2017 06 Asphalt

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2,20 EUR davon 1,10 EUR Verkäuferanteil

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REIFEZEIT SCHWIERIGE JAHRE Schule, Stress und Selfies in der Pubertät.

STÄNDIGE BEGLEITER Mit Stimmen im Kopf leben lernen.

ALTE LIEBE

96-Fanbeauftragte über Ultras und Aufstieg.


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Notizblock

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Angespitzt

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Der Stundenplan

Oberstufenschüler eines Projektgymnasiums in NRW dürfen selbst entscheiden, ob sie zur ersten oder zur zweiten Stunde erscheinen. Ein Modell auch für Niedersachsen?

11 Wer war eigentlich…? 12 Pubertät

Zickige Mädchen, bockige Jungs, nervige Eltern – die Zeit der Pubertät läuft in den meisten Familien nicht ohne Spannungen ab. Es geht aber auch leichter.

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Innere Stimmen

Nur Betroffene können die Stimmen hören. In Selbsthilfegruppen lernen Stimmen­hörer, mit ihren ständigen Begleitern im Kopf umzugehen.

19 Die Mittler

Die Fanbeauftragten von Hannover 96 im Interview über Ultras, Liebe, Gewalt und Lieblingsspieler der Fanszene beim Aufsteiger.

22 Aus der Szene 23 Das muss mal gesagt werden 24 Aus dem Leben

von Asphalt-Verkäufer Jürgen.

26 Zukunftstag bei Asphalt

Acht Mädchen und ein Junge waren bei Asphalt zu Gast. Wie geht das mit den Interviews, den Nachrichten, den Fotos? Ein Bericht aus ersten Händen.

30 Rund um Asphalt 33 Zoo-Rätsel 34 Buchtipps 35 Juni-Tipps 38 Impressum/Ihr Engagement

Titelfoto: pheebs/photocase.de

39 Silbenrätsel

Das Asphalt-Prinzip

Asphalt-Verkäuferinnen und -Verkäufer sind Menschen mit brüchigen Biographien. Irgendwann sind sie in ihrem Leben durch schwere Schicksale, Krankheiten oder traumatische Erlebnisse aus der Bahn geworfen worden. Heute versuchen sie, durch den Verkauf des Asphalt-Magazins ihrem Leben wieder Struktur und Sinn zu verleihen. Viele sind oder waren wohnungslos, alle sind von Armut betroffen. Sie kaufen das Asphalt-Magazin für 1,10 Euro und verkaufen es für 2,20 Euro. Asphalt ist eine gemeinnützige Hilfe-zur-Selbsthilfe-Einrichtung und erhält keinerlei regelmäßige staatliche oder kirchliche Zuwendung.


was für ein Chaos! In den Gefühlen. Von Mädchen und Jungen in der Pubertät. Sie stehen am Abgrund, gleichzeitig gehört ihnen die Welt, ihre Sehnsucht nach Freiheit ist riesig, ihre Angst genauso. Sie werden von Selbstzweifeln zerfressen, hun­ gern nach Glück und kritisieren gnadenlos. Weil Jugendliche zwischen 11 und 18 ebenso wunderbar wie schwierig sind, widmen wir ihnen unser Titelthema. Was genau sich in der Pubertät abspielt, ist noch nicht endgültig erforscht, aber fest steht schon: Das Gehirn baut sich um. Aus staunenden Kindern werden schnelle Denker. Die Fähigkeit, große Gefühle zu empfinden, wächst – und möchte erfüllt wer­ den. Deshalb die Suche nach Glück, nach Rausch, manchmal sogar nach einem gefährlichen Kick. Viel später erst entwickelt sich die sogenannte Impulskontrolle. Also die Möglichkeit, Konsequenzen der eigenen Handlungen vorauszusehen. Die so gar nicht logisch aufgebaute Reifung der jungen Persönlich­ keiten führt oft zu heftigen Konflikten. Da steht die Mutter fas­ sungslos vor der zugeknallten Zimmertür der Tochter, da schei­ tert der Vater am schweigenden Sohn, da verzweifeln Eltern an ihren Kindern, die sie offenbar gar nicht mehr brauchen. Dabei geht es den Jugendlichen nicht unbedingt gut. Denn noch etwas entsteht ausgerechnet jetzt in ihrem Gehirn: die Fähigkeit, sich mit den Augen anderer zu sehen. Ein notwen­ diges Gespür, um nicht ausschließlich um sich zu kreisen, son­ dern sich in Bezug auf andere wahrzunehmen. Ein soziales Gefühl. In der Pubertät macht es aber erstmal einsam. Da ist nur die Empfindung, alle sind besser als ich. Schöner, erfolgrei­ cher. Selbstwertgefühl, das durch beglückende Erlebnisse und Krisenbewältigung wachsen kann, ist kaum vorhanden. Na, liebe Eltern und Großeltern, manch pubertärer Phase sind auch Sie nicht wirklich entwachsen? Gut so, jedenfalls dann, wenn Sie sich das Privileg der Jugendlichen erhalten haben – kritisch zu sein und Grenzen für überwindbar zu halten. Die Jugendlichen müssen sich von den elterlichen Lebensentwürfen befreien. Auch wenn das allen Beteiligten weh tut. Sie haben das Recht auf ein eigenes Leben. Dafür brau­ chen sie Sie nicht als »beste Freunde«. Die suchen sie sich schon selber. Sie brauchen das Gefühl, meine Mutter, mein Vater steht hinter mir. Auf die kann ich mich verlassen. Herzlich Ihre

Hanna Legatis · Mitherausgeberin von Asphalt

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Liebe Leserinnen, liebe Leser,

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Foto: Peter Steffen/dpa

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Stromtrasse im Zwielicht Peine. Mit Fackeln und Lichtern haben Bauern im Osten Niedersachsen gegen den so genannten Süd­ link protestiert. Auf einer Strecke von 350 Kilome­ tern entlang der geplanten Trasse der unterirdi­ schen Stromleitung nach Süddeutschland. Rund 1.000 betroffene Bauernfamilien haben sich bisher zum Protest zusammengeschlossen. Die Trasse der bereits seit langem umstrittenen Starkstromleitung von der Nordsee über die Lüneburger Heide am Harz vorbei nach Süden verängstigt die Anlieger. Die Wärme, die die Erdkabel ausstrahlten, könnte künftige Ernten beeinträchtigen. Wie stark sich der Boden durch die Hochspannungsleitung erwärmt, und welche Folgen das für die Landwirtschaft hat, gilt als wissenschaftlich umstritten. Zunächst war die Leitung aus den Windkraftanlagen der Nord­ see sogar oberirdisch geplant. Nach heftigen Pro­ testen soll sie nun in der Erde unsichtbar werden. Doch dies könnte Auswirklungen auf die Nutzbar­ keit der umliegenden Flächen haben. Wenn nicht garantiert werde, dass die Flächen weiterhin ohne Einschränkung landwirtschaftlich genutzt werden können, müsse das Land den Bauern Entschädigun­ gen zahlen, so die Protestler. 2021 soll mit dem Bau der Trasse begonnen werden. MAC

Gülle doch nah am Wasser Hannover. Erfolg für Niedersachsens Güllebauern: Anders als geplant soll in Niedersachsen künftig nur noch ein schmaler Sicherheitsstreifen zu Was­ serläufen und Gräben ungespritzt bleiben. Umwelt­ minister Stefan Wenzel wollte zum Schutz von Grundwasser und Oberflächengewässern künftig beidseitig einen Streifen von fünf Metern ungedüngt lassen. Dagegen gab es massive Proteste von Bau­ ernverbänden und Opposition im Landtag. Unter Verweis auf angeblich massive Ernte- und damit Finanzeinbußen. Der Protest hat die SPD in der Koalition offenbar beeindruckt: Nun soll die Gülle bis zu einem Meter an Gewässer herandürfen. Der landwirtschaftspolitische Sprecher der FDP, Hermann Gruppe, erfreut: »Endlich erkennen einige Teile der Landesregierung an, dass es beim Thema Düngung keiner niedersächsischen Son­ derwege bedarf.« Der stellvertretende Vorsitzende des Naturschutzverbandes BUND, Tilman Uhlen­ haut, enttäuscht: »Das reicht bei weitem nicht aus, um Nährstoffeinträge in Flüsse und Bäche zu ver­ hindern.« Zuletzt hatte Greenpeace eine Studie ver­öffentlicht, nach der die Gülle der niedersächsi­ schen Viehwirtschaft antibiotikaresistente Keime aufwies, die letztlich tödlich für den Menschen sein können. MAC

DGB warnt vor Rentnerarmut Hannover. Jeder sechste Rentner in Niedersachsen ist arm. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie, die der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) Nieder­ sachsen vorgelegt hat. »Wenn nicht konsequent und zügig umgesteuert wird, bekommt die Mehrheit der zukünftigen Ruheständler ein massives Problem«, sagt DGB-Chef Hartmut Tölle. »Der Trend ist kata­ strophal: Menschen müssen länger arbeiten und haben trotzdem geringere Renten.« Mehr als Drei­ viertel aller Frauen und gut ein Drittel der Männer, die 2015 in Niedersachsen in Altersrente gingen, erhalten Bezüge unterhalb von 900 Euro. Im Jahr 2015 waren insgesamt 17,2 Prozent aller Rentner von Armut bedroht, zehn Jahre zuvor lag diese Quote noch bei 11,6 Prozent. 41,7 Prozent der Beschäftig­ ten in Niedersachsen haben aktuell atypische Jobs wie Leiharbeit, Teilzeit und Minijobs. MAC


Hannover. Gettobildung von Migranten in niedersächsischen Städten verhindern: Das fordert die CDU-Fraktion von der Landesregierung und hat einen entsprechenden Antrag im Landtag auf den Weg gebracht. Danach soll künftig die freie Wohnortwahl von anerkannten Asylbewer­ bern über Auflagen gesteuert werden. Bisher lehnt die Landesregierung solch regulierende Eingriffe in die Freizügigkeit ab. Vor dem Hintergrund des jüngsten Hilferufs des Oberbürgermeisters von Salzgitter, wo sich mittlerweile über 5.000 Flüchtlinge niedergelassen haben, sagt Ange­ lika Jahns, innenpolitische Sprecherin der CDU-Fraktion: »Durch unge­ steuerten Zuzug nach Salzgitter, Wilhelmshaven und Delmenhorst dro­ hen dort regelrechte Parallelgesellschaften. Das Land dürfe »die Städte bei der Bewältigung dieses Problems nicht alleine lassen«, so Jahns. Vor neun Monaten hatte die rotgrüne Landesregierung zugunsten der »Will­ kommenskultur« noch explizit auf die Anwendung von Steuerungsinstru­ menten verzichtet. Anfang Mai dann hatte der niedersächsische Städtetag mehr Regulierung gefordert. Sonst entstünden zu große Ungleichgewichte aufgrund steigender Kosten für die Grundsicherung, für Sozialarbeit, Schulen und Kitas. Der Antrag wird nun im Ausschuss beraten. Die SPD hat Entgegenkommen signalisiert. MAC

Ha nnover. A ngesichts wachsender rechtspopulistischer Umtriebe hat die Landeskirche Hannovers allen 1.200 Mitgliedsgemeinden Hilfen zur Positi­ onsbestimmung an die Hand gegeben. In dem Papier »Zum Umgang mit popu­ listischen Positionen« stellt sie klar: Men­ schen, »die durch menschenverachtende, ausgrenzende, rassistische, juden- oder islamfeindliche Äußerungen oder Aktivi­ täten« auffallen, könnten kaum Ämter in Gemeinden innehaben. Gleichwohl solle stets der Einzelfall geprüft, »eine Verur­ teilung oder Abgrenzung von Menschen, die mit solchen Inhalten sympathisie­ ren«, vermieden werden. Ängste soll­ ten ernstgenommen, jedoch klargestellt werden, dass, »solche Positionen kirch­ lichen Überzeugungen widersprechen«. Grundlage sei die »Gottesebenbildlich­ keit« aus der sich die Würde »für alle Menschen in gleicher Weise« ableite. Für Aufrufe zu Gewalt und Hassparolen gebe es in Kirche keinen Raum. MAC

15 Mio. Deutsche sind hörgeschädigt. Schon 30 bis 50 Dezibel beeinträchtigen die Konzentration, also Regen und Flüstern. Ab

85 Dezibel

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wird das Ohr langfristig geschädigt, also von

Straßenlärm. Auf 92 Dezibel sind durchschnittlich MP3-Player gedreht. 120 Dezibel schädigen bei einmaliger Belastung, also Trillerpfeifen und manche Spielzeugpistole. 1990 waren in Deutschland 30.000

Fahr­

zeuge zugelassen. 2010 41.000 und im Jahr

2017 45.000. 2005 gab es laut Statista in Deutschland in 14,7 % aller Haushalte mindestens einen MP3-Player. 2016 in 40,3 % aller Haushalte.

Beratung sofort nach Beitritt! Jetzt Mitglied werden! Kompetente Hilfe bei allen Fragen zum Mietrecht. Herrenstraße 14 · 30159 Hannover Telefon: 0511–12106-0 Internet: www.dmb-hannover.de E-Mail: info@dmb-hannover.de Außenstellen: Nienburg, Hoya, Celle, Neustadt, Springe und Obernkirchen.

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Kirche gegen rechts

ZAHLENSPIEGEL »LÄRM IM OHR«

Siedeln unter Auflagen

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ANGESPITZT

Polizeiruf 110, Hannovers Partnerstadt Leipzig, Südvorstadt, Notfalleinsatz Mitte Mai wegen großer Menschenansammlung und Behinderung des Straßenverkehrs: Geschätzte 450 Personen vorgefunden. Politische Ausrichtung: unklar. Vermummung: überwiegend nicht gegeben, einige tragen Kopf­bedeckungen. Gewaltbereitschaft: schwer einzuschätzen, die meisten haben ein wütendes Funkeln in den Augen. Waffen: augenscheinlich nicht auszumachen. Verdächtig: viele kleine Flaschen im Umlauf, aus Glas oder Plastik. Auffällig: große Anzahl von sehr jungen Bürgern anwesend (im Lebensalter von unter drei Jahren). Terrorgefahr: nicht gänzlich auszuschließen.

