pandtle, G. Bettels, D. Harks, I. Kempe, T. + C. Hanschke, W. Holze, R. Stachowski, A. Beneke, E. G. Mahrenholz, H. Fritz, I. + D. Hellmann, K. Beck, E. + U. Knust, H. Oelschlaeger, E. + G. Frantz, R. Stamm, W. Friedrich, S. Brenner, U. Wehking, E. Schmidt, R. Stoebener, A. Priesner, E. Osieka, W. Brinn, E. Wente, K.-D. Wiedenroth, R. + Dr. H. Jauer, D. Jirmann, B. Heizmann, E. + K. Taudien, H.-D. Roch, G. Below, R. Lichtenberg, J. Buettner, G. + R. Grabowsky, K. Schiller, R. Schwerin, H. Storck, I. Reps, U. + W. Ocker, M. Humpe, E. Wiesner-Friedrichsen, N. Sandermann, H. + I. Hesch, B. Ledvinka, P. Lehmann, S. Gilster, C. Ellersiek, H. Dorka, R. Brede, H. Grundmann, M. Hederich, L. Boeswetter, A. Cwienk, H. Pape, F. Roehlmann, B. + P. Kolberg, D. Reissner, D. Aschenbrenner, J. Buettner, H. Berlich-Schaefer, A. Reher-Walter, K. Leder, W. Rott, K. Steckmann, M. Knitter, S. Pust, M. Kleene-Sauer, E. + M. Buder, K. Singer, E. Schwarz, F. + I. Tegtmeyer, D. Jordan, M. + L. Knust, K. Faul, H.-K. + M. Schoenhagen, I. + J. Duden, A. Wegener, R. Koehler-Oeztanil, K. Rollier, W. Richter, I. Busse, H. Zacher, R. Meyer-Schatz, R. Drenkhahn, F.-W. Schucht, R. Genz, H. Roettger, M. Fischer, H. Christiansen, I. + K. Meder, W. Schrader, H. + J. Lyda, H. Renners, M. Bartscher, G. Noack, A. Brakel, J. Engelen, T. Wiesenberg, G. Bartscher, T.F. Wienker, H.-J. Meyer, C. Jungbluth, B. Nienhaus, G. + G. Buschmann, E. + M. Schwanke, B. Diedicke, W. Wilde, K. Uter, G. Requa, H. Scholz, G. Osswald, F. Berents, V. + Dr.R. Santoni, R. Begemann, H.-H. Schaefer, S. + L. Breidert, Busch GmbH, U. Riskowski, H. Triphan-Brockmann, H.-H. Schroeder, U.K.M.A. Franz, H. Schorling, U. Schimpf, W. Blanke, G. Kaufhold, R. Schrader, H. Hoppe, B. Wachtel, D. Wagenknecht, K. Grueneklee, H. + H. Zeun, G. Kamke, R. + J. Bischkopf, E. + D. Becker, E. + W. Wirtz, V. Groben, W. Prochnow, U. Frevert, Bitte kaufen Sie Asphalt nur bei Ver­käuferInnen I. + K.-H. Voiges, D. Jaeger-Gatz, H. Hermann, K. Bronn, J. Wehnke, mit gültigem Aus­weis! S. Borcherding, E. Braeuer, U. Seiler, J. Heise, H. Rath, I. Beiderwellen, M. Kehrbach, B. Charles, H. Dralle, R. + S. Heiligmann, R. Binder sowie Zurzeit gültige Ausweisfarbe (Region Hannover): Pink allen anonymen Spendern und allen Asphalt-Patinnen und -Paten.

Verkäuferausweise


Silbenrätsel Asphalt 09/2015 31

Silbenrätsel Aus den nachfolgenden Silben sind 18 Wör­ ter zu bilden, deren erste und sechste Buch­ 17. israelitischer Stamm staben – jeweils von oben nach unten gele­ sen – einen Spruch ergeben: 18. Teufel ad – as – bas – bel – brauch – chi – co – dae – den – di – di – efen – el – er – fel – fer – fried – head – in – lass – le – le – lent – li – line – mon – mus – nach – neu – no – ori – pin – rat – rekt – rhein – rup – sin – ta – ten – ten – tum – vent – vi – weih – wil

1. Fest zur Erinnerung an die Geburt Christi 2. Parlament im Karneval 3. Stadt in Baden 4. künstlich angelegtes Wasserbecken 5. Früher: türkischer Ehrentitel 6. Strom im nördlichen Südamerika

Das Silbenrätsel schrieb für Sie Ursula Gensch. Die Lösung (ggf. mit Angabe Ihres Wunschgewinnes) bitte an: Asphalt-Magazin, Hallerstrasse 3 (Hofgebäude), 30161 Hannover; Fax: 0511 – 30 12 69-15. E-Mail: gewinne@asphalt-magazin.de. Bitte vergessen Sie Ihren Absender nicht! Einsendeschluss: 30. September 2015. Unter den Einsendern der richtigen Lösung verlosen wir viermal »Die schönsten Wochenendtrips«. 52 Kurzreiseziele werden hier vorgestellt, Klassiker und Geheimtipps, Städte und Regionen: von Paris über Lon­

don bis nach St. Petersburg, vom Genfer See bis nach Südtirol oder in die Provence. Sehenswürdigkeiten, charmante Hotels, außergewöhnliche Lokale sowie Informati­ onen zur Anreise und besten Reisezeit. Inspirationen für Ihren nächsten Kurztrip. Ebenfalls viermal verlosen wir das Buch »Was macht ihr mit meinen Daten? – Malte Spitz im Selbstversuch«. Während alle Welt über Datenschutz diskutiert, fragt Medien­ poltiker Malte Spitz zum Beispiel: Wer erfährt eigentlich, was ich im Internet mache? Und wieso verkauft das Einwohner­ meldeamt meine Adresse? Die Antworten sind beunruhigend. Nicht zuletzt deshalb empfehlenswert! Dreimal haben wir den Krimi »Anstich« für Sie – es gibt ja auch drei Tote auf dem Okto­ berfest, deren Ableben Kommissar Pascha untersuchen soll. Zwischen Bierfässern, Touristen und Schaustellern ermittelt der münchener Türke mit seiner untrüglichen Spürnase. Autor Su Turhan, selbst türkisch­ stämmig, lässt auch in seinem vierten Fall den grantigen Kommissar mit dem sentimentalen Herzen zwischen den kulturellen Wel­ ten wandeln. Die Lösung des August-Rätsels lautete: Glück ist die Fähigkeit zum Verzicht.

8. Zeit vor dem Fest aus Nr. 1 9. Stilfigur, Wortspiel 10. Englisch: Schlagzeile 11. Begabung 12. Edikt 13. Kreisstadt in Brandenburg 14. männlicher Vorname 15. mittelbar, auf Umwegen 16. Insekt

Greser & Lenz

7. traditionelle Feste


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