2019 01 Asphalt

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2,20 EUR davon 1,10 EUR Verkäuferanteil

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ALLESKÖNNER

25 JAHR

OHNE LIMIT

OHNE STROM

OHNE GNADE

Matthias Schweighöfer über seine vielen Karrieren

Tausende Schuldner vom Netz abgeklemmt

Orbáns Ungarn steckt Obdachlose in den Knast

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Notizblock

7 Tausendsassa Im Asphalt-Interview hat Matthias Schweighöfer über seine Leidenschaft für Entertainment, Entschleunigung und die Krönung seiner Arbeit gesprochen.

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Wer war eigentlich … Roger Willemsen?

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Strom gesperrt Seit 2011 gehen jährlich bundesweit in mehr als 300.000 Haushalten die Lichter aus.

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»Der Kaiser ist nackt!« Der hannoversche Politikwissenschaftler Michael Vester ist überzeugter Kritiker des Ostblock-Kommunismus und gilt als ausgewiesener Marx-Experte. Ein Interview.

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Mit Spass dagegen In der monatlichen Politik-Talk Reihe der Landesarmutskonferenz ging es dieses Mal mit Inga Schmalz um Möglichkeiten für Arme, sich gegen soziale Missstände zu engagieren.

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Eine Institution Ulla Neubacher ist die einzige Suchttherapeutin für Obdachlose in Hannover. Seit zehn Jahren hilft sie denen, von denen viele andere sagen, dass Hilfe sinnlos sei. Ein Besuch.

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Aus der Szene

23 Das muss mal gesagt werden 24 Aus dem Leben von Asphalt-Verkäufer Uwe

26 Rund um Asphalt 30

Meine Worte Texte aus der Asphalt-Schreibwerkstatt

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Orbán gegen Obdachlose Die ungarische Regierung hat jüngst einen Zusatz zur Verfassung verabschiedet, der das Leben auf der Straße verbietet. Ein Besuch.

34 Buchtipps 35 Januar-Tipps 38 Impressum/Ihr Engagement 39 Silbenrätsel

Titelfoto: David Daub

Das Asphalt-Prinzip Asphalt-Verkäuferinnen und -Verkäufer sind Menschen mit brüchigen Biographien. Irgendwann sind sie in ihrem Leben durch schwere Schicksale, Krankheiten oder traumatische Erlebnisse aus der Bahn geworfen worden. Heute versuchen sie, durch den Verkauf des Asphalt-Magazins ihrem Leben wieder Struktur und Sinn zu verleihen. Viele sind oder waren wohnungslos, alle sind von Armut betroffen. Sie kaufen das Asphalt-Magazin für 1,10 Euro und verkaufen es für 2,20 Euro. Asphalt ist eine gemeinnützige Hilfe-zur-Selbsthilfe-Einrichtung und erhält keinerlei regelmäßige staatliche oder kirchliche Zuwendung.


im Januar wollen wir unterhalten. Mit dem neuen Superstar in Deutschland. Matthias Schweighöfer hat uns ein Interview gegeben, einer sozialen Straßenzeitung. Weil auch er einfach gern unterhalten will. Warum auch nicht? Das Leben nicht zu feiern, niemanden zu feiern, ändert nichts an tristen, trostlosen und ungerechten Verhältnissen, in denen andere leben. Daran ändern wir etwas, wenn wir trotz aller berechtigten Lebensfreude, trotz unseres Stolzes auf Erreichtes, die Augen offenhalten. Für die, die im Dunkeln sitzen. Hunderttausende Menschen betrifft das Jahr für Jahr. Ihnen wird von ihrem Energieversorger der Strom abgeklemmt. Weil sie Rechnungen nicht bezahlt haben. Allein in Hannover waren das im vergangenen Jahr 1.880 so genannte Stromsperren. Um soziale Härten zumindest im Ansatz abzufedern gibt es einen Sozialfonds. Wir haben für Sie mal nachgehakt, ob das gut läuft. Immerhin, in Hannover, in Niedersachsen gibt bei allem berechtigten und teils unnötigen Streit in der Ausrichtung und Stoßrichtung zumindest noch einen großen Konsens. Obdachlose sind keine Menschen zweiter Klasse. Das hat im Dezember erst unser Landesparlament eindrücklich beim Entschließungsantrag zur Obdachlosigkeit unter Beweis gestellt. In Ungarn sieht das schon ganz anders aus. Ministerpräsident Victor Orbán hat dort jüngst einen Zusatz zur Verfassung durchs rechtspopulistisch dominierte Parlament gebracht, das das Obdachlos-Sein unter Strafe stellt. Den Text dazu möchte ich Ihnen ebenso gern zur Lektüre ans Herz legen. Damit wir menschlich bleiben. In diesem Sinne wünsche ich einen guten Start ins Jahr 2019.

Volker Macke · Redaktionsleiter

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Liebe Leserin, lieber Leser,

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Tafeln schlagen Alarm

Medizin-Kommission geplant Hannover. Aufruf mit Erfolg: Resse hat seit dem 1. Januar endlich wieder eine Arztpraxis. Andere ländliche Kommunen müssen noch warten: Eine 25-köpfige Enquetekommission aus Abgeordneten und Experten soll zunächst Ideen zum Ärztemangel im ländlichen Niedersachsen erarbeiten. Das haben die Koalitionsfraktionen von CDU und SPD im Dezember im Landtag beschlossen. Demnach ist es »insbesondere in ländlichen Gebieten immer schwieriger, frei gewordene Kassenarztsitze neu zu besetzen«. Wegen der »nur unzureichenden öffentlichen Verkehrsverbindungen« könnten nicht mobile Patienten die benötigte medizinische Hilfe nicht immer zeitnah erreichen. Ambulante Notfallpraxen würden daher »immer stärker zweckentfremdet und durch Hilfesuchende vor Ort in die Regelversorgung einbezogen«, so die Beobachtung der Regierungsfraktionen. Die Kommission soll bis Herbst 2019 klären, wie eine flächendeckende Verteilung von Hausund Fachärzten gemanagt werden könnte »und wie viele Ärztinnen und Ärzte dafür erforderlich« sind. Zudem sollen Anreizsysteme für Mediziner und eine Bedarfsanalyse in Sachen Studienplätze geliefert werden. In Rede stehen die Einführung kommunal angestellter Landärzte oder der flächendeckende Aufbau medizinischer Versorgungszentren. Die Grünen kritisierten die Kommission als »Schmal­ spur-Enquete«, weil die »wichtigen Themen ambulante und stationäre Pflege und die Notfallversorgung von Kindern« nicht bearbeitet werden sollen. MAC

Amtlich: Im Jahr 2017 wurden in Niedersachsen 15.986

Ehen geschieden.

Laut Landesamt für Statistik (LSN) 1134

ZAHLENSPIEGEL »AUS DER TRAUM«

Foto: Holger Hollemann/dpa

Bremerhaven. Immer mehr Rentner sind Kunden bei den so genannten Tafeln. Der Anteil der Ruheständler habe sich in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt, so der Verband der Tafeln in Deutschland. Jeder dritte der derzeit rund 1,5 Millionen Tafel-Kunden sei zudem noch minderjährig. »Besonders die steigende Zahl von Rentnern zeigt, wie dringend notwendig es ist, sich in der Politik um die Grundversorgung der Menschen Gedanken zu machen«, so der Vorsitzende der Tafeln in Niedersachsen/Bremen, Manfred Jabs aus Bremerhaven. Hintergrund: Tafeln verteilen überschüssige Lebensmittel, die in Supermärkten nicht mehr verkauft werden können, an Bedürftige. Die 104 Tafeln im Landesverband versorgen täglich 166.000 Menschen. Tendenz: steigend. MAC

Scheidungen weniger als im Vorjahr. 54 % der geschiedenen Ehepaare hatte min-

derjährige Kinder, insgesamt waren 14.574 Kinder betroffen. Ehen mit einer Ehedauer von 7

Jahren waren mit 841

gerichtlichen Ehelösungen am häufigsten von einer Scheidung betroffen. Annähernd jede sechste Ehescheidung erfolgte erst nach 25 oder mehr Ehejahren (2.694 Scheidungen). 106 Paare ließen sich nach 45

Ehejahren scheiden. Den Scheidungsantrag stellten zu 51,8 % die Frauen und zu 41,8 % die Männer. In den übrigen 6,3 % wollten beide die Scheidung.


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Hannover. Mehr Geld für Frauenhäuser hat der niedersächsische Landtag im Dezember beschlossen. Für rund eine Million Euro sollen die existierenden Frauenhäuser im Land ausgebaut werden. Zudem stellt die Regierungskoalition zusätzliches Geld für so genannte Schutzwohnungen zur Verfügung. »Wir arbeiten darauf hin, dass sich die Einrichtungen zu einer Schutzkette weiterentwickeln«, so die frauenpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion Thela Wernstedt. »Prävention, Rechtsanspruch, Beratung, Unterbringung, Therapie und mehr sozialer Wohnungsbau sind Glieder einer solchen Kette.« MAC

Brisante Armutsstudie Hannover. Nicht nur Langzeitarbeitslose und Bildungsferne sind von Armut bedroht. Sagt der Paritätische. Im Gegenteil: »Ein Drittel der erwachsenen Armen in Deutschland ist erwerbstätig, jeder vierte ist in Rente oder Pension und nur ein Fünftel arbeitslos«, fasst Birgit Eckhardt, Vorsitzende des Paritätischen Wohlfahrtsverbands Niedersachsen, einen der vielen brisanten Befunde des neuen Armutsberichts des Verbands zusammen. Sie fordert, das Geld, das jetzt als ALG II ausgezahlt wird, künftig komplett als Ko-Finanzierung in ein Arbeitsverhältnis fließen zu lassen. »Auch die gängige Formel, Bildung allein schütze vor Armut, trifft offenbar nicht zu«, so Eckhardt: »Die Analyse zeigt, dass fast drei Viertel der ab 25-jährigen Armen ein mittleres oder sogar hohes Qualifikationsniveau aufweisen.« Zudem sei Armut trotz Arbeit keinesfalls nur ein Problem von Minijobbern. Die ganz überwiegende Mehrheit sei »mehr als nur geringfügig tätig und 41 Prozent sind sogar voll erwerbstätig«. MAC

Foto: Asphalt Archiv

Geld für Frauenhäuser

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Vor 25 Jahren – Wie alles begann

25 JAHR

HIOBS BOTSCHAFTEN Bereits zwei Jahre ist die H.i.o.B., die hannoversche Initiative obdachloser Bürger, alt. Damals im Januar 1994. Dem Jahr, in dem Asphalt in Hannover gegründet wird. Karin Powser, Fotografin und Stadtstreicherin, wie sie sich selbst gern nennt, hat in den Hiobs-Botschaften gerade ihren Bericht »Mit den Blaumützen auf Streife« über die Situation Obdachloser am hannoverschen Bahnhof veröffentlicht. Ihre Mahnung ist wichtig. Die Situation in Bahnhof und Pennerelle, wie die spätere Niki-de-Saint-Phalle-Promenade zu dem Zeitpunkt in Szenekreisen heißt, ist angespannt. Hunderte Obdachlose und Junkies halten sich dort auf. So genannte Schwarze Sheriffs und Bahnpolizei versuchen wenig zimperlich mit Vertreibung ein soziales Problem zu lösen. Doch der mahnende Powser-Beitrag findet wenig Gehör. Nur 300 Exemplare des reinen Szeneblättchens Hiobs-Botschaften finden Leser. Doch die Macher rund um Powser und H.i.o.B.-Vorsitz Rolf Höpfner haben vom Wohnungslosentreffen in Kassel schon eine neue Idee mitgebracht: Eine echte Zeitschrift, nicht länger im Copy-Shop ein paar hundert Mal vervielfältigt und zusammengetackert, sondern mit Layout, Druck und professionellen Texten und Bildern. Gut genug, um als marktfähiges Medium kaufbar zu sein. Zu verkaufen von Obdachlosen auf der Straße. Doch als Haufen Wohnungsloser allein kann das nicht gehen, ahnen sie. Ein Partner muss her … Fortsetzung in Asphalt 02/2019

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WIR GEDENKEN Die verstorbenen Männer und Frauen aus der Wohnungslosenszene sind nicht vergessen. Wir haben sie geschätzt, wir sind mit ihnen einen Teil ihres Weges gemeinsam gegangen, wir haben mit ihnen gelacht und geweint. Wir trauern um sie. Wir erinnern an sie – als Würdigung ihrer starken Persönlichkeiten und als Trost für die Lebenden. Denn tot ist nur, wer vergessen wird.

Susanne

Jonas Jacoby

Helmut Peter

1965 – 31.07.2018

25.11.1980 – Mai 2018

gestorben am 15.02.2018

Hanna Adamcova

Wolfgang Jahns

Egon Rathe

25.02.1989 – 04.07.2018

15.06.1956 – 25.06.2018

gestorben am 02.04.2018

Frank Baars

Adam Kosowski

Gerhard Seidel

17.12.1942 – September 2018

24.08.1976 – 14.03.2018

16.09.1954 – 13.03.2018

Harald Bardt

Wolfgang Lenz

Herbert Siwek

09.07.1953 – 03.03.2018

23.11.1955 – 09.07.2018

01.03.1963 – Dezember 2017

Nico Bitterling

Dirk Meier

Thomas Stellmacher

17.04.1978 – 07.12.2017

Alter unbekannt

01.12.1957 – 07.05.2018

Gerd Bode

Kasbarsi Mohammad

Michat Szymanski

24.05.1962 – 29.10.2017

Alter unbekannt

26.09.1985 – 2018

Cornelia Flick

Susanne Mohammed

Günther Uhlenbruck

26.06.1961 – Mai 2018

21.04.1955 – 31.07.2018

1950 – 02.07.2018

Roman Franczak

Heinz Müller

Günter Willi Uhlenbruck

08.11.1970 – Juni 2018

25.11.1949 – 22.12.2017

24.11.1935 – 24.06.2018

Jens Franke

Peter Ott

Kurt Vietz

14.10.1964 – 04.01.2018

21.11.1963 – 29.10.2018

31.05.1961 – 09.04.2018

Krzyzlof Grosse

Jerzy Jan Pakula

Helga Weinreich

01.02.1980 – 28.02.2018

13.05.1952 – 09.05.2018

gestorben am 05.10.2018

Michael Huhs

Wjatscheslaw Pazukow

06.08.1968 – März 2018

27.08.1969 – 05.02.2018

Freundinnen und Freunde, Besucherinnen und Besucher, Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter hannoverscher Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe: »DüK« – Dach überm Kopf, Frauenwohnheim Gartenstraße, Karl-Lemmermann-Haus – Sozialpädagogisch betreutes Wohnen e.V., Kontaktladen »Mecki«, Krankenwohnung »Die KuRVe«, Sewo Nordbahnhof, Sewo »Szenia« Tagestreff für Frauen, Werkheim Büttnerstraße, Zentrale Beratungsstelle Berliner Allee, Asphalt-Magazin.