Polizeiliche Maßnahme: Räumung der Fahrbahn, Umleiten der Menschen auf den Bürgersteig, Bitte um Auflösung der Versammlung. Kooperationsbereitschaft: teilweise vorhanden. Erklärung der Johanniter-Unfall-Hilfe: »Da haben wir wohl einen Fehler gemacht, indem wir einfach die Türen öffneten.« Erklärung Leipziger Bürgermeister Thomas Fabian: »Das ist nun mal ein Wettlauf: Kinder werden schneller geboren als Kitas gebaut!« Frustration, Ratlosigkeit, Existenzangst und Verzweiflung der in der

»EINSATZ«

Schlange vor dem neuen Kreativkindergarten Tillj stehenden Eltern: eklatant. Situation in Niedersachsen: 31.101 Kinder haben keinen Krippenplatz, obwohl die Eltern sich einen wünschen. Jeanette Kießling


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Foto: Monkey Business/Fotolia.com

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DER STUNDENPLAN Ein Gymnasium in Nordrhein-Westfalen wagt ein einzigartiges Experiment: Oberstufenschüler dürfen selbst entscheiden, ob sie zur ersten oder zur zweiten Stunde erscheinen. Ein Modell auch für Niedersachsen? Am Gymnasium Alsdorf wird der Traum eines jeden Schülers wahr: Endlich mal ausschlafen! Oder zumindest länger schla­ fen. Die Schule in der Nähe von Aachen lässt ihre Oberstufen­ schüler selbst entscheiden, ob sie zur ersten Stunde (8.00 Uhr) oder zur zweiten Stunde (8.55 Uhr) erscheinen. Wenn die Jugendlichen ihrem eigenen Schlafrhythmus folgen, lernen sie entspannter, gesünder und konzentrierter – so zumindest die Hoffnung der Schulleitung.

Das Modell ähnelt der Gleitzeit, wie sie bereits in vielen Unter­ nehmen praktiziert wird. Die Schülerinnen und Schüler müs­ sen ein bestimmtes Kontingent an Stunden auf ihrem Zeit­ konto haben. Wann sie diese absolvieren, ist ihre Sache. Wer morgens länger schläft, kann die Zeit zum Beispiel am Ende des regulären Unterrichts dranhängen. Oder Freistunden nut­ zen, die sich tagsüber im Stundenplan auftun. Eine Stechuhr oder elektronische Zeiterfassung wie in der freien Wirtschaft


Fotos: Steve Przybilla

Diese Schülerinnen sind schon um acht Uhr erschienen, um für eine Klausur zu lernen.

gibt’s allerdings nicht: Die Schüler nutzen ein klassisches Die bundesweit einmalige Gleitzeit existiert seit Februar 2016. Ein voller Erfolg sei das Projekt, berich­ Papierheft, in dem die Stunden per Stempel erfasst werden. Damit das Modell funktioniert, hat die Schule schon vor tet der Schulleiter. 80 Prozent der Oberstufenschüler längerer Zeit einige grundsätzliche Dinge umgestellt. So gibt kämen erst zur zweiten Stunde. »Natürlich haben sie es in der ersten Stunde keinen regulären Unterricht mehr. Die deswegen jetzt nicht in jedem Fach eine Eins«, sagt Zeit von acht Uhr bis 8.55 Uhr ist stattdessen eine sogenannte Bock. »Aber das Lernen ist entspannter. Die Schüler Dalton-Stunde. In dieser Zeit ist zwar stets ein Lehrer anwe­ kommen ausgeschlafen in den Unterricht.« Das gelte send, die Schüler arbeiten aber selbstständig. Sie können übrigens auch für die Lehrer. Bevor er die Gleitzeit Unterrichtsstoff vor- oder nachbereiten oder Hausaufgaben einführte, fuhr Bock mit zahlreichen Kollegen nach machen. Das Konzept geht auf die amerikanische Pädago­ Amsterdam, wo das Modell schon länger praktiziert gin Helen Parkhurst zurück, die das selbstbestimmte Lernen wird. »Mir war es wichtig, dass alle an Bord sind«, Anfang des 20. Jahrhunderts in der Stadt Dalton ausprobierte. sagt Bock. »Solche Veränderungen kann man nicht Dass eine solche Idee im behäbigen deutschen Schulsystem gegen den Widerstand im Kollegium durchziehen.« Zumal die Gleitzeit mehr darstellt als ein umgesetzt wird, gleicht einer kleinen pädagogischen Revo­ Kuschelprogramm für verwöhnte Kinder. Seit Jah­ lution. Der Mann, der die Revolution anführt, heißt Wilfried Bock. ren plädieren Wissenschaftler für einen späteren Der 61-jährige Schulleiter hat Spaß an neuen Projekten. Immer Schulstart, gerade für Oberstufenschüler. Wenn nur die Bedenken voranstellen, wenn es um Reformen geht – Jugendliche in die Pubertät kommen, schütten sie das ist nicht seine Sache. »Wir sind keine komischen Vögel, son­ das Schlaf hormon Melatonin später aus als ihre dern eine ganz normale Schule«, betont der Pädagoge. Statt viel jüngeren Mitschüler. Je älter sie werden, desto Geld für Smartboards oder Beamer auszugeben, setzt er auf später beginnt ihre Tiefschlafphase. Der Chrono­ einfache, aber effektive Veränderungen. Zum Beispiel das Dal­ biologe Till Roenneberg von der LMU München ton-Modell. Vor 13 Jahren hat die Schule auf selbstständiges beschäftigt sich seit Langem mit diesem Phänomen. Lernen umgestellt. Sogar Lernvideos, wie sie an Universitäten Er hat das Gymnasium Alsdorf in seine Forschung aufgenommen. üblich sind, drehen die Lehrer für ihre Schüler selbst.


Über hundert Schülerinnen und Schüler wurden mithilfe spezieller Uhren und Schlaf-Tagebüchern vor und nach Einfüh­ rung der Gleitzeit auf ihre Schlafphasen hin untersucht. Wäh­ rend die Schulleitung in Alsdorf bereits erste positive Schlüsse zieht, gibt sich Roenneberg zurückhaltender. Die Messungen würden derzeit noch ausgewertet und mit denen des Vorjah­ res verglichen, heißt es aus dem Institut. Mit Ergebnissen sei frühestens im Jahr 2018 zu rechnen. Die Schüler in Alsdorf gehen ganz unterschiedlich mit ihrer neu gewonnen Freiheit um. Zoey Spix (17) ist bereits um acht Uhr in die Schule gekommen, um mit ihren Freundinnen Deutsch zu büffeln. Kafkas »Der Prozess« liegt auf dem Tisch; später am Vormittag steht eine Klausur an. »Ich finde die Gleit­ zeit gut«, sagt Zoey. »Man bekommt nicht gleich die volle Dröh­ nung am Morgen.« Meist komme sie zwei Mal pro Woche spä­ ter, erzählt die Schülerin. »Manchmal klingelt mein Wecker auch schon früher, und ich bleibe einfach noch eine halbe Stunde liegen. Diese Freiheit ist echt was wert.« Eine ganze Stunde länger schlafen kann sie trotzdem nicht: »Der Bus kommt nur alle halbe Stunde. Deshalb kann ich die Zeit nicht ganz ausnutzen.« Robin Wiemer hat dieses Problem nicht. »Ich gehe immer zu Fuß, weil ich direkt um die Ecke wohne«, sagt der 16-Jäh­ rige. Wann immer es möglich ist, versucht er erst zur zweiten Stunde zu kommen. Organisatorisch sei das nicht kompliziert, beteuert der Schüler. »Ich schaue jeden Tag in meinen Planer, wie viele Stunden ich benötige. Nach zwei, drei Wochen hat man das raus.« Auch Thanh Dat Pham (17) findet die Gleitzeit gut. Er nutzt die Dalton-Stunde, um für eine Philosophie-Klau­ sur zu lernen. »Früher saß man in den Freistunden nur sinnlos herum«, sagt der Schüler. »Heute kann man in der Zeit etwas Sinnvolles machen.« Wobei er auch Freunde habe, deren Uhr genau andersherum ticke: »Das sind Frühaufsteher, die gerne schon um acht Uhr in der Schule aufschlagen.« Aber genau darum gehe es ja – um die eigenen Bedürfnisse. Doch wenn alles so gut läuft, warum haben nicht längst andere Schulen das Gleitzeit-Modell übernommen? Immer­ hin zeigt sich NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) durchaus offen für Experimente. Bei einem Besuch in Alsdorf lobte sie das Gymnasium als »Vorreiter für flexibles Lernen«. Auf Nachfrage reagiert das Schulministerium jedoch verhal­ ten. So beginne der Unterricht in NRW grundsätzlich zwi­ schen 7.30 Uhr und 8.30 Uhr. »Diese Regelung lässt den Schu­ len und Schulträgern bereits einen Gestaltungsspielraum, um vor Ort den konkreten Unterrichtsbeginn festzulegen«, heißt es aus dem Ministerium. Eine flächendeckende Einführung der Gleitzeit sei nicht geplant, da immer auch die Arbeitszeiten der Eltern berücksichtigt werden müssten. Weit kritischer äußert sich die Opposition im Landtag. »Die Individualisierung der Lernzeit reduziert Schule zu einem

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Einladung zur ordentlichen Generalversammlung am 13. Juni 2017, 17 Uhr Tagungshaus St. Clemens Platz an der Basilika 3, 30169 Hannover

Tagesordnung 1. Begrüßung und Feststellung der Beschlussfähigkeit 2. Ernennung von Funktionsträgern für den Lauf der Mitgliederversammlung (Schrift führer/in, Stimmzähler/in). 3. Vorlage des Jahresabschlusses 2016 – Lagebericht und Bericht des Vorstandes über das Geschäftsjahr 2016 – Bericht des Aufsichtsrates Beschlussfassung über die Feststellung des Jahresabschlusses 2016 4. Beschlussvorlage zur Verwendung des Jahresüberschusses (§ 35 Satzung) Beschlussfassung über die Verwendung des Jahresüberschusses 5. Bericht über das Ergebnis der gesetzlichen Prüfung, Stellungnahme des Aufsichtsrates Beschlussfassung über die Veröffent­ lichung des Prüfungsergebnisses 6. Beschlussfassung über die Entlastung des Vorstandes Beschlussfassung über die Entlastung des Aufsichtsrates 7. fairKauf Jubiläum 8. Neuwahl bzw. Wiederwahl von Aufsichtsratsmitgliedern (§ 19 Satzung)

fairKauf eG Osterstraße 3, 30159 Hannover Telefon: 0511 357659­0 www.fairkauf­hannover.de

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Der Schüler Thanh Dat Pham schläft gerne länger.

Ort, an dem […] jeder Schü­ Selbst Schulleiter Bock räumt ein, dass noch nicht ler für sich mit dem Lernstoff alles perfekt läuft. Zum Beispiel beim Nahverkehr, beschäftigt ist«, sagt CDU-Bil­ der zur zweiten Stunde nicht mehr so oft fährt wie dungssprecherin Petra Vogt. zur ersten. »Man ändert eher die zehn Gebote als »Das ist aus pädagogischen einen Busfahrplan«, sagt er enttäuscht. Ähnlich Gründen nicht sinnvoll.« Die sehen es viele Akteure in Niedersachsen. Eberhard FDP zeigt sich aufgeschlos­ Braun, Landesvorsitzender der GEW, hält einen fle­ sen gegenüber »finanzieller xiblen Unterrichtsstart für illusorisch. »Das geht und pädagogischer Autono­ vielleicht in einer Großstadt, aber im ländlichen mie«, betont aber zugleich: Raum ist das fahrtechnisch einfach nicht mach­ »Das Alsdorfer Gleitzeitunter­ bar«, so Braun. Sinnvoller sei es, ein gemeinsames richt-Modell kann als Beispiel Frühstück in der Schule anzubieten. »Das wird im dienen, ist aber aufgrund der Rahmen des Ganztagsbetriebs mancherorts schon speziellen Schulorganisation praktiziert.« nicht ohne Weiteres übertrag­ Das niedersächsische Kultusministerium erteilt bar.« Gleitzeit-Experimenten sogar eine komplette Auch die Lehrer-Gewerk­ Absage. Laut einem Runderlass der Behörde solle schaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) kann der Unterricht nicht früher als 7.30 Uhr beginnen, sich mit der Idee nicht so recht anfreunden. Zum heißt es aus dem Ministerium. »Weitere Änderun­ einen kollidiere sie gerade bei jüngeren Schülern gen sind nicht geplant.« mit der Situation der Eltern. Zum anderen müssten Auch Schulleiter Bock kennt die Kritik an seinem junge Menschen in der Lehre ebenfalls mit frühen Experiment. Doch trotz aller Skepsis kann er sich Arbeitszeiten klarkommen. Der nordrhein-westfä­ in seiner Arbeit bestätigt fühlen. Das Gymnasium lische Philologen-Verband, in dem sich Gymnasi­ wurde für seine innovative Pädagogik bereits 2013 allehrer organisieren, sieht es ähnlich. »Ich würde mit dem Deutschen Schulpreis ausgezeichnet. Jedes große Zurückhaltung üben, wenn das Modell auf Jahr strömen über 600 Besucher nach Alsdorf, um andere Schulen übertragen werden soll«, warnt sich das Konzept aus der Nähe anzuschauen – und Peter Silbernagel, der Vorsitzende der Gewerkschaft. das, obwohl die Schule wegen mangelnder Schüler­ Der Aufwand sei je nach Größe der Schule unver­ zahlen schon einmal kurz vor der Schließung stand. hältnismäßig hoch, zumal man erst das Ergebnis Die Dalton-Stunden und die Gleitzeit haben den der wissenschaftlichen Untersuchung abwarten Trend umgekehrt, ist sich Bock sicher. »Eine Schule müsse. »Auch im späteren Berufsleben gibt es ein funktioniert im Grunde wie ein Unternehmen«, sagt Korsett, an das sich die Menschen anpassen müs­ der Schulleiter. »Man muss das anbieten, was die sen«, so Silbernagel. »Von der Pädagogik her ist eine Leute wollen.« Gleitzeit also nicht unbedingt sinnvoll.« Steve Przybilla

Studien sehen Langschläfer benachteiligt Langschläfer sind im Schul- und Universitätsbetrieb weltweit deutlich benachteiligt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Vergleichsstudie der Universität Bologna und der Pädagogischen Hochschule Heidelberg aus dem Jahr 2015. Die Wissenschaftler analysierten dafür 31 Studien mit 27.309 Probanden. Dabei zeigte sich, dass Frühaufsteher durchweg bessere akademische Leistungen erbringen als Langschläfer. Chronobiologen unterteilen Menschen in »Eulen« und »Lerchen«. Als Eulen (Abendtypen) werden Menschen bezeichnet, die ihre höchste Leistungsfähigkeit gegen Nachmittag oder Abend erreichen. Im Gegensatz dazu kommen die »Lerchen« (Frühaufsteher) morgens problemlos aus dem Bett und erreichen schnell ihr Leistungshoch. Weltweit ist der schulische und akademische Betrieb vor allem auf die Bedürfnisse von Lerchen ausgerichtet, worunter vor allem Jugendliche leiden. »Die Abendtypen sind genauso intelligent wie Frühaufsteher, sie müssen ihre Leistung lediglich zur ›falschen‹ Uhrzeit abrufen«, sagte Studienleiter Christoph Randler bei der Vorstellung der Ergebnisse. In der Altersgruppe zwischen 12 und 20 Jahren befinden sich demnach besonders viele Eulen. Das Fazit der Wissenschaftler: Ab Klasse sieben sollte die Schule später beginnen, am besten um 9 Uhr.


… WALDEMAR BONSELS?

