2018 03 Asphalt

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2,20 EUR davon 1,10 EUR Verkäuferanteil

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ZIMMER FREI? MANGELWARE

FLUCHTURSACHEN

KLARTEXT

Studierende in Niedersachsen finden keine bezahlbare Bleibe

Was Migranten aus ihren Heimatländern vertreibt

Regionsdezernent Jordan zum Abschied im Gespräch


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Notizblock Ohne Bleibe Auch Monate nach Beginn des Wintersemesters fehlt es Studierenden in Niedersachsen vor allem an einem: an bezahlbarem Wohnraum. Viele sind schon froh, nicht mehr auf Gängen nächtigen zu müssen. Hintergründe zum Desaster.

11 Wer war eigentlich …? 12 Eure Flucht und wir Wenn Menschen in einer globalisierten Welt zur Flucht gezwungen werden, dann liegt das oft auch an den Folgen unseres Konsumverhaltens und dem Handeln unserer Wirtschaft und Politik. Vier Geflüchtete berichten.

16 Wohin mit der Brühe? Was bisher offenbar bedenkenlos möglich war, ist ab 2021 verboten: Kreuzfahrtschiffe dürfen ihre Abwässer nicht mehr in die Ostsee entsorgen. Doch was dann?

19 Helfen, aber nicht entmündigen Erwin »Pico« Jordan geht nach 16 Jahren als Sozialdezernent der Region Hannover in den Ruhestand. In seine Amtszeit fällt die Gründung des Jobcenters und die Einrichtung der »Frühen Hilfen«. Ein Blick zurück und nach vorn.

22 Aus der Szene 23 Das muss mal gesagt werden 24 Aus dem Leben von Asphalt-Verkäufer Klaus

27 Rund um Asphalt 30 Mehr Jazz im Bundestag Jazz – made in Germany: dafür steht Till Brönner. Der Trompeter ist seit Jahren international gefragt, spielte schon zusammen mit Weltstars und im Weißen Haus. Im Interview verrät er Einzelheiten über sein aktuelles Album, und was er sich für Deutschland wünscht.

34 Buchtipps 35 März-Tipps

Titelfoto: lassedesignen/fotolia.com

38 Impressum/Ihr Engagement 39 Silbenrätsel Das Asphalt-Prinzip Asphalt-Verkäuferinnen und -Verkäufer sind Menschen mit brüchigen Biographien. Irgendwann sind sie in ihrem Leben durch schwere Schicksale, Krankheiten oder traumatische Erlebnisse aus der Bahn geworfen worden. Heute versuchen sie, durch den Verkauf des Asphalt-Magazins ihrem Leben wieder Struktur und Sinn zu verleihen. Viele sind oder waren wohnungslos, alle sind von Armut betroffen. Sie kaufen das Asphalt-Magazin für 1,10 Euro und verkaufen es für 2,20 Euro. Asphalt ist eine gemeinnützige Hilfe-zur-Selbsthilfe-Einrichtung und erhält keinerlei regelmäßige staatliche oder kirchliche Zuwendung.


Unsicherheit überall. In der Politik: Brauchen wir mehr Heimat oder mehr europäisch globales Denken? Nicht nur Großbritannien durchlebt das gerade, die Frage zieht sich auch bei uns durch die großen Parteien: Wie können wir weltoffen und liberal sein und gleichzeitig die mitnehmen, für die eine flexible individualisierte Welt kein Versprechen, sondern eher eine Bedrohung ist? Was müssen wir tun, damit unser Zusammenleben trotz unterschiedlicher Interessen und Zugangsweisen weiterhin funktioniert? Unsicherheit auch in unserer Gesellschaft: Wie bekommen wir es hin, all die vorhandenen Probleme in einen sozialen Ausgleich zu bringen? Von zweien, pars pro toto, lesen wir in diesem Heft: von Studierenden auf Wohnungssuche und von Menschen, die aus ihrem Land fliehen, weil die soziale Balance in der Welt nicht stimmt. Kann man das lernen? Soziale Balance? Soziales Verantwortungsgefühl? Ich las jetzt über eine Studie von Tania Singer, eine der führenden deutschen Hirnforscherinnen, dass wir das »soziale Gehirn« trainieren könnten. So wie wir Oberarmmuskeln trainieren. Hunderte von Probanden, im Schnitt 43 Jahre alt und berufstätig, durchliefen ein einjähriges Trainingsprogramm mit Meditationen und Gesprächen. Die Folge: Bestimmte Hirnregionen wuchsen messbar und Verhaltenstests zeigten: Die Einheiten wirken. Unsere Fitnessstudios sind voll. Und wo trainieren wir für unser soziales Gewissen? In den Schulen? In den Gewerkschaften? Zwei Tage habe ich mich zurückgezogen. In ein Kloster südlich von Hannover. Zwei Tage im Schweigen, mit Musik, im Einzelgespräch und in der Stille. Es tut gut: Neue Kraft zu schöpfen, in der Bibel eingefrorene Erfahrungen mit Gott auftauen zu lassen. Mitten in der Fastenzeit. Jede und jeder, das ist das Gute unserer Zeit, kann und darf für sich schauen, wo er Kraft tankt. Entsprechende Hirnregionen trainiert. Denn eines ist klar: Wir bekommen unser Zusammenleben nur gut hin, wenn unser soziales Gewissen nicht verfettet und unsere entsprechenden Muskeln aktiv bleiben. Asphalt versucht das Seine dazu beizutragen. In diesem Sinne wünscht Ihnen eine gute Lektüre

Ihr

Rainer Müller-Brandes · Diakoniepastor und Mitherausgeber von Asphalt

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Liebe Leserin, lieber Leser,

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Foto: Robert B. Fishman/picture-alliance

Thümler will mehr Ärzte

Überlebende gegen AfD Hannover/Celle. Ein Rechtsextremist im Stiftungsrat für die Niedersächsischen Gedenkstätten? »Inakzeptabel, unverhandelbar«, so die Reaktion von Überlebenden des KZ Bergen-Belsen. Nach dem Stiftungsgesetz darf jede Landtagsfraktion einen Vertreter in jenen Stiftungsrat entsenden, der sich unter anderem mit der adäquaten Aufarbeitung der Verbrechen der Nationalsozialisten beschäftigt. Neuerdings daher auch ein Vertreter der AfD. Dem Vernehmen nach sollte der Verdener AfD-Abgeordnete und parlamentarische Geschäftsführer der Fraktion, Klaus Wichmann, in den Beirat einrücken. Überlebendenverbände liefen Sturm und drohten ihrerseits jede Mitwirkung einzustellen, sollte ein Vertreter der Partei einen Sitz bekommen, die bundesweit Holocaustrelativierer in ihren eigenen Reihen begrüßt. Nun soll eine Gesetzesänderung das Naziproblem – vorerst – lösen. Nach einem Entwurf zur Änderung des Gesetzes über die »Stiftung niedersächsische Gedenkstätten« sollen künftig vier Vertreter aus dem Landtag ausreichen. Weil die AfD die kleinste Fraktion im Landtag ist, wäre sie damit automatisch draußen. Sowohl die Regierungsfraktionen als auch Grüne und FDP haben Zustimmung zur Gesetzesänderung signalisiert. Die AfD hat angekündigt, dann gegen das neue Gesetz klagen zu wollen. Im Bild: Gedenksteine von Besuchern auf einem Altar im Haus der Stille in Bergen-Belsen. MAC

Oldenburg/Hannover. Mit mehr Studienplätzen und einer Bitte möchte Niedersachsens Wissenschaftsminister Björn Thümler (CDU) dem Ärztemangel im ländlichen Niedersachsen begegnen. »Mit der Erweiterung der derzeitigen Teil- zu Vollstudienplätzen an der Universitätsmedizin Göttingen und dem Ausbau der European Medical School in Oldenburg werden wir in den kommenden Jahren rund 200 neue Medizinstudienplätze schaffen«, sagte Thümler anlässlich eines Treffens mit Vertretern der Niedersächsischen Ärztekammer. Zusätzliche Studienplätze allein würden aber nicht ausreichen, um vor allem den Hausärztemangel in den Griff zu bekommen. Wünschenswert wäre zwar eine bessere Verteilung der personellen Ressourcen. Von der vieldiskutierten »Landarztquote« hält Thümler jedoch nichts. »Zu erwarten, dass sich junge Menschen gleich zu Beginn ihres Medizinstudiums für zehn Jahre auf eine Fachrichtung und damit letztlich auch auf ein bestimmtes persönliches Umfeld festlegen, halte ich für fernab jeder Lebensrealität. Stattdessen müsse man mit »Anreizen« Studierende zur freiwilligen »Tätigkeit als Hausarzt auf dem Land« bewegen. Wie die Anreize aussehen könnten, sagte Thümler indes nicht. Niedersachsens Ärztekammerpräsidentin Dr. Martina Wenker begrüßte das Vorhaben der Landesregierung. MAC

Feiertags-Basar Hannover. Reformationstag, Frauentag, Badetag: Ministerpräsident Stephan Weil habe die Debatte um einen zusätzlichen Feiertag für Niedersachsen zu »einem Basar verkommen« lassen, kritisierte FDP-Fraktionschef Stefan Birkner jetzt angesichts des allerneuesten Vorschlags von Landtagspräsidentin Gabriele Andretta (SPD), den 8. März zum neuen arbeitsfreien Tag zu erklären. Seit fünf Monaten debattiert das Land, welcher Tag ausgewählt werden soll, um mit den Süddeutschen in Sachen Feiertagsanzahl zumindest ansatzweise auf Augenhöhe zu gelangen. Manche nannten den Buß- und Bettag, andere den Tag der Gründung Niedersachsens. Übrigens noch nicht in der Diskussion: der 17. Oktober, der internationale Tag zur Abschaffung der Armut. MAC


ZAHLENSPIEGEL »MORDWERKZEUGE«

Hannover. 150 Wölfe streifen gegenwärtig durch Niedersachsen. Tendenz: weiterhin steigend. Das soll nicht so bleiben. Im anvisierten Koalitionsvertrag der Groko auf Bundes­ebene ist von »notwendiger Bestandsreduktion« die Rede. Auch Niedersachsens neuer Umweltminister Olaf Lies (SPD) hält das gezielte Töten von Wölfen für notwendig: »Wir müssen jetzt eine neue, eine ehrliche Debatte führen. Wir müssen Wölfen zeigen, dass sie in der Nähe von Menschen nichts zu suchen haben«, so der oberste Umweltschützer des Landes. »Der Wolf ist ein Raubtier und deshalb muss ein anderer Artenschutz greifen als bei Wiesenvögeln oder Gelbbauchunken.« Lies will sich für ein bundeseinheitliches »Wolfsmanagement« einsetzen, um die Populationen auf einem als erträglich empfundenen Maß zu halten. Aktuell wachse der Wolfsbestand im Land um rund 30 Prozent pro Jahr. MAC

Waffenland Niedersachsen: Bis zum

Stichtag 31.12.2017 wurden in Nie­ dersachsen 4.343 Schusswaffen im Rahmen der Amnestieregelung von Innenminister Boris Pistorius (SPD)

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Jagd beschlossen

Jede Menge schwarze Schafe Hannover/Braunschweig Genau 2.581 Ver­ stöße gegen das Mindestlohngesetz hat der Zoll in Niedersachsen bei Kon­ trollen im vergangenen Jahr aufgedeckt. In 2.258 Fällen leiteten die Behörden Strafverfahren ein. Das geht aus einer Antwort des Finanzministeriums an den braunschweiger Bundestagsabgeordneten Victor Perli (Die Linke) hervor. In 323 weiteren Fällen ging es um Ordnungswidrigkeiten. Am häufigsten betroffen waren Beschäftigte im Gaststätten- und Hotelgewerbe, auf dem Bau und in der Transportbranche. Meist ging es um gefälschte Arbeitszeitkonten, nicht abgeführte Sozialabgaben und um die Unterschreitung des Mindestlohns von 8,84 Euro. »Die Verstöße sind erschreckend hoch und wahrscheinlich nur die Spitze des Eisbergs. Es kann nicht sein, dass Unternehmen den ohnehin zu niedrigen Mindestlohn unterlaufen und bei der Arbeitszeit tricksen«, so Perli dazu. »Die Finanzkontrolle Schwarzarbeit muss personell verstärkt werden. Wir werden überprüfen, ob die vom Bund angekündigte Stellenaufstockung auch bei den vier Niedersächsischen Hauptzollämtern wirksam wird und zu vermehrten Kontrollen führt.« MAC

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abgegeben, davon waren 598 illegal. Außerdem 443 sonstige Waffen, z. B.

Hieb- und Stichwaffe, davon 76 in illegalem Besitz. Außerdem fielen

83.000 Stück an Munition unter die Amnestieregelung. Bei allen Amnestieregelungen der vergangenen Jahrzehnte wurden mehr als 26.600 Waffen im Land abgegeben.