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Foto: David Daub

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TAUSENDSASSA Schauspieler. Drehbuchautor. Regisseur. Produzent. Zuletzt hinzugefügtes Betätigungsfeld: Sänger und Songschreiber. Mit Erfolg. Im Asphalt-Interview hat Matthias Schweighöfer über seine Leidenschaft für Entertainment, Entschleunigung und die Krönung seiner Arbeit gesprochen. Wie fühlt es sich an, mit 37 Jahren Popstar zu sein? Ich bin ja gar kein Popstar. Ich freue mich aber, dass auf meinen Konzerten viele Leute sind. Und das fühlt sich gut an! Es macht wirklich großen Spaß.

Wer in so großen Hallen spielt wie Sie, ist eigentlich ein Popstar. Oder wie sehen Sie das? Das ist richtig, aber ich bin grundsätzlich nicht gut mit solchen Begriffen. Wenn man möchte, kann man das natürlich so sehen. (lacht)

Ich fand natürlich Michael Jackson klasse, aber Popstar wollte ich nie sein. Ich wollte immer nur Leute unterhalten.

Können Sie all Ihre Berufe mit gleicher Leidenschaft ausüben? Ich bin grundsätzlich sehr empathisch und schiebe die Band gerne nach vorne. Es ist wunderschön, dass wir vor so vielen Leuten spielen dürfen. Ich gehe an alles, was ich mache, 150-prozentig ran.

Worauf legen Sie bei Ihrer Musik besonderen Wert? Sie haben als Kind nicht davon geträumt, Popstar zu werden?

Mir war bei dem Album wichtig, dass es ehrlich und echt klingt. Ich habe mich von Filmmusik inspirieren lassen, indem wir


Foto: Philipp Gladsome

Ihr bester Freund ist der Silbermond-Schlagzeuger Andreas Nowak. Hat er Ihnen dabei geholfen, zu Ihrem Sound zu finden? Nowi ist ein großer Fan von Rammstein, dadurch hat er mich geprägt. Er ist ein Trommler, der total hart draufschlägt. Sein Spiel hat etwas existenziell Sehnsüchtiges. Das finde ich total geil. Nowi hat ein paar echt coole Tracks auf meinem Album getrommelt.

Im Titelsong Ihres Albums finden sich die Textzeilen »Wir laufen viel zu schnell« und »Wir halten alles fest, und der Moment kommt uns abhanden«. Klappt es eigentlich, erfolgreich zu sein und zu entschleunigen? Es kommt auf die Zeit drauf an. Ich habe 15 Jahre durchgearbeitet mit wenig Pausen und Urlaub. Jetzt nehme ich mir aber länger Zeit für meine Kinder und mein Leben, um mal zu gucken, was da draußen so los ist. Und das wiederum ist cool. Nach 15 Jahren Vorarbeit kann ich mir auch eine längere Pause zur Entschleunigung erlauben. orchestrale Flächen genommen und diese mit Texten kombiniert haben, die mit mir persönlich etwas zu tun haben. Wir haben da echt viel reingegeben. Bei der neuen Platte, die wir gerade machen, gehen wir der Frage nach, wie extrem cool man in musikalischer Hinsicht noch sein kann. Ein Herbert Grönemeyer hat ja vier oder fünf Platten gebraucht, um richtig groß zu werden.

War es von Anfang an klar, dass Ihre Texte auf Deutsch sein werden? Von Anfang an. Englisch hätte bei mir nicht funktioniert. Das hätte ich mir selbst auch nicht abgenommen. Ich bin Deutscher und mache deutsche Filme. Auf einmal auf Englisch zu singen, wäre absurd.

Lieder zu schreiben hat für viele Musiker etwas Rauschhaftes. Geht es Ihnen auch so? Nein. Es ist so schwierig, Songs zu schreiben! Damit sie richtig gut werden, braucht es viel Zeit. Aber es macht trotzdem Spaß.

In welche Richtung entwickelt sich Ihre Musik? Ich weiß es noch nicht wirklich, ich bin noch am Suchen.

Hören Sie privat ähnliche Musik wie auf Ihrem Album »Lachen Weinen Tanzen«? Ich höre viel Hip-Hop und allen möglichen Kram. Coldplay fand ich immer schon ziemlich beeindruckend. Chris Martin live ist echt cool.

Ihr Album ist sehr autobiografisch. Muss man alles, über das man singt, selbst durchlebt haben, um authentisch zu sein? Als wir die Songs schrieben, haben wir überlegt, welches die nahbarsten Themen sind. Und auf dem nächsten Album wird es ganz viele lustige und ernste Themen geben, mit denen die Band und ich sich gerade beschäftigen. Die haben mit mir persönlich gar nicht mehr so viel zu tun. Ich habe als Regisseur mit einer Komödie angefangen, weil das Genre mir Foto: David Daub

Ich wollte immer nur Leute unterhalten.


Warum ist Ihnen Musik so wichtig? Weil es einfach schön ist, Musik zu machen! Es hat ja auch viel mit Theater zu tun. Ich mag es, auf einer Bühne zu stehen und Menschen zu unterhalten. Auch wenn es vielleicht Boulevard ist, finde ich es trotzdem toll, weil ich es für das Publikum mache.

Sind Schauspieler, Regisseur und Sänger für Sie im Prinzip ein und derselbe Beruf? Das sind schon verschiedene Bereiche, aber es geht immer darum, Leute zu entertainen.

Foto: SuccoMedia/picture alliance

Hat die Musik Ihnen dabei geholfen, sich selbst besser kennenzulernen?

Mehr als lustig Matthias Schweighöfer wird am 11. März 1981 (Anklam) in eine Schauspieler-Familie hineingeboren. Seine Eltern, Gitta und Michael (Bild oben), aber auch sein Großvater und seine Onkel üb(t)en diesen Beruf aus. Schweighöfer wächst größtenteils in Chemnitz auf und macht dort auch sein Abitur. Nächste Station: Berlin, wo er an der Hochschule für Schauspielkunst »Ernst Busch« zu studieren beginnt. Nach einem Jahr bricht er ab. Seiner sich bereits anbahnenden Schauspielkarriere schadet das nicht. Erste Erfahrungen auf Theaterbühnen hat Schweighöfer bereits als Kind gesammelt. Regelmäßig vor der Kamera steht er seit seinem 16. Lebensjahr. 2001 wird er mit dem Deutschen Fernsehpreis in der Kategorie »Bester Nachwuchsdarsteller« ausgezeichnet. Im selben Jahr debütiert der 20-Jährige mit dem Film »Herz im Kopf« auf der Kinoleinwand. 2003 kommt »Solo-

Nein. Die Musik hat mir dabei geholfen, den Mut aufzubringen, vor 6 oder 8.000 Leuten zu spielen. Diese Energie kann man auf viele Menschen übertragen, so dass sie mit einem mitfeiern. In meiner Band agieren sehr gute Musiker. Die spielen gerne mit mir, weil wir eine verschworene Gemeinschaft bilden.

Sind Konzerte die Krönung Ihrer Arbeit? Der Oscar wäre die Krönung meiner Arbeit! Aber auf der Bühne zu stehen und zu performen, ist etwas Echtes. Es ist nicht so anonym wie Filme zu drehen, wo man immer hinter der Kamera steht mit den Teams, die man seit Jahren kennt. Letztendlich sieht man gar nicht die Zuschauer im Kinosaal. Sie schreiben einem zwar auf Instagram oder Facebook oder sprechen einen auf der Straße an, aber man sieht nie, wie sie reagieren. Das ist bei einem Konzert anders. Wenn man dann mal eine Zeile richtig verkackt und in ein Lied etwas aus einem anderen Text reinmurkst, bekommt man darauf eine unmittelbare Reaktion. Und das ist das Schöne.

album« in die deutschen Kinos. Wer die beiden Hauptdarsteller – Nora Tschirner und Matthias Schweighöfer – noch nicht kannte, sieht in diesem Film zwei Schauspieler, die in den kommenden Jahren noch oft auf der Leinwand zu sehen sein werden. Schweighöfer übernimmt immer wieder Rollen in Till Schweiger-Produktionen. Für »Keinohrhasen« (2007) und »Zweiohrküken« (2009) stehen er und Nora Tschirner sogar wieder gemeinsam vor der Kamera, diesmal allerdings nicht als Paar. Dem Kinopublikum präsentiert sich Schweighöfer immer öfter in romantischen Komödien. Weniger bekannt ist, dass der Schauspieler im Laufe seiner Karriere nicht nur für Film und Fernsehen dreht, sondern ebenso Theater spielt. Auch seine Darstellungen realer bzw. historischer Personen, wie die des Jagdfliegers Manfred von Richthofen in »Der Rote Baron« (2008) und die des Literaturkritikers Marcel Reich-Ranicki in »Mein Leben – Marcel Reich-Ranicki« (2009), werden von Schweighöfers üblichen lustigen Rollen in den Kino-Kassenschlagern wie »What a Man« (2011), »Der geilste Tag« (2016) oder »100 Dinge« (2018) in der allgemeinen Wahrnehmung meist überboten. In »What a Man« ist Schweighöfer erstmals nicht nur Hauptdarsteller, sondern auch Regisseur, Co-Autor und Co-Produzent mit seiner 2009 gegründeten Filmproduktionsgesellschaft »Pantaleon Films«. Seit 2011 sind zwölf Filme und zwei Staffeln der Amazon-Serie »You are Wanted« durch »Pantaleon Films« produziert worden. Über sein 2016 gegründetes Musik-Label »PantaSounds« lässt Schweighöfer sowohl die Soundtracks zu den Filmen und Serien als auch seine eigene Musik vermarkten. Sein Privatleben hält der 37-Jährige so gut es geht von der Öffentlichkeit fern: Bekannt ist, dass er mit der Regieassistentin Ani Schromm liiert ist und das Paar zwei gemeinsame Kinder hat. SKO

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näher lag. Das konnte ich einfach besser. Hätte ich mit einem Drama angefangen, hätte mich das mehr Zeit und viel mehr Vorbereitung gekostet.

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Das kann ich Ihnen gar nicht beantworten. Wir hatten wahnsinnig viel Glück, weil ich ja bereits als Schauspieler bekannt war. Die Leute sind zu mir gekommen, weil sie sehen wollten, wie meine Musik und meine Band klingen. Natürlich braucht man sehr viel Glück und jemanden, der einen unterstützt.

Angeblich trinken Sie vor jedem Auftritt ein Glas Wodka. Hilft Alkohol gegen Lampenfieber? Das ist ein Ritual. Wir trinken alle zusammen einen Wodka und dann geht es raus.

Hängen Sex, Drugs und Rock‘n‘Roll irgendwie zusammen? Mittlerweile ist das etwas von gestern. Wenn die Rolling Stones auf der Bühne stehen, trinken sie ja Wasser. Wir machen das ähnlich: Wir trinken auch Wasser. Aber danach meist Wein!

Und was machen Sie mit den Groupies, die Backstage auf Sie warten? Das mit den Groupies ist nicht mehr so. Daran merkt man, dass wir älter geworden sind.

Woran merken Sie, dass Sie reifer und weiser geworden sind? An meinem Müdigkeitsverhalten. Unsere Fans werden mit uns älter.

Je älter man wird, umso besser lernt man sich selbst kennen. Haben Sie Eigenschaften, die Sie selbst nur schwer akzeptieren können? Das Einzige, was mich an mir nervt, ist, dass ich in mein Leben wenig Ruhe reinkriege. Ich will immer alles jetzt und sofort. Das ist manchmal ein bisschen kacke, weil dann alle anderen fünffach schneller arbeiten müssen. Daran muss ich noch arbeiten.

Foto: dpa/picture alliance

Was braucht man eigentlich, um in der Musikbranche erfolgreich zu sein?

Internationaler Coup Wer Filme und Serien von unterwegs oder der heimischen Couch aus abrufen will, ist meist »Netflix«- und/oder »Amazon«-Kunde. Beide Unternehmen haben schon lange damit begonnen, eigene Serien zu produzieren. Die erste deutsche Eigenproduktion von »Amazon« war »You are Wanted«, die 1. Staffel erschien 2017, die 2. Staffel 2018. Hauptdarsteller, Co-Autor, Co-Regisseur und Co-Produzent: Matthias Schweighöfer. Die Serie wurde in mehr als 200 Ländern auf sechs Kontinenten veröffentlicht – und schrieb damit deutsche Seriengeschichte. Schweighöfer zeigt sich diesmal von einer ganzen anderen Seite – ängstlich, verzweifelt, kämpferisch. In dem Serien-Thriller spielt er einen jungen Familienvater und Hotelmanager. Durch einen gezielten Hacker-Angriff verliert er von jetzt auf gleich die Kontrolle über sein Leben. Ernst, packend und mit hoher Geschwindigkeit wird dem Zuschauer gezeigt, was passieren kann, wenn die digitale Identität angegriffen wird. Im Zentrum: ein junger Mann aus Deutschland. Kein CIA-Agent. Kein Wirtschaftsfunktionär. Kein Politiker. Nur Lukas Franke, der zeigen soll, dass in der digitalisierten Welt niemand sicher ist – und die digitale Welt schon lange nicht mehr so einfach von der »realen Welt« zu isolieren ist. SKO

Interview: Olaf Neumann Anzeige


... ROGER WILLEMSEN?