Foto: Wikimedia Commons

begabten Schriftsteller, extrem f leißig und wandlungsfähig, der »Maaaaajaa! Maaaaajaa!« Mit dem seinen Stil an eine erhoffte Leser­ aufgeregt-ängstlich näselnden Willi schaft anpassen konnte. Er war ein und seiner Freundin, der Biene Maja, Prahlhans, aber kein Dandy, denn sind Millionen Menschen in der gan­ Bonsels war ein fleißiger Autor. Ein zen Welt aufgewachsen, die TV-Serie Egoist, auch im Privaten, der sich aus den 1970er Jahren wird bis heute um Ehefrauen, Geliebte und Kin­ ausgestrahlt. Der Autor, der die Buch­ der nicht sonderlich nachhaltig vorlage »Biene Maja und ihre Aben­ kümmerte. Er war beliebt, beson­ teuer« im Jahr 1912 veröffentlichte, ist ders im Bürgertum. Ein stilbilden­ dagegen kaum bekannt. der Autor war er nicht. Und den Waldemar Bonsels wurde 1880 im eitlen Schriftsteller hat es sicher holsteinischen Ahrensburg geboren. arg gekränkt, als er etwa von Kurt Der Vater, ein Apotheker, führte die Tucholsky für seine »Trostliteratur« Familie in Bonsels ersten Lebensjah­ verspottet wurde. ren zunächst nach Berlin, dann nach Dann kam die Zeit des Natio­ Kiel, Lübeck und schließlich Bielefeld. nalsozialismus. Kurz nach Hitlers Bonsels machte eine Ausbildung zum Wahl zum Reichskanzler im Januar kaufmännischen Angestellten und 1933 nannte Bonsels in einem Zei­ verkaufte als Reisender Kunstpost­ tungsartikel das Judentum als karten, gab sich als Vagabund und Gefahr für Deutschland, der jüdi­ Frauenheld. Der Erfolg kam mit der Biene Maja. In seinem Buch zeigt sche Einf luss müsse eingedämmt werden. In dem Vorwort Bonsels die Entwicklung Majas von der Anarchistin zu einem zum Roman »Der Grieche Dositos« lobte er Hitler: »Der gewal­ staatsbewussten Individuum, »vom Abenteurer zum Bürger«, tige und gewaltsame Anstoß« Hitlers erschüttere »alles, was in wie es der Autor Bernhard Viel nennt, der eine Biographie über der christlichen Kirche am Judentum krankt«. Der Roman erschien 1942, als die Judenverfolgung längst Alltag in Deutsch­ Bonsels schrieb. Waldemar Bonsels war ein Anhänger des Kaiserreichs, das land war. Bonsels sei dennoch kein glühender Nazi-Anhänger er stützten wollte. »Er war ein Popstar seiner Zeit«, so Viel. gewesen, behauptet sein Biograf, eher »ein glühender Anhän­ ger seiner selbst und seines Erfolgs«. Ohne sein bekanntestes Werk wäre Ein Opportunist, den man aber doch Bonsels heute aber wohl weitge­ Der Biene-Maja-Erfinder: auch Antisemit nennen muss. hend vergessen. Dabei gehörte er Nach dem Ende des Zweiten zu den erfolgreichsten Schriftstel­ ein Opportunist und Antisemit. Weltkrieges konnte Bonsels seine lern zu Beginn des 20. Jahrhunderts, Geschichte vor den US-Amerika­ und zu den umtriebigsten. Wal­ demar Bonsels reiste als junger Mann mit der Evangelischen nern umdeuten. Die baten ihn sogar um Einschätzungen Missionsgesellschaft Basel nach Indien. Mitten im Ersten Welt­ zur Demokratiefähigkeit der bayeri­s chen Bevölkerung. 1947 krieg machte er aus seinen Erfahrungen den Erbauungsro­ dann wurde er entlarvt und durfte einige Monate nicht publi­ man »Indienfahrt«, arbeite als Kriegsberichterstatter, bereiste zieren. Am 31. Juli 1952 starb Waldemar Bonsels in seinem Haus später Europa, Ägypten und Amerika und war als Verleger in am Starnberger See, seine Urne wurde im Garten bestattet. Die München tätig. Waldemar Bonsels war ein konservativ-nationaler Intellek­ Einfahrt zum Grundstück ziert ein Holztor, das der ungarische tueller, dessen Werdegang vom Wilhelminismus bis über den Vorbesitzer angefertigt hatte. Darauf steht: »Wenn du ein guter Nationalsozialismus hinausging. Will man Bonsels freund­ Mensch bist, so komm herein.« lich beschreiben, kann man ihn als Karrierist abtun, als einen Gerd Schild

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WER WAR EIGENTLICH …

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Foto: rodjulian/Fotolia.com

UNDER CONSTRUCTION Zickige Mädchen, bockige Jungs, nervige Eltern – die Zeit der Pubertät läuft in den meisten Familien nicht ohne Spannungen ab. Matthias Möller, Leiter der Erziehungsund Familienberatungsstellen der Region Hannover, weiß das. Er weiß aber auch, wie es leichter werden kann.


Haben Sie auch ein bisschen rebelliert? Ich entartete äußerlich etwas … Meine Haare wurden länger, und was da an Bart war, das wuchs irgendwie. Ich begann, mir meine Freunde selbst auszuwählen. Vorher war ich relativ behütet im Nachbarschaftsrahmen unterwegs, dann interessierten mich plötzlich auch andere: Typen, die Musik gemacht haben, zum Beispiel. Meine Eltern fanden die natürlich unmöglich – wie die aussahen, wie die rumliefen!

Hat sich die Pubertät als solche in den letzten Jahrzehnten verändert? Ich glaube nicht, dass es andere Konflikte gibt als früher. Es gibt aber eine große Veränderung: die neuen Medien. Die gab es früher nicht, und jetzt müssen alle gemeinsam lernen, damit umzugehen. Und zwar auch, welche Grenzen und Grenzübertritte das mit sich bringt. Vom Mobbing ange­fangen bis hin zu ständigen Vergleichen untereinander: Wer früher in den Spiegel schaute, macht heute ein Selfie und teilt es. Dabei geht es immer auch um die Frage: »Erfülle ich die Ansprüche?« Das ist unglaublich anstrengend, für Jungs und für Mädchen.

richtig losrappeln, können sich geistig und körperlich durchrütteln und mal den Puls hochfahren. Danach sind sie wieder bereit für den Unterricht und aufnahme­f ähiger.

Wann beginnt denn die eigentliche Phase der Pubertät? Die Pubertät hat sich in den letzten Jahrzehnten eindeutig nach vorne verlagert, das hängt auch mit der Ernährungsverbesserung zusammen und der damit einhergehenden körperlichen Veränderung. Heute fängt das tatsächlich schon mit zehn oder elf Jahren an – der körperliche Umbau, die hormonelle Veränderung. Früher nannte man das »Vor-Pubertät«. Das ist die Zeit, in der die Eltern beginnen sollten, ihren Kindern mehr Freiheiten zu gewähren, etwas lockerer zu lassen und das fest geknüpfte Band der Beziehung gegen ein Gummiband einzutauschen, das sich ausdehnen und wieder zusammenziehen kann und trotzdem Halt gibt.

Wer kommt bei Schwierigkeiten zu Ihnen in die Beratungsstellen? Die Eltern oder die Kinder? Hauptsächlich kommen die Eltern ohne das Kind zu einem Vorgespräch. Einfach, weil sie etwas stört, sie vielleicht eine spezielle Frage haben. Dann versuchen wir zu einem nächsten Gespräch auch die

Grundsätzlich gilt, dass Jungs eine schwierigere Entwicklung in der Kindheit und Pubertät haben und eher auffällig werden. Bei den Mädchen läuft das versteckter ab. Es besteht die Gefahr, dass Mädchen sich isolieren und zurückziehen. Bei denen richten sich Probleme oft nach innen, gegen sich selbst. Bei den Jungs geht es mehr nach außen: sie zeigen öfter auffälliges Verhalten, irgendetwas umtreten zum Beispiel. In der Pubertät steigt der Testosteronspiegel um das 800-fache, wo soll das hin? Eigentlich müssten die mal ein halbes Jahr pausieren und nicht in der Schule sitzen, sondern irgendetwas körperlich Aktives tun.

Foto: J. Kießling

Inwieweit ist die Pubertät von Mädchen und Jungen überhaupt unterschiedlich?

Interessante Idee: Eine Auszeit für Jugendliche? Warum nicht? Es gibt ja das Freiwillige Soziale Jahr, das setzt allerdings in dieser Hinsicht zu spät an. Es muss auch nicht ein ganzes Jahr sein, vielleicht ein halbes. Mal etwas anderes machen zwischendrin, sich anders erleben, so mit 13 oder 14 Jahren. Ich glaube, dass das eine gute Lernerfahrung wäre, die man in der Schule nicht erreicht. Es gibt schon Schulen, die neue Konzepte probieren, da können die Kinder mal so

Matthias Möller (62), Dipl. Sozialarbeiter und Dipl. Super­visor, hat 30 Jahre lang selbst Familien beraten. Jetzt ist er Leiter der Familien- und Erziehungsberatungsstellen der Region Hannover, die in 16 Städten und Gemeinden Beratung anbieten.

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Herr Möller, erinnern Sie sich an Ihre eigene Pubertät? Ja, natürlich! Ich bin in einer Kleinstadt aufgewachsen. Nachmittags habe ich meinen Ranzen in die Ecke gepfeffert, und dann war ich draußen. Gut, es gab immer etwas Warmes zu essen, meine Mutter war zu Hause, mein Vater war vollzeitbeschäftigt, ganz klassisch.

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Jugendlichen einzuladen. Die kommen dann in der Regel auch – weil sie natürlich einen eigenen Wunsch nach Veränderung haben. Dass die Situa­ tion sich entspannt, dass es nicht mehr so stressig ist zu Hause …

Dass die Eltern nicht so nerven …

Natürlich ordnen wir die Entwicklung ein und geben Informa­ tionen, damit Eltern wissen, was in dem Alter typisch und nor­ mal ist. Aber wir sagen eher nicht: »Bleiben Sie entspannt und gelassen«. Der Mensch geht dann nach Hause und denkt: Kann ich nix mit anfangen! Wir gucken schon etwas genauer hin und arbeiten mit den Eltern daran: Wie können sie ihr Kind in einer schwierigen Phase unterstützen? Im Laufe der Gespräche kom­ men wir oft darauf, dass Phasen wie die Pubertät auch positiv für die Eltern sein können – die haben ja wieder mehr Zeit für sich. Darin liegt auch eine Chance.

Ja, aber die wollen ihre Eltern im Grunde gar nicht ändern. Das hören wir immer wieder. Sie wollen, dass das Zusammenleben entspannter und besser wird. Jugendliche kann man immer dafür gewin­ nen, zuhause über Regeln oder das Miteinander zu Macht es einen Unterschied, dass Eltern heutzutage sprechen. Die sind eigentlich immer bereit zu sagen: immer älter sind, manchmal erst mit 40 Jahren das erste »Wir müssen etwas ändern, weil es zu Hause stres­ Kind bekommen? sig ist«. Jugendliche bringen auch eigene Vorschläge Ich glaube, das größte Problem bei älteren Eltern ist die Erwar­ ein und bemühen sich, sich daran zu halten – was tungshaltung. Es gibt enorme Ansprüche heutzutage: an das natürlich nicht immer klappt. Arbeitsleben, an die Freizeit und auch an Kinder und Famili­ enleben. Wir haben den Anspruch, dass die durchschnittlich Welchen Rat geben Sie Eltern am häufigsten? 1,3 Kinder pro Familie gut gelingen, dass die toll werden, dass die richtig super werden! Ganz junge Erwachsene haben das Gibt es ein Zauberwort? Nein, das ist individuell sehr unterschiedlich. nicht so stark, sie leben eher in den Tag hinein, sind stark emo­ Höchstens: sich auf eigene Stärken verlassen, sich tional beteiligt, haben aber nicht diesen Horizont an Erwar­ besinnen auf das, was man gut kann. Zu schauen, tungen. Ältere Eltern haben den ganz klar. Aber Erwartungen, was hat schon mal gut funktioniert, entweder bei in jeder Beziehung, engen immer ein. Das bringt den anderen einem älteren Kind oder bei der eigenen Entwick­ automatisch unter Druck. Natürlich nehmen sich diese Eltern lung? Was hat mich beeindruckt? Wie habe ich das auch viel Zeit für ihre Kinder und sind glücklich mit ihnen. Die hingekriegt? Fast alle Eltern tragen die Lösung Botschaft klingt aber manchmal so: »Ich bin glücklich, weil bereits bei sich. Die brauchen das Gespräch mit uns ich dich jetzt habe«, und nicht: »weil du es bist«! nur, um darauf zu kommen.

Brauchen Jugendliche eher Halt und Grenzen – im positiIch dachte, Sie sagen jetzt: »Gelassenheit«. Oder: ven Sinne – oder größtmöglichen Freiraum? »Bleiben Sie entspannt, Pubertät ist eine nor- Ich glaube, dass es gut ist, als Eltern Haltung zu zeigen. Und male Entwicklungsstufe.« auch mal deutlich zu machen: Das will ich jetzt nicht, das

Quelle: Jahresbericht 2014/15 Familien- und Erziehungsberatungs­ stellen/Region Hannover

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Jahre

Alter und Geschlecht der beratenen Kinder und Jugendlichen zeigen: Jungen (blau) fallen schon im Grundschulalter auf, während Mädchen (rot) überwiegend erst im Teenageralter Unterstützung benötigen, dann aber zeitweise die Jungen zahlenmäßig überholen.


Dürfen Eltern auch mal wütend sein? Unbedingt! Ich finde, man sollte auf jeden Fall kongruent sein, also stimmig. Kinder wollen verlässliche Eltern haben. Und wenn meine Mutter etwas vorher schon doof fand, und es jetzt in meiner Pubertät auch doof findet, dann gibt mir das Orientierung. Es verunsichert mich, wenn meine Eltern plötzlich anfangen, mit mir stundenlang über alles reden zu wollen. Also besser: unterstützen, Halt geben, wenn es gefährlich wird, und auch mal Grenzen setzen. Ansonsten die Rahmenbedingungen schaffen, dass die Jugendlichen in der Welt zurecht kom­ men, bis das Gehirn soweit ist, dass die Vernunft Einzug hält.

