artes2012

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a.r.t.e.s. Jahrbuch 03/2011 bis 02/2012


Inhalt 4

Editorial Prof. Dr. Dr. h.c. Andreas Speer | Sprecher der Forschungsschule . . 6 Grußwort Prof. Dr. Axel Freimuth | Rektor der Universität zu Köln . . . . . . . . 8 Grußwort Prof. Dr. Katharina Niemeyer Dekanin der Philosophischen Fakultät der Universität zu Köln . . . . . . . . . . 10 Die a.r.t.e.s. Forschungsschule 2011 Dr. Artemis Klidis-Honecker | Koordinatorin a.r.t.e.s. Forschungsschule . . . 13 inside a.r.t.e.s. – anstatt eines Grußwortes Christopher Knäbel, Jule Schaffer, Alexander Scheufens (VertreterInnen der a.r.t.e.s. Doktorandinnen und Doktoranden) . . . . . . . . 21 a.r.t.e.s. Absolventenbericht State of the Heart: Drei Jahre an der a.r.t.e.s. Forschungsschule Konstantin Butz, Martin Reilich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 a.r.t.e.s. kolloquium in Santa Cesarea Terme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 Die A.R.T.e.s. galerie - Kunst und Wissenschaft im Dialog . . . . . . . . . . . . . 28 Transformationen und variable Realität(en) / Furchtbare Augenblicke | Fruchtbare Augenblicke Dominik Baumgarten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 Matteo Pericoli. Drawings from Within Francesca Valentini, Judith Bihr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 a.r.t.e.s. international – „Nein zu Regierung, Nein zu Religion, Nein zu Dörfern“: Ethnologische Feldforschung in Zentral Sulawesi, Indonesien Anna Grumblies . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 Bericht aus Klasse 1 - Denkfiguren und Wissensfigurationen in Antike und Mittelalter Elisa Bazzechi, Valerie Wolf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50 a.r.t.e.s. Forum 2011: Transkulturation. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52 T wie Transkulturation Lara Brück-Pamplona, Britta Tewordt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55 www.artes.uni-koeln.de


Über... einen transkulturellen Abend Judith Bihr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59 Römer und Germanen. Transkulturationsprozesse in Kaiserzeit und Spätantike Sebastian Brather . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60 Übersetzen Gerrit J. Dimmendaal . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67 „Über Grenzen denken“ – Tabak, Kaffee, Tee und Schokolade in globalhistorischer Perspektive Annerose Menninger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73 Carribean New York als polyphoner Trans-Bereich Bettina E. Schmidt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79 Geschmackssachen: Wandel des Schönheitsideals in China Kai Enzweiler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84 Prag als Topos der Transkulturalität Manfred Weinsberg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90 Das andine charango als transkulturelles Instrument? Kritische Überlegungen zu einem neuen Begriff der Kulturforschung Julio Mendivil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95 „...und sie nannten mich Pekenene“. Identität und Namen bei den Ts‘ixa Anne-Maria Fehn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103 a.r.t.e.s. Forschung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113 Doktorandinnen und Doktoranden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 115 Vorträge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 139 Veröffentlichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 151 Lehrveranstaltungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 157 Die a.r.t.e.s. Kommission . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 163 Wissenschaftliche Betreuerinnen und Betreuer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169 Beteiligte Institutionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 177 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 181

Jahrbuch 03/2011 bis 02/2012

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Editorial Das dritte Jahrbuch der a.r.t.e.s. Forschungsschule ist in einer recht spannungsvollen Zeit entstanden. Dafür gibt es vor allem zwei Gründe: 6

Zum einen hat unser 1. Artistenjahrgang erlebt, was es heißt, ein Promotionsprojekt zum Abschluß zu bringen. Daß das Abschließen eines Forschungsprojekts in der Regel der schwierigste Teil ist, das weiß jeder, der auch nach der Promotion an der Universität weiterarbeitet – und das gilt auch für künftige Forschungsprojekte. Deshalb gehört ein Abschlußkolloquium am Beginn des letzten Semesters zu unserem Konzept. Das erste Abschlußkolloquium fand in der Woche nach Pfingsten in Santa Cesarea Terme im wunderschönen Salento statt und bot die Gelegenheit, die Ergebnisse der Dissertation noch einmal im großen Kreis zu diskutieren und zugleich in traumhafter Umgebung Energie für die letzte Schreibetappe zu finden. Die erste Promotionsparty bei a.r.t.e.s. konnte dann auch nach der Urkundenfeier am 3. Februar 2012 steigen. Der zweite Grund liegt im Erreichen der Finalrunde im Rahmen der Exzellenzinitiative mit dem erweiterten Antragskonzept für eine fakultätsübergreifende integrierte Graduiertenschule, das die Erfahrungen der a.r.t.e.s. Forschungsschule aufgreift und weiterentwickelt. Der Berichtszeitraum war ausgefüllt mit der Ausarbeitung eines Vollantrags für eine künftige a.r.t.e.s. Graduate School for the Humanities Cologne und mit der Vorbereitung für die Begutachtung am 1. Dezember 2011 in Berlin vor einem internationalen Gutachtergremium. Daran schloß sich die Mitarbeit an den Vorbereitungen für die Begehung unserer Universität am 7. und 8. Februar 2012 an, bei der a.r.t.e.s. gleichfalls als ein Modell für die Graduiertenförderung an der Universität zu Köln eine Pilotfunktion zukam. Ich danke an dieser Stelle allen Artisten – Professoren, Stipendiaten und Mitarbeitern – für ihren außergewöhnlichen Einsatz. Nun heißt es abwarten. Anders als die DoktorandInnen, die aufgrund der kontinuierlichen Begleitung bei Abgabe ihrer Arbeit mit der erfolgreichen Verteidigung rechnen können, müssen wir bis zum letzten Tag auf die Entscheidung warten. Einen Erfolg konnten wir jedoch schon verbuchen: nämlich die Möglichkeit, einen vierten Stipendiatenjahrgang auszuschreiben, der allein aus Mitteln der Universität zu Köln finanziert wird. Dies ist ein großer Vertrauensbeweis seitens der Hochschulleitung für unsere bisherige Arbeit, die sich im Berichtszeitraum hervorragend entwickelt hat. Mich beeindruckt, wie selbstverständlich a.r.t.e.s. inzwischen als Forschungsschule funktioniert. Ich erwähne exemplarisch den großen Erfolg von a.r.t.e.s. international, das a.r.t.e.s. forum, das inzwischen zu einem Selbstläufer und damit zu einer Institution im besten Sinne geworden ist, die A.R.T.e.s. galerie mit ihren spannenden Ausstellungen, und nicht zuletzt die Selbstverständlichkeit, mit der die sehr offene Diskussionskultur von allen mitgetragen wird. Beeindruckt bin ich davon, welches wissenschaftliche Standing viele StipendiatInnen und KollegiatInnen innerhalb ihrer Community bereits entwickelt haben. Die Liste der Vortragseinladungen und Veröffentlichungen zeigt dies. Am meisten überrascht und gefreut hat mich aber, daß die a.r.t.e.s. Forschungsschule ganz offensichtlich als eine Plattform www.artes.uni-koeln.de


für eine ‚life-work-balance’ empfunden wird, die auch Kinder miteinschließt. Wir freuen uns sehr über unsere kleinsten Artistinnen und Artisten. Das hat uns auch für die Antragsstellung im Rahmen der Exzellenzinitiative viele Anregungen gegeben, um – so hoffen wir – künftig noch mehr Unterstützung bieten zu können. Doch nun möchte ich noch ein paar Worte zum vorliegenden a.r.t.e.s. Jahrbuch sagen, das den Berichtszeitraum März 2011 bis Februar 2012 umfaßt. Neben aussagekräftigen Statistiken möchten wir einen Eindruck von der gemeinsamen Forschungsarbeit in unserer Graduiertenschule vermitteln. So finden sich Berichte aus der Forschungsarbeit von Artisten im Rahmen von a.r.t.e.s. international, über die Ausstellungen der A.R.T.e.s. galerie und aus der Arbeit der Klassen, in denen sich die Doktorandinnen und Doktoranden regelmäßig treffen. Der thematische Schwerpunkt wird durch unser drittes Jahresthema bestimmt: »Transkulturation«. Es ist vielleicht der für einen Außenstehenden am schwierigsten zu fassende Begriff unseres Akronyms. Ich bin jedoch zuversichtlich, daß die Beiträge, die auf das Kolloquium vom 12. Mai 2011 zurückgehen, einen Einblick in die thematische Breite dieses zentralen kulturwissenschaftlichen Begriffs bieten und zugleich die Vielgestaltigkeit des interdisziplinären Gesprächs zeigen, das an den Grenzen der Philosophischen Fakultät nicht haltmacht. Darin zeigt sich die Grundidee von a.r.t.e.s., die disziplinäre Spezifik mit verschiedenen Formen interdisziplinärer Arbeit auf produktive Weise zu verbinden. Im Zentrum der Arbeit von a.r.t.e.s. stehen jedoch die Forschungsprojekte der Doktorandinnen und Doktoranden. Diese vermitteln zugleich einen Eindruck von dem methodischen und inhaltlichen Spektrum in unserer Graduiertenschule. Weitere Informationen finden sich auf der stets aktuellen a.r.t.e.s.homepage (www.artes.uni-koeln.de). Doch unsere Türen stehen nicht nur digital, sondern auch real offen: während der täglichen Öffnungszeiten, bei einer Vernissage unserer A.R.T.e.s. galerie oder bei unserem diesjährigen a.r.t.e.s. forum am 24. Mai zum Thema »Episteme«. Auch unser Jahrbuch möchte neugierig auf a.r.t.e.s. machen. Vielleicht schauen Sie nach der Lektüre einmal bei uns herein – uns würde es freuen! Am Ende bleibt mir der Dank an alle, die zu diesem dritten Jahrbuch beigetragen haben, und an alle, die unsere Arbeit im Berichtszeitraum unterstützt haben. Wir hoffen, daß unser drittes Jahrbuch gefällt.

Prof. Dr. Dr. h.c. Andreas Speer Sprecher der a.r.t.e.s. Forschungsschule Jahrbuch 03/2011 bis 02/2012

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Grußwort des Rektors

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Für den dritten Jahresbericht der a.r.t.e.s. Forschungsschule schreibe ich sehr gerne ein Grußwort, denn im Berichtsjahr 2011/2012 habe ich a.r.t.e.s. noch besser kennengelernt. Das ist für den Rektor einer großen Universität keineswegs selbstverständlich. Doch die Begutachtung im Rahmen der Exzellenzinitiative und deren Vorbereitung boten viele Gelegenheiten zum Kennenlernen. Dazu gehörte auch ein arbeitsamer Sonntag in den Räumen von a.r.t.e.s., als das Rektorat wegen der laufenden Sanierungsarbeiten im Hauptgebäude ohne Netz und Strom war. Ich habe mich bei Ihnen sehr wohl gefühlt. Sowohl bei der Begutachtung des a.r.t.e.s.-Antrags in Berlin am 1. Dezember 2011 als auch bei der Begehung der Gesamtuniversität Anfang Februar 2012 war ich von der hohen Professionalität und großen Begeisterung beeindruckt, mit der Sprecher, Professorinnen und Professoren sowie Doktorandinnen und Doktoranden aufgetreten sind. Als unser erfolgreiches Pilotprojekt haben wir a.r.t.e.s. – so denke ich – überzeugend präsentiert und damit ein gutes Argument geliefert für die Förderung des ambitionierten Konzepts einer integrierten Graduiertenschule der Philosophischen Fakultät. Ich bin überzeugt davon, dass eine forschungsstarke Universität wie die Universität zu Köln einen Schwerpunkt auf die Graduiertenausbildung legen muss. Die jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und ihre Ideen sind die Zukunft unserer Universität. Deshalb haben wir auch die Vorbereitungen zur Gründung der universitätsweiten Dachgraduiertenschule Albertus Magnus Graduate School Cologne weit vorangetrieben. Künftig möchte die Universität zu Köln allen Doktorandinnen und Doktoranden einen Platz in einer Graduiertenschule anbieten. Hierzu bedarf es fakultätsweiter Strukturen wie der a.r.t.e.s. Forschungsschule, der eine Pionierrolle zukommt für den Aufbau einer übergreifenden Graduiertenschule an einer so großen und vielfältigen Fakultät wie der Philosophischen Fakultät. Das vorliegende Jahrbuch zeugt von der Dynamik, mit der sich a.r.t.e.s. seit der Gründung im November 2008 entwickelt hat, gerade auch im vergangenen Jahr. Die Doktorandenausbildung ist noch internationaler geworden und die interdisziplinäre Vielfalt ist mittlerweile zu einem schlüssigen Konzept der Promotionsbetreuung verbunden.

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Zu den Erfolgen der a.r.t.e.s. Forschungsschule – dokumentiert im vorliegenden Jahrbuch – gratuliere ich allen Beteiligten herzlich und wünsche zugleich im Namen der Hochschulleitung viel Erfolg bei den Herausforderungen im laufenden Jahr!

Prof. Dr. Axel Freimuth Rektor der Universität zu Köln

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Grußwort der Dekanin

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Es war ein großartiger Abend: das Triologische Quartett spielte „Moon River“, Andreas Speer hielt eine tiefsinnige Rede und ich durfte im Talar der Fakultät die Promotionsurkunden an die ersten artisten überreichen. Einige der frisch gekürten Doctores kannte ich seit den ersten Tagen bei a.r.t.e.s., das allmähliche Wachsen ihrer Arbeiten konnte ich über die Jahre verfolgen und beobachten, wie nicht nur die Arbeiten, sondern auch das kritische wissenschaftliche Selbstbewusstsein gediehen, und wie sich im Laufe der Arbeit und der vielfachen Aktivitäten im Rahmen der Forschungsschule beeindruckende junge Forscherpersönlichkeiten entwickelt haben, die auch erheblichen Widerständen – der Sache und des Lebens zu trotzen wissen. Ich war schon wirklich stolz auf diese Reihe, der ich am 3. Februar das Zeugnis aushändigte. Im Namen der Fakultät an dieser Stelle also die herzlichsten Glückwünsche an die ersten a.r.t.e.s.Absolventinnen und Absolventen. Sie haben in den Jahren Ihrer Promotion bei a.r.t.e.s sehr viel mehr geschafft als nur eine Dissertation zu verfertigen. Um Sie und die anderen Artisten herum hat sich die Fakultät neu gruppiert und entschieden, zu einer veritablen „graduate faculty“ werdenzu wollen, ganz im Sinne des „querer ser“, des Wunschs nach Selbstüberschreitung, wie ihn der spanische Philosoph, Schriftsteller und Universitätslehrer Miguel de Unamuno als menschlichen Grundimpuls definiert hat. Die ursprüngliche Idee geht auf Andreas Speer zurück, dem an dieser Stelle im Namen der Fakultät einmal mehr für seinen unermüdlichen Einsatz herzlichst gedankt sei. Aber die Tatsache, dass sich im Zusammenhang mit der Endfassung des Antrags für die a.r.t.e.s. Graduate School for the Humanities Cologne im Rahmen der Exzellenzinitiative so viele Kolleginnen und Kollegen zusammenfanden, ist doch auch Ihr Werk, genauer gesagt, das gute Beispiel von a.r.t.e.s., der bereichernden Arbeit in den Klassen, der vielfältigen interdisziplinären Verbindungen, der so wunderbar unproblematischen Zusammenarbeit, aber auch der steten gegenteiligen Anteilnahme, der bei aller nötigen (Selbst-)Kritik doch fraglos solidarischen Zuwendung, last but not least des untrüglichen Gefühls, für eine große Sache gemeinsam verantwortlich zu sein. Wenn nicht jetzt, wann dann – und wenn nicht wir alle zusammen, wer sonst? Das war der „spirit of a.r.t.e.s.“, den wir gemeinsam im Dezember 2011 zu früher Morgenstunde in Berlin vertreten haben. Und ganz egal, wie die Entscheidung im Juni ausfällt: die Philosophische Fakultät wird eine „graduate faculty“.

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Für das neue a.r.t.es.-Jahr wünsche ich allen artisten und den Klassenleiterinnen und Klassenleitern, dass sie sich immer dann, wenn es schwierig scheint, an diesen „spirit of a.r.t.e.s.“ erinnern. Sie sind auf dem richtigen Weg – und die Fakultät steht an Ihrer Seite. Haben Sie keine Angst vor Veränderung, sie ist oft das Beste, was uns passieren kann. Auch dafür ist a.r.t.e.s. ein prägendes Beispiel. Ich freue mich schon jetzt auf die nächste Promotionsfeier!

Prof. Dr. Katharina Niemeyer Dekanin der Philosophischen Fakultät

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Die a.r.t.e.s. Forschungsschule 2011 Dr. Artemis Klidis-Honecker

Da das Konzept der a.r.t.e.s. Graduate School for the Humanities Cologne (AGSHC) zur Endrunde der Exzellenzinitiative zugelassen wurde, konnte die a.r.t.e.s. Forschungsschule Stipendien für einen weiteren Jahrgang ausschreiben. So wurden 2011 elf weitere Stipendien vergeben, so dass die Forschungsschule nun 65 StipendiatInnen umfasst. Zudem gibt es 24 KollegiatInnen. Auch konnten weitere Maßnahmen zur Förderung der Familienfreundlichkeit und der Gleichstellung an der Forschungsschule umgesetzt werden. Der Frauenanteil liegt mit 34 Geförderten bei 52 %. Die Familienfördermaßnahmen, wie die Möglichkeit die Laufzeit des Stipendiums durch eine zeitweise Halbierung der monatlichen finanziellen Förderung zu verlängern, wurden von zahlreichen Müttern und Vätern in Anspruch genommen. Zur Zeit gibt es 16 Kinder und Babys in der Forschungsschule. Im Zuge dessen wurde auch ein Familien- und Stillzimmer eingerichtet, in dem mit Baby gearbeitet werden kann. Mit den ersten feierlichen Promotionen im Wintersemester 2011/12 und zahlreichen weiteren Promotionen im Sommersemester 2012 hat sich der erste a.r.t.e.s. Jahrgang erfolgreich verabschiedet. Über ein neu eingerichtetes Alumninetzwerk sollen die ehemaligen StipendiatInnen und KollegiantInnen der Forschungsschule weiter untereinander und mit a.r.t.e.s. verbunden bleiben. Hierzu gehört auch ein Mentorenprogramm über das sich die DoktorandInnen mit den Alumni vernetzen können. Mit dem Programm a.r.t.e.s. international konnte die Internationalisierung der Forschungsschule weiter ausgebaut werden. So reisten im Jahr 2011 achtundzwanzig StipendiatInnen und KollegiatInnen zu längeren Forschungsaufenthalten und Gastaufenthalten ins Ausland, u.a. nach China, Brasilien, Honkong und Venezuela. Im Wintersemester konnte mithilfe der Fördergelder des Programms Professor Dr. Dr. Roberto Casati, Directeur de Recherches Institut Nicod Ècole Normale Supérieure (CNRS-EHESSENS), aus Paris zu einen Gastvortrag im Rahmen der Ausstellungseröffnung der A.R.T.e.s. galerie eingeladen werden. Neben dem umfangreichen Angebot an Veranstaltungen von a.r.t.e.s. praxis konnten die StipendiatInnen und KollegiatInnen auch wieder im Rahmen eines Workshops eigenständig eine Tagung, das a.r.t.e.s. forum, konzipieren: im Sommersemester 2011 zum Thema „Transkulturation“, zu dessen Abschlussgespräch der Schriftsteller Feridun Zaimoglu begrüßt werden konnte. Im Jahr 2011 wurde darüber hinaus das neue Kommunikationskonzept der Forschungsschule umgesetzt. Der a.r.t.e.s. Imagefilm wurde fertiggestellt und bei iTunes U und YouTube eingestellt. Bei YouTube verzeichnete er bis Ende Januar diesen Jahres 1735 Aufrufe. Weitere Interviews mit DoktorandInnen, wurden ebenfalls entsprechend den jeweiligen Zielgruppen bei iTunes U und YouTube platziert, wobei die Interviews auf YouTube durchschnittlich 350-mal aufgerufen wurden. Genaue Zahlen der iTunes U Nutzung liegen noch nicht vor. Jahrbuch 03/2011 bis 02/2012

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Der Gesamtauftritt der Universität zu Köln verzeichnet täglich 2200 Aufrufe. Seit April 2011 gibt es auch eine a.r.t.e.s. Facebookpräsenz. Auf Facebook möchte sich a.r.t.e.s. an junge Nachwuchswissenschaftler und a.r.t.e.s. Mitglieder wenden. Die Analyse zeigt, dass über 70 % der Besucher zu dieser Zielgruppe gehören (Männer und Frauen zwischen 25 und 34 Jahren). Die aktive Nutzung und die zahlreichen Aufrufe, seit April bis Ende Dezember 2011 waren es rund 100.000, veranschaulichen den 14

Erfolg des Konzepts.

Ausschreibung im Rahmen der Bewerbung zur Exzellenzinitiative Stipendienauswahl 2011 In diesem Jahr bewarben sich 101 Bewerberinnen und Bewerber um ein a.r.t.e.s. Stipendium. So war die Bewerberzahl im Vergleich zum letzten Jahr zwar niedriger, aber die Anzahl der qualitativ hochwertigen Bewerbungen, d.h. der Bewerbungen, die zur Begutachtung in die Fakultät gegeben wurden, war mit 80 ungefähr gleich hoch. Im Jahr 2011 wurde erstmals die Herkunft aus Nicht-Akademiker Familien als soziales Kriterium neben Elternschaft, Ausbildungs- oder Pflegezeiten besonders berücksichtigt. So kommen in diesem Jahr 55% der StipendiatInnen aus bildungsfernen Elternhäusern. Bei den Bewerberinnen und Bewerbern lag der Anteil bei 34 %.

Elternhaus der BewerberInnen

67 66%

34 34%

bildungsfern nicht-bildungsfern

Elternhaus der StipendiatInnen

5 45%

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6 55%

bildungsfern nicht-bildungsfern


Eines der Ziele von a.r.t.e.s. ist es, junge Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler möglichst zeitnah zum Erstabschluss anzusprechen und zu fördern. Im Jahr 2011 konnte dieses Ziel erreicht werden: 70 % der BewerberInnen waren 28 Jahre alt oder jünger. Drei StipendiatInnen, deren Ausbildungs- und Elternzeiten besonders berücksichtigt wurden, sind 29 Jahre alt.

Übersicht Alter der StipendiatInnen 2011

3 27%

5 46%

3 27%

<27 27-28 29-30

a.r.t.e.s. Stipendiaten und Stipendiatinnen schließen ihr Studium in der Regel mit sehr guten Noten ab. Im Jahr 2011 waren es 91 % der StipendiatInnen, die einen Notendurchschnitt von 1 bis 1,5 erreichten. 2010 waren es noch 74 %. Bei den Bewerberinnen und Bewerbern lag dieser Anteil bei 58 %. .

Noten der StipendiatInnen 1 9%

6 55%

4 36%

1.0 1.1-1.5 1.6-2

Übersicht Examensabschlussnoten der StipendiatInnen 2011 a.r.t.e.s. hat sich zum Ziel gesetzt, maximal die Hälfte der Stipendienplätze an Kölner Kandidaten zu vergeben. Im Jahr 2011 haben sich 64% auswärtige KandidatInnen für ein a.r.t.e.s. Stipendium beworben. Wie im letzten Jahr gab es auch 2011 während der Auswahlgespräche fünf auswärtige BewerberInnen, die ihre Bewerbungen aufgrund von Stellenangeboten und Parallelbewerbungen bei anderen Porgrammen und Stiftungen zurückzogen haben. Der Prozentsatz der Kölner StipendiatInnen liegt dennoch bei 46 %, so dass die Vorgabe erfüllt werden konnte.

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Rücktritte

1 9%

4 36% Rücktritte Köln Rücktritte Restdeutschland Rücktritte Ausland

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6 55%

Rücktritte während der Auswahlgespräche 2011

Leider konnte im Vergleich zum Jahr 2010 aufgrund der kurzfristigen Rücktritte der Anteil der ausländischen Stipendiatinnen und Stipendiaten nicht weiter gesteigert werden. So erhielten zwei ausländische Bewerberinnen ein a.r.t.e.s. Stipendium, was einem Anteil von 18 % entspricht.

Herkunft der StipendiatInnen 2 18%

6 55%

5 46%

Köln Restdeutschland Ausland

Übersicht ausländische und inländische StipendiatInnen 2011

Im Jahr 2011 haben sich Absolventen aus 15 unterschiedlichen Fachrichtungen bei a.r.t.e.s. beworben. Besonders hohe Bewerberzahlen gab es in der Philosophie (16), der Geschichte (15), der Ethnologie (13), sowie den Philologien (10), der Archäologie (9) und der Kunstgeschichte (9). Es wurde ein Stipendium für BewerberInnen aus der Philosophie vergeben, vier für BewerberInnen aus der Geschichte, je eines für BewerberInnen aus der Ethnologie und den Philologien sowie zwei für BewerberInnen aus der Archäologie.

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Fächer der BewerberInnen und StipendiatInnen 2011 Bewerber Stipendiaten

10

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keine Angaben

Soziologie

Religionswissenschaften

Philosophie

Philologie

Musikwissenschaften

Medien- und Kulturwissenschaften

Linguistik

Kunstgeschichte

Geschichte

Geographie

Germanistik

Ethnologie/Regionalwissenschaften

Erziehungswissenschaften

Archäologie

0

In diesem Auswahlverfahren haben sich 62% Bewerberinnen und 39% Bewerber bei der a.r.t.e.s. Forschungsschule beworben. Zu den Auswahlgesprächen wurden aufgrund der fachlichen Exzellenz des Antrags 14 Frauen und 12 Männer eingeladen. Fünf Bewerberinnen und sechs Bewerber erhielten ein Stipendium, da nach der Auswahlsitzung eine Stipendiatin zurücktrat, womit der Frauenanteil auf 45 % sank.

Geschlechterverhältnis (StipendiatInnen)

6 55%

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5 45%

weiblich männlich


Erfahrungswerte und strategische Ziele Die Gender- und Diversity-Ziele der a.r.t.e.s. Forschungsschule konnten im Berichtszeitraum erfolgreich umgesetzt werden. So wurden AbsolventInnen aus bildungsfernen Elternhäusern gefördert und weitere familienfreundliche Maßnahmen in Angriff genommen. 18

Die Ziele der Auswahlkriterien, möglichst junge Nachwuchswissen-schaftler mit hervorragenden Abschlussnoten für a.r.t.e.s. zu gewinnen sowie nur zu maximal 50 % Kölner Absolventen zu fördern, wurden in diesem Jahr erreicht. Der Ausbau der internationalen Kooperationen mit ausländischen Graduiertenschulen konnte im Jahr 2011 weiter fortschreiten. So fanden Gespräche mit dem Boston College und dem Dartmouth College statt. Auch konnte die bereits bestehende Partnerschaft mit der Scuola Superiore ISUFI vertieft werden. Der Anteil der ausländischen StipendiatInnen blieb im Vergleich zum Vorjahr gleich hoch. Die Zusammenarbeit mit dem Internationalen Kolleg Morphomata wurde in diesem Jahr weiter ausgebaut. Mit dem ‚Advisors Club‘ wurde ein neues Programm zur Interaktion mit dem Fellows des Kollegs entwickelt. Die Fellows stehen für Diskussionen in den Klassen und für Einzelgespräche zur Verfügung. Um den neuen a.r.t.e.s. Jahrgang kennen zu lernen, besuchten einige Fellows das a.r.t.e.s. kolloquium in Königswinter. Die a.r.t.e.s. StipendiatInnen nutzten in diesem Jahr die Möglichkeit der Vernetzung mit den Fellows des Kollegs und frequentierten die Veranstaltungen des Internationalen Kollegs stärker als im Vorjahr, so dass sich die angestrebte Vernetzung zwischen Morphomata und a.r.t.e.s. weiter erfolgreich gestaltet.

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inside a.r.t.e.s. – anstatt eines Grußwortes Artistische Lach- und Sachgeschichten, diesmal mit… …a hearty welcome to the new Artists ...fascinerende kunsttentoonstellingen met richtinggevende thema‘s zoals „transformatie in kunst en wetenschap“ of „vreselijke en vruchtbare ogenblikken“ ... diskusi yang hidup dan melawan rangsangan ...conferencias y presentaciones inspiradoras y un fascinante foro sobre el tema de la Transculturación ...vilen menschen, niuwe unde kleine, unde vater unde muoter vol herzelieber freude …per la prima volta la conferenza a chiusura del percorso di ricerca dottorale nella meravigliosa cornice di Santa Cesarea ...curiosité scientifique et joie investigatrice ...ener jesellije Käjelei un enem leckere Kölsch ...mengi ya jasho na kazi ngumu ...(cum) studiosis bonarum artium primi anni feliciter promotis celebrationeque eorum praestante Das war: a.r.t.e.s.-Transkulturation! Wir freuen uns über solch ein erfolgreiches und spannendes Jahr und bedanken uns bei allen, die zum Gelingen beigetragen haben. Voller Vorfreude blicken wir auf das kommende, möge sich das Jahr der Episteme ebenso erkenntnisreich, spannend und freudebringend erweisen wie das vergangene. Wir sind sehr zuversichtlich.

‫مكقارف انيلع بعصي‬, der abgetretene Sprecherjahrgang Christopher Knäbel, Jule Schaffer, Alexander Scheufens Persönliche Anmerkung: Wir danken allen fleißigen Übersetzern und sind glücklich, dass sich auch unsere letzte Handlung als Sprecher in Form eines schönen Gemeinschaftsprojekt realisieren ließ!

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a.r.t.e.s. Absolventenbericht State of the Heart: Drei Jahre an der a.r.t.e.s. Forschungsschule a.r.t.e.s. ist ein Ausnahmephänomen. Während digitale Kooperationen, mobiler Austausch und virtuelle 22

Präsenzen zum state of the art moderner Berufswelten gehören, schlägt der intellektuelle Puls von a.r.t.e.s. durch die unersetzlichen Vorzüge analoger Realität und Kommunikation. Dass wir uns nicht missverstehen: Auch die Forschungsschule hat eine gut gepflegte Website, es herrscht reger E-Mailverkehr und bisweilen eine „Posting-Wut“ in eigener Sache. Aber lassen Sie uns erklären, weshalb a.r.t.e.s. und vor allem die analoge Präsenz dieser Institution so bedeutsam für uns wurde: Als Artisten der ersten Stunde und nunmehr Alumni der Forschungsschule haben wir Aufbruch- und Umbruchzeiten von a.r.t.e.s. erlebt, die uns nun – in der zugegeben sehr subjektiv gefärbten Retrospektive – als prägend erscheinen. Eine der vielleicht wichtigsten Erkenntnisse der vergangenen Jahre ist, dass man a.r.t.e.s. erst so richtig begreifen konnte, als es begehbar wurde... In den allerersten Monaten trifft man sich lediglich zu einigen formellen Plenen und terminierten Kolloquien; die Mitglieder der Forschungsschule versammeln sich zu Besprechungen organisatorischer und inhaltlicher Art, danach driften sie als kleine Forschungssatelliten wieder an ihre jeweiligen Institute, Arbeitsplätze und Schreibtische zurück. Zu dieser Zeit steht die Institution a.r.t.e.s. zwar schon als reifende Idee im Raum, paradoxerweise aber fehlt noch der Raum selbst. Gewisse Orientierungslosigkeiten scheinen unvermeidlich: Was ist mit a.r.t.e.s. anzufangen? Was ist davon zu halten? Nach einigen Monaten, scheinbar plötzlich und über Nacht, erhält die Forschungsschule einen konkreten Ort, und es weitet sich der Horizont auf engen Fluren: Mit den Büroetagen im Gebäude 210 (das, der Logik ein Schnippchen schlagend, die Hausnummer 217 für sich beansprucht) eröffnet sich den Forschungsschülern plötzlich eine neue Wirklichkeit – und mit ihr neue Möglichkeiten. Die Schule trägt nun eine Hausnummer und das metaphysische Gedankengebäude, das sich bisher hauptsächlich auf die fünf Buchstaben a.r.t.e.s. stützt, erhält eine physische Ummantelung, ein Fundament und ein Dach. Das mittlerweile auch umgangssprachlich institutionalisierte „Zwozehn“ wird den Stipendiaten und Kollegiaten fortan ein neues – und vielen auch ein zweites – zu Hause. Aber was macht das Gebäude 210 so unentbehrlich auf dem Weg zum Abschluss unserer Dissertationen? Zum einen sind da die großzügig aus- und eingerichteten Arbeitsplätze, zwei Küchen und ein Chefbüro mit Dusche; zum andern ist da der Blick aus dem Fenster, der uns allmorgendlich an unseren Schreibtischen gegönnt ist. Mit Tassen frischen Kaffees in Händen wird er Teil der kontemplativen Arbeit an unseren Texten: Das (je nach Jahreszeit) idyllisch-triste Grüngrau des dort im Blick befindlichen Hinterhofes bietet Entspannung für die vom Lesen geplagten Augen; und das geschäftige Treiben des benachbarten Steinmetzes versichert in Momenten der Einsamkeit, dass wir nicht die einzigen sind, die von Mühsal geplagt werden. So manches Mal beneiden wir den Steinmetz, der seinen Werkstoff beschlägt und beschriftet. Durch seine Tätigkeit schafft er Figuren und Texte, die für nichts anderes als die Ewigkeit gedacht sind.