Foto: picture alliance

»Zeit«. Alleine mehr als 2000 InRoger Willemsen wurde gerne als terviews hat er geführt – sein wohl Intellektueller bezeichnet. Eine Beliebstes Feld. Hier konnte er die unhelfsformulierung, weil man nicht bändige Neugier mit Sprachgefühl immer Zeit und Platz hatte für die verbinden, er konnte mit echtem genaueren Beschreibungen wie AuMitgefühl ein Gespräch leiten. Und tor, Radiomoderator, Fernsehjourer konnte piesacken und entlarnalist, Regisseur, Dozent, Musikven wie nur wenige, die Eitlen mit kritiker und noch ein paar andere einem Lächeln vom Thron holen, passende Zuschreibungen. Willemauch weil er sich akribisch auf eine sen verband Intellekt mit Emotion, Sendung vorbereitete. Ein grandas machte ihn bei einem breiten dioses Beispiel ist sein Gespräch Publikum beliebt. Er konnte streimit dem damaligen »Focus«-Chef ten, konnte mitreißen, freute sich Helmut Markwort, den er mit Witz über die Kraft des Gesprächs. Bei und Fakten, Fakten, Fakten in nicht seinen Lesungen sah man nach weeinmal einer Viertelstunde fast zur nigen Minuten im Publikum kaum Studioflucht trieb. noch jemanden, der nicht nah Im Jahr 2013 saß er bei jeder an der Verliebtheit für Willemsen Bundestagssitzung auf der Besuschwärmte oder zumindest doch chertribüne des Reichstagsgebäugerne so sein wollte wie er. des und beschrieb in »Das Hohe Doch Willemsen konnte über Haus« seine Eindrücke, ganz ohne die ihm zugedachte Rolle eines intellektuellen Gewissens der Nation lächeln, wie er etwa in einer Interviews, ausnahmsweise, nur die Gedanken eines freien, »Pastewka«-Folge zeigte, in der er sich als über-eloquenten Al- mündigen Bürgers. Wer in diesem Buch liest, der merkt, wie sehr Willemsen heute als schnell denkender und doch bedacht les-Richtig-Macher karikierte. Oft hat Willemsen die Anekdote erzählt, dass er seiner Mut- sprechender Beobachter fehlt. Roger Willemsens letztes Buch sollte »Wer wir waren« heiter schon im Vorschulalter große Literatur vorlesen musste – vielleicht trifft es das Wort »durfte« besser. Willemsen erinnerte ßen. Ein Aufruf sollte es werden an die nächste Generation, die sich später, dass er als Kind wohl oft 400 Seiten am Tag gelesen Versäumnisse der Gegenwart beschreibend. Statt des Buches ist unter dem Titel eine Rede hatte. Es half dabei, dass es im erschienen. Willemsen hielt sie Hause Willemsen aus Überzeu»Das Leben kann man nicht verlängern, im Sommer 2015 – es war sein gung kein TV-Gerät gab. letzter Auftritt in der ÖffentBekannt wurde Willemsen, aber wir können es verdichten.« lichkeit. Er sagte damals: »Wir ausgerechnet, im Fernsehen, waren jene, die wussten, aber dem Medium, das er aber auch besonders kritisch begleitete, wenn er etwa Heidi Klums Mo- nicht verstanden, voller Informationen, aber ohne Erkenntnis, delcastingwahnsinn in Kolumnen sezierte. 1991 startete er sei- randvoll mit Wissen, aber mager an Erfahrung. So gingen wir, ne Live-Interview-Sendung »0137« im Bezahlsender Premiere, von uns selbst nicht aufgehalten.« Roger Willemsen ging am 7. Februar 2016 aus dieser Welt, später folgten Formate wie »Willemsens Woche«. Roger Willemsen hat viele Sätze gesagt, die bleiben. »Das er starb an den Folgen einer schweren Krebserkrankung. Die Leben kann man nicht verlängern, aber wir können es verdich- Villa Willemsen in Wentorf bei Hamburg, die der Autor erst ten«, ist ein besonders schöner – und treffender. Und so lebte 2015 kaufte, dient heute als Künstlerhaus für Stipendiaten der er, als hätte er geahnt, dass er doch arg früh, mit gerade 60 Jah- Roger-Willemsen-Stiftung. ren, gehen musste. Er habe sieben Leben gelebt, so beschrieb es Willemsens Kollegin Iris Radisch in ihrem Nachruf in der Gerd Schild

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WER WAR EIGENTLICH …

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Foto: dpa/picture alliance

STROM GESPERRT Leben ohne Strom – für viele Menschen kaum vorstellbar. Denn Strom gehört zum Leben dazu. Doch für Familien, denen wegen nicht bezahlter Rechnungen der Strom abgedreht wird, ist das bittere Realität. Seit 2011 gehen jährlich bundesweit in mehr als 300.000 Haushalten die Lichter aus. Kein Licht, kein heißes Wasser und auch kein warmes Essen – ohne Elektrizität funktionieren weder Elektroherd noch Waschmaschine, weder PC noch Handy. Und auch die Gas­ etagenheizung braucht Strom. Im Netzgebiet der enercity AG (Stadtwerke), das Hannover, Langenhagen und Laatzen umfasst, sind im letzten Jahr 1.880 Haushalte mit einer Stromsper-

re belegt worden. »Gegenüber 2016 ist das ein Rückgang um 23,90 Prozent«, rechnet Carlo Kallen, Pressesprecher von enercity. »2013 waren es sogar noch 3.530.« Mit dieser Entwicklung liegt Hannover quer zum Bundestrend. Deutschlandweit blieb die Zahl der vorübergehend stromlosen Haushalte auf konstant hohem Niveau. »Das ist


Rechtzeitig Hilfe suchen Menschen, die nicht wissen, wie sie ihre Stromrechnungen begleichen sollen, können sich Rat bei der Schuldnerberatung der Caritas oder des Diakonischen Werks holen. »Wir hatten einen relativ milden Winter und einen langen Sommer, da hatten wir nicht so viele Beratungen. Doch die Strompreise ziehen wieder an und Löhne und Leistungen steigen nicht mit«, bemerkt Klaus Helke von der Sozialen Beratungsstelle (ZBS) des Diakonischen Werks. Für Menschen, die so schon knapp bei Kasse sind, ist eine Nachzahlungsforderung von 150 Euro bereits ein Schlag ins Kontor. Wer dann nicht rechtzeitig reagiert und Hilfe sucht, sondern die Briefe mit den Rechnungen aus lauter Mutlosigkeit schon nicht mehr öffnet, muss mit einer Stromsperre rechnen. »Wir hatten hier schon Fälle, da waren Menschen ein halbes oder Dreivierteljahr ohne Strom«, berichtet Helke. »Manchmal halfen Nachbarn aus, bis wir eine Lösung fanden.« Einen besonders schwierigen Fall gab es bei einer Ratsuchenden, der plötzlich eine Stromrechnung von über 14.000 Euro ins Haus flatterte. Zwei Jahre lang war bei der alleinlebenden Frau der Verbrauch geschätzt worden, weil der Stromzähler im Keller angebracht war, zu

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dem sie keinen Zugang hatte. Ein Insolvenzverfahren wurde eingeleitet und ein Dreivierteljahr später der Stromverbrauch erneut gemessen. »Wir haben einen Techniker gebeten, der Sache nachzugehen. Es kam heraus, dass sie über den Zeitraum von 24 Stunden viereinhalb Kilowattstunden verbraucht hatte, obwohl alle elektrischen Geräte und Sicherungen ausgeschaltet waren. Es musste also am Zähler liegen.« Daraufhin hat der Stromversorger das vermeintlich defekte Gerät untersucht, jedoch keinen Fehler gefunden und einen neuen Zähler eingebaut – Kostenpunkt 500 Euro. »enercity verlangt für die Überprüfung eines Stromzählers, der sich dann als fehlerfrei erweist, 500 Euro«, erklärt Helke. »Die Kosten wurden schließlich, nachdem wir geklagt hatten, von der Region übernommen.« Bei derlei Ungereimtheiten ermuntert die ZSB jeden Ratsuchenden darauf zu bestehen, dass die Zähler ausgetauscht werden, denn: »Die Technik ist uralt«, begründet Helke.

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Ratenzahlungen vereinbaren Foto: Archiv enercity

eigentlich ein Skandal, dass in einem so reichen Industrieland wie Deutschland so viele Menschen darunter leiden, dass ihnen der Strom abgestellt wird«, bemerkt Oliver Wagner vom Wuppertal Institut am 6. November in der Fernsehsendung Report Mainz. Demnach seien neben ALG-II-Empfängerinnen und Empfängern auch viele Geringverdiener betroffen. Die Auswertung seiner Studie habe zudem ergeben, dass rund die Hälfte der Befragten im Niedriglohnsektor beschäftigt sind, darüber hinaus aber auch viele Rentnerinnen und Rentner betroffen sind.

Wer auf Grundsicherung nach SGB XII (die frühere Sozialhilfe) angewiesen ist oder Mittel nach SGB II (Hartz IV) bezieht, muss mit jedem Cent rechnen. Wenn die Nachzahlungsforderung nicht derart aus dem Rahmen fällt, aber trotzdem kein Geld für das Begleichen der Rechnung da ist, dann kann mit Carlo Kallen, Pressesprecher enercity auch eine Ratenzahlung vereinbart werden. der enercity AG. Beim Jobcenter kann man ebenfalls Hilfe bekommen – obwohl es in manchen Fällen zuvor die Mittel gekürzt hatte. »Aber wir haben nur eine sehr geringe Sanktionsquote«, betont Lasko Werner vom Jobcenter Hannover. »Von insgesamt 83.000 Ar»Wir hatten hier schon Fälle, da beitslosengeld II-Empfängern waren Menschen ein halbes oder im Juli, zu denen noch 33.988 Dreivierteljahr ohne Strom.« Kinder gehören, sind lediglich Klaus Helke, Schuldnerberater der ZBS des in drei Fällen monatlich die Diakonischen Werks Zahlungen gekürzt worden. Die Sanktionierungsquote beträgt damit 2,5 Prozent.« Meist habe es sich dabei aber um Meldeversäumnisse gehandelt. »Im Rahmen unserer gesetzlichen Möglichkeiten helfen wir, Stromsperren zu verhindern«, erklärt Werner weiter. »Deswegen haben wir auch immer weniger Anträge auf Unterstützung aus dem enercity-Härtefonds weitergeleitet. »Insgesamt waren es in diesem Jahr


lediglich acht Anträge«, ergänzt Cornelia Peters, Koordinatorin für den Fonds beim Jobcenter Hannover. »38 Fälle haben wir geprüft, 20 davon waren keine sozialen Härtefälle. Es gab also keine gesundheitlichen Einschränkungen oder kleine Kinder im Haushalt.« Den anderen gewährte das Jobcenter Darlehen, die in Raten zurückgezahlt werden müssen.

Foto: G. Biele

Härtefonds nicht ausgeschöpft Der Verein enercity-Härtefonds wurde 2011 zusammen mit der Landeshauptstadt gegründet, um in Notlagen Stromsperren zu verhindern. Das Geld – im Durchschnitt wurden bislang 1.200 Euro pro Antrag bewilligt – gibt es allerdings nur ein einziges Mal. »Der Fonds hat seit seinem Bestehen rund 250 Anträge erhalten und zu 99 Prozent bewilligt«, berichtet der enercity-Sprecher. »Dank der guten Zusammenarbeit aller Akteure sind in jedem Jahr rund 1.000 Sperrungen verhindert worden, insgesamt rund 7.500.« Seit seiner Gründung habe der Fonds 285.000 Euro ausgezahlt. Die 150.000 Euro, die enercity dem Verein jährlich zur Verfügung stellt, seien noch in keinem Jahr ausgeschöpft worden. Schuldnerberater Helke hält das System dennoch für nicht optimal: »Die Auswahl der Anträge an den Härtefallfonds sollte nicht den schlecht besetzten Jobcentern überlassen werden. Menschen, die isoliert und einsam sind, fallen durch das Netz. Sie haben keinen privaten Airbag, um Krisen zu meistern, und keine Nachbarn, die mit einer Verlängerungsschnur in die eigene Wohnung aushelfen. Wenn sie vielleicht dazu mit der Sprache nicht so gut umgehen können, scheitern sie auch an den vier detaillierten Fragen im Antrag für den Härtefallfonds.« Außerdem sollte enercity nach Helkes Meinung die Ratenzahlungen flexibler gestalten, damit die monatliche Belastung erträglich bleibe. Die Strompreise dürften zudem nicht so exorbitant steigen. Die letzte Idee: Wie bei den alten Gasöfen in England, sollte der Verbrauch direkt, etwa durch Münzeinwurf, gezahlt werden. Sabine Szameitat

Jährlich wird in mehr als 300.000 Haushalten in Deutschland der Strom gesperrt.

EU-Kommission rügt Deutschland »Wegen Zahlungsverzuges darf der Grundversorger eine Unterbrechung …nur durchführen lassen, wenn der Kunde … mit Zahlungsverpflichtungen von mindestens 100 Euro in Verzug ist«, heißt es in Paragraph 19 der Stromgrundversorgungsverordnung (Strom GVV). (Quelle: www.gesetze-im-internet.de). »Die EU verlangt von der Bundesrepublik seit zehn Jahren, verbraucherfreundlichere Regelungen bei Stromsperren einzuführen, aber es passiert nichts«, kritisiert Klaus Helke von der Sozialen Beratungsstelle (ZBS) des Diakonischen Werks. Auf der Liste von Vertragsverletzungsverfahren im April 2016 wird Deutschland erneut an seine Pflichten nach dem EU-Recht erinnert. Die Europäische Kommission fordert den Gesetzgeber zur vollständigen Umsetzung des dritten Energiepakets auf und rügt Mängel bei der Umsetzung von Verbraucherschutzvorschriften. Andernfalls könne die Kommission beim Gerichtshof der Europäischen Union Klage erheben.


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Foto: dpa

»DER KAISER IST NACKT!« Der hannoversche Politikwissenschaftler Michael Vester ist überzeugter Kritiker des Ostblock-Kommunismus und gilt als ausgewiesener Marx-Experte. Im Interview erklärt er, wie das zusammenpasst und warum die Wissenschaft immer Überraschungen bereithält.


Ich war schon als Jugendlicher politisch interessiert. 1957, damals war ich 17, befanden wir uns mitten im Kalten Krieg und hatten die naive Ansicht, dass Marx mit der DDR und der So­wjetunion zu tun habe. Als wir eine MarxisMarx hat gar mus-AG an unserer Schule grünnicht gelogen. deten, taten wir das, um Marx zu widerlegen. Wir konnten uns damals nicht vorstellen, dass es, wie Marx schrieb, der absolutistische Staat war, der schon vor Hunderten von Jahren mit Gewalt und List den Geburtshelfer für den Kapitalismus gab. Als wir die historischen Quellen nachgelesen haben, ergab sich zu unserer Überraschung: »Marx hat gar nicht gelogen«.

Diese Erfahrung veränderte Ihre Sicht auf Marx und sein Werk?