Was genau passiert denn im Gehirn? Erstmal gibt es den Befehl »Hormone ausschütten!«. Das funktioniert auch sofort, der Testosteron- oder Östrogen­ spiegel erhöht sich stark, damit der Kör­ per sich verändern kann. Das Gehirn selbst baut sich dann von hinten nach vorne um, bis zum sogenannten Stirn­ lappen, der für Entscheidungen und Vernunft zuständig ist, also auch für Handlungsplanung. Und der ist erst im jungen Erwachsenenalter richtig aus­ gebildet. Das heißt: Für junge Men­ schen, die in der Pubertät sind, ist die Ratio völlig überlagert von Emotionen. Während der Pubertät ist das Gehirn sozusagen noch »under construction«. Aber sicher ist auch: es reift heran und zwischen Eltern und Jugendlichen, bei vielen schon mit 15 oder 16 Jahren, bei einigen erst mit 20 Jahren, kann sich ein respektvolles Miteinander entwickeln, das die nächste Phase der Ablösung ein­ leitet. Interview: Jeanette Kießling

Liebe Eltern! Mit einem Brief an alle Eltern gibt die 13-jährige Marie* einen Einblick in die Seele eines Teenagers. Immer geht es nur um euch, und wie schwer ihr es mit uns habt. Aber nicht nur ihr müsst euch mit Pubertierenden auseinandersetzen, wir auch: im Streit mit Freunden, in der Diskussion mit Mitschülern. Die Mädchen, die vor einem halben Jahr noch die besten Freundinnen waren, haben sich total verändert: Statt Pferde immer noch über alles zu lieben, sind jetzt auf einmal Jungs und bauchfreie Oberteile angesagt. Soll ich mich jetzt anpassen, oder ich selbst bleiben und das Risiko eingehen, eine Außenseiterin zu sein? Es ist schwierig und kompliziert, den eigenen Weg zu finden. Denn ich selbst verändere mich ja auch! Wir Teenager sind manchmal verzweifelt und wissen nicht weiter, genauso wie ihr Erwachsenen. Wir sind nicht unsozial oder haben keine Empathie. Wir können Rücksicht auf euch und eure Gefühle nehmen, wenn ihr Rücksicht auf uns und unsere Gefühle nehmt! Ihr habt doch eure Identität oder Bestimmung schon gefunden – wir wissen manchmal nicht, wer wir sind, und zu wem wir gehören. Ich möchte auf der einen Seite meine Kindheit ausleben, aber ich will auch schon erwachsen werden. Es ist ja nicht so, dass ich mich bewusst dazu entschieden habe, plötzlich scheiße zu sein. Das kam einfach so, und ich will das auch nicht unbedingt. Ich bin nicht absichtlich zickig, launisch oder aufsässig. Ich will mich einfach auch mal durchsetzen, mal meinen Willen ausdrücken. Meistens geht es uns doch nur darum, als Gewinner aus einer Diskussion herauszugehen – dann fühlen wir uns erwachsen und reif, das stärkt unser Selbstbewusstsein. Wir Teenager müssen euch Eltern doch irgendwann doof finden – sonst können wir uns nicht von euch trennen! Wir streiten uns nicht mit euch, weil wir wirklich gegen euch sind. Aber natürlich haben wir ganz andere Interessen als ihr, und uns machen andere Sachen Spaß als euch. Bitte akzeptiert uns so, wie wir sind, und vergleicht uns nicht immer mit anderen, wir sind alle individuell und unterschiedlich. Nehmt es uns bitte nicht übel, falls wir mal etwas desinteressiert wirken und verzeiht uns unsere Fehler … Wir haben euch lieb!

Eure Marie * Name von der Redaktion geändert

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dreamsnavigator/Fotolia

ist nicht meine Idee von einem Mitein­ ander. Hier sollten Eltern ganz klare Grenzen aufzeigen. Es kann schon sein, dass man damit in den Augen des eige­ nen Kindes auch mal peinlich wird. Aber das dürfen Eltern auch ruhig mal sein.

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Foto: S. Kohl

STIMMEN IM KOPF Nur Betroffene können die Stimmen hören. Zuweilen sind sie nett und bekräftigend, oft aber auch boshaft oder gar gebieterisch. Selbsthilfegruppen unterstützen Stimmenhörende und ihre Angehörigen dabei, einen Weg zu finden, damit umzugehen. Manchmal, wenn Rosalie in der Küche steht, hört sie jeman­ zu den Treffen der Stimmenhörergruppe »Trialog« im Frei­ den sagen »Um Himmels Willen, jetzt kocht sie!« Doch da ist zeitheim Linden in Hannover, wo Menschen wie sie, deren niemand. Die 47-Jährige aus Soltau hört Stimmen, und das, seit Angehörige und Fachleute für das Phänomen des Stimmen­ sie ein Kind ist. »Manche sind sehr angenehm und hilfreich, hörens sich gegenseitig beraten und Tipps geben. Rosalie kann dem Kopf kino durchaus komische Seiten andere – wie die Stimme, die meine Küchenarbeit kommen­ tiert – auch boshaft. In solchen Momenten denke ich mir: Jetzt abgewinnen. »Ich bin nie allein und habe sogar unter der aber gerade! Und lasse mich nicht durch sie beeinflussen.« Dusche ungebetenen Herren­b esuch.« Inzwischen 75 Stim­ Rosalie, die ihren richtigen Namen nicht in der Zeitung lesen men unterschiedlichen Geschlechts, Alters und Charakters, will, gehört zu den Menschen, die hören, was andere nicht die sie an der Stimme auseinanderhalten kann, ermuntern hören und Halluzination nennen. Regelmäßig kommt sie oder kritisieren und reden hinter ihrem Rücken über sie. »Ich


Manche Stimmen empfinden Rosalie und andere Mitglieder der Stimmenhörergruppe durchaus als hilfreich und bekräftigend. Die Frauenstimme aus Rosalies Küche, die sich Myriam nennt, war anfangs lieb. Erst nach und nach wurde sie giftig und begann zu sticheln. Wer keine Stimmen hört, kann sich gar nicht vorstellen, wie schwer es Betrof­ fenen fällt, ihren Alltag zu bewältigen. Pushen, der sich mit dem Namen vorstellt, den er sich in Com­ puterspielen gibt, berichtet: »Jeder hat mal Gedan­ ken wie: ›Wie leicht wäre es hier im Supermarkt, diese Flasche Cola zu klauen.‹ Aber ich denke das nicht, sondern ich höre eine Stimme, die mir das vorschreibt – und zwar so deutlich, als wenn jemand neben mir stehen würde. Also nehme ich die Flasche mit beiden Händen ganz fest und gehe mit ausgestreckten Armen voller Konzentration zur Kasse, während ich im Geist zu meiner Stimme sage: ›Nein, ich bezahle die Cola, ich lasse mich nicht auf dich ein.‹«

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habe Mensch-ärgere-Dich-nicht-Figürchen gekauft, »Zwischen drei und fünf Prozent bemalt und oben auf ein Regalbrett gestellt. Wenn der Bevölkerung haben irgendwann mich die Stimmen allzu sehr nerven, drohe ich in ihrem Leben mal Stimmen gehört ihnen und signalisiere, dass ich die Macht über sie meist ohne dabei krank zu sein.« habe und sie in den Kühlschrank sperren kann.« Robert Rommel Bis es so weit war, hat Rosalie viel mitgemacht. »Während meiner schriftlichen Prüfung zur Heil­ praktikerin hielten meine Stimmen eine Gerichts­ Pushen hört den ganzen Tag Stimmen, nur nachts hat auch er verhandlung über mich ab. Alle sprachen durch­ seine Ruhe. »Immer plappert jemand dazwischen. Sie kennen einander, es war solch ein psychischer Aufruhr, meine geheimsten Gedanken, manchmal drohen sie sogar, sie dass ich mich kaum auf die Prüfungssätze kon­ zu veröffentlichen. Das jagt einem Angst ein. Man muss sich zentrieren konnte. Schließlich habe ich mir Luzifer auch furchtbar konzentrieren, weil man nicht weiß, ob die und die Engel als Verbündete zu Hilfe geholt.« Stolz Stimmen aus dem Kopf kommen oder von außen.« Angefan­ ist sie darauf, dass sie die Prüfung trotz der fast gen hat sein Martyrium vor vier Jahren im Zusammenhang mit unerträglichen Störung geschafft hat. Ihren Beruf einer durch Cannabis ausgelösten Psychose. Das Stimmenhören tritt oft im Rahmen einer psychischen kann Rosalie dennoch nicht ausüben. »Man ist nicht arbeitsfähig mit den ungebetenen Ratschlä­ Erkrankung auf, aber durchaus nicht immer. »Erst Mitte des gen und Einflüsterungen, gegen die man sich lau­ 19. Jahrhunderts wurde es als pathologisch eingestuft, gilt fend wehren muss. Das kostet zu viel Energie.« Ihre seitdem im Regelfall als unverkennbares Kernmerkmal einer psychiatrischen Störung und seit der ersten Hälfte des 20. Jahr­ Ruhe hat sie nur im Schlaf. hunderts insbesondere als Kernsymptom der Schizophrenie«, heißt es auf der Website des Experience Focussed Counsel­ ling (efc) Institut Hannover. »Zwischen drei und fünf Prozent »Während meiner schriftder Bevölkerung haben irgendwann in ihrem Leben mal Stim­ lichen Prüfung zur Heilmen gehört – meist ohne dabei krank zu sein«, erklärt Robert praktikerin hielten meine Rommel, Fachkrankenpfleger Psychiatrie, der die Gruppe im Stimmen eine Gerichts-­ Freizeitheim leitet. »Oft tritt das Phänomen im Zusammen­ verhandlung über mich ab.« hang mit einem gravierenden Erlebnis im Leben auf, zum Bei­ Rosalie spiel nach einem Todesfall.«

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SOLIDARITÄT MIT ASPHALT. Die hannoverschen Gewerkschaften.


Foto: mankale/Fotolia.com

Miteinander ins Gespräch kommen hilft: In Stimmen­ hörergruppen tauschen sich Betroffene, Angehörige und Fachleute aus.

In anderen Kulturkreisen gelte diese »Hellhörig­ keit« sogar als heilig. Früher meinten viele, darin die Stimme Gottes zu erkennen. »Hildegard von Bingen, Churchill, Sokrates und Leonardo da Vinci hörten Stimmen und standen dazu. Bei den Mao­ ris ist das Stimmenhören normal«, berichtet Senait Debesay. Die Heilerziehungspf legerin vom efc beschäftigt sich seit zehn Jahren beruflich sowie ehrenamtlich mit dem Stimmenhören. Anstatt die quälenden Stimmen medikamentös zum Verstum­ men zu bringen, plädiert sie dafür, sich mit ihnen zu arrangieren: »Auch bedrohliche Stimmen nüt­ zen, weil sie immer eine Botschaft haben. Wich­ tig ist, dem Chaos Struktur zu geben. Betroffene sollten die Stimmen, die sie bedrängen, bedrohen oder auch nur beurteilen, fragen: Wer bist Du? Wie alt? Mann oder Frau? Und ihnen Namen geben«, rät sie im Einklang mit der Stimmenhörbewegung, die sich in den vergangenen 27 Jahren entwickelt hat.

Senait Debesay sagt, dass es ein Lernprozess sei, mit den Stimmen umzugehen. Manche Stimmenhö­ rer würden eine »Sprechstunde« für sie einrichten, um in der übrigen Zeit ungestört zu sein. Andere würden zu einem Trick greifen, um die nicht-stim­ menhörenden Mitmenschen nicht zu verstören: In der U-Bahn sprechen sie in ihr Handy, wenn die Stimmen allzu gebieterisch Stellungnahmen von ihnen fordern. Bis die Betroffenen aber einen Weg gefunden haben, mit den Stimmen umzugehen, leiden nicht nur sie selbst, sondern auch Verwandte und Freunde. »Meine Tochter kämpft noch gegen ihre Stimmen«, erzählt Anne, die regelmäßig an den Gruppentref­ fen teilnimmt. »Es tut weh, zuzusehen, wenn sie auf deren Befehl ihr Lieblingskleid zerschneidet oder ihr Parfüm aus dem Fenster wirft. Es ist auch nicht einfach, wenn ich mit ihr in ein Café gehe und sie plötzlich immer lauter einen anderen Gast bezich­ tigt, etwas zu ihr gesagt zu haben; dabei war es eine ihrer Stimmen.« Angefangen hat das Stimmenhören ihrer jetzt 33-jährigen Tochter im Zusammenhang mit einer Psychose und einem Klinikaufenthalt. Medikamente halfen nicht. »Die Psychiater geben Neuroleptika, aber beschäftigen sich nicht mit dem Inhalt der Botschaften«, hat sie festgestellt. Auch Rosalie weiß, dass ihr Stimmenhören für ihre Mutter sehr belastend war. Da sie die Stimmen bereits seit ihrer Kindheit hört, ist sie sich sicher, dass sie ihr ganzes Leben mit den Stimmen leben werde. Aber: »Ich möchte auch gar nicht auf sie ver­ zichten: Sie helfen mir und geben mir einen Sinn im Leben.« Sabine Szameitat

Die Stimmenhörergruppe »Trialog« trifft sich jeden ersten und dritten Dienstag im Monat ab 19 Uhr im Freizeitheim Linden in Hannover, Windheimstraße 4. Die Gruppe »Ich höre was, was du nicht hörst« trifft sich jeden zweiten Montag im Monat von 17 bis 19 Uhr bei FIPS e.V., An der Apostelkirche 2, 30161 Hannover. Vorherige Kontaktaufnahme erwünscht. Kontakt: Nina Mücher, Telefon: 0176 – 18 25 00 52, E-Mail: stimmenhoerer@gmail.com. Senait Debesay vom efc Institut bietet jeden Montag von 19 bis 21 Uhr unter der Telefonnummer 01511 – 563 83 76 kostenlose telefonische Stimmenhörerberatung an. Eine arte-Dokumentation ist bei YouTube unter https://youtu.be/2zwwxwbddwQ abrufbar. Weitere Informationen gibt es unter www.stimmenhoeren.de, www.efc-institut.de und www.intervoiceonline.org


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Foto: Heinz-Dieter Nolte

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DIE MITTLER Johannes Seidel (34) und Torsten Koar (42) sind die Fanbeauftragten von Hannover 96. Der eine Sportwissenschaftler, der andere Wirtschaftsrechtler. Das Asphalt-Gespräch nach dem Aufstieg: Über Ultras, Fanfeindschaft, Schlagzeilen und Lieblingsspieler. Warum braucht ein Verein Fanbeauftragte? Seidel: In erster Linie sind wir die kommunikative Schnitt­ stelle zwischen dem Verein, also Klubführung, Verwaltung und Mannschaft und den Fans – aber auch zu verschiedenen Stel­ len und Behörden nach außen.

Darüber hinaus sind wir auch viel mit dem Reisemanagement beschäftigt und organisieren für die Anreise zu jedem Spiel Busse oder Zugfahrten. Zusätzlich sprechen wir uns auch mit den Sicherheitsbehörden vor Ort ab, unter anderem der Poli­ zei und der Feuerwehr. Wenn beispielsweise Choreografien geplant sind, melden wir das entsprechend an.

Wie sieht das konkret aus? Seidel: Unter anderem sind wir mit den Kollegen in jenen Städten im Austausch, in denen 96 Auswärtsspiele bestreitet. Da geht es beispielsweise um Informationen zum jeweiligen Stadion sowie um Erlaubnisse und Verbote für die Gästefans.