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Foto: dpa/picture alliance

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OHNE BLEIBE Sie stehen in der Schlange nicht eben vorne. Vor Obdachlosen zwar, aber hinter vielen anderen, die sich Wohnen in Hannover noch leisten können: Studierende. Vor allem ausländische Studierende. Doch an ausreichend Wohnraum fehlt es auch Monate nach Beginn des Wintersemesters immer noch. »Mit unserer Schlafplatzbörse haben wir vielen der insgesamt rund 200 Studierenden helfen können, die zu uns kamen, weil sie im Oktober immer noch keine Wohnmöglichkeit gefunden hatten«, meint Jonas Negenborn vom Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) der Uni Hannover. »Vereinzelt kommen jetzt immer noch Verzweifelte, aber wir können nur Kurzzeitwohnplätze vermitteln. Von einem Übergangs-Sofaoder Matratzenplatz aus können Neuankömmlinge eine dauerhafte Lösung finden und müssen nicht beispielsweise von Süddeutschland nach Hannover pendeln.« Einige dieser Über-

gangslösungen hätten sich mittlerweile zu Dauerlösungen entwickelt, sagt der Sprecher der Studentinnen und Studenten der Uni-Studies. Schwierig sei die Wohnungssuche auch, weil die meisten Studierenden unbedingt in Herrenhausen, Stöcken, Linden und der Nordstadt wohnen wollten, wo etwas los ist und man kurze Entfernungen zur Uni habe. »Aber die zu uns kommen, sind meist schon nicht mehr so festgelegt«, erklärt Negenborn. Beim Studentenwerk Hannover, so etwas wie der Servicebetrieb für die studentischen Belange Essen, Trinken, Schlafen,


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In Deutschland ist es völlig normal, in einer Wohngemeinschaft zu wohnen. Bei Südkoreanern ist es üblich, erst nach der Ehe mit seinem Ehepartner eine gemeinsame Wohnung zu beziehen.« Yoon, Südkoreanerin

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Österreicher stellen an alles höhere Ansprüche. Besonders beim Wohnen.«

Lucia, Ukrainerin

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Deutsche legen sehr viel Wert auf Privatsphäre und Rückzugsräume. Sie brauchen Zeit für sich. In Tunesien ist es normal, sich ein Zimmer zu teilen.« Saif, Tunesier

ist man zumindest schon zufrieden, wenn niemand mehr auf den Gängen nächtigen muss. »Keiner muss mehr im Wohnheim in einem Bett auf dem Flur schlafen, aber manchmal wohnen zwei Studenten vorübergehend in einem Zimmer«, erklärt Ingrid Kielhorn, Leiterin der Abteilung Studentisches Wohnen im Studentenwerk Hannover. Die meisten haben irgendwie einen Unterschlupf gefunden. Nicht immer ist es allerdings die Traum-Bleibe, das wäre ein Appartement mit eigenem Bad und schöner Küche, dazu bezahlbar und hochschulnah. »Zum Wintersemester 2017/18 wurden knapp 4.700 Anträge auf einen Platz im Wohnheim gestellt«, erklärt Kielhorn. »Im Jahr 2011 hatten wir insgesamt rund 3.600, dabei war das das Jahr des doppelten Abiturjahrgangs.« Sobald das Wintersemester vorbei sei, stehe das Thema nicht mehr im öffentlichen Fokus. »Tatsächlich haben inzwischen viele einen Platz gefunden, möglicherweise in einer WG, doch oft machen sie Abstriche an Komfort und Wohnort.« Bei der Belegung werden Bachelor-Erstsemester bevorzugt, die von außerhalb der Region Hannover kommen. Andere müssen manchmal pendeln oder im Elternhaus wohnen bleiben. Sie harren aus und hoffen auf eine geeignetere Lösung. Dabei stehen sogar studentische Wohnungen leer, Ergebnis falscher Planung: »Auf dem Expo-Gelände sind 200 Appartements gebaut worden, doch nur 17 wurden vermietet«, berichtet Ingrid Kielhorn. Viele mag die Miete von bis zu 500 Euro abgeschreckt haben, doch die Lage fernab der City spielte wahrscheinlich eine noch größere Rolle. »Bereits vor dem Bau hatte es eine Befragung von Studenten gegeben, bei der herauskam, dass die Lage für viele zu weit außerhalb wäre. Es fehle an Treffpunkten mit Kommilitonen, an Kneipen und an Nahversorgung.«

Wohnen mit anderen haben es schwer, Ausländische Studies Dabei kann es eine Bleibe zu finden. t ihnen, witzig so interessant sein mi sogar. Eine Ausbisweilen, spannend wahl an Erfahrungen. a Ratzmann Foto-Umfrage: Saski


Besucher sind für mich eine alltägliche Sache, während meine ukrainische Mitbewohnerin am besten zwei Tage vorher schon die Planung beginnt.« Mark, Sansibari

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Die Japaner legen viel Wert darauf, dass die Toilette stets mit speziellen Schuhen betreten wird. Die Toilettenschuhe dürfen nirgendwo anders im Haus getragen werden.« Nicole, Deutschpolin

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Mein italienischer Mitbewohner hat zum Einzug eine Riesen­portion Spagetti Bolognese nach dem Rezept seiner Oma für alle gekocht.« Anna, Polin

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Das Manko fehlender Einkaufsmöglichkeiten gelte ja sogar auch für Familien und Singles. Was die Unterbringungsquote von Studenten und Studentinnen betrifft, hinkt Hannover dem Bundesdurchschnitt ohnehin hinterher. »Den insgesamt 47.000 Studenten insgesamt stehen lediglich etwa 2.800 geförderte Wohnheimplätze gegenüber«, erklärt Kielhorn. »Damit beträgt die Quote in Hannover 6,3 Prozent gegenüber in ganz Niedersachsen 9,4 und bundesweit 9,3 Prozent. Da muss etwas passieren. Hannover braucht bezahlbaren studentischen Wohnraum, und dazu brauchen wir ein gezieltes Förderprogramm für studentisches Wohnen.« Allerdings hat die Landeshauptstadt ein massives Problem: Es gibt kaum geeignete Grundstücke und Objekte in Hochschulnähe. »Zwar ist 2016/2017 in der Nähe der Leibniz-Universität ein neues Wohnhaus mit 80 Appartements für Studenten und WGs gebaut worden und ein weiteres am Königsworther Platz wurde von 80 auf 128 Plätze erweitert, doch viel mehr Möglichkeiten gibt es nicht. Es fehlt schlichtweg an Grundstücken.« Manche Studenten nehmen deswegen einen weiten Weg zu Orten in der Region in Kauf, wo noch Wohnraum zu haben ist. Besonders schwer finden internationale Studierende eine Bleibe. »Wir haben immerhin 60 Prozent Studenten aus dem Ausland in den Wohnheimen, darunter vor allem Chinesen«, berichtet Ingrid Kielhorn. Deshalb war zu Beginn des Wintersemesters die Kampagne »Schlüsselerlebnis gesucht« gestartet worden, mit der private Vermieter angesprochen werden sollten. »Daraufhin bekamen wir 117 Angebote und konnten 57 Wohneinheiten vermitteln«, erklärt Birte Wiedenroth, in der Abteilung Studentisches Wohnen zuständig für Akquise und Vermittlung für Privatwohnraum. »25 Wohneinheiten sind derzeit in der Vermittlung, 35 konnten nicht vermittelt werden.« Fragebögen helfen, die richtigen Partner zusammenzubringen. Dass nicht noch mehr Vermittlungen klappten, habe zum Teil sicher an Vorbehalten, oft aber auch an Sprachschwierigkeiten gelegen. »Vor allem Araber und Asiaten haben die größten Probleme, etwas zu finden,

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Deutsche verpacken einfach alles in Tupperware.«

Giorgio, Italiener

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Deutsche haben ein besseres Verständnis von Geld und können damit gut umgehen. Sie können besser mit ihrem Geld haushalten als manch ein Russe.«

und generell haben es Frauen leichter«, hat Kielhorn herausgefunden. Vor allem bei älteren Vermietern, deren Schulenglisch etwas eingerostet sei, bestehe zudem die Befürchtung, sich nicht verständigen zu können. Anders Dagmar und Thomas Helmbold, sie sind mit ihrer WG-Gründung sehr zufrieden. »Wir hatten uns im Herbst 2016 nach dem ersten Aufruf des Studentenwerks entschieden, auszuhelfen. Unsere Kinder waren schon zehn Jahre zuvor ausgezogen und haben uns ermutigt«, berichtet die Südstädterin. »Von Anfang an haben wir nur ganz nette Studenten gehabt, und sie sind alle lange geblieben.« Die Nationalität ihrer neuen Mitbewohner sei ihr und ihrem Mann egal gewesen. Im Augenblick gehören ein Afghane und ein Chinese zum Haushalt. »Sie haben uns erzählt, dass sie 30, 40 Bewerbungen geschrieben haben, bevor es mit einer Bleibe klappte. Wir teilen uns Küche und Bad, manchmal kochen sie, manchmal kochen oder essen wir gemeinsam, und bei Familienfesten sind sie mal dabei, mal nicht.« Oft laufe man sich tagelang nicht über den Weg, »Die beiden studieren sehr intensiv – ganz anders als wir früher.« Über Abwasch und Putzarbeiten habe es noch nie Konflikte gegeben. Auch erleichtert ein eigener Kühlschrank für die Mitbewohner das Zusammenleben. Sabine Szameitat

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Lev, Russe

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Ich habe mich immer gefragt, warum in unserem Badezimmer ständig leere Pfand­ flaschen stehen. Dann wurde mir aber erklärt, dass die arabischen Mitbewohner diese als Bidet-Ersatz benutzen.«

Therese, Deutsche

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... ALICE SALOMON ? Foto: Israelische Nationalbibliothek, Schwadron Collection/Wikimedia Commons

aufsichtigen, weil das Gehalt des Alice Salomon wurde 1872 in die Mannes allein für die Familie nicht jüdische Mittelschicht Berlins geausreichte. Salomon sah die himboren. Nach ihrer Schulzeit an melschreiende Ungerechtigkeit für einer christlich-konfessionellen die proletarische Familie und setzSchule wollte sie gern Lehrerin te das in einen Zusammenhang werden, doch eine Ausbildung gemit einem staatlichen System der stand man ihr nicht zu – damals Kinderfürsorge. Das Unrecht ist nicht unüblich für eine Frau aus ihdie Ungleichheit, das war Salomon ren Verhältnissen. Erst als offiziell wichtig. Erwachsene, mit 21 Jahren, konnte Als die Deutschen die Nazis an sie sich den Themen zuwenden, die Macht brachten, wurde Alice die ihr wichtig waren, das zermürSalomon aus all ihren Ämtern verbende Warten hatte ein Ende. Sadrängt. Ein wachsender Antisemilomon trat in die Mädchen- und tismus hatte sich aber auch schon Frauengruppe für soziale Hilfsarin den Jahren zuvor in praktisch beit ein, deren Gründerin Jeanette allen Gesellschaftsschichten imSchwerin wurde ihr zur Mentorin. mer deutlicher gezeigt, auch in der Ende des 19. Jahrhunderts wurde Frauenbewegung. Eine NominieAlice Salomon selbst Vorsitzende rung Salomons für den Vorsitz des der Gruppe. Bundes Deutscher Frauenvereine Ab 1902 studierte Alice Salomon an der Friedrich-Wilhelms-Universität in Berlin Ge- etwa wurde durch diese Stimmung verhindert. Im Jahr 1937, da war sie 65 Jahre alt, zwang die Gestapo Alice schichte, Nationalökonomie und Philosophie. Das fehlende Abitur konnte sie durch einige Veröffentlichungen ersetzen. Salomon zur Emigration. »Ich gehe in ein Leben des Kampfes Im Jahr 1906 promovierte sie in Philosophie, ihre Doktorar- um Brot - aber guten Mutes in froher Zuversicht - völlig ungebeit trägt den Titel »Die Ursachen der ungleichen Entlohnung brochen in geistiger und sittlicher Kraft, in meinem Wertgefühl, von Männer- und Frauenarbeit«. Wenig später gründete sie die das nicht von außen beeinträchtigt werden kann«, schrieb sie erste Soziale Frauenschule des Landes, die nicht an eine Kon- in einem Abschiedsbrief vielen Freunden. Und doch war die fession gebunden war – die heutige Alice Salomon Hochschule Emigration ein tiefer Riss in ihrem Leben. Den Krieg erlebt sie Berlin. Hier werden heute Menschen für soziale Berufe ausge- in den USA. Die Arbeit war für Alice Salomon – persönlich und theorebildet, lange stand die Schule nur Frauen offen. tisch – immer ein wichtiger Teil Alice Salomon wurde zu eides Lebens. »Ich sehe nur einen ner Pionierin der Wissenschaft Das Unrecht ist die Ungleichheit – das Weg, auf dem man für die Dauder Sozialen Arbeit, viele iher Glück, Harmonie und Frierer Arbeiten und Ideen waren war der Begründerin der wissenden finden kann; und das ist der wegweisend, darunter etwa schaftlichen Sozialen Arbeit wichtig. Weg, der durch Arbeit führt«, die »Theorie des Helfens«. Saschrieb sie in einem ihrer Werke. lomons Werk gilt bis heute als Ihre Karriere war durch die Emigration beendet, sie fasste wichtig, weil es ihr unter anderem darum ging, dass die angehenden Sozialarbeiterinnen lernen sollten, Recht und Unrecht in der neuen Heimat nicht richtig Fuß, die alte entzog ihr wähvoneinander zu unterscheiden und damit eine sehr politische renddessen die Staatsbürgerschaft und die zwei Doktortitel. Auch ihre Autobiographie, ein Herzensprojekt in den letzten Komponente in die soziale Arbeit einzubringen. In einem ihrer ersten Artikel aus dem Jahr 1896 beschrieb Lebensjahren, wollte niemand drucken, sie erschien erst 1983. Alice Salomon starb 1948 in New York. Alice Salomon, wie eine Frau für den Unfalltod ihres Kindes angeklagt wurde. Die Arbeiterfrau konnte ihr Kind nicht selbst be- Gerd Schild

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WER WAR EIGENTLICH …

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Foto: NurPhoto/picture alliance

EURE FLUCHT UND WIR Millionen Menschen sind weltweit auf der Flucht. Die Ursachen sind vielfältig. Unbequem, aber wahr: Wir tragen durch unsere Lebensweise, unsere Wirtschaft und Politik zu diesen Ursachen bei. Vier Fluchtgeschichten aus Niedersachsen. Flüchtlingskrise ist ein passender Begriff. Wer flüchtet, steckt in einer Krise. Und Flucht ist immer auch das Ergebnis einer Krise. Am Entstehen dieser Krisen sind wir Niedersachsen bis ins kleinste Dorf beteiligt – durch die hiesige Politik, Wirtschaft und unser Konsumverhalten. Nach Angaben der UN waren im Jahr 2016 mehr als 65 Millionen Menschen auf der Flucht. Mehr als 40 Millionen davon lebten als Binnenflüchtlinge weiter im eigenen Land. Ein großer Teil bleibt zudem in den Nachbarstaaten. Die Menschen wollen in der Nähe bleiben, wollen zurückkehren, wenn die größte Gefahr für ihr Leben vorbei ist. Die häufigsten Fluchtur-

sachen sind Krieg, Verfolgung, Armut, Unterdrückung, Perspektivlosigkeit und der Klimawandel.