Foto: U. Matthias

Sie hat mich neugierig gemacht und ich beschloss das »Kapital«, also das Hauptwerk von Marx zu le-

sen. Das war gar nicht einfach, weil es das damals in der Bundesrepublik gar nicht zu kaufen gab und ich mir das in der DDR besorgen musste. Bei der Lektüre stellte ich fest, dass der Text von Marx zwar polemisch, aber wissenschaftlich korrekt war und in einem viel größeren Zusammenhang stand. Gleichzeitig begann ich mich auch politisch zu engagieren und erkannte, dass auch die westliche Politik in vielen Fällen kritikwürdig war. Zum Beispiel gegenüber den damals gerade unabhängig werdenden Kolonien, in der Suezkrise, bei der Wiederaufrüstung. In dieser Zeit wurde ich erstmals mit dem Gedanken konfrontiert, dass Sozialismus nicht unbedingt mit dem System im Ostblock identisch sein muss. So wurde die Suche nach einem dritten Weg zwischen östlichem Kommunismus und westlichem Kapitalismus interessant.

Muss man Marx heute nicht als gescheitert betrachten? Er hat die Möglichkeiten des Kapitalismus unterschätzt, sich vor allem auch durch neue Technologien Märkte und gesellschaftliche Legitimität zu erobern. Ähnlich wie Kolumbus, der zwar irrte, als er Amerika für Indien hielt, aber im Prinzip damit Recht hatte, die Erde als Kugel aufzufassen. Aber das ist kein Scheitern, die Frage nach sozialer Gerechtigkeit und wie Gesellschaft funktioniert bleibt und daran kann weitergearbeitet werden.

Kolumbus suchte nur nach einem neuen Weg um die Welt, Marx offenbar nach einer Art Weltformel, mit der er alles erklären konnte. War das nicht von Anfang zu viel? War Marx überambitioniert? Marx war fanatisch überambitioniert! Er wollte alles allein schaffen. In seinen letzten Lebensjahren überkamen ihn auch starke Selbstzweifel, weil er die verschiedenen Enden seiner Theorie nicht mehr zusammen bekam.

Liegt darin ein Grundproblem der Marxschen Theorie. Nein, so würde ich das nicht sehen. Sicher, etwas mehr Bescheidenheit wäre angebracht gewesen, aber viele Entwicklungen konnte Marx damals nicht voraussehen. Es ist vielmehr ein Grundproblem des Dogmatismus, die Marxsche Theorie als Heilige Schrift zu betrachten, gleichzeitig aber auch noch zwei Drittel davon wegzuschneiden.

Sie meinen die sowjetische Lesart der Marxschen Theorie. Was hat man denn im Ostblock davon ignoriert?

Michael Vester ist emeritierter Professor für Politikwissen­ schaft an der Universität Hannover und bekannter Milieuforscher.

Die Bedeutung der Politik, Lebenswelt, Psychologie, all das war bei Marx schon angedacht. Die schlichte Ansicht, die Verelendung im Kapitalismus nähme immer mehr zu, bis sich die Massen empören und dann käme es zur Revolution ist in dieser Form eine Kastration von Marx. Die ökonomischen Verhältnisse bestimmen nicht so einfach das Denken der Menschen,

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Michael Vester, im letzten Jahr wurde der 200. Geburtstag von Karl Marx begangen. Sie waren einer der gefragtesten Redner. Wie kamen Sie dazu, sich mit Marx zu befassen?

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es gibt in der Alltagspraxis immer noch Humanismus im zwischenmenschlichen Bereich und nicht nur Gewinnstreben. Wir haben auch immer noch einen Sozialstaat und eine politische Bühne, auf der viele widerstreitende Interessen ausgehandelt werden. Und dies alles bestimmt die politischen Auseinandersetzungen. Erst wenn man Marx reduziert, kommt die führende Rolle der Partei dabei heraus.

Marx hat diese Aspekte aber selbst nicht wirklich ausgearbeitet? Nein, Lebenswelt, Charakter, Kultur, Psychologie, das haben erst Theoretiker nach Marx gründlich erforscht. Zum Beispiel Rosa Luxemburg, Émile Durkheim, Karl Korsch, dann die Frankfurter Schule, Bourdieu.

Dazu zählen auch die Vertreter der englischen Cultural Studies wie Raymond Williams oder Edward P. Thompson, mit denen Sie sich auch immer wieder beschäftigt haben. Ja, Williams und Thompson haben Klassen, Klassenstrukturen und kulturelle Formen miteinander in Verbindung gebracht. Wir sind damals zu Thompson gefahren und der hat uns wiederum zu Pierre Bourdieu geschickt. Bourdieu hat den Habitusbegriff entwickelt, mit dem man beschreiben kann, wie sich Einstellungen und Mentalitäten verfestigen. Und Bourdieu hatte mit seiner Milieutheorie ein Konzept, wie man den gesamten sozialen Raum in seinen Veränderungen darstellen kann. Dafür unterschied er zwischen der ökonomischen Ebene, der Alltagspraxis und der Politik. Wir haben dann später versucht, die marxistischen Erkenntnisse mit der Milieutheorie zusammenzubringen.

Für Ihre Studien brauchten Sie aber noch eine passende Methode. Von Bourdieu kam die nicht? Nein, die ganzen qualitativen Interviews in seinem Buch »Die feinen Unterschiede« etwa, machte er nach Gefühl, aus seiner Lebenserfahrung heraus. Jedes Milieu hat ja eine eigene Haltung zur Welt, einen eigenen Habitus. Bourdieu hatte eine schlafwandlerische Sicherheit, den Habitus einer Person herauszukriegen. Aber so etwas kann man nicht lehren. Ich kann einer Studentin oder einem Studenten nicht sagen, »so, nun mach das mal nach Gefühl«, da kommt dann nichts heraus, weil unweigerlich die eigenen Vorurteile in die Antworten hineingelegt werden. Wir haben dann eine eigene Methode entwickelt, mit der wir viele Menschen zu ihrer Lebensgeschichte befragten, um die Art ihres Habitus oder Milieus herauszu­kriegen. Doch wie groß war der repräsentative Anteil jedes Milieus an der Bevölkerung? Dafür hatte die Marktforschung des Sinus-­ Instituts ganz neu einen standardisierten Fragenkatalog entwickelt. Peter von Oertzen hat damals den Kontakt dorthin

geknüpft, so dass wir diese Methode benutzen konnten. So konnten wir die Mentalitätslandschaft auch als Ganze beschreiben und jeden Habitustyp schwerpunktmäßig bestimmten Berufsmilieus zuordnen. Unsere so gefundene »Landkarte« der Gesellschaft entsprach im Prinzip dem Alltagswissen, also der Unterteilung der Oberschicht in Bildung und Besitz und die Gliederung der Arbeiterklasse in progressive, kleinbürgerliche und auch autoritäre Charaktere. Aber inzwischen gibt es unseren Forschungsbereich an der Uni Hannover ja nicht mehr.

Wie kam es dazu? Mit Bourdieu ist das so wie mit des Kaisers neuen Kleidern. Alle sehen, dass er gar nichts trägt, aber nur das Kind sagt, dass er nackt ist. Mit dem Habitus ist es ähnlich: Jeder weiß davon, jeder taxiert seine Mitmenschen nach ihrem jeweiligen Habitus, aber man gibt es nicht gern zu.

Auch im akademischen Bereich? Die wollen davon nichts wissen! Die Klassenvorurteile sind ausgesprochen schambesetzt, es ist, als ob man ein Tabu bricht, aber dennoch handeln in der Praxis alle auf dieser Grundlage. Dass es soziale Klassen gibt, sagte Bourdieu einmal, sei das am besten und zugleich am wenigsten, weil von allen gehütete Geheimnis.

Was können uns Marx und Bourdieu heute über das Wiedererstarken autoritärer Strömungen wie den Rechtspopulismus sagen? Ist das in erster Linie ein Phänomen der Unterschichten, die sich unsicher und abgehängt fühlen oder, wie andere sagen, eher der Mittelschichten, die Angst vor dem Abstieg haben? Man kann das nicht einzelnen Schichten oder Klassen zuschreiben. Das rechtsradikale Potenzial hat es schon immer gegeben, sowohl in den Mittelschichten, wie auch in der Arbeiterklasse, das ist nicht neu entstanden. Es hat sich in letzter Zeit nur neu politisiert. Früher haben die Volksparteien auch die autoritär Eingestellten gebunden, heute führt die größere Unsicherheit dazu, dass diese Gruppen eher in Panik geraten und sich für rechtsextreme Positionen mobilisieren lassen.

Vielen Dank für das Gespräch. Interview: Ulrich Matthias


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Foto: LAK

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MIT SPASS DAGEGEN In Frankreich machte Ende 2018 die Bewegung der »Gelben Westen« mit teils militanten Aktionen auf die soziale Spaltung aufmerksam. In der monatlichen Politik-Talk Reihe der Landesarmutskonferenz ging es dieses Mal mit Inga Schmalz von der Betroffeneninitiative »Gruppe Gnadenlos Gerecht« um Möglichkeiten für Arme, sich hierzulande gegen soziale Missstände zu engagieren. Inga Schmalz geht es wie vielen Frauen: viel gearbeitet und trotzdem nur eine schmale Rente. Doch anstatt zu resignieren, hat sie sich für einen anderen Weg entschieden. Ihr Motto: »Wer sich nicht wehrt, lebt verkehrt!« Seit Jahren engagiert sie sich sowohl in Initiativen als auch im Bezirksrat Linden-Limmer für die Linke. Für das Engagement in der Gruppe Gnadenlos Gerecht war ihr wichtig: »Hier treffen sich Menschen, die selber von Armut betroffen sind. Wenn jemand von Problemen erzählt, die ihn ärgern oder belasten, wissen alle aus eigener Erfahrung, wovon die Rede ist.« Entscheidend sei für sie, dass die Gruppe es nicht beim bloßen Austausch belässt: »Wir gehen in die Öffentlichkeit, mit Aktionen und Flugblättern, um Gesellschaft und Politik klarzumachen: Was Ihr gegen die Spaltung zwischen Arm und Reich unternehmt, ist viel zu wenig.« Und vor allem müssten die Betroffenen an der Armutsbekämpfung beteiligt werden, sagt sie. »Nicht über die Betroffenen reden, sondern mit ihnen.«

Und dabei bloß nicht mit Frust an die Aktionen, sondern mit Spaß und Kreativität, findet Schmalz. Schwerpunkt ihrer aktuellen Selbsthilfe-Arbeit sei neben Hartz IV und Rente die Wohnungsproblematik. Anfang Dezember hatten sie und ihre Mitstreiter am Internationalen Tag der Menschenrechte, Mieter und Mieterinnen im Heideviertel, die von massiven Modernisierungs-Mieterhöhungen bedroht sind, mit Flugblättern zur Gegenwehr mobilisiert. Und wenn es nur ein Stand auf einem Wochenmarkt in einem sozialen Brennpunkt ist: Der offene Austausch mit den Menschen vor Ort sei Kernkompetenz ihrer Gruppe. Die Diskussion im bis auf den letzten Platz besetzten ka:punkt ging lebhaft hin und her. Obdachlose, Menschen mit wenig Geld und auch sonst Interessierte äußerten ihre Kritik an der bestehenden Spaltung der Gesellschaft und ihre Forderungen auch an Verbände und Politik in deutlichen Worten. RED


Foto: V. Macke

EINE INSTITUTION In der Szene wird sie heiß gehandelt. Ulla Neubacher ist die einzige Suchttherapeutin für Obdachlose in Hannover. Seit zehn Jahren hilft sie denen, von denen viele andere sagen, dass Hilfe sinnlos sei. Ein Besuch. Das Büro im zweiten Stock in der Berliner Allee könnte überall sein. Weiße Wände, Pinnboard, Computer, dazu eine kleine Sitzgruppe aus Tischchen mit drei Stühlen. In einer Bank etwa, einem Speditions- oder Redaktionsbüro. Aber Ulla Neubachers Büro liegt zwei Etagen über dem DÜK, dem »Dach überm Kopf«, einem diakonischen Tagestreffpunkt für Obdachlose. Durchs große Treppenhaus der ZBS kommen von den Menschen, die täglich im DÜK die Tristesse ihres eigenen Lebens erleben, einige »zur Ulla« hoch. Denn Ulla Neubacher hilft, wenn sie raus wollen aus dem Kreislauf aus Frust und Sucht. Und damit häufig den Einstieg zum Ausstieg aus dem Leben auf der Straße wählen. Rund 150 kamen im vergangenen Jahr

zu rund 1.100 Gesprächen. Viele kennen sie schon lange. Denn Ulla Neubacher ist auch unterwegs, da wo die Szene sich trifft. Am Raschplatz zum Beispiel. »Das Problem ist: Das ganze Alkoholsuchthilfesystem ist sehr auf die Mittelschicht hin orientiert«, sagt Neubacher. Denn eigentlich gibt es vielfältige Hilfe für Alkoholkranke. Allein im selben Haus, in der Zentralen Beratungsstelle (ZBS) des Diakonischen Werks Hannover (DW), gibt es zwei Stockwerke drüber eine Suchtberatungsstelle. Doch den Weg dahin finden die Klienten von der Straße kaum. »Als ich damals anfing, wurden Therapien für alkoholkranke Obdachlose oft auch gar nicht erst bewilligt, weil die Rentenversicherungsträger, die das finanzie-