Wie läuft die Kommunikation zwischen Fans und Verein? Koar: Ein gutes Beispiel ist der Fanbeirat, ein Gremium, das im September 2015 in einer freien und geheimen Wahl von der Gesamtheit der Fans gewählt wurde. Insgesamt sind dort nun


Foto: Sören Stegner

Frauen –, die sehr aufopferungsvoll alle Spiele begleiten, ganz egal ob zu Hause oder auswärts. Darüber hinaus beschäftigen sich Ultras auch über die Spieltage hinaus sehr intensiv mit ihrem Verein. Daraus ergibt sich, dass wir mit ihnen sehr häufig im Austausch sind. Da es für sie ganz klar ist, dass sie die Mannschaft an 34 Spielen in der Sai­ son unterstützen, gibt es von ihnen natürlich auch mehr Anliegen an uns als bei Fans, die sich nur drei Heimspiele im Jahr ansehen. Generell möchten Ult­ ras gern auch immer mitgestalten.

Die Fanvertrauten: Thorsten Koar und Johannes Seidel (re.).

Es gibt da also auch für Sie sehr viel zu organisieren.

Koar: Genau. Zu organisieren – aber auch zu erklä­ ren. Da geht es um den Aufbau von gegenseitigem Verständnis – bei Auswärtsspielen etwa auch bei Einsatzkräften vor Ort –, damit bestimmte Situ­ ationen, aus denen sich sonst vielleicht Konflikte sieben Vertreterinnen und Vertreter versammelt, ergeben könnten, direkt entschärft werden. Wir die aus ganz verschiedenen Bereichen der 96-Fan­ fungieren da als Mittler. szene stammen, unter anderem aus der Ultra-Szene, dem Projekt »Trinkbecher für Trinkwasser« oder Gerade in letzter Zeit wurde in vielen Medien auch aus dem Arbeitskreis »96-Fans gegen Rassis­ eine zunehmende Verrohung der Fankurven mus«. Mit diesem Beirat stehen wir in stetem Aus­ debattiert. tausch und setzen uns mindestens einmal im Quar­ Seidel: Ich denke nicht, dass die Fanszenen verro­ tal zusammen. hen, weder in Hannover noch an anderen Standor­ ten. In den 1980er und 1990er Jahren war beispiels­ weise offener Rassismus mit entsprechenden diskri­ Was passiert da? Koar: Da wird Gewesenes reflektiert, Kommendes minierenden Gesängen unglaublich weit verbreitet. geplant – und alles angesprochen, was gerade aktu­ Es liegt mit an den Ultra-Szenen, dass Selbstreini­ ell ist. Unter anderem wird debattiert, wie die Unter­ gungsprozesse stattgefunden haben, sodass das stützung der Mannschaft optimiert werden kann. heute praktisch keine Bühne mehr findet. Ein gro­ Gleichzeitig werden auch Problematiken angespro­ ßer Unterschied zu früher ist, dass die mediale chen, etwa wenn bei der Einlasskontrolle zu wenige Aufmerksamkeit heutzutage einfach viel größer ist. Frauen als Ordner eingesetzt werden und sich daher der Einlass der weiblichen Fans staut. Insgesamt Fehlverhalten von Fußballfans war also frühe geht es bei den Treffen sehr vielschichtig zu. Aber weiterverbreitet, während heute mehr darüber immer konstruktiv und produktiv. berichtet wird? Koar: Das sind ja auch verkaufsträchtige Schlag­ zeilen. Ob das immer differenziert dargestellt wird, Was zeichnet die Fans von 96 aus? Seidel: Allen gemein ist die Liebe zu Hannover 96. möchte ich nicht beurteilen. Hannover 96 ist bei­ Das vereint sie. Aber grundsätzlich lebt natürlich spielsweise sozial so vielfältig engagiert und an so vielen Projekten beteiligt. Doch das findet in den jeder sein Fan-Dasein anders aus. Medien viel schwerer Aufmerksamkeit. Stattdes­ Wie sind in diesem Zusammenhang die Ultras sen wird geschrieben, dass man zum Derby gegen Braunschweig am besten seine Familie zu Hause zu charakterisieren? Seidel: Auf jeden Fall sehr leidenschaftlich und lassen sollte, was völlig absurd ist. Verrohung würde sehr engagiert – auch sozial. Es handelt sich haupt­ ja bedeuten, dass man sich beim Fußball einer sächlich um junge Männer – aber auch einige Gefahr aussetzt. Und das stimmt so nicht.


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Wie ist denn das letzte Derby in Hannover aus Fanbeauftragten-Sicht verlaufen? Seidel: Also zunächst mal sportlich hervorragend! Wenn man das Organisatorische betrachtet, kann man sagen, dass alle Beteiligten aus dem letzten Aufeinandertreffen hier in Hannover vor dreieinhalb Jahren Lehren gezogen haben. Damals war die Stimmung sehr aufgeheizt und man konnte bereits weit im Vorfeld von möglichen Toten und Schwerver­ letzten lesen. Das hat die Sache für uns sicherlich nicht ein­ facher gemacht.

Damals hatte es das Duell aufgrund der unterschiedlichen Ligazugehörigkeit seit anderthalb Dekaden nicht gegeben. Diesmal also noch keine Derby-Routine wie im Ruhrgebiet aber dennoch eine ruhigere Herangehensweise? Koar: Da haben viele Beteiligte gelernt. Das gilt sowohl für die Medien, die sich in der Berichterstattung überwiegend auf das Sportliche konzentriert haben, als auch für die Polizei, die sich deutlich deeskalierender und kommunikativer aufgestellt hat. Und natürlich auch für die Fans selbst, die man da durch­ aus loben sollte.

Zwischenzeitlich hat es im Verhältnis zwischen Anhängern und Verein auch mal ordentlich geknirscht. Seidel: Wo es möglich war, wurden diese Unstimmigkeiten aufgearbeitet. Das läuft über einen fortwährenden Dialog. Schließlich eint am Ende ja alle, dass sie für 96 das Beste wol­ len. Wichtig ist in diesem Zusammenhang die Möglichkeit, dass man seinen Standpunkt deutlich machen und sich durch­ aus auch mal auskotzen kann.

Also Akzeptanz schaffen durch Kommunikation. Koar: Wenn man die Beweggründe für ein bestimmtes Han­ deln erklärt, kann man immer mehr Menschen mitnehmen, als wenn man einfach sagt »das ist jetzt so«. Ich denke, auch das gegenseitige Eingestehen von Fehlverhalten war wichtig, um wieder aufeinander zuzugehen. Das ist auch ein Zeichen von Offenheit und Transparenz.

Etwas ganz anderes: Was macht eigentlich einen Spieler besonders beliebt bei Fans? Seidel: Besonders gerne gesehen sind natürlich immer Spieler, die zeigen, dass sie sich für den Verein in besonderem Maße engagieren. Also Spieler, die vielleicht gut dotierten Angeboten anderer Klubs widerstehen und 96 auch nach der aktiven Karri­ ere erhalten bleiben. Beispiele wären Leute wie Jörg Sievers, der jetzt Torwarttrainer ist, Steven Cherundolo, der mittlerweile die U17 trainiert, oder Altin Lala, der praktisch seine gesamte Karriere bei 96 verbracht hat. Interview: Sören Stegner

Gute Taten fördern, positive Gedanken verbreiten und immer nah an den Menschen sein: Das ist 96plus, das soziale Engagement von Hannover 96. Seit dem 18. August 2016 unterstützt 96plus diverse gesell­schaft­liche Projekte: Von der Trinkwasserversorgung in Afrika über die Kids-Arena auf der Kinderstation der MHH bis hin zu integrativen Fußballprojekten für geflüchtete Menschen. Vier Kern­ bereiche stehen dabei im Fokus:

Sport und Bewegung

Körperliches und geistiges Wohl­ befinden sowie Teamgeist stehen hier im Vordergrund.

Kinder und Jugend

Auf Persönlichkeitsentwicklung und das Bewusstmachen individueller Stärken legt 96plus besonderen Wert.

Bildung und Kultur

Jeder Mensch hat das Recht auf ein selbstbestimmtes Leben. Die Förderung kritischen Denkens, der Bildung sowie eines Kulturverständnisses sind der Schlüssel zum Erfolg.

Soziale Inklusion

Vielfalt, Offenheit und Akzeptanz ermöglichen ein Leben in einer Gesellschaft, in der gesellschaft­liche Unterschiede keine Grenzen, sondern Chancen darstellen. Wir freuen uns von jetzt an in kommenden Asphalt-Ausgaben über verschiedene 96plus-Aktionen und Projekte zu berichten.

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AUS DER SZENE

Ein Raum für Trinker hinterm Bahnhof Hannover. Es hatte sich angedeutet: Am Raschplatz wird ein sogenannter Trinkraum eingerichtet. Dieses Angebot soll die sicherheits- und ordnungspolitischen Maßnahmen der Stadt ergänzen. Als Träger konnte die Zentrale Beratungs­ stelle (ZBS) des Diakonischen Werkes gewonnen werden, wie Diakoniepastor Rainer Müller-Brandes jetzt bestätigte. Die Eröffnung soll noch in diesem Sommer in Räumen der HRG (Hannover-Region Grundstücksgesellschaft) erfolgen, vermutlich auf der Rückseite der Spielbank. Derzeit wird noch ein sozialpädagogisches Konzept erarbeitet, bei dem auch die Erfahrungen aus anderen Städten (Asphalt berichtete in 05/2017) einbezogen werden sollen. Dabei werde es aber vornehmlich um elementare Bedürfnisse gehen, wie Müller-Brandes erklärte: »Wir wollen Erste Hilfe, ein Dach über dem Kopf, Sicherheit und Sauberkeit anbieten«. Dabei habe man aber auch das Soziale im Blick. »Im Wesentlichen gehe es darum, etwas für diese Menschen tun, damit sie nicht auf der Straße sitzen müssen«, so der Diakoniepastor. Der Betrieb ist zunächst für ein Jahr vorgesehen. Sobald sich das Konzept konkretisiert, wird Asphalt berichten. UM

Hannover. Ohne Arbeit, ohne Wohnung und ohne Perspek­ tive  – wenn das Leben schon früh in eine Sackgasse führt, braucht es oft einen Neustart. Den möchte das Projekt »Woh­ nen und Arbeiten« (WundA) jungen Menschen bieten. So wie der zwanzigjährigen Karin, die »von Zuhause rausgeflogen« ist und eine Zeitlang »Sofa-Hopping bei Freunden« betrieben hat. Seit zwei Wochen ist sie bei WundA untergekommen und hofft nun auf einen Job in der Gastronomie. Insgesamt konnte das Projekt in den vergangenen zwei Jahren 96 jungen arbeits- und wohnungslosen Frauen und Männern aus ihrer prekären Lage helfen. Heute besitzt ein Drittel von ihnen eine Arbeits- oder Ausbildungsstelle, 36 Projekt-Teilneh­ merinnen und -Teilnehmer leben im eigenen Wohnraum oder haben einen Platz in einer der fünf »WundA«-WGs. »Jeder hat eine zweite Chance verdient«, sagte Erwin Jordan, Sozialdezernent der Region Hannover, nun bei der Vorstellung der WundA-Bilanz. Ein Erfolgsgeheimnis von WundA liege in der guten Zusammenarbeit der einzelnen Träger, zu denen Pro Beruf, das Karl-Lemmermann-Haus und das Jobcenter Hanno­ ver zählen. Einen Halt finden die jungen Menschen in den fes­ ten Tagesabläufen, die ihrem Alltag wieder Struktur verleihen, berichtete WundA-Projektleiterin Verena Altenhofen von Pro

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Muss man hören: Hertzliches Hannover das Wohnungslosen-Magazin. Immer am 2. Montag im Monat, 17 Uhr. ... auf UKW 106.5 oder Kabel 102.5 und bei www.leinehertz.de

Foto: Marion Coers

Ein WundA für obdachlose Jugendliche

Beruf. In den Bereichen Hauswirtschaft und Hand­ werk werden Qualifizierungsmaßnahmen angebo­ ten, die den Teilnehmern eine Perspektive für den ersten Arbeitsmarkt verschaffen sollen. Das gelingt seit zwei Jahren so erfolgreich, dass die Region nun eine Fortsetzung des Projekts bis 2021 beschlossen hat. UM


Es muss nicht immer die große Politik sein, die zum Schreiben anregt. Manchmal sind es die ganz kleinen Begebenheiten, die unseren Alltag fröhlicher oder trauriger gestalten. Oft nerven mich die ständigen Telefongespräche meiner Mitreisenden, wenn ich in der S-Bahn sitze und Zeitung lese. Ob die je darüber nachdenken, wie sehr sie ihren Mitmenschen auf den Geist gehen, wenn diese jeden Schwachsinn mit anhören müssen? Eine allerdings richtig nette Begegnung hatte ich neulich. Da registrierte ich, wie sich eine junge Frau mir gegenüber auf die Bank setzte, abgerissene Jeans – eine ziemlich chaotische Erscheinung. Und dann nahm diese Frau plötzlich Strickzeug aus ihrem Beutel und strickte munter an ihren Socken weiter. Ich war ziemlich perplex, ihr Aussehen mit dieser braven Handarbeit in Verbindung zu bringen. Meine Frage, ob ich ihre Hände, ihre schwarz lackierten Fingernägel mit den Stricknadeln fotografieren dürfte, bejahte sie mit einem freundlichen Lächeln. Karin Powser

Karin Powser lebte jahrelang auf der Straße, bevor ihr eine Fotokamera den Weg in ein würdevolleres Leben ermöglichte. Ihre Fotografien sind mittlerweile preisgekrönt. Durch ihre Fotos und mit ihrer Kolumne zeigt sie ihre ganz spezielle Sicht auf diese Welt.

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Das muss mal gesagt werden…

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»ICH GEBE NICHT AUF« Aus dem Leben: Im Gespräch mit Asphalt-Verkäufer Jürgen (46).

Jürgen, du bist neu bei uns. Wie bist du zu Asphalt gekom- wohner hatten schwierige Lebensläufe, manche kamen direkt men? aus dem Gefängnis, da gab es öfter Stress. Meine Kindheit war Meine Bekannte Vera, die auch Asphalt verkauft, hat mich letz­ ten Herbst zu euch gebracht. Sie dachte, dass Asphalt gut für mich wäre und sie hatte recht! Ich fühle mich hier richtig wohl und habe auch schon viele nette Kontakte geknüpft.

zwar auch nicht gerade glücklich, aber ich bin ein ausgegliche­ ner Typ und komme eigentlich immer mit allen klar. Ich brau­ che aber Harmonie und die gab es dort selten. Besser wurde es dann nach der Ausbildung, als mein Bruder fragte, ob ich zu ihm nach Hannover ziehen will.

Das sieht man dir an. Du hast eine sehr positive Aus­ strahlung … Und seitdem bist du in Hannover? Ich versuche einfach, die positiven Seiten meines Lebens zu sehen. Natürlich bin ich auch nicht mit allem zufrieden, aber grundsätzlich könnte es mir viel schlechter gehen. Ich bin gesund und habe sogar endlich wieder meine eigenen vier Wände. Warum sollte ich Trübsal blasen?