Afrika als Europas vorgelagerter Bauernhof Die Flucht von Hassan Abdulmaula dauert nun schon zehn Jahre. Er lebt heute in einer Flüchtlingsunterkunft in Hannover. Abdulmaula wurde 1995 in Darfur im Norden des Sudan geboren, wo seit 2003 ein Bürgerkrieg wütet. Im Jahr 2008 flieht Has-


maula floh vor Bürgerkrieg und Folter. Heute plagen ihn Albträume.

san, damals zwölf Jahre, mit seinen drei Geschwistern und der Mutter in ein großes Flüchtlingscamp der UN in der Grenzregion zum Tschad. Nach drei Jahren kehrt er zurück und trifft sich mit anderen jungen Männern, die aus der Region Darfur in die Hauptstadt Khartum geflohen sind. Sie sprechen über die Heimat, schicken auch Geld an Rebellen vor Ort, die gegen Regierungstruppen kämpfen. Er selbst hat nie gekämpft, sagt Abdulmaula. Nach einem Treffen verhaftet ihn die Polizei. Er landet für ein Jahr in einem Geheimgefängnis, wird immer wieder gefoltert. Sie treten ihn mit schweren Militärstiefeln gegen den Kopf, bis er auf einer Seite taub ist. »Ich dachte, das ist mein Ende«, sagt Hassan Abdulmaula. Er kann entkommen und steigt am 2. Juni 2015 an der libyschen Küste in ein Schlauchboot. Zwei Meter breit, zwölf Meter lang ist das Boot, insgesamt 111 Flüchtlinge werden an Bord zusammengepfercht. Hassan kann nicht schwimmen, eine Schwimmweste trägt er nicht. Mit viel Glück kommt er über Italien nach Deutschland. Europa sähe Afrika nur als großen ausgelagerten Bauernhof, meint Abdulmaula. Der Westen nehme sich Boden, Früchte, Tiere, Stoßzähne, Edelsteine. Nur die Menschen, die behandele der Westen schlimmer als Tiere. »Wir sind die Opfer der ersten Welt«, sagt er. »Die EU macht jetzt auch Verträge mit Kriegsverbrechern, damit die dafür sorgen, dass die Flüchtlinge in Afrika bleiben.« Das wichtigste Abkommen der EU und Staaten Ostafrikas ist der Khartum-Prozess, benannt nach der Hauptstadt Sudans. Die EU sichert darin zu, in Afrika Grenzbehörden zu unterstützen. Das klare Ziel: Die Flucht soll schon in Afrika enden. Hassan Abdulmaulas Familie lebt immer noch im Flüchtlingscamp im Tschad, er will nun in Deutschland ankommen. Eine erste Ausbildung musste er auch wegen der Schlafstörungen abbrechen. »Meine Albträume sind sehr realistisch«, sagt Hassan.

Tammam Kahil würde Angela Merkel gern erklären, was Flucht und Ankommen für einen Menschen bedeutet.

Foto: G. Schild

Foto: G. Schild

Hassan Abdul-

Kriege und Bürgerkriege sind meist die direkte Folge von ungerechter Verteilung von Ressourcen, also Folgen der von den sogenannten westlichen Staaten dominierten Handelspolitik. Der Einfluss auf Kriege in der Welt passiert aber auch unmittelbarer. Deutschland ist an einigen Kriegen direkt beteiligt, auch wenn das dann meist »Antiterrormaßnahme« heißt wie der Einsatz in Afghanistan, Mali oder Somalia. Deutschland gehört seit Jahren zu den größten Waffenlieferanten der Welt. Im Jahr 2016 hat die Bundesregierung Rüstungsexporte im Wert von 6,85 Milliarden Euro genehmigt. Vorgeblich ist die deutsche Rüstungspolitik von einem friedensorientierten Wertesystem geleitet. Doch Waffenexporte sind ein Wirtschaftsfaktor – und sie befeuern Fluchtursachen. Auch im Syrien-Krieg kommen deutsche Waffen zum Einsatz. Die türkische Armee etwa setzt beim Kampf gegen die kurdische Miliz YPG in Nordsyrien deutsche Panzer vom Typ Leopard 2A4 ein, dessen erste Baureihe in den 70er-Jahren im niedersächsischen Munster erstmals im Kampfmodus getestet wurde. Aus dem Bürgerkrieg ist längst ein Stellvertreterkrieg geworden. 2015 waren rund 11,6 Millionen Syrer auf der Flucht. Einer davon ist Tammam Kahil. Einen Monat und einen Tag dauerte seine Flucht aus der Stadt Salamiyya, in der er als Journalist gearbeitet hat. Er sah Menschen im Mittelmeer sterben, versteckte sich im türkischen Grenzwald. Heute lebt er in Celle. »Wir haben unser Ziel erreicht, gleichzeitig haben wir unsere Emotionen vergraben«, sagt der 31-jährige Kahil. Tammam Kahil zeigt auf dem Laptop ein Video. Wände, deren Beton an vielen Stellen weggesprengt ist; Tische, Stühle, Regale, Sessel, alles von Splittern durchlöchert. Kahil hat das Video vor der Flucht gedreht. Es sind die Reste seiner Wohnung. Drei Briefe schon hat er an Bundeskanzlerin Angela Merkel geschrieben. Er hat dem ersten Brief seine detaillierte Fluchtgeschichte angehängt, und das Angebot, Angela Merkel

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Deutsche Waffenexporte führen zu Tod und Terror

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zu erklären, was Flucht und Ankommen für einen Menschen bedeutet. Der Wohlstand in Europa basiert auf einer mehrfachen Ausbeutung. Die historische Ausbeutung durch den Kolonialismus wird heute mit anderen Mitteln fortgesetzt. Konzerne, geschützt von Staaten, beuten Naturschätze und Menschen aus.

Der Preis des billigen Fisches auf unserem Teller

Foto: G. Schild

Omar Aboubakar hat in Somalia als Fischer und Taucher gearbeitet. Mit seiner Familie lebte er auf Chula Island vor der Küste Somalias. Die Fischgründe sind reich, eigentlich. Doch inzwischen sind viele Küstenregionen Afrikas überfischt. Das liegt auch an den großen Fischfangflotten, Fabriken auf See, die den Fang direkt verarbeiten und einfrieren. Dazu gehören auch europäische Schiffe, etwa ein Drittel der unter EU-Flagge gefangenen Fische stammen aus Gebieten außerhalb der EU. Dieses sogenannte Ocean Grabbing zerstört die Umwelt, und es zerstört die Lebensgrundlage vieler in Fischerei und Verarbeitung Beschäftigten. Also suchen diese ihr Glück in den Städten, flüchten in andere Länder oder werden in die Piraterie getrieben. Die Familie Aboubakar gehört zur sehr kleinen ethnischen Minderheit der Bajuni. Immer wieder wurden sie angegriffen, von anderen somalischen Volksgruppen oder von radikal-islamistischen Gruppen, das macht das ohnehin beschwerliche Leben noch beschwerlicher. An einem Tag im Jahr 2008 flieht Omar Aboubakar mit Hilfe eines Schmugglers nach Schweden. Dort hoffte er auf Asyl und einen Neustart. Weil man ihn für einen Kenianer hält – die Sprache ist ähnlich des Swahili der Bajuni – bekommt er keine Arbeitserlaubnis und durfte nicht zur Schule gehen. Schweden will ihn nach Kenia abschieben. Kenia lehnt ab. Aboubakar flieht nach Deutschland, das will ihn nach Schweden abschieben.

Europäische Trawler fischen Afrikas Küsten leer. Fischern wie Omar Aboubakar rauben sie die Lebensgrundlage.

Mittlerweile hat er eine Aufenthaltserlaubnis. Doch die Flucht und die Wartejahre in Schweden haben den Mann traumatisiert. Nach einer Therapie geht es ihm besser. Morgens besucht er die Sprachschule, den Rest des Tages verbringt er bei McDonald‘s. Dort ist er nicht allein. Denn immer, wenn er allein ist, dann kommen die schlechten Gedanken. Die Reichen rauben im Wasser, sie rauben an Land. Es gibt Schätzungen, nach denen bis zu 220 Millionen Hektar von »Land Grabbing«, dem Landraub, betroffen sind – mehr Ackerland als in der gesamten EU. Ausländische Investoren bauen dort etwa Biokraftstoffe an oder Lebensmittel für den Export. Der enorme Wasserverbrauch lässt vielerorts das Grundwasser bedenklich absinken.

Der subventionierte Fleischwahnsinn Niedersachsens schadet auch in Ghana Niedersachsen ist bundesweit der wichtigste Lieferant für Schweine- und Geflügelfleisch. Die Massentierhaltung bildet ein System, das Tiere, Arbeiter, Grundwasser, Anwohner und vieles mehr belastet. Das System der mit EU-Geldern subventionierten »Fleischproduktion« zerstört aber auch Existenzen. Auf Märkten etwa in Westafrika verkaufen Händler Geflügelteile auch aus Niedersachsen günstiger als von direkt vor Ort gehaltenen Tieren. Möglich wird dies auch durch Handelsabkommen der EU mit afrikanischen Ländern. Fleisch aus ganz Niedersachsen, Autos aus Wolfsburg, Kreuzfahrtschiffe aus Papenburg, Stahl aus Salzgitter – die Liste der den Klimawandel befeuernden Produkte aus Niedersachsen ließe sich lange fortsetzen. Wir haben Geld und Technik, um Deiche zu festigen. Bangladesch nicht. Die reichsten Länder tragen die größte Schuld am Klimawandel, die ärmsten Länder tragen die größte Last. Auch die Spuren des Kolonialismus lassen sich bis heute in vielen Krisenregionen der Erde erkennen. Die im Winter 1884/85 auf einer Konferenz in Berlin festgelegten Staatsgrenzen Afrikas zwangen die vielen indigenen Kulturen in ein starres Grenzsystem mit rund 50 Staaten. Die Grenzen wurden mit dem Lineal gezogen, was bis heute für Konflikte sorgt. Nomaden konnten plötzlich nicht mehr mit den Jahreszeiten ziehen, anderen war der Zugang zu Wasser oder dem Meer verwehrt. Die Hilfsorganisation Medico benennt auch Reichtum als Fluchtursache. Viele Länder Afrikas sind reich an Bodenschätzen wie Öl, Seltenen Erden, Gold oder Edelsteinen, doch davon profitieren nur eine korrupte Elite und transnationale Konzerne, die eine Weiterführung des Raubbaus durchsetzen. Die Kosten der Zerstörung muss die Bevölkerung tragen. Und mit jedem Handy, mit jedem Edelstein, mit jedem Pfund Kaffee, das nicht fair gehandelt wird, wird die Ungerechtigkeit


Über den Glauben der Flüchtlinge entscheidet ein deutscher Beamter Auch wer es nach Deutschland geschafft hat, muss hier nicht immer mit Nächstenliebe rechnen, selbst als Christ. Das Ehepaar Komijani ist aus Teheran in den Westharz geflohen. Masoud Komijani hat in Iran als Kupferschweißer gearbeitet, seine Frau Masoumeh als Sozialarbeiterin in einem Altenheim. Ein Bewohner sprach mit ihr über das christliche Verständnis von Nächstenliebe und Ewigkeit. »Wir haben nach Gott gesucht und sind dabei Christen geworden«, sagt Masoumeh. Es gibt

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14 Wer Christ ist, bestimmt der Sachbearbeiter. Oder nicht? Masoud und Masoumeh Komijani wollen bleiben.

Foto: G. Schild

zementiert und der Schaden vergrößert. Dieses System sei ein Nullsummenspiel, schreibt der Soziologe Stephan Lessenich in seinem Buch »Neben uns die Sintflut«, für uns als Gewinner braucht es anderswo Verlierer. Und die würden jetzt eben an die Türen klopfen. Die EU verriegelt diese Türen. »Wir müssen einen Ring um Europa ziehen«, forderte der heutige Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble schon 2015. Kai Weber, Geschäftsführer des Flüchtlingsrats Niedersachsen, findet deutliche Worte für die hiesige Flüchtlingspolitik: »Sie ist verlogen«. Was öffentlich als Politik zur »Bekämpfung von Fluchtursachen« verkauft werde, sei in Wahrheit eine Politik zur Bekämpfung und Steuerung von Migrationsbewegungen. »Europa verabschiedet sich aus seiner Verantwortung für die Folgen seiner Politik - soweit es diese überhaupt wahrgenommen hat«, sagt Weber. Weber wünscht sich eine andere, gerechtere, auf Ausgleich bedachte Handelspolitik. Er wünscht sich aber auch »bewusste Verbraucher und Verbraucherinnen«. Diese seien mit ihrem Konsum nicht für alles verantwortlich, sie können aber mit jeder Kaufentscheidung Einfluss nehmen auf die Ungerechtigkeit der Welt, und damit auch auf Fluchtursachen.

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Christen im Iran, die dort auch ihre Religion leben können, die größte Gruppe bilden Armenier. Wer aber im Iran als Moslem zum Christentum konvertieren will, dem droht die Todesstrafe. Am 17. Juni 2017 wurden die Komijanis in Goslar getauft, ein Foto in der prächtigen Kirche zeugt vom Ankommen in der evangelischen Kirche. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) hat die Asylanträge des Ehepaars abgelehnt, die Behörde glaubt ihnen den Glauben nicht. Die beiden haben Widerspruch eingelegt. Der Sachbearbeiter fragte Masoumeh, warum sie denn kein Kreuz trage. Sein Neffe trage immer einen Fußball mit sich rum, darum wisse er, dass er ein Fußballer ist. Masoud schüttelt den Kopf, als er die Geschichte erzählt, immer noch fassungslos. Das Christsein, das erkenne man doch im Herzen und in den Taten eines Menschen, nicht an einer Halskette. Gerd Schild Der Artikel ist die Kurzfassung eines Webdossiers zum Thema Fluchtursachen des Verbands Entwicklungspolitik Niedersachsen (VEN). Das Dossier mit den ausführlichen Fluchtberichten und weiteren Hintergründen ist unter www.ven-nds.de zu lesen.