ASPHALT 01/19 Foto: Kathi Scharfenberg/Archiv

ren müssen, die Aussicht auf Erfolg als sehr gering bewertet hatten«, erinnert sich Neubacher an die Anfänge. »Denn Obdachlosen fehlt ja in der Tat häufig das Umfeld, das für andere Alkoholkranke wichtige Stützen für die Therapien sind: Familie, Arbeit, Wohnung, ein nicht abhängiger Bekanntenkreis.« Zudem gebe es seitens der Obdachlosen starke Berührungsängste zu herkömmlichen, quasi gutbürgerlichen Hilfeeinrichtungen. Angst, Schamgefühl, schlechte Erfahrungen versperrten offenbar den Weg in die Suchthilfe. Die von der Straße blieben dort, wo sie waren. »Als wir damals realisierten, dass den alkoholkranken Menschen von der Straße ein niedrigschwelliges Angebot zur Suchttherapie fehlte, gingen sehr schnell die Planungen los. Damals noch ganz stark vorangetrieben von Pastor Walter Lampe, dem damaligen Leiter des DW«, erinnert sich Neubacher. Und so wurde aus der langjährigen Sozialarbeiterin im »Mecki« Ulla Neubacher die erste Sozialtherapeutin/Sucht speziell für Obdachlose. Nach gut dreijähriger Ausbildung startete die Projektphase am 1. Februar 2009. »Am Anfang wurde unser Projekt von Die Entgiftung ist den allermeisten herkömmnur der Anfang lichen Beratungsstellen sehr und für vieles die belächelt«, erzählt Neubacher. Voraussetzung. Doch das änderte sich bald nachdem deutlich wurde, wie nötig die Stelle war und ist. Im ersten Jahr kamen 61 Personen zu 394 Einzelgesprächen. 2014 waren es 101 und im Jahr 2017 bereits 158 Menschen. Dann werden gemeinsam Therapieanträge gestellt, in Entgiftungen vermittelt, Kooperationen mit Krankenhäusern auf den Weg gebracht und – auch ganz wichtig – nach der Entlassung Kontakte zu »trockenen Einrichtungen« für Wohnungslose geknüpft. Ein Beispiel dafür ist der Tagestreffpunkt »Saftladen« der Selbsthilfe Wohnungsloser in Hannover-Vahrenwald. Als besondere Schwierigkeit in der Therapie obdachloser alkoholkranker Menschen hat sich neben der sehr speziellen Lebenswirklichkeit der Wohnungslosen die Tatsache erwiesen, dass viele von ihnen zusätzlich eine psychiatrische Erkrankung haben. Nach Zahlen des Zentrums für Qualität und Management im Gesundheitswesen von der Ärztekammer Niedersachsen haben 43 Prozent aller obdachlosen Suchtkranken als eine weitere offizielle Diagnose eine psychische Erkrankung. »Das ist dann manchmal so, dass jemand aus der

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Entgiftung kommt und schier verrückt wird, weil er jetzt wieder ganz extrem seine Stimmen im Kopf hört«, erläutert Neubacher. Im Laufe der zehn Jahre hat sich die Hilfe diesbezüglich geändert. Immer mehr werde auf diese Doppelerkrankungen in der Therapie Rücksicht genommen. »Gottlob!« Problematisch sei auch der oft unklare Status der vielen Osteuropäer. »Im Moment arbeite ich mit einem Polen, der ohne Bezüge ist. Der organisiert sich dann immer eine Übersetzung und dann machen wir Therapiegespräche, besprechen Trinktagebücher. Weitervermitteln kann ich den nicht, er hat ja keine Versicherungsansprüche«, berichtet Neubacher. Und verändert sich mit der Entgiftung das Leben der Wohnungslosen? »Die Entgiftung ist nur der Anfang und für vieles die Voraussetzung. Danach geht es erst richtig los: Arbeitsgelegenheiten suchen, Wohnung oder einen »trockenen« Wohnheimplatz suchen und langsam die Problemlösungskompetenzen stärken. Das ist dann der Weg. Aber die Nachsorge kann ich als Einfraubetrieb hier leider nicht leisten.« Vielleicht wird das Projekt angesichts der rasant steigenden Obdachlosenzahlen ausgebaut? »Hoffen kann man immer.« Volker Macke

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AUS DER SZENE

Wohnungslos trifft Touristik

Foto: U. Matthias

Hannover. Die ökumenische Essensausgabe geht nunmehr in die 31. Saison und bietet Obdachlosen, Armen oder Geringverdienern täglich ein warmes Mittagessen. Wurden vor zehn Jahren noch knapp unter 8.000 Mahlzeiten ausgegeben, werden es dieses Jahr wohl wieder rund 16.000 werden. Die Heilsarmee stellt ihre Räume zur Verfügung, um die durchschnittlich 190 Gäste täglich bewirten zu

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Asphalt-Verkäufer Hasso Diedrich: Im November war die »Selbstvertretung Wohnungsloser Menschen« zum zweiten Mal mit einem Stand auf der Bremer Touristikmesse »Reiselust« vertreten. Wir präsentierten uns gemeinsam mit der Freistätter Feldbahn und der Samtgemeinde Kirchdorf. Dort haben wir uns gegründet und dort hat unser Projekt auch seinen Sitz. Als lokale Besonderheit reihten wir uns selbstbewusst unter die touristischen Sehenswürdigkeiten ein. Auch Ulrike Harth, Projektleiterin der Messe Bremen, informierte sich am Stand der »Selbstvertretung Wohnungsloser Menschen« über unsere Ziele. Ich finde, der Stand auf der Messe hat sich jedenfalls gelohnt. Auch wenn manche Besucher Berührungsängste uns gegenüber zeigten, kamen andere interessiert auf uns zu. Eine Frau sagte mir, ich sähe gar nicht aus, wie ein Wohnungsloser. Auf Nachfrage konnte sie aber auch nicht erklären, wie Wohnungslose typischerweise denn aussehen. Wir konnten an drei Tagen aber richtig gute Gespräche auf Augenhöhe führen. Auch wenn ich es gut gefunden hätte, wenn es noch ein paar mehr gewesen wären, ziehe ich doch ein positives Fazit.

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Ein Teller Warmes

können. Kooperationspartner sind das Diakonische Werk und die drei Kirchen in der Calenberger Neustadt. Seit vier Jahren auch fleißig kochend dabei: der Langenhagener Koch Cord Kelle aus dem Jägerhof. Geöffnet hat die ökumenische Essensausgabe vom 1. Dezember 2018 bis zum 16. März 2019, jeweils montags bis samstags von 11 bis 13 Uhr bei der Heilsarmee, Am Marstall 25. UM

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Die Weihnachtsfeier zum Siebten! Hannover. Ein zünftiges (Vor-) Weihnachtsfest mit Entenbraten und Rotkohl auf festlich gedeckten Tischen, dazu Fury in the Slaughterhouse von der Bühne: Na klar, das ist Die Weihnachtsfeier für rund 700 Wohnungslose und von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen im HCC. Serviert wurden die Menüs wieder von prominenten Persönlichkeiten aus Politik und Kultur und die Barber Angels frisierten die Besucher kostenlos von Locke bis Tolle. UM

Beratung sofort nach Beitritt! Jetzt Mitglied werden! Kompetente Hilfe bei allen Fragen zum Mietrecht. Herrenstraße 14 · 30159 Hannover Telefon: 0511–12106-0 Internet: www.dmb-hannover.de E-Mail: info@dmb-hannover.de Außenstellen: Nienburg, Soltau, Hoya, Celle, Neustadt, Springe und Obernkirchen.


Es ist da, das neue Jahr 2019. Und wenn alle Welt sich vornimmt, in diesem Jahr alles besser zu machen als im vorigen, nehme auch ich mich von allen guten Vorsätzen nicht aus und tue endlich etwas, damit ich meine Umwelt wieder verstehen kann. Lang genug habe ich ignoriert, dass ich von Monat zu Monat weniger von dem mitbekomme, was um mich herum passiert. Aber nun – im neuen Jahr – da verschiebe ich es nicht mehr und nehme endlich in Angriff, was längst überfällig ist. Ich kümmere mich um ein Hörgerät. Und da eine liebe Freundin mich zum Hörakustiker begleiten wird, bleibt mir auch nichts übrig, als meine Bequemlichkeit zu überwinden. Und dann liebe Leserinnen und Leser meiner »blauen Seite«, dann kann ich Sie alle wieder hören – hoffentlich!!! Ich hoffe für Sie, dass auch Sie Ihre guten Vorhaben für dieses neue Jahr in Angriff nehmen. Und dass es ein schönes Jahr, ein ruhiges Jahr werden wird, ein Jahr in dem wir hoffnungsvoll in die Zukunft blicken können: Das wünsche ich uns allen.

Ihre Karin Powser (mit den neuen Ohren!!!)

Karin Powser lebte jahrelang auf der Straße, bevor ihr eine Fotokamera den Weg in ein würdevolleres Leben ermöglichte. Ihre Fotografien sind mittlerweile preisgekrönt. Durch ihre Fotos und mit ihrer Kolumne zeigt sie ihre ganz spezielle Sicht auf diese Welt.

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Das muss mal gesagt werden …

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»HÄRTESTE PRÜFUNG« Aus dem Leben: Im Gespräch mit Asphalt-Verkäufer Uwe (64). Hi Uwe. Unser letztes Gespräch ist genau zwei Jahre her. Damals hast du dir gewünscht, eine Partnerin zu finden. Ist dein Wunsch in Erfüllung gegangen? Hoffentlich komme ich jetzt nicht ins Jammern: Ja, ich hatte jemanden gefunden. Das ist aber in die Hose gegangen und ich habe es bis heute nicht verstanden. Es gab keine Erklärung, nie eine Aussprache. Auf die warte ich eigentlich heute noch. Ich will sie aber nicht verurteilen. Ihre Seele war krank, damals, als es mit uns zu Ende ging. Vielleicht lag es aber auch an mir. Ach, keine Ahnung. So drehen sich meine Gedanken die ganze Zeit im Kreis. Das ist jetzt schon eineinhalb Jahre her. Ich muss das jetzt endlich loslassen – ich muss!

Ich muss! Ich habe jetzt aber auch begriffen, dass Alkohol keine Probleme löst. Diesmal bin ich endlich nur für mich selbst trocken – für nichts und niemand anderen! Diese Erkenntnis und der Sport haben mir den Arsch gerettet.

Gehst du immer noch so regelmäßig ins Fitnessstudio? Jeden Tag. Nur samstags nicht. Samstags verkaufe ich Asphalt. Es tut mir gut, mit Leuten in Kontakt zu kommen – beim Verkaufen von Asphalt, beim Sport … Aber auch die Leute vom »Saftladen« haben mir geholfen. Ich hatte viel Unterstützung: Menschen, mit denen ich reden konnte. Und dann habe ich vor einem guten Jahr ja auch noch den Lucky bekommen. Der lenkt mich ordentlich ab.

Wie lange wart ihr zusammen? Fünf Monate. Eine schöne Zeit. Ich habe alles noch genau in Erinnerung: Wo wir waren, was wir gemacht haben. Als es dann vorbei war, bin ich in ein Loch gefallen. Eigentlich bin ich da immer noch nicht ganz raus. Das Einzige, was ich nicht tue, ist mich zu betäuben. Früher hätte ich in so einer Krisensituation sofort zur Flasche gegriffen.

Wie lange bist du jetzt schon trocken? Am 18.09.2018 waren es fünf Jahre, also bald fünf Jahre und vier Monate. Ich will trocken bleiben! Ich muss! Dafür tue ich alles! Ich weiß heute: Egal, was kommt, ich will das alles nüchtern überstehen. Und so lange wie jetzt habe ich das vorher noch nie geschafft. Ich habe zwar schon mal fünf Jahre geschafft, aber nur aus Angst. Das ist ewig her. Meine Ex-Frau hatte mir damals die Pistole auf die Brust gesetzt: Kinder und Familie oder Alkohol. Eine Weile ging das gut, am Ende bin ich dann aber doch rückfällig geworden. Dieses Scheißgefühl, mich betäuben zu müssen, ist jetzt aber auch nicht mehr da.

Und unmittelbar nach der Trennung? Ein oder zwei Tage war der Wunsch schon da, mal nichts zu merken. Über den bloßen Gedanken ärgere ich mich immer noch. Ich stand schon vor dem Laden. Dann habe ich das alles im Kopf durchgespielt: Was wäre, wenn ich mir jetzt Alkohol kaufe, den ersten Schluck nehme ... Wie geht es dann weiter? Es war klar, dass das nicht gut enden konnte. Also habe ich mir nur Cola und was zu Essen gekauft. Das war die härteste Prüfung meines Lebens! Der erste Liebeskummer ohne Suff.

Meine Gratulation dazu! Und jetzt weißt du: Wenn du so eine Krise einmal trocken überstanden hast, schaffst du das auch wieder.

Lucky? Das ist mein Kater. Sein Frauchen konnte ihn nicht behalten. Auch wenn er mich ablenkt, erinnert Lucky mich aber oft an meine Ex-Freundin. Sie liebt Katzen. Als wir noch zusammen waren, hatten wir geplant, uns eine Katze zu holen … vielleicht habe ich Lucky auch deshalb genommen. Zum Glück kann er jetzt auch mal alleine bleiben und hat sich gut eingewöhnt, denn ich bin seit drei Monaten nicht mehr so viel zuhause. Immer, wenn ich jetzt die Tür aufschließe, dreht er durch vor Freude. Ich arbeite jetzt eben wieder viel. Das tut mir auch gut!

Was hast du für einen Job? Meinen alten Job im Männerwohnheim »Werkheim« in der Cafeteria. Ich verkaufe Kaffee und Würstchen an die Bewohner und Tagesgäste – ist ein 1,30-Euro-Job. Zum vierten Mal arbeite ich jetzt schon da. Ganz früher habe ich da auch mal gewohnt, mehrfach sogar. Zu der Zeit war ich ganz unten: sieben Tetra Paks vom billigsten Wein habe ich damals täglich getrunken. Zwei Drittel der Männer dort sind unglückliche Menschen. Manche haben sich aufgegeben, manche saufen sich fast tot. Das ist hart, gibt mir aber auch Kraft: also zu sehen, dass ich ein ganzes Stück weiter bin und mich nicht aufgegeben habe.

Schließen wir den Kreis: Du hattest dir eine neue Partnerin gewünscht … Sie gefunden und wieder verloren. Glaubst du noch an die Liebe? Daran glauben möchte ich gern. Ob es sie für mich auch gibt, weiß ich nicht. Den Wunsch nach einer Partnerin habe ich nach wie vor, aber auch Angst vor einer neuen Enttäuschung – klar. Überleben, also ohne Alkohol, würde ich das vielleicht, aber ich muss es trotzdem nicht noch mal erleben, diesen Herzschmerz. Interview: Svea Kohl


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Foto: S. Kohl

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Uwe verkauft Asphalt immer samstags vor Denn´s Biomarkt in der Nordstadt von Hannover.

Foto: S. Kohl

Foto: privat

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RUND UM ASPHALT

Asphalter beim Kochkurs

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Karten für 96! Fußballfans aufgepasst! Asphalt verlost gemeinsam mit Hannover 96 wieder 2 x 2 Karten für ein Top-Heimspiel. Diesmal für den 23. Spieltag (22. bis 25. Februar):

Hannover 96 – Eintracht Frankfurt

Foto: privat

Wer uns einfach eine Karte, eine E-Mail oder ein Fax mit dem Stichwort »96« schickt, der hat die Chance, zwei Karten in Block S 4 zu gewinnen! Wir drücken ganz fest die Daumen und wünschen viel Glück! Asphalt-Magazin, Hallerstr. 3 (Hofgebäude), 30161 Hannover; gewinne@asphalt-magazin.de oder Fax: 0511 – 301269-15. Einsendeschluss: 31. Januar 2019.