Wieder deine eigenen vier Wände …? Ich war ein halbes Jahr wohnungslos, weil ich aus meiner Woh­ nung ausziehen musste. Mein Vermieter hatte Eigenbedarf angemeldet. Ich habe zwar sofort mit der Suche angefangen, aber es ist gerade echt schwer, eine Wohnung in Hannover zu bekommen – vor allem als Hartz IV-Empfänger. Zum Glück habe ich einen tollen Freund, der mich bei sich aufgenommen hat. Eigentlich sollte das nur für kurz sein; er hat nur eine Ein­ zimmerwohnung, aber am Ende wurden es sechs Monate.

Hast du Familie? Ich habe fünf Geschwister. Wir sind in Hachenburg im Wes­ terwald aufgewachsen. Unsere Eltern sind schon früh gestor­ ben. Eine Zeit lang haben wir deshalb bei Pflegeeltern gewohnt. Das war keine einfache Zeit. Wir wurden von unseren Pflege­ eltern ständig bestraft und auch geschlagen. Manchmal sind wir einfach abgehauen und haben auf der Straße geschlafen. Zum Glück hatten wir uns: Das hat uns während unserer Kind­ heit sehr geholfen. Irgendwann sind wir dann zum Jugendamt und haben den Mitarbeitern unsere blauen Flecken gezeigt. So kamen wir aus der Familie raus und ins Internat. Ab diesem Zeitpunkt ging es mir besser.

Genau. Ich habe auch schnell Arbeit als Tischler gefunden. Dann kam aber erst mal mein Grundwehrdienst dazwischen. Mein Tischlerbetrieb hat mich danach zwar direkt zurückge­ nommen, aber einen Monat später wieder entlassen. Und so landete ich in einer Zeitarbeitsfirma. Das war echt furchtbar: Ich wurde nur hin- und hergeschickt und habe wenig verdient. Irgendwann kam ich sogar in die Tischlerei, die mich rausge­ schmissen hatte – nur eben mit deutlich geringerem Verdienst. Als Tischler einen anständigen Job zu finden, ist nicht leicht. Ich habe deshalb auch schon in ganz anderen Branchen gear­ beitet: als Lagerhelfer, im Lüftungsbau oder auch als Bühnen­ aufbauer. Seit ein paar Jahren finde ich nun leider gar keine Arbeit mehr, obwohl ich im letzten Jahr 345 Bewerbungen rausgeschickt habe. Mein Manko ist einfach, dass ich keinen Führerschein habe. Das erschwert die Jobsuche im handwerk­ lichen Bereich enorm. Deshalb möchte ich jetzt endlich mei­ nen Führerschein machen. Zum Glück habe ich neben Asphalt noch meine Hobbys, die mich unter Leute bringen. Wenn man arbeitet, passiert das ja automatisch, als Arbeitsloser muss man selbst dafür sorgen …

Welche Hobbys hast du? Dreimal pro Woche gehe ich morgens Joggen – Sport tut mir gut. Außerdem lasse ich gerne Drachen steigen. Man­ che meiner Drachen habe ich sogar selbst genäht, das macht mir großen Spaß. Ansonsten bowle ich seit über zwanzig Jahren in einer Mannschaft. Früher habe ich auch Jojo gespielt und sogar Turniere gewonnen.

Wie ging es nach deiner Schulzeit weiter?

Was wünschst du dir für deine Zukunft?

Ich habe eine Lehre als Bäcker angefangen, aber der Betrieb ist pleitegegangen und ich musste mir was Neues suchen. Dadurch kam ich in das Don Bosco-Ausbildungsheim bei Fulda und habe eine Lehre zum Bau- und Möbeltischler gemacht. Die Ausbildung hat mir großen Spaß gemacht, aber das Leben im Heim war schon nicht ohne. Viele meiner Mitbe­

Eine feste Arbeitsstelle, am liebsten in einer Tischlerei, aber ich freue mich auch über jede andere Arbeit. Das wird schon. Ich gebe nicht auf! Vielleicht liest das ja auch jemand, der gerade so einen wie mich sucht. Interview und Fotos: Svea Kohl


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Jürgen verkauft Asphalt vor Galeria Kaufhof und in der Wöhlerstraße vor Aldi.


Foto: S. Kohl

RUND UM ASPHALT

HALLO ASPHALT! Zukunftstag beim sozialen Straßenmagazin: Acht Mädchen und ein Junge nutzten im April die Chance, den Redaktionsalltag und die Situation der Verkaufenden besser kennen zu lernen. Die journalistische Umsetzung zeigen die Jugendlichen auf den folgenden Seiten. Fotografie, Interview und Bericht: In diese drei Gruppen teil­ ligen Obdachlosen John Bird mit der »Big Issue« in England ten wir uns ein. Nachdem wir erste Informationen über das begann. Das hannoversche Straßenmagazin Asphalt wurde Asphalt-Projekt erhalten hatten, machten wir uns alle auf 1994 gegründet, um Wohnungslosen und Bedürftigen die den Weg zu einem sozialen Stadtrundgang. Zuvor hatte uns Möglichkeit zu geben, sich etwas dazuzuverdienen und den Vertriebsleiter Thomas Eichler noch aus der Geschichte der Käufern auf Augenhöhe zu begegnen. Straßenzeitungen berichtet, die in Europa durch den ehema­


»Mir hat es gut gefallen. Besonders das Fotografieren hat Spaß gemacht.« Linda

Arbeit musste er aufgeben, weil sein linker Arm bei einem Überfall verletzt wurde und seitdem nur eingeschränkt zu gebrauchen ist. Unsere erste Station war der alte Hochbunker aus dem Zwei­ ten Weltkrieg in der Celler Straße. Zeitweise diente der graue Bau als Obdachlosenheim. Nachdem der Enthüllungsjourna­ list Günter Wallraff dort eine Nacht verbrachte und durch viele Presseberichte die desaströsen Zustände bekannt wurden, wurde die Einrichtung aufgegeben. Heute finden Musiker dort hinter den dicken Wänden Übungsräume. Gleich nebenan stehen die bunten Container der Einrich­ tung »Bed by night«, wo Kinder und Jugendliche aufgenommen werden, die von Sozialarbeitern nachts angetroffen und auf die Unterkunft angesprochen wurden. Meistens kommen sie nach ein paar Tagen zu ihren Eltern zurück, manchmal aber nicht, wenn die Kinder Angst vor ihren Eltern haben müssen.

»Ich habe viel gelernt und einen anderen Eindruck von Obdach­ losen bekommen.« Emily

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heute noch ein Problem. Erst vor ein paar Wochen wurde ganz in der Nähe ein Mann angegriffen, der sich vor einem Kino schlafen gelegt hatte. Unsere letzte Station war das Café Connection. Es liegt direkt an Hanno­ vers größtem Drogenumschlagplatz. Dort finden die Drogenabhängigen im Cafe saubere Räume, wo sie Kaffee trin­ ken und auch Drogen konsumieren können. Viele nehmen Drogen, um ihre Probleme unterdrücken und unter Kon­

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Foto: S. Kohl

Thomas (46) ist einer der Asphalt-Verkäufer, der auch Gruppen bei den sozialen Stadtrundgängen zu Hilfseinrichtungen für Wohnungslose führt. Diesmal waren wir mit ihm unterwegs. Thomas erzählte uns, wie er Asphalt-Verkäufer wurde: Seit zwei Jahren verkauft er das Magazin auf der Limmerstraße in Hannover. Vorher war er Kellner in einem Luxushotel. Diese

trolle bringen zu können. Abends kämen dann auch die Dealer auf den Vorplatz, erzählte Thomas. Das war ein komisches Gefühl. Zurück bei Asphalt haben wir uns an die Arbeit gemacht: Fotos ausge­ wählt, Interviewfragen gestellt und die­ sen Bericht geschrieben. Zum Abschluss

Lucie, Lili und Emily (von links) bei der redaktio­ nellen Arbeit. Sie schrieben den Bericht über den Stadtrundgang.

Danach lernten wir drei Einrichtungen der Initiative Neues Land kennen: Ein Hilfsangebot für ehemalige Drogenabhän­ »Den Drogenumschlagplatz gige, ein Café für Bedürftige mit einer Kleiderkammer und ein fand ich gruselig.« Container unter der Hochstraße mit einem Café für Drogenab­ Lucie hängige. Am Eindrucksvollsten fanden wir den Kontaktladen Mecki für Wohnungslose, wo arme Menschen sich morgens aufhal­ gab es Pizza und einige kurze Filme über ten können, und auch ärztlich versorgt werden. Der Laden Asphaltverkäufer. erhielt seinen Namen nach einem Obdachlosen, der von allen Uns hat der Einblick in den Alltag nur »Mecki« genannt wurde und einen Tag nach Eröffnung bei Asphalt sehr gefallen und wir hoffen, des Kontaktladens vor mehr als 30 Jahren gleich gegenüber dass Asphalt weiter so interessant bleibt. umgebracht worden war. Gewalt gegen Obdachlose ist auch Lili (12), Emily (10), Lucie (11)


RUND UM ASPHALT

Gut aufgepasst: Benjamin (12) »drückte im richtigen Moment ab« und konnte so Nachwuchs-Reporterin Anna und Asphalt-Redakteur Ulrich Matthias gemeinsam fotografieren.

Benjamin, Emilia und Linda (von links) wollten mehr über das Fotografieren

Foto: Emilia

Foto: S. Kohl

Foto: Benjamin

lernen. Sie hielten die Erlebnisse des Stadtrundgangs in Bildern fest.

Genau hingeschaut: Emilia (11)

Foto: Linda

machte eine Portrait-Aufnahme

Gekonnt eingefangen: Linda (14) hielt eine typische Stadtrundgang-Situation fest.

von Stadtführer Thomas.


Sarah (11) und Anna (10) sprachen mit Asphalt-Verkäufer Thomas (46). Sarah: Wie ist es, Asphalt-Verkäufer zu sein? Grundsätzlich macht es Spaß, ich mach das gerne. Es braucht so ein bisschen Überwindung, sich mit dem Magazin auf die Straße zu stellen. Da ich aber weiß, dass das eine gute Zeitung ist, kann ich das auch gut machen und dabei aufrecht stehen. Also, ich könnte nicht auf der Straße stehen mit Irgendetwas. Anna: Was war früher dein Beruf? Ich bin Kellner und Oberkellner, habe fast zwanzig Jahre lang in der Gastronomie gearbeitet. Angefangen vom Käsebrötchenbraten bei McDonald’s bis hin zum Oberkellner im Fünf-Sterne-Hotel in Irland.

Sarah: Wie ist das Gefühl, auf der Straße zu leben? Es ist sehr bedrückend. Es ist auch ein trauriges Gefühl, so weit abgestürzt zu sein. Anna: Lebst du immer noch auf der Straße? Nein, Gott sei Dank nicht mehr.

Foto: S. Kohl

Sarah: Und was ist mit deinem Hund passiert? Meinen Hund habe ich verkaufen müsSarah: In welchem Stadtteil verkaufst du das Asphalt-Magazin? Ich verkaufe in Linden-Nord, auf der Limmerstraße, vor dem Edeka-Markt sen. Ich konnte ihm nicht mehr gerecht werden, konnte mich nicht mehr um ihn Wucherpfennig. kümmern, wollte ihn aber auch nicht ins Tierheim geben. Eine Frau im Rollstuhl Anna: Wie bist du in deine jetzige Lebenssituation geraten? Es sind viele, nicht schöne Begebenheiten auf einmal gekommen. Zum hat ihn als Begleithund zu sich genomeinen die Geschichte mit meinem kaputten Arm, zudem die Pflegschaft men. Er kann nämlich ganz tolle Sachen, meines besten Kumpels – wir waren dreißig Jahre lang beste Freunde, und sogar Türen aufmachen! Es geht ihm sehr ich habe ihn zwei Jahre lang gepflegt. Als er starb, musste ich seine Woh- gut und darüber bin ich froh. nung verlassen. Ich hatte meinen Job in Berlin damals aufgegeben, zog zu ihm in die Wohnung, um ihn zu pflegen, und nach seinem Tod wurde ich Sarah: Magst du uns sagen, in welcher mit meinem Hund von dem Vermieter holterdipolter vor die Tür gesetzt. Familiensituation du lebst, oder ist dir das zu persönlich? Nein, ihr könnt mich ruhig alles Persönliche fragen! Ich bin Single, habe keine Kinder und bin damit auch ganz glücklich.

Sarah und Anna (von links) hatten viele Fragen an Stadtführer Thomas. Nach dem Rundgang stand er den beiden Rede und Antwort.

Anna: Was möchtest du in deiner Zukunft erreichen? Fünfzig werden wär’ schon mal schön! Mein Ziel ist, und ich bin auch ganz gut auf dem Weg dahin: Ich möchte einfach ein befriedigendes Leben leben.

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»Aufrecht stehen«

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Bilder von der Straße Als Asphalt-Fotografin Karin Powser einst eine Kamera in die Hand gedrückt bekam, war das der Anfang von ihrem Ausstieg aus der Obdachlosenszene und ihre Rückkehr in ein geordneteres Leben. Und in Folge sogar der Anfang von Asphalt. Rund 25 Jahre ist das jetzt her. Ihre Straßenfotografie ist längst mehrfach preisgekrönt, Powser mit ihrer Kamera wurden zum Inbegriff von Authentizität. Kein Pressefotograf in Hannover kam jemals so nah an die Szene ran wie sie. 100 Wohnungslose aus Hannover können in den kommenden Wochen in ihren Fußstapfen ihre Welt ablichten. Ihre ganz eigene. Ausgestattet mit gespendeten Kameras und Ausweisen am Revers. »Die Menschen am Rande der Gesellschaft sind nicht Menschen zweiter Ordnung«, betonte Initiatorin Ricarda Niedergerke bei der Vorstellung des Fotoprojekts. »Wir wollen ihnen die bisher häufig fehlende Aufmerksamkeit geben, indem wir die Welt mit ihren Augen betrachten wollen.« Das Projekt namens »100 Kameras auf dem Weg durch Hannover« solle damit auch eine »Einladung zu mehr Menschlichkeit in der Stadt sein«, ergänzt Udo Niedergerke. Neben dem Ärzteehepaar, das eine eigene karitative Stiftung führt, sind die Landeshauptstadt und das Diakonische Werk Hannover Projektpartner. Ausgabestelle ist der Szenetreff »Mecki« am Raschplatz. Die 100 Kameras hat die Firma Rossmann gespendet, auch die späteren Abzüge werden dort kostenlos hergestellt werden. Denn eine von einer Jury ausgewählte Auslese der – so wird erwartet – rund 2.000 Fotos soll Ende November zentral der Öffentlichkeit präsentiert werden. Im Bürgersaal im Neuen Rathaus. »Das entspricht unserem Anspruch, dass wir in Hannover nicht nur Kultur für alle, sondern Kultur mit allen realisieren wollen«, so Kulturdezernent Harald Härke. MAC

Pressesprecher im Untergrund Hannover von einer ganz anderen Seite haben sich jüngst Pressesprecher deutscher Kommunen von Flensburg bis Freiburg angesehen: Von ganz unten, da wo es weh tut und nicht immer gut riecht. Die Regionsverwaltung hatte die 62. Konferenz des Deutschen Städtetages ausgerichtet. Rund 80 Pressevertreter aus ganz Deutschland hatten sich zunächst über Öffentlichkeitsarbeit in Zeiten von Fakenews und Hasssprache ausgetauscht. Am Nachmittag ging es zu den Highlights der Region: nach Herrenhausen, zum Zoo, zum Sprengelmuseum und – zum sozialen Stadtrundgang von Asphalt. Gewohnt versiert erläuterte Asphalter Hartmut den 17 Teilnehmern des Rundgangs Hintergründe zum Meckiladen, zur Bahnhofsmission, zur Süchtigenhilfe und zum Fairkaufhaus. Übrigens: Jeden letzten Freitag im Monat findet der offene Stadtrundgang ohne Voranmeldung statt, nächster Termin: 30. Juni, 15 Uhr. MAC

Foto: T. Eichler

Foto: Karin Powser

RUND UM ASPHALT


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Mit zwei Kartons voller Fanschals von Hannover 96 für AsphaltVerkäufer beginnt eine neue Fanfreundschaft zwischen dem Erstligisten und Asphalt. Berichterstattung jenseits des Spielfelds wird es künftig in Asphalt geben: Hintergründiges und Soziales zum Verein und seinen Spielern. Und viel neue Unterstützung seitens des Fußballvereins für unsere Verkäufer. Zwei von ihnen, unsere langjährigsten 96-Fans Bernd und Jens (Mitte), haben mit ausgeladen und mit 96-Marketingleiter Josip Grbavac (li) und 96-Mitarbeiter Mirko Woitschig nebst AsphaltVertriebsleiter Thomas Eichler zum Freundschaftsfoto aufgestellt. »Asphalt ist ein tolles Projekt, in dem viel Liebe und Arbeit steckt, das finden wir enorm unterstützenswert«, so Grbavac zu der neuen Kooperation. »Zudem freuen wir uns, dass wir von Asphalt redaktionell mit unserem sozialen Engagement mitgenommen werden.« Auf eine wunderbare Erstligasaison. MAC

Foto V. Macke

Gegenseitig Fans

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gesucht – gefunden

Spontan sozial zeigten sich Gäste und Mitarbeiter der Medizinischen Hochschule Hannover. Einfach nur »Spendet für soziale Gutscheine« hatte die Projektgruppe der Bundesfreiwillgendienstler der MHH ins hausinterne Intranet getextet. Gutscheine für Essen für Bedürftige und Süchtige im christlichen SOS-Bistro in der hannoverschen Oststadt sollten finanziert werden. Nur wenig später waren vor der MHH-Mensa rund 1.000 Euro zusammengekommen. Jetzt überreichten Shaneena Lal, MarcCedric Edoh, Maria Tsaryk, Thorge Bielefeldt und der Leiter der Projektgruppe, Johannes Bartlakowski, 50 Gutscheine für Asphalt-Verkäufer an Asphalt-Vertriebsleiter Thomas Eichler (li). Weitere 350 Essengutscheine für den Besuch des Bedürftigencafés verteilten die Freiwilligen in den Tagestreffs für Obdachlose und im Bistro selbst. Gute Idee, gute Tat. Danke. MAC

Verkäuferin Sissy: Suche ein Bettgestell (90 cm x 200 cm) ohne Matratze, gerne mit zusammenrollbarem Lattenrost. [V-Nr. 1982] Kontakt: 0177 – 930 89 21.

Foto: C. Ahring

MHH-Mitarbeiter spenden

Verkäufer Frank: Ich suche einen Plattenspieler und außerdem alles, was aus Zinn und Messing besteht. Danke. [V-Nr. 2041] Kontakt: 0151 – 41 62 44 79. Verkäufer Wolfgang: Ich suche eine Spülmaschine. Bei den Maßen bin ich flexibel. [V-Nr. 1829] Kontakt: 0176 – 23 77 86 23. Verkäuferin Cordula: Suche mittelgroße Knöpfe und einen Dog-Cat-Staubsauger. [V-Nr. 1683] Kontakt: 0176 – 22 87 98 45. In eigener Sache: Frau Rosenboom vom Außenvertrieb Nordenham sucht fahrtüchtige Fahrräder, Computer und Notebooks für unsere Verkaufenden. Kontakt: 04731 – 87 19 81. In eigener Sache: Frau Siemer vom Außenvertrieb Leer ist auf der Suche nach Kleidung, insbesondere Babysachen bis Gr. 80, Handtüchern, Bettwäsche, Fahrrädern, Elektrokleingeräten sowie Notebooks. Kontakt: 0491 – 925 02 09.


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RUND UM ASPHALT

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Nadja (16), Batul (14) und Ilknur (14) einig. Und Brian (16) fand es wichtig, schon früh zu lernen, sich sozial zu engagieren, damit »wir auch als Erwachsene bereit sind, anderen Menschen zu helfen«. Bei Martin und seinen Kunden kam die Aktion jedenfalls gut an. Kunst am Verkaufsplatz – um Gutes zu tun und helfen zu lernen. Nachahmer sind gern gesehen. UM

Asphalt verlost 10 x 2 Karten für den Zoo Hannover!

Neu: der Late-Zoo Die Sonne verschwindet langsam hinter den mächtigen Stämmen der Baobabs in Kibongo, die letzten Strahlen spiegeln sich im Wasser des Sambesi und tauchen die afrikanische Steppenlandschaft in goldenes Licht. In der Ferne stimmen die Wölfe in der kanadischen Wildnis ihr Lied an, während die Löwen die abendliche Stimmung genießen … Diese einzigartige Atmosphäre können die Besucher des Zoos in diesem Sommer genießen: Vom 1. Juni bis zum 27. Juli hat der Zoo jeden Donnerstag bis 22 Uhr geöffnet (außer am 15. Juni). Jeder »Late-Zoo« bietet außerdem ein besonderes Programm mit Live-Musik, Kunst und Kultur. Vielleicht haben Sie Lust auf eine Sambesi-Bootsfahrt zum Ausklang des Tages? Mit dem günstigeren Feierabendticket, das von 16.30 bis 22 Uhr gültig ist, hätten Sie die Möglichkeit dazu! Sie könnten natürlich auch an unserem Gewinnspiel teilnehmen und einfach folgende Frage beantworten – mit ein wenig Glück gewinnen Sie zwei Tagestickets: An welchem Wochentag ist vom 1. Juni bis zum 27. Juli immer »Late-Zoo«?

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Foto: Zoo Hannover

Asphalt-Verkäufer Martin freute sich sichtbar über die Unterstützung: Eine Musikgruppe des Erich Kästner Schulzentrums (EKG) begleitete ihn an einem sonnigen Nachmittag mit erfrischender Popmusik an seinem Verkaufsplatz in der Innenstadt. »Erquickend natürlich«, fand er den Auftritt und lobte die Schüler für ihr Engagement: »Es ist gut, wenn was gemacht wird«. Gutes tun, das ist das Motto der »Doing Good Challenge«, einer Initiative des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, mit der Jugendliche motiviert werden sollen, sich sozial zu engagieren. Der Gesangs-Kurs des EKG mit Schulsozialarbeiter Tommy Krammling und Schulassistent Sibhgat Ahmad griff die Idee auf und beschloss musikalisch zu helfen. Mit ihrer Musik wollen die Oberschüler und Gymnasiasten den Verkauf der Straßenzeitung unterstützen. Lieder für Asphalt, so einfach kann es manchmal gehen. »Es macht Spaß, weil es für einen guten Zweck ist«, waren sich

Foto: U. Matthias

Mit Musik helfen lernen

Die Lösung unseres letzten Zoo-Rätsels lautete: Sieben Jahre. Schicken Sie uns eine Postkarte, eine E-Mail oder ein Fax mit Ihrer Antwort und dem Stichwort »Zoo« bis zum 30. Juni 2017 an: Asphalt-Redak tion, Hallerstraße 3 (Hofgebäude), 30161 Hannover, gewinne@asphalt- magazin.de, Fax: 0511 – 30 12 69-15. Bitte vergessen Sie Ihre Absenderadresse nicht! Viel Glück!


BUCHTIPPS Punk is Dad »Wir gehen auf die einunddreißig zu. Und leben immer noch. Wenn wir zurückblicken, sind es überwiegend schöne Zeiten gewesen.« Basti und Benny sind Zwillinge und sitzen im Knast, als sie anfangen zu schreiben. Sie sind Punks seit sie 14 sind, haben auf der Straße gelebt, in Bruchbuden, vom Schnorren. Immer auf Alkohol, streckenweise auf Heroin. Auf die Gewalt durch den Stiefvater folgten zahllose Schlägereien, Überfälle durch Nazis, Festnahmen. Und trotzdem: »Ich bin ein Glückskind«, sagt Benny gleich zu Beginn. Gemeinsam mit Basti und Benny hat die Schriftstellerin Christiane Tramitz aus den Erinnerungen der beiden ein Buch gemacht, das ein irritierendes Gleichgewicht hält: Schonungslos zeigt es den Weg aus der verkorksten Kindheit im Jenaer Plattenbau an den wirklichen Rand der Gesellschaft, den Überlebenskampf auf der Straße und das Scheitern dabei, ein auch nur einigermaßen guter Vater zu sein. Und gleichzeitig sind Bennys Schilderungen voller Leichtigkeit, Liebe und Zuversicht. BP B. und S. Podruch · Dieses schöne Scheiß­leben · orell füssli · 17,90 Euro

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»Ich bin nicht David Bowie«, antwortete David Bowie stets höflich, wenn man ihm in Montreux begegnete und nach einem Autogramm fragte. 1976 war er in die Schweiz übergesiedelt und lebte einige Jahre zurückgezo­gen im »Clos de Mesanges« über dem Genfersee. Hierhin hat es Alex verschlagen, die Protagonistin. In ihrem Opel Corsa mit Futonmatraze, Laptop, Gaskocher und Rennrad im Kofferraum ist sie auf Jobsuche. Was sie nicht weiß: Das riesige Grundstück, auf dem sie ihren Wagen für die Nacht abstellt, gehört dem Briten. Anja Liedtke hat diesen Bowie-Roman geschrieben, besser: eine Bowie-Fantasie. Sie verschneidet Elemente aus Bowies Biografie mit einer fiktiven Geschichte. Es ist ein Spiel mit Referenzen, das auch ohne PopExpertInnen-Status funktioniert. Die Dialoge zwischen Bowie und Mick Jagger, seinem zeitweiligen Nachbarn im Schweizer Exil, hätte ein Biograf nicht lebendiger einfangen können. Dem Chamäleon Bowie hätte das gefallen. BP Anja Liedtke · Schwimmen wie ein Delphin oder Bowies Butler · asso · 12,90 Euro


…diesmal persönlich zusammengestellt von Asphalt-Verkäuferin Inge-Lore.

Ich interessiere mich sehr für Kultur.

Da kann ich mal richtig abschalten, lasse mich durch nichts ablenken. Die Vielfältigkeit begeistert mich besonders. Über das Projekt KulturLeben Hannover bekomme ich manchmal eine Freikarte für eine Veranstaltung. Die unterstützen Menschen mit geringem Einkommen, das ist eine supertolle Sache. Dadurch habe ich schon unterschiedlichste kulturelle Richtungen genießen dürfen!«

Tanztheater

Kunst in Haus und Garten

Dazu muss man etwas mutig sein. Das ist so etwas Spezielles. Ich war durch das KulturLeben schon mal dort und habe eine Inszenierung der Commedia Futura gesehen – mir blieb der Mund offen stehen! Das muss man einfach erleben. Ich hatte so etwas noch nie irgendwo anders gesehen. Und das auf dem Gelände der Eisfabrik – toll! »Post mortem« heißt das neue Stück, in dem sich Schauspiel und Tanz verbinden. Es geht um den Tod der Mutter – der eige­ nen sowie der Mutter als Ursprung allen menschlichen Lebens. Wie hat sie uns geprägt? Wieviel Liebe hat sie uns gegeben? Wie werden die Erfahrungen von Generation zu Generation weitergetragen? Ein Stück Spurensuche im Rahmen des Pro­ gramms »Tanzoffensive II«. 8., 9., 10., 15., 16., 17., 22., 23., 24. Juni, 20 Uhr, Eisfabrik, Seilerstraße 15 F, Hannover. Eintritt: 15 erm. 10 Euro/mit HannoverAktivPass frei

Das habe ich selber schon mal gemacht: Wir sind mit dem Fahrrad eine geführte Tour gefahren und haben Hinterhöfe besichtigt. Da habe ich viel gelernt. Übern Gartenzaun zu gucken, finde ich immer toll. Jeder hat andere Vorstellungen von Kunst, jeder mag andere Sachen. Das ist das Schöne! Bei dieser Tour im Juni öffnen Menschen aus Badenstedt und Davenstedt ihr Haus und ihren Garten – lassen Sie sich inspirieren von den künst­ lerischen Aktivitäten und privaten Kleinoden. Von 11 bis 17 Uhr stehen die Türen offen. Eine detaillierte Beschreibung der einzelnen Orte finden Sie unter www.kulturtreff-plantage.de. Sollten Sie an einer Rundtour zu allen Orten mit dem Fahrrad interessiert sein, melden Sie sich bitte an: 0511 – 496414. 11. Juni, 11 bis 17 Uhr, Badenstedt und Davenstedt Eintritt: frei

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KULTURTIPPS

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Foto: Fachausstellungen Heckmann/Hund&Co.

Fernweh?

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»Koffer packen – woher kommt das Fernweh?« lautet der Titel der diesmonatigen Matinee im Foyer des Regionshauses. Die Deutschen gehören nämlich nach wie vor zu den Reiseweltmeistern. Ist es Abenteuerlust oder Neugier, die Menschen in die Ferne zieht? Moderatorin Tanja Schulz fragt ExpertInnen, was am Reisen reizt. Das Publikum ist herzlich eingeladen, mitzudiskutieren. Mich überkommt häufig das Fernweh! Fahrrad schnappen und los. Wenn’s nach mir ginge, ich könnte in einer Tour reisen. Ich hab auch gute Stiefel zum Wandern. Man muss nicht unbedingt in andere Länder, aber die Unterkünfte in Deutschland sind so teuer! So lange ich denken kann, habe ich Fernweh. Als Kind bin ich schon mit dem Fahrrad über die Dörfer gefahren. Manchmal lasse ich mein Fahrrad auch fahren, wohin es will! Ich lese auch gern Geschichten oder sehe Filme über ferne Länder, dann will ich am liebsten sofort meinen Rucksack packen. 11. Juni, 11 bis 13 Uhr, Haus der Region Hannover, Hildes­ heimer Straße 18, Hannover Eintritt: 3/erm. 1,50 Euro

Hund & Co.

Indien – Kühe und Klischees

Ich kenne viele Leute, die Hunde haben. Ich habe selber keinen, hatte aber mal einen. Ich gucke mir auch gerne Hunde an und schaue, welche Rassen es so gibt. Vielleicht gehe ich mit jemandem hin, der einen Hund hat. Interessant finde ich die Frage: Welcher Hund passt zu mir? Das möchte ich gerne herausfinden! Oder den Vortrag von Tina Voß über den »Kollegen Hund« oder die Hütehundvor­ führung oder oder oder … Und dafür kann man bei Asphalt sogar Karten gewinnen! Rufen Sie uns an! Am 6.6. verlosen wir am Telefon 5 x 2 Karten für das neue Messe­ highlight in Hannover: Hund & Co. Unter 0511 – 30 12 69-18 haben Sie vielleicht Glück! 10. und 11. Juni, Messegelände Hannover. Eintritt: Erw. 12/online 9 Euro; Kinder 8/online 6 Euro; Hunde frei

Was erleben zwei junge Frauen, beide bekennende Angsthasen, wenn sie beschließen, auf eigene Faust zehn Wochen durch Indien zu reisen? Gelegentliche Krisen, aber auch die ganz große Reiseromantik. Nathalie Jäschke und Suzanne Frankenfeld präsentieren ihren Reisebericht mit Bildern, Tagebucheinträgen und Mango-Lassi unter dem Motto »Kulturschock, Kühe und Klischees auf dem Prüfstand«. Unbedingt hingehen! Das ist der wichtigste Termin für mich. Ich war noch nie persönlich in Indien, aber gedanklich schon: Ich habe schon so viel gelesen und gehört über Indien. Da freue ich mich drauf! Komplett auf eigene Faust zehn Wochen – das wäre was für mich! Aber ganz alleine traue ich mich nicht, viel­ leicht lerne ich an diesem Abend ja Leute kennen, mit denen ich mich zusammenschließen kann. 13. Juni, 19 Uhr, Stadtteilzentrum Lister Turm, Walderseestraße 100, Hannover. Eintritt: 5/erm. 4/mit HannoverAktivPass 2,50 Euro

Die Veranstaltungstipps entstehen im Rahmen der Schreibwerkstatt für Asphalt-Verkäuferinnen und -Verkäufer. Leitung: Jeanette Kießling


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Picknick-Konzert Korb packen und los: Vor der herrlichen Kulisse des Mittellandkanals, der längsten künstlichen Wasserstraße Deutschlands laden die 20 Sängerinnen und Sänger von »Right Now« (Volkschor Misburg) zu einem PicknickKonzert im Freien. Zwischendurch bietet Bernd Ellerbrock, Autor des Buches »Der Mittellandkanal – 325 Kilometer Wasserstraße von A bis Z« viel Wissenswertes und Unterhaltsames an. Am Sonntagnachmittag bietet sich das an, was Besseres kann man sich doch gar nicht vorstellen: Raus ins Grüne, am Mittellandkanal entlang­ radeln und dann auch noch Musik! Ich wollte schon immer mal den Mittel­ landkanal hoch oder runter fahren, so weit wie ich komme. Dabei kann man so gut nachdenken. 18. Juni, 14.30 Uhr, Kleiner Park »Vor dem Alten Gehäge«, Gertsertsweg, Hannover-Misburg (Mittellandkanal/Abzweig Misburger Stich­ kanal). Eintritt: frei

36 Am Lindener Berge 38 30449 Hannover Telefon 45 44 55 www.jazz-club.de

Juni 2017 Freitag, 2. Juni

Orient en Vogue Eine lange Nacht für Frauen im Zeichen des Orients, in der ordentlich getanzt und gefeiert werden darf: Von der Solo-Darbietung bis zur Ensemble-Choreographie ist alles dabei, und es gibt viel Gelegenheit, selber die Hüften kreisen zu lassen. Ein kleiner orientalischer Imbiss verwöhnt zusätzlich den Gaumen. Da ist bestimmt super Stimmung! Ich habe selbst mal Bauchtanz gelernt, das hat sehr, sehr viel Spaß gemacht. Eigentlich ist der Bauchtanz ja ein Geburtstanz, das hat mir bei der Geburt meines Sohnes sehr geholfen. Meine Hebamme kam aus Persien, die tanzte sogar mit mir zusammen! Was ich toll finde: Für Bauchtanz muss die Frau rund sein, bei Dünnen sieht das nicht so gut aus. Da herrscht ganz viel Spaß unter Frauen! 23. Juni, 20 Uhr, Freizeitheim Linden, Windheimstraße 4, Hannover. Eintritt: 12/erm. 8 Euro/mit HannoverAktivPass 6 Euro

Fledermaus-Exkursion für Kinder Heute geht’s in den Naturpark Steinhuder Meer, genauer gesagt in den Findlingsgarten Hagenburg. Und zwar im Dunkeln! Dank lustiger Spiele und interessanter Fakten können Kinder ab 6 Jahren ganz viel über die nachtaktiven Fledermäuse lernen. Bitte denkt an Mückenschutz und warme Jacken und meldet euch an: 05033 – 93 91 34 (Kinder unter 14 Jahren müssen von einem Erwachsenen begleitet werden). Neulich habe ich selber eine gerettet – und zwar nur, weil ich vorher eine Führung mitgemacht hatte, in der ich viel über Fledermäuse gelernt habe. Toll, wenn Kinder schon lernen, was ich erst als alte Oma gelernt habe! 24. Juni, 21.15 bis 23 Uhr, Findlingsgarten Hagenburg, SteinhuderMeer-Straße, Hagenburg. Eintritt: Erw. 3/Kinder 1,50 Euro

Die Gesellschaft der Freunde des Jazz präsentiert ETIENNE MBAPPÉ & THE PROPHETS „How Near How Far“ Eintritt: 20 Euro Samstag, 10. Juni ANDREAS BURCKHARDT „Saxes Reloaded” Eintritt: 20 Euro/ermäßigt 15 Euro Samstag, 17. Juni ULITA KNAUS CD-Release „Love In This Time“ Eintritt: 20 Euro/ermäßigt 15 Euro Samstag, 24. Juni SOMMERFEST DES JAZZ CLUB HANNOVER Beendigung der Konzertsaison Eintritt: 10 Euro Freitag, 30. Juni Die Gesellschaft der Freunde des Jazz präsentiert JAZZ IN JUNE Marktkirche Hannover: In Erinnerung an Mike Gehrke Eintritt: 20 Euro

Konzertbeginn jeweils um 20.30 Uhr, Einlass ab 19.30 Uhr

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IHR ENGAGEMENT

Machen Sie mit! Impressum

Herausgeber: Prof. Dr. Heiko Geiling, Hanna Legatis, Rainer Müller-Brandes

Gründungsherausgeber: Walter Lampe

Geschäftsführung: Rainer Müller-Brandes

Redaktion: Volker Macke (Leitung), Jeanette Kießling, Svea Kohl, Ulrich Matthias

Fotografin/Kolumnistin: Karin Powser

Freie Mitarbeit dieser Ausgabe: B. Pütter, S. Przybilla, G. Schild, S. Stegner, W. Stelljes, S. Szameitat, K. Zempel-Bley

Anzeigen: Heike Meyer

Verwaltung: Janne Birnstiel (Assistentin der Geschäftsführung), Heike Meyer

Vertrieb & Soziale Arbeit: Thomas Eichler (Leitung), Romana Bienert, Christian Ahring (Sozialarbeiter)

Asphalt gemeinnützige Verlags- und Vertriebsgesellschaft mbH Hallerstraße 3 (Hofgebäude) 30161 Hannover Telefon 0511 – 30 12 69-0 Fax 0511 – 30 12 69-15 Spendenkonto: Evangelische Bank eG IBAN: DE 35 5206 0410 0000 6022 30 BIC: GENODEF1EK1

Online: www.asphalt-magazin.de redaktion@asphalt-magazin.de vertrieb@asphalt-magazin.de herausgeber@asphalt-magazin.de Herstellung: eindruck, Hannover

Druck: v. Stern’sche Druckerei, Lüneburg Druckauflage: Ø 25.000

Asphalt erscheint monatlich.

Redaktionsschluss dieser Ausgabe: 19. Mai 2017

Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte, Bilder und Bücher übernehmen wir keine Gewähr. Rücksendung nur, wenn Porto beigelegt wurde.

An jedem letzten Dienstag im Monat trifft sich die Runde der Ehrenamtlichen in den hannoverschen Asphalt-Redaktionsräumen. Da werden Veranstaltungen organisiert, Info-Stände geplant und Ideen gesammelt, um die Arbeit von Asphalt engagiert zu unterstützen. Besonders für unsere Asphalt-Verkäuferinnen und -Verkäufer ist es wichtig zu spüren, dass viele Menschen hinter ihnen stehen. Wir freuen uns, wenn Sie sich dieser lebendigen Runde anschließen möchten! Rufen Sie uns einfach vorher an: 0511 – 30 12 69-0. Das nächste Treffen ist am Dienstag, 27. Juni, um 17 Uhr.

Asphalt dankt: J. Eggers, J. Syring, DRK Landesverband, A. Kattmann, D. + L. Brodtmann, R. Schlusche, M. Mischke, R.-D. Winkler, K. Beck, M. Wolf, J. Wagner, S. + C. Miskiewicz, K. + M. Borchert, M. + H. Boldt, R. Mozen, G. PetersStolzenbach, F. Hermann, C. + F. Beckmann, J. Fromme, B. Mollenhauer, I. Schaumann, Ev.-luth. Kirchengem. Heisfelde, H. Möller, B. Witte, B. Karpenstein, I. Semmler, H.-D. Roch, W. Stolte, K. Malmquist, Barakat & Doering, S. Haddenhorst, H. Woeckner, A. Chwienk, K.-P. Thiele, H.-L. + F. Bertram, J. Schwietering, C. + K. Brockmann, K. Ravens, H.-H. Schaefer, Haus & Grund, H. Badenhop, R. + H. Schwitzer, E. Gerzer, H.-M. Sturhan, H. Zielinski, K. + H. Born, B. Vajen, C. Kahle, K. Nowack, F.-P. Lewik, A. Ganser, K. Ernst, D. Noth, J. Beuch, M. Irle, A. Klose, J. Wehnke, W. + A. Gunia, K. Uter, K. Bronn, R. Wenzlaff, W. + B. Feuge, B. Deecke-Gruen, E. Stoerk, M. Knitter, H. Haase, I. Nagel, V. + K.-H. Cordes, G. Dercum, P. Hagenbach, H. Segna, U. Goehmann, R. Uphoff, M. Kruse, U. Poeche, S. Jungmann, G. Bernardo, I. Kempe, H. Dralle, P. Nahamowitz, E. Hillnhagen, G. Constabel, M.-L. + J.H. Meyer, I. Koehler, D. Miessner, R. + F. Piepho, E. Venzke, B. Treige, H. + J. Lyda, A. Gerdum, I. Helbrecht, B. Gas, G. Wangerin, B. Hoffmann, E. + J. Fuchs, U. Seiler, E. Toellner, L. Bruemmer, H. Patzwahl, R. Scheibe, F. Werner, G. Kroening, E. + K. Taudien, A. + S. Markwort, G. Wieding, E. Koch, F. Heymer, A. Brammann, A. Priesner, A. Zessel, E. Dollinger, M. Metze, M. Neemann, R. Bothmann, M. Knoener, I. + Dr. G. Klinksiek, U. Arendt, U. Schaper-Makulik, A. Simmelundt, A. + W. Fleck, M. Vogel, R. Drenkhahn, H. Springhorn, C. Ebeling, K. Ohnmacht, I. + K. Meder, E.-M. Stakemann, H.-J. Pilz sowie allen anonymen Spendern und allen Asphalt-Patinnen und -Paten.

Gesellschafter:

H.I.o.B. e.V. Hannoversche Initiative obdachloser Bürger

Verkäuferausweise

Bitte kaufen Sie Asphalt nur bei Ver­käuferInnen mit gültigem Aus­weis! Zurzeit gültige Ausweisfarbe (Region Hannover): Orange


Aus den nachfolgenden Silben sind 18 Wörter zu bilden, deren erste und vierte Buchstaben – jeweils von oben nach unten gelesen – ein Zitat von Hans Ludwig ergeben: ad – an – äquat – ba – be – be – ben – ber – blu – bra – chri – de – der – dig – dor – ehe – ein – ein – er – er – fra – freu – ge – ger – gier – in – in – kat – korn – la – lam – leb – lung – luxe – me – na – nack – ne – neu – nis – pe – rot – ru – scha – schrei – sei – spiel – sta – steh – stei – strah – uni – ten – trau

1. vom Feinsten 2. Geschäftsbrief 3. Lichtquelle 4. großzügig 5. kanadische Halbinsel 6. einzige Ausfertigung 7. besonderes Ereignis

Unter den Einsendern der richtigen Lösung verlosen wir viermal das Buch »GartenLeben in der alten Gärtnerei« in dem die Autoren Gesa Klaffke-Lobsien und Kaspar Klaffke ihr eigenes Leben beschreiben: Die beiden leben seit 15 Jahren in einer ehemaligen Gärtnerei. Sie nehmen die Leser mit auf eine Reise durchs Jahr, schildern ihr Konzept für das Gartenwohnhaus und zeigen ausgewählte Facetten ihres alltäglichen, sozialen und kulturellen Gartenlebens. Mit tollen Fotos von Jutta Alms. Dreimal haben wir das Sachbuch »Lernen geht anders« von Remo H. Largo für Sie. Der international renommierte Kinderarzt und Autor betrachtet hier Bildung und Erziehung durch die Augen der Kinder. Er fordert einen individuellen Unterricht, der der Vielfalt unter den Schülern gerecht wird. Denn jedes Kind ist einzigartig. Das Buch ist eine leidenschaftliche Ermutigung für alle Eltern und Lehrer. Ebenfalls dreimal verlosen wir die DVD »Bob, der Streuner«. Die Geschichte des drogensüchtigen obdachlosen Straßenmusikers James Bowen, der durch die Freundschaft zu einem Kater wieder Fuß fasste im Leben, war als autobiographisches Buch ein weltweiter Bestseller und als Kinofilm ein Hit. Basierend auf den wahren Begebenheiten ist ein ein­ drücklicher und anrührender Film entstanden. Die Lösung des Mai-Rätsels lautete: Gute Laune ist die Würze aller Wahrheit.

Das Silbenrätsel schrieb für Sie Ursula Gensch. Die Lösung (ggf. mit Angabe Ihres Wunschgewinnes) bitte an: Asphalt-Magazin, Hallerstraße 3 (Hofgebäude), 30161 Hannover; Fax: 0511 – 30 12 69-15. E-Mail: gewinne@asphalt-magazin.de Einsendeschluss: 30. Juni 2017. Bitte vergessen Sie Ihre Absenderadresse nicht! Viel Glück!

8. Mädchenname 9. Getreideunkraut 10. unangemessen 11. Streich 12. Drama 13. Monogamie 14. Heilmethode 15. Wissensdrang 16. Südfrucht 17. Anfänger 18. Teil des Flugzeugs

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SILBENRÄTSEL

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