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WOHIN MIT DER BRĂœHE? Foto: Westend61/Picture-Alliance


16 Foto: lassedesignen/fotolia.com

Die Stella Scandinavica ist schon fast entleert. Im Dauerregen verlassen die letzten Passagiere die Ostsee-Fähre, gefolgt von Autos, Lastwagen und Containern, die von Göteborg nach Kiel gereist sind. Doch nicht nur Personen und Waren wechseln in diesem Moment ihren Ort: Auch ihre Hinterlassenschaften müssen von Bord. Alle Abwässer, die in den letzten zwölf Stunden angefallen sind, wandern in die Kieler Kanalisation – ganz diskret, über einen Schlauch, der unter dem hintersten Rettungsboot am Schiffsrumpf befestigt ist. »Das ist kein Hexenwerk«, sagt Ulf Jahnke, Sprecher des Kieler Hafens. »Wenn Sie zu Hause duschen, geht das Abwasser ja auch direkt in die Kanalisation.« Dieses Verfahren funktioniert allerdings nur bei Schiffen, die wenige Stunden unterwegs sind. Sobald die Abwässer länger an Bord lagern, beginnt ein chemischer Prozess. »Die Schwefelbildung schreitet voran, der pH-Wert verändert sich« sagt Jahnke. Das toxische Gemisch darf dann nicht mehr einfach so in die kommunale Kläranlage wandern – in die Ostsee allerdings schon. Noch bis 2021 ist es Kreuzfahrtschiffen gestattet, ihre Abwässer ungeklärt auf hoher See zu entsorgen. Erst dann tritt das internationale »HELCOM«-Abkommen in Kraft, auf das sich die Ostsee-Anrainerstaaten verständigt haben. Reedereien können ab diesem Zeitpunkt selbst entscheiden, was sie mit der stinkenden Flüssigkeit tun: sie an Land abgeben oder schon an Bord klären, mithilfe eigener Technik. In Kiel hofft man darauf, dass sich die erste Variante durchsetzt. Im Sommer 2017 weihte der Hafen eine 1,8 Millionen teure Aufbereitungsanlage ein, die die Abwässer vorbehandelt. »Dabei werden Luft und Ozon eingeblasen«, erklärt Jahnke. »Das ist ein bisschen wie bei einer Sektflasche, die man schüttelt, um die Kohlensäure rauszulassen.« Wenn dieser Prozess abgeschlossen ist, kann das Abwasser in die Kieler Kanalisation fließen. Am Hafen selbst ist die High-Tech-Anlage mit bloßem Auge nicht zu sehen. Kein Geruch, keine Sickergrube. Noch nicht mal ein Gullydeckel. Die Rohre mit einem Durchmesser von 1,20 Metern schlängeln sich unter der Erde entlang. 300 Kubik-

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Kreuzfahrt-Schiffe stehen vor allem wegen ihrer schädlichen Abgase in der Kritik. Doch auch beim Abwasser gibt es ökologische Bedenken. Bisher durften sie ins Meer geleitet werden. In der Ostsee ist damit ab 2021 Schluss.

meter Flüssigkeit können pro Stunde aufgenommen werden – die Anlage ist nach Aussage der Hafenverwaltung die modernste ihrer Art in Europa. »Wir sind froh, dass wir nun technisch in der Lage sind, größere Kapazitäten aufzunehmen«, sagt Ulf Jahnke. »Und dass viele große Reedereien schon mitmachen.« Zu den ersten Nutzern zählten TUI, Aida und Phoenix Seereisen. Das alles klingt gut, verdeckt aber die Tatsache, dass bisher nur ein Drittel derer, die die Anlange nutzen könnten, dies auch wirklich tun. »Natürlich besteht die Gefahr, dass wir am Ende auf unseren Kosten sitzen bleiben«, sagt der Hafensprecher – immerhin gibt es längst marktreife Lösungen, mit denen Kreuzfahrtschiffe ihre Abwässer komplett an Bord filtern können. Aber: »Gestern war die Aida Vita da«, freut sich Jahnke. »Wenn das Abkommen 2021 erst mal in Kraft tritt, werden die anderen sicher bald nachziehen.« Die Vorzeichen dafür stehen gut. Schließlich lebt die Branche von einer intakten Natur, die sie ihren Kunden präsentiert. Zumal die schwimmenden Hotels ohnehin seit Längerem in der Kritik stehen, weil sie auf hoher See immer noch Schweröl verbrennen – eine ökolo-

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Foto: Kieler Hafen

Foto: Kieler Hafen

Durchmesser: 1,20 Meter. Die Rohre der neuen

Im Hafen von Kiel wird die Druckrohrleitung zur Entsorgung angeschlos-

Aufbereitungsanlage für Abwässer liegen im Kieler

sen. Die vorgeklärten Schiffsabwässer können mit 300 Kubik­metern pro

Hafen unterhalb der Erde.

Stunde in die Hafeneinrichtung gepumpt werden.

gische Sünde. So verwundert es nicht, dass sich der Branchenverband CLIA schnell zu dem »ganzheitlichen Ansatz« im Kieler Hafen bekannte. Gleichzeitig schlug er aber auch kritische Töne an: So hätten die meisten Ostseehäfen noch einen »deutlichen Nachholbedarf«, was die Entsorgung von Abwasser anginge. Immerhin geht es um gewaltige Mengen: Pro Passagier und Tag fallen auf einem Kreuzfahrtschiff bis zu 200 Liter Abwasser an – vom Zahnputzbecher bis zur Klospülung. TUI Cruises gibt an, die Anlage in Kiel intensiv zu nutzen, was die Hafenbehörde bestätigt. Die Mein Schiff-Flotte verfüge allerdings trotzdem über Wasseraufbereitungsanlagen, »die mit modernen »Die Wasserschutz-Polizei Kläranlagen an Land vergleichbar sind.« Teuist personell nicht bere Technik an Bord also; sonders gut aufgestellt.« eine Entsorgung im HaMalte Siegert, Nabu fen ist wesentlich preisgünstiger oder sogar bereits in den Hafengebühren enthalten. Hapag-Lloyd versichert, man werde die neue Hafeneinrichtung »bei unseren zukünftigen Anläufen in Kiel berücksichtigen, sofern dies notwendig ist«, während Costa beteuert, die Aufbereitungsanlage in Kiel bereits zu nutzen, was der Hafen aber dementiert. Demnach entsorgt die Reederei dort zwar ihren Müll, »hat aber

bei den fünf Anläufen der Costa Pacifica in 2017 kein Abwasser an der neuen Hafenauffangreinrichtung (…) abgegeben.« Umweltschützer halten sich bisher noch mit einer klaren Bewertung zurück. »Es ist für uns sehr schwer zu beurteilen, welche Methode die bessere ist«, sagt Malte Siegert vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu) in Hamburg. »Die neue Anlage in Kiel ist vorbildlich«, ergänzt er. »Und bei neuen Schiffen ist Abwasser inzwischen nicht mehr das große Problem.« Kritisch sieht er jedoch die vielen ausgemusterten Schiffe, die nach China weiterverkauft werden und dort noch jahrelang im Einsatz sind. »Die sind ja nicht weg«, sagt Siegert. »Da werden die ökologischen Probleme einfach nur verlagert.« Als weiteres Ärgernis sieht der Umweltexperte sogenannte moderne »Scrubber«, um den Schwefelgehalt der Schiffe zu reduzieren. Damit werden Schadstoffe aus den Abgasen herausgewaschen – entweder direkt mit Meerwasser oder in geschlossenen Systemen, die dann wiederum im Hafen entleert werden. »Dabei entsteht eine hoch-toxische Grütze«, sagt Malte Siegert. »Ich habe meine Zweifel, dass viele Häfen an der Ostsee darauf schon vorbereitet sind.« Ob sich die landseitige Abwasser-Entsorgung künftig durchsetzt, will der Nabu noch nicht prognostizieren. Allzu optimistisch gibt man sich aber nicht, denn schwarze Schafe hätten es wegen mangelnder Kontrollen relativ leicht. »Die Wasserschutz-Polizei ist personell nicht besonders gut aufgestellt«, sagt Malte Siegert. »Die können allenfalls Stichproben nehmen.« Steve Przybilla


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Fotos: Sonja Wendt

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SCHLUSSTAKT Das Ende einer Ära: Der Sozialdezernent der Region Hannover, Erwin Jordan, geht nach 16 Jahren in den Ruhestand. Asphalt sprach mit ihm über Leitbilder, Musik und Vaterschaften. Eine persönliche wie politische Bilanz. Herr Jordan, vor sieben Jahren führten Sie in Asphalt ein Streitgespräch mit unserem Gründungsherausgeber Walter Lampe zur Frage: ist Armut ein Skandal? Wie denken Sie heute darüber? Ist Armut ein Skandal?

der eigentliche Skandal. Und skandalös ist auch, dass unser Bildungssystem die Unterschiede noch verfestigt statt faire Aufstiegschancen zu bieten.

In Deutschland ist absolute Armut – außer in Randbereichen – nicht vorhanden. Wir sprechen hier also vor allem über relative Armut. Die gibt es natürlich, aber ich würde nicht sagen, diese Armut ist ein Skandal. Die Unterschiede zwischen Arm und Reich wird es immer geben.

Sie sagen, es gibt kaum absolute Armut in Deutschland, aber die wieder zahlreicher werdenden Obdachlosen, darunter viele Osteuropäer ohne Hilfeanspruch, leben durchaus in existentieller Not.

Inzwischen sehen wir wieder eine zunehmende Spreizung zwischen Arm und Reich … Die Spreizung ist ein gesellschaftlicher Aushandlungsprozess und da gehen wir leider in die völlig falsche Richtung, das ist

Es ist ja völlig selbstverständlich, dass man Menschen, die in existentieller Not sind, Hilfe zukommen lassen muss. In der Region Hannover machen wir das, die Leute bekommen ein Obdach und gesundheitliche Versorgung. Das erfolgt alles in einem provisorischen Maß, weil diese Menschen ja keinen regelhaften Zugang zu den Leistungen haben. Da ist in den letz-


Wir haben in Hannover nie Wert auf eine hohe Sanktionsquote gelegt. Wenn man mit den Leuten redet und die Zeit hat, sich um sie zu kümmern, dann tritt auch das Mittel Sanktionen in den Hintergrund.

War die Einführung der Sanktionsmöglichkeiten ein Geburtsfehler des SGB II?

Der scheidende Sozialdezernent Erwin Jordan (Mitte) im Gespräch mit den Asphalt-Redakteuren Volker Macke und Ulrich Matthias (v.l.).

ten Jahren viel passiert z.B. bei der Verbesserung der medizinischen Versorgung und der Hilfen für junge Leute und Frauen. Natürlich gibt es immer noch Lücken und Grenzen.

In Ihre Amtszeit fielen auch die Agenda 2010 und die Hartz-Gesetze. Damit wurden Sie zum Gründervater des Jobcenters Hannover. Identifizieren Sie sich damit? Diese Vaterschaft möchte ich ungern annehmen wollen, meine Kinder sind da sicher besser geraten. Tatsächlich hat das SGBII das Versprechen, auch Menschen aus der Sozialhilfe mit Instrumenten der Arbeitsmarktförderung wieder in Beschäftigung zu bringen, nicht eingelöst. Man muss klar sagen: Wir haben eine verfestigte Langzeitarbeitslosigkeit, wobei die Statistik nicht die ganze Wahrheit abbildet. Das Problem ist nicht die Grundkonstruktion, sondern die Umsetzung. Im Endeffekt sind die sogenannten arbeitsmarktnahen Erwerbslosen – eine an sich schon merkwürdige Klassifizierung – vorzugsweise vermittelt worden und die anderen, die nicht in diese Kategorie gefallen sind, sind immer weiter zurückgefallen. Nach den ersten fünf Jahren Hartz IV war die Situation der ehemaligen Sozialhilfeempfänger schlechter als vor der Einführung von Hartz IV. Erst seit 2011/12 konnten wir da umsteuern und stehen jetzt etwas besser da, aber Integrationserfolge müssen immer noch hart errungen werden.

Besonders die Sanktionen zogen von Beginn an viel Kritik auf sich. Das Jobcenter Hannover hat derzeit die geringste Sanktionsquote bundesweit. Ist das Hauspolitik oder Zufall?

Ich bin im Gegensatz zu manch anderen kein absoluter Gegner von Sanktionen. Es gibt ein Mitwirkungsgebot bei Sozialleistungen und dass die Leute da was bringen müssen, finde ich schon normal. Aber ich habe selbst schon Probleme gehabt, diese Bescheide zu verstehen, die da verschickt werden und ich bin ja jemand, der Verwaltungsschriftstücke verstehen können sollte. Es ist ja klar, wenn Leute solche Schriftstücke erhalten und sie nicht verstehen, während sie gleichzeitig existentiell für sie sind, löst das Ohnmachtsgefühle aus. Das ist ja völlig grotesk. Und wenn ich ein System nicht verstehe, kann ich es auch schwer akzeptieren.

Mittlerweile ist die sogenannte Flüchtlingskrise auch auf dem Wohnungsmarkt angekommen. Trotzdem wird nicht massiv in den sozialen Wohnungsbau investiert. Wie soll das funktionieren? Wir sehen derzeit drei Veränderungsfaktoren der Wohnraumknappheit: erstens die Haushaltsgrößen, also mehr Single-Haushalte, zweitens die EU-Binnenwanderung und drittens die Aufnahme von Flüchtlingen. Die Wohnungsnot ist also nicht erst mit den Geflüchteten gekommen. Aber diese sind auf einen schon vorher schwierigen Markt gestoßen.

Gewiss. Aber wie reagieren Politik und Verwaltung auf diese Entwicklung? Wir brauchen Akteure auf dem Wohnungsmarkt, die sich sozial verpflichtet fühlen. In der hannoverschen Wohnungswirtschaft ist schon ein hohes soziales Bewusstsein und Engagement dabei, aber das reicht nicht aus.

Sollen uns Appelle an das Gefühl der Unternehmer aus der Wohnungsnot bringen? Ich bin ja ein relativ naiver Mensch und gehe von unserer Verfassung aus, in der etwas von der Sozialverpflichtung des Eigentums steht. Das ist nicht nur moralisch, wenn man fordert, dass alle sich verpflichtet fühlen sollen, für sozialen Wohnungsbau


Von den öffentlich geförderten Wohnungen ist oft – wie auch in der Stadt Hannover – nur ein Teil für Sozialwohnungen und Geringverdiener vorgesehen. Ist das zielführend? Ich war auch ein Kritiker davon, Wohnungen für Gutverdiener zu fördern. Die brauchen diese Förderung eigentlich nicht. Aber wir überlegen auch immer wieder, ob die Beschränkung auf die B-Schein-Berechtigten zielführend ist. Wohnungsnot ist auch für Leute mit mittleren Einkommen ohne große Vermögen ein echtes Problem geworden.

Mit Ihrem Projekt »Frühe Hilfen« setzen Sie auf Prävention. Ist das auch ein Statement? Die Chancen der Menschen hängen sehr von ihrem familiären Umfeld ab. Da muss man im Sinne der Kinder parteiisch sein und ihnen Chancen geben.

Liegen sie mit ihren persönlichen Vorstellungen manchmal quer zu den Anforderungen des Amtes? Als Sozialdezernent muss ich erstmal Recht und Gesetz umsetzen. Da ist aber schon auch Gestaltungsspielraum dabei, den wir beim SGB II trotz des bürokratischen Wustes zu nutzen versuchen. Wir haben den Schwerpunkt auf die Integration von Langzeitarbeitslosen gelegt, wir gucken stärker auf Familien und liegen bei den Unterkunftskosten über dem vorgegebenen Drittel. Armut beseitigen können wir hier nicht, aber Armutsfolgen lindern.

Empfinden Sie eigentlich Stolz über ihre Bilanz? Ein bisschen Zufriedenheit. Man muss aber immer am Ball bleiben, die soziale Ausrichtung früher Hilfen z.B. muss immer wieder erstritten werden, da läuft nichts automatisch.

»Die Spreizung zwischen Arm und Reich ist der eigentliche Skandal.«

Ähnliches versucht der Bund mit seinem Bildungs- und Teilhabepaket. Es gilt als sehr bürokratisch ... Das Bildungs- und Teilhabepaket ist ein bürokratisches Monstrum, da bin ich völlig bei ihnen.