Zu einer gesunden Lebensweise gehört auch eine gesunde und ausgewogene Ernährung. Doch gerade Menschen, die nur wenig Geld zum Leben haben, wissen oft nicht, wie sie das leisten können. Da wandert dann eher mal eine Tiefkühlpizza in den Ofen oder ein Fertiggericht auf den Herd. Im Rahmen ihres Gesundheitsprojektes sollen die Asphalt-Verkaufenden nun lernen, wie man sich auch mit wenig Geld gesund und vor allem ausgewogen ernähren kann. Dazu haben sie in der Kochschule der VHS jetzt ihren ersten Kurs unter Anleitung von Diätassistentin Erika Franz absolviert. Auf dem Speiseplan standen Brokkoli-Paprika-Apfel-Salat, Linsensalat, Kürbissuppe und ein Brotaufstrich. Alles selbst herzustellen aus frischem Obst und Gemüse. Für die Zubereitung wurden die Teilnehmenden in vier Gruppen eingeteilt. Jede Gruppe übernahm ein Gericht – allerdings nicht ganz ohne Skepsis. Asphalt-Verkäufer Guido sollte mit seiner Gruppe den Brokkoli-Paprika-Apfel-Salat zubereiten. »Mit rohen Brokkoli-Röschen«, fragte er sich erstaunt. Das könne doch nicht gut werden, dachte er sich. Nachdem dann alle Speisen zubereitet waren, ging es ans Verkosten. Alle waren begeistert. Und der Salat mit den rohen Brokkoli-Röschen? »Der war wirklich sehr gut. Den mache ich zu Hause sicher noch mal. Dann aber trotzdem mit vorblanchierten Röschen«, resümierte Guido lachend. GB

Plätzchen für den guten Zweck Allerlei Nützliches, Schönes, Praktisches und Leckeres für die Weihnachtszeit gab es auf dem Herbstbasar im Historischen Museum. Wie schon in den Jahren zuvor, hatten Soziale Einrichtungen dort die Möglichkeit, ihre Produkte für einen guten Zweck anzubieten. Auch Asphalt war dabei. Mehr als 70 Frühstückstütchen voll mit leckeren selbstgebackenen Plätzchen brachten die Ehrenamtlichen gegen individuelle Spenden an die Besucher des Basars. Insgesamt kamen 206,50 Euro zusammen, die komplett zugunsten von Asphalt gingen. Das gesamte Team sagt dafür Danke! GB

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Vorweihnachtlicher Basar für Asphalt

Foto: G. Biele

Zum 13. Mal fand am Freitag vor dem 1. Advent der traditionelle vorweihnachtliche Basar in der Kreuzkirche inmitten der Altstadt von Hannover statt. Über 30 ehrenamtlich Engagierte haben dafür kunstvolle Holzarbeiten, festliche Adventsgestecke, Chutneys und Marmeladen, weihnachtliche Dekorationen, Schmuck, Weihnachtskarten und vieles mehr hergestellt, gebastelt, genäht und geschnitzt. Ein reichhaltiges Büfett voller

selbstgebackener und gespendeter Kuchen, dazu heiße und kalte Getränke, sorgten für das leibliche Wohl der Besucher. Der Erlös des Basars in Höhe von 8.032,69 Euro geht komplett an Asphalt. Dafür bedanken wir uns recht herzlich bei allen Menschen, die zum Gelingen des Basars beigetragen haben. GB

gesucht – gefunden Verkäufer Jörg [V-Nr. 2117]: Ich wünsche allen meinen Kunden ein schönes neues Jahr 2019! Ihr Verkäufer beim Rewe in der Karlsruher Straße und am Rathaus in Sarstedt. Kontakt: 0176 –34440825.

Buntes Weihnachtsfest für 1.500 Bedürftige Bereits zum dritten Mal fand das 96plus-Weihnachtsfest statt. In diesem Jahr war der Andrang besonders groß. Rund 1.500 Bedürftige waren der Einladung zum großen 96plus-Weihnachtsfest auf dem Südvorplatz der HDI Arena gefolgt. Dort bot sich den Gästen, die im Vorfeld über verschiedene soziale Einrichtungen für Wohnungslose und hilfsbedürftige Menschen eingeladen wurden, ein buntes Treiben. Für das leibliche Wohl sorgten 96-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Mitglieder verschiedener Abteilungen des Vereins sowie Kolleginnen und Kollegen von 96plus-Hauptpartner Johnson Controls. Richtig stimmungsvoll wurde es mit dem Auftritt von Anca & Ossy, die ein kleines Medley und natürlich die alte Liebe sangen. Im Anschluss sorgte der Posaunenchor der Stadtmission Hannover noch für ein paar weihnachtliche Klänge. Für die jungen Besucher stand zudem die Torwand der 96-Fußballschule bereit und es bot sich eine Fahrt mit dem Kinderkarussell an. Die großen Gäste versuchten sich am Power-Buzzer – einem von der Johnson Controls-Ausbildungsabteilung hergestellten Spielgerät – und einem Hau den Lukas. Zudem konnten sich die Gäste von den Barber Angels frisieren lassen. 96plus wird unterstützt durch seinen Hauptpartner Johnson Controls.

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RUND UM ASPHALT

Asphalt feiert Weihnachten Weihnachtlich gedeckte Tische, Kaffee, Kuchen und Leckereien – auch in diesem Jahr war die Weihnachtsfeier im Diakonischen Werk für die Asphalt-Verkäuferinnen und -Verkäufer wieder ein Riesenerfolg, die erneut so liebevoll von Asphalts vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern vorbereitet und durchgeführt wurde. In besinnlicher Atmosphäre wurden

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Foto: G. Biele

Foto: Mirjam Koch

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untereinander Neuigkeiten ausgetauscht und Weihnachtsgeschichten erzählt. Es wurde gelacht, geschmunzelt, gelauscht, gefeiert und Bingo gespielt. Asphalt-Geschäftsführer Georg Rinke bedankte sich dann auch bei den Ehrenamtlichen im Namen Aller für ihr Engagement und die geleistete Arbeit im gesamten Jahr. Ohne sie wären die Weihnachtsfeier und viele andere Projekte nicht möglich. GB

Kommen Sie mit – zum sozialen Stadtrundgang! Asphalt zeigt Ihnen das andere Hannover. Unsere Verkäuferinnen und Verkäufer führen Sie zu Orten, an denen Wohnungslose keine Randgruppe sind. Nächster Termin: 25. Januar 2019, 15 Uhr. Treffpunkt: Asphalt, Hallerstr. 3, 30161 Hannover. Bitte anmelden unter: 0511 – 301269-20. Teilnahme auf Spendenbasis: ab 5 Euro pro Person. Gruppen vereinbaren bitte gesonderte Termine!

Asphalt verlost 3 x 2 Karten für den Jazz Club Hannover

Konzertgenuss mit Gisele Jackson Der Jazz Club Hannover startet mit einem prall gefüllten Konzertprogramm in das neue Jahr. Den Opener macht traditionsgemäß der Gitarrist Knut Richter mit seinem Swingtett am 4. Januar. Das Highlight des Monats gibt es am 26. Januar mit der aus Baltimore stammenden House-Diva Gisele Jackson. Ihr wurde das R&B-Feeling quasi in die Wiege gelegt, denn keine Geringeren als die »Funk & Soul«-Legenden Aretha Franklin, Mavis Staples und John Lee Hooker waren ihre Babysitter, während ihr Vater den Kochlöffel in der Küche seines Musikclubs schwang. Begleitet wird Gisele an diesem Abend von dem preisgekrönten Hammond Organisten Raphael Wressnig. Aber Vorsicht: dieses Soulfood wird garantiert very hot and spicy! Wer sich vor diesem Konzertgenuss schon einmal eingrooven möchte, der sollte am 24. Januar YolanDa Brown mit ihrem Quintett nicht verpassen. Diese Künstlerin bringt den kleinen Kellerclub mit einer Mischung aus Jazz, Soul und Reggae, die sie selbst »Sunshine Music« nennt, schon vorab ins Schwitzen. Weitere Infos zu den Konzerten gibt es unter www.jazz-club.de! Gewinnen Sie mit Asphalt zwei Tickets für das Konzert mit Gisele Jackson und Raphael Wressnig, am 26. Januar, um 20.30 Uhr, Am Lindener Berge 38 in Hannover. Rufen Sie uns dafür am 22. Januar zwischen 12 und 13 Uhr unter der Telefonnummer 0511 – 301269-18 an und beantworten folgende Frage: Aus welcher Stadt stammt Gisele Jackson?


Foto: G. Biele

Landtagspräsidentin Gabriele Andretta empfing im Dezember Asphalt-VerkäuferInnen und -MitarbeiterInnen im Niedersächsischen Landtag. Mit dieser Einladung wollte die Präsidentin die engagierte Arbeit des Asphalt-Teams würdigen. »Das Asphalt-Projekt fördert das Miteinander in unseren Städten. Durch den Verkauf der Zeitung auf der Straße kommen Menschen ins Gespräch und erfahren von der Lebenssituation des anderen. So entsteht eine lebendige Kommunikationsebene zwischen unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen, wodurch Vorurteile abgebaut und das zwischenmenschliche Klima wärmer gestaltet werden können.« Nach einer kleinen Einführung in den neuen Plenarsaal und die Arbeit der Parlamentarier gab es Kaffee, Kuchen und angeregte Gespräche im Landtagsrestaurant. Das Asphalt-Team sagt Danke für die Einladung und den tollen und sehr interessanten Nachmittag. GB

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Hilfe in der

Not

Die Hannoversche Initiative obdachloser Bürger (H.I.o.B.) sammelt auf dem Opernplatz in Hannover Kleidung, Zelte, Schlafsäcke u.v.m. für Obdachlose.

Am 25. u. 26.01.19 Jeweils von 10 bis 18 Uhr

H.I.o.B. e.V. Hannoversche Initiative obdachloser Bürger

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Gute Entscheidung für

Vermieter:

kaufmännisch klug, sozial verantwortungsvoll 12.000 Euro Zuschuss, Mietzahlungsgarantie, keine Nachmietersuche, kein Leerstandsrisiko. 5.000 Euro zusätzlich, wenn ich modernisiere. Ich habe für 15 Jahre an die SWH vermietet!

Gute Entscheidung für Vermieter! Nehmen Sie Kontakt auf: Telefon: 0511 27803-0 info@swh-hannover.de

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Wertschätzung für Asphalt

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Meine Worte

Texte aus der Asphalt-Schreibwerkstatt. Diesmal: Start der Reihe »Erlebnisse auf dem Verkaufsplatz« mit einem Text von HaDe. Außerdem Hassos Gedanken zum Jahreswechsel und ein Gedicht von Inge-Lore, inspiriert von Robert Gernhard.

Foto: FoxyImage/shutterstock.com

»Verkäufererlebnisse« Anteilnahme ist doch keine Einbahnstraße. »Schön, dass sie wieder da sind«, war die letzten Male häufig Ansprache an mich freitags beim Bauernmarkt Kirchrode. Als ich dazu in meiner oft flapsigen Art erzählte, dass der Gevatter Tod mich im Friederikenstift durch die dort oft schwierige Parkplatzsituation wohl nicht rechtzeitig abholen konnte, erzählte mir mein Gegenüber, dass genau an diesem Tage eine allseits beliebte Frau aus Kirchrode zu Grabe getragen würde. Ich erschrak und hatte aufgrund von Andeutungen sofort ein Bild im Kopf. Anstatt vor ca. einem Jahr selbst Geschenke von Jubiläums-Gästen in Empfang zu nehmen, bat sie diese, doch einen Betrag an Asphalt zu spenden. Beliebtes Motto auch von mir: »Tue Gutes, aber rede ruhig auch darüber«. Ob diese Spende von ihr und ihren Gästen in der damals aktuellen Asphalt-Ausgabe beschrieben sei wollte sie wissen, stellte in Aussicht 20 Exemplare zu erwerben. Versand-Umschläge seien bereits vorbereitet. Die Rubrik zu aktuellen Spenden bot in dieser Asphalt-Ausgabe keinen Platz* mehr, erfuhr ich später. Okay, da gingen wir beide leer aus.

Rufus Huhn Rufus: nun Huhn! Rufus: Ruhm tun! Rufus: rum turn‘ Rufus: um Turm! Rufus: turnt rum Rufus: Bumm Bumm

Rufus: fullt um Huhn rum Rufus: nur Rum! Asphalt-Verkäuferin Inge-Lore

Diese Geschichte konnte ich also erzählen, hatte durch diese erste bewusste Begegnung mit der Frau Hein auch noch ein klares Bild im Gedächtnis und bin auch sehr dankbar, diesbezüglich so zufälligerweise angesprochen worden zu sein. Ich empfinde große Freude, Menschen durch Erinnerung an sie auch über den Tod hinaus ehren zu können. Das soll jetzt auch mit Veröffentlichung dieser kleinen und vielleicht auch berührenden Erzählung »aus dem Leben eines Asphalt-Verkäufers« passieren. Mein Dank und meine Ehrerbietung an Frau Hein. Asphalt-Verkäufer Heinz-Dieter Grube

* Die Spendenaktion von Ursula und Erich Hein würdigten wir von Herzen in »Rund um Asphalt«, im Dezember 2017.

Zum Jahreswechsel 2018 war für mich ein gutes Jahr. Im März habe ich mein geliebtes Planetencenter als Verkaufsplatz zurückbekommen. Im August noch dazu den Wochenmarkt Neustadt am Rübenberge. Für 2019 wünsche ich mir, dass es weiter so gut mit Asphalt geht und vor allem viel Gesundheit. Asphalt-Verkäufer Hasso Diedrich


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Foto: REUTERS/Bernadett Szabo

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ORBÁN GEGEN OBDACHLOSE Die ungarische Regierung hat jüngst einen Zusatz zur Verfassung verabschiedet, welcher das Leben auf der Straße verbietet. Weil auch Ungarns Presse nicht frei ist, war Asphalts Schwester Nota Bene aus der benachbarten Slowakei dort unterwegs: Zusehen, was Ministerpräsident Victor Orbán da durchgesetzt hat. Emilia ist jetzt 62. Vor fünf Monaten wurde die ehemalige Pflegehelferin obdachlos. Ihr Lebensgefährte, mit dem sie 14 Jahre lang zusammen war, war gestorben, das hatte auch Emilia den Lebensmut genommen. In eine Obdachlosenunterkunft wollte Emilia auf keinen Fall. Man muss nur einmal drin gewesen sein, um zu verstehen, warum. Außerdem hatte Emilia ja ihren Hund Pivo, der schon sieben Jahre ihr treuer Freund ist. Den wollte sie nicht weggeben. Am Abend des 18. Oktober saß Emilia in eine Decke eingewickelt auf einer Parkbank im

Stadtteil Ferencváros, als die Polizei sie aufforderte, den öffentlichen Raum zu verlassen. Als die Beamten feststellten, dass dies bereits Emilias vierte Verwarnung war, nahmen sie sie mit zur Polizeistation. Beim dritten Mal noch hatte die Polizei ihr kurz zuvor geraten, sich an einem gut beleuchteten Ort innerhalb des Parks aufzuhalten, damit man sie sehen könne. Jetzt, an diesem 18. Oktober, wurde sie aufgrund des neuen Gesetzes wegen genau dieses Verhaltens festgenommen. Schloss, Riegel, Anklage. Einst arbeitete Emilia als Sekretärin, damals noch im


Foto: Bazsa Tibor Zsolt

Sozialismus. 1995 wanderte sie in die USA aus. Blieb aber nur wenige Jahre, kehrte nach dem Tod ihrer Eltern nach Ungarn zurück, ihr größter Fehler des Lebens, sagt sie jetzt. Zurück in Ungarn arbeitete sie als Pflegerin und nebenbei als Reinigungskraft. Anfang 2018 dann also die Straße. Wie so viele. Auf 10.000 schätzen die Vereinten Nationen die Zahl der Obdachlosen in der Stadt, auf 30.000 im ganzen kleinen Land.

neuen Refugium.

Foto: A Város Mindenkié

Foto: Bazsa Tibor Zsolt

Obdach in Budapest – zu wenig und zu eng.

Emilia im ärmlichen

Protest vor dem Parlament: »Verbieten Sie Diogenes?!«

Die Menschen in der Gegend unterstützten Emilia all die Monate, manche brachten ihr morgens Kaffee, andere wollten sogar bezeugen, dass sie keine Gefahr für die Gesellschaft darstelle. Die Bereitschaft der Zeugen aber wurde abgelehnt. Im Schnellverfahren gegen Emilia war sie nicht einmal persönlich bei ihrer eigenen Gerichtsverhandlung anwesend, wurde nur per Video zugeschaltet. »Diese unmenschliche Haltung macht


Menschen mit Hunden haben ein ähnliches Problem. Der Zustand der Unterkünfte ist insgesamt mangelhaft.« Sie fügt hinzu, dass die Sozialhilfe viel zu gering sei, um ein Zimmer oder gar eine Wohnung zu mieten. Experten der UN kritisieren die neue ungarische Verfassungsänderung. Sie halten sie für unvereinbar mit den Menschenrechten. »Sie werden unter den Anbietern sozialer Dienstleistungen niemanden finden, der diese Gesetzesänderung für eine gute Idee hält. Kriminalisierung ist keine Lösung«, sagt Guraly, der seit 20 Jahren mit Obdachlosen arbeitet. »Wir brauchen mehr bezahlbaren Wohnraum, nicht mehr Unterkünfte für Obdachlose.« Nur etwa eintausend Menschen kamen jüngst zu einer Demonstration vor dem ungarischen Parlament. »Die Menschen haben sich weniger solidarisch gezeigt als ich erwartet hatte,« bemerkt Guraly. Die Solidarität mit den Obdachlosen war schon immer sehr gering, aber er befürchtet, dass das Gesetz die Situation noch verschlimmern wird. Denn viele Medien, die kritisch berichten, gibt es nicht mehr. Der Wandel der politischen Kultur vollzieht sich schleichend aber kontinuierlich und gezielt im Land der schönen blauen Donau. Die Regierung behauptet, diese Maßnahme diene der Wahrung der Menschenwürde der obdachlosen Menschen. Das Ziel sei es, die Obdachlosen von der Straße in Unterkünfte zu bringen und sie so vor dem her­ annahenden Winter zu schützen. »Wir glauben, dass die Obdachlosen mehr Hilfe benötigen und nicht noch mehr Rechte,« erklärte Minister Bence Retvari. Die Anwälte von Utcajogasz, die viele Obdachlose kostenlos juristisch beraten, widersprechen: »Man kann Menschen nicht unter Androhung von Inhaftierung zur Inanspruchnahme von sozialen Dienstleistungen zwingen.« Sandra Tordová Zur Verfügung gestellt von Nota Bene/ INSP.ngo

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mir Sorgen«, sagt Judit Popovics, Psychologin des Vereins Menhely Alapitvany, der die ungarische Straßenzeitung Fedél Nélkül herausgibt. »In zwei von drei Fällen sagen Obdachlose per Videokonferenz aus. Sie sitzen auf einem durchsichtigen Stuhl in einem sterilen weißen Raum.« Emilia kam diesmal mit nur einer Verwarnung »davon«. Sie verteidigte sich damit, dass sie nicht vorhabe, weiterhin auf der Straße zu leben. Als mildernder Umstand wurde gewertet, dass sie keine Vorstrafen hatte. Aber der »Wenn sie sich Richter ermahnte sie, dass sie, sollte dies noch ein einziges Mal vorkommen, zu einer Gefängnisstrafe weigern, werden verurteilt werden könne. Pivo indes ist während der sie verhaftet.« Untersuchungshaft verschwunden. Wo sich Emilia Soziologe Zoltan Guraly seitdem aufhält? Das wird hier nicht verraten. Allein in den ersten drei Tagen nach Inkrafttreten des Gesetzes musste sich die Polizei nur in Budapest um mehr als einhundert Obdachlose kümmern. Zunächst werden diese aufgefordert, den öffentlichen Raum zu verlassen. Wenn sie kooperieren und sich in eine Unterkunft oder woanders hinbegeben, werden sie zwar nicht festgenommen, aber zum ersten Mal verwarnt. »Wenn sie sich aber weigern, werden sie verhaftet, unabhängig davon, ob das ihre erste Verwarnung ist oder nicht«, erklärt der Soziologe Zoltan Guraly vom Verein Menhely Alapitvany. Die vierte Verwarnung führt stets zur Festnahme, unabhängig davon, ob der oder die Obdachlose in dem Fall »kooperiert« oder nicht. Bis zur Gerichtsverhandlung bleiben sie dann in Haft. Denn Obdachlossein ist jetzt eine Straftat. Wie Raub oder Steuerhinterziehung oder Vergewaltigung. Die Straßen im Stadtzentrum von Budapest wirken diesen Winter etwas leerer. An den belebteren Orten, insbesondere in der Nähe der U-Bahn, sieht man weder Matratzen noch viele obdachlose Menschen. »Einige sind in Unterkünfte gegangen, aber ich glaube, die meisten sind von der Innenstadt in Vorstädte weitergezogen«, sagt Popovics. Sie betont, dass es nicht leicht ist, einen neuen Platz für Menschen zu finden, die darauf angewiesen sind, auf der Straße zu leben. Auf der Suche nach einem neuen Platz wandern sie von Ort zu Ort; Sozialarbeiter können keinen Kontakt mehr zu ihnen aufnehmen, dadurch gelangt Hilfe an kalten Wintertagen noch schlechter zu ihnen. Obwohl die ungarische Regierung in diesem Jahr weitere 300 Millionen Forint (928.400 Euro) zur Verbesserung des Angebots für Obdachlose bereitgestellt hat, gibt es noch immer nur 11.000 Betten für 30.000 Menschen. Und es ändert auch nichts an der Tatsache, dass manche Obdachlose die Unterkünfte mit ihrem Angebot wegen der fehlenden Privatssphäre in überfüllten Räumen, Diebstählen und Problemen mit Insekten nicht nutzen. »In manchen Unterkünften schlafen mehr als 20 Personen in einem Raum«, sagt Popovics. »Es gibt kaum Unterkünfte für Paare, so dass diese sich voneinander trennen müssen, wenn sie eine Nacht im Warmen verbringen möchten.

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BUCHTIPPS Unser Haus 1970 gab es in Frankfurt die erste Hausbesetzung der Bundesrepublik. Menschen aus Notunterkünften zogen in ein Gründerzeitgebäude und verhinderten den Abriss sowie den Bau eines Bürohochhauses. Behörden stellten das Haus von 1905 unter Denkmalschutz, selbst Polizisten begrüßten die Besetzung. Eine Ausnahme. Andernorts wurden Besetzungen schnell aufgelöst, häufig kam es oft zu gewaltsamen Räumungen. Wer waren die Besetzer, welche Motive hatten sie, warum werden heute viel seltener Häuser besetzt – einige der Fragen, denen die Autoren in dem Buch »Das ist unser Haus« nachgehen. Sie lassen Besetzer zu Wort kommen und widmen Hannover ein eigenes Kapitel. Ihr Fazit: »Solange das Privateigentum an Grund und Boden besteht, wird die Wohnungsfrage nicht human beantwortet werden können. Einwände, dass die Privatnutzung letztlich alternativlos sei, zählen nicht, denn die Hausbesetzer haben sehr gut funktionierende gemeinschaftliche Nutzungsmodelle entwickelt, an denen man sich orientieren kann.« JG Barbara u. Kai Sichtermann | Das ist unser Haus. Eine Geschichte der Hausbesetzung. | Aufbau-Verlag | 26,95 Euro.

Deren Rendite

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WohnGlück Mit Hannoverherz & Immobilienverstand begleiten wir Sie in eine lebens- & liebenswerte Zukunft.

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Die Fernsehjournalistin Utta Seiden­ spinner geht in hervorragend lesbaren Reportagen der Frage nach »Warum Mieten immer teurer und Eigentum unbezahlbar wird«. Die hier stark verkürzte Antwort: Der ursprünglich strikt lokale deutsche Immobilienmarkt ist längst ein durch fahrlässige Deregulierungen kaum kontrollierbares globalisiertes Business. Das gilt gleichermaßen für die überhitzten Wohnungsmärkte etwa in München wie auch für Hannover, Hamburg und Dortmund, wo Seidenspinner nachzeichnet, wie gemeinnützige Wohnungsunternehmen erst konzentriert, dann an die Deutsche Annington (heute Vonovia) verkauft und diese schließlich an die Börse gebracht wurde – der »Urknall« für die Globalisierung des deutschen Immobilienmarkts. Längst seien die Preise von den lokalen Märkten – dem, was Mieter zahlen können – entkoppelt, ohne dass Eingriffe der Regierung helfen. Denn nicht sie steuere den Immobilienmarkt, »sondern Aktiengesellschaften, Großkonzerne, Geldwäscher, Steuerhinterzieher, saudische Prinzen und chinesische Neureiche.« Ein vergleichsweise tröstliches Schlusskapitel versammelt politische Lösungen und Praxistipps »von mieten bis kaufen«. BP Utta Seidenspinner | Wohnwahnsinn. Warum Mieten immer teurer und Eigentum unbezahlbar wird. | Berlin | 18 Euro


Konzert Southside Jam featuring einKlang Anna Selvadurai und Tinatin Tsereteli bilden gemeinsam das Akustik-Duo einKlang. Die beiden Künstlerinnen spielen mit Gitarre und Klavier handgemachte und genreübergreifende Eigeninterpretationen von Songs aus Pop-Rock bis hin zu Crossoverklängen der Welt sowie Soul und Jazzmusik. Ihre starken und facettenreichen Stimmen ergänzen sich dabei gegenseitig. Mit Anne-Kathrin Pappert bringt das Duo seinen eigenen Special Guest mit auf die Bühne, eröffnet wird der Abend wie immer durch die Southside Jam-Houseband. Montag, 7. Januar, 20.30 Uhr, Arminia Vereins­ lokal, Bischofsholer Damm 119, Hannover, Eintritt frei.

Irish and Modern Folk Leidenschaft und jede Menge Spielfreude bieten Tone Fish mit ihrem Rat City Folk Power. Mehrstimmiger Gesang, Flöten, Gitarre, Bouzouki, Cajon/ Snare und Bass sind das Markenzeichen der vierköpfigen Folk-Band aus Hameln. Es gibt viel Tempo und Dynamik aber auch ruhige und einfühlsame Balladen. Viele ihrer Songs klingen keltisch, ohne es zu sein. Andere sind es, klingen aber nicht so. Live infizieren die Musiker ihr Publikum mit einem ganz eigenen Sound. Samstag, 19. Januar, Beginn 20 Uhr, Einlass 19 Uhr, radio aktiv, Deisterallee 3, Hameln, Karten gibt es nur im Vorverkauf in der Buchhandlung von Blum, Emmernstraße 20, Hameln, Eintritt 10 Euro.

Foto: Jan Sadler

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KULTURTIPPS

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The Best of Black Gospel Eine Auswahl an großartigen Gospelsängerinnen und -sängern aus Amerika – das steckt hinter »The Best of Black Gospel«. Im Rahmen ihrer »20 years of Gospel«-Tour kommen die Ausnahmekünstler für ein Gastspiel auch nach Hannover. In ihrem zweistündigen Programm bietet der Chor mit instrumentaler Begleitung die bekanntesten und schönsten Gospelsongs wie »Oh Happy Day«, »Amazing Grace«, »Down by the Riverside« u.v.m. – Gänsehautfeeling garantiert. Für dieses besondere Konzerterlebnis verlost Asphalt 3x2 Karten. Rufen Sie uns dafür am 14. Januar zwischen 12 und 13 Uhr unter der Telefonnummer 0511 – 301269-18 an und gewinnen Sie mit etwas Glück die begehrten Tickets. Donnerstag, 17. Januar, 19.30 Uhr, Markuskirche, Oskar-Winter-Straße 7, Hannover, Karten gibt es im Ticketshop bei Galeria Kaufhof, im Theater am Aegi sowie bei den bekannten Reservix-Vorverkaufsstellen, Eintritt 29 Euro.


Foto: Jörg Landsberg

Für Kinder Karneval der Tiere Gemütliche Atmosphäre, angenehme Stimmung – beim Familien-Hygge lädt das Orchester im Treppenhaus zum »Karneval der Tiere« ein. Die neuartige Fassung des bekannten Klassikers von Jörg Schade erzählt die Geschichte des Radioreporters Peter Pieper. Der ist auf einer Bank im Zoo eingenickt und erwacht erst Mitten in der Nacht wieder. Und genau in dieser Nacht veranstalten die Tiere des Zoos ihren jährlichen Karneval. Peter Pieper wird Zeuge eines rauschenden Festes und begegnet zahlreichen Tieren und sogar unbekannten Fabelwesen. Begleitet wird die Kindergeschichte durch Auszüge aus der Originalkomposition, die durch weitere schwungvolle Neukompositionen und Arrangements ergänzt wird. Sonntag, 27. Januar, 11 bis 12 Uhr, Schloss Landestrost, Schlossstraße 1, Neustadt a. Rbge., Eintritt 8 Euro, erm. 4 Euro, Kinder bis einschließlich 4 Jahre frei.

Lesung Selbstfindung

Die drei Spinnerinnen In diesem Märchen der Gebrüder Grimm geht es um ein Mädchen, das faul war und nicht spinnen wollte. Doch als eines Tages die Königin vorbeikam, behauptete die Mutter, dass ihre Tochter vom Spinnen nicht abzubringen sei. Beeindruckt vom angeblichen Fleiß des Mädchens versprach die Königin, dass sie den Prinzen heiraten dürfe, wenn sie im Schloss den Berg von Flachsspinnen bewältigen würde. Drei alte Spinnerinnen kamen dem Mädchen zu Hilfe. Doch dafür musste es ihnen ein Versprechen geben. Das Musiktheater, zu dem Komponist und Dirigent Gregor A. Mayrhofer die Musik schrieb, ist für Kinder ab acht Jahren. Freitag, 25. Januar, 11 bis 11.50 Uhr, Ballhof Eins, Ballhofplatz 5, Hannover, Eintritt 20 bis 25 Euro, erm. 10 bis 14 Euro.

In ihrem aktuellen Roman »Hier beginnt der Wald« erzählt Saskia Hennig von Lange die Geschichte eines namenlosen Transportunternehmers und seiner abenteuerlichen Flucht vor sich selbst und seinen Kindheitserinnerungen, vor allem aber vor seiner Frau und dem gemeinsamen ungeborenen Kind. Nach einem Unfall mit seinem Transporter verkriecht sich der Unternehmer im Wald, wo er einem rätselhaften Jungen begegnet. Ein Aufeinandertreffen, das ihn herausfordert und mit sich selbst konfrontiert. Auch in ihrem dritten Buch zeigt sich die Autorin als große Sprachkünstlerin und Meisterin der Innenperspektive. Eindringlich macht sie die zunehmende Verstörtheit ihres Helden und seine Überforderung durch das Leben nachvollziehbar. Donnerstag, 10. Januar, 20 Uhr, Buchhandlung Decius, Marktstraße 51, Hannover, Karten gibt es in der Buchhandlung oder telefonisch unter 0511 – 3647610, Eintritt 12 Euro.


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Sonstiges Alle Jubeljahre Das Leben ist ein Wunschkonzert. Zumindest wenn Hennes Bender mit »Alle Jubeljahre« die besten Nummern, Songs und Dönekes aus seinen 50 Jahren auf die Bühne bringt. Beim Bestof des quirligen Ruhrpott-Comedians darf das Publikum entscheiden, was gespielt wird und was nicht. Erwarten können die Fans auf jeden Fall ein rasantes Bühnenprogramm, das von Shakespeare bis Spongebob reicht. Aber Hennes wäre nicht Bender, wenn nicht die ein oder andere Überraschung dabei sein dürfte. Freitag, 18. Januar, 20 Uhr, daunstärs, Konrad-Adenauer-Straße 15, Langenhagen, Eintritt 22 Euro.

Waldbaden Den Wald mit allen Sinnen erfahren, zur Ruhe kommen und den Alltagsstress hinter sich lassen – darum geht es beim Waldbaden, einem Gesundheitstrend aus Japan. Unter fachmännischer Anleitung durch Entspannungstrainerin und Naturcoach Ines Wegener wird der Wald neu entdeckt. Zahlreiche positive Effekte sind wissenschaftlich nachgewiesen und machen das Waldbaden für die Gesundheit wertvoll. Tief durchatmen und entspannen! Sonntag, 27. Januar, 12 bis 14 Uhr, Eilenriede, Hohenzollernstraße 28, Hannover, Anmeldung unter www.ruhewerk.de, Teilnahmekosten 18 Euro.

Kulturelle Solidarität Ein hannoversches Künstlerkollektiv solidarisiert sich mit der Frauenbewegung und Menschenrechtlern in Saudi-Arabien. Gemeinsam mit Amnesty International wollen die Künstler die inhaftierte und zum Tode verurteilte Israa el Ghomgham symbolisch in einer kulturellen Solidaritätsaktion aus dem Gefängnis entlassen. Performances, musikalische Darbietungen und eine Lesung zum Thema Todesstrafe von Victor Hugo füllen ein rund zweistündiges Programm. Freitag, 18. Januar, 20 Uhr, Bürgerschule Stadtteilzentrum Nordstadt, Klaus-Müller-Kilian-Weg 2, Hannover, Eintritt frei.

36 Am Lindener Berge 38 30449 Hannover · Telefon 45 44 55 www.jazz-club.de

JANUAR 2019 Freitag, 04. Januar KNUT RICHTER SWINGTETT Eintritt: 20 Euro Mittwoch, 09. Januar JORGE ROSSY VIBES QUINTET FEAT. AL FOSTER AND MARK TURNER „Beyond Sunday“ Eintritt: 20 Euro Donnerstag, 17. Januar CRAIG TABORN/DAVE KING DUO Eintritt: 20 Euro/erm. 15 Euro Dienstag, 22. Januar IIRO RANTALA TRIO Eintritt: 25 Euro Mittwoch, 23. Januar TORD GUSTAVSEN TRIO „The Other Side“ Eintritt: 20 Euro Donnerstag, 24. Januar YOLANDA BROWN QUINTET Eintritt: 20 Euro Samstag, 26. Januar GISELE JACKSON & RAPHAEL WRESSNIG’S SOUL GIFT BAND Eintritt: 20 Euro/erm. 15 Euro Montag, 28. Januar MACIEJ OBARA QUARTET „Unloved“ Eintritt: 20 Euro Mittwoch, 30. Januar IDA SAND „My Soul Kitchen“ Eintritt: 20 Euro Konzertbeginn jeweils um 20.30 Uhr, Einlass ab 19.30 Uhr

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IHR ENGAGEMENT

Herausgeber: Rainer Müller-Brandes Gründungsherausgeber: Walter Lampe Geschäftsführung: Georg Rinke Redaktion: Volker Macke (Leitung), Grit Biele, Svea Kohl, Ulrich Matthias Fotografin/Kolumnistin: Karin Powser Gestaltung: Maren Tewes Freie Autoren in dieser Ausgabe: H. Diedrich, J. Göres, O. Neumann, B. Pütter, G. Schild, W. Stelljes, S. Szameitat, K. Zempel-Bley Anzeigen: Heike Meyer Verwaltung: Janne Birnstiel (Assistentin der Geschäftsführung), Heike Meyer Vertrieb & Soziale Arbeit: Thomas Eichler (Leitung), Romana Bienert, Christian Ahring (Sozialarbeiter) Asphalt gemeinnützige Verlags- und Vertriebsgesellschaft mbH Hallerstraße 3 (Hofgebäude) 30161 Hannover Telefon 0511 – 30 12 69-0 Fax 0511 – 30 12 69-15 Spendenkonto: Evangelische Bank eG IBAN: DE 35 5206 0410 0000 6022 30 BIC: GENODEF1EK1 Online: www.asphalt-magazin.de redaktion@asphalt-magazin.de vertrieb@asphalt-magazin.de herausgeber@asphalt-magazin.de Druck: v. Stern’sche Druckerei, Lüneburg Druckauflage: Ø 25.000 Asphalt erscheint monatlich. Redaktionsschluss dieser Ausgabe: 17. Dezember 2018 Für unaufgefordert eingesandte Manus­ kripte, Bilder und Bücher übernehmen wir keine Gewähr. Rücksendung nur, wenn Porto beigelegt wurde. Adressen werden nur intern verwendet und nicht an Dritte weitergegeben. Unsere vollständige Datenschutzerklärung finden Sie auf www.asphalt-magazin.de/impressum. Alternativ liegt diese zur Ansicht oder Mitnahme in unserer Geschäftsstelle aus. Gesellschafter:

Machen Sie mit! Die Runde der Ehrenamt­lichen trifft sich an jedem letzten Dienstag im Monat in den hannoverschen Asphalt-Redaktionsräumen. Da werden Veranstaltungen organisiert, Info-Stände geplant und Ideen gesammelt, um die Arbeit von Asphalt engagiert zu unterstützen. Besonders für unsere Asphalt-Verkäuferinnen und -Verkäufer ist es wichtig zu spüren, dass viele Menschen hinter ihnen stehen. Wir freuen uns, wenn Sie sich dieser lebendigen Runde anschließen möchten! Rufen Sie uns einfach vorher an: 0511 – 30 12 69-0. Das nächste Treffen ist am Dienstag, 29. Januar, um 17 Uhr.

Verkäuferausweise

Foto: hakase420/fotolia.com

Impressum

Bitte kaufen Sie Asphalt nur bei VerkäuferInnen mit gültigem Ausweis! Zurzeit gültige Ausweisfarbe (Region Hannover): Gelb

In eigener Sache: Ihre Daten Liebe Leserinnen und Leser, bisher fanden Sie an dieser Stelle eine wunderbare Sammlung von Namen, von Menschen, die es gut mit Asphalt und den Asphaltern meinen. Menschen, die Asphalt mit Spenden in unterschiedlicher Höhe unterstützt haben. Die Namensliste war unser Dankeschön an Sie. Und auch irgendwie ein fortlaufendes Dokument einer großen Asphalt-Familie. Gerne hätten wir das weiter so gemacht. Aber nun gibt es die neue europäische Datenschutzrichtline DSGVO. Sie setzt uns – strafbewehrt – sehr enge Grenzen für die Verarbeitung personenbezogener Daten. Wenn Sie uns Geld spenden, dann ist Ihr Name gemäß DSGVO für die Ausstellung einer Spendenquittung nötig und die Verarbeitung dafür erlaubt. Für ein öffentliches Dankeschön unsererseits aber dürfen wir den Namen ohne explizites Einverständnis nicht mehr veröffentlichen. Deshalb hier ein großes Dankeschön an Sie alle. Volker Macke Anzeige

Muss man hören: Hertzliches Hannover das Wohnungslosen-Magazin immer am 5.Freitag im Monat von 19 bis 20 Uhr

H.I.o.B. e.V. Hannoversche Initiative obdachloser Bürger

... auf UKW 106.5 und auf www.leinehertz.de


Aus den nachfolgenden Silben sind 18 Wörter zu bilden, deren erste und vierte Buchstaben – jeweils von oben nach unten gelesen – einen Spruch aus »Spruch des Tages – Radio Niedersachsen Band VII« ergeben: an – ar – ben – bin – burg – de – den – dri – eind – em – en – ent – er – fen – geist – gie – glei – grund – ha – ho – il – is – le – lo – lum – ma – mach – men – nen – nen – neu – ro – scher – schu – sen – sen – si – son – ten – thor – ti – tri – tung – tus – uhr – vald – ve – ven – wein

1. schweben

2. Amtsenthebung

3. Vögel an Meeresküsten

4. Verteidigung

5. Halbinsel in der Adria

6. Zeitmesser in der Natur

7. römischer Kaiser

Unter den Einsendern der richtigen Lösung verlosen wir dreimal das Buch »Get Ready to Run«. Wie verwandelt man sich vom Sportmuffel zum begeisterten Läufer? Carina Stöwe und Mandy Jochmann ist das gelungen, sie bloggen mittlerweile seit Jahren über ihren Lieblingssport. In diesem Buch zeigen sie, wie sich der innere Schweinehund mithilfe ihrer an sich selbst erprobten Motivationsstrategien erfolgreich überwinden lässt. Ebenfalls dreimal können Sie den virtuosen Roman »Sechs Koffer« von Maxim Biller gewinnen. Aus sechs Perspektiven erzählt der Roman von einem großen Verrat, einer Denunziation. Das Opfer: der Großvater des inzwischen in Berlin lebenden Erzählers, der 1960 in der Sowjetunion hingerichtet wurde. Unter Verdacht: die eigene Verwandtschaft. Die Geschichte einer russisch-jüdischen Familie auf der Flucht von Ost nach West. Außerdem verlosen wir dreimal das beliebte Kinderbuch »Gregs Tagebuch 12 – Und tschüss!« von Jeff Kinney. Endlich Ferien! Greg kann es kaum erwarten, es sich mit ein paar Videospielen und Filmen gemütlich zu machen. Aber Mom und Dad beschließen, auf eine tropische Insel zu fliegen. Greg ist nicht gerade begeistert. Ein vertauschter Koffer, ein unfreiwilliger Tauchgang und fiese Krabbeltiere lassen diesen Urlaub unvergesslich werden …

8. Lehre von den Nervensystemen

Die Lösung des Dezember-Rätsels lautet: Lass die Seele baumeln und habe den Mut zur Muße.

15. zerbrochenes Glas oder Porzellan

Das Silbenrätsel schrieb für Sie Ursula Gensch. Die Lösung (ggf. mit Angabe Ihres Wunschgewinnes) bitte an: Asphalt-Magazin, Hallerstraße 3 (Hofgebäude), 30161 Hannover; Fax: 0511 301269-15. E-Mail: gewinne@asphalt-magazin.de. Einsendeschluss: 31. Januar 2019. Bitte vergessen Sie Ihre Absenderadresse nicht! Viel Glück!

9. Luftkurort im Harz

10. Nachlassempfängerin

11. Spiritus

12. Mädchenname

13. unterste Stufe des Schulsystems

14. niederländische Stadt

16. Name von sechs Päpsten

17. Gebirge in Belgien

18. dänischer Bildhauer

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SILBENRÄTSEL

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Asphal enden f u a k r e V

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Straßenkinder, Hunde, Hilfestellen: Unser Asphalt-Spezial für Kinder und Jugendliche.

: e ß a r t S r e d f u A ? s a d t s i Wi e Immer mehr Menschen sind wohnungslos in Deutschland, mehr als 50.000 leben sogar komplett auf der Straße. Darunter auch Tausende Kinder. Wie wird man obdachlos? Was sind die Gründe? Und warum sogar Kinder? Wir erklären es euch. Wie lebt man als Obdachloser? Wo bekommt man Hilfe? Und warum sind Hunde so wichtig? Wir haben für euch Betroffene und Helfer gesprochen. Wo organisieren sich Straßenkinder? Was hat das mit dem Handy zu tun? Und was können Straßenzeitungen bewirken? Wir erzählen es euch. Asphalt Kids, ab sofort für 4 Euro auf Straßen und Plätzen. Die Hälfte davon bekommt wie immer der Verkäufer.

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