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Das leere weiße Blatt, das derweil vor uns ruhend darauf wartet, beschrieben zu werden, um sich nach jahrelanger Arbeit die Bezeichnung „Doktorarbeit“ zu verdienen, scheint uns des Öfteren weitaus widerspenstiger als das Felsstück, das sich vor dem Fenster den Hammerschlägen des Handwerkers entgegenstemmt. Was uns dann auch (pardon the pun) gravierend vom Steinmetz unterscheidet, ist, dass wir am Ende des Tages nie behaupten dürfen, unsere Arbeiten seien nun in Stein gemeißelt und bereit, den Unwirtlichkeiten der nächsten Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte zu trotzen; ganz im Gegenteil: viel zu häufig finden unsere Textentwürfe, dem tragischen Schicksal der Ephemeroptera nacheifernd, noch am selben Tag ihr jähes Ende im digitalen oder – wenn es hart auf hart kommt – auch analogen Papierkorb. Dieser Umstand geht bisweilen mit einem gewissen Gefühl von Frustration einher. Der kurze Gang vom Arbeitsplatz zum Mülleimer wird zur repetitiven Schmach, die phasenweise tagtäglich die Zweifel daran schürt, jemals dem eigentlichen Ziel auch nur ein Stückchen näher zu kommen. Essentiell bei der Unterdrückung, Verdrängung oder auch Widerlegung dieser Zweifel ist dann allerdings, dass dieser Weg nicht vollkommen alleine beschritten werden muss. Anstatt ausschließlich den emsigen Handwerkermeister als Bruder im Geiste zu sehen, lässt sich nämlich der in die Ferne schweifende Blick aus dem Bürofenster wieder einfangen, um einhundertachtzig Grad drehen und auf das Innere der a.r.t.e.s. Forschungsschule richten. Entlang des Flures füllen und reihen sich Büros an Büros, Schreibtische an Schreibtische, Bücher an Bücher – und mittendrin sitzen, stehen oder spazieren viele denkende Köpfe, die mit den gleichen Situationen und ganz ähnlichen Gemütszuständen konfrontiert sind. Schnell entstehen zwischenmenschliche Verbindlichkeiten, gegenseitiges Interesse und Netzwerke, die mit der Mär des eremitisch vor sich hin doktorierenden Forschers aufzuräumen wissen. a.r.t.e.s. beginnt organisch zu wachsen und wird mit den Bürobehausungen nicht nur räumlich begehbar, sondern eben auch erlebbar und solidarisch, bisweilen freundschaftlich erfüllt. Kaum zu unterschätzen ist dieses wohlwollende und aufmerksame Miteinander auf den Fluren von „Zwozehn“. Es ist dieser Tatsache zu verdanken, dass wir nun rückblickend auf unsere Zeit als Doktoranden in erster Linie Gedanken assoziieren, die sich wenig mit dem Inhalt unserer jeweiligen Dissertationen beschäftigen, sondern sich um die Erlebnisse, Geschehnisse und Unternehmungen drehen, welche wir in diesem prägenden Lebensabschnitt mit den Kommilitonen und Kollegen von a.r.t.e.s. teilen durften. a.r.t.e.s. lebt vom Miteinander in Freud und Leid: Nicht selten kreuzen sich die Wege zur Entsorgung missglückter Arbeitsentwürfe, und oftmals sind Krisengespräche, die thematisch von Schreibblockaden bis Sinnfragen alles diskutieren, was die lebensweltlichen Erfahrungen der Promovierenden erschüttern kann, die glückliche und helfende Folge. Genauso – und mehr noch – zählen hitzige Debatten über Fachliches dazu, in denen mitunter (und häufig zu fortgeschrittener Stunde!) die intellektuellen Kontroversen in angeregte Unterhaltungen über Privates fließend übergehen. Hochintellektuell unterfütterte Kegelabende und kunstverliebte Vernissagen der a.r.t.e.s. Galerie gehören ebenso zum Rhythmus der Forschungsschule wie Begrüßungsrunden neuer Jahrgänge, die zumeist bis in die frühen Morgenstunden zelebriert werden und dabei häufig kulinarisches Geleit in Form artistischer Buffetarrangements erfahren.

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Wir lernen viel aneinander und miteinander: Die empirische Gewissheit beispielsweise, dass Tabs für die Spülmaschine nicht einfach durch großzügige Befüllung mit flüssigem Spülmittel ersetzt werden können, addieren wir ebenfalls als überschäumende Evidenzerfahrung zu den softskills, die wir als so genannte Geisteswissenschaftler in unserem Wissensportfolio mitführen. Unsere abschließende gemeinsame Bildungsreise ins südlichste Italien kommt uns noch heute vor wie die akademisch-erkennt24

nistheoretisch und gleichsam sublim-romantisch gefärbte Klimax des dreijährigen Abenteuers a.r.t.e.s., das durch eine ebenso anrührende wie ausschweifende Doktorfeier seinen unvergesslichen Abschluss findet – natürlich auch im mittlerweile wirklich allumfassend heißgeliebten „Zwozehn“. Uns für diesen Höhepunkt, der leider auch ein deutlicher Schlusspunkt war, und vor allem für die vorangegangenen drei Jahre zu bedanken, sei damit auch die letzte Amtshandlung die wir als Artisten offiziell wahrnehmen möchten, bevor wir uns der neuen Lebenswirklichkeit als Alumni stellen: Es war uns eine Freude, formender Teil von a.r.t.e.s. zu sein, das mit und in Gedankenexperimenten begann, und für uns jedenfalls von einem state of mind zu einem state of heart wurde. Wir sind froh und dankbar, dabei gewesen zu sein – nicht allein auf Grund unserer sehr persönlichen Erfahrungen, die nun schon in der Vergangenheit liegen, sondern auch mit Blick auf die Zukunft: Wie wir aus der näheren Ferne nun beobachten dürfen, ist die Graduiertenschule auf bestem Wege, innerhalb der geisteswissenschaftlichen Forschungslandschaft state of the a.r.t.e.s. zu werden.

Konstantin Butz und Martin Reilich im Frühjahr 2012

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Foto: Lupiae | Wikipedia.org

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a.r.t.e.s. kolloquium 2011 in Santa Cesarea Terme www.artes.uni-koeln.de


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Abschlusskolloquium des Jahrgangs 2008 vom 13. bis 19. Juni 2011 Jahrbuch 03/2011 bis 02/2012


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Installation Paulina Vetter

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Die A.R.T.e.s. galerie –

Kunst und Wissenschaft im Dialog

Die A.R.T.e.s. galerie ist ein Doktorandenprojekt der a.r.t.e.s. Stipendiaten und Kollegiaten. Aus der ursprünglichen Idee, die langen, hellen Flure der a.r.t.e.s. Räumlichkeiten für künstlerische Projekte zu nutzen, ist eine interdisziplinäre Plattform gewachsen, die Kunst und Wissenschaft miteinander in einen produktiven Dialog bringen möchte. Team Akademisches Jahr 2011/2012: Judith Bihr, Stephanie Bölts, Birte Ruhardt, Katharina Stövesand, Sandra Vacca, Francesca Valentini Gründerteam: Jennifer Crowley, Corinna Kühn, Cornelia Kratz, Britta Tewordt, Constanze Zürn Ehemalige Mitglieder: Dominik Baumgarten, Konstantin Butz, Eva Demel Der größte Teil der A.R.T.e.s. galerie ist finanziert durch Fundraising und Initiativen wie die jährlich stattfindende Verlosungsaktion.

„Transformationen und variable Realität(en)“ Die nunmehr dritte Ausstellung der A.R.T.e.s. galerie, „TRANSFORMATION“, führte eine Gruppe von Künstlern verschiedener Ausrichtungen zusammen. Wir fragten uns, wie Kunst die Sichtweise der Wirklichkeit verändern könne? Basis einer Transformation ist zunächst ein gegebenes ETWAS oder auch ein IST-ZUSTAND. Nun sind aber solche Gegebenheiten nicht unveränderlich, man kann sie in größeren oder kleineren Kontexten betrachten, sie analysieren, bewerten und einen eigenen Fokus setzen – und hier kommen sowohl die Kunst als auch die Wissenschaft ins Spiel.

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Melike Güngör sieht die Dinge AUS DER NÄHE, genauer gesagt arbeitet sie zusammen mit der Veterinärmedizinerin Lisa Offermann mikroskopische Aufnahmen verschiedenster Tierzellen, eingefasst in Gießharzplatten, in ästhetisch wahrnehmbare Konfigurationen um.

AUS DER FERNE präsentiert Benjamin Zanon seine geographischen Eindrücke. Seine Graphiken zeigen 30

Luftaufnahmen und Landkarten von Städten, Verkehrswegen, Kreuzungen, die sich mit zunehmender Abstraktion wie organische Gebilde im Raum ausbilden.

Nadine Arbeiter reduziert ihre Motive und zeigt die Dinge IM WESENTLICHEN. Als Ausgangspunkt dienen ihr Fotografien aus Katalogen, Zeitungen, Postkarten oder Facebook-Profilen. Deren zentrales Motiv füllt sie schablonenhaft aus und hebt die jeweilig typischen Eigenschaften hervor. Ihre comichaft anmutenden Konzeptionen verhandeln somit aktuelle Stereotypenkonzepte.

Midoli Kobayashi arbeitet IM FEINEN. Sie sammelt die Titelseiten von verschiedenen internationalen Zeitungen, die an Tagen erschienen sind, die die Welt für immer verändert haben. Durch ihre künstlerische Praxis reflektiert sie auf diese Ereignisse und erzeugt eine transformierte Realität, indem sie unzählige Löcher in die Seite brennt, sodass nur noch die Namen der Zeitungen erkennbar und die Nachrichten beinahe gelöscht sind.

Sophie Samsonadze zeigt uns mit Fotografien von Ruinen ihrer Heimat Georgien eine langsam voranschreitende Transformation, sie verdeutlicht, was AUS ETWAS werden kann, wenn eine Veränderung eintritt.

Paulina Vetter schließlich transformierte unseren „Alltag“ und schaffte eine Ausstellungsfläche AUS DEM NICHTS, indem sie eine Installation aus Plastikplanen in die Flucht unseres Treppenhauses einwebte.

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Eingerahmt wurde die Ausstellung in einen Gastvortrag von Herrn Prof. Dr. O. Bernd Scholz von der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn über Transformationsformen des menschlichen Denkens und Wahrnehmens, einer musikalischen Performance von Helen Kaiser an der Loop-Station und einem Künstlergespräch, bei dem die a.r.t.e.s. Stipendiatin und Kunsthistorikerin Corinna Kühn unsere Künstlerinnen Nadine Arbeiter und Paulina Vetter zu ihren Arbeiten befragte. 31

„Fruchtbare Augenblicke | Furchtbare Augenblicke, …“ … so lautete das Motto der sechsten Ausschreibung des L. Fritz Gruber-Preises. In Kooperation mit der Koordinierungsstelle Wissenschaft + Öffentlichkeit konnten wir erstmals eine Gastausstellung in unseren Räumen empfangen: im Juni wurde der L. Fritz Gruber – Preis von der Ehrenvorsitzenden der Jury, Frau Renate Gruber, für die besten drei Einsendungen verliehen und die 20 besten Einsendungen waren noch bis Oktober in der A.R.T.e.s. galerie ausgestellt. Die rund 160 Einsendungen interpretierten die Vorlage größtenteils sehr nahe am universitären Alltag. Was macht einen Moment ebenso ergiebig wie auch beängstigend? Prüfungssituationen, die allgemeinen Höhen und Tiefen des Studiums… So wurde der erste Preis an Laura Nagel verliehen, die einen Detailausschnitt einer Tafel einreichte. Die Fotografie zeigt ein Medium, um das sich die unterschiedlichsten studentischen Erfahrungen ranken können: hier werden Prüfungen abgelegt, die Gebrauchsspuren auf der Tafeloberfläche zeugen von einer langen Tradition von guten und fruchtbaren Momenten, gegebenenfalls aber auch von Augenblicken, die für den Prüfling eher unschön und furchtbar in Erinnerung geblieben sind

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© Laura Nagel, 1. Preis Photowettbewerb der UzK | L.Fritz Gruber-Preis 2010/2011l Ebenfalls nahe am Geschehen rund um den Albertus-Magnus-Platz bewegte sich Benjamin Klemann, dessen Szenario einen einsam lernenden Studenten auf dem damals baustellenartigen Gelände der Universitätsbibliothek zeigt. In einem fruchtlosen und nackten Umfeld, einem halbfertigen Treppenhausrohbau und umgeben von Bauschutt erlebt der junge Mann an seinem Laptop (und vermutlich versehen mit Ohrstöpseln) dennoch einen produktiven Moment fruchtbaren Lernens. Nützliches und Befremdliches liegen auch in den angrenzenden Fakultäten nahe beieinander: Denise Pönisch belegte den dritten Platz beinahe zufällig. Sie konnte eine Momentaufnahme aus der anatomischen Abteilung der Universitätsklinik vorlegen, die eine defekte Armatur an einem Anatomietisch zeigt. Durch ein Leck tritt Blut hervor, das sich grell von dem in sterilem Weiß gehaltenen Raum abhebt. Ein humanmedizinischer Vorgang, die Begutachtung einer Leiche, die eigentlich dem wissenschaftlichen Fortschritt und letztlich dem Gemeinwohl gewidmet sein sollte, kippt ins Unfallartige und verwandelt den gezeigten Raum in ein blutiges Szenario.

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In Erg채nzung zur Ausstellung fand im Juli das von den a.r.t.e.s. Stipendiatinnen Jule Schaffer, Judith Schulte und Francesca Valentini ausgerichtete Symposium In and around photography statt, das sich aktuellen Fragestellungen rund um Fotografie widmete und Gelegenheit zu facettenreichen Diskussionen rund um methodische, (inter-) disziplin채re und praktische Ans채tze gab.

Verleihung des 1. Preises an Laura Nagel

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Dominik Baumgarten

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Matteo Pericoli. Drawings from Within The third year of activity of A.R.T.e.s. galerie began with the exhibition Matteo Pericoli. Drawings from Within, the first exhibition dedicated to the work of the Italian artist Matteo Pericoli in Germany. The drawings of Matteo Pericoli, simply made of lines, describe a whole universe. Through his art, he meets and experiences the world, using the pencil as a tool to give shape to one’s perception. Within his drawings one finds oneself in a suspended time and is given the chance to contemplate, from intimate points of view, silent fragments of inner worlds. Matteo Pericoli(Milan, 1968) lived in New York between 1995 and 2008. His expansive investigation of the New York skyline (1998-2001) enabled him to emerge on the art scene. The success of his astonishing drawings of Manhattan’s skyline (depicted in the exhibition through the irrelated publication) led him to numerous other projects and cooperations, including the monumental commission of the 120 meter long mural Skyline of the World (2005-2007, American Airlines Terminal, JFK International Airport, New York). The exhibition - organized in collaboration with the Department of Philosophy and Cultural Heritage of Ca’Foscari University Venice - featured 31 original drawings and a special section dedicated to Matteo Pericoli’s editorial production. For the first time ever, the A.R.T.e.s. galerie had the privilege to exhibit the final version of the drawing Skyline of the World (2005-2007), a view of an imaginary city, a contemporary capriccio which shows 70 cities and more than 400 existing buildings (with the addition of an imaginary one!) gathered from all over the world and drawn on a single sheet of paper that measures over 3 meters. Another special feature of the exhibition was the large-format drawing My Window View from 102nd Street (2004) that inspired the recent projects of the artist. The series The City Out of my Window (2008-2009) – represented by a selection of 11 drawings – captures the essence of New York City through drawings of what its inhabitants, including some prominent New Yorkers such as Arthur Danto, Philip Glass, Oliver Sacks, and Tom Wolfe, see when they look out of their windows.

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The first series of the project Windows of the World (2010-2011) is exhibited here for the first time in its entirety (13 drawings). It is the result of a collaboration with “The New York Times” and depicts window views from inspiring contemporary writers such as Orhan Pamuk, Daniel Kehlmann, Alaa Al Aswany, Ryu Murakami and others. Every drawing from these different series is accompanied by a comment written by “the owner” of the window. All these texts could be found in the visitor’s guide of the exhibition. Matteo Pericoli. Drawings from Within also featured the Turinese views from the windows of Italo Calvino, Friedrich Nietzsche and Mario Merz. They come from the series One Year at theWindow: Turin, 53 Views on Italy’s Unification (2010-2011) realized in cooperation with the Turin-based newspaper „La Stampa“ to celebrate the 150th anniversary of Italy’s Unification. Italian writers Giuseppe Culicchia and Bruno Gambarotta give voice to the drawings through their texts, which were translated into English by Sandra Vacca.

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A selection of books in which Pericoli’s drawings are presented and collected was available for visitors. Among these refined publications are the children’s books “The True Story of Stellina” (2006) and “Tommaso and the Missing Line” (2008). Along with an educational activity developed by their author, the books livened up the kids’ corner of the a.r.t.e.s. Research School. The Views from Pericoli’s home in Turin and from a Venetian window announce the next destination of the exhibition, which is to be held in Italy at Ca’Foscari University Venice between May 22 and September 15, 2012. Francesca Valentini

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Introducing the new A.R.T.e.s. galerie exhibition “Matteo Pericoli. Drawings from Within”, Prof. Dr. Dr. Roberto Casati (Institut Jean Nicod | CNRS-EHESS-ENS, Paris) held a lecture on „Drawing and Knowing“, as part of the a.r.t.e.s. guest lectures programme. Amongst Roberto Casati‘s research interests, the philosophy of perception finds a prominent place. He has recently coordinated a monographic issue of “Rivista di Estetica” (“Disegno”, n. 47, 2011) discussing „drawing“ from an interdisciplinary 38

perspective. Roberto Casati defined in an inspiring presentation how line drawings work within the visual system and what role drawings play for its understanding in cognitive studies: How are we able to recognize line drawings? There is an intermediate stage of visual processing information in which the visual information is encoded in a format which is compatible with line drawing formats. Art historian and a.r.t.e.s. scholarship holder Francesca Valentini conducted the artist’s talk with Matteo Pericoli. Pericoli spoke about the way he works as an artist and how he translates complex issues like city skylines and window views into a simple line in order to understand them: Every line in the drawing has a meaning and a purpose. Line drawings are very much about showing what you think.

Judith Bihr

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Matteo Pericoli | www.matteopericoli.com

Roberto Casati | www.shadowes.org

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a.r.t.e.s. international

„Nein zu Regierung, Nein zu Religion, Nein zu Dörfern“: 40

Ethnologische Feldforschung in Zentral Sulawesi, Indonesien Anna-Teresa Grumblies, Ethnologin, a.r.t.e.s. Klasse 4

Am Ende der großen Ebene befindet sich das Dorf Taronggo, in dem sich die To Posangke versammelt haben. An diesem neuen Dorf, und an allen anderen Dörfern, die ich später noch besuchte, ist deutlich zu erkennen, dass die To Wana ihren alten Gewohnheiten treu geblieben sind, verstreut in ihren Feldern zu leben. Die kampungs [Dörfer], die sie auf Anordnung der Verwaltung gegründet haben, sind nicht bewohnt, wovon die Häuser deutliche Spuren tragen. Viele sind unbewohnbar geworden, anderen fehlt die Treppe; innen drin ist kein einziges Möbelstück anzutreffen. Reisspeicher sieht man nirgendwo, ebenso wenig wie Stampfblöcke. Wenn sich jedoch der Besuch eines Beamten ankündigt, eilt das Familienoberhaupt von seinen Feldern ins Dorf, gefolgt von seiner Frau und anderen Männern, die Nahrungsmittel und Kochutensilien mit sich tragen, genug für einen Aufenthalt von einigen Tagen. Einige andere Menschen kommen ebenfalls dazu, vermutlich von nahe gelegenen Gärten, die dem Oberhaupt Gesellschaft leisten wollen. Sobald der Besuch [i.e. der Beamte] fort ist, ist das Dorf auch schon wieder leer. Auf meiner Reise durch dieses Land fand ich in manchen Dörfer nicht einmal einen Hund oder ein Huhn vor, so dass es lange dauerte, bis ich die nötigen Träger für meine Habe zusammen hatte, da diese von ihren Feldern geholt werden mussten.1 In diesem kurzen Ausschnitt beschreibt der Missionar Albert C. Kruyt im Jahr 1930 seinen Eindruck vom Dorf Taronggo, das hierin zum ersten Mal Erwähnung findet. Zu dieser Zeit galten Hochlandgruppen wie die Wana in Zentral-Sulawesi in den Augen der niederländischen Kolonialregierung als nur schwer kontrollierbar. Der von ihnen zum Teil auch heute ausgeübte Brandrodungsfeldbau bedingt eine Semi-Sesshaftigkeit und lässt Wana im Hochland in verstreuten Siedlungen leben, die mindestens einmal im Jahr für einen anderen Wohnsitz aufgegeben werden. Indem sie somit nur schwer erreicht werden können, entziehen sich Wana der Staatsgewalt – ein Umstand, den die verschiedenen Regierungen Indonesiens bis heute durch Umsiedlungsmaßnahmen in zentralisierte Dörfer außerhalb der Berge zu verändern versuchen. 1 Kruyt, Albert C. (1930) De To Wana op Oost-Celebes. Tijdschrift voor Indische Taal-, Land- en Volkenkunde 70: 398-625. Eigene Übersetzung aus dem Niederländischen. www.artes.uni-koeln.de


Taronggo ist ein Dorf, das als eine derartige Maßnahme errichtet wurde. Zwar wurde es in den 1930er Jahren nur selten genutzt, doch mittlerweile umfasst es in seinem Hauptteil doch knapp 70, mehr oder weniger permanente, Haushalte. Hier wohnen Wana, die zum Teil zwischen ihren Gärten in den Bergen und dem Dorf hin und herziehen, aber auch andere, die Lohnarbeit nachgehen, darunter auch Zugezogene anderer ethnischer Gruppen. Hier in Taronggo führte ich meine ethnologische Feldforschung durch, die ich während eines zweimonatigen Aufenthalts im Frühjahr 2010 vorbereitete und für die ich dann von September 2010 bis Juli 2012 vor Ort lebte. 2 1

Obwohl Taronggo meinen Hauptforschungsort bildete, befand ich mich vielfach zu Besuchen und Interviews in den Bergen in der Region Salisarau. Dort leben Wana nach wie vor in ihren Feldern. Obwohl Taronggo meinen Hauptforschungsort bildete, befand ich mich vielfach zu Besuchen und Interviews in den Bergen in der Region Salisarau. Dort leben Wana nach wie vor in ihren Feldern.32In meiner Forschung beschäftige ich mich, anlehnend an Li, mit der Frage, welche Bedeutung Marginalität aus Perspektive der Wana hat, „people whom outsiders take to be marginal by nature“ (Li 1999a:35), wie diese konstruiert wird und welche sozio-politischen und ökonomischen Auswirkungen sich aus ihr ergeben. Im Folgenden werde ich anhand ethnographischer Vignetten einen exemplarischen Tagesablauf meiner Feldforschung illustrieren, um einen groben Überblick über die für die eigentliche Forschung relevanten Themen zu liefern. 2 Die Forschung wurde durch RISTEK (State Ministry of Research and Technology, Jakarta, Indonesia) genehmigt. Eine wissenschaftliche Kooperation erfolgte mit Dr. Muhamad Marzuki, Direktor des P4K, Center For Peace Study and Conflict Management der Universitas Tadulako in Palu. Eine Finanzierung erfolgte im Rahmen von a.r.t.e.s. International. 3 Als swidden cultivators stellten Wana für Atkinson im Jahr 1979 eine Antithese zu nationalen Zielen dar. Da die meisten Wana Analphabeten seien, die Nationalsprache nicht beherrschten, weit entfernt von Regierungsautoritäten lebten und auf dem Subsistenzlevel wirtschafteten (Atkinson 1979), entsprachen Wana somit generell einer gängigen Annahme zu Brandrodungswanderfeldbau: „swiddening has been the anathema to all state-makers, traditional or modern” (Scott 2009:77). Rund 30 Jahre später leben viele Wana in zentralen Dörfern, die eng an den Regierungsapparat gekoppelt sind. Dessen ungeachtet und trotz Demokratisierung und Dezentralisierung Indonesiens nach der Regierungszeit Suhartos, schaffen Wana es nicht, dem staatlichen Ideal vom ‚fortschrittlichen Bürger‘ zu entsprechen (Spyer 1996; Kipp and Rodgers 1987). Ihr Scheitern wird für viele ihrer christlichen und muslimischen Nachbarn unter dem Aspekt zusammengefasst, dass die meisten Wana keine offiziell anerkannte Religion ausüben. Jahrbuch 03/2011 bis 02/2012

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Es ist noch nicht hell, da schreien schon die ersten Hähne und wecken mich. Ich wohne bei Apa Dheri und Indo Dheri, die mich im Laufe meines Aufenthalts quasi adoptiert haben. Sie sind beide in den Bergen aufgewachsen und zogen erst nach dem Tod einer ihrer Töchter nach Taronggo. Beide sind durch das enge Zusammenleben zwei meiner wichtigsten Informanten geworden. Wenn ich abends von meinen Interviews nach Hause komme, sind sie meist noch wach oder stehen noch einmal auf. 42

Dann fache ich das Feuer neu an und mache uns Kaffee. Im Schein der Öllampe sitzen wir auf dem Fußboden zusammen und erzählen uns gegenseitig von unseren Tageserlebnissen. Udu, meine kleine ‚Gastschwester‘, steht heute, wie jeden Tag, als erste auf: Sie muss zur Schule. Nach und nach erheben sich auch Apa Dheri und Indo Dheri von ihren dünnen Bambusmatten; ich spüre jeden einzelnen Schritt, den sie machen; da das Haus auf Pfählen steht, schwingt der Holzboden gemächlich mit. Ich beginne den Tag immer als letzte, die Uhr zeigt halb sieben; ein verschlafenes Guten Morgen tauschen wir aus und trinken gemeinsam den ersten süßen Kaffee des Tages. Um uns herum erwacht das Dorf zum Leben, irgendwer streitet mit seinen Kindern, die verschlafen haben, Hunde bellen, die ersten Handys werden aktiviert und indonesische Liebeslieder tönen blechern aus deren Lautsprechern. Apa Dheri schnappt sich seine zerlöcherten Gummistiefel und schwingt sich auf sein Fahrrad, das diese Bezeichnung eigentlich nicht verdient. Er winkt uns noch einmal verschmitzt lächelnd zu und fährt dann zur Arbeit auf die Ölpalmplantage. In den 1990ern siedelte sich eine Palmölfirma in der Nähe von Taronggo an. Mittlerweile ist sie für viele DorfbewohnerInnen zum Arbeitgeber geworden. Apa Dheri hat früher in seinen Feldern Reis angebaut, zusätzliches Einkommen gab es durch den Verkauf von Harz, das er in den Bergen auf tagelangen Ausflügen sammelte und dann im Dorf verkaufte.

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Wie er selbst sagt, beschwerliche Arbeit, aber auf der Plantage sei es wesentlich härter. Dass Taronggo vom Palmöl bestimmt ist, sieht man bei einem Blick von oben. Dort, wo bis in die 1980er Jahre hinein nur Wald war, erstreckt sich jetzt so weit das Auge reicht das monotone Grün der Ölpalmen. Viele Wana verloren damals Land. Sie wurden entweder enteignet oder man kaufte es ihnen unter falschen Versprechungen ab. Heute gibt es um Taronggo herum nicht mehr viel Land, wohin sich Palmölfirmen oder Menschen ausbreiten könnten. Der Ort liegt eingekesselt zwischen Ölpalmen und dem Naturschutzgebiet Morowali, dessen Waldgebiet zwar die Heimat für ca. 5000 Wana bildet, aber für jede Form von Landwirtschaft tabu ist.41 Eine dritte natürliche Grenze zu Taronggo stellt das bergige Gebiet um Salisarau dar, das den Weg ins Hochland einleitet. Diese Gegend stellt die einzige Expansionsoption für die Palmölfirma dar. Ihr Problem besteht hier in jenen Wana, die dort in ihren verstreuten Siedlungen leben und nach Plänen der Dorfregierung und des Unternehmens umgesiedelt werden sollen.

Nach dem ersten Morgenkaffee mache ich mich auf den Weg zum Fluss zum Baden und Wäsche waschen. Auf dem Weg dorthin gehe ich durch das Dorf und tausche ersten Small Talk aus. Der Weg geht weiter vorbei an einigen Gärten der Dorfbewohner, die dort vor allem Trockenreis anbauen, aber auch ‚cash-crops‘ wie Kakao, Mais, Erdnüsse oder Kokospalmen. Nach anderthalb Kilometern komme ich zum Fluss, an dessen Ufer eine Bekannte sitzt und Kokosnüsse für den Verkauf aushöhlt. Während wir uns unterhalten, kommt Apa Main über den Fluss gewatet. Er wohnt am Fuße der Berge, in Salisarau, und kommt gerade ins Dorf, um neuen Kaffee zu kaufen. Apa Main ist einer der ältesten Taw Walia (Wana), ein Schamane, und gleichzeitig Experte für hadat, das lokale Rechtssystem der Wana. Er ist einer meiner Hauptinformanten, mit dem ich schon mehrere Interviews führte. Während ich meine Wäsche wasche, tauschen wir Neuigkeiten aus: Apa Main war gestern im Nachbardorf, um einen Kranken zu heilen – er ist durch seinen Ruf als Schamane schon einmal bis in die Distrikthauptstadt geholt worden. Weiter erzählt er mir, dass heute in Salisarau spontan ein momago stattfinden wird, ein Heilungsritual für eine Bekannte, die bereits seit längerer Zeit an wiederkehrenden Krankheitsschüben leidet. Das bedeutet auch für mich Arbeit, denn die momago sind die zentralen Riten der Wana. Auf ihnen wird zwar geheilt, aber vor allem kommen viele Menschen zusammen, um Informationen auszutauschen und, in Atkinsons Worten, „to enjoy a good party“(1987:346). Ich raffe also meine Wäsche zusammen, fülle noch schnell den Wasserkanister auf und gehe schwer beladen zurück ins Dorf. Vormittags versuche ich zu schreiben – Feldnotizen, Tagebuch, Transkriptionen usw. Kaum habe ich mich jedoch an meinen Schreibtisch gesetzt, höre ich schon jemanden die Leiter zum Haus hoch kommen. Indo Johann, Indo Johann, werde ich gerufen. Man spricht sich nicht mit dem eigenen Namen an, sondern als „Mutter (Indo) bzw. Vater (Apa) von …“. In meinen ersten Wochen wurde mir auf einem Ausflug ins Naturschutzgebiet von einem Schamanen ein Hahn geschenkt, den ich mit ins Dorf brachte. 4 Für Wana jedoch, die im Morowali Naturschutzgebiet leben, herrscht derzeit eine Politik des ‚Geduldetseins‘. Sie dürfen ihre Brandrodungswirtschaft weiter ausführen, Harz und Rattan sammeln, so dass sie ihre Subsistenz bestreiten können; der rechtliche Status verbleibt dagegen unsicher. Jahrbuch 03/2011 bis 02/2012

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Auf dem tagelangen Fußmarsch entwickelte sich zwischen mir und dem Hahn, den ich unter meinem Arm trug, eine engere Bindung. Ich beschloss ihn Johann zu nennen – sehr zum Vergnügen meiner Bekannten, die sich herrlich darüber amüsierten und mich schließlich nur noch Indo Johann riefen, Mutter von Johann, dem Hahn. Mittlerweile kann sich wohl niemand mehr an meinen wirklichen Namen erinnern. Es ist der einer der Dorfältesten, Apa Nte, der da ins Haus kommt. Apa Nte wird von der 44

indonesischen Regierung als Kepala Suku (Ind.), Oberhaupt der Ethnie, aufgefasst, was für die Wana allerdings keine Relevanz besitzt. Ich mache schnell Kaffee, biete ihm die obligatorische Zigarette an und setze mich zu ihm auf den Boden. Er wolle mit mir über Religion reden, was ich an meinen Schreibvormittagen eigentlich ständig mit ihm tue. Jene Wana, die in den Bergen und im Naturschutzgebiet leben, halten an ihrem eigenen Glauben fest. Doch viele von ihnen, die in zentrale Dörfer wie Taronggo umgezogen sind, sind Christen oder Muslime geworden. Sie haben damit, wie sie es selbst beschreiben, einen Teil ihrer Identität als Wana aufgegeben. Wana-Sein bedeutet heute einerseits eine ethnische Zuschreibung zur Gruppe der To Wana, umfasst andererseits aber auch eine religiöse Kategorie. Der indonesische Nationalstaat propagiert offiziell religiösen Pluralismus, meint damit aber letztlich nur die sechs ‚großen Weltreligionen‘ Islam, Protestantismus, Katholizismus, Buddhismus, Hinduismus und seit neuestem Konfuzianismus. Auf diese staatlichen Agenden reagierten Wana in den 1970ern selbstbewusst. Für Atkinson, die damals zum Schamanismus der Wana forschte, stand fest: Die Ausgeschlossenheit von offiziell anerkannten Religionen implizierte die bewusste Verpflichtung gegenüber einer „earlier religion“ (1989:332). Obwohl sich Wana im Klaren darüber waren, dass sie in Augen der Regierung und der meisten Christen und Muslime als ‚Religionslose‘ galten, widersetzten sie sich diesem Marker gezielt: „Yet, they claim that they possess a religion, the oldest of religions, called agama Wana, ‘the Wana religion’, agama tu’a, ‘the old religion’, agama ruyu, ‘the early religion’ […]” (Atkinson 1979:378). Schrieben sie ihrem Glauben vor mehr als 30 Jahren noch den Status einer Religion zu, so haben die meisten Wana mittlerweile nationale und vor allem auch lokal geführte Diskurse aufgegriffen und bezeichnen sich, zumindest nach außen, als orang belum beragama (Ind.), Menschen, die noch keine Religion haben.51 Sie werden, wie andere ethnische Gruppen in Indonesien ohne ‚offizielle Religion‘ als „primitives awaiting conversion“ (Aragon 2000:33) aufgefasst. Im interreligiösen Zusammenleben mit Christen und Muslimen in Taronggo nehmen nicht-konvertierte Wana daher einen marginalisierten Status ein. Beispielsweise müssen bislang nicht-konvertierte Wana im Falle einer Eheschließung mit Christen oder Muslimen die Religion ihres Ehepartners annehmen, was zu familiären Spannungen führen kann. Gemischt-religiöse Ehen sind in Indonesien sehr schwierig zu organisieren (Conolly 2009:495) und eine Konvertierung von Angehörigen einer ‚Weltreligion‘ zum Glauben der Wana schlicht undenkbar. Eine empfundene Marginalisierung gegenüber ihren christlichen und muslimischen Nachbarn definiert sich jedoch nicht ausschließlich aus diesen Prozessen. 5 In ihrer eigenen Sprache, Bahasa Taa bzw. Bahasa Wana, verwenden Wana zwar ebenfalls den Begriff taw tawa ree agama (Menschen, die noch keine Religion haben), aber in Gesprächssituationen, bspw. ohne christliche oder muslimische ZuhörerInnen, fällt auch häufig der Ausdruck taw taa ree agama (Menschen, die keine Religion haben). www.artes.uni-koeln.de


Einer der wichtigsten Punkte für viele Wana in Bezug auf Marginalität ist der verhinderte Zugang zu Schulbildung. Im untersuchten Ort Taronggo können Wana zwar die christliche Grundschule besuchen, jedoch sträuben sich viele Eltern, ihre Kinder hier zur Schule zu schicken, da sie die Fokussierung auf christliche Werte nicht unbedingt gutheißen.61 Eine Vorschule, die von einer pfingstkirchlichen Gruppe, Alesintowe, geleitet wird und speziell auf die ‚christliche Umerziehung‘ von Wana-Kindern abzielt, wird nahezu boykottiert. Das eigentliche Problem liegt für viele Wana in der weiterführenden Schulbildung, zu der Wana-Schüler in entfernt liegende Städte umziehen müssen, wo sie in christlichen oder muslimischen Gastfamilien leben und früher oder später aufgrund des empfundenen sozialen Drucks konvertieren. Viele Wana sehen in einer Schulbildung die Lösung für rezent akute und sehr schwerwiegende Problematiken, konkret die Gefahr des Landverlusts aufgrund von politischen Machenschaften mit der Palmölindustrie. Allzu oft waren Wana bereits die Verlierer in Landumverteilungen und sehen sich aktuell der Gefahr gegenüber, zwangsumgesiedelt zu werden, ihr Land und somit ihre Lebensgrundlage zu verlieren. Schulwissen, das ihnen anhand religiöser Grenzen verwehrt bleibt, nimmt hier eine besondere Rolle ein, da es oft als einziger Weg betrachtet wird, sich dem Arm des Staates, der durch die aktuelle land grabbing Problematik derzeit stark spürbar ist, entgegenzustellen.