In dem eingangs erwähnten Streitgespräch mit Walter Lampe haben Sie auch auf die Eigenverantwortung der Sozialleistungsbezieher hingewiesen. Sehen sie das heute auch noch so? Ich halte die materiellen Hilfen für gleichermaßen wichtig, wie die Stärkung der Selbstbefähigung. Da darf man die Leute auch nicht entmündigen und ihnen die Chance rauben, sich selbst mitzuhelfen. Ich habe auch im Jobcenter den Fallmanagern empfohlen, nicht Störenfriede in den Klienten zu sehen, die öffentliche Gelder haben wollen, sondern sich selbst als Agenten zu sehen und die Klienten als Lebens-Künstler: ‚Eure Aufgabe ist es, die Lebenskünstler zu vermarkten‘. Und da bringe ich eben keinen auf die Bühne und sage als erstes: der kann nicht singen und nicht tanzen, sondern ich sage zuerst was der kann und wohin er sich entwickeln kann. Diese Potenziale muss ich unterstützen. Und dabei muss der Lebenskünstler natürlich mitwirken.

Sie gelten bei den Grünen als Mister DJ. Legen Sie immer noch gern Platten auf?

Das hat sich herumgesprochen? Na ja, ich habe schon in jungen Jahren Platten aufgelegt und nach einer Pause jüngst wieder damit angefangen. Stimmt schon.

Spontan: welches Lied würden sie zu ihrem Abschied auflegen? »Across the 110th Street« von Bobby Womack. Ein Song aus den Siebzigern. Über die 110te kommt man in New York von Haarlem nach Manhattan. Das ist Sozialgeschichte. Im Tarantino-Film Jackie Brown ist er als Filmmusik zu hören.

Eine Aufstiegsgeschichte. Finden sie sich selbst darin wieder? Ach ja. Wenn ich auf mein bisheriges Leben zurückschaue, dann ist es alles andere als selbstverständlich, dass ich diese Arbeit jetzt machen durfte. Ich hatte Glück und gute Freunde, die mir immer mehr zugetraut haben als ich mir selbst. Dafür bin ich sehr dankbar. Interview: Volker Macke und Ulrich Matthias

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zu sorgen. Da ist nicht nur der Staat in der Pflicht. Und wenn ich sehe, dass sich auch gerade die Wohnungsbaugenossenschaften beim Bau von Sozialwohnungen zurückhalten, dann weiß ich auch nicht, ob die verstanden haben, worum es geht und was ihre Aufgabe ist.

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AUS DER SZENE

Hannover. Die zunehmenden Obdachlosenzahlen (150 Prozent Zunahme seit 2014) bringen jetzt auch die Stadt Hannover in Zugzwang. Gesetzlich verpflichtet, jeden Obdach Suchenden unterzubringen, weitet die Stadt ihre Wohnheimkapazitäten aus. Schon zum 1. März soll im ehemaligen Hotel Flamme in der Lammstraße eine Unterkunft für obdachlose Männer mit ca. 40 Plätzen eröffnen. Auf dem Waterlooplatz stehen im ehemaligen Flüchtlingsheim bereits 120 Plätze für Familien zur Verfügung, davon war bei Redaktionsschluss die Hälfte belegt. Weitere rd. 30 Plätze sollen nach umfangreichen Umbauten zum nächsten Winter in der Augustenstraße entstehen. UM

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Foto: U. Matthias

Obdachlosigkeit: Neue Heime

Verwirrung um Härtefallfonds Hannover. Versteckt die Stadt einen Härtefallfonds für von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen? Das vermutet die Gruppe Linke/Piraten im Rat der Landeshauptstadt, die im Bauausschuss die Gewährung von Nothilfen bei Mietschulden ins Spiel brachte. Diese Forderung wurde mit Verweis auf einen angeblich bestehenden Härtefallfonds abgelehnt. Nur: Um was für einen Fonds handelt es sich da? Selbst Stadtbaurat Uwe Bodemann zeigte sich in der folgenden Ratssitzung ratlos. Für die Linke ein Skandal. Sie fordert »die Stadtverwaltung auf, diese Intransparenz zu beenden und den existierenden Hilfsfond namentlich und in seiner finanziellen Größenordnung exakt zu benennen, damit betroffene Personen auch ihren Nutzen davon haben«, so Fraktionsvorsitzender Dirk Machentanz. Auf Nachfrage von Asphalt verwies Stadtsprecherin Michaela Steigerwald lediglich auf mögliche Darlehen nach SGB II oder XII (Hartz-IV oder Grundsicherung), sowie den Härtefallfonds von Enercity und die HAZ-Weihnachtshilfe. Ein Fonds bei Mietschulden? Fehlanzeige. Inzwischen war die Linken-Fraktion in einem Bericht der Stadtverwaltung (»Armut in Zahlen 2017«) auf eine weithin unbekannte »Stiftung Schuldnerhilfe Hannover« gestoßen. Die 1990 von der Stadt Hannover gegründete Einrichtung unterstützt »Menschen in finanzieller Bedrängnis« mit einmaligen Zuwendungen. Nach welchen Kriterien diese Hilfe erfolgt, steht da nicht. Andreas Brändle, Mitarbeiter der Linken-Fraktion, zeigt sich entrüstet: »Das ist völlig intransparent. Offenbar werden die Zuwendungen nach Gutdünken vergeben!« Wenn überhaupt. Die Stiftung leidet derzeit unter den niedrigen Zinsen, da sie nur aus den Kapitalerträgen Zuwendungen erteilen darf, wie Geschäftsführerin Gisela Göldner erklärt. Das geschah im letzten Jahr gerade elf Mal, mit Beträgen von durchschnittlich 500 Euro. In einer Stadt mit rund 4.000 Wohnungslosen. UM


Niedersachsen hat ein Problem – ein Riesenproblem. Alle Bundesländer haben mehr Feiertage als wir, das geht doch nicht. Also muss ein Feiertag her! Aber was für einer? Wenn‘s ein christlicher sein soll, wehren sich die Juden. Gegen einen jüdischen wehren sich die Moslems, soll‘s ein nichtchristlicher werden, wehren sich die Christen. Es ist also nicht so einfach, einen Feiertag für alle Konfessionen zu finden. Und wann sollte er sein? Um die Weihnachtszeit sind wir gut bedient. Ostern und Pfingsten – auch da sind wir versorgt. Im Oktober haben wir nur den »Tag der Deutschen Einheit«. Aber im Herbst? Da ist das Wetter so unbeständig. Im Sommer? Da ist Ferienzeit. Vielleicht sollten wir auf den 17. Juni zurück kommen, da könnte man vielleicht einen »Tag der Norddeutschen« installieren. Damit müssten doch alle glücklich werden können. Bin natürlich neugierig, ob dann, wenn diese Zeilen auf meiner blauen Seite erscheinen und Sie diese lesen, das Problem gelöst ist. Karin Powser

Karin Powser lebte jahrelang auf der Straße, bevor ihr eine Fotokamera den Weg in ein würdevolleres Leben ermöglichte. Ihre Fotografien sind mittlerweile preisgekrönt. Durch ihre Fotos und mit ihrer Kolumne zeigt sie ihre ganz spezielle Sicht auf diese Welt.

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Das muss mal gesagt werden …

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»LANGER WEG« Aus dem Leben: Im Gespräch mit Asphalt-Verkäufer Klaus (59). Hallo Klaus!

In deinem Zimmer? Wo wohnst du?

Hallo. Wenn du mich nicht verstehst, musst du das sagen. Hast bestimmt schon gemerkt, dass ich eine Behinderung habe.

In Schneeren bei Neustadt am Rübenberge, in einer Psychotherapeutischen Wohneinrichtung für Suchtkranke, knapp zwei Jahre jetzt. Ich bin da in einer WG mit drei Leuten und habe mein eigenes Zimmer. Ich war da auch früher schon, aber dann dachte ich, dass ich wieder alleine leben kann. Das ging eineinhalb Jahre gut und dann habe ich wieder angefangen zu saufen.

Du sprichst nicht so deutlich … Genau. Ich bin mit einer Lippen-Kiefer-Gaumenspalte geboren. Früher sah ich ganz anders aus. Oben hatte ich gar keine Zähne und meine Nase war schief. Lachen ging nicht: Wie hätte das ausgesehen?! Ich hatte viele Probleme deshalb in der Schule. Ich wurde da nie akzeptiert. Kinder können grausam sein. Deshalb habe ich auch Komplexe entwickelt. Bis ich so aussah wie heute, das war ein langer Weg. Die hatten mich zwar als kleines Kind operiert, aber nur das Allernötigste. Meine Eltern haben sich nicht weiter darum gekümmert. Das habe ich alles erst als Erwachsener machen lassen: Knochenaufbau und so. Auch zum Sprachunterricht bin ich erst später. Bis ich 20 war, bin ich nur mit einem Zahn rumgelaufen. Irgendwann stand ich aber vor´m Spiegel und habe gedacht: so geht´s nicht weiter!

Und wie war es zuhause? In deiner Familie? Wir waren fünf Kinder, ich bin der Zweitjüngste. Für meine Geschwister bin ich nur der Alki, das schwarze Schaf. Bin ja trockener Alkoholiker. Meine Kindheit war keine gute Zeit. Schläge habe ich keine gekriegt von meinem Vater, aber der Ton alleine schon! Ich hatte Angst vor ihm. Das war für mich auch kein Vater, nur mein Erzeuger. Ein Schwein. Alkoholkrank. Er war Zimmermann und Dachdecker. Saufen war da an der Tagesordnung. Meine Mutter hat er geschlagen. Sie war klein und zierlich. Getrunken hat sie nie. Schulbildung habe ich so gut wie gar keine. Sonderschule. Meine Eltern haben sich überhaupt nicht für unsere Bildung interessiert. Da hieß es nur: Kostgeld nach Hause bringen.

Wie bist du denn zum Trinken gekommen? Ich wollte dazugehören, zur Clique. Rauchen, trinken – das gehörte dazu, obwohl ich zuerst gar kein Bier mochte, wegen meinem Vater. Da hatte ich ja schlechte Erfahrungen mit dem Alkohol gemacht. Einmal, als er besoffen war, hat er zu mir gesagt: Nimm dir einen Strick und häng dich auf, Kumpel! Da war ich 14 Jahre alt. Zu der Zeit habe ich auch angefangen zu arbeiten.

Und jetzt? Bist du trocken? Ja, seit über zwei Jahren. Zwischendurch war ich auch immer wieder trocken. Ich habe aber immer wieder angefangen zu trinken. Meine erste Langzeittherapie hatte ich vor 30 Jahren! Wegen der Sauferei konnte ich eine Zeit lang sogar meine Miete nicht zahlen, dann kamen die Mietschulden und ich bin aus der Wohnung geflogen. Deshalb habe ich zwischendurch auf der Straße gelebt. Kriminell war ich nie und gebettelt habe ich auch nicht! Ich habe aber auch viel gemacht in meinem Leben: erst die Gärtnerei, dann Straßenbau, Fußwegreinigung … Habe auch einen Stapler-Schein und ein Zertifikat für Lager und Kom­missionierung. Das war eine einjährige Fortbildung. Jetzt bin ich Frührentner. Ich kann nicht mehr schwer arbeiten, weil ich Osteoporose habe. Mein Problem, weshalb ich auch immer getrunken habe, war, dass ich keinen Halt hatte, keinen Lebensmut – und Angst: Leuten gegenüber und auch vor Frauen, dass sie mich auslachen. Für Behördengänge habe ich eine feste Betreuerin. Sowas fällt mir schwer. Ich habe Kontaktschwierigkeiten. Wenn zu viele Leute um mich rum sind, macht mir das Angst. Aber auch das – so wie wir jetzt reden – war vor zehn Jahren unmöglich! Ich wollte immer alleine sein. Aber ich sage dir gerne, warum ich jetzt endlich trocken bin …

Gern, erzähl mal! Ich habe jetzt eine Aufgabe – bei Asphalt. Seit zwei Jahren verkaufe ich die Zeitung regelmäßig. Ich komme unter Menschen. Das macht mir unheimlich viel Spaß. Ich werde akzeptiert. Asphalt hält mich trocken. Wenn ich das nicht hätte, würde ich in meinem Zimmer sitzen und irgendwann wieder anfangen zu saufen – und das könnte meinen Tod bedeuten! Das rechne ich Asphalt auch hoch an. Auch unsere Pilgerfahrt zum Papst vorletztes Jahr. Da bin ich zum ersten Mal geflogen, bis dahin war ich noch nie weg!

Wo hast du gearbeitet? Auf dem Friedhof in Mittelfelde. Bin Hannoveraner. Also bei der Gärtnerei vom Friedhof. Bald zwanzig Jahre war ich da. Ich hatte tolle Chefs, eine Frau und einen Mann. Die haben mich wie einen Sohn aufgenommen, mir auch meinen Führerschein bezahlt. Den habe ich mir eingerahmt und in meinem Zimmer aufgehängt.

Wenn du drei Wünsche frei hättest … Dann würde ich mir wünschen, dass ich noch lange lebe und noch mal verreisen kann! Und eine Partnerin! Meine letzte Beziehung ist dreißig Jahre her. Ich bin aber ehrlich: ein bisschen Angst würde mir eine Bindung schon auch machen. Interview und Fotos: Svea Kohl


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Klaus verkauft Asphalt jeden Tag auĂ&#x;er sonntags vor Penny, im Tempelhofweg in Hannover.


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Fußballfans aufgepasst! Für das Top-Heimspiel der Saison verlost Asphalt gemeinsam mit Hannover 96 wieder 2 x 2 Karten. Diesmal für den 31. Spieltag (20. bis 23. April 2018):

Hannover 96 – FC Bayern München Wer sich also dieses großartige Event nicht entgehen lassen möchte, sollte uns eine Karte, eine E-Mail oder ein Fax mit dem Kennwort »96« schicken. Wir wünschen viel Glück! Asphalt-Magazin, Hallerstr. 3 (Hofgebäude), 30161 Hannover; gewinne@asphalt-magazin.de oder Fax: 0511 – 301269-15. Einsendeschluss: 31. März 2018

Nun habe ich aber die, und das kann ich jetzt erst recht mit Überzeugung sagen, tollsten Stammkunden der Welt. Auf Initiative einer Kundin entstand eine Unterschriftensammlung, an der sich 70 Menschen beteiligt haben. Die Forderung: Wir wollen unseren Asphalt-Verkäufer Thomas wieder zurück! Der Brief ging direkt an das Management von Aldi, die Antwort wieder zurück an die Kundin, die damit wiederum die Bezirksleitung aufsuchte … Nun stehe ich fast täglich vor dem Aldi-Neubau am Fuhrenkampe, freue mich über so viel Wertschätzung und Zuwendung durch meine Kunden und sage von ganzem Herzen: Dankeschön!

Foto: M. Tewes

Foto: privat

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Asphalt-Verkäufer Thomas (Verkäufer-Nr. 1909): Was für eine tolle Aktion: 70 Unterschriften – und mein Verkaufsplatz in Ledeburg ist wieder gesichert! Vor dem alten Aldi-Markt am Fuhrenkampe verkaufte ich Asphalt schon mehrere Jahre lang, bevor er im letzten Jahr abgerissen und neu gebaut wurde. Als der Neubau fertig war, hieß es plötzlich: Verkaufsverbot für mich. Ich durfte dort nicht mehr stehen.

Kreative Bufdis Eine großartige Idee hatten 21 Bufdis (Bundesfreiwilligendienstleistende) der MHH nach einer Projektwoche zum Thema »Armut«: Sie sammelten in der Mensa der Medizinischen Hochschule Spenden für Obdachlose und setzten das gesammelte Geld in Essensgutscheine um: Aus 1.205 Euro wurden so 487 Gutscheine für das »SOS-Bistro« hinter dem hannoverschen Hauptbahnhof. Hier gibt es warme Mahlzeiten, die Möglichkeit zu duschen oder Wäsche zu waschen. Damit die Gutscheine auch wirklich dort ankommen, wo sie gebraucht werden, besuchten die Bufdis einige Streetworker, den Kontaktladen »Mecki« und auch Asphalt, wo sich Vertriebsleiter Thomas Eichler (Foto Mitte) sehr über 100 Gutscheine für Asphalt-Verkaufende freute. KIE

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RUND UM ASPHALT

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RUND UM ASPHALT

Manchmal geschehen noch Zeichen und Wunder und ein Engel steht vor der Tür. Bei uns war es genauer gesagt Dr. Stefan Engel, langjähriger Asphalt-Leser und -Unterstützer. Seine Idee: Ein Konzert des großartigen Berliner Kontrabassisten Jaspar Libuda zu Gunsten von Asphalt. Stefan Engel ist nämlich Fan von beiden … Nun ist es nicht mehr lange hin, und dann fallen wieder ein Freitag und ein 13. zusammen. Wer Asphalt lange kennt, der weiß, was dabei herauskommt: der Asphalt-Tag. Schon seit Jahren feiern wir jeden Freitag, den 13. und wandeln ihn vom Pech- in einen Glückstag um.

Foto: H. Meyer

Libuda spielt Bass

er 13., Freitag, d -Tag der

Foto: Stefan Anker

Schöne Tradition

Musiker Jaspar Libuda schafft ebenfalls eine Umwandlung: Sein Kontrabass wird zum Soloinstrument, erinnert gezupft und mit Bogen an Cello, Gitarre und Perkussion. Seine Musik entwickelt sich von Stille zu Klangfülle, von Improvisation zum Arrangement, von rockigen Motiven zum melodiösen Bogenspiel. Die Schwere des Instruments scheint aufgehoben zu werden, die Zuhörer erleben einen Grenzgang zwischen Jazz, Rock, Pop und Klassik und fühlen sich in eine neue Welt versetzt. Die FAZ schrieb über den Künstler: »Libuda entwickelt einen Klangsog, der kongenial die Gefühle, den Schmerz und die Liebe, die Idealwelten und Realzwänge begleitet und weiterführt.« Lassen Sie sich dieses akustische Erlebnis in der schönen Kreuzkirche in Hannovers Altstadt nicht entgehen! Wir freuen uns schon auf diesen Abend und danken Jaspar Libuda und Stefan Engel für Ihren Einsatz. Freitag, der 13. April 2018 19.30 Uhr (Einlass ab 19 Uhr) Kreuzkirche in der Altstadt Kreuzkirchhof 3, 30159 Hannover Eintritt: frei, um Spenden für Asphalt wird gebeten!

Die Landfrauen in Springe sammeln traditionell jedes Jahr während ihrer Weihnachtsfeier für einen bestimmten wohltätigen Zweck. Im vergangenen Dezember durfte das Asphalt sein. Stolze 350 Euro kamen zusammen, die der kreativen Schreibwerkstatt für Asphalt-Verkäuferinnen und -Verkäufer zu Gute kommen soll. Asphalt-Vertriebsleiter Thomas Eichler war kürzlich bei den Damen in Springe zu Gast, genoss Kaffee und Kuchen, informierte über die Arbeit von Asphalt und nahm von Ute Feuerhake, Kassiererin des Landfrauenverbands, gern die freundliche Spende entgegen (s. Foto). Vielen Dank! KIE

Kommen Sie mit – zum sozialen Stadtrundgang! Asphalt zeigt Ihnen das andere Hannover. Unsere Verkäuferinnen und Verkäufer führen Sie zu Orten, an denen Wohnungslose keine Randgruppe sind. Nächster Termin: 23. März 2018, 15 Uhr. Treffpunkt: Asphalt, Hallerstr. 3, 30161 Hannover. Bitte anmelden unter: 0511 – 301269-20. Teilnahme auf Spendenbasis: ab 5 Euro pro Person. Gruppen vereinbaren bitte gesonderte Termine!


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Sozial-AG informiert sich

Foto: J. Kießling

Grüner Besuch bei Asphalt: Die hannoversche Sozial-AG, in der alle kommunalen sozialen Themen behandelt werden, war zu Gast. Gisela Witte, Katrin Studier, Silvia Klingenburg und Holger Walla (Foto v.l.n.r.) sprachen mit Asphalt-Geschäftsführer Georg Rinke (vorn im Bild) und -Vertriebsleiter Thomas Eichler ausführlich über die Themen Armut, Obdach- und Wohnungslosigkeit. Auch das Thema »Housing first« stand auf dem Programm – ein neuer, derzeit viel diskutierter Ansatz zur Unterbringung und Unterstützung Betroffener. KIE

gesucht – gefunden Verkäuferin Natalie: Ich suche eine PIKO – S7603 Doppel­stockModelleisenbahn, außerdem kleine Autos und Motorräder. [V-Nr. 2170] Kontakt: 0178 – 8738458. Verkäufer Stefan: Suche günstig ein 10-Zoll-Tablet. Vielen Dank im Vo­raus! [V-Nr. 1456] Kontakt: 01577 – 2863359. Verkäuferin Tina: Wer schenkt mir oder verkauft mir für 5 Euro einen Schwingstuhl, gerne aus Metall mit Leder- oder Kunststoffbezug. [V-Nr. 2107] Kontakt: 0163 – 4961193. Verkäufer Reinhold: Suche Arbeit als Hausmeister oder in der Gartenpflege. Erfahrung vorhanden: Hecken- und Baumschnitt, Laubenrenovierung, Holzbau, Dach- und Malerarbeiten. Außerdem suche ich einen Fahrradanhänger, sowie einen Benzinrasenmäher. [V-Nr. 137] Kontakt: 0175 – 8022223. Verkäuferin Cordula: Suche Klapphandy, ein Laptop, Notebook oder Tablet. [V-Nr. 1683] Kontakt: 0176 – 69590763. Verkäufer Frank: Ich suche einen Plattenspieler und diverse Zinnprodukte (z. B. Teller oder Figuren). [V-Nr. 2041] Kontakt: 0151 – 41624479. Verkäufer Hans aus Minden: Ich suche ein Klapprad. [V-Nr. 2234] Kontakt: 0176 – 78979522.

Ein Drucker für die Tafel 96-Präsident Martin Kind und JohannFriedrich Dempwolff, Geschäftsführer von 96plus-Hauptpartner Johnson Controls, haben einen neuen Drucker im Wert von 3.000 Euro an die Hannöversche Tafel übergeben. Der alte Drucker der Hannöverschen Tafel hatte bereits seine besten Tage hinter sich, als die Tafel bei 96plus um Unterstützung für die Beschaffung eines neuen Geräts anfragte, um weiterhin einen reibungslosen Ablauf für die Menschen, die auf das Angebot der Tafel angewiesen sind, zu gewährleisten. Als langjähriger Partner und Unterstützer der Tafel spendete 96plus 3.000 Euro für die Anschaffung dieses Geräts und setzt so die Förderung dieses wichtigen Projekts fort. Dr. Rosenmarie Elisabeth Wallbrecht, Vorsitzende Hannöversche Tafel e.V.: „Wir danken 96plus und seinem Partner Johnson Controls ganz herzlich. Für uns sind Spenden eine ganz wichtige Sache, denn ohne Spenden und Mitgliedsbeiträge können wir als Verein gar nicht agieren. Vom Drucker ist unsere ganze Logistik abhängig. Die Tourenpläne, Aushänge an den Ausgabestellen, sowie die Informationen für unsere ehrenamtlichen Helfer – für alles brauchen wir das Gerät. Über die schnelle und unbürokratische Hilfe von 96plus freuen wir uns sehr.“

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MEHR JAZZ IM BUNDESTAG Foto: Chris Noltekuhlmann/Sony Music Entertainment


Der Bogen reicht sogar noch weiter – bis ins 16. Jahrhundert! Ich tue mich ein bisschen schwer damit, jede CD in Relation zu meinem eigenen Leben zu sehen. Jede Platte ist eine Markierung am Wegesrand. Und dieser Weg ist weniger geplant, als man denkt. In der Ruhe liegt bekanntlich die Kraft.

»Scream & Shout« war ein Nummer-1-Hit für Britney Spears und will.i.am. Was reizt Sie an solch einem Chartstürmer? Dieter Ilg und ich haben uns gefragt, wie viel Musik aus der Gegenwart wir in unser Projekt »Bei der CD handelt es einbauen können. Jazz war immer ein sich heutzutage um eine Spiegel der Gegenwahnsinnig gut gemachwart. Wenn wir mit te Visitenkarte.« einem Choral aus dem 16. Jahrhundert anfangen und dann bei Britney Spears landen, schließt sich damit ein Kreis. Unsere Version von »Scream & Shout« ist kein Remix, der in Heavy Rotation laufen soll. Davon sind wir frei. Will.i.am hat als Komponist Substanz und eine Nase für Kommerzialität. Uns hat es amüsiert, dass Britney Spears dieses Lied auch noch gesungen hat.

»Ach bleib mit deiner Gnade« ist ein Kirchenlied von Josua Stegmann und Melchior Vulpius aus dem Jahr 1627. Sind Sie und Dieter Ilg religiös, spirituell oder mystisch veranlagte Menschen? Die Wirkung dieses Liedes steht über allem. Ich habe mir immer verbeten, Musik mit dem Kopf zu hören. Wie Dieter Ilg habe auch ich einen kirchlichen Background. Meine Eltern stammen aus einem katholi-

schen Umfeld und ich selbst war auf einem katholischen Jungengymnasium. Diese DNA kann man nicht abschütteln. Aber die Frage, wie man solch ein Lied interpretiert, ist entscheidender. Das sagen lustigerweise auch die Geistlichen.

Glauben Sie an eine göttliche Macht? Musik hat eine überirdische Qualität und wird überall verstanden, ohne dass man Vokabeln pauken muss. Es hat auf jeden Fall etwas Göttliches, dass diese Ausdrucksform Menschen offenbar von Anfang an gegeben war.

Nehmen Sie beim Covern bewusst oder unbewusst Kontakt mit der Persönlichkeit des Songschreibers auf? Eigentlich nicht. Dass man trotzdem immer wieder bei den üblichen Verdächtigen fündig wird, spricht für die Urheber. Aber meine These, dass alles nur eine Frage des Arrangements ist, wird dabei auch deutlich. Ein hintergründiger Text von Leonard Cohen, der viel Raum für Interpretation und Fantasie lässt, eignet sich für einen Jazzmusiker sehr gut.

Von den Beatles interpretieren Sie »Eleanor Rigby«. Haben Sie auch etwas Neues in der Musik der Beatles entdeckt? Für mich gibt es in der Musik der Beatles immer etwas Neues zu entdecken. Wenn man ihre vermeintliche Leichtigkeit ana-

Foto: Chris Noltekuhlmann/Sony Music Entertainment

Ihr aktuelles Album »Nightfall« haben Sie mit dem Freiburger Bassisten Dieter Ilg aufgenommen. Sie interpretieren Stücke von Britney Spears, Bach und den Beatles. Das ist ein weiter Bogen, den Sie spannen. Wie kam es zur Auswahl der Stücke? Haben die Titel in Ihrem Leben eine besondere Rolle gespielt?

Till Brönner und Dieter Ilg verbindet eine langjährige Freundschaft. Mit »Nightfall« ist nun ihr erstes gemeinsames Album erschienen.

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Jazz – made in Germany: dafür steht Till Brönner. Der 47-jährige Trompeter und Sänger aus Berlin spielte schon zusammen mit Weltstars wie Dave Brubeck, Natalie Cole, Carla Bruni und Annie Lennox und produzierte Alben für Hildegard Knef und die No Angels. Till Brönner über neue Klänge, das Ende der CD und sein Treffen mit Barack Obama.

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zerstückeln, verwursten und verändern konnte. Die Gesetze wurden alle gebrochen, oft nur, um die Musik anschließend wieder zusammenzusetzen. Es wird immer schwieriger, etwas zu kreieren, das noch nie da gewesen ist. An dessen Stelle ist aber etwas noch viel Wertvolleres getreten: die Wiedererkennbarkeit. Darum geht es doch – jemanden aus der großen Masse herauszuhören. Das ist die heutige Revolution: nicht Wissenschaft, sondern Persönlichkeit. Foto: Chris Noltekuhlmann/Sony Music Entertainment

Heutzutage werden Hits im Studio gebastelt. Ist Ihre Art zu musizieren vielleicht sogar ein Auslaufmodell? Erfolg lässt sich nicht an den üblichen Kriterien wie Hits oder Bekanntheit festmachen. Ich persönlich verliere schnell das Interesse an Musik, der ich anhöre, dass sie aus kommerziellen Gründen zusammengesetzt wurde. Gebrauchsware reizt auch Konsumenten nur vorübergehend.

Welchen Stellenwert hat das Format Album in der heutigen Zeit?

Till Brönner hat an der Hochschule für Musik Köln Jazztrompete studiert.

»Musik hat eine überirdische Qualität und wird überall verstanden, ohne dass man Vokabeln pauken muss.«

lysiert, stößt man am Ende auf große Komplexität. Bei den Beatles findet man nicht die klassische Struktur eines Broadway-Songs. Sie sind sehr unorthodox vorgegangen. Paul McCartney ist ein großer Jazzfan und betätigt sich auch als zeitgenössischer Komponist. Bei einer Charity-Veranstaltung seiner Ex-Frau Heather Mills habe ich ihm mal die Hand geschüttelt. Mein bester Freund sagt immer, ich müsse irgendwann mal ein Beatles-Album machen. Mal gucken, ob es passiert.

Medienwissenschaftler meinen, dass es in der populären Musik seit den 80ern nur noch abwärts ginge. Alles würde nur wiederholt, wiedererfunden, wiederverwendet, wiederverarbeitet werden. Wie ist Ihre Einschätzung? Im Bereich Musik haben wir es heutzutage fast mit einer erschlossenen Wissenschaft zu tun. Die Musik war schon mal ein interessanteres Terrain, das man

Bei der CD handelt es sich heutzutage um eine wahnsinnig gut gemachte Visitenkarte. Für etablierte Künstler ist das noch verkraftbar, trotzdem ist es nicht cool. Für Newcomer hingegen ist es eine Katastrophe, weil nur der Erfolg einer CD oder eines Videos am Ende Konzerte generiert. Bis es an dem Punkt ist, muss man schon viel investiert haben. Das kann nicht jeder.

Wird die CD überleben? Ich habe manchmal Tagträume von einer Welt mit Billigmusik, die sagt: »Ihr Künstler seid daran selbst schuld, ihr habt euch die Rechte an eurer Musik ohne weiteres abschwatzen lassen!« Künstler sind nun mal keine Juristen und IT-Fachleute. Bereits in dem Augenblick, als die CD eingeführt wurde, haben die Künstler gepennt. Sie haben die Möglichkeit zur Vervielfältigung nicht als Gefahr empfunden und sich nicht radikal genug organisiert. Dann kam auch noch der Streamingdienst.

Wie wollen Sie gegensteuern? Ich habe so meine Zweifel, dass man YouTube oder Spotify noch mal einen fairen Riegel vorschieben kann. Die Menschen haben verlernt, dass sie für Musik im Netz bezahlen müssen – und ich spreche nicht von einer Flatrate. Wer soll Musik denn in Zukunft noch professionell herstellen, wenn er nicht reich geerbt hat oder öffentlich subventioniert wird?

Anders als die meisten deutschen Künstler sind Sie international aktiv. War Ihr Konzert beim International Jazz Day der UNESCO im Weißen Haus unter Präsident Obama ein Türöffner? In Amerika wurde der ganze Abend beim Privatsender ABC übertragen. Das hat es in der Kulturgeschichte der USA so noch


Mit wem sind Sie an dem Abend aufgetreten? Mit insgesamt 45 Musikerinnen und Musikern aus allen Dekaden, die etwas mit Jazz zu tun haben. Darunter Aretha Franklin und Sting. Sie wurden von Herbie Hancock in sehr interessanten verschiedenen Formationen präsentiert. Musiker begegnen sich gar nicht so oft, wie man denkt, weil alle immer auf unterschiedlichen Kontinenten unterwegs sind. Ich als einziger deutscher Repräsentant habe mich dort mit Interesse umgeschaut. Es ist toll, zu sehen, wie herzlich da miteinander umgegangen wird. Barack Obama hat wirklich jedem Einzelnen die Hand geschüttelt und einen Satz mit ihm gewechselt. Herbie Hancock ist er regelrecht in die Arme gefallen. Obama war ein aufrichtiger Präsident mit einem echten Bedürfnis. Der Mann ist einfach Jazz-Fan.

Der International Jazz Day im Weißen Haus ist eine der wenigen Errungenschaften Obamas, die Donald Trump nicht wieder rückgängig machen kann. Das stimmt. Im Moment ist festzustellen, dass amerikanische Künstler und Staatsbürger viel leichter öffentlich über ihre eigene Regierung klagen. Diese Form von Selbstverständnis geht uns Deutschen manchmal ab. Wir sind schnell dabei, die Amerikaner für ihr System zu kritisieren, aber was momentan medial in den Staaten passiert, ist bemerkenswert. Würden wir das, was CNN mit Trump macht, nach Deutschland übertragen, wäre hier die Hölle los und der Sender bekäme eine dicke Verwarnung. Unser Freiheitsverständnis ist weniger progressiv, als wir denken. Und wir glauben immer ein wenig zu pauschal an die deutsche Integrität und Tüchtigkeit. Doch schauen Sie mal, was Machtstreben und politische Monokultur bei uns gezeitigt haben. Plötzlich brauchen wir einen Bundespräsidenten für den harten Alltag. Sein Amt wird nach dieser Legislaturperiode nicht mehr dasselbe sein, denke ich.

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nicht gegeben. Ich habe in den letzten Jahren immer mehr internationale Kontakte knüpfen können und bin darüber sehr glücklich. Unter Jazzmusikern klappt die Verständigung ziemlich gut. Aus Sicht der Amerikaner war die Show im Weißen Haus noch viel aufregender als für uns. Obama war der erste Präsident, der diese uramerikanische Kunstform auf diese Weise adelte. Musiker wie Wayne Shorter oder Pat Metheny haben das exakt so gesehen.

Sind Sie für mehr Jazz im Deutschen Bundestag? Man merkt, dass dort etwas aufgebrochen wird. Früher waren es nur Streichquartette, so hatte man den Eindruck, heute sieht man dort auch andere Künstler. Ich selbst habe auch schon im Abgeordnetenhaus gespielt. Frau Merkel ist expliziter Musikfan und die aktuelle Kulturstaatsministerin Monika Grütters setzt sich in Berlin für das Jazzfest ein, das jetzt erstmals einen weiblichen Intendanten erhält.

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Sie selbst setzen sich für ein »Haus of Jazz« in Berlin ein, das in einer alten Fabrik an der Spree entstehen soll. Warum braucht Deutschland ein solches Haus? Weil Deutschland flächendeckend Jazz für die Jugend fördert, aber im professionellen Bereich keine international erlebbare Repräsentanz vorweisen kann. Ich spreche von einem Dach für den Jazz in und aus Deutschland. Sozusagen die Philharmonie des Jazz im kulturellen Zentrum Nummer eins. Interview: Olaf Neumann

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a m n e s t y a f t e r wo r k Schreiben Sie für die Menschenrechte – gegen Verfolgung, Gewalt und Folter

Gemeinsam für die Menschenrechte Sie können helfen: Wir laden Sie herzlich ein, uns montags zu besuchen. Lassen Sie Ihren Tag mit einer guten Tat bei Kaffee, Tee und Gebäck ausklingen, indem Sie sich mit Faxen, Petitionen oder Briefen gegen Menschenrechtsverletzungen in aller Welt einsetzen. Öffnungszeiten: Montag 18 bis 19 Uhr after work cafe Dienstag 11 bis 12 Uhr, Donnerstag 18.30 bis 19.30 Uhr amnesty Bezirksbüro Hannover Fraunhoferstraße 15 · 30163 Hannover Telefon: 0511 66 72 63 · Fax: 0511 39 29 09 · www.ai-hannover.de Spenden an: IBAN: DE23370205000008090100 · BIC: BFSWDE33XXX Verwendungszweck: 1475


BUCHTIPPS Wie bald ist bald? »In diesem Buch sagen wir die Zukunft voraus. Zum Glück ist das ziemlich einfach. Das machen die Leute andauernd. Mit der Vorhersage richtig zu liegen, ist ein bisschen schwieriger, aber mal ehrlich: juckt das jemanden?« Die Weinersmiths sind ein ungewöhnliches Paar: sie Doktorin der Biologie und Spezialistin für die Verbindung von Popkultur und Wissenschaft, er Comiczeichner und Organisator eines Festivals für höheren wissenschaftlichen Blödsinn. Gemeinsam widmen sich die Eltern zweier Kinder »10 revolutionären Technologien, mit denen alles gut wird oder komplett den Bach runter geht«, wie es im Untertitel heißt. Es geht um Bergbau auf Asteroiden, Fusionsenergie, Organe aus dem 3D-Drucker, Roboter auf dem Bau oder um Gehirn-Computer-Schnittstellen. Inhaltlich seriöser Wissenschaftsjournalismus trifft auf eine kindliche Neugier an den Herausforderungen sogenannter Zukunftstechnologien und einen fröhlich-verrückten Erzählstil. Ein kluger, inspirierender Spaß. Kelly Weinersmith, Zach Weinersmith | Bald! | Hanser | 22 Euro

Risse Das spanische Reporterduo Carlos Spottorno (Foto) und Guillermo Abril (Text) bereiste von 2014 bis 2016 Europas Außengrenzen von Afrika, der spanischen Enklave Melilla, bis nach Lappland ins finnische Ivalo, Europas nördlichsten Grenzpunkt. Sie treffen auf sechs Meter hohe, fast unüberwindbare Zäune, sind bei einer Flüchtlingsrettungsaktion im Mittelmeer dabei und besuchen immer wieder Auffanglager an Europas Grenzen. Sie begleiten die Flüchtlingstrecks auf der Balkanroute ebenso wie militärische Manöver in der Ukraine. In ihrer Reportageserie für El PAíS SEMENAL stoßen Spottorno und Abril immer wieder auf Risse in der EU. Für die Geflüchteten bedeutet Europa die sichere Welt, während es außerhalb gefährlich für sie ist. »Der Riss« ist kein klassisches Fotobuch, die Fotos sind grafisch bearbeitet und zu einem Comicstrip montiert. Dazu ein reflektierender und berichtender Text. Winston Churchills Rede von 1946 über die Vision eines vereinten friedlichen Europas steht als mahnender Einstieg den Reportagen voran. Guillermo Abril, Carlos Spottorno | Der Riss | Avant | 32 Euro

Lebendig halten Die Gedanken sind frei in Anne Franks Tagebuch, das sie an ihre imaginäre Brieffreundin Kitty schreibt. Versteckt vor den Nazis in Amsterdam, richtet sie ihren reifen und poetischen Blick auf die Welt um sie herum; mit viel Gefühl und Humor. Sie beschließt, ihr Tagebuch nach dem Krieg zu veröffentlichen, aber das Versteck wird verraten und alle bis auf ihren Vater kommen im Holocaust um. Als er die Aufzeichnungen veröffentlichte, wurden sie zum Mahnmal gegen Menschenrechtsverbrechen und Annes Schicksal zum Symbol für Millionen. Um die Sprengkraft ihrer Gedanken lebendig zu halten, baten Unicef und der Anne Frank Fonds die beiden renommierten Autoren Ari Folman und David Polonsky, ihre Geschichte in eine Graphic Novel zu übertragen und sie so jungen Zielgruppen zu vermitteln. Dicht am Originaltext haben sie einen vielschichtigen Rhythmus zwischen Bildern und Textpassagen geschaffen. Phantasievoll, dramatisch, atmosphärisch. Das Tagebuch der Anne Frank | Graphic Diary. Umgesetzt von Ari Folman und David Polonsky | S. Fischer | 20 Euro


Ausstellung

Tanztheater

Foto: Lars Looschen

Back to Wonderland

Fuchsberger und andere Es ist wohl nicht übertrieben zu behaupten, dass eine ganze Generation mit ihm aufgewachsen ist: Schauspieler, Moderator und Synchronsprecher Joachim Fuchsberger (1927 - 2014) prägte die deutsche Film- und Fernsehlandschaft seit den 1950er Jahren wie kaum ein zweiter. Die Hauptausstellung des Theatermuseums zeigt aber nicht nur sein vielseitiges berufliches Schaffen, sondern »Blacky« auch von seinen privaten Seiten. Unveröffentlichte Fotos und private Gegenstände aus seinem Nachlass stellen das Leben einer außergewöhnlichen Persönlichkeit dar. Die Begleitausstellung über Film- und Fernsehschauspieler Jürgen Tarrach gibt einen besonderen Einblick in das Wirken und Schaffen des Grimme-Preisträgers und stellt erstmals öffentlich seine Malereien vor. Außerdem gibt es ausdrucksstarke Autorenporträts des hannoverschen Fotografen Dirk Meußling zu sehen. 1. März bis 13. Mai, Theatermuseum Hannover, Prinzenstr. 9, Hannover. Eintritt: 5/erm. 3 Euro.

Die Frage ist: »Wieviel Alice steckt in dir?« In der aktuellen Produktion der jungen interkulturellen Tanzund Theatergruppe »Next Generation – Community2action« wird auf den Teepartys der gebrochenen Gesellschaft getanzt. Das Spannungsfeld zwischen transkultureller Begegnung und Traditionen im Deutschland des 21. Jahrhunderts wird anhand der Geschichte von Alice erzählt, einer jungen schwarzen Frau, die sich verliebt. In Zeiten eingezäunter Freiheit überspringt Alice die Grenzen gesellschaftlicher Mikrokosmen und begibt sich auf einen Road­ trip der ganz anderen Art. Die Botschaft ist deutlich: Anderssein ist Menschenrecht. Tickets beim Verein IKJA (Internationaler Kultureller Jugend Austausch) unter www.ikja.eu oder Tel.: 0511 – 105 94 992. 10. März, 19.30 Uhr, Kulturzentrum Pavillon, Lister Meile 4, Hannover. Eintritt: 8,70/erm. 5,40 Euro (VVK 6,40 Euro).

Musik Trio Milina Jovica Ivanovic und Miroslav Grahovac absolvierten ihr Akkordeon-Studium an der Hochschule für Musik und Theater in Hannover. Heute konzertieren sie europaweit. Gemeinsam mit Damjan Saramandic am Cello und Claas Sandbothe am Schlagzeug bilden sie ein vierköpfiges Trio – schon allein das ist außergewöhnlich. Das musikalische Programm ebenfalls: Hier wird Balkan-Folklore mit Jazz, Funk und Tango gemixt. Mit Lebenslust, Professionalität und Neugier lassen die Musiker »milina« entstehen. Das ist serbisch und bedeutet: »das schönste Gefühl«. 8. März, 20 Uhr, Marlene Bar & Bühne, Prinzenstr. 10, Hannover. Eintritt: frei (um Spenden wird gebeten!).

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KULTURTIPPS

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Für Kinder

Foto: Agentur Reisinger

»Vom Fischer und seiner Frau«

Ulla Meinecke Ja, es gibt sie noch, »die Tänzerin im Sturm«, und sie ist immer noch auf Deutschlands Bühnen unterwegs: Ulla Meinecke, Poetin, Liedermacherin, Star vor allem der 1980er Jahre. Mit ihrer warmen, unverwechselbaren Stimme singt ihre alten Hits und neue Songs, die noch keiner gehört hat. Zusammen mit Ingo York und Reinmar Henschke bildet sie ein kongeniales Trio. »Wir warn mit Dir bei Rigoletto, Boss« ist der Name des aktuellen Live-Albums und der Tour, ein Filmzitat aus dem Marylin-Monroe-Klassiker »Manche mögen‘s heiß«... Scheint ein toller Abend zu werden! 23. März, 20 Uhr, Bauhof Hemmingen, Dorfstr. 53, Hemmingen. Eintritt: 22/erm. 18 Euro.

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Muss man hören: Hertzliches Hannover das Wohnungslosen-Magazin. Immer am 2. Montag im Monat, 17 Uhr. ... auf UKW 106.5 oder Kabel 102.5 und bei www.leinehertz.de

Ein Fischer spielt am Ufer des Meeres Akkordeon, sein Netz liegt trocken und zerknüllt zu seinen Füßen. Daheim kämpft seine Frau mit dem undichten Dach des Hauses, fängt Regentropfen und Schnecken. Doch plötzlich ändert sich alles in dem ruhigen Fischerdorf und Wünsche werden erfüllt ... Das Red Dog Theater Berlin präsentiert diese Geschichte um die wechselhafte Welt des Wünschens und Habens für Kinder von 4 bis 10 Jahren. Die zwei Fischweiber Elfriede und Ursula in ihren quietschenden Gummistiefeln wissen jedenfalls genau Bescheid! 16. März, 10.30 Uhr, Kulturtreff Vahrenheide, Wartburgstr. 10, Hannover. Eintritt: 4/erm. 2 Euro

Für Frauen Internationaler Frauentag Er entstand als Initiative sozialistischer Organisationen in der Zeit um den Ersten Weltkrieg im Kampf um Gleichberechtigung, das Wahlrecht für Frauen und die Emanzipation von Arbeiterinnen. Die Vereinten Nationen haben ihn später als Tag für die Rechte der Frau und den Weltfrieden auserkoren: den 8. März, den Internationalen Frauentag, in diesem Jahr ein Donnerstag. Am Samstag drauf wird beim Kulturbüro Linden-Süd mit einem bunten Mix aus Tanz, Gesang und internationalen Speisen gefeiert. (Bitte mit Anmeldung unter Bettina.Kahle@Hannover-Stadt.de) 10. März, 18 - 21 Uhr, Café Allerlei, Kulturbüro Linden-Süd, Allerweg 5-7, Hannover. Eintritt: 1 Euro.


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Literatur Laurie Penny Wenn es um modernen Feminismus geht, dann führt derzeit kein Weg vorbei an Laurie Penny. Auch Asphalt berichtete schon über die junge Engländerin, die mit ihren intellektuell scharfsinnigen Essays bereits zu einer Ikone wurde. In ihrem neuesten Buch »Bitch Doktrin. Gender, Macht und Sehnsucht« beschreibt sie brennende Themen unserer Zeit: vom Schock der Trump-Wahl und den Siegen extremer Rechter bis zu Cybersexismus und Hate Speech. Weit davon entfernt, einen Kampf gegen Männer zu führen, geht es Laurie Penny um Fairness, Umverteilung von Vermögen, Macht und Einfluss und darum, als Frau ihre Stimme zu erheben. Moderiert wird der Abend von Mithu Melanie Sanyal, Literaturwissenschaftlerin, Autorin, Referentin für Genderfragen und Dozentin an verschiedenen Universitäten. 6. März, 19.30 Uhr, Literaturhaus im Künstlerhaus, Sophienstr. 2, Hannover. Eintritt: 10/erm. 6 Euro.

Österreichische Melange Die Zwischenkriegszeit brachte eine Menge an bedeutender österreichischer Literatur hervor: Ödön von Horvath zum Beispiel mit »Geschichten aus dem Wiener Wald (1931), »Die Blendung« von Elias Canetti (1936) oder der Jahrhundertroman »Der Mann ohne Eigenschaften« (ab 1930), das Opus magnum von Robert Musil. Nach dem Zweiten Weltkrieg offenbarte sich ein Vakuum in Kunst und Kultur, das sich erst langsam wieder füllte. Eine Blüte erlebte die österreichische Literatur in den 1960er und 1970er Jahren mit Autoren wie Peter Handke oder Ingeborg Bachmann. Im Jahr 2004 erhielt Elfriede Jelinek den Literaturnobelpreis. Der Literaturkreis der Bürgergemeinschaft Roderbruch lädt zur »Österreichischen Melange« ein, musikalisch mit Wiener Klassik begleitet von Inge Hock an der Konzertgitarre. 14. März, 19.30 Uhr, Kulturtreff Roderbruch, Rotekreuzstr. 19, Hannover. Eintritt: frei.

Am Lindener Berge 38 30449 Hannover · Telefon 45 44 55 www.jazz-club.de

MÄRZ 2018 Freitag, 2. März THE FRISCO FIVE feat. „Hannovers Great Old Boys“ Eintritt: 20 Euro/erm. 15 Euro Donnerstag, 8. März Die Gesellschaft der Freunde des Jazz präsentiert DENIS GÄBEL QUARTETT „The Good Spirits“ Eintritt: 20 Euro/erm. 15 Euro Freitag, 9. März BECCA STEVENS & MICHELLE WILLIS „Rising Star Female Vocalist 2017“ Eintritt: 20 Euro /erm. 15 Euro Donnerstag, 15. März KNUT RICHTER & MARTIN WEISS „Swingin‘ The Gypsy” Jazz Club by Gartenheim Eintritt: 20 Euro/erm. 15 Euro Freitag, 16. März IDA NIELSEN & BAND „Showmewhatugot” – Prince’ Bass Player live Eintritt: 25 Euro/erm. 20 Euro Freitag, 23. März PAT APPLETON feat. The Matti Klein Soul Trio Eintritt: 20 Euro/erm. 15 Euro Samstag, 24. März Die Gesellschaft der Freunde des Jazz präsentiert RAY ANDERSON‘S POCKET BRASS BAND Eintritt: 20 Euro/erm. 15 Euro Samstag, 31. März GEOFFREY KEEZER - TERREON GULLY OLIVIER HOLLAND „The Art of the Trio“ Eintritt: 20 Euro/erm. 15 Euro

Konzertbeginn jeweils um 20.30 Uhr, Einlass ab 19.30 Uhr

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IHR ENGAGEMENT

Machen Sie mit! Impressum Herausgeber: Prof. Dr. Heiko Geiling, Hanna Legatis, Rainer Müller-Brandes Gründungsherausgeber: Walter Lampe Geschäftsführung: Georg Rinke Redaktion: Volker Macke (Leitung), Jeanette Kießling, Svea Kohl, Ulrich Matthias Fotografin/Kolumnistin: Karin Powser Gestaltung: Maren Tewes

Die Runde der Ehrenamt­lichen trifft sich an jedem letzten Dienstag im Monat in den hannoverschen Asphalt-Redaktionsräumen. Da werden Veranstaltungen organisiert, Info-Stände geplant und Ideen gesammelt, um die Arbeit von Asphalt engagiert zu unterstützen. Besonders für unsere Asphalt-Verkäuferinnen und -Verkäufer ist es wichtig zu spüren, dass viele Menschen hinter ihnen stehen. Wir freuen uns, wenn Sie sich dieser lebendigen Runde anschließen möchten! Rufen Sie uns einfach vorher an: 0511 – 30 12 69-0. Das nächste Treffen ist am Dienstag, 27. März, um 17 Uhr. Foto: hakase420/fotolia.com

Freie Mitarbeit dieser Ausgabe: O. Neumann, S. Przybilla, S. Ratzmann, S. Szameitat, G. Schild, W. Stelljes, K. Zempel-Bley Anzeigen: Heike Meyer Verwaltung: Janne Birnstiel (Assistentin der Geschäftsführung), Heike Meyer Vertrieb & Soziale Arbeit: Thomas Eichler (Leitung), Romana Bienert, Christian Ahring (Sozialarbeiter) Asphalt gemeinnützige Verlags- und Vertriebsgesellschaft mbH Hallerstraße 3 (Hofgebäude) 30161 Hannover Telefon 0511 – 30 12 69-0 Fax 0511 – 30 12 69-15 Spendenkonto: Evangelische Bank eG IBAN: DE 35 5206 0410 0000 6022 30 BIC: GENODEF1EK1 Online: www.asphalt-magazin.de redaktion@asphalt-magazin.de vertrieb@asphalt-magazin.de herausgeber@asphalt-magazin.de Druck: v. Stern’sche Druckerei, Lüneburg Druckauflage: Ø 25.000 Asphalt erscheint monatlich. Redaktionsschluss dieser Ausgabe: 19. Februar 2018 Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte, Bilder und Bücher übernehmen wir keine Gewähr. Rücksendung nur, wenn Porto beigelegt wurde. Gesellschafter:

H.I.o.B. e.V. Hannoversche Initiative obdachloser Bürger

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Asphalt dankt: Inner Wheel Club Langenhagen-Wedemark, Basargemeinschaft der Frauen hannoverscher Freimaurer, E. Ludwig, B.+ M. Sorgatz, F.J. Burchert, H. Zander, V. Mann-Eilert, I. Hanke, J. Wagner, B. Flemme, Ev.-luth. Timotheus-Gemeinde, Ev. Hilfsverein Albertinum, Ev.-luth. Gemeinde Arnum, St. Michaelis Gemeinde, kath. Gemeinde St. Augustinus, Ev. luth. Martin-Luther-Gemeinde, R. Uhlenhut, A. Praessl. G. Wlodasch, B. Steveling, A.+ C. Boehning, U. Kantha, D. Remter, H. Bartram, L. Kuehne, E.+ K.H. Neumann, M. Vester, A. Engelhardt, I. Pfaff, K. Nowack, A.+ G. Adam, E. Stegen, I. Fransson, E.+ B. Labenski, D. Springer, Praxis „Physio und mehr“, J. Geisel, D. Lebinski, G. Vorholt, R. Rudolph, E.+ U. Dennert, G. + H. Reinbold, D. Utermark, A.+ H. Hentschel, E.+ H. Schiffmann, G. Sengpiel, H.-W. Seider, K. Koegel, R. Meissner, M.+ G. Wilhelm, A. Dietrich, H. Triphan-Brockmann, C. Helberg, T. Siepke, L. Rech, M.L. Kohsen, M. Mildner, L. Rech, G. Schomann, A. Thiede, G. Hensel, R. Falke, W.+ R. Altmeier, W. Rott, IGS List, U. Roth, J. Michelmann, H.-J.+ C. Strobel, E. Raether, H.+ P. Loehr, D. Kelm, E. Blume, E. Loether, I. Niehues, H. Meyer, L. Benz, K. Nowack, B. Berger, H. Handt, A. Möser, J. Faubpel, H.-K.+ M. Schoenhagen, G. Wittenberg, U.+ I. Koester, Trauergesellschaft Steinhardt, Holzem-Uhde, Totenhoefer-Just, E. Nyoungiu, S. Ruediger, Dr. V. Hartung, H. Oberwinter, O.H. Schatz, Schulze, Thiemann, L. Hausig, O. Schlumbohm, M. Krueger, S. Schuetz, Meyer zu Bexten, G. Hiller, J. Frucht, C. Paul, I. Schuette, P.-A. Pinnen, Dr. P. Best, J. Lange, C. Faulbaum, J. Tiarks, O. Tauen, A. Mayer, Dr. M.+ H. Koepp, Krueger-Falz, Dr. L. Hemprich, VSM AG, E. Knostmann, K. Schubert, M.+ H. Beckmann, H. Doehner, A. Kuerzel, B. Riepl, A. Otto, G. Mueglich, Lehmann von Weyhe, T. Franke, G. J. Klinckwort, G.-S. Benda, L.+ H. Enke, A.+ J. Cramm, B. Scherrer, F.+ W. Koch, V. Mueller, J. Meyer, Apothekerkammer Nds., W. Meseberg, D.+ L. Brodtmann, Trauergesellschaft Othmer, I. Mueller, T. Schmidt, I. Lang, H. Wiese, K. Nicolai, C. Muehlisch, K.+ A.-M. Stosberg, C. Elsner-Solar, A. Wolter, Butenholz-Grimme, Jaenecke + Schneemann, H. Brueggemann, K.+ H.-D. Nolte, U. Doerjes, U. Riebschlaeger, F. Behrens, C.+ J. Feldmann, Dr. S. Woehning, G. Soeffker, D. Rummel, H. Fransson, G. Bergandy, B. Flemme, A. Birkholz, W. Deppe, M. Lohmann, H. Wiestra sowie allen anonymen Spendern und allen Asphalt-Patinnen und -Paten.


Aus den nachfolgenden Silben sind 20 Wörter zu bilden, deren erste und vierte Buchstaben (Achtung: ch = 1 Buchstabe) – jeweils von oben nach unten gelesen – ein jüdisches Sprichwort ergeben: bar – be – bel – chat – da – die – dom – ehr – en – end – es – ess – eu – ge – gla – ing – ini – lee – lich – los – ma – mel – nau – ne – ner – nio – on – oxy – rie – ro – rohr – se – sen – sen – ser – si – sil – ten – ter – ti – ti – tia – uten – ve – wa – weiss – wein – wer

1. empfindlich 2. germanisches Volk (Hessen) 3. chem. Verbindung eines Stoffes mit Sauerstoff 4. Fluss durch St. Petersburg 5. Getränk 6. Arzt und Forscher im 19. und 20. Jahrhundert 7. Marmelade 8. zum Verzehr geeignet

In diesem Monat verlosen wir dreimal den spannenden Jugendroman »Halbe Helden« für junge Erwachsene ab 14 Jahren von Erin Jade Lange. Dane bekommt mehr oder weniger freiwillig einen Aufpasserjob. Dumm nur, dass Billy D., ein neuer Schüler mit Downsyndrom, nicht will, dass man auf ihn aufpasst – viel lieber ist ihm, wenn Dane ihm beibringt, wie man sich prügelt, oder wenn er ihm hilft, seinen Dad zu finden. Wo ihr Weg sie schließlich hinführt, hat keiner von ihnen geahnt … Ebenfalls dreimal gibt es den Thriller »Endgültig« von Andreas Pflüger zu gewinnen. Jenny Aaron war Mitglied einer international operierenden Eliteeinheit der Polizei – hochintelligent, tödlich effektiv. Doch vor fünf Jahren endete ein Einsatz in Barcelona mit einer Katastrophe. Seitdem ist Jenny blind. Damals dachte sie, es sei der schlimmste Tag ihres Lebens. Sie hat sich geirrt. Der schlimmste Tag ihres Lebens ist heute. Sechsmal verlosen wir »Lust auf Pflanzenkost« von Jürgen Piquardt. Das neue Buch des ehemaligen Asphalt-Kolumnisten über die Beziehung zwischen Ernährung und Landwirtschaft vermittelt ganzheitliche Ansätze zu einer individuell sinnvollen Ernährung von Körper, Geist und Seele. Glückliche Genügsamkeit ist das Ziel.

9. Stadt bei Potsdam

Die Lösung des Februar-Rätsels lautete: Wer das Wetter scheut, kommt niemals weit.

17. Heilpflanze

Das Silbenrätsel schrieb für Sie Ursula Gensch. Die Lösung (ggf. mit Angabe Ihres Wunschgewinnes) bitte an: Asphalt-Magazin, Hallerstraße 3 (Hofgebäude), 30161 Hannover; Fax: 0511 301269-15. E-Mail: gewinne@asphalt-magazin.de. Einsendeschluss: 31. März 2018. Bitte vergessen Sie Ihre Absenderadresse nicht! Viel Glück!

10. Helfer 11. unaufhörlich 12. Mädchenname 13. Königin von Theben 14. Organ bei weiblichen Säugetieren 15. Gebrauchsgegenstand 16. Handwerker

18. Stadt im Ruhrgebiet 19. ein Vogel 20. Inangriffnahme

ASPHALT 03/18

SILBENRÄTSEL

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