Apa Nte erzählt mir heute von einem Streit, den er vor ein paar Jahren mit einem Christen hatte, der über die orang gunung (Ind.) herzog, die ‚Bergmenschen‘, wie Wana häufig abfällig bezeichnet werden, und davon ausging, Apa Nte sei bereits selbst zum Christentum konvertiert. Apa Nte ließ ihn zunächst ausreden und sagte ihm dann seine Meinung. Daraufhin verließ der Christ wutschäumend das Haus – ein Umstand, auf den Apa Nte stolz ist und der ihn heute noch sehr zum Lachen bringt. Unsere Unterhaltung dauert bis Mittag. Wir essen gemeinsam etwas Reis, ich hole uns zwei Kissen und wir schlafen in der Mittagshitze auf dem Boden. Am Nachmittag packe ich meinen Rucksack und mache mich auf den Weg in die Berge nach Salisarau. Zum Glück hat es nicht geregnet, so dass ich mühelos über den Fluss komme. Hier hört Taronggo auf und Salisarau beginnt; hier gibt es keinen Handyempfang mehr, keine Straße, keine Ölpalmen, keine Dörfer, keine Schule. Ich gehe ca. eine Stunde, bis ich im Haus von Apa Main bin, mit dem ich eigentlich eine Interviewverabredung für heute hatte. Wir verschieben das auf übermorgen, da wir beide zum momago wollen. Interviews in Salisarau sind sehr zeitaufwen dig; meist komme ich erst nach Stunden normaler Unterhaltung, gewöhnlich ab Mitternacht, zu den eigentlichen Themen, die ich besprechen möchte. Nicht selten dauern die Interviews bis zum ersten Hahnenschrei. Auch heute wird es wohl keinen Schlaf geben. Nachdem ich mit Apa Main noch ca. zwei Stunden die Berge hinauf gewandert bin, kommen wir zum Haus, in dem heute das momago stattfindet. Es hat sich schon eine große Menge an Menschen eingefunden, der Geräuschpegel ist immens und der erste Reiswein fließt bereits.

6 Auch muslimische Kinder besuchen die christliche Schule, jedoch wird ihr Glauben, im Unterschied zu den nicht-konvertierten Wana, im Curriculum berücksichtigt. Jahrbuch 03/2011 bis 02/2012

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Nachdem ich mit Apa Main noch ca. zwei Stunden die Berge hinauf gewandert bin, kommen wir zum Haus, in dem heute das momago stattfindet. Es hat sich schon eine große Menge an Menschen eingefunden, der Geräuschpegel ist immens und der erste Reiswein fließt bereits. Viele der nicht-konvertierten Wana aus Taronggo sind anwesend. Christen sind kaum da. Schamanismus betrachten die meisten als Sünde, Heilungsrituale als Lärm und in die Berge gehen die wenigsten. Zum Islam kon46

vertierte Wana sind einige anwesend; von muslimischer Seite ist die Toleranz hier wesentlich größer. Das für die hiesigen Verhältnisse große Haus ist restlos überfüllt; wieder einmal wundere ich mich, wie der Fussboden, der hier aus Bambusrohren besteht, so viel Gewicht aushalten kann. Irgendwann wird Essen ausgeteilt und die anschließende Ruhe nutzt Apa Fik, ein zugewanderter Muslim, der, wie er selbst sagt, in seinem Herzen Wana geworden sei, für eine kurze Rede. Es fällt ihm schwer, sich Gehör zu verschaffen, aber als er anfängt von der Problematik mit dem Palmölunternehmen zu sprechen, hat er die Aufmerksamkeit auf seiner Seite. Die Pläne zur Umsiedlung aller anwesenden Familien aus Salisarau sind mittlerweile akut geworden; sie sollen in ein neu zu gründendes Dorf umziehen, mit Straßenanbindung, Schule und Kirche. Gemäß staatlicher Ideale arbeitet der Kepala Desa (Ind.), der Dorfbürgermeister, mit der Palmölfirma zusammen – auch in anderen Gegenden Indonesiens sind Umsiedlungsprogramme im Namen von ‚Entwicklungsmaßnahmen‘ keine Seltenheit, “the target group is expected to move from isolation and backwardness to the status of ‘ordinary villagers’ culturally normalized and enmeshed in the regular system of village administration and national development” (Li 1999b:302). Das Land in Salisarau soll bereits in drei Monaten mit den ersten Ölpalmen bepflanzt sein – derartige Pläne habe ich bei einem Interview mit Mitarbeitern des Unternehmens einsehen können. Apa Fik versucht die Anwesenden zu mobilisieren und wirbt für ein Treffen mit dem Unternehmen, um Protest auszudrücken. Die Pläne der Regierung treffen auf Unmut. Umsiedlungsmaßnahmen kennen die meisten Wana entweder aus Erzählungen, die auf die Kolonialzeit zurückgehen, wie am eingangs zitierten Ausschnitt des Niederländers Kruyt deutlich wird, oder durch andere, neuere staatliche Programme. Aus Perspektive meiner InformantInnen geht es vor allem darum, kontrolliert zu werden und eine offizielle Religion anzunehmen. Der Slogan taa re pamarinta, taa re agama, taa re kampong (Wana), ‚Nein zu Regierung, Nein zu Religion, Nein zu Dörfern‘ (vgl. Lahadji 1999:23) ist daher unter Wana in den Bergen weit verbreitet und unterscheidet sie von ihren Familienangehörigen in Taronggo, die sich mit den veränderten Bedingungen ‚arrangiert‘ haben und nach außen hin „mainstream Indonesian culture and lifestyle“ (Lahadji 1999:23) adoptiert haben. Jedoch spielt auch für nicht-konvertierte Wana in Taronggo das Hochland, insbesondere Salisarau, eine entscheidende identitätsstiftende Rolle; hier befinden sich beispielsweise historisch signifikante Orte und sakrale Plätze, die in bestimmten Situationen aufgesucht werden. Zentrale Feiern und Rituale wie das momago, aber auch Beerdigungen und Hochzeiten werden bevorzugt in den Bergen abgehalten, wo sie ohne Sorge um kritische Blicke ihrer Nachbarn im Dorf durchgeführt werden können.

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Andererseits empfinden Wana in Salisarau ihre geographische Nähe zum Dorf ebenfalls als einen Vorteil.71Zwar haben die wenigsten den Wunsch, ihren Lebensstil zugunsten einer Existenz im Dorf aufzugeben, dennoch nehmen viele trotz allem Teil am Dorfleben, indem sie beispielsweise Verwandte besuchen, ihre Waren dort verkaufen, an christlichen oder muslimischen Feiern teilnehmen, medizinische Hilfe in Anspruch nehmen oder, selten, auch Dorfversammlungen beiwohnen. Diese Dynamiken zwischen ‚upland‘ und ‚lowland‘ Wana sind für beide Seiten von besonderer Relevanz in der Aushandlung gegenwärtiger Konflikte; die Grenzen zwischen beiden sind hybrid. Li vermerkt: „[U]planders must be creative to find their own way to defend their livelihoods and advance their own agendas, attempting to turn […] state […] discourse to their own ends” (1999a:24). Aber ebenso gilt dies für jene Wana in Taronggo, die nicht konvertiert sind und deren Lebenswelt nach wie vor eng an Salisarau und das restliche Hochland gekoppelt ist. Vor diesem Hintergrund wird deutlich, dass die Expansionspläne des Palmölunternehmens auf beiden Seiten soziokulturelle, wirtschaftliche und vor allem auch religiöse Dimensionen berühren.82 Das beschriebene Heilungsritual momago kann somit, neben einem Schauplatz ritueller Praxis, gleichzeitig als Ausdruck räumlicher Verschränkungen von Aspekten der ‚Moderne‘ und ‚Tradition‘ aufgefasst werden.

7 Im Vergleich zu ihren Verwandten im Naturschutzgebiet Morowali, die zum Teil drei Tage Fußmarsch vor sich haben, um nach Taronggo zu gelangen. 8 Durch eine Unterschriftenaktion, kontinuierlichen Protest von Wana-Seite und die Bemühungen der NGO Yayasan Mera Putih in Palu konnten die Pläne mittlerweile zumindest vorübergehend gestoppt werden; die Entwicklungen bleiben abzuwarten. Jahrbuch 03/2011 bis 02/2012

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In eben diesen Dynamiken werden SchamanInnen und RednerInnen wie Apa Fik, der seinerseits selbst kein Wana ist, zu Agenten normativer Ordnungen, die von besonderer Signifikanz für alle Akteure hinsichtlich identitätspolitischer Entscheidungen sind – sowohl in Salisarau als auch in Taronggo.

Apa Fiks Rede sorgt für viel Gesprächsstoff, aber irgendwann versammeln sich zwei, drei SchamaneIn48

nen um eine geflochtene Schale, in der unter anderem Reiswein, Betelnüsse und Tabak als Gaben für die walia, die Geisterfreunde der Schamanen angeboten werden. Die Palmölproblematik rückt erst einmal in den Hintergrund, während das momago eingeläutet wird. Hierzu werden eine Trommel und zwei unterschiedlich große Gongs geschlagen, die erst im Morgengrauen zur Ruhe kommen dürfen. Nach und nach beginnen die Schamanen sich den vielen PatientInnen zuzuwenden. Zum gleichmäßigen Rhythmus der Gongs tanzen die Schamanen und legen immer wieder Pausen ein, in denen sie mir bestimmte Dinge erklären. Irgendwann kommt Apa Main zu mir: „Wenn Du nächstes Jahr wieder kommst, Indo Johann, dann sind wir immer noch hier; wir verlassen unser Land nicht, wir geben unsere Religion nicht auf. Und Du wirst dann Schamanin.“ Zum Glück meint er letzteres nicht ernst und lacht dabei. Mit dem ersten Tageslicht verstummt die letzte Trommel und ich lege mein Notizbuch beiseite. Die Gespräche werden sich noch bis in die Mittagsstunden hinein ziehen, doch ich muss bereits den Rückweg ins Dorf antreten – ich bin zu einer großen muslimischen Hochzeit in Taronggo eingeladen, bei der die Braut, die sich bislang weigerte zu konvertieren, zum Islam übertreten wird. Ihr Onkel, Apa Main, begleitet mich, eindeutig schlecht gelaunt.

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Literatur _________________________________________ Atkinson, Jane M. 1987 The Effectiveness of Shamans in an Indonesian Ritual. Jane Monnig Atkinson. American Anthropologist 89 (2): 342-3. Aragon, Lorraine V. 2000 Fields of the Lord : Animism, Christian minorities, and state development in Indonesia. Honolulu: University of Hawai‘i Press. Kipp, Rita S., and Susan Rodgers 1987 Indonesian religions in transition. Tucson, Ariz.: Univ. of Arizona Press. Lahadji, Jabar 1999 Morowali Nature Reserve and the Wana people. In: International Work Group for Indigenous Affairs (ed.), Indigenous Peoples and Protected Areas in South and Southeast Asia: From Principles to Practice; pp. 238-249. Kopenhagen. Kipp, Rita S., and Susan Rodgers 1987 Indonesian religions in transition. Tucson, Ariz.: Univ. of Arizona Press. Kruyt, Albert C. 1930 De To Wana op Oost-Celebes. Tijdschrift voor Indische Taal-, Land- en Volkenkunde 70: 398625. Lahadji, Jabar 1999 Morowali Nature Reserve and the Wana people. In: International Work Group for Indigenous Affairs (ed.), Indigenous Peoples and Protected Areas in South and Southeast Asia: From Principles to Practice; pp. 238-249. Kopenhagen. Kruyt, Albert C. 1930 De To Wana op Oost-Celebes. Tijdschrift voor Indische Taal-, Land- en Volkenkunde 70: 398625. Li, Tania M. 1999a “Marginality, power and production: Analysing upland transformations”, In:Transforming the Indonesian uplands. Marginality, power and production; pp. 1-46. Amsterdam, The Netherlands: Harwood Academic Publishers. Li, Tania M. 1999b “Compromising Power: Development, Culture and Rule in Indonesia.” Cultural Anthropology 40(3): 277-309 Scott, James C. 2009 The Art of Not Being Governed. An Anarchist History of Upland Southeast Asia. New Haven & London: Yale University Press. Spyer, Patricia 1996 Serial conversion ; conversion to seriality : religion, state, and number in Aru, Eastern Indonesia. In: Peter van der Veer (ed.), Conversion to modernities. The globalization of Christianity; pp. 171–198. New York: Routledge.

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Ein Bericht aus a.r.t.e.s. Klasse 1 Denkfiguren und Wissensfigurationen in Antike und Mittelalter Elisa Bazzechi, Valerie Wolf 50

Die Mitglieder der Klasse 1 haben sich im vergangenen akademischen Jahr unter der Leitung von Professorin Wittekind und Professor Nünlist zwei inhaltlichen Schwerpunkten gewidmet. Einerseits stand das Jahresthema „Transkulturation“ auf der Agenda, andererseits diskutierten wir konkrete Fragen und Probleme aus den einzelnen Forschungsprojekten der Artisten. Die Auseinandersetzung mit dem Leitbegriff „Transkulturation“ erwies sich trotz der Vielfältigkeit unserer Forschungsschwerpunkte für alle Artisten der Klasse als überaus hilfreich und gewinnbringend. Die Grundlage der gemeinsamen Diskussion in den Klassensitzungen bildete die Lektüre verschiedener wissenschaftlicher Artikel zu dem Thema, darunter natürlich die grundlegenden Arbeiten von S. Ortiz. In dem gemeinsamen interdisziplinären Austausch über die theoretischen Schriften stellte sich sehr bald die Frage nach der Verwendbarkeit des Begriffes insbesondere für die historische Zunft. Im Zuge der intensiven Diskussion wurde deutlich, dass sich das Konzept der „Transkulturation“ aufgrund mangelnder Trennschärfe zu anderen Begriffen nicht immer problemlos auf unsere Forschungsschwerpunkte übertragen lässt: Handelt es sich beispielsweise bei Phänomenen wie der Umwandlung heidnischer Heiligtümer in christliche Kirchen oder der christlichen Umdeutung älterer philosophischer Konzepte bei Augustinus um Transkulturationsprozesse oder doch eher um Rezeption? Ein Höhepunkt der Auseinandersetzung mit diesem Thema bildete die gemeinsame Teilnahme am a.r.t.e.s.-Forum „Transkulturation: über Grenzen denken“ im Mai 2011. Marcel Danner (Jg. 2009) hatte an der Organisation des a.r.t.e.s. Forums mitgewirkt und konnte uns daher bereits im Vorfeld der Veranstaltung wichtige Impulse geben, die auf dem Forum vertieft wurden. Eine besondere Bereicherung unserer Auseinandersetzung mit dem „Jahresthema“ stellte auch die Kooperation mit dem internationalen „Kolleg Morphomata“ der Universität zu Köln dar. Professor Jan Bremmer, ein Fellow des Morphomata-Kollegs, hielt im Rahmen einer Klassensitzung einen Vortrag über antike Religionen und diskutierte anschließend ausführlich mit uns über seine aktuellen Veröffentlichungen und Forschungsschwerpunkte. Auch wenn die offiziellen Veranstaltungen zu dem Thema „Transkulturation“ mit dieser Diskussion ihren Abschluss fanden, so konnten wir doch viele Impulse und Ideen sammeln, die auch in Zukunft eine weitere inhaltliche Auseinandersetzung und ein individuelles Weiterdenken anregen werden. Die Präsentation und Diskussion der einzelnen Forschungsprojekte stelle den zweiten Schwerpunkt der Klassensitzungen dieses Jahres dar. Die sechs neu aufgenommen Klassenmitglieder (Jahrgang 2010) stellten ihre Projekte erstmals in der interdisziplinären Gruppe zur Debatte. Doch natürlich setzten wir uns auch mit dem Arbeitsstand und den wissenschaftlichen Erkenntnissen einzelner Artisten aus älteren Jahrgängen auseinander. www.artes.uni-koeln.de


Grundsätzlich waren diese Klassensitzungen so konzipiert, dass zwei bis drei thematisch oder methodisch ähnliche Projekte gemeinsam diskutiert wurden. Diese Bündelung stellte insbesondere für die neuen Artisten einen großen Gewinn dar, die sich sogleich in einem Netzwerk mit anderen jungen Nachwuchswissenschaftlern sahen. Gemeinsam konnten sie sich austauschen und Lösungsstrategien für gemeinsame Probleme entwickeln. Von diesen frischen Impulsen und neuen Fragestellungen profitierten darüber hinaus natürlich auch die älteren Artisten. Nach diesem bewährten Prinzip der Clusterbildung wurden auch zwei Sitzungen im Sommersemester gestaltet. Auf den Veranstaltungen zum Thema „Wie präsentiere ich mein Material?“ standen Fragen zur Katalogherstellung beziehungsweise zur Textedition im Mittelpunkt. Wieder einmal zeigte sich in diesen Sitzungen, dass die interdisziplinäre Ausrichtung der a.r.t.e.s.-Forschungsschule überaus erkenntnisfördernd und gewinnbringend für uns Artisten ist. Es wurde deutlich, dass verschiedene wissenschaftliche Disziplinen sich zwar mit ähnlichen Gegenständen auseinandersetzen, die jeweiligen methodischen Schwerpunkte, inhaltlichen Forschungsinteressen und damit auch die konkreten Ergebnisse mitunter allerdings stark variieren. Daher können Editionen oder Kataloge keineswegs als „objektive“ Darstellungen gelten. Kunsthistoriker und Archäologen wählen aufgrund ihres Erkenntnisinteresses für ihre Kataloge zielgerichtet Quellen aus, stellen sie in einen bestimmten Kontext und ordnen sie nach bestimmten Kriterien an. Philologen verfahren bei der Textedition ähnlich. Durch diese Auswahl und Kontextualisierung der Quellen werden Forschungsergebnisse determiniert. Beide Sitzungen zum Thema „Wie präsentiere ich mein Material?“ sorgten somit für eine Sensibilisierung der Artisten im Umgang mit Quelleneditionen und Katalogen. Diese Erkenntnisse waren für alle Artisten der Klasse 1 ein Gewinn, insbesondere natürlich in Bezug auf die Vorgehensweise in dem eigenen Forschungsprojekt. Abschließend freuen wir uns natürlich, auf die Kooperation zwischen DAAD und a.r.t.e.s. (a.r.t.e.s international) hinzuweisen, die auch in diesem Jahr internationale Mobilität gefördert und Forschungsaufenthalte der Artisten der Klasse 1 in Griechenland, Italien, England, Türkei ermöglicht hat.

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Transkulturation

a.r.t.e.s. Jahresthema 2011

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Transkulturation – Über Grenzen denken. Lara Brück-Pamplona, Britta Tewordt

Das Jahr 2011 war dem dritten der fünf Leitbegriffe der a.r.t.e.s. Forschungsschule gewidmet: t wie Transkulturation. Der Begriff ‚Transkulturation‘ (aus dem Lateinischen trans – über… hin – und cultura – die Kultur) erschien zum ersten Mal 1940 im Werk Contrapunteo cubano del tabaco y del azúcar von Fernando Ortiz. Der kubanische Anthropologe führte ihn als ethnologisches Konzept und in kritischer Auseinandersetzung mit dem Begriff der Akkulturation ein, der „mit kolonialistischen Herrschaftsansprüchen beladen war und den Kontrast zweier Kulturen nur in eine Richtung erfasste.“1 In Ortiz’ Auffassung war die eurozentrische Unilateralität des Akkulturationskonzepts ungeeignet für die Erfassung des kulturellen Austauschs, während der Terminus Transkulturation die verschiedenen Phasen eines reziproken Kulturtransfers besser bezeichnen würde.2 Demnach veranlasst das Zusammentreffen unterschiedlicher Kulturen durch die wechselseitige Beeinflussung die Entstehung neuer kultureller Formen: „[Jede] Kultur verlässt ihre eigene Komponente (Dekulturation), übernimmt die der anderen Kultur bzw. passt sich an sie an (Akkulturation), kreiert aber dabei neue bis dahin nicht bestehende Elemente (Neukulturation).“ In diesem Sinne besteht der transkulturelle Prozess aus „Verlusten, Selektionen, Neuentdeckungen und Übernahmen“, und das Resultat ist immer „etwas noch nie Dagewesenes“3, ein neues, hybrides kulturelles Phänomen, welches einerseits Eigenschaften der Ausgangs- und Zielkultur enthält, sich aber andererseits auch von beiden unterscheidet. In Transculturación narrativa en América Latina (1982) hat der uruguayische Literaturwissenschaftler Ángel Rama das Konzept erweitert und für die kulturwissenschaftlichen Studien nutzbar gemacht. In diesem Zusammenhang wird Transkulturation auch häufig mit Phänomenen wie Synkretismus und Mestizierung in Verbindung gebracht, sowie in kritischer Opposition zu synthetisierenden Auffassungen durch Begriffe wie Heterogenität und Hybridisierung aufgehoben4. Die Etymologie des Begriffs weist bereits darauf hin, dass die Transkulturation immer einen Prozess der Übersetzung impliziert. In dieser Hinsicht kann die Geschichte – die Repräsentation von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft – als Konstruktion und „verbaler Akt“ verstanden werden, dessen Zeichen „gelesen“ und kontextualisiert werden sollen. Dabei lassen sich verschiedene Formen des Übersetzens beobachten, in denen unterschiedliche Sprachund Kommunikationsformen involviert sein können – es gilt somit, die Aspekte transkultureller Kontexte zu analysieren und zu interpretieren. 1 2 3 4

Morales Saraiva (2008: 726). Vgl. Ortiz (1940: 142). Morales Saraiva (2008: 726). Vgl. ebd.: 726.

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In dem kontinuierlichen Transkulturationsprozess vermischen und transfigurieren sich die kulturellen Praktiken insofern, dass es um ein „tomar y dar“5,1 ein ‚Nehmen und Geben‘ geht. Dabei handelt es sich schließlich um eine Transition zwischen unterschiedlichen Kulturen, die aktiv sind und für das Entstehen einer neuen Realität kooperieren.62Durch diese Wechselwirkung wird der dynamische Charakter der Kultur betont, die lebendig und somit in ständiger Veränderung ist. In der heutigen Zeit, die stark 56

durch die Globalisierung, die Verbreitung der digitalen Medien und das Internet geprägt ist, lässt sich eine sehr weitreichende Interaktion zwischen den verschiedensten Kulturen der Welt beobachten, was wiederum die transkulturelle Dynamik noch stärker fördert. Die Problematisierung und das Potenzial des Transkulturationsbegriffs im Rahmen der geisteswissenschaftlichen Forschungslandschaft dienten als Ansatzpunkt für das a.r.t.e.s. forum 2011. Ausgehend von der Bedeutung des Präfixes trans setzte sich die Veranstaltung das Ziel, transkulturelle Phänomene mit einem besonderen Fokus auf Prozesse des Überschreitens, Übersetzens, Übertragens und Übernehmens in historisch konkreten, globalen und postkolonialen Kontexten und Situationen des Kulturkontakts transdisziplinär zu diskutieren. Dabei wurden die vier Panels in alter Forumstradition von jeweils zwei Referenten verschiedener wissenschaftlicher Disziplinen bestritten. Mit dem Thema Übertragen setzten sich die Religionsethnologin Dr. habil. Bettina Schmidt und der Musikwissenschaftler PD Dr. Julio Mendívil auseinander. Bettina Schmidt befasste sich in ihrem Vortrag mit transkaribischer Identität in New York und führte zur Beschreibung dieser komplexen Kultur das Konzept der ‚polyphonen Bricolage‘ ein. Im Fokus der Ausführungen Julio Mendívils dagegen stand die Geschichte des andinen Musikinstruments Charango, das er als Beispiel anführte, um den Transkulturalitätsbegriff Wolfgang Welschs zu problematisieren. Im darauf folgenden Panel Übersetzen referierte die Historikerin Prof. Dr. Annerose Menninger über Ursprünge und Bedeutungssymbolik von Konsum- und Genussmitteln sowie ihrer Aneignung und Verbreitung im Europa der Frühen Neuzeit. Demgegenüber stand der Vortrag des Afrikanisten und Sprachwissenschaftlers Prof. Dr. Gerrit Dimmendaal, der mittels verschiedener konkreter Beispiele Phänomene des Sprachkontakts und Prozesse des Sprachwandels veranschaulichte. Während der Archäologe Prof. Dr. Sebastian Brather in der Sektion Überschreiten Transkulturationsprozesse in Kaiserzeit und Spätantike anhand der vielfältigen sozialen, geografischen und kulturellen Verflechtungen zwischen Römern und Germanen erläuterte, sprach der Germanist Prof. Dr. Manfred Weinberg über die Prager deutsche Literatur des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts und die damit verbundene Komplexität einer spezifischen Prager Interkulturalität. In dem daran anschließenden Panel Übernehmen diskutierten der Anglist Prof. Dr. Frank Schulze-Engler und die Kunsthistorikerin Dr. des. Kerstin Schankweiler die Verwicklung transkultureller Prozesse in 5 6

Malinowski (1940: XVII). Vgl. ebd.: XVII.

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globalen und (neo-)kolonialen Machtstrukturen. Ersterer setzte sich mit Begriffen der ‚Anpassung‘ und ‚Übernahme‘ auseinander, indem er Englisch als globalisierte Literatursprache untersuchte. Daraufhin befasste sich Kerstin Schankweiler anhand der Werke von Künstlern wie Dominique Zinkpé, Romuald Hazoumé und Calixte Dakpogan mit dem Phänomen der récuperation in der afrikanischen Gegenwartskunst, in dem es um die Wiederverwertung, Neubefragung und Umdeutung von Materialien geht. Die interdisziplinäre Auseinandersetzung mit dem Transkulturationskonzept veranschaulichte dessen Anwendbarkeit, deckte aber auch Unschärfen und Widersprüche auf. Die unterschiedlichen Ansätze zur Analyse kultureller Durchmischungsprozesse, die sich in den Vorträgen manifestierten, wurden in den anschließenden Diskussionen erörtert, so dass sich in mancher Hinsicht neue Begrifflichkeiten ergaben, sich Terminologien schärften oder Definitionen präzisierten. In diesem Sinne stellte das a.r.t.e.s. forum 2011 eine gelungene Arena für einen geisteswissenschaftlichen Austausch dar, der die Debatte über die Grenzen von Kulturen und Disziplinen förderte – über die Grenzen an sich und über die Grenzen hinaus.

Literatur _________________________________________ Malinowski, Bronislaw: Introducción. In: Ortiz, Fernando. Contrapunteo Cubano del Tabaco y el Azúcar. La Habana: Jesus Montero Editor, 1940. S. XV-XXII. Morales Saraiva, José: Trankulturation. In: Nünning, Ansgar (Hrsg.). Metzler Lexikon Literatur- und Kulturttheorie. Stuttgart/Weimar: J.B. Metzler, 2008. S. 726. Ortiz, Fernando: Contrapunteo Cubano del Tabaco y el Azúcar. La Habana: Jesus Montero Editor, 1940. Steiner, George: Aspectos del Lenguaje y la Traducción. Mexiko Stadt: Fondo de Cultura Economica, 1980. Jahrbuch 03/2011 bis 02/2012

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Über… einen transkulturellen Abend Judith Bihr Auf die Vorträge folgte die Abendveranstaltung des Forums, die in den Räumen der studiobühneköln stattfand. Als musikalische Einstimmung trat das irakische Duo SIDARE vom collegium musicum, das sich aus den Musikern Saad Thamir und Bassem Hawar zusammensetzt, mit seinen Kompositionen verschiedener orientalischer Musikformen auf. Bassem Hawar verwendet sein Instrument, die Djoze (irakische Kniegeige), selbst auf ganz transkulturelle Weise, indem er sie nicht nur in der ursprünglichen Folklorerichtung spielt, sondern vielmehr in unterschiedlichen Stilweisen, die traditionelle und neue Musik miteinander verbinden. Das von Dr. Ralf Müller-Schmid vom DRadio Wissen geleitete Couch-Gespräch galt beim diesjährigen Forum ganz unserem Abendgast Feridun Zaimoglu und der Frage, was Transkulturation für ihn als Schriftsteller bedeutet. Feridun Zaimoglu, der als einer der wichtigsten Autoren der deutschen Gegenwartsliteratur gilt, ist insbesondere durch seine Werke „Kanak-Sprak – 24 Misstöne vom Rande der Gesellschaft“, „Leyla“ und „Liebesbrand“ bekannt. Dass er in der Tat ein Geschichtenerzähler ist, bewies er im Gespräch mit Dr. Ralf Müller-Schmid, in dem er über seine Kindheit und eigenen Erfahrungen redete und das Publikum von der ersten Minute an in seinen Bann zog.

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Römer und Germanen

Transkulturationsprozesse in Kaiserzeit und Spätantike Prof. Dr. Sebastian Brather, Freiburg im Breisgau

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I. Römer betrachteten ‚die‘ Germanen als grundverschieden von ihrer Zivilisation. Sie lebten – wie alle Barbaren – nicht in städtischen Gesellschaften, sondern in ‚Stämmen‘, für die die aktuelle Forschung den lateinischen Quellenbegriff gentes bevorzugt. Germanen repräsentierten eine Gegenwelt – die Negation der römischen Gesellschaft: wild, rebellisch und uneins. Galt dies für die ethnologische Theorie der Römer, so sah die Welt in ihrer politischen Praxis weitaus komplexer aus. Dort gab es vielfältige und wechselnde Interaktionen in Militär, Wirtschaft und Gesellschaft, die von der ‚Entdeckung‘ der Germanen durch Cäsar bis zur Auflösung des weströmischen Reichs andauerten. Sie waren auf beiden Seiten nichts weniger als folgenlos, reflektieren also Prozesse der Transkulturation. Die moderne Forschung ist überwiegend der römischen Theorie gefolgt und hat die grundsätzlichen kulturellen Unterschiede betont. Dabei wird übersehen, dass weder Römer noch Germanen homogene kulturelle Blöcke bildeten, sondern jeweils eine beachtliche Diversität aufwiesen. Unter dem bisherigen Blickwinkel rückt jedoch ein ‚Kulturgefälle‘ in den Mittelpunkt, so dass etwa Prozesse der ‚Romanisierung‘ einheimischer Gesellschaften oder allgemein Akkulturationen der ‚Unterlegenen‘ rekonstruiert werden – und damit einseitige kulturelle Übernahmen, wie sie sich im problematischen archäologischen Begriff des ‚römischen Imports‘ in Germanien widerspiegeln. Will man dagegen die Handlungsmöglichkeiten ‚barbarischer‘ Gesellschaften und Eliten analysieren, dann muss ein offenes Konzept zugrundegelegt werden. Transkulturation und Kulturtransfer bieten Modelle, um komplexe Wechselbeziehungen zu untersuchen. II. Unter den kaiserzeitlichen Bestattungen bei den Germanen ragen ‚Prunkgräber‘ hervor. Sie unterscheiden sich von ‚normalen‘ Bestattungen nicht allein durch ihren Aufwand in Errichtung und Ausstattung, sondern auch durch eine abgesonderte Lage sowie in der Behandlung des Leichnams, der meist unverbrannt beigesetzt wurde (allerdings mag manche Leichenverbrennung ‚reiche‘ Grabbeigaben archäologisch nahezu unsichtbar gemacht haben). Gold und Silber, Bronze- und Glasgefäße unterstrichen die offenkundig gefährdete und immer wieder zu behauptende Position von Elitenangehörigen. Während in der älteren Kaiserzeit Prunkgräber vereinzelt vorkom men, zeichnen sich für die zweite Hälfte des 3. Jahrhunderts je eine Ballung in Mitteldeutschland und auf den dänischen Inseln ab. Wesentliche Bestandteile der Grabausstattungen sind römischer Provenienz. Elitäre Repräsentation setzte auf fremden Luxus, doch was bedeutete das? Unklar ist, welche Stücke redlich erworben und welche geraubt worden waren, welche als Geschenk überreicht und welche etwa nach einem Militärdienst in der römischen Armee mitgebracht wurden. Allerdings übernahmen Häuptlinge und ihr Umfeld zielgerichtet lediglich ausgewählte Objekte – offenbar jene, die in einem neuen Kontext veränderte Bedeutungen erhielten. Deshalb taugt angesichts vielfältiger Verflechtungen der Begriff ‚Akkulturation‘ nicht für Erklärungen.

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Wir wissen nicht, ob römische Weintrinkservices in den Prunkgräbern bedeuten, dass die ‚Barbaren‘ auf römische Art Wein tranken. Und zeigen römische Reibschalen, dass man jenseits des limes die Speisenzubereitung ebenfalls übernommen hatte? III. Auch militärisch zeichnen sich komplexe Verflechtungen ab. Aus Texten sind Karrieren germanischer Militärs in römischen Diensten bekannt. Sie kommandierten z. T. ‚ihre‘ Krieger als reguläre Einheiten, wie das schon Arminius getan hatte. Truppenabteilungen konnten etwa Brisigavi heißen, womit statt ‚Stammesangehörigen‘ jedoch die um Breisach ausgehobenen Truppen gemeint waren. Im römischen Heer wurden germanische Krieger zu römischen Soldaten, so dass die unverdrossene Kennzeichnung als ‚germanisch‘ ihren Sinn verliert. Anführer konnten zu hohen militärischen Posten (magistri militum) aufsteigen und erheblichen politischen Einfluss gewinnen, vor allem in der Spätantike. Sie wurden zu Römern, wie das Beispiel Stilicho zeigt; das mit ihm oft verbundene Diptychon in Monza zeigt ihn wahrscheinlich nicht, denn die Darstellung war im späten 4. Jahrhundert im römischen Reich ein verbreitetes Formular. Archäologisch fallen die vielen römischen Ausstattungen außerhalb des Reichs auf. In großen Heeresausrüstungsopfern im heutigen Dänemark, in denen einheimische Sieger die Ausrüstungen ihrer unterlegenen Gegner deponierten, finden sich zahlreiche Waffen römischer Produktion, wie sich an Herstellerstempeln und Heilszeichen erkennen lässt. Auf ‚Schlachtfeldern‘ wie Kalkriese und Harzhorn wurden fast keine ‚germanischen‘ Ausrüstungen entdeckt. Offenbar konnten germanische Heere wie römische Soldaten ausgestattet sein, was die Differenz zwischen beiden auf ein kaum feststellbares Minimum schrumpfen lässt, wie sich schließlich an römischen ‚Militärgürteln‘ des 4./5. Jahrhunderts zeigt. Zugespitzt: germanische Militärs waren an römischer Ausrüstung zu erkennen. IV. Nachdem Cäsar um die Mitte des 1. Jahrhunderts v. Chr. den Rhein als kulturelle Grenze zwischen Galliern im Westen und Germanen östlich des Flusses definiert hatte, besaß die römische ethnographische Perspektive neue Eindeutigkeit: Jenseits der nördlichen Reichsgrenze lebten Germanen. Während der jüngeren Kaiserzeit ver- schwanden viele hergebrachte Stammesnamen, und an ihre Stelle traten wenige neue Bezeichnungen. Die Geschichtswissenschaft interpretierte dies als Entwicklung von ‚Kleinstämmen‘ zu ‚Stammesverbänden‘, mit anderen Worten als politische Zentralisierungsprozesse. Ein Blick auf die Landkarte lässt erkennen, wie klar im 4. Jahrhundert das Gegenüber von Alemannen und Franken auf der einen sowie der Provinzen Germania Prima und Secunda auf der anderen Seite war. Es spricht viel dafür, in den neuen ‚Stammesverbänden‘ zunächst eine Kategorisierung seitens der römischen Administration zu erblicken, lange bevor sie größere politisch handelnde Gruppen bezeichneten. Anders als die Franken bildeten die Alemannen nie einen Verband.

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Wie wenig die ethnographische Einteilung außerdem mit kulturellen Gegebenheiten zu tun hatte, zeigt der Vergleich mit Kartierungen ‚archäologischer Kulturen‘. Als analytische Zusammenfassungen der Forschung heben sie grundlegende Prägungen und Strukturen hervor. Sie fallen großräumig aus und kennzeichnen daher Kommunika-tionsräume, innerhalb derer mehrere gentes existierten. Den immer wieder unternommenen Versuchen, beides zur Deckung zu bringen, ist kein Erfolg beschieden. Denn 62

die Archäologie hat damit nach homogenen Gruppen (‚Totalitäten‘) gesucht, statt ethnische Identitäten als flexible, sich wandelnde Versuche zu verstehen, die Einheit von Differenzen zu erreichen. V. Wie schlecht sich Römer und Germanen in der Spätantike auseinanderhalten lassen, wird an Entwicklungen deutlich, die misslicherweise als ‚Akkulturation‘ beschrieben worden sind. Der habitus bar-

barus, wie ihn lateinische Texte vom Codex Theodosianus bis zur ‚Kirchengeschichte’ Viktor von Vitas charakterisieren, war keineswegs die Kleidung von Germanen. Der Kontext der Kleidungsvorschriften für die Stadt Rom macht vielmehr das Bemühen traditioneller Eliten deutlich, die immer mehr an Einfluss gewinnenden Militärs im öffentlichen Raum zu diskreditieren. Der Diskurs benutzte vorgeblich ethnische – barbarische bzw. germanische – Stereotype, um inner-römische politische Auseinandersetzungen zu führen und zu entscheiden. Auch vermeintlich ‚fremde‘ Funde in den Provinzen zeigen eher einen Kulturwandel als Akkulturation an. ‚Vandalischer‘ Schmuck in nordafrikanischen Gräbern des 5. Jahrhunderts dürfte weniger die Anwesenheit zugezogener Vandalinnen widerspiegeln als darauf hinweisen, dass sich Angehörige einer spätantiken Elite durch Gold und Halbedelsteine repräsentierten. Gleichermaßen sind Waffen in nordgallischen Männergräbern kein Beleg für germanische Militärs, sondern für Militärs in römischem Kontext; davon abgesehen sind nicht alle Waffen militärischem Gebrauch zuzuweisen, sondern in größerer Zahl als Jagdwaffen ein Hinweis auf elitären Zeitvertreib und als Werkzeuge Indizien für Rodungstätigkeit und Landbesitz.

VI. Im 5. Jahrhundert gingen lokale Gesellschaften entlang der Peripherie des Reichs zu neuen Bestattungsformen über. Sie begruben ihre Toten unverbrannt sowie nach Osten ausgerichtet, und sie statteten sie mit Kleidung und Grabbeigaben aus. Kleidungsbestandteile, Schmuck und Waffen unterstreichen, dass die zentrale Absicht die Demonstration sozialer Zugehörigkeiten und Differenzen war. Während der Bestattung wurden sie einem lokalen Publikum vorgeführt. Verantwortlich für diesen Kulturwandel am Beginn des Mittelalters war die Desintegration des Imperiums. Regionalisierungsprozesse ebenso wie der Bedeutungsverlust Roms ließen bisherige imperiale Bezüge wegbrechen. Das weitgehende Fehlen einer ‚Zwischenebene‘ führte dazu, dass einzig im lokalen oder kleinregionalen Maßstab Alternativen gefunden werden konnten. ‚Grenzgesellschaften‘ fanden zu dieser kulturellen Neuorientierung, und sie bestanden aus Römern ebenso wie aus Germanen, doch kam es darauf nicht an. Alle frühen ‚Reihengräberfelder‘ liegen innerhalb des Imperiums und reflektieren daher primär römische Bezüge. Ihr Aufkommen lässt sich daher ebenso wenig als ‚germanisch‘ geprägt ansehen wie Grabausstattungen religiöse Bedeutung besaßen. Sie finden sich im christlichen Nordgallien und in der wohl heidnischen Alemannia gleichermaßen; frühmittelalterlichen Christen bereiteten Kleidung und Beigaben im Grab noch keine Probleme. www.artes.uni-koeln.de


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VII. „Die germanische Welt war vielleicht die größte und dauerhafteste Schöpfung des politisch-militärischen Genius Roms“, wie Patrick Geary formulierte. Daher erweist sich das Modell ‚Akkulturation’ (gegebenenfalls ‚Romanisierung‘), das die archäologische Forschung gern verwendet, als ungeeignet. Denn weder lassen sich homogene Kulturen nachweisen noch eine allein einseitige, dem ‚Kulturgefälle‘ folgende Prägung durch die Römer voraussetzen; es gab auch keinen Ausgangspunkt der Begegnung, sondern über lange Zeit vielfältige Kontakte. Strikt zwischen Römern auf der einen und Germanen auf der anderen zu trennen, verdeckt die vielfältigen Verflechtungen über geographische, kulturelle und soziale Grenzen hinweg und damit das eigentlich Interessante an den kaiserzeitlichen und spätantiken Verhältnissen. Konzepte von ‚Transkulturation’ bzw. ‚Kulturtransfer’ erweisen sich als besser geeignet, um Verflechtungen und wechselseitige Prägungen zu erklären, aber auch um Uneindeutigkeiten analytisch ernst zu nehmen. Mit U. Gotter sind vier wesentliche Aspekte zu berücksichtigen: 1. Bestimmung der beteiligten Gruppen und ihrer Identitäten; 2. Charakterisierung von Fremdheit als strukturelle Verschiedenheit in gesellschaftlicher, wirtschaftlicher und politischer Hinsicht; 3. Analyse von Machtverhältnissen, Spielräumen und Semantiken im Hinblick auf Rezeptionsdynamiken; 4. Ermittlung von Veränderungen der original patterns und ihrer Reichweite, ihrer Wahrnehmung und ihrer Handlungsrelevanz. Auf diese Weise wird die Eindimensionalität des Akkulturationsmodells überwunden und werden transkulturelle Verflechtungen zu einem perspektivenreichen Forschungsfeld.

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Literatur _________________________________________ Becker, Matthias, Das Fürstengrab von Gommern (Halle/S. 2010). Borgolte, Michael, Migrationen als transkulturelle Verflechtungen im mittelalterlichen Europa. Ein neuer Pflug für alte Forschungsfelder. Historische Zeitschrift 289, 2009, 261-285. Dauge, Yves Albert, Le barbare. Recherches sur la conception romaine de la barbarie et de la civilisation (Bruxelles 1981). Fehr, Hubert, Germanen und Romanen im Merowingerreich. Frühgeschichtliche Archäologie zwischen Wissenschaft und Zeitgeschehen (Berlin, New York 2010). Geary, Patrick J., Die Merowinger. Europa vor Karl dem Großen (München 1996). Gotter, Ulrich, „Akkulturation“ als Methodenproblem der historischen Wissenschaften. In: Wir, ihr, sie. Identität und Alterität in Theorie und Methode, hrsg. Wolfgang Eßbach (Würzburg 2000) 373–406. von Rummel, Philipp, Habitus barbarus. Kleidung und Repräsentation spätantiker Eliten im 4. und 5. Jahrhundert (Berlin, New York 2007). Steuer, Heiko, Fürstengräber der Römischen Kaiserzeit in Germanien. Bestattungen von Grenzgängern. In: Grenzgänger zwischen Kulturen, hrsg. Monika Fludernik/Hans-Joachim Gehrke (Würzburg 1999) 379–392. Straub, Jürgen, Andere Fremde. Annotationen zur Erforschung kultureller Differenz und interkultureller Kommunikation im Rahmen einer relationalen Hermeneutik. In: Bildungsprozesse und Fremdheitserfahrung. Beiträge zu einer Theorie transformatorischer Bildungsprozesse, hrsg. Hans-Christoph Koller/Winfried Marotzki/Olaf Sanders (Bielefeld 2007) 109–140. Theuws, Frans, Grave goods, ethnicity, and the rhetoric of burial rites in Late Antique Northern Gaul. In: Ethnic constructs in antiquity. The role of power and tradition, ed. Ton Derks/Nico Roymans (Amsterdam 2009) 283– 319. Zwischen Spätantike und Frühmittelalter. Archäologie des 4. bis 7. Jahrhunderts im Westen, hrsg. Sebastian Brather (Berlin, New York 2008).

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Abbildungen _________________________________________ Abb. 1 Idealtypische Zivilisations- und Fortschrittsvorstellungen der Römer (verändert nach Y. Dauge). Abb. 2 In Tacitus’ Germania erwähnte Namen von Germanengruppen und archäologische Kulturgruppen der frühen römischen Kaiserzeit im Vergleich. Beide Perspektiven lassen sich erwartungsgemäß nicht zur Deckung bringen. * ostbaltische Kultur; • Wielbark-Kultur; ○Przeworsk-Kultur; V Odermündungsgruppe; ▲Elbgermanen; ■Nordseeküstengermanen; × Rhein-Weser-Germanen; ●Nordgermanen. Abb. 3

Spätantike Entwicklungen zu den frühmittelalterlichen Reihengräberfeldern.

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Übersetzen

Prof. Dr. Gerrit J. Dimmendaal, Köln

1. Wenn Sprachen sich wandeln Die historisch-vergleichende Sprachwissenschaft hat im vergangenen Jahrhundert bei der Erforschung des Phänomens Sprachwandel einige Fortschritte im Bereich der Phonetik, Phonologie, Morphologie und Syntax gemacht. In Bezug auf einen weiteren zentralen Bereich menschlicher Sprache, den semantischen Wandel, verstehen wir heutzutage zwar einige Phänomene besser, den großen Durchbruch gibt es aber nicht und wird es wahrscheinlich auch so schnell nicht geben. Häufig auftretende lexikalische Bedeutungsverschiebungen innerhalb semantischer Felder wie Körpernomenklatur deuten darauf hin, dass („universelle“) von der Kognition gelenkte Prinzipien, insbesondere die Anwendung von Metaphern und Metonymien, eine wichtige Rolle spielen. So ist eine Bedeutungsverschiebung von ‘Auge’ zu ‘Gesicht’ (durch metonymische Erweiterung) in vielen Sprachen üblich. Bedeutungserweiterungen treten aber auch häufig zwischen semantischen Feldern auf. Diese weisen nur teilweise universelle Tendenzen auf. So wird der Daumen in vielen Sprachen als ‘Mutter der Hand’ oder ‘Vater der Hand’ angedeutet. Grammatikalisierungsforschungen haben außerdem gezeigt, dass Körperandeutungen wie ‘Brust’ oder ‘Rücken’ häufig als Platzandeutung verwendet werden und dass sich aus dieser Konstellation auch temporale Begriffe wie ‘vor’ oder ‘nach’ entwickeln. Meistens aber treten zwischen semantischen Feldern idiosynkratische und häufig mit der Kultur zusammenhängende Bedeutungsverschiebungen auf. Dass man in Südasien das Gehirn gern metaphorisch als ‘gekochten Reis’ beschreibt, lässt sich leicht anhand von Kulturen der Region erklären. Und genau hier liegt der Knackpunkt. Die „unsichtbare Hand“ der Sprecher in ihren unterschiedlichen tagtäglichen kulturellen Erfahrungen führt zu Polysemie und anschließend zu einem Bedeutungswandel in Sprachen. Sogar zwischen engverwandten Sprachen wie Deutsch und Niederländisch stellt man demzufolge häufig amüsante Bedeutungsverschiebungen zwischen semantischen Feldern fest. Wenn man auf dem Kölner Südring die Ausfahrt Zentrum Richtung Universität nimmt, geht die Lebensreise nicht notwendigerweise dort zu Ende, obwohl das verwandte Wort im Niederländischen, ‘Uitvaart’, leicht zu dieser Schlussfolgerung führen könnte. ‘Uitvaart’ bedeutet nämlich ‘Bestattung, Beerdigung’.

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StudentInnen möchte man manchmal sein ‘Beileid’, auf Niederländisch ‘deelname’ (natürlich verwandt mit ‘Teilnahme’), aussprechen, wenn sie wieder einmal einen „Teilnahmeschein“ bekommen, dafür dass sie so nett waren, (im besten Falle) die Lehrveranstaltung zu besuchen und zuzuhören. Wer macht sich hier letztendlich über wen lustig? Forschungen aus den vergangenen Jahrzehnten haben gezeigt, dass sogar in Bereichen, in denen man 68

früher universelle Prinzipien meinte erkennen zu können, z.B. bei der Konzeptualisierung von Farben oder Räumlichkeiten, Sprachstrukturen und damit verbundene kognitive Strukturen weit auseinandergehen können. So werden in australischen Sprachen häufig relative Konzepte wie ‘vorne’ oder ‘hinten’ vermieden, und man bevorzugt stattdessen, nur absolute Begriffe (‘auf der Nordseite meines Körpers’) zu verwenden. Dies spiegelt sich auch in anderen Bereichen der Kognition oder Perzeption wider. Aus dem Proto-Indogermanischen *weid- ‘sehen’ hat sich ein Lexem mit der Bedeutung ‘wissen’ in germanischen Sprachen wie Deutsch und Niederländisch entwickelt. In australischen („Aboriginal-“) Sprachen hingegen geht die Etymologie von kognitiven Verben wie ‘wissen’ häufiger auf ‘hören’ zurück. Diese und andere Phänomene deuten auf einen engeren Zusammenhang zwischen Sprache, Kultur und Kognition hin, als man Jahrzehnte lang für plausibel gehalten hat.

2. Wenn Sprachen Kontakt zueinander haben Sprachgemeinschaften, unbeachtet wie klein sie sind, sind fast nie homogen. Außerdem ist es in vielen Teilen der Welt so, dass man nicht in vitro lebt und häufig eine oder mehrere Nachbarsprachen spricht. Genau so wie benachbarte Gruppen sich kulturell austauschen (oder voneinander abgrenzen), wird auch häufig in solchen Sprachkontaktsituationen Sprachmaterial ausgetauscht (oder dies gerade vermieden). „Language change is drawn from a pool of variation“ hat der einflussreiche amerikanische Phonetiker John Ohala bereits vor vielen Jahren beobachtet. Genau diese Tatsache, dass Sprachgemeinschaften nie homogen sind, führt zu Wandel in unterschiedlichen Bereichen einer Sprache. In einem bilingualen (oder multilingualen) Kontext werden zudem häufig Strukturen übertragen, weil man tagtäglich zwischen Sprachen wechselt. Diese Art der Übersetzung kann, wie wir heutzutage wissen, dramatische Formen annehmen. Neben der einfachen Entlehnung von Wörtern oder, bei intensiver Entlehnung, auch grammatischen Formen (vgl. die lateinischen oder griechischen Derivationsmorpheme im Deutschen), gibt es die strukturelle (oder konzeptuelle) Entlehnung, wie das einfache Beispiel ‘Wolkenkratzer’ im Deutschen (von engl. ‘skyscraper’) zeigt. Strukturelle Übersetzung zwischen Sprachen kann aber viel dramatischere Formen annehmen. Heutzutage kennen wir mindestens vier prototypische Situationen, die an sich natürlich eine Abstraktion darstellen, weil es Zwischenstufen und Übergange gibt: 1. Konvergenz; 2. Metatypie; 3. Pidginisierung und Kreolisierung; 4. Sprachsynkretismus. Hier soll nur die Frage kurz thematisiert werden, ob und wie Bedeutungen übersetzt werden, bevor es zu der epistemologischen Frage kommt, inwieweit Sprachwissenschaftler sich diesem Übersetzungsproblem entziehen können.

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Wenn man sich als Laie Sprachen aus Indien anhört, fällt es einem schwer, zwischen indoiranischen (also indoeuropäischen) Sprachen und dravidischen Sprachen – also zwei nicht genetisch verwandten Sprachfamilien – zu unterscheiden. Die Konvergenz, welche in den vergangenen Jahrtausenden zwischen diesen Sprachfamilien stattgefunden hat, zeigt sich unter anderem durch ähnliche Lautstrukturen (z.B. retroflexe Konsonanten) und eine identische Wortreihenfolge innerhalb eines Satzes. Solche Einflüsse entstehen durch häufigen Wechsel zwischen Sprachen im tagtäglichen Umgang miteinander. So haben sich auch in den vergangenen 2000-2500 Jahren semitische Sprachen von Einwanderern in Äthiopien aus dem Nahen Osten omotischen und kuschitischen Sprachen (also ihren fernen genetischen Verwandten aus der afroasiatischen Sprachfamilie) strukturell angenähert (und wahrscheinlich auch umgekehrt). Dies lässt sich nicht nur auf der phonetischen Ebene (z.B. bei den ejektiven Konsonanten) und bei den morphosyntaktischen Strukturen (unter anderem in der Wortreihenfolge innerhalb eines Satzes) feststellen, sondern auch in der Semantik. Wie Hayward (1991) gezeigt hat, gibt es zahlreiche identische metaphorische Erweiterungen zwischen semitischen, kuschitischen und omotischen Sprachen. Die kulturellen Bedingungen bestimmen letzten Endes, was mit Sprachen passiert, vor allem auf der semantischen Ebene. So hat Aikhenvald (1996) gezeigt, dass bei Sprach-gemeinschaften in der Vaupes-Region in Brasilien lexikalische Entlehnung prinzipiell vermieden wird, weil man exogam (d.h. jemanden aus einer anderen Sprachgemeinschaft) heiratet und die Sprachen nicht vermischt werden dürfen. Konvergenz auf der abstrakten, grammatischen Ebene (z.B. bei der Wortreihenfolge oder dem Tempussystem) entzieht sich aber meistens der Wahrnehmung von Sprechern; und genau auf dieser Ebene haben sich diese Sprachen in Brasilien (durch Multilingualismus) trotzdem angenähert. Diese Art der strukturellen Entlehnung („Übersetzung“) ist nicht immer leicht von einem zweiten, verwandten Kontaktphänomen, der Metatypie, zu unterscheiden. Letztere beobachtet man bei Personen, welche durch häufige Verwendung der Kontaktsprache die eigene Sprache umwandeln, wie bei Griechisch in der Türkei. Bei einem Bedarf an einem gemeinsamen Kontaktmedium in einem multilingualen Kontext und gleichzeitigem imperfekten Spracherwerb tritt häufig strukturelle Vereinfachung („Pidginisierung“) auf. Die Intensität der Kontakte zwischen Muttersprachler und Zweitspracherwerber, die Dauer dieser Kontakte und Anzahl der Muttersprachler bestimmen, wie stark eine Sprache umgewandelt wird und wie stark der Substrateinfluss aus den Sprachen der Zweitspracherwerber ist. Obwohl manchmal „Pidgins“ und „Kreolsprachen“ (also konventionalisierte Sprachen, die auch häufig zur Muttersprache geworden sind) als eigene „Gattung“ betrachtet werden, haben wir es hier im Wesentlichen mit einem Kontinuum zu tun. So weist Afrikaans (in Südafrika) weniger Pidginisierungsmerkmale auf als z.B. Haitianisch, eine kreolisierte Sprache, die auf Französisch basiert. Substrateinflüsse zeigen sich nicht nur in der Lautstruktur einer Sprache, sondern auch lexikalisch (bei bevorzugten Metaphern) und vor allem grammatisch. So ist die Wortreihenfolge in einer haitianisch-französischen Nominalphrase den westafrikanischen Sprachen der ersten Sklaven ähnlich, die nach Haiti transportiert wurden (und deren geographischen Ursprung man aus historischen Quellen kennt).

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Auch zahlreiche syntaktische Konstruktionen im Haitianischen weisen auf einen westafrikanischen Ursprung der ersten Sprecher hin, z.B. dan ap manje m (‘der Zahn isst mich’ ) für ‘ich habe Zahnschmerzen’. Bei synkretischen Sprachen (manchmal auch als „Mischsprachen“ bezeichnet, ein problematischer Terminus, weil es keine reinen „unvermischten“ Sprachen gibt) werden syntaktische und damit ver70

bundene semantische Konstruktionen aus (meistens) zwei Sprachen integriert, üblicherweise in einem transkulturellen Kontext mit „doppelter Identität“. Zu den bekanntesten Beispielen gehört das Michif, eine Sprache, entstanden aus der amerindischen Sprache Cree und dem Französischen. Ein weiteres Beispiel findet sich im Gurindji Kriol – einer Sprache, die sich in den vergangenen Jahrzehnten aus der australischen Aboriginal-Sprache Gurindji und kreolisiertem Englisch entwickelt hat. Wie wir heutzutage wissen, können Sprecher eine aktive Rolle bei Sprachwandelprozessen spielen. Sprachmanipulation tritt häufig bei Jugendsprachen in afrikanischen Großstädten wie Abidjan (Elfenbeinküste), Khartum (Sudan), Nairobi (Kenia), oder Johannesburg (Südafrika) auf. Kreative Manipulation von Bedeutungen als Ausdruck einer städtischen Identität spielt dabei eine wichtige Rolle. So gibt es im Nouchi (in Abidjan), das auf Französisch basiert, Wörter wie basilik für ‘großes Bier’, oder roi du

soleil für ‘Dieb, der zum Trocknen ausgelegte Kleidung klaut’. Wenn man in Sprachkontaktsituation offenbar häufig dazu neigt, Konstruktionen zu übertragen, d.h. die Sprache der „Anderen“ so wie die eigene Sprache zu interpretieren, stellt sich die Frage, inwieweit Sprachwissenschaftler sich dieser kognitiven „Falle“ bei ihren Forschungen entziehen können. Diese naheliegende epistemologische Frage soll im Folgenden thematisiert werden.

3. Wenn Sprachwissenschaftler Sprachen erforschen Wie kann man eine Äußerung oder die Bedeutung eines Wortes verstehen, wenn einem die Sprache fremd ist? Mit diesem Problem der (radikalen) Übersetzung hat sich der Mathematiker und Philosoph William van Orman Quine bereits vor vielen Jahren auseinandergesetzt (Quine 1960). Des Problems des Beobachters sind sich Ethnologen bei ihren Erforschungen der „Anderen“ natürlich schon seit langem bewusst. Dass auch Sprachwissenschaftler leicht Opfer einer whorfianischen Falle werden können (weil Sprache und habituelles Denken zusammenhängen), geht u.a. aus den bereits oben erwähnten Forschungen über Raum hervor. Der wichtigste Protagonist eines universellen (sprachunabhängigen) Bauplans (einer Universalgrammatik) für Sprachen, Noam Chomsky, behauptet natürlich, dass die Sprachwissenschaft das Problem der „subjektiven Wahrnehmung“ nicht hat. Sprache ist eben anders. Der philosophische Hintergrund der Behauptung, dass es sprachunabhängige komputationelle Prinzipien gibt, ist leicht zu verstehen: Wie könnte ein Kind sonst bei all diesen Unterschieden zwischen Sprachen so schnell eine bestimmte Sprache erlernen? Chomsky ist aber auch ein kluger Politikwissenschaftler und stellt in neueren Publikationen das von ihm befürwortete Modell als „Programm“ und nicht länger als „Theorie“ dar (Chomsky 1995). Das Hauptanliegen des Minimalistischen Programms als jüngste Strömung der Generativen Grammatik ist (neben Einfachheit und Minimalität) Ökonomie.

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Wozu dieser Gedanke in einer stark von Sprechern indogermanischer Sprachen geprägten sprachwissenschaftlichen Welt führt, möge ein kleines Beispiel zeigen. Als Afrikanist muss man häufig für internationale Zeitschriften generativistische Beiträge über „exotische“ (komischerweise immer wieder außereuropäische) Sprachen begutachten. Hauptanliegen der Autoren ist es meistens, das Axiom eines einheitlichen syntaktischen Generators zu retten. „Let us assume there is an empty predication here”, habe ich vor kurzem noch in einem Manuskript gelesen, in dem der Autor das für die Spurentheorie des Modells problematische Verhalten pronominaler Elemente in einer Sprache so zu „erklären“ versuchte. So kann man natürlich jegliche Theorie retten, weil diese sowieso nicht mehr falsifizierbar ist. Gravierender aber ist die Tatsache, dass die angestrebte Ökonomie so zu einem „Übersetzungsmodell“ führt, bei dem erhebliche strukturelle Unterschiede zwischen Sprachen nicht mehr gewürdigt werden; vergleiche auch den wichtigen Beitrag von Evans and Levinson (2009) in diesem Zusammenhang. Diese intellektuelle Stellungnahme von Evans und Levinson oder dem Autor dieses Beitrages hat nichts mit „Bongo-Bongoism“ (Exotismus) zu tun, sondern mit einem Bedürfnis, die Empirie ernst zu nehmen. Diese Haltung schließt nicht aus, dass man zu der Schlussfolgerung tendiert, dass in manchen Bereichen menschlicher Sprache universelle Prinzipien eine Rolle spielen. Diese auch auf die Sprachfähigkeit bezogenen Prinzipien sind aber wahrscheinlich aus allgemeinen Prinzipien der kognitiven Organisation abzuleiten, wie in einem konnektionistischen Modellsystem. Dass wir alle dazu neigen, die Struktur der eigenen Sprache auf andere Sprachen zu projizieren, wissen wir (wie oben angedeutet) aus der Sprachkontaktforschung. Dass auch Wissenschaftler diesem epistemologischen Problem nicht so leicht entweichen können, haben uns die Kulturwissenschaftler schon vor einiger Zeit klar gemacht. Inwieweit Sprachforscher dieser Warnung erfolgreich gefolgt sind, wird wahrscheinlich erst von kommenden Generationen festgestellt werden – hoffentlich bevor die meisten der noch wenig erforschten Sprachen dieser Welt verschwunden sind.

Literatur _________________________________________ Aikhenvald, Alexandra Y. 1996. Areal diffusion in northwest Amazonia. Anthropological Linguistics 38: 73-116. Chomsky, Noam. 1995. The Minimalist Program. Cambridge, MA: The MIT Press. Dimmendaal, Gerrit J. 2011. Historical Linguistics and the Comparative Study of African Languages. Amsterdam and Philadelphia: John Benjamins. Evans, Nicholas, and Stephen C. Levinson. 2009. The myth of language universals: Language diversity and its importance for cognitive science. Behavioral and Brain Sciences 32: 429-492. Hayward, Richard. J. 1991. A propos patterns of lexicalization in the Ethiopian language area. Afrikanistische Arbeitspapiere Sonderheft: 139-156. Quine, W. V. 1960. Word and Object. Cambridge, MA: The MIT Press.

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„Über Grenzen denken“: Tabak, Kaffee, Tee und Schokolade in globalhistorischer Perspektive PD Dr. Annerose Menninger, München 73

Die Konsumartikel Tabak, Kaffee, Tee und Schokolade prägen unsere gegenwärtige Alltagskultur mit und sind uns als geistig stimulierende und soziale Genussmittel geläufig. Der Beitrag beleuchtet in globalhistorisch-vergleichender Perspektive Ursprünge, Konsumpraxis und Bedeutungssymbolik der Konsumartikel in Übersee und den Beginn ihrer Aneignung und Verbreitung im frühneuzeitlichen Europa. Das Heißgetränk Kaffee wurde auf der arabischen Halbinsel entwickelt. Erstmals wurden aus Afrika transferierte Kaffeepflanzen im Jemen in Kultur genommen, um getrocknete Kaffeebohnen zu gewinnen. Mit diesem Rohprodukt belieferte der Jemen die Arabische Halbinsel, das Osmanische Reich und Persien. In den Verbraucherzentren wurden die Rohbohnen geröstet und pulverisiert. Das Kaffeepulver wurde in Wasser aufgekocht und so heiß wie möglich getrunken. Als Pendant wurde in China das Heißgetränk Tee entwickelt, gewonnen aus jungen Blattrieben des dort heimischen Teebaums. Dieser Prozess führte über mehrere Produktstufen schließlich unter der Dynastie Ming zur Teekultur, wie wir sie heute kennen. Im 13. Jahrhundert war das Roll- und Röstverfahren der geernteten Teeblätter entwickelt, woraus der Grüne Tee hervor ging. Etwas später kam seine fermentierte Variante hinzu, der Schwarze Tee. Beide Basisprodukte ergaben das geschmacklich mildeste und schon nach kurzer Ziehzeit trinkfertige Konsumgut. Auch Schokolade wurde ursprünglich nur als Getränk genossen. Sie wurde in Altmittelamerika kreiert und unter den Maya und Azteken konsumiert. Für die aufwändige Herstellung des Getränks wurden die Samen (Kakaobohnen) des tropischen Kakaobaums getrocknet, geröstet und zerquetscht, die Schalenteile aussortiert und der Rest zu einem feinen Brei verrieben. Die entstandene Masse wurde mit Gewürzen (Chili, Vanille) in Wasser aufgekocht, wegen des hohen Fettanteils des Kakaos gequirlt und dann getrunken. Tabak dagegen wurde von Nord- bis nach Südamerika genossen und war damit den Maya und Azteken genauso bekannt wie Indianern Nordamerikas, Brasiliens und der Karibik. Diese enorme Verbreitung war der extrem klimatoleranten Tabakpflanze zu verdanken. Für den Konsum ernteten die Indianer die gelblich gewordenen Blätter von wilden oder in Kultur genommenen Tabakpflanzen und trockneten sie. Dieses Rohgut wurde in Form von Zigarren und in Pfeifen geraucht, als Pulver geschnupft oder gekaut. Obwohl die Konsumartikel von verschiedenen überseeischen Kulturen unabhän-gig voneinander entwickelt wurden, stößt man interessanter Weise überall auf zwei Konsumgründe: Die Substanzen galten als Heil- und soziale Genussmittel zugleich. Ihre Bedeutung als Genussmittel verdankten sie den psychoaktiven Inhaltsstoffen Nikotin und Koffein. Allerdings wurden sie zu diesem stimulierenden Zweck nicht nur privat zum Frühstück und über den Tag hinweg genossen.

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Ihnen kam auch eine soziale Funktion zu: auf Festen bei den Maya und Azteken, im Kaffee- bzw. Teehaus des Nahen und Fernen Ostens und unter Indianerstämmen, die Tabak während ihrer Zusammenkünfte konsumierten. Auch die Bedeutung als Heilmittel ging auf physiologische Eigenschaften der Substanzen zurück. Rauchtabak und die Heißgetränke wirken purgativ, diuretisch und schweißtreibend. Das gilt auch für die nahrhafte Trinkschokolade durch die Zugabe scharfer Gewürze. Deshalb attestier74

ten arabische und chinesische Ärzte dem Kaffee und Tee verdauungsfördernde, blutverdünnende und nierenreinigende Effekte. Schokolade wurde in Altmittelamerika bei Verdauungsstörungen, Fieber, Appetit- sowie Kraftlosigkeit verabreicht. Rauchtabak wurde als Laxativ bei Magen- und Darmbeschwerden und als Durst- und Appetitzügler verwendet. In Europa, wo keines der vier Konsumartikel entwickelt wurde, sollten sie erstmals gleichzeitig einen neuen Kulturraum erobern. Vorbereitet und eingeleitet wurde dieser Prozess durch europäische Reisende, die im Zuge der maritimen Expansion ab dem 16. Jahrhundert die vier Konsumgüter in Übersee kennen lernten, deren Konsumrituale und Konsummotive beobachteten und ihre Zeitgenossen in Europa über deren Existenz unterrichteten - nicht zuletzt durch gedruckte Reiseberichte als überregional fungierende Zeugnisse „virtuellen Kulturkonsums“. Dabei schilderten die Reiseberichterstatter regelmäßig Konsumpraxis und Konsumzweck der Substanzen in Übersee, stießen sich am bitteren Geschmack und an der Wirkung der fremden Konsumartikel, hoben aber zugleich ihren gesundheitlichen Nutzen hervor, mit dem sie sogar die Volksgesundheit der von ihnen besuchten fremden Kulturen begründeten. Die Schlüsselbedeutung der Reisenden und ihrer Reiseberichte im interkulturellen Vermittlungsprozess machte sich unmittelbar bemerkbar. Ihre Schriften wurden von akademisch gebildeten Ärzten, fürstlichen und königlichen Leibärzten sowie Universitätsprofessoren für Medizin studiert und wiederum in deren Traktaten und Arzneilexika zitiert. Der Publikationszeitraum dieser Schriften kulminierte im 17. und 18. Jahrhundert, in denen die Verbreitung aller vier Konsumartikel in Europa begann bzw. fortschritt. Dabei erschienen sie europaweit im Regelfall volkssprachlich, um ausdrücklich ein Laienpublikum auf Arzneimittelinnovationen aufmerksam zu machen. Bevor die Heilkundigen ihrem Publikum die Heilkraft der vier neuen Konsumartikel erläutern, sind sie sichtlich bemüht, deren Herkunft, Herstellung und Gebrauch zu erklären. Handelte es sich doch um Wirkstoffe und nicht minder um Konsumtionsformen (Rauchen, Schnupfen, Heißgetränk), die in Europa unvertraut waren. Dabei sollten die Konsumartikel so genossen werden wie schon in den überseeischen Ursprungskulturen. Neuerungen stellten höchstens Zucker und Milch für die drei Heißgetränke zur Milderung ihres bitteren Geschmacks und Zucker- oder Weintinkturen zur Aromatisierung der Tabakblättern dar. Tatsächlich kamen erst im 19. Jahrhundert markante europäische Innovationen hinzu: die Zigarette, entfettetes Kakaopulver und die Essschokolade. Zwar lässt sich nach diesem Rezeptionsbefund auch noch feststellen, dass die Medizinkundigen zu einem ähnlichen Urteil über die Heilkraft der vier Konsumartikel gelangten, wie das bereits für die Ursprungskulturen galt. Dennoch handelte es sich um keine bloße Rezeption der Vorgaben aus der außereuropäischen Welt. Die Integration der neuen Substanzen in die medikale Kultur Europas ermöglichten erst zwei Faktoren: elementare Konzepte der zeitgenössischen Schulmedizin und die physiologischen Eigenschaften der Konsumartikel. Beide ergänzten sich ideal.

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Die europäische Schulmedizin der Frühen Neuzeit kannte mehrere Konzepte über Entstehung und Ursache von Krankheiten – zahlreichen organischen Leiden und Beschwerden bis hin zu Epidemien –, die noch nicht zellspezifisch gedeutet wurden und, abgesehen von wenigen Ausnahmen, auch noch nicht operativ therapiert werden konnten, sondern mit dem Säftehaushalt des Körpers in Verbindung gebracht wurden. Dies galt auch für zwei zentrale Konzepte: Die bereits in der Antike entworfene Humoralpathologie beruhte auf der Vorstellung, dass der menschliche Körper aus den vier Kardinalsäften Blut, Schleim, gelber und schwarzer Galle zusammengesetzt sei, denen die Organe Herz, Hirn, Leber und Milz zugeordnet wurden. Ein ausgewogenes Verhältnis der vier Säfte bedeutete Gesundheit, deren permanente Selbstreduktion nicht zuletzt mit einer funktionierenden Verdauung verbunden wurde. Krankheiten und Organbeschwerden brachte man dagegen mit einem ins Ungleichgewicht geratenen Säftehaushalt in Verbindung, das Heilkundige zu therapieren hatten. Ein zweites Konzept entstand in der Frühen Neuzeit und ging von der Vorstellung einer mobilen, im Organismus kursierenden Krankheitsmaterie aus, die sich in Körperteilen oder Organen ablagern und dort Beschwerden und Krankheiten verursachen könne. Wie in der Humoralpathologie spielten auch hier Körpersäfte eine zentrale Rolle, allerdings nicht mehr primär in ihrem Verhältnis zueinander, sondern als Träger schädlicher und giftiger Stoffe. Das galt nicht zuletzt für das lebenswichtige Blut. Denn einerseits sorge es über den Blutkreislauf für den Unterhalt des gesamten Organismus, und andererseits verhindere es, wenn es, abhängig von der richtigen Konsistenz und Menge, vital durch den Körper pulsiere, dort die Ablagerung krankheitsstiftender Materie sowie ein Übermaß an zäh-kaltem Schleim, der in zu großer Menge alle Organdrüsen verstopfe. Grundbedingung für ein vitales Blut war eine richtige Ernährung, aber auch bei diesem Konzept eine geregelte Verdauung. Versage sie, verursache das ein Stocken des Blutes und mithin das aller Körpersäfte und verhindere ihre Selbstreinigung und Selbstreduzierung. Nicht zuletzt vor dem Hintergrund dieser medikalen Konzepte erklärt sich das klassische Dreigestirn, mit dem die europäische Schulmedizin im vormikrobiologischen und vorzellular-pathologischen Zeitalter (d. h. vor dem 19. Jahrhundert) Erkrankungen, ob organisch oder (massen)infektiös gedeutet, zu begegnen suchte – therapeutisch nach deren Ausbruch oder besser gleich prophylaktisch zu deren Verhinderung: mit Aderlass, Abführ- und Brechmitteln. Erst in diesem Kontext wird das Interesse der Medizinkundigen an den neuen Substanzen transparent. Ihre abführende, harn- und schweißtreibende Wirkung prädestinierten sie als natürliche Arzneimittel für Körperentgiftung und Regulierung des Säftehaushalts. So entwarfen die medizinkundigen Propagandisten ein der Gesundheit dienliches Wirkungsprinzip der neuen Substanzen, das im Spiegel der zeitgenössischen medikalen Denkmodelle keineswegs an Plausibilität entbehrt: Die Heißgetränke Kaffee und Tee würden im Magen eine Verdünnung des Nahrungsbreies bewirken. Dies löse eine rasche Entleerung des Magens aus, die sich in einer funktionierenden Verdauung fortsetze bzw. trägen Stuhlgang oder Darmkoliken behebe. Nicht minder übten die über den verdauten Nahrungsbrei in den Körper gelangten Wirkstoffe von Kaffee und Tee auch auf den übrigen Organismus eine höchst vorteilhafte Wirkung aus. Sie verdünnten das Blut und reinigten es durch den harntreibenden Effekt von Schleim und Säure. Ein verstärkter Harndrang sorge für eine Verhinderung gefürchteter Nieren- und Blasensteine.

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Die dank des Kaffees oder Tees vitale Zirkulation des verdünnten und gereinigten Blutes führe nicht nur zur Herzstärkung, sondern befreie auch Lunge, Leber, Milz und Gehirn vom Poren verstopfenden Schleim, wodurch Husten, Kurzatmigkeit, „Lungensucht”, „Wassersucht“, Milzkolik oder Kopfschmerzen kuriert oder diesen vorgebeugt werden könne. In ähnlicher Weise wurde auch die Trinkschokolade gedeutet, jedoch unterstrichen die Heilkundigen bei diesem Heißgetränk den – durch den fetthaltigen 76

Kakao tatsächlich vorhandenen – Nährwert, weshalb Schokolade auch als idealer Energiespender Kranken und Schwachen empfohlen wurde. Nicht minder konnte auf der Basis der skizzierten medikalen Konzepte der Tabak, insbesondere der purgativ wirkende Rauchtabak, als Arznei gedeutet werden, dem nicht nur dieselben starken blut- und körperreinigenden Wirkungsprinzipien wie dem Kaffee und Tee zugeschrieben wurden. Man empfahl ihn auch ausdrücklich als Panazee gegen Pest und andere hoch-infektiöse Massenerkrankungen. Denn er reinige Körper und Lunge durch seine balsamischen Wirkstoffe sowie durch den Auswurf von Speichel von Krankheitsstoffen. Zudem desinfiziere sein Rauch verpestete Luft, die der Tabakkonsument gereinigt einatmen könne. Auch hierin spiegelt sich die zeitgenössische schulmedizinische Lehrmeinung über die Entstehung von Massenerkrankungen: Die Miasmatiker gingen von verpesteter Luft als Ursache aus. Allerdings sollten die neuen Arzneien maßvoll konsumiert werden, jedoch ausdrücklich von beiden Geschlechtern und nicht erst in Krankheitsfällen, sondern schon zur Prophylaxe täglich: 1-2 Pfeifen Tabak, 2-4 Tassen Kaffee oder Tee bzw. 1-3 Tassen Schokolade, und zwar schon zur Verdauungsanregung zum Frühstück und dann jeweils nach den Mahlzeiten. Hielten sich die Konsumenten an diesen kontrollierten und regelmäßigen Konsum, dann würden sich sogar teure Arztbesuche wie auch von diesen obligatorisch verordnete Rosskuren mittels auslaugenden Brech- und Purgiermitteln erübrigen – und dies durch Heilmittel mit einer vergleichsweise schonend laxierenden und körperreinigenden Wirkung zur Selbstmedikation. Dieses wohlwollende Urteil heilkundiger Autoritäten verfehlte seine Wirkung auf die Öffentlichkeit nicht. Zwar haben mehrere, sich gegenseitig verstärkende Konsummotive den neuen Substanzen ihren Weg in die europäische Alltagskultur gebahnt. Die Rolle als Statussymbol, die Suchtgefahr und der Reiz des Kaffeehauses als neuartiger Kommunikationsstätte sind hier zu nennen, die auch schon auf die Bedeutung der neuen Konsumartikel als soziale Genussmittel verweisen. Jedoch leuchtet das Heilmittelmotiv aus diesen Konsumgründen heraus, wie Quellen ganz unterschiedlicher Provenienz lehren: Als im 17. Jahrhundert in verschiedenen Ländern und Territorien Europas Tabakkonsumverbote aus merkantilistischen Gründen und zur Sozialdisziplinierung der Untertanen erlassen wurden, blieb der zu medizinischen Zwecken verordnete Konsum ausdrücklich davon ausgenommen, wie die Edikte für Frankreich (1635), Stadt und Kanton Bern (1659) oder das Hochstift Bamberg (1653) lehren. Dieselbe Ausnahme wiederholte sich bei Kaffee- und Teekonsumverboten im 18. Jahrhundert. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts wurden die ersten Kaffeehäuser nach orientalischem Vorbild in den Metropolen Europas gegründet, in denen von Anfang an die drei neuen Heißgetränke offeriert wurden.

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Diese erste Gründungswelle wurde von einer Reihe gedruckter Werbeblätter und Annoncen in Wochenzeitungen begleitet, mit denen die Kaffeehaus-Eigner den neuen öffentlichen Lokaltyp bewarben und dabei den Ruf der Heißgetränke als Heilmittel exponierten. In Enzyklopädien aus dem 18. Jahrhundert, wie in Zedlers Universallexikon, konnten Zeitgenossen minutiös das hierin sklavisch zitierte Urteil der medizinkundigen Propagandisten über die heilkräftigen Tugenden von Tabak, Kaffee, Tee und Schokolade in entsprechenden Artikeln nachlesen. Auch in Laienzeugnissen selbst lässt sich das medizinische Konsummotiv finden. So notierte der Londoner Regierungssekretär Samuel Pepys in den 1660er Jahren in sein Tagebuch, dass er Schokolade zur Verdauung trinke und im Jahr des großen Pestausbruchs in London (1665) Tabak aus Furcht vor einer Ansteckung konsumiert habe. 1712 lässt sich wiederum in der Korrespondenz von Elisabeth Charlotte von Orléans nachlesen, dass sie ihre Aversion gegen den Geschmack des Kaffees zugunsten ihrer Gesundheit überwunden habe und, wie von ihrem Arzt verordnet, täglich dieses Getränk zu sich nehme. Der Einfluss der frühneuzeitlichen europäischen Schulmedizin auf die nachhaltige Integration der vier Konsumartikel in die europäische Alltagskultur lässt sich noch weiter verfolgen. Die heilkundigen Propagandisten förderten die Revolution der Frühstückssitte, indem sie Konsumenten rieten, aus Verdauungsgründen am Morgen neben einer Pfeife zu einem der Heißgetränke zu greifen. So begannen noch in der Frühen Neuzeit die Heißgetränke die traditionelle Frühstückssitte (Biersuppe bzw. Alkohol mit Brot, Käse und Fleisch) zu ersetzen – bekanntlich bis heute. Ferner stimulierten die Heilkundigen die – ebenfalls bis heute lebendig gebliebene – Kaffeehauskultur, weil sie Patienten zum Besuch eines Kaffeehauses aus gesundheitlichen Gründen animierten. Schließlich lassen sich auch auf ikonografischer Ebene Quellen aus dem 17. und 18. Jahrhundert greifen, deren Bildbotschaften genau mit den Empfehlungen medizinkundiger Autoritäten korrespondieren. So greifen Männer wie auch Frauen aus unterschiedlichen Schichten der europäischen Gesellschaft mit großer Selbstverständlichkeit zur Pfeife – wie von den fachkundigen Propagandisten empfohlen. Erst im 19. Jahrhundert werden solche Bildbotschaften satirische Züge annehmen – nicht zuletzt parallel zum Wandel der medikalen Konzepte, die die vier Substanzen in ihrer Funktion als Arzneien obsolet werden ließen. Nicht nur im Spiegel der noch recht aktuellen Tabak-Debatte hat der Beitrag die Rolle der Konsumartikel Tabak, Kaffee, Tee und Schokolade als soziokulturelle Konstrukte in markanter Weise verdeutlich. Damit lassen sie sich in eine ganze Reihe von Sub stanzen einordnen, die ihren globalen Siegeszug ebenfalls als geschätzte Heilmittel begannen und mithin einem ähnlichen Symbolwandel unterworfen sind: asiatische Gewürze (Pfeffer, Zimt, Nelken, Muskat), Opiate (Laudanum, Morphium, Heroin), Kokain oder auch Cannabis. Fokussiert man die globale Perspektive, könnte eine global-vergleichende Medizingeschichte erklären helfen, welche (womöglich verwandten) medikalen Konzepte in der europäischen Kultur und in überseeischen Kulturen dominierten, die integrationsstiftendes Potenzial für einen nachhaltigen Aneignungsprozess der spezifizierten Substanzen in verschiedenen Kulturen hatten. Der Beitrag hat ferner den Diffusionsweg von vier überseeischen Substanzen in die europäische Alltagskultur nachgezeichnet.

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Knüpft man daran an, erschiene eine Untersuchung lohnenswert, die in umgekehrter Perspektive eruieren würde, ob, weshalb und über welche transkulturellen Austauschprozesse die aus den vier Konsumartikeln in Europa im 19. Jahrhundert entstandenen Innovationen Zigarette, Kakaopulver und Essschokolade ihren Weg in überseeische Kulturen (zurück)gefunden haben.

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Caribbean New York als polyphoner Trans-Bereich Dr Bettina E. Schmidt MA, PhD, DPhil habil, Wales

New York ist fester Bestandteil der internationalen Pop-Kultur, wobei stets die Andersartigkeit von New York gegenüber dem Rest der USA betont wird. Dennoch übersehen viele bei dieser Kategorisierung von New York die Präsenz karibischer Kultur. Karibische Migranten werden oftmals unter dem stereotypen Label der Hautfarbe „Black“ eingeordnet, das sowohl die sprachliche, kulturelle als auch die nationale Vielfalt ignoriert. Heute wehren sich immer mehr Migranten aus der Karibik und deren Nachkommen gegen diese Stereotypisierung und beziehen sich selbstbewusst auf selbstgewählte Identitäten. Meine Forschung über karibische Religionsgemeinschaften in New York brachte mich auf die Spuren des karibischen New York, auf den Straßen und in Parks, in Theatern und Restaurants sowie in Geschäften und natürlich Kirchen und anderen religiösen Gemeinschaften (Schmidt 2002). Die Mehrheit der karibischen Migranten lebt in Brooklyn, neben Queens das begehrteste Einwanderungsziel in New York City. Brooklyn ist mit einer Größe von fast 200 Quadratkilometern und mittlerweile 2,5 Millionen Einwohnern der ethnisch diverseste Stadtteil New Yorks. Obwohl die ersten Migranten aus der Karibik bereits Anfang des 20. Jahrhunderts nach New York kamen und sich dann oftmals in der Wohngegend von African Americans, in Harlem, niederließen, entstanden die ersten großen karibischen Gemeinschaften in Brooklyn und Queens erst später, und zwar nach der Änderung des Einwanderungsgesetzes 1965. Vor dem Erlass des neuen Gesetzes wurden Einwanderer aus Europa in den USA bevorzugt, während das neue Gesetz gut ausgebildeten Personen den Vorrang gab. Vor allem die englischsprachige Karibik, aber auch andere Regionen mit einer hohen Anzahl von postkolonialen Neustaatsgründungen profitierten von der Gesetzänderung. Das Leben in New York ist für die Migranten aus der Karibik allerdings schwierig. „Being Black“ bedeutet in New York etwas anderes als in der Karibik. So zitiert Nancy Foner einen jamaikanischen Bewohner von Queens, der in Jamaika Polizist war und nun in New York aufgrund seiner Hautfarbe bei der Wohnungssuche und bei der Arbeitssuche in von Weißen besetzten Bereichen stigmatisiert wurde, mit folgenden Worten: „Bevor ich hier ankam, war ich mir meiner Hautfarbe nicht bewusst, wirklich nicht. [ ....] Wenn du für den Job qualifiziert bist, musst du aufgrund deiner Hautfarbe um ihn kämpfen” (Foner 1987: 203-204). Auch die schulische Ausbildung leidet unter dieser Diskriminierung, so dass die Kinder der karibischen Einwanderer oftmals eine schlechtere Bildung erhalten als ihre Eltern in der Karibik. Die Folge ist, dass die karibische Ethnizität, auf die die erste Migrantengeneration stolz war, in der folgenden Generation zunehmend negativ empfunden wird und an Bedeutung verliert (siehe Kasinitz 1995).

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In meiner Forschung standen drei karibische Religionen im Mittelpunkt: Shango aus Trinidad und Tobago, Santeria (auch OrishaReligion genannt) aus Kuba und Puerto Rico, und Vodou aus Haiti. Ich habe somit die Welt von Migranten von unterschiedlichen Inseln

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der Karibik, die in unterschiedlichen Sprachen aufwuchsen, untersucht. Allerdings habe ich nicht nur die Religionsgemeinschaften besucht und die Gläubigen interviewt, sondern auch Tanzworkshops, Konzerte, Straßenveranstaltungen und vieles mehr, d.h. ich habe ganz bewusst öffentliche Begegnungen mit karibischen Elementen aufgesucht.

Im Verlauf meiner Forschung habe ich dann festgestellt, dass alle diese Orte – ob religiös oder sekular – eine Verbindung zur karibischen Kultur aufweisen und mehr oder weniger zur Schaffung einer (trans) karibischen Identität verhelfen (Schmidt 2008). Die transkaribische Identität zeigt sich dabei auf einer neuen Ebene, als eine Art von Gegenkultur, die eine Alternative – eventuell sogar eine Opposition – zur amerikanischen dominanten Kultur darstellt. So habe ich junge, sogenannte Caribbean Americans der zweiten und dritten Generation getroffen, die karibischen Religionsgemeinschaften angehören und haitianische Vodou-Tempel oder ein kubanisch/puertorikanisches Heiligenhaus (casa de santos) betreten, obwohl ihre Eltern ihr nicht angehören. Mitunter nehmen sie anfangs nur an dem sekularen Bereich teil, z.B. Trommelkurs oder Tanzworkshop, um etwas von dem kulturellen Erbe ihrer Eltern oder Großeltern zu lernen. Zunehmend hat diese junge Generation Eltern oder Großeltern unterschiedlicher kultureller Herkunft, und ich konnte beobachten, dass für diese Generation die essentialistische Trennung nach Nationen oder Sprachen an Bedeutung verliert. Allerdings muss bedacht werden, dass Caribbean New York eine einzigartige Mischung repräsentiert, anders als Caribbean London, Caribbean Miami oder Caribbean Berlin. D.h. ich plädiere dafür, auf Generalisierungen einer karibischen Diaspora (weltweit) zu verzichten. Es gibt keine homogene Mischung, sondern Trans-Karibik impliziert Spannungen, Widersprüche, Kämpfe und Unterbrechungen. Jeder interpretiert seine/ihre Kultur in einer anderen Weise, jeder markiert andere Elemente der Kultur als Fixpunkte, manchmal ist es (in einer pseudo-essentialistischen Weise) die Sprache, es kann aber auch ein politischer Konflikt oder aber eine Volksreligion sein.

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Der Fixpunkt hängt vom Ort ab, den Zielen, der speziellen Situation und den konstruierten Grenzen, insbesonderen da Caribbean New York Personen umfasst, deren Eltern oder Großeltern nicht aus der Karibik stammen, sondern African American oder European American sind. Was bedeutet es nun, karibisch zu sein? Der Begriff Caribbean New York bezieht sich auf eine Identifizierung mit der Karibik, d.h. eine positive Bestätigung einer karibischen Identität, die sich je nach Gruppe und Situation in verschiedenen Elementen ausdrücken kann. Alledings ist die Bedeutung des Adjektivs ‘karibisch’ in New York ambivalent, kann es doch sowohl auf die karibischen Inseln verweisen als auch auf einen Traum von den Inseln. Die Abkömmlinge der Migranten sind vertrauter mit dem Leben in New York als mit dem Leben in der Karibik. Sogar die Kinder von Migranten einer nicht-anglophonen Insel sind bereits zweisprachig. Ihr Verständnis der Karibik entstammt den Erzählungen der Eltern. Es ist daher oftmals der Traum der Eltern von einer Heimat, der an die nächste Generation weitergegeben wird, keineswegs persönliche Erfahrungen oder kollektives Wissen. Das Resultat ist, dass ein wirklicher Besuch in der Karibik oftmals enttäuschend endet. Viele der jüngeren Generation mussten lernen, dass diese Heimat der Eltern niemals existiert hat, zumindest nie außerhalb der Imagination der Eltern. Dennoch symbolisieren die karibischen Inseln weiterhin die Heimat für die zweite und dritte Generation. Trotz ihrer Enttäuschung angesichts des konstruierten Bildes der Eltern fühlen die Nachkommen weiterhin eine starke Bindung zur Karibik, allerdings in einer anderen Form als noch ihre Eltern. Religionspraktiken werden für einige zur Folklore und daher als Basis ethnischer Grenzen. In New York City ist es möglich, den Orishas und Loas, den Göttern der Karibik, zu dienen und dennoch Mitglied der modernen (postmodernen) Gesellschaft zu sein, da Modernität lokale Traditionen einbeziehen kann, während in der Karibik die Volksreligionen oftmals als ein Brauchtum der Landbevölkerung deklassiert wurden. New York City erlaubt den freien Ausdruck verschiedener Kulturen und Lebensstile. New Yorker zu sein, beinhaltet auch den Wunsch, anders zu sein. Um diese komplexe Kultur zu beschreiben, habe ich in meiner Arbeit (Schmidt 2002) ein neues Kulturkonzept entwickelt, dass ich polyphone Bricolage genannt habe. Viele postmoderne Kulturtheorien kritisieren bipolare Modelle und die dialektische Konfrontation von ländlich/urban mit modern/traditionell, d.h. sie kritisieren die Idee einer ursprünglichen Reinheit von zwei oppositionellen Kategorien. Wie viele postmoderne Theoretiker schreiben, dass es wichtig ist, den Prozess der Vermischung zu untersuchen und nicht die Wurzeln! D.h. wir müssen den Blick auf die Umgebung der Mischung lenken, den ethnographischen Ort. Ich argumentiere daher, dass wir uns von einer monologischen Perspektive verabschieden müssen, da die Angehörigen einer Gruppe niemals mit nur einer Stimme sprechen. Auch die Träger einer Kultur sprechen mit mehr als einer Stimme, und alle Stimmen haben den gleichen Wert. Identität wird daher kontinuierlich in einem nie endenden Prozess ausgehandelt. Kulturkonzepte müssen daher eine polyphone Perspektive enthalten, die uns erlaubt, unterschiedliche Tendenzen einzuschließen, eine Art von Beziehung zu einem Ensemble, das nicht harmonisch angelegt ist, sondern heterogen, und die Freiheit besitzt, Widerspruch und Konflikte auszudrücken.

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Der Begriff bricolage (Levi-Strauss 1962) weist auf den prozessualen Aspekt von Kultur und auf die handelnde Rolle der Kultur broker hin. Sie konstruieren die Kultur in einem endlosen Prozess mit den anwesenden Elementen, lokalen wie globalen Einflüssen sowie persönlichen Wünschen und politischen Intentionen. Sogar politische Machtkämpfe können daher Teil der Schöpfungsprozesse sein. Alle diese Elemente werden in einer anti-zentralen Struktur verbunden. Wichtige Elemente können 82

dekorativ werden oder sogar in einem anderen Moment ganz an Bedeutung verlieren. Es gibt in diesem Modell nur wenige Fixpunkte (z.B. der Bezug zur Karibik), die kontinuierlich von einer Kombination aus unterschiedlichen Elementen umgeben werden. Diese Elemente können sogar ihre Bedeutung verändern. Sowohl Bedeutung als auch Komposition der Elemente ist von Umgebung, Situation, Zeit und Kulturträgern abhängig. D.h. eine Kultur einer Gruppe ist für jeden Träger unterschiedlich. Jede Person betont andere Elemente auf eine individuelle Weise. Dieser Prozess ist nicht mechanisch, sondern abhängig von Situation, Zeit, Umgebung und verändert sich daher stetig. Bricolage entstammt einer permanenten Bewegung; es endet und beginnt stets erneut. Der bricolage-Prozess beinhaltet auch Einblick in die Gesellschaft, die die Zusammenstellung der Kultur auch beeinflussen kann. Ich argumentiere somit gegen die Vorstellung von einer homogenen Kultur. Dennoch habe ich mitunter den Begriff transkaribische Kultur verwendet, als ob es sich um ein homogenes, essentialistisches Gebilde handelt. Es scheint, als wäre ich selbst in die Falle einer verführerischen Gestalt einer karibischen Kultur getreten, trotz meines Anfangsarguments, dass ich diese, von vielen Theoretikern weiterhin gehegte Gestalt einer standardisierten Einheit ablehne. Wenn ich allerdings von Trans-Karibik spreche, argumentiere ich gegen Grenzen. Wir müssen vermeiden, Grenzen vorzuverurteilen um sie besser zu verstehen. Vorfabrizierte Kategorien verstellen den Blick auf die Unterschiede zwischen Menschen, auch innerhalb des karibischen New York. Was ist ein Dominikaner, Haitianer, Puertorikaner, Kubaner oder Jamaikaner in New York? Wenn wir bedenken, wie viele der zweiten und dritten Generation Eltern unterschiedlicher ethnischer Herkunft haben, dann ist eine einfache Antwort auf diese Frage unmöglich. Was ist die ethnische Identität einer jungen Frau, deren Mutter Haitianerin ist und deren Vater Afro-Amerikaner oder Latino? Die wichtige Frage ist darin zu sehen, wie sie sich selbst identifiziert. Und dann stellen wir fest, dass die Antwort von vielen Aspekten und Kontexten abhängt. Wenn sie sich allerdings einem Vodou-Tempel anschließt, beginnt sie ihre haitianische Identität zu betonen, wie ich beobachten konnte. Die Entscheidung, sich einer Religionsgemeinschaft anzuschließen, geht Hand in Hand mit einer neuen Selbst-Identifikation mit der karibischen Herkunft. Seit Jahrzehnten verbreiten sich die karibischen Religionen wie Vodou und Santeria überall auf der Welt. Vodou Zeremonien werden heutzutage nicht nur in New York und Haiti praktiziert, sondern auch in Quebec, Frankreich und an jedem anderen Ort mit relativ vielen haitianischen Einwanderern. Santeria Zeremonien werden in Spanien, Venezuela, Uruguay, Mexiko etc. durchgeführt. Allerdings ist die Performance an jedem Ort, jeder Stadt etwas anders und hat eine etwas andere Bedeutung für die Teilnehmer. Natürlich ist das Glaubenssystem identisch – Vodou außerhalb Haitis basiert auf der urbanen Form von Vodou in Port-au-Prince. Allerdings ist die Bedeutung für die Teilnehmer unterschiedlich. So ist Santeria für

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Afro-Amerikaner anders als für Kubaner/Puertorikaner. Sogar der Begriff Santeria wird von Afro-Amerikanern wegen der katholischen Konnotation abgelehnt. Menschen mit europäischem oder asiatischem Hintergrund haben wiederum einen anderen Fokus. D.h. wir müssen hier hinter die Grenzen blicken, aber gleichermaßen untersuchen, wie Grenzen geschaffen werden. Ich verstehe das Konzept der polyphonen Bricolage als Alternative zum etablierten Modell der Hybridisierung und Kreolisierung, da es die Aufmerksamkeit auf den Prozess der Mischung (Bricolage) und Vielstimmingkeit gleicher Diskurse (Polyphonie) lenkt. Bakhtin hat den Begriff der Polyphonie geschaffen, um die Überquerung von Grenzlinien und widersprechenden Perspektiven zu beschreiben. Wir können diese Prozesse auch in Caribbean New York beobachten. D.h. trans-karibische Kultur impliziert keineswegs allein die Koexistenz von zwei oder mehreren Kulturen karibischer Herkunft in New York City, sondern vielmehr das Selbstbewusstsein von Caribbean New Yorkers, ihre Wahrnehmung von Grenzen innerhalb ihrer Gemeinschaft und zur weiteren Gesellschaft. Caribbean New York schafft einen Bereich der aktiven Pluralitat von Ideen und Kulturen, verbunden mit der Fähigkeit „die eigene Welt von außen zu betrachten, d.h. durch die Augen von anderen“ (Bakhtin 1968: 471). Die Kreativität der polyphonen Kultur in New York City basiert daher nicht nur auf der Ankunft der karibischen Migranten in New York City, sondern auch auf der Interaktion mit der Umgebung, dem Kampf mit den Nachbarn und den anderen ethnischen Gemeinschaften, dem Dialog mit anderen sowohl innerhalb als auch außerhalb der eigenen Gemeinschaft. Polyphonie bezieht sich nicht auf ein perfektes System, sondern auf einen Grenzbereich mit mehreren Stimmen, die alle gleichwertig sind.

Literatur ________________________________________ Bakhtin, Mikhail. Rabelais and his World. Cambridge/London: MIT Press, 1968. Foner, Nancy. The Jamaicans. Race and Ethnicity Among Migrants in New York City. In: New Immigrants in New York, hrsg. von Nancy Foner. New York: Columbia University Press, 1987, S. 195-217. Kasinitz, Philip. Caribbean New York. Black Immigrants and the Politics of Race. (Anthropology of Contemporary Issues) Ithaca/London: Cornell University Press, 1995 (1992). Lévi-Strauss, Claude. La pensée sauvage. Paris: Librairie Plon, 1962. Schmidt, Bettina E. Karibische Diaspora in New York. Vom ‘Wilden Denken’ zur ‘polyphonen Kultur’. Berlin: Reimer, 2002. Schmidt, Bettina E. The Many Voices of Caribbean Culture in New York City. In: Constructing Vernacular Culture in the Trans-Caribbean, hrsg. von Holger Henke und Karl-Heinz Magister. Lanham: Lexington Books, 2008, S. 23-42.

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Vogue China (Ausgabe April 2008) www.artes.uni-koeln.de


Geschmackssachen: Wandel des Schönheitsideals in China

Kai Enzweiler, Sinologe, a.r.t.e.s. Klasse 2

Seitdem 1979 in China die erste Klinik für schönheitschirurgische Eingriffe öffnete – das Plastic Surgery Hospital unter der Leitung Song Ruyaos, eines Absolventen der Universität Pennsylvania, – haben sowohl die Kosmetikindustrie als auch die Schönheitschirurgie in China drastisch an Bedeutung gewonnen. Schönheit ist heute in China – insbesondere für Frauen – zu einer Form des Kapitals geworden. Viele Eltern zahlen ihren Töchtern schönheitschirurgische Eingriffe, um ihnen Vorteile auf dem Arbeits- und Partnermarkt zu verschaffen. Dabei orientiert sich das Ideal weiblicher Schönheit an einem westlichen Vorbild. So gehören mittlerweile in China die Augenlidstraffung, welche die Augen größer und runder erscheinen lässt, sowie die Korrektur der Nase zu den schönheitschirurgischen Eingriffen, die am meisten nachgefragt werden. Es scheint, als ob die im Entstehen begriffene chinesische Konsumgesellschaft, nachdem sie bereits Geschmack an Coca-Cola und Blue Jeans gefunden hat, nun einen Schritt weiter gegangen ist und der Appetit auf alles ‚Westliche‘ den Körper erreicht hat. Die Entscheidung, sich bestimmten Anforderungen an das eigene Aussehen zu beugen, fällt dabei keineswegs immer freiwillig. Wen Hua hat in einer Studie gezeigt, daß eine attraktive Erscheinung für Hochschulabsolventinnen zu einer zusätzlichen Qualifikation auf dem Arbeitsmarkt geworden ist. Diese Entwicklung ist eine Folge politischer Entscheidungen: Seit in den späten 1970er Jahren im Arbeitsmarkt planwirtschaftliche durch marktwirtschaftliche Mechanismen ersetzt wurden und seit im Jahr 1999 von der chinesischen Regierung beschlossen wurde, die Anzahl der Neueinschreibungen an chinesischen Hochschulen auszuweiten, um der zunehmenden Arbeitslosigkeit in den Städten Herr zu werden, ist eine attraktive Erscheinung von zunehmender Bedeutung. Heute ist es auf chinesischen Berufsmessen normal, daß Unternehmen von ihren Bewerberinnen neben einem Hochschulabschluß auch ein attraktives Äußeres verlangen. Für zusätzliche Popularität schönheitschirurgischer Eingriffe sorgte die Chinesin Hao Lulu, die sich im Jahr 2000 einer Privatklinik zur Verfügung stellte und zu einer lebenden Werbeträgerin wurde. Sie unterzog sich einer Reihe von Schönheitsoperationen und löste als Chinas erste ‚künstliche Schönheit‘ ein Medienecho aus, das bis zu uns gedrungen ist.

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Photographie: Viona Ielegems

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Aber nicht nur auf dem Arbeitsmarkt geht der Trend in Richtung eines Schönheitsideals, das sich am Westen orientiert. Auch in der chinesischen Werbung und in Populärmedien ist ein eurasisches Ideal vorherrschend. Pepsi Cola wirbt mit Anzeigen, auf denen chinesische Models abgebildet sind, die dieselben Merkmale aufweisen, die auch in Europa als schön wahrgenommen werden: große Augen, eine kleine Nase, hohe Wangenknochen, Jugendlichkeit, Schlankheit und helle Haut. Dieses eurasische Schönheitsideal wird nicht nur in der chinesischen Werbung, sondern auch in Populärmedien wie beispielsweise Lifestylemagazinen forciert. Die Zeitschrift Elle sah Anfang der 1990er Jahre als erste internationale Frauenzeitschrift eine chinesische Ausgabe. Cosmopolitan folgte im Jahr 1998 und schließlich Vogue im Jahr 2005. In diesen Zeitschriften wird ein Schönheitsbild propagiert, das sich an ein westliches Ideal anlehnt und das mit einer Sexualisierung des weiblichen Körpers einhergeht. Die chinesische Vogue ermutigte 2010 ihre Leserinnen in einem Leitartikel dazu, durchscheinende Kleidung zu tragen. Katherine Toland Frith konnte in einer Studie zeigen, daß in den chinesischen Ausgaben von Elle und Marie Claire westliche Modelle in aufreizender Pose vorherrschen.Die Orientierung an einem westlichen Ideal ist keineswegs eine neue Entwicklung. Mit der Modernisierung Chinas im ausgehenden 19. Jahrhundert wurde erstmals auch ein neues Schönheitsideal populär. In den 1880ern sahen Großstädte wie Shanghai nicht nur Gaslicht, Elektrizität und Straßenbahnen, sondern auch eine neue Vorstellung weiblicher Schönheit, die vor allem durch das Kino und Hollywoodfilme vorangetrieben wurde. Die neue Kinokultur wurde in populären Medien aufgegriffen und trug zum Siegeszug eines neuen, an den Hollywoodschauspielerinnen orientierten, Ideals weiblicher Schönheit bei. Während im traditionellen China die Schönheit der Frau noch mit ihrem melancholischen Wesen und ihrer Zerbrechlichkeit gleichgesetzt wurde, zeichnete sich der look der modernen Chinesin der 1920er Jahre (gleich der modernen Frau in Europa) durch Dauerwelle, enganliegende Kleidung und High Heels aus. Das neue Körperbewußtsein ging auch mit einer Sexualisierung des weiblichen Körpers einher. Wo die Brust früher gebunden wurde, traten nunmehr weibliche Rundungen in den Vordergrund. Im Jahr 1919 wurde an der Peking Universität die erste Aktphotographie aufgenommen und das neue Körperbewußtsein verhalf auch einer neuen Form der den weiblichen Körper betonenden Kleidung wie dem Qipao zu seiner Popularität. Diese Orientierung am Westen findet nun ihre Fortsetzung im China seit den späten 1970er Jahren. Nur die Zeit des Kommunismus hat diesen Trend mit dem Ideal des eisernen Mädchens unterbrochen. Kaum das mit dem Ende Maos das kommunistische Ideal aus dem Spiel war, fand schon 1979 die erste Modenschau in China statt. Sie zeigte eine Kollektion des französischen Designers Pierre Cardin.

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Literatur _________________________________________

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Bartsch, Bernhard. 2007. Ware Schönheit. In: brand eins 12/2007: 150-151. Enzweiler, Kai. 2011. Belagerte Körper? Zum Zusammenhang von Körper und Kultur am Beispiel des weiblichen Schönheitsideals in Linglong und Vogue China. Magisterarbeit, Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt. Frith, Katherine Toland. 2006. Portrayals of women in global women’s magazines in China. In: medi@sia, ed. Todd J. M. Holden, and Timothy J. Scrase, 149-169. London: Routledge. Wen Hua. 2009. “Being Good-Looking Is Capital”: Cosmetic Surgery in China Today. In: Asian Anthropology 8: 89-107. Erstveröffentlichung in: Blickpunkt 05/2011. Köln: Deutsche Asia Pacific Gesellschaft.

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Prag als Topos der Transkulturalität Prof. Dr. Manfred Weinberg, Prag

Ein Beitrag über „Prag als Topos der Transkulturalität“ unter dem Stichwort „Überschreiten“ mag auf 90

den ersten Blick als verfehlt erscheinen, gilt doch zumindest das Prag des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts als ein Ort, in dem sich die in dieser Stadt lebenden Bewohner streng nach Nationalität absonderten und nationalkulturelle Grenzen eben und gerade nicht überschritten. Egon Erwin Kisch hat dies bezogen auf das Jahr 1914 folgendermaßen beschrieben: „Mit der halben Million Tschechen der Stadt pflog der Deutsche keinen außergeschäftlichen Verkehr. Niemals zündete er sich mit einem Streichholz des Tschechischen Schulengründungsvereins eine Zigarre an, ebenso wenig ein Tscheche mit einem Streichholz aus einem Schächtelchen des Deutschen Schulvereins. Kein Deutscher erschien jemals im tschechischen Bürgerklub, kein Tscheche im Deutschen Casino. Selbst die Instrumentalkonzerte waren einsprachig, einsprachig die Schwimmanstalten, die Parks, die Spielplätze, die meisten Restaurants, Kaffeehäuser und Geschäfte.“ Keine Überschreitung, nirgends. Inzwischen haben allerdings mehr als genügend vor allem historische Studien gezeigt, dass Kisch das durchaus vorhandene Phänomen der Abgrenzung der Nationalkulturen gegeneinander überzeichnet. Die damals gepflegte Rede von der Abschottung verdankte sich einem wachsenden tschechischen Nationalismus und in die Defensive geratenen Deutschen, die sich gleichwohl noch als die eigentlichen Kulturträger dieser Stadt verstanden. In seiner „Einführung“ zum im Jahr 1900 erschienenen Sammelband Deutsche Arbeit in Böhmen verweist Hermann Bachmann entsprechend gleich zu Beginn darauf, „welch reicher, alter Kulturbesitz für die deutsche Gesamtnation in Böhmen auf dem Spiele steht, welch gewaltige Summe geistiger und materieller Arbeit in dem seit einem Jahrtausend mit deutschem Blut und Schweiß gedüngten Boden geborgen liegt, wie groß der Anteil des Deutschtums in Böhmen an der Kulturarbeit des deutschen Gesamtvolks von grauer Vorzeit an bis in die lebendige Gegenwart hin ist und welch befruchtenden Einfluß es auf das neben ihm im Lande lebende Slavenvolk geübt hat, dessen zu stattlicher Höhe gediehene Kultur in Allem und Jedem auf deutschen Ursprung, deutsche Vorbilder, deutsche Lehrmeister hinweist.“ Diese nationalistischen Töne sind dabei nichts anderes als das in Aggression umschlagende Bewusstsein für den bevorstehenden eigenen Niedergang. Einen ähnlich aggressiven Nationalismus findet man, als Vorwegnahme eines erhofften künftigen Aufstiegs, in tschechischen Diskursen der Zeit. Die harsche Abgrenzung beider Seiten gegeneinander ist dabei aber nur zu verstehen, wenn man sich bewusst macht, dass auf beiden Seiten Jahrhunderte eines durchaus gedeihlichen Zusammenlebens auf böhmischen Territorium ignoriert werden mussten, um wortreich für die eigene nationale Sache kämpfen zu können.

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Im Vorwort zum Sammelband Interkulturalität – zwischen Inszenierung und Archiv haben meine beiden Mitherausgeber Schamma Schahadat, Stefan Rieger und ich formuliert: „Kulturen (und mit ihnen Interkulturalität) kann es nur geben, wenn sich ein Punkt angeben lässt, an dem die eine Kultur aufhört und die nächste anfängt. […] Doch auch wenn diese Grenze die Bedingung der Möglichkeit von Interkulturalität bildet, heißt dies nicht, dass interkulturelle Begegnungen an und auf dieser Grenze stattfinden. […] Interkulturalität setzt […] beides voraus: eine Grenze zwischen den Kulturen – und ihre Überschreitung.“ Davon ist grundsätzlich nichts zurückzunehmen – und doch zeigt sich diese Beschreibung den spezifisch Prager Verhältnissen gegenüber als zu harmlos. Dem ist im Weiteren in einer Auseinandersetzung mit dem Begriff der „Prager deutschen Literatur“ nachzugehen. Dieser tauchte schon in Prager Feuilleton-Debatten der 10er und 20er Jahre des 20. Jahrhunderts auf. Georg Escher resümiert in einem Aufsatz unter dem Titel „‚In Prag gibt es keine deutsche Literatur’. Überlegungen zu Geschichte und Implikationen des Begriffs Prager deutsche Literatur“: „Ungefähr zwischen 1896 und 1914 häufen sich in der deutschsprachigen wie auch tschechischen Literaturkritik Ausdrücke wie ‚Prager Dichter’, ‚Prager Roman’, ‚deutscher Dichter/Roman aus Prag’, ‚deutsche Literatur Prags’.“ Was an all diesen Formeln auffällt, ist allerdings das Fehlen des bestimmten Artikels. Dessen Applikation verdankt sich tatsächlich erst einer Konferenz, die im Jahr 1965 auf Einladung vor allem des Prager Germanisten Eduard Goldstücker auf Schloss Liblice in der Nähe von Prag stattfand und Überlegungen, die man zwei Jahre zuvor am selben Ort in einer Konferenz über Franz Kafka begonnen hatte, fortsetzte. Es spricht für sich, dass alle drei einleitenden Beiträge den bestimmten Artikel im Titel tragen. Paul Reimann, Historiker und Literaturwissenschaftler sowie Direktor des Instituts für die Geschichte der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei, schreibt am Beginn seines Beitrags: „Wenn wir von Prager deutscher Literatur sprechen, geht es nicht um die Klärung einer lokalen literarischen Problematik, sondern um die Erörterung von Problemen und Erscheinungen, die für die Herausarbeitung eines wissenschaftlich fundierten Bildes der Literaturentwicklung im zwanzigsten Jahrhundert wesentliche Bedeutung haben.“ Reimann stellt an den Anfang also eine Enträumlichung und eine Entzeitlichung der Prager deutschen Literatur. Wie aber ist zu eben diesen Bedingungen der bestimmte Artikel zu rechtfertigen? Reimann spielt durchaus mit offenen Karten, wenn er angibt, versuchen zu wollen, „das, was wir unter Prager deutscher Literatur verstehen, näher zu umschreiben“. Der Konstruktcharakter des behaupteten Phänomens wird also nicht einmal verschwiegen. Mehr noch: Reimann sagt, es gehe „nicht darum, künstlich irgendeine literarische Schule zu konstruieren, die es nicht gegeben hat.“ Den weiteren Gedankengang Reimanns kann ich hier nur knapp skizzieren, wobei gerade die Skelettierung seine argumentative Unhaltbarkeit deutlich macht. Nach der Rede von der Heterogenität der zur Prager deutschen Literatur zu rechnenden Autoren, wird deren Einheit in der Differenz zur vermeintlich bloß nationalistischen und die Blut-und-Boden-Rhetorik der Nationalsozialisten vorweg nehmenden sudetendeutschen Dichtung etabliert.

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Es folgt ein zeitlicher Sprung ins Exil während des zweiten Weltkriegs und die zweite Rechtfertigung der Einheit über das, was in der Emigration „Volksfront“ hieß: dem gemeinsamen Kampf marxistischer und bürgerlicher Intellektueller gegen Hitler. Diese hätten aber keine andere Position vertreten als Franz Werfel schon im ersten Weltkrieg. Und hätten Rilke und Kafka noch gelebt, wären sie bestimmt der Teil der Volksfront gegen Hitler gewesen. Ergo: Die Gemeinsamkeit der Prager deutschen Dichter ist ihre 92

humanistische Grundhaltung und die Ablehnung des Chauvinismus. Abstrus mutet dabei vor allem das Volksfront-Argument an, da die Volksfront ja eine ausdrückliche Vereinbarung kommunistischer und bürgerlicher Intellektueller in Zeiten des Exils war, der bei den Prager deutschen Dichtern kein entsprechender ausdrücklicher Pakt korrespondiert. Eduard Goldstücker argumentiert in den entscheidenden Punkten durchaus ähnlich, verweist aber weiterhin emphatisch auf die Weltgeltung der Prager deutschen Literatur. Diese sei „ein untrennbarer Teil des humanistischen Kulturerbes der Menschheit, in dessen Annalen sie eine Seite in deutscher Sprache gerade zu der Zeit schrieb, als diese Sprache zum Instrument der grausamsten Barbarei geworden war.“ Allerdings muss man festhalten, dass die Weltgeltung, die Goldstücker für die Prager deutsche Literatur per se reklamiert, durchaus erschwindelt ist. Sie wird legitimiert im Verweis auf die großen Drei der Prager deutschen Literatur: Franz Kafka, Rainer Maria Rilke und Franz Werfel. In den beiden letzten Fällen aber tut Goldstücker so, als seien der Prager Rilke und der Prager Werfel schon jene Autoren von Weltruhm gewesen, die sie später wurden. Tatsächlich haben beide Prag aber früh verlassen und ein Werk von Weltgeltung im Falle Rilkes deutlich als Abnabelung von Prag, im Falle Werfels bloß noch im erinnernden Bezug auf diese Stadt hervorgebracht. Vilém Flusser, 1920 als Sohn einer jüdischen Familie in Prag geboren, schreibt in seiner 1992 erschienenen „philosophische[n] Autobiographie“ Bodenlos: „Selbstredend, man war Prager, das stand nicht in Frage. Es war der Boden, auf dem sich alle anderen Fragen stellten. Aber war man als Prager Tscheche, Deutscher oder Jude? War man überhaupt berechtigt, die jüdische Dimension mit den beiden anderen auf dieselbe Linie zu stellen? Musste man sich zwischen diesen Alternativen entscheiden, oder waren sie irgendwie gegeben?“ Die von Flusser benannte Trias findet sich auch im Titel eines Essays von Max Brod: „Juden, Deutsche, Tschechen“ . Beide Reihen suggerieren wiederum klare Grenzen. Allerdings fragt Flusser, ob man die drei Zuschreibungen Tscheche, Deutscher, Jude „überhaupt auf dieselbe Linie zu stellen“ berechtigt sei – es handelt sich schließlich um zwei nationale und eine religiöse Identität. So einfach verhält es sich aber im Prag des frühen zwanzigsten Jahrhundert wiederum nicht, da in den tschechoslowakischen Volkszählungen ab 1920 die Möglichkeit geschaffen wurde, sich außer als Deutsche oder Tscheche eben auch als „Jude“ national zu identifizieren. Auch Pavel (Paul) Eisners auf die Situation der deutschsprachigen, jüdischen Autoren gemünzte und oft zitierte Formel vom „dreifachen Ghetto“ (als sprachliche Abtrennung von der tschechischen Umgebung, als soziale Abtrennung im Sinne der Zugehörigkeit zu einer höheren sozialen Schicht und als ‚religiöse’ Abtrennung qua Judentum) hat eine klare Begrenzung der Sphären gegeneinander zur Voraussetzung. Entsprechendes gilt noch für Gilles Deleuze’ und Félix Guattaris Auseinandersetzung mit Kafkas Rede von den „kleinen Literaturen“ , was hier nicht näher ausgeführt werden kann. www.artes.uni-koeln.de


Um die Kritik an diesen zu starken Grenzziehungen zu präzisieren: Selbstverständlich gab es in Prag eine irgendwie diagnostizierbare deutsche sowie eine tschechische „Kultur“; der Austausch zwischen diesen Sphären aber war offensichtlich weit intensiver als bisher beschrieben. Von da her lässt sich zurückkommen auf meine oben zitierte Zuschreibung, Interkulturalität brauche immer „eine Grenze zwischen […] Kulturen – und ihre Überschreitung.“ In einem Fall wie Prag haben die Kulturen jedoch immer schon miteinander gelebt und sich ausgetauscht; die klaren Grenzen, die dann erst die klassische Rede von Interkulturalität ermöglichen, erweisen sich so als (nachträglich) diskursiv hervorgebrachte. Dies lässt sich noch einmal konkretisieren: Die im Begriff der Prager deutschen Literatur implizierte Abgrenzung zur tschechischsprachigen Literatur hat sich erst seit dem Beginn der tschechischen Wiedergeburt (tsch. obrození) ab dem letzten Viertel des 18. Jahrhunderts formiert. Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts hatte das Lateinische den Status der Literatursprache inne; dem Deutschen kam von da her die Position einer Hochsprache zu. Selbst die Protagonisten der Wiedergeburtsbewegung aber schrieben keineswegs nur auf Tschechisch; sie begannen ihre Arbeit vielfach mit lateinisch- und/oder deutschsprachigen Publikationen. Und noch die später zu den Vertretern der tschechischen Nationalliteratur erhobenen Schriftsteller/innen Karel Hynek Mácha und Božena Němcová publizierten ihre ersten Werke in deutscher Sprache. Bereits in der Konstitution des Forschungsgegenstandes durch den Begriff „Prager deutsche Literatur“ zeigt sich also seine diskursive und historische Bedingtheit. Statt die Grenzziehungen einfach fortzuschreiben, geht es in Zukunft vielmehr um die Frage nach Prozessen der Ausdifferenzierung unterschiedlicher literarischer Traditionen sowohl in produktions- wie rezeptionsgeschichtlicher Perspektive und mithin auch nach der Herausbildung, Selbst- und Fremdpositionierung sowie Interaktion von unterschiedlichen Kommunikations- und Identitätsgemeinschaften in einer Stadt. Um dieser Leitfrage nachzugehen, ist eine Kontextualisierung der Prager Literaturen in zumindest zweierlei Hinsicht unabdingbar. Zum einen geht es um eine Verortung Prags im Kontext der zentraleuropäischen Moderne schon vor, aber vor allem nach 1900. Zum anderen ist die Rolle der Mehr- bzw. Vielsprachigkeit Prags präziser als bisher zu beschreiben. Die Prager Autoren entschieden sich – oftmals auch unter strategischen Gesichtspunkten und mit Blick auf den Symbolwert dieser Entscheidung – für die eine oder andere Sprache bzw. für einen programmatischen Bilingualismus. Die Deutsch- und/oder TschechischSprachigkeit muss insofern als zentraler Faktor für Identitätskonstruktionen wie auch für die literarische Arbeit berücksichtigt werden, wobei die Untersuchung sich nicht a priori an Sprachgrenzen zu orientieren, sondern diese als einen in ihrer Bedeutung und Auswirkung veränderlichen Faktor mit zu berücksichtigen hat. Von Richard Weiner, einem tschechischsprachigen Autor und Korrespondenten in Paris, dessen Texten immer wieder eine Nähe zu den Texten Kafkas nachgesagt worden ist, stammt das Diktum: „Ich bin weder Jude noch Tscheche, weder Deutscher noch Franzose.“ . Dies liest sich als Kontrafaktur zu der bei Flusser und Brod zu findenden Trias und macht so die Komplexität einer spezifisch Prager Interkulturalität noch einmal deutlich.

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All dies lässt erkennen, warum es zuletzt eben doch angemessen ist, „Prag als Topos der Transkulturalität“ unter dem Stichwort der „Überschreitung“ zu thematisieren. Erstens müssen, um der Spezifik Prags gerecht zu werden, in zukünftigen Forschungen die vielfältigen Überschreitungen nationalkultureller Grenzen in den Mittelpunkt gestellt werden – statt nur immer und immer wieder die Abschottung der kulturellen Sphären gegeneinander zu betonen. Zweitens gelingt dies nur, wenn die bisherigen 94

Voraus-Setzungen der Forschung (also vor allem die harte Abgrenzung der humanistischen Prager von der nationalistischen sudentendeutschen Literatur in Liblice) überschritten werden. Und drittens muss gerade die Grenze zwischen dem Phänomen der Prager deutschen Literatur und der (auch) wissenschaftlichen Rede von ihr überschritten werden, weil nur so die kulturellen Übersetzungsprozesse, denen sich eine Prager deutsche Literatur verdankte, deutlich werden können.

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Das andine charango als transkulturelles Instrument? Kritische Überlegungen zu einem neuen Begriff der Kulturforschung PD Dr. Julio Mendívil, Köln

In diesem Artikel werde ich zu Wolfgang Welschs Begriff „Transkulturalität“ kritisch Stellung nehmen. Dabei ist es nicht meine Intention, den Begriff abzulösen oder ihn zu disqualifizieren. Vielmehr ist es mein Ziel, zu reflektieren, welche epistemologischen Probleme Welschs Begriff impliziert. Um diese zu diskutieren, werde ich mich eines aus meiner eigenen Forschung stammenden Beispiels — der Geschichte des andinen charango in Bolivien und Peru — bedienen. Anhand der Diskussion über den „Ursprung“ des Instruments werde ich zeigen, dass Neudefinitionen Realitäten nicht zwangsläufig verändern und dass wissenschaftliche Diskussionen nicht losgelöst von politischen Implikationen geführt werden sollten.

Abb. 1 Die Diskussionen um den Ursprung des charango haben große politische Resonanz bekommen. Was hat es aber mit diesem kleinen, in Bolivien und Peru verbreiteten, fünfsaitigen Instrument, das von indigenen und westlich geprägten Bevölkerungsgruppen beider Länder sowohl in ländlichen als auch in urbanen Kontexten gespielt wird, auf sich? Bevor ich auf diese Frage eingehe, sei mir erlaubt, das Instrument kurz zu beschreiben. Von einem organologischen Standpunkt aus gesehen, handelt es sich bei dem charango um ein zusammengesetztes Chordophon bzw. eine Halslaute mit Resonanzkörper, die überwiegend in der Stimmung E-A-E-C-G gestimmt wird (vgl. Cavour 2008:84-88). Als äußeres Merkmal des Instruments wird in den meisten Beschrei bungen hervorgehoben, dass der Resonanzkörper aus dem Panzer eines Gürteltiers hergestellt wird (vgl. Vega 1946:150), obwohl das Instrument in Bolivien und in Peru sowohl als Kasten-Halslaute als auch als Schalen-Halslaute zu finden ist (vgl. Cavour 1999:261; INC 1978:136-141, Abbildung 1). Mit dieser Hervorhebung wird seine Einzigartigkeit betont. Ist das charango aber tatsächlich ein andines Musikinstrument? Jahrbuch 03/2011 bis 02/2012

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Wie in der Forschung bekannt, besaßen die vorspanischen Kulturen Südamerikas keine Chordophone. Diese wurden erst von spanischen Soldaten in der frühen Kolonialzeit eingeführt und fanden relativ schnell große Verbreitung unter der lokalen Bevölkerung (vgl. Mendívil 2002:65). Man darf daher sagen, dass das charango eine indianische Adaptation europäischer Musikinstrumente darstellt oder, wie Max Peter Baumann es ausdrückt, „eine Weiterentwicklung und Anpassung der seit der Koloniali96

sierung eingeführten vihuelas, bandurrias und laúdes...“ (Baumann 1979:604). Die Entstehung des charango wurde in der frühen Literatur auf die indianische Unfähigkeit zurückgeführt, die komplizierte europäische Bautechnik adäquat nachzumachen (vgl. Gallac 1937:74-75). Diese Erklärung ist aber unhaltbar, da die Indianer in kurzer Zeit die Technik der spanischen Gitarrenbauer so gut beherrschten, dass ihre Instrumente schwer von ihren europäischen Vorbildern unterschieden werden konnte (vgl. Mendívil 2002:69-70). Baumann vertritt die These, dass das charango aufgrund der neuen Lebensbedingungen in den Anden entstand: „[er] wurde [...] vor allem in den tropischen Wäldern naheliegenden Gegenden so weiterentwickelt, daß Holz und Resonanzkörper aus einem einzigen Holzblock gefertigt werden (charango de madera). Im Altiplano dagegen, besonders in der Gegend von Oruro, ging die Materialanpassung in der Herstellung des Korpus so weit, daß der Schallkörper aus dem Panzer eines Gürteltiers (quirquincho oder tatu) [...] fabriziert wird.“ (Baumann 1979:605-606, Hervorhebung im Original) Es ist schwer endgültig zu klären, ob die Entstehung des charango von demographischen, kulturökologischen oder, wie ich glaube, von bewussten ästhetischen Kriterien geleitet wurde. Unbestritten ist dennoch, dass im charango musikalische Elemente zweier unterschiedlicher Kulturen konvergieren: die Tradition der Saiteninstrumente aus der europäischen Renaissance und die pentatonische indigene Musik aus den Anden. Selbst die musikalischen Kontexte, in denen das charango heutzutage gespielt wird, integrieren unterschiedliche kulturelle Elemente. Thomas Turino hat z.B. ethnographisch dokumentiert, dass das Instrument in Canas, Cuzco, mit der mythologischen Figur der Meerjungfrau, der sirena, assoziiert wird: Among contemporary campesino musicians, the sirena is seen as a source of supernatural power who can aid them in their musical and courting endeavors. The musician can partake of the sirena‘s power to seduce with music by several diverse means. Particularly interesting is a rite that is commonly performed when a boy buys a new charango. This activity takes place at night, and some say that a full moon is necessary. The young campesino, in the company of his friends, takes his new acquisition to the place of the sirena. […] The boys leave the charango and the gifts with the sirena overnight and then go away so that they will not come in contact with her. They return in the morning to fetch the instrument, which, during the night, is supposed to have been tuned and played by the sirena. The most commonly cited results of this ritual are that (1) the instrument will he perfectly tuned, (2) it will have a more beautiful voice, and (3) the instrument will have more power to conquer the cholas.” (Turino 1983:97, Hervorhebungen im Original)

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Abb. 2

Weitere Assoziationen zwischen charango und sirenas lassen sich in Kirchenfassaden aus Bolivien und Peru aus dem 18. Jahrhundert zeigen (vgl. Cavour 1999:264-625; 2008:28-32; Turino 1983:108-109; Abbildung 2), sowie in heutigen literarischen indianischen Traditionen (vgl. Stobart 2006:83f). Das heißt, dass mit dem charango nicht nur ein europäisches Instrument in die indigene Kultur integriert wurde, sondern auch ein verflochtenes mythologisches System, welches Elemente aus der griechischen Antike, aus der europäischen Renaissance und den andinen Kulturen harmonisch vereint. Wäre das nicht ein hervorragendes Beispiel von Transkulturalität? Trotzdem wird das Instrument sowohl in Bolivien als auch in Peru als ein Instrument angesehen, das einen deutlichen nationalen Charakter aufweist (vgl. Mendívil 2009:128-133), denn beide Länder beanspruchen für sich, das Herkunftsland des Instruments zu sein. Der Streit um den Ursprung des charango, der sogar einen diplomatischen Status erreichte, begann im Februar des Jahres 2006, als der damalige chilenische Präsident Ricardo Lagos bei einem Besuch des irischen Popsängers Bono, diesem ein charango als typisches Instrument seines Landes schenkte. Die bolivianische Regierung von Evo Morales protestierte umgehend und schickte dem Sänger einen Brief, in dem ihm erklärte, dass das charango ein bolivianisches und kein chilenisches Instrument sei. Die Aktionen gingen weiter. Am 21. Juli des gleichen Jahrs verabschiedete das bolivianische Parlament das Gesetz Nr. 3451, welches das charango zum nationalen Kulturerbe Boliviens und die Stadt Potosí zu seinem Ursprungsort erklärte (vgl. Gaceta de Bolivia, 01.08.2006), woraufhin die peruanische Regierung ebenfalls eine Aktion für die offizielle Anerkennung des Instruments startete. Am 4. September 2007 verabschiedete das peruanische Parlament das Gesetzt Nr. 1136 (vgl. El Peruano, 23.09.2007), welches das charango zum nationalen Kulturerbe Perus erklärte, mit der Folge, dass die bolivianische Regierung eine diplomatische Beschwerde an die peruanischen Repräsentanten in Bolivien einreichte. Was war passiert, dass dieses Produkt der Transkulturalität Grund diplomatischer Auseinandersetzungen zwischen zwei Nachbarstaaten wurde? Sei es durch Handel, Krieg oder Migration, Kulturen sind seit jeher miteinander in Kontakt gekommen. Die Ethnologie hat im Laufe der Jahre unterschiedliche Modelle entworfen, um solche Phänomen zu erfassen.

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Einer der ersten Versuche, war das Konzept der Akkulturation, welches von Richard Thurnwald im Jahr 1932 in die Ethnologie eingeführt wurde. Mit Akkulturation bezeichnete man den Anpassungsprozess, den zwei Kulturen durchlaufen, wenn sie zu einem engen Kontakt gezwungen werden und aus diesem Grund kulturelle Entlehnungen oder Übernahmen stattfinden. Kultur A (Donator) trifft und konditioniert Kultur B (Rezipient), woraus eine neue kulturelle Realität — Kultur C — entsteht (vgl. Diagramm 1). 98

Da die meisten Studien zum Thema Akkulturation sich dem auf die koloniale Expansion zurückzuführenden Kontakt zwischen europäischen und außereuropäischen Kulturen widmeten, wurde den Schwerpunkt auf die Entfremdung indigener Kulturen durch westliche Einflüsse gesetzt, wodurch letztere immer als schwach dargestellt wurde (vgl. Beals & Hoijer 1972:732; Thomas 1996:26). Inspiriert durch die Realität seines Landes, in dem das spanische Erbe von afrikanischen kulturellen Elementen durchdrungen war, entwarf der kubanische Ethnologe Fernando Ortiz im Jahr 1940 das Konzept der transculturación. Nach Ortiz Modell trifft Kultur A auf Kultur B, woraus eine neue, von beiden in Kontakt gekommenen Kulturen differenzierte Realität — Kultur C — entsteht (vgl. Diagramm 2). Ortiz dazu:

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„Wir sind der Meinung, dass das Wort ‚Transkulturation’ besser geeignet ist, um die unterschiedlichen Phasen des Übergangs von einer Kultur zur anderen auszudrücken, weil es nicht nur die Übernahme einer fremden Kultur ausdrückt, was das anglo-amerikanische Wort ‚Akkulturation’ in der Tat tut, sondern zwangsläufig auch den Prozess des Verlusts oder der Entwurzelung der eigenen Kultur, die eine sozusagen partielle ‚Entkulturation’ erlebt, und das bedeutet auch die konsequente Schaffung neuer kultureller Phänomene, die man als ‚Neo-Kulturation’ bezeichnen könnte ... Bei jeder Zusammenkunft von Kulturen passiert das, was in der genetischen Paarung von Individuen passiert: die [neue] Kreatur hat immer etwas von beiden Eltern, aber sie ist auch immer unterschiedlich zu jedem von ihnen. Insgesamt ist der Prozess eine ‚Transkulturation’ und dieser Begriff umfasst alle Phasen der Entwicklung“ (Ortiz 1940:83) Obwohl Ortiz’ Modell das Neue nicht negativ konnotierte, setzte sich sein Begriff außerhalb der lateinamerikanischen Ethnologie nicht durch, u.a. weil Ortiz Kulturen immer noch als relativ homogene Gebilde betrachtete. Die Defizite von Ortiz’ Theoriescheinen auf den ersten Blick beim Modell der Transkulturalität überwunden zu sein, da Welsch von externer und interner Transkulturalität spricht, um Unterschiede zwischen nationalen Kulturen oder Subkulturen innerhalb eines Nationalstaaten zu erfassen (vgl. Welsch 1997:76; 2009:47). In Welschs Schema trifft Kultur A, die aus Kultur a, b, c, d usw. besteht, auf Kultur B, die wiederum aus a, b, c, d usw. besteht, in einem transkulturellen Raum, woraus eine transkulturelle Kultur C (a, b, c, d usw.) resultiert (vgl. Diagramm 3).

Im Welschs Konzeption stehen sich Kulturen nicht hierarchischer Ungleichheit gegenüber und sind nicht einzelnen Nationalstaaten zuzuordnen. Wäre das nicht das passende Modell für die Beschreibung eines Instruments wir das andine charango? In seinem im Jahr 1979 veröffentlichten Artikel Der charango – Zur Problem eines akkulturiertes Instruments beschrieb Baumann das andine charango als ein akkulturiertes Instrument (Baumann 1979:605). Das charango (Produkt der Kultur C) wäre demzufolge das Resultat der Zusammenkunft spanischer (A) und indianischer (B) Traditionen. Es ist interessant, an dieser Stelle die Aufmerksamkeit auf eine Überarbeitung dieses Artikels zu len die Baumann unter dem

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Titel The charango as Transcultural Icon of Andean Music im Jahr 2004 veröffentlichte. Dort ersetzt Baumann bezeichnenderweise das Adjektiv „akkulturiert“ durch „transkulturell“: „This simple bilateral and interactive process of confrontation between cultures A and B may be historically described as acculturation or in a more general or operational sense as an intercultural situation. A situation becomes acculturative when two cultures clash. [...] As already mentioned, 100

between the two rigid attitudes of rejection and complete openness toward the other is the selective or flexible position that leads to a cultural connection or blending of A and B, of the own and the other. This process of transculturation or fusion of cultural elements of different provenance can itself be divided into three basic types according to the principle of attitude: 1) the attitude of compartmentalization, 2) that of syncretism and 3) that of transformation.“ (Baumann 2004:o/s) Damit beschreibt Baumann Transkulturalität als eine höhere Form der Akkulturation, als ein Modell, dem zufolge ein Produkt der Kultur A (Donator) zu Kultur B (Rezipient) kommt, und sich nach einer Adaptationsphase in ein neues, transkulturelles Produkt (C) verwandelt: „The first phase of historical acculturation is the diffusion of instruments, in the case of South America by conquistadors. It seems that in the next phase of acculturation, an instrument can be directly adopted in material terms, with or without a teaching or learning system. […] In the next phase, an attempt is made — if the material preconditions for purchase of an imported instrument are lacking — to build as good a copy of the instrument as possible (for example, the guitarrillas of the Chipayas). If the available materials or the economic situation do not allow such copies to be made, then other solutions are searched for. In this phase of adaption, experiments are made with alternative ways of construction in order to approach the original as close as possible. This phase is characterized by an endogenous innovation in the involvement with the acculturated musical instrument. The instrument is so-to-say integrated and developed from then on into an icon that no longer refers to an acculturated instrument but rather a new, independent product, in this fall the charango as national instrument of Bolivia.“ (Baumann 2004:o/s) Laut Welsch entwirft der Begriff Transkulturalität ein Bild von Kulturen als nicht isolierte, sondern als durch Hybridität bestimmte Gebilde (vgl. Welsch 1997:80). Wenn dem so ist, stellt sich die Frage, wie das charango als Resultat eines transkulturellen Prozesses ein nationales Instrument sein kann? Wie im Falle von Baumann evident wird, geht das Modell der Transkulturalität von der Annahme aus, dass eine bestimmte Kultur auf eine andere trifft, woraus eine neue, eine dritte hybride Kultur entsteht. Tatsächlich setzt Welschs Modell die Existenz von mindestens zwei Kulturen voraus, um die Entstehung der Hybridität zu ermöglichen. Wenn Kulturen aber immer ein Konglomerat externer und interner transkultureller Elemente sind, wie lassen sich auf einmal Identitäten für die Kulturen A und B als Voraussetzung für die Hybridisierung festlegen, ohne sie wieder zu homogenisieren? Wenn man die Geschichte des charango genauer untersucht, lässt sich feststellen, dass die angeblichen spanischen Elemente — Bautechnik, Besaitung, Oktavierung, Spieltechnik und musikalische

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Strukturen — in Wirklichkeit aus unterschiedlichen europäischen Traditionen stammten (vgl. Mendívil 2002, Baumann 1979), genauso, wie die indianischen musikalischen Elemente nicht das direkte Erbe einer homogenen Inkakultur, sondern das Ergebnis von Einflüssen unterschiedlicher regionaler Musikkulturen waren (vgl. Mendívil 2009). Das stimmt mit Welschs Aussage übereine, dass Transkulturalität kein neues Phänomen in der Geschichte ist (Welsch 1997:74; 2009:50). Damit kristallisiert sich die Frage: Wenn alle Kulturen das Resultat von kulturellem Austausch sind, wofür brauchen wir einen neuen Kulturbegriff? Welschs Kampf gegen einen homogenen Kulturbegriff wirkt wie ein Kampf gegen Schafherden. Denn die Problematisierung des Kulturbegriffs in der Ethnologie und in den Cultural Studies hat inzwischen eine lange Tradition, auch wenn Welsch beide Disziplinen konsequent ignoriert . Aber die vielschichtige und konstruktivistische Auffassung von Kultur, die seit der Writing CultureDebatte in der Ethnologie herrscht, hat offenbar wenig Auswirkung auf die subjektive Wahrnehmung von Kultur als Ausdruck kollektiver Identität. Welsch zufolge würde eine neue Auffassung von Kultur ausreichen, um die Schranken zwischen nationalen Kulturen zu überwinden. Das Beispiel des charango zeigt dennoch, dass trotz „transkultureller“ Taufe das andine Chordophon von nationalistischen Projekten instrumentalisiert wurde und wird. Benedict Anderson hat darauf hingewiesen, dass Nationen als souveräne und begrenzte Gemeinschaften vorgestellt werden und dass sie immer eine historische Narration konstruieren, um sich einer glorreichen Vergangenheit anzuschließen, die in die Zukunft projiziert wird (vgl. Anderson 1996:15f). Die Geschichte des charango wird deswegen sowohl in Bolivien als auch in Peru als der nationale Sieg einer subalternen Kultur über eine europäische Macht dargestellt (vgl. Mendívil 2002). Es reicht offensichtlich nicht, neue Definitionen von Kultur zu entwerfen, um diese politischen Praktiken zu verändern. So lässt sich feststellen, dass das Konzept Transkulturalität ohne eine Homogenisierung von Kultur nicht auskommt und dass das Wort politische Praktiken nicht ohne weiteres verändern kann. Welchen Erkenntnisgewinn bzw. welchen Vorteil Transkul turalität für die musikethnologische Forschung bringen soll, bleibt daher unklar. In dieser Hinsicht wäre meines Erachtens der Begriff „Transkulturalität“ neu zu überdenken.

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„ … und sie nannten mich Pekenene“ Identität und Namen bei den Ts‘ixa 1 Anne-Maria Fehn, Afrikanistin, a.r.t.es. Klasse 3

Die Ts‘ixa von Mababe Ts’ixa gehört zu jenen Schnalzsprachen2 des südlichen Afrika, die gemeinhin unter dem Oberbegriff Khoisan zusammengefasst werden; damit wird jedoch keinerlei genetische Verwandtschaft impliziert. Innerhalb des Khoisan ist Ts’ixa ein Mitglied der zentralen Gruppe, die häufig als Khoe-Familie bezeichnet wird. Die gegenwärtig durchgeführte Datenerhebung3 soll zur Klärung der Frage beitragen, ob Ts’ixa als eigenständige Einzelsprache oder als Varietät des Shua bzw. des Khwe-Dialektclusters zu betrachten ist.4 Die Sprecher selbst bezeichnen sich als Xukhoe, was in etwa dem generischen Begriff San (oder „Buschmänner“) entspricht. Der Name Ts’i-xa ‚großer Hintern‘ wurde von den Sprechern als Bezeichnung für Sprechergemeinschaft und Sprache gewählt, obwohl er ursprünglich aus der Nachbarsprache Khwe stammt. Der Name verweist auf die angeblich ausladenden Gesäße der Ts’ixa-Frauen, welche als Schönheitsideal empfunden wurden. Heute wird Ts’ixa ausschließlich in Mababe, einem kleinen Dorf am nordöstlichen Rand des Okavango Deltas in Botswana gesprochen (siehe Karte 1). Mababe hat ca. 350 Bewohner, von denen lediglich Männer und Frauen über 30 die Sprache noch im Alltag verwenden. Jüngere Dorfbewohner sprechen meist Setswana, die Nationalsprache Botswanas, und ein Großteil der Kinder verfügt, wenn überhaupt, lediglich über eine passive Kenntnis des Ts‘ixa. Mit unter 200 Sprechern und der allgegenwärtigen Dominanz des Setswana ist Ts’ixa nach den Richtlinien der UNESCO5 als unmittelbar vom Aussterben bedroht anzusehen.

1 Die Autorin bedankt sich an dieser Stelle bei der a.r.t.e.s. Forschungsschule der Universität zu Köln, sowie dem DAAD für die finanzielle und logistische Unterstützung des Forschungsvorhabens. Mein Dank gilt weiterhin der Regierung des Landes Botswana für die Ausstellung einer Forschungsgenehmigung, Matthias Brenzinger und Bernd Heine für Kommentare zu einer früheren Fassung dieses Beitrags, sowie Gertrud Boden für wichtige Literaturhinweise. 2 Die Schnalzlaute werden in diesem Artikel durch die standardisierten Zeichen der International Phonetic Association IPA wiedergegeben. Im Ts’ixa werden vier Schnalze nach ihrer jeweiligen Artikulationsstelle unterschieden: | dental; || lateral; ╪ palatal; ! alveolar. 3 Das vorgelegte Datenmaterial basiert auf Feldforschungsaufenthalten in den Jahren 2010 und 2011 durch die Autorin. 4 Voßen (1997) ordnet das Ts’ixa dem Shua-Dialektcluster der östlichen Kalahari Khoe Sprachen zu, verweist jedoch explizit auf die auffallenden Ähnlichkeiten zum Khwe. 5 vgl. Krauss (2007). Jahrbuch 03/2011 bis 02/2012

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Karte 1: Ts’ixa, sowie Khwe-sprachige Gemeinschaften des Okavango Deltas6

Obwohl nahezu alle Bewohner von Mababe San (ehemalige Jäger-Sammler) sind, die sich Karte 1: Ts’ixa, sowie Khwe-sprachige Gemeinschaften des Okavango Deltas61 selbst als Mitglieder der Ts’ixa-Gruppe betrachten, handelt es sich tatsächlich um eine ethnisch sehr heterogene Gemeinschaft. Nach der Gründung des Chobe Nationalparks in den Obwohl nahezu von Mababe Jäger-Sammler) sind, in die Mababe sich selbst als 60er Jahren desalle20.Bewohner Jahrhunderts fanden San die (ehemalige dort ansässigen San-Gruppen eine gemeinsame neue Heimat. Die untenstehende Tabelle 1 gibt einen Überblick über ein Mitglieder der Ts’ixa-Gruppe betrachten, handelt es sich tatsächlich um eine ethnisch sehr heterogene potentielles Kontaktszenario und die involvierten Sprachgruppen. Es gilt zu beachten, dass die Gemeinschaft. Nach der Gründung des Chobe Nationalparks in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts verschiedenen San-Gruppen des Chobe Gebiets schon vor der Gründung des Parks in engem fanden diezueinander dort ansässigen San-Gruppen in Mababe eine mit gemeinsame neue Heimat. Die untenstehenKontakt standen, und darüber hinaus Khwe-Sprechern interagierten. Die de Tabelle 1einer gibt einen Überblick überGemeinschaft ein potentiellesauf Kontaktszenario involvierten SprachAnnahme !Xun-sprachigen dem Gebiet und des die heutigen Savuti (im Chobe Nationalpark, siehe Karte) ist spekulativ und beruht auf einer Reihe mündlicher gruppen. Überlieferungen über „Cousins“ und einer kleinen Anzahl erinnerter Ortsnamen. GRUPPENNAME Handaakhoe Hiiyokhoe Danisi

HEIMAT Mababe Depression unbekannt Nata

SPRACHE unbekannt unbekannt Danisi (Shua DC)

LINGUISTISCHE KLASSIFIZIERUNG unbekannt unbekannt Eastern Kalahari Khoe

Shua ǁAnikhwe Khwe

Nata unbekannt Khwai und Gudigoa

Shua (Shua DC) ǁAnikhwe (Khwe DC) Khwe

Eastern Kalahari Khoe Western Kalahari Khoe Western Kalahari Khoe

Savuti

!Xun, Dialekt unbekannt

Northern Khoisan (Kx’a-Familie)

!Xun

Tabelle 1: Ethnischer Hintergrund der Bevölkerung von Mababe (DC=Dialektcluster)

Es gilt zu beachten, dass die verschiedenen San-Gruppen des Chobe Gebiets schon vor der Gründung 6

Erstellt von Monika Feinen, Institut für Afrikanistik, Universität zu Köln.

des Parks in engem Kontakt zueinander standen, und darüber hinaus mit Khwe-Sprechern interagierten. Die Annahme einer !Xun-sprachigen Gemeinschaft auf dem Gebiet des heutigen Savuti (im Chobe Nationalpark, siehe Karte) ist spekulativ und beruht auf einer Reihe mündlicher Überlieferungen über „Cousins“ und einer kleinen Anzahl erinnerter Ortsnamen. 6

Erstellt von Monika Feinen, Institut für Afrikanistik, Universität zu Köln.

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Die Ts’ixa leben heute nicht mehr als Jäger und Sammler, arbeiten jedoch zum Großteil in der Tourismusindustrie. Dort nutzen sie auch weiterhin bewahrtes traditionelles Wissen, das zum Überleben und zur Kommunikation im Busch notwendig ist: Sie verdienen sich ihren Lebensunterhalt als Touristenführer, sowie als Fahrer und Fährtenleser auf Jagd- und Fotosafaris. Als Folge der verbesserten Verkehrsanbindung, Motorisierung, und dem Ausbau der nationalen Mobilfunknetze wurde die räumliche Isolierung der Ts’ixa in den letzten Jahren immer weiter aufgehoben. Durch die gewonnene Mobilität, aber auch aufgrund der Praxis der Regierung, die Schüler bewusst auf Internate in anderen Teile des Landes zu schicken, kam es immer mehr zu Kontakten mit nationalen und globalen Konzepten. War vorher vor allem der Einfluss benachbarter dominanter Bantu-Gruppen, insbesondere der Batawana und Bayeyi entscheidend, so gewannen westliche Denk- und Konzeptualisierungsmuster während der letzten Jahre immer mehr an Bedeutung. Diese Entwicklung ging mit dem Verlust traditioneller Strukturen und Strategien der Konzeptualisierung von Welt und Wissen einher. Nicht in allen Fällen fand jedoch eine völlige Überlagerung statt; Ts’ixa haben Bereiche erhalten, in denen auch weiterhin traditionelle Konzepte dominieren. Dieser Artikel möchte am Beispiel der Ts‘ixa Personennamen aufzeigen, wie traditionelle Muster und die ihnen zugrundeliegenden kulturellen Strukturen nicht aufgegeben, sondern den modernen sprachlichen Gegebenheiten und veränderten Lebensbedingungen angepasst werden. Die Ts‘ixa-Sprecher sind hier nicht passive Zuschauer einer von ihnen nicht kontrollierbaren Entwicklung, sondern zeigen sich als aktive Partizipanten, die eigene Antworten auf die Herausforderungen des gesellschaftlichen, kulturellen und sprachlichen Wandels finden, und dabei ihre Identität bewahren.

Individualnamen Jeder Ts’ixa trägt mehr als einen Namen, wobei Namensgeber und Nutzungskontext für jeden Namen individuell verschieden sind. Dabei sind kaum einem Mitglied der Dorfgemeinschaft sämtliche Namen aller anderen bekannt. Während einige Namen mit Tabuvorschriften behaftet zu sein scheinen, werden wieder andere alternativ nur in der Schule, in der Kirche, oder während der Arbeit im Touristencamp verwendet. Charakteristisch ist jedoch für jeden Ts’ixa ein besonderer Name, den Brenzinger (1999, 2006) in seinen Arbeiten über die Khwe Individualname (‚individual name‘) nennt. Dieser „echte“ Name (Brenzinger 1999: ‚true name‘) ist der, unter dem eine Person in der Sprechergemeinschaft bekannt ist. Im Rahmen dieses genuinen Ts’ixa- bzw. Khwe-Konzepts wird bei der Auswahl der Namen nicht auf einen Pool von männlichen und weiblichen Personennamen zurückgegriffen. Stattdessen kann jedes Lexem zum Namen einer – und nur einer – Person werden. Diese Praxis der Individualnamen wurde von Brenzinger (1999, 2006) für das Khwe beschrieben, und steht im Gegensatz zur Namensgebung im Setswana, und auch anderen Khoisansprachen, z.B. dem !Xun (Takada 2008) oder Naro (Visser & Visser 1998), die wie im Deutschen Frauen- und Männernamen unterscheiden.

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Wurden Individualnamen ursprünglich ausschließlich dem Ts’ixa-Wortschatz entnommen, so finden sich heute sowohl Englisch als auch Setswana als Gebersprachen für Individualnamen. Bei der Wahl des Namens wird besonderer Wert darauf gelegt, dass das gewählte Lexem nicht bereits als Name in Verwendung ist, d.h. der Inhaber (díxà) des Namens auch tatsächlich zweifelsfrei als solcher identifizierbar wird. In seltenen Fällen von Namensgleichheit waren nahezu alle betroffenen Ts’ixa in der Lage, 106

nicht bereits als Namesamt in Verwendung ist,den d.h.namensgebenden der Inhaber (díxà) des Namens auch tatsächlich mir ihren Namensvetter Wohnort, bzw. Vorfahren zu nennen. Die Kenntnis zweifelsfrei als solcher identifizierbar wird. In seltenen Fällen von Namensgleichheit waren nahezu alle betroffenen Ts’ixa in der Lage, mir ihren Namensvetter samt Wohnort, bzw. den biets (und manchmalVorfahren darüber hinaus), im FalleDie von Kenntnis zufälliger Namensgleichheit auch bis hin zu anderen namensgebenden zu nennen. von Individualnamen erstreckt sich Gruppen, insbesondere den Bantu-sprachigen Bayeyi. des Okavangogebiets (und manchmal meist über alle Khoe-sprachigen Gemeinschaften darüber hinaus), im Falle von zufälliger Namensgleichheit auch bis hin zu anderen Gruppen, insbesondere den Bantu-sprachigen Bayeyi.

von Individualnamen erstreckt sich meist über alle Khoe-sprachigen Gemeinschaften des Okavangoge-

Unter den von mir gesammelten Personennamen finden sich die folgenden Varianten des traditionellen Unter den von mir gesammelten Personennamen finden sich die folgenden Varianten des Konzepts: traditionellen Konzepts: VARIANTE 1. genuine Ts’ixa-Lexeme 2. Lexeme werden einer anderen Sprache, etwa Englisch oder Setswana, entnommen, das zugrundeliegende Konzept bleibt jedoch der Tradition verhaftet 3. Individualnamen werden dem beschränkten Pool an Personennamen einer anderen Sprache entnommen; diese werden jedoch individualisiert, indem sie z.B. ihre Geschlechterbindung verlieren

BEISPIELE z.B. Khoè-dàó ‚Fußspur‘; Qòbá ‚Maisbrei‘; Tsá-dyúbè ‚nicht dein Kopf‘ z.B. Politics, Republic, Policeman, Bizarre, Mystique, Myth, Idea, Bright, Judge, Face, Lasti (Last)

z.B. Otsile: Setswana ‚er ist gekommen‘; eigentlich ein Männername; in Mababe war der Träger des Namens weiblich. MacFarlane: der Vater des Kindes benannte seinen Sohn nach dem Nachnamen seines Arbeitgebers. Tabelle 2: Varianten des Individualnamens

Neben dem Kriterium der Einzigartigkeit spielen bei der Namenswahl häufig bestimmte Ereignisse eine Rolle, die sich während der Schwangerschaft bzw. um den Zeitpunkt der Neben dem Kriterium der Einzigartigkeit spielen bei der Namenswahl häufig bestimmte Ereignisse eine Geburt herum zutrugen. So torkelte am Geburtstag von Khòè-dàó ‚Fußspur‘ ein betrunkener Rolle, dieaus sichSehnsucht während der Schwangerschaft bzw. den Zeitpunkt der Geburt herum zutrugen. Mann, nach seiner Freundin insum knapp 40 Kilometer von Mababe entfernte So Khòè-dàó Qòbá ‚Fußspur‘ ein betrunkener Mann, aus nach seiner torkelte Geburtstag vonMädchens Khwai.am Die Mutter des ‚Maisbrei‘ hatte während ihrerSehnsucht Schwangerschaft immer wieder Heißhunger auf die namensgebende Speise. Freundin ins knapp 40 Kilometer von Mababe entfernte Khwai. Die Mutter des Mädchens Qòbá ‚Mais-

brei‘ hatte während Schwangerschaft immer wieder Heißhunger auf die namensgebende Doch auch andereihrer Faktoren können die Namensgebung mitbestimmen: Die Namen Speise. der Geschwister Politics und können Republicdiewerden gemeinhin als AusdruckDie desNamen Intellekts und des Doch auch andere Faktoren Namensgebung mitbestimmen: der Geschwister

hohen Ansehens ihres Vaters innerhalb der Ts’ixa-Gemeinschaft gesehen, während Myth und Politics und Republic werden gemeinhin als Ausdruck des Intellekts und des hohen Ansehens ihres VaMystic ihre Namen von den Eltern mithilfe eines Wörterbuches und ausschließlich aufgrund ters Ts’ixa-Gemeinschaft gesehen, während Myth und Mystic ihre Namen von den Eltern desinnerhalb „schönender Klanges“ der Worte erhielten.

mithilfe eines Wörterbuches und ausschließlich aufgrund des „schönen Klanges“ der Worte erhielten. Tsòó-Namen

Eine besondere Unterart der Individualnamen betrifft Namen, die das Lexem tsòó beinhalten. Tsòó-Namen

Die Bedeutung von tsòó ist komplex und kann in diesem Beitrag nicht hinreichend beschrieben werden. Es soll daher genügen zu sagen, dass tsòó eine Art alles vereinnahmende tsòó ist komplex und kann in diesem nicht hinreichend beschrieben werden. Es deutung vonbezeichnet, Weltkraft die sowohl Krankheit wieBeitrag Heilung, Medizin wie Gift mit einschließt. tsòó eine allesund vereinnahmende Weltkraft die sowohl soll daher genügen zu sagen, dassAlltag tsòó (Khwe: tcòó) spielt im der Art Khwe Ts’ixa bis heute eine bezeichnet, Rolle und steht in Verbindung zahlreichen Tabus. tsòó Im Konflikt Lebensweise (Khwe: mit tcòówestlicher ) spielt im Alltag der Khwe Krankheit wie mit Heilung, MedizinVorschriften wie Gift mit und einschließt. und christlicher Religion nimmt die Bedeutung dieses Konzepts jedoch kontinuierlich ab, was und Ts’ixa bis heute eine Rolle und steht in Verbindung mit zahlreichen Vorschriften und Tabus. sich auch in der heute nahezu vollständigen Abwesenheit von tsòó-Namen bei den Ts’ixa widerspiegelt.

Eine besondere Unterart der Individualnamen betrifft Namen, die das Lexem tsòó beinhalten. Die Be-

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Im Konflikt mit westlicher Lebensweise und christlicher Religion nimmt die Bedeutung dieses Konzepts jedoch kontinuierlich ab, was sich auch in der heute nahezu vollständigen Abwesenheit von tsòóNamen bei den Ts’ixa widerspiegelt. Noch in der Generation der in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts Geborenen finden sich jedoch einige Beispiele für dieses bei den Khwe bis heute sehr verbreitete Namensmuster (Brenzinger 1999). Die folgenden Beispiele entstammen mit der Ausnahme des Namens Tcóò-vé-re-xa dem Familienstammbaum der Kebuelemang-Familie (Tabelle 3). Auffällig ist hier v.a. das Khwe-Negationsmorphem bé (Allomorph vé) im Namen ||Xùú-tsò-bé, dem wohl ältesten der hier gelisteten tsòó-Namen. Da dieses Morphem im heutigen Ts’ixa nicht belegt ist, ließe sich über einen möglichen Khwe-Ursprung dieses Namensmusters spekulieren. Der Name

Tcò-vé-re-xa hat bis heute in Form eines Ortsnamens überlebt. Auch ein Jagdcamp nahe Mababe trägt diesen Namen. Offenbar handelt es sich um den Namen, den die Ts’ixa einem weißen Jäger sowie seinem einheimischen Gehilfen gaben. Allerdings ist der Namensteil vé-re-xa grammatikalisch dem Khwe zuzuordnen

Noch in der Generation der in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts Geborenen finden sich (vgl. Kilian-Hatz 2008:217), was potentiell als weiteres Indiz für einen stärkeren Khwe Einfluss in der jedoch einige Beispiele für dieses bei den Khwe bis heute sehr verbreitete Namensmuster Vergangenheit angesehen werden kann. (Brenzinger 1999). Die folgenden Beispiele entstammen mit der Ausnahme des Namens Tcóò-vé-re-xa dem Familienstammbaum der Kebuelemang-Familie (Tabelle 3). NAME ǁXùú-tsò-bé

ÜBERSETZUNG ‘es ist kein Warzenschwein-tsòó’

HERKUNFT Ts’ixa (Khwe?)

GESCHLECHT m

HERKUNFTSORT Savuti

ǁXãĩ-ǀxɛ-tsò

‘schwacher Körper-tsòó’

Ts’ixa

f

Mababe

Thíyà-tsò

‘viele tsòó’

Ts’ixa

m

Mababe

ǁGàrá-tsò

‘Inschrift-tsòó’

Ts’ixa

f

Mababe

Kyáò-tsò

‘Herz-tsòó’

Ts’ixa

m

Mababe

Gòrò-tsò

‘Gift (?)-tsòó’

Ts’ixa

?

Shorobe

Tshà-tsué

‘Wasser-tsòó’

Danisi

?

Shorobe

Tcò-vé-re-xa

‘ohne tsòó’

Khwe

m

Mababe

Tabelle 3: Tsòó-Namen bei den Ts‘ixa Auffällig ist hier v.a. das Khwe-Negationsmorphem bé (Allomorph vé) im Namen ǁXùú-tsò-

Ein Ts’ixa aus der Handakhoe-Gruppe war der Meinung, es würde sich bei diesen Namen eigentlich

bé, dem wohl ältesten der hier gelisteten tsòó-Namen. Da dieses Morphem im heutigen um „Baumnamen“ handeln, bzw. um Namen, die eine Medizin aus Bestandteilen eines bestimmten Ts’ixa nicht belegt ist, ließe sich über einen möglichen Khwe-Ursprung dieses Baumes bezeichnen. Namensmusters spekulieren. Der Name Tcò-vé-re-xa hat bis heute in Form eines Ortsnamens überlebt. Auchsolcher ein Jagdcamp nahe Mababe trägt diesen Namen.insbesondere Offenbar handelt es sich um Die Existenz Namen ist nicht von der Hand zu weisen, da eine Bedeutungsvaden Namen, den die Ts’ixa einem weißen Jäger sowie seinem einheimischen Gehilfen gaben. riante von tsòó auch durchaus als ‚Medizin‘ übersetzt werden kann. Tatsächlich scheinen einige der Allerdings ist der Namensteil vé-re-xa grammatikalisch dem Khwe zuzuordnen (vgl. Kilianbei den Ts’ixa belegten Individualnamen ihren Ursprung in einer Medizin zu haben, die das Leben der Hatz 2008:217), was potentiell als weiteres Indiz für einen stärkeren Khwe Einfluss in der Mutter oder des Kindes rettete. Vergangenheit angesehen werden kann. Ein Ts’ixa aus der Handakhoe-Gruppe war der Meinung, es würde sich bei diesen Namen eigentlich um „Baumnamen“ handeln, bzw. um Namen, die eine Medizin aus Bestandteilen Jahrbuch 03/2011 Baumes bis 02/2012 eines bestimmten bezeichnen. Die Existenz solcher Namen ist nicht von der Hand zu weisen, insbesondere da eine Bedeutungsvariante von tsòó auch durchaus als ‚Medizin‘

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Da sich allerdings nur ein sehr kleiner Teil der tsòó-Namen auf diese Weise erklären lässt, muss offen bleiben, ob ihr Ursprung tatsächlich in der Medizin zu suchen ist. Bei den Khwe kann nahezu jedes Lexem mit dem Element tsòó (bzw. tcòó) kombiniert werden (Brenzinger 1999), was auch bei den aus dem Ts’ixa belegten Namen der Fall zu sein scheint.

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Ein Namen für den Jagderfolg Neben dem Individualnamen konnte und kann ein Ts’ixa im Laufe seines Lebens noch eine ganze Reihe weiterer Namen erwerben. Weit verbreitet sind Namen, die einer Person während der Kindheit von Eltern oder Geschwistern, und später von Freunden verliehen werden. Diese stehen häu fig im Zusammenhang mit bestimmten Charaktereigenschaften oder Ereignissen. Damit gleichen sie insofern dem Individualnamen (dessen Position sie auch einnehmen können), als dass es keinen festgelegten Namenspool gibt, sondern nahezu alle Lexeme, Nominalverbindungen, oder sogar ganze Sätze als Namen dienen können. Gegenwärtig scheinen genuine Ts’ixa-Namen v.a. im Familienkontext und Freundeskreis zu entstehen. So wurde ein Mann von seinem Vater Báà ‚Vater‘ genannt, weil er schon als Kind durch seine ruhige, vernünftige Art auffiel. Ein anderer wurde Tsítsèrì-m-tshà ‚Riedgras-Wasser‘ gerufen, weil er an besagtem Gewässer als Kind von einer schweren Krankheit geheilt wurde. Besonders unter Jagdfreunden sind Tiernamen verbreitet, etwa |Hií ‚Rhinozeros‘ oder ŋgúÈ‚ Stachelschwein‘. Einer der Dorfältesten nannte sich selbst Kx’àú ‚bitterer Geschmack‘, war aber leider nicht bereit, die Hintergrundgeschichte des Namens zu enthüllen. Zusätzliche Namen werden in der Setswana-sprachigen Generation der Jüngeren immer weniger praktiziert, und scheinen sich allmählich zu verlieren.

Setswana und Englisch – Namen für Trinkgeld Die meisten Ts’ixa tragen heute mindestens einen Setswana-Namen. Dieser kann nach dem Muster des Individualnamens konstruiert sein, entstammt in den meisten Fällen jedoch einem festgelegten Namenspool und ist geschlechtsgebunden. Damit sind Kinder heute in der Schule nicht mehr durch ihren Namen unmittelbar als San erkennbar. In der Vergangenheit war es üblich, dass die Arbeitgeber – oft Setswana-sprachige Viehzüchter – ihren San-Arbeitern eigene Namen gaben. So berichtete einer der Dorfältesten, dass Pekenene nicht sein eigentlicher Name sei. Obwohl er innerhalb des Dorfes meist so gerufen wurde, erhielt er diesen Namen erst durch seinen ersten Arbeitgeber, einen Aufseher auf einer Viehstation. Seinen „echten“ Namen Háà-na-too ‚komm und bleibe‘ ließ er, wie er sagt, in seiner Heimat nahe Savuti zurück. Die Annahme eines auf den Arbeitskontext beschränkten Namens findet sich bis in die Gegenwart. Heute sind es jedoch die Ts’ixa selbst, die sich für die Touristen einen neuen, englischsprachigen Namen zulegen. Diese Tendenz schließt sowohl Ts’ixa mit genuinen Individualnamen, als auch mit konventionellen Setswana-Vornamen ein. Frauen scheinen von dieser Strategie häufiger Gebrauch zu machen als Männer, wobei sich auch Männer vereinzelt mit der englischen Übersetzung ihres Ts’ixa- bzw. Setswana-Namens vorstellen. Hintergrund ist hierbei sicherlich die einfachere Aussprache für die großteils englischsprachigen Touristen. www.artes.uni-koeln.de


Namen wie etwa Judy oder Vivian sind ausschließlich im Arbeitskontext im Gebrauch und den anderen Dorfbewohnern damit nur selten bekannt. Auch der Autorin gegenüber stellten sich Ts’ixa-Sprecher häufig mit englischen Namen vor, die dann bei deren Freunden und sogar Familienmitgliedern Verwunderung hervorriefen, und in einigen Fällen offensichtlich spontane Eingebungen waren. Heute erhalten Kinder oft bereits von Geburt an einen englischsprachigen „Zweitnamen“, der meist gegenüber Weißen verwendet wird. Im Familienkontext wird ausschließlich der Setswana-Name bzw. ein als Rufname etablierter Individualname gebraucht.

Nachnamen Für den Gebrauch und die Annahme von Nachnamen nach westlichem Vorbild71findet sich kein einheitliches Muster. Viele Sprecher, jedoch bei weitem nicht alle, nehmen den Namen des Vaters an. So verwenden einige der Kinder des verstorbenen Dorfvorstandes dessen (dem Setswana entnommenen) Vornamen Kebuelemang als ihren Familiennamen. Dies ist jedoch keineswegs eine zwingende Praxis: So zog ein Bruder Kebuelemangs, Ketapilwe, den Namen eines Ahnen (Thabare) dem seines eigenen Vaters vor. Thabare genießt in Mababe bis heute den Ruf eines weisen Anführers; die Adoption seines Namens ist also ebenso Akt der Ehrerbietung wie Hinweis auf eine vom Namensträger empfundene spirituelle Verwandtschaft. Es ist durchaus möglich, dass eine Person im Laufe ihres Lebens die Namen verschiedener, jedoch ausschließlich männlicher Verwandter als Nachnamen verwendet.

Was bleibt Obwohl das traditionelle Konzept der Individualnamen bei den Ts’ixa bis heute überlebt hat, wird die Idee eines eindeutig identifizierbaren Namen- strägers immer weiter von den Anforderungen eines modernen, westlich geprägten Arbeits- und Lebensumfeldes verdrängt. Die Rolle des Einzelnen innerhalb der eigenen Sprechergemeinschaft verliert an Bedeutung, während eine Anpassung an die Konventionen globaler Konzepte immer wichtiger für Beruf und Alltag wird. Orthographische Probleme, sowie soziale Vorurteile führen dazu, dass heute kaum ein Ts’ixa einen Ts’ixa-sprachigen Namen in seinem Personalausweis führt. Auch wenn Traditionsbewusstsein und ein verstärkter Fokus auf die eigene Identität in einigen Fällen die Hindernisse der Bürokratie bewältigen konnten. Individualnamen, sofern sie noch gewählt werden, sind meist Setswana- oder Englisch-sprachig, während die Verwendung der genuinen Ts’ixa-Namen häufig auf Familienumfeld und Freundeskreis beschränkt bleibt. Auffällig ist jedoch, dass ein Konzept nicht einfach durch das andere abgelöst wird, sondern ein Übertrag stattfindet, was gegenwärtig zu einer Namensvielfalt bei Einzelpersonen führt. Identitäten werden an bestimmte Kontexte und Namen geknüpft, die meist nur der betreffenden Person selbst in ihrer Gesamtheit bekannt sind. Den Ts’ixa ist es damit bisher gelungen, im Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne, Kontakt und Konflikt, ihre eigene Identität zu bewahren.

7 In Afrika ist anstatt des westlichen Konzepts eines Nachnamens häufig die Reihenfolge Eigenname – Name des Vaters – Name des Großvaters verbreitet.

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a.r.t.e.s.

Forschung

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Doktorandinnen und Doktoranden

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Anna Andreeva (a.r.t.e.s.-Jg. 2009 / Klasse 3)

Arbeitstitel: Metaphorische Interpretation ethnischer Konflikte (kognitiv-linguistische Analyse anhand der modernen deutschen Presse)

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(Betreuerin Prof. Dr. Claudia Riehl)

Dominik Baumgarten (a.r.t.e.s.-Jg. 2010 / Klasse 2) Arbeitstitel: Ästhetische Transfers zwischen Literatur und Werbung (Betreuer PD Dr. Bernd Hamacher)

Elisa Bazzechi (a.r.t.e.s. Jahrgang 2010 / Klasse 1)

Arbeitstitel: Kultur, Gesellschaft und Stadtentwicklung im Spätantiken Athen (Betreuer Prof. Dr. Dietrich Boschung)

Luca Benelli (a.r.t.e.s.-Jg. 2009 / Klasse 1)

Forschungsvorhaben über die „Oden“ von Sappho (Betreuer Prof. Dr. Jürgen Hammerstaedt)

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Judith Bihr (a.r.t.e.s. Jahrgang 2010 / Klasse 4) Aufbruch ins Ornament. Die ägyptische Kunst der Gegenwart im interkulturellen Dialog. (Betreuerin Prof. Dr. Ursula Frohne)

Christian Blum (a.r.t.e.s.-Jg. 2008 / Klasse 5)

Gemeinwohl - Bestimmung eines Problembegriffs der politischen Philosophie (Betreuer Prof. Dr. Michael Quante)

Martin Böke (a.r.t.e.s.-Jg. 2009 / Klasse 5) Arbeitstitel: Wandel und Persistenz indigener Krankheitskonzepte in China unter besonderer Berücksichtigung von Emotionen als pathogene Faktoren (Betreuer Prof. Dr. Michael J. Casimir)

Stefanie Bölts (a.r.t.e.s. Jahrgang 2010 / Klasse 4) Arbeitstitel: „Sprachen des Leidens“ - Das Verhältnis von Medizin und Literatur um 1800 unter gattungsspezifischen Aspekten (Betreuer Prof. Dr. Walter Pape)

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Lara Brück-Pamplona (a.r.t.e.s.-Jahrgang 2008 / Klasse 4) Identitätsdiskurse aus dem Volksmund: Mündliche Literatur und die Konstruktion des „Nationalen“ in Deutschland und Brasilien

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(Betreuer Prof. Dr. Claudius Armbruster)

Johannes Breuer (a.r.t.e.s.-Jahrgang 2011 / Klasse 3) Arbeitstitel: Das Binäre, das Dritte, das Viele. Diskursstrategien im Umgang mit Krisen der Kategorisierung anhand von Genre- und Gendertransgressionen im aktuellen Musical (Betreuerin Prof. Dr. Irmela Schneider)

Martin Breul (a.r.t.e.s.-Jahrgang 2011 / Klasse 5) Religiöse Überzeugungen und öffentliche Vernunft. Kriterien für einen vernunftgemäßen Umgang mit religiösen Argumenten in einer postsäkularen Gesellschaft

(Betreuerin Prof. Dr. Saskia Wendel)

Evelyn Buyken (a.r.t.e.s.-Jahrgang 2011 / Klasse 2) In memoriam J.S. Bach - Bacherinnerungen n. 1750 als Präfigurationen der Bachrezeption um 1829

(Betreuer Prof. Dr. Frank Hentschel)

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Konstantin Butz (a.r.t.e.s.-Jahrgang 2008 / Klasse 2) Grinding California - Culture and Corporeality in American Skate Punk (Betreuer Prof. Dr. Hanjo Berressem)

Emanuele Caminada

(a.r.t.e.s.-Jahrgang 2008 / Klasse 5) Die intersubjektive Konstitution des Habitus. Untersuchung eines Grundbegriffes der Sozialphänomenologie (Betreuer Prof. Dr. Andreas Speer)

Stefanie Coché

(a.r.t.e.s.-Jahrgang 2011 / Klasse 4)

Psychiatrische Einweisungspraxis in Nationalsozialismus, BRD und DDR (1941-1963) (Betreuer Prof. Dr. Ralph Jessen)

Jennifer Crowley (a.r.t.e.s.-Jg. 2008 / Klasse 5) Menschenbilder. Identitätskonstruktionen im fotografischen Portrait in der Landschaft am Beispiel der New Color Fotografen (Arbeitstitel) (Betreuerin Prof. Dr. Ursula Frohne)

Jahrbuch 03/2011 bis 02/2012

119


Jin Cui (a.r.t.e.s.-Jg. 2008 / Klasse 3) Definitheit als pragmatisches Universal in kultureller Kommunikation (Betreuerin Prof. Dr. Beatrice Primus) 120

Elisa Dai-Chiele a.r.t.e.s. Jahrgang 2010 / Klasse 1 Nachforschungen zum Wortschatz der Vorsehung von Augustinus (Betreuer Prof. Dr. Andreas Speer)

Marcel Danner (a.r.t.e.s.-Jg. 2008 / Klasse 1) Arbeitstitel: Wohnkultur im Sp채tantiken Ostia (Betreuer Prof. Dr. Michael Heinzelmann)

Tobias Davids (a.r.t.e.s.-Jg. 2008 / Klasse 5) Arbeitstitel: Philosophische Tierpsychologie bei Thomas von Aquin (Betreuer Prof. Dr. Andreas Speer)

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Eva Demel (a.r.t.e.s.-Jg. 2009 / Klasse 2) Arbeitstitel: Die Lobby - Erlebnisarchitektur als Imagestrategie für Unternehmenssitze im späten 20. Jahrhundert (Betreuer Prof. Dr. Norbert Nußbaum)

Diana Di-Segni a.r.t.e.s. Jahrgang 2010 / Klasse 1 Arbeitstitel: Moses Maimonides, Dux Neutrorum in the Latin Middle Ages (Betreuer Prof. Dr. Andreas Speer)

Christiane Elster (a.r.t.e.s.-Jg. 2008 / Klasse 1) Liturgische Textilien aus päpstlichen Schenkungen des späten Mittelalters – Studien zu Kontext, Funktion und Medialität am Beispiel der von Bonifaz VIII. an die Kathedrale Anagni geschenkten Paramente (Betreuerin Prof. Dr. Susanne Wittekind)

Kai Uwe Enzweiler (a.r.t.e.s.-Jg. 2011/ Klasse 2) Arbeitstitel: Visual Propaganda in Contemporary China (Betreuerin Prof. Dr. Dorothea E. Schulz)

Jahrbuch 03/2011 bis 02/2012

121


Anne-Maria Fehn (a.r.t.e.s. Jahrgang 2010 / Klasse 3) Arbeitstitel: Beschreibung des Ts’ixa unter Berücksichtigung von Sprache-mit-Gesten Interaktion bei Bewegungsverben und deiktischen Ausdrücken 122

(Betreuer Prof. Dr. Bernd Heine)

Katarina Fritzsche (a.r.t.e.s. Jahrgang 2011 / Klasse 5) Arbeitstitel: Ethnologie, menschliche Diversität und Schule. Konzeptionelle und programmatische Aspekte für eine systematische Integration von ethnologischem Wissen in deutschen Schulen unter Berücksichtigung von Ansätzen aus dem angelsächsischen und USamerikanischen Raum (Betreuer Prof. Dr. Michael Bollig)

Sebastian Goth (a.r.t.e.s.-Jg. 2008 / Klasse 2) Arbeitstitel: Figurationen des Anfangs: Das Problem des Anfang(en)s in der Moderne (Betreuer Prof. Dr. Günter Blamberger)

Anna Grumblies (a.r.t.e.s.-Jg. 2009 / Klasse 4) Arbeitstitel: Perception, Epistemology and Transformation of Local Ecological Knowledge: Bridging the Gap between Local and Global Knowledge (Betreuer Prof. Dr. Martin Rössler)

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Kieu Phuong Ha (a.r.t.e.s.-Jg. 2008 / Klasse 3) Prosody of Vietnamese - a Study of Vietnamese Intonation in Conversation (Betreuer Prof. Dr. Martine Grice)

Ulrike Haase (a.r.t.e.s.-Jg. 2009 / Klasse 1) Die matronalen Sitzstatuen aus dem Heiligtum vom Fondo Patturelli Studie zum Phänomen der Akkulturation in antiken italischen Kulturen (Betreuer Prof. Dr. Dietrich Boschung)

Falk Hamann (a.r.t.e.s.-Jg. 2009 / Klasse 5)

Arbeitstitel: Gemeinschaft und Person. Eine Untersuchung zur menschlichen Sozialität (Betreuer Prof. Dr. Andreas Speer)

Felix Hedderich (a.r.t.e.s. Jahrgang 2010 / Klasse 2)

Arbeitstitel: James Tenneys elektronisches Oeuvre (Betreuer Prof. Dr. Christoph von Blumröder)

Jahrbuch 03/2011 bis 02/2012

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Felix Heinert (a.r.t.e.s.-Jg. 2009 / Klasse 2) Topographien jüdischer Verortungen im lokalen Raum Rigas, 18421915 124

(Betreuer Prof. Dr. Christoph Schmidt)

Patrick Hohlweck (a.r.t.e.s.-Jg. 2011 / Klasse 2) Arbeitstitel: Kristallzeit. Poetologien der Latenz in der Moderne (Betreuer Prof. Dr. Erich Kleinschmidt)

Anne-Kathrin Horstmann (a.r.t.e.s.-Jg. 2009 / Klasse 4) Arbeitstitel: „Kolonialwissenschaftliches Kolloquium für Hörer aller Fakultäten“ - Wissensproduktion und koloniale Herrschaftslegitimation an den Kölner Hochschulen im Kolonialismus und Kolonialrevisionismus (Betreuerin Prof. Dr. Marianne Bechhaus-Gerst)

Stefanie Jacob (a.r.t.e.s.-Jg. 2008 / Klasse 1) Mittelalterliche Kommentierung zur Epistula Valerii Walter Maps (Betreuer Prof. Dr. Udo Kindermann)

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Christopher Knäbel (a.r.t.e.s.-Jg. 2009 / Klasse 5) Arbeitstitel: Expertenphilosophie. Möglichkeiten philosophischer Expertise (Betreuer Prof. Dr. Thomas Grundmann)

Marta Kondracka (a.r.t.e.s. Jahrgang 2010 / Klasse 3) Arbeitstitel: Multimodales Erzählen im interkulturellen Vergleich (Betreuerin Prof. Dr. Claudia Riehl)

Cornelia Kratz (a.r.t.e.s.-Jg. 2008 / Klasse 2) Kunst nach Sebald - Korrespondenzen zwischen W.G. Sebalds Werk und der bildenden Kunst (Betreuer Prof. Dr. Günter Blamberger)

Markus Kremer (a.r.t.e.s.-Jg. 2009 / Klasse 3) Arbeitstitel: Geschlechtsspezifisches Dialogverhalten in den Artusepen Hartmanns von Aue und Wolframs von Eschenbach (Betreuer Prof. Dr. Hans-Joachim Ziegeler)

Jahrbuch 03/2011 bis 02/2012

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Marianne Kreuls (a.r.t.e.s. Jahrgang 2010 / Klasse 5) Arbeitstitel: Sterblichkeit als anthropologische Grunddimension. Eine philosophische Untersuchung ihrer Bedeutung im menschlichen Leben (Betreuer Prof. Dr. Thomas Grundmann)

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David Kröll (a.r.t.e.s.-Jg. 2009 / Klasse 1) Arbeitstitel: Autonomie, Fiktionalität und Gattung zwischen Spätmittelalter und Früher Neuzeit. Ein Vergleich von Paul Fleming und Oswald von Wolkenstein (Betreuerin Prof. Dr. Ursula Peters)

Simone Kügeler (a.r.t.e.s.-Jg. 2008 / Klasse 1) Frauenmystik in a European Context - “The Book of Margery Kempe” and the tradition of female mystical literature of the 14th century (Betreuerin Prof. Dr. Ursula Peters)

Corinna Kühn (a.r.t.e.s.-Jg. 2009 / Klasse 2) Arbeitstitel: „Das subversive Potential des agierenden Körpers. Medialisierte Performances und Aktionen der Neoavantgarde(n) Ostmitteleuropas von 1960 bis 1989“ (Betreuerin Prof. Dr. Ursula Frohne)

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Kristina Lahl (a.r.t.e.s.-Jg. 2009 / Klasse 4) Arbeitstitel: Das Subjekt im Spannungsfeld zwischen Individuum und Kollektiv. Identit채tsproblematik in der deutschsprachigen Prager Literatur der Ersten Tschechoslowakischen Republik 1918-1938 (Betreuer Prof. Dr. Walter Pape)

Wolfgang Lange (a.r.t.e.s.-Jg. 20011/ Klasse 3 Arbeitstitel: Der Diskurs der Beine. Das Zeichensystem der Capoeira (Betreuerin PD Dr. Leila Behrens)

Asuman L채tzer-Lasar (a.r.t.e.s.-Jg. 2009 / Klasse 1) Arbeitstitel: Studien zur pergamenischen Importkeramik in Ephesos. Transformationsparameter eines Akkulturationsprozesses zwischen zwei Hochkulturen in West-Kleinasien (Betreuer Prof. Dr. Thomas Fischer)

Andreas Lerch (a.r.t.e.s.-Jg. 2011/ Klasse 1) Arbeitstitel: De revolutionibus mundi: Theorien und Methoden der Mundanastrologie in lateinischsprachigen Handb체chern und Ephemeriden von 1470 bis 1660 (Betreuer Prof. Dr. Dr. h.c. Andreas Speer)

Jahrbuch 03/2011 bis 02/2012

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Thomas Lienkamp a.r.t.e.s.-Jahrgang 2010 / Klasse 4 Die Fotoproduktion der Propagandakompanien der deutschen Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg. Eine Untersuchung am Beispiel der Heeres-Propagandakompanie 689. 128

(Betreuer Prof. Dr. )

Svenja Lindemann (a.r.t.e.s.-Jg. 2009 / Klasse 2) Arbeitstitel: (Inter-)Mediale Passion - Visualisierung und Vergegenwärtigung der Passion Christi in den Medien Geistliches Spiel, Vision und Film (Betreuer Prof. Dr. Hans-Joachim Ziegeler)

Andreas Maier (a.r.t.e.s.-Jg. 2008 / Klasse 5) Von der Einheit zur Vielfalt: Territorialität, Innovation und Tradition eiszeitlicher Jäger des Magdalénien in Mitteleuropa zwischen 14.000 und 12.000 v. Chr. (Betreuer Prof. Dr. Jürgen Richter)

Sarah Maupeu (a.r.t.e.s.-Jg. 2008 / Klasse 4) Die wissenschaftliche Rezeption ‚primitiver‘ Kunst in Kunstgeschichte und Ethnologie (Betreuer Prof. Dr. Stefan Grohé)

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Reinhard Messerschmidt (a.r.t.e.s.-Jg. 2009 / Klasse 5) Arbeitstitel: Demodystopien in deutschen wissenschaftlichen und massenmedialen Diskursen des beginnenden 21. Jahrhunderts (Betreuer Prof. Dr. Andreas Speer)

Susanne Mohr-Militzer (a.r.t.e.s.-Jg. 2008 / Klasse 3) Mouth Actions in Irish Sign Language – Their System and Functions (Betreuerin PD Dr. Silvia Kutscher)

Michael Müller a.r.t.e.s. Jahrgang 2010 / Klasse 1 Arbeitstitel: Tod und Auferstehung Christi im Bibelepos des Iuvencus (IV 570-812) (Betreuer Prof. Dr. Jürgen Hammerstaedt)

Claes Neuefeind (a.r.t.e.s.-Jg. 2008 / Klasse 3) Prozesse der Musterbildung und Bedeutungskonstitution in natürlichsprachlichen Daten (Betreuer Prof. Dr. Jürgen Rolshoven)

Jahrbuch 03/2011 bis 02/2012

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Stefan Niklas (a.r.t.e.s.-Jg. 2009 / Klasse 2) Arbeitstitel: Kopfhören. Eine philosophische Untersuchung zum mobilen Musikhören als ästhetische Erfahrung 130

(Betreuer Prof. Dr. Andreas Speer)

Andrés Otálvaro (a.r.t.e.s.-Jg. 2008 / Klasse 5) Die ‚bolivarianischen‘ Missionen in Venezuela: eine neue Sozialpolitik im Mittelpunkt eines historischen Wandlungsprozesses? (Betreuer Prof. Dr. Michael Zeuske)

Florian Petersen (a.r.t.e.s.-Jg. 2009 / Klasse 4) Konstruktion und Repräsentation einer guatemaltekischen Nation in staatlichen Feierlichkeiten nach der „Liberalen Revolution“ von 1871 (Betreuerin Prof. Dr. Barbara Potthast)

Christine Radtki (a.r.t.e.s.-Jg. 2008 / Klasse 1) Arbeitstitel: Theoderich der Große – ein gotischer König als römischer Herrscher – die Analyse einer Herrschaftsstilisierung in Literatur, Architektur und Inschriften (Betreuer Prof. Dr. Peter F. Mittag)

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Johannes Rauwald (a.r.t.e.s.-Jg. 2009 / Klasse 2) Arbeitstitel: Institution Literatur – Cornelius Castoriadis und das Imaginäre in der Literaturwissenschaft (Betreuer Prof. Dr. Erich Kleinschmidt)

Martin Reilich (a.r.t.e.s.-Jg. 2008 / Klasse 5) Grenzfall Mensch. Biblische Impulse für eine Theologie der Berührung (Betreuer Prof. Dr. Andreas Michel)

Gregor Reimann a.r.t.e.s. Jahrgang 2010 / Klasse 5 Arbeitstitel: Gottes Erkenntnis. Eine religionsphilosophische Untersuchung zur epistemischen Relation von Gott und Mensch anhand des Dilemmas von Allwissenheit und Freiheit (Betreuer Prof. Dr. Hans-Joachim Höhn)

Uta Reinöhl a.r.t.e.s. Jahrgang 2010 / Klasse 3 Arbeitstitel: Die Entstehung phrasaler Strukturen im IndoarischenKonfigurationalität als emergentes Phänomen (Betreuer Prof. Dr. Nikolaus P. Himmelmann)

Jahrbuch 03/2011 bis 02/2012

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Matthias-Josef Reith (a.r.t.e.s.-Jg. 2011 / Klasse 4) Arbeitstitel: Der inner- und transkulturelle Handel islamischer Kaufleute (1517-1798). Ägyptische Handelspraktiken vor dem Hintergrund religiöser, politischer und sozialer Normen

132

(Betreuer PD Dr. Hillard von Thiessen)

Julia Rettig (a.r.t.e.s.-Jg. 2008 / Klasse 2) Arbeitstitel: Die Inszenierung des Barock auf der „Bühne“ der Moderne. Untersuchungen zu Conrad Ferdinand Meyer und Hugo von Hofmansthal (Betreuer Prof. Dr. Erich Kleinschmidt)

Jan Roloff (a.r.t.e.s.-Jg. 2008 / Klasse 3) Arbeitstitel: Laut - Klang - Poesie. Ästhetik der Stimme in der akustischen Literatur (Betreuer Prof. Dr. Rudolf Drux)

Birte Ruhardt (a.r.t.e.s.-Jg. 2011 / Klasse 1) Arbeitstitel: Grabarchitektur im hellenistischen Apulien. Untersuchungen zu den apulischen Monumental- und Kammergräbern vom 4. bis zum 1. Jhd v.Chr. (Betreuer Prof. Dr. Michael Heinzelmann)

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Jule Schaffer a.r.t.e.s. Jahrgang 2010 / Klasse 2 Arbeitstitel: Konzepte von Sakralität und Heiligkeit in der Fotografie der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts (Betreuer Prof. Dr. Stefan Grohé)

Katrin Schaumburg (a.r.t.e.s.-Jg. 2008 / Klasse 5) To Marry or Not to Marry – Nuptiality and Marriage Decisions in the Township of Mamelodi, South Africa (Betreuer Prof. Dr. Michael Bollig)

Frauke Scheffler (a.r.t.e.s.-Jg. 2009 / Klasse 4) Arbeitstitel: „Producing Citizens: Puericulture Centers and Infant Mortality in the Philippines, 1900-1940“ (Betreuer Prof. Dr. Norbert Finzsch)

Gerardo Esteban Scheige (a.r.t.e.s.-Jg. 2009 / Klasse 2) Arbeitstitel: Requiem aeternam? Kompositorische Reflexionen des Todes in der Neuen Musik (Betreuer Prof. Dr. Christoph von Blumröder)

Jahrbuch 03/2011 bis 02/2012

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Alexander Scheufens (a.r.t.e.s. Jahrgang 2010 / Klasse 1) Arbeitstitel: Interaktion und Interrelation von Personen, Gruppen und Gesellschaft im altsächsischen Heliand 134

(Betreuer Prof. Dr. Hans-Joachim Ziegeler)

Pascal Schillings a.r.t.e.s. Jahrgang 2010 / Klasse 4 Arbeitstitel: Das Ende des letzten Fleckens auf der Landkarte. Europäische Antarktisexploration und -vorstellungen 1772-1916 (Betreuer Prof. Dr. Jakob Vogel)

Björn Schmidt (a.r.t.e.s.-Jg. 2008 / Klasse 2) Arbeitstitel: Die Angst vor der „gelben Rasse“- Yellow Peril und Migration im US-amerikanischen Film zwischen den beiden Weltkriegen (Betreuer Prof. Dr. Erich Kleinschmidt)

Judith Schulte a.r.t.e.s. Jahrgang 2010 / Klasse 4 Arbeitstitel: Massenmediale Bildstrategien fotografischer Kriegsdarstellung seit dem Vietnamkrieg (Betreuerin PD Dr. Ekaterini Kepetzis)

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Matilde Serangeli a.r.t.e.s. Jahrgang 2011 / Klasse 3 Arbeitstitel: Sprachkontakt im Alten Anatolien. Das lykische aus einer synchronen und diachronen Perspektive (Betreuer Prof. Dr. José Luis García-Ramón)

Katharina Stövesand a.r.t.e.s. Jahrgang 2011 / Klasse 1 Arbeitstitel: Der Sarg als kommunikatives Medium für religiöse Bildstrategien (Betreuerin Prof. Dr. Françoise Labrique)

Herve de Paul Tamko Kuate (a.r.t.e.s.-Jg. 2009 / Klasse 3) Arbeitstitel: Sprachgebrauch in mehrsprachigen Familien. Eine exemplarische Darstellung am Beispiel von Kamerunischen Migrantenfamilien in Deutschland (Betreuerin Prof. Dr. Claudia M. Riehl)

Britta Tewordt (a.r.t.e.s.-Jg. 2008 / Klasse 4) „Het gaat er Spaans toe“; Entstehung, Funktion und Wandel spanischer und niederländischer Stereotypen in den Bildmedien der Zeit des Achtzigjährigen Krieges (1568-1648) (Betreuer Prof. Dr. Stefan Grohé)

Jahrbuch 03/2011 bis 02/2012

135


Eva-Maria Tönnies (a.r.t.e.s. Jahrgang 2010 / Klasse 1) Arbeitstitel: Lautspiel und Präsenzeffekte. Der „Vogel“ als Paradigma für Ästhetik, musikalische Performanz und Klangsemiosen der deutschen und französischen Liedlyrik des Mittelalters

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(Betreuerin Prof. Dr. Ursula Peters)

Francesca Valentini (a.r.t.e.s. Jahrgang 2010 / Klasse 2) Arbeitstitel: Reading Contemporary Arts: Photography in Art Books (Betreuerin Prof. Dr. Ursula Frohne)

Katharina Wagner (a.r.t.e.s. Jahrgang 2010 / Klasse 3) Arbeitstitel: Mehrsprachige peer-Interaktion im Kindergarten. Eine multimodale Analyse (Betreuerin Prof. Dr. Claudia Riehl)

Valerie Maria Wolf (a.r.t.e.s. Jahrgang 2010 / Klasse 1) Arbeitstitel: Edition und Kommentierung der einstimmigen Lieder Oswalds von Wolkenstein (Betreuer Prof. Dr. Hans-Joachim Ziegeler)

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Sandra Vacca (a.r.t.e.s. Jahrgang 2011 / Klasse 4) Arbeitstitel: Remembering, Narrating and Representing Immigration: Immigration Museums and Exhibitions in Germany, France and the UK 137 (Betreuer Prof. Dr. Jakob Vogel)

Andrea Wolvers (a.r.t.e.s. Jahrgang 2010 / Klasse 3) African cultural conceptualizations in Jamaican language usage (Arbeitstitel) (Betreuerin Prof. Dr. Anne Storch)

Martin Zingsheim (a.r.t.e.s. Jahrgang 2010 / Klasse 2) Arbeitstitel: Intuition und Innovation- Karlheinz Stockhausens Intuitive Musik (Betreuer Prof. Dr. Christoph von Blumröder)

Sophie zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg (a.r.t.e.s.-Jg. 2008 / Klasse 1) Mythologische Darstellungen in der Spätantike. Die „Terra Sigillata Chiara C“ (Betreuer Prof. Dr. Dietrich Boschung)

Jahrbuch 03/2011 bis 02/2012


Constanze Z端rn (a.r.t.e.s.-Jg. 2008 / Klasse 3) Geordnetes Chaos: Die Bedeutung und Interpretation von Kompositastrukturen (Arbeitstitel)

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(Betreuerin Prof. Dr. Claudia M. Riehl)

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Vortr채ge Doktorandinnen und Doktoranden

Jahrbuch 03/2011 bis 02/2012

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Anna Andreeva

_______________________________________________________________________ „Was haben der „Islamisierungs-Tsunami“ und das „christliche Virus“ gemeinsam? Überlegungen zur Metapher im ethnischen Diskurs“ (20. Jahrestagung der Gesellschaft für Sprache und Sprachen, 28. Mai 2011 in Prag)

Dominik Baumgarten

_______________________________________________________________________ „Lesbare Werbebilder - Fotografie als linguistisches Medium“ (Vortrag im Rahmen der IV. ÖSKL, 25. - 27. November 2011 an der Leopold-Franzens-Universität in Innsbruck)

Martin Böke

_________________________________________________________________________ „German Cultural Anthropology and Chinese Medicine - a Forgotten Approach?!“ (Beijing School of Sociology and Economics, 15.04.2011) „Jung und gestresst, alt und relaxt? Depression und Stress im urbanen China“ (Vortrag im Rahmen des Symposiums „Becoming and Desire“ des ethnologischen Doktorandennetzwerkes Ethnodocs, 07. Februar 2012 in Köln) „Wandel und Persistenz indigener Krankheitskonzepte im urbanen China“ (Vortrag im Rahmen der Nachwuchsgruppentagung der Deutschen Gesellschaft für Asienkunde in Arnoldshain, 30. April 2011) „Wo sich Hippokrates und Gelber Kaiser treffen – die Verbindung von Emotionen und Körper in der Chinesischen Medizin“ (Vortrag im Rahmender Morphomata Tagung: Figurationen des Schöpferischen. Die Melancholie und ihre Schwestern. Ein Kulturvergleich, 08. Juni 2011 in Köln)

Stephanie Bölts

_______________________________________________________________________ „Über die Neigung des Menschen zum Wunderbaren“– Geisterseherei und Ahnungsvermögen in medizinisch-anthropologischen und erfahrungsseelenkundlichen Zeitschriften des ausgehenden 18. Jahrhunderts“ (3. Juni 2011 in Wittenberg) „Zirkulation und Transformation: der fließende und der stockende Körper um 1800“ (Vortrag im Rahmen der IFK Konferenz, 21.-27. August 2011 in Maria Taferl / Niederösterreich)

Johannes Breuer

_______________________________________________________________________ „Das Musical zwischen Genresynkretismus und Genderexzess“ (Vortrag im Rahmen der Doktorandenringvorlesung ‚Wilde Medien’ des Promovierenden-Netzwerk “Medien|Projekt” in Kooperation mit dem Zentrum für Medienwissenschaft, 12. Dezember 2011 in Köln) Jahrbuch 03/2011 bis 02/2012

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Lara Brück-Pamplona

_______________________________________________________________________ Lara Brück-Pamplona „Mythen und Legenden in Brasilien“ (GIZ - Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammearbeit, 08. Februar 2012 in Bonn) 142

„Mündliche Literatur und nationale Identität in Deutschland und Brasilien“ (Vortrag im Rahmen der Tagung „Kulturdidaktik im DaF-Unterricht - A didáctica da cultura no ensino de Alemão“, 21.-23.07.2011 an der Universidade do Estado do Rio de Janeiro (UERJ), organisiert von der Germanistischen Abteilung der UERJ in Zusammenarbeit mit der FSU Jena) Leitung der Sektion „Illusorische Wirklichkeiten: Repräsentationen und Konstruktionen des Realen - Realidades ilusórias: representações e construções do real“ (im Rahmen des 9. Deutschen Lusitanistentags „Entdeckungen und Utopien: die Vielfalt der portugiesischsprachigen Länder“ an der Universität Wien, 14.-17. September in Wien)

Emanuele Caminada

_________________________________________________________________________ “The phenomenological Background of Collective Positionality” (Vortrag im Rahmen der Tagung: „Making the social world“ bei der Universität San Raffaele, 07. Juni 2011 inMailand) „Pluraler Habitus: Sozialer Hintergrund und Gemeingeist“ (Vortrag im Rahmen der Tagung: „Phänomenologie des Menschen und die Grundlagen einer modernen Sozialtheorie“ bei der Akademie der Wissenschaften von Warschau, 03. Juni 2011)

Stefanie Coché

_______________________________________________________________________ Vorstellung des Dissertationsprojektes „Psychiatrische Einweisungspraxis in Nationalsozialismus, BRD und DDR (1941-1963)“ (Vortrag im Rahmen der PostDoc-Plattform der Historischen Seminars am 19.11. in Köln) Vorstellung des Dissertationsprojektes „Psychiatrische Einweisungspraxis in Nationalsozialismus, BRD und DDR (1941-1963)“ (Vortrag im Rahmen des Workshops „Medizin im Kalten Krieg“, (ZEUS) am 09.12. in Köln

Jennifer Crowley

_______________________________________________________________________ „Menschenbilder. Konstruktionen von Identitäten in fotografischen Portraits in der Landschaft“ (Vortrag im Rahmen des Symposium: „In and Around Photography: a symposium to discuss and share researchers, methodolgies of study and new approaches on photography“, a.r.t.e.s. Forschungsschule, 08. Juli 2011 an der Universität zu Köln)

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Marcel Danner

_________________________________________________________________________ „Wege ins Haus – Wege im Haus. Die architektonische und dekorative Gestaltung des Weges in spätantike domus und in spätantiken domus am Beispiel einiger Befunde aus Ostia“ (Beitrag zum Workshop „Die Architektur des Weges – Gestaltete Bewegung im gebauten Raum. 11. Diskussionen zur Archäologischen Bauforschung“, 08.-11.02.2012 in Berlin)

Tobias Davids

_______________________________________________________________________ „Sakramentale Handlungen und kausale Interaktion im 13. Jahrhundert. Ein Fallbeispiel“ (Vortrag auf dem 14. Symposium des Mediävistenverbandes „Gottes Werk und Adams Beitrag. Formen der Interaktion zwischen Mensch und Gott im Mittelalter“, Jena, 27.-31. März 2011) „Thomas von Aquin und die Seele der Tiere“ (Vortrag im Rahmen des Philosophischen Kolloquiums des Instituts für Philosophie der Heinrich-HeineUniversität Düsseldorf, 11. Mai 2011)

Diana Di Segni

_______________________________________________________________________ „Per un‘edizione critica del Dux Neutrorum di Mosé Maimonide.“ (Vortrag im Rahmen der tagung „XXI CONVEGNO NAZIONALE DEI DOTTORATI DI RICERCA IN FILOSOFIA“, 24.02.2012 in Reggio Emilia.) The critical edition of Maimonides‘ Dux Neutrorumn“ (Vortrag im Rahmen der EGSAMP Summer School „Translatio studiorum: Critical Editions and Translations of Philosophical Texts“ in Trento, 01.-07. September 2011)

Christiane Elster

_________________________________________________________________________ „Sphärenwechsel päpstlicher Textilgeschenke - Umformungs- und Umdeutungsprozesse am Beispiel der von Bonifaz VIII. an die Kathedrale von Anagni geschenkten Paramente“ (Vortrag beim ersten „Forum Kunst des Mittelalters“ vom 20.-24. September in Halberstadt)

Kai Enzweiler

_______________________________________________________________________ Body Culture: Ideals of Feminine Beauty in China and their Media Representations“. Paper presented at the SASE Conference „Transformations of Contemporary Capitalism: Actors, Institutions, Processes“, 24. Juni 2011, Madrid.

Jahrbuch 03/2011 bis 02/2012

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Ulrike Haase

_________________________________________________________________________

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„Die matronalen Sitzstatuen vom sogenannten Fondo Patturelli - Zur kultischen Verehrung einer kampanischen Geburtsgottheit“ (Vortrag im Rahmen der internationalen Tagung „Prähistorische und antike Göttinnen. Befunde - Interpretation - Rezeption“; 25.-27. März 2011 in Heilbronn)

Felix Heinert

_______________________________________________________________________ „Die Rigaer Jüdische Gemeinde: zwischen lokal und transnational“ (Vortrag im Rahmen der internationalen Nachwuchstagung „Der Ostseeraum - eine multikulturelle Region im 19. und 20. Jahrhundert / The Baltic Sea Region - a Multicultural Region in the 19th and 20th Century“; Europäische Akademie Sankelmark, 02. April 2011) „Kagal, modernizacija i ‚osobyj put‘ Rigi: lokal‘nye narrativy (= Kahal, Modernisierung und der Rigaer ‚Sonderweg‘: lokale Narrative).“ (Vortrag im Rahmen der vom 29. bis zum 31.01.2012 stattfindenden XIX Annual International Conference on Jewish Studies am Moscow Center for University Teaching of Jewish Civilization ‚SEFER‘. ) „Riga transimperial: Überlegungen zur Erfindung des deutschen Judentums.“ (Vortrag im Rahmen der PostDoc-Plattform des Historischen Seminars zum Thema „Russland transimperial? Grenzziehungen vom 18. bis zum 20. Jahrhundert“, 21. Januar in Köln) „Imagined Community and beyond. Das Rigaer Schlachthaus und die ‚koschere Revolution‘ von 1905“ (Vortrag im Oberseminar der Abteilung für Osteuropäische Geschichte der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, 19. Januar 2012) „Das Rigaer Schlachthaus und die ‚koschere Revolution‘ von 1905“ (Vortrag im Oberseminar des Arbeitskreises Europäische Geschichte (Professur für Osteuropäische Geschichte) der Universität Hamburg, 27. Oktober 2011) „Das Rigaer Schlachthaus und die ‚koschere Revolution‘ von 1905“ (Vortrag im Oberseminar der Abteilung für Osteuropäische Geschichte am Historischen Institut der Universität zu Köln, 07. November 2011) „Riga und die Erfindung des deutschen Judentums“ (Vortrag im Rahmen des Gastwissenschaftler-Aufenthalts (12.-20.12.2011) am Simon-Dubnow-Institut für jüdische Geschichte und Kultur an der Universität Leipzig) „Voobrazhaemoe soobshchestvo rizhskikh evreev? Mendel Bobe, Wulf Luntz i ‚koshernaja revoljucija‘ 1905-go g.“ (=“Imagined community“ der Rigaer Juden? Mendel Bobe, Wulf Luntz und die ‚koschere Revolution‘ von 1905“) (Vortrag im Rahmen der 8. internationalen Konferenz „Jews in a changing world“, 01. Juli 2011 in Riga / Lettland) „Topographien jüdischer Selbstverortungen im lokalen Raum Rigas um 1900“ (Vortrag im Kolloquium zur Osteuropäischen Geschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität München, 30. Mai 2011)

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Anne-Kathrin Horstmann

_________________________________________________________________________ „Kolonialwissenschaftliches Kolloquium für Hörer aller Fakultäten“ - Wissensproduktion und koloniale Herrschaftslegitimation an den Kölner Hochschulen im Kolonialismus und Kolonialrevisionismus. (Vortrag im Rahmen der PostDoc-Plattform des Historischen Seminars der Universität zu Köln, 18. Juni 2011 in Köln) „Kolonialwissenschaften ohne Kolonialinstitut: Die Kölner Universität und der deutsche Kolonialismus“ (Vortrag im Rahmen im Rahmen des Oberseminars „Neuere Forschungen zur (post-)kolonialen Geschichte Afrikas, zur Genozidforschung und zur Umweltgeschichte“ von Prof. Dr. Jürgen Zimmerer, Arbeitsbereich Außereuropäische Geschichte, 03. November 2011 in Hamburg)

Markus Kremer

_________________________________________________________________________ „Geschlechtsspezifisches Dialogverhalten in den Artusepen Hartmanns von Aue und Wolframs von Eschenbach“ (Vortrag im Rahmen des ‚Mediävistischen Kolloquiums‘ an der Universität Duisburg-Essen, 10. Mai 2011)

Corinna Kühn

_________________________________________________________________________ „Subversive Affirmation als künstlerische Strategie in den dziłiana des polnischen Künstlerduos KwieKulik“ (Vortrag im Rahmen der Deutsch-Polnischen Sommerakademie 2011 des Deutschen Polen-Instituts, 29.08.-04.09.2011 in Darmstadt) „Kunst und Wissenschaft im Dialog“ (Interdisziplinäre Gesprächsrunde mit den Bildhauerinnen Paulina Vetter und Nadine Arbeiter im Rahmen der Ausstellung „Transformation“, A.R.T.e.s. Galerie, ein Projekt der a.r.t.e.s. Forschungsschule, Universität zu Köln, 18. Mai 2011 in Köln) „Kunstgeografie in Ostmitteleuropa - die Critical Geography von Piotr Piotrowski und das East Art MapProjekt des slowenischen Künstlrkollektivs IRWIN“ (Jour-Fixe der Doktorandengruppe des Zentrums für Vergleichende Europäische Studien (ZEUS) der Universität zu Köln, 22. Juni 2011 in Köln) „Die fotografische Dokumentation von Performances und Aktionen in Ostmitteleuropa von 1960 bis 1989“ (Vortrag im Rahmen des Symposium: „In and Around Photography: a symposium to discuss and share researchers, methodolgies of study and new approaches on photography“, a.r.t.e.s. Forschungsschule, 08. Juli 2011 an der Universität zu Köln)

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Kristina Lahl

_________________________________________________________________________ Masse und Massenphänomene in der deutschsprachigen Literatur Böhmens und Mährens (Vortrag im Rahmen der Tagung „Regionalforschung zur Literatur der Moderne“, 04. Juni 2011 in Olmütz) 146

„Die Darstellung der ‚Nationalitätenfrage‘ nach der Gründung der Ersten Tschechoslowakischen Republik in der deutschen Presse sowie in Kommentaren deutschsprachiger Schriftsteller“ (01. April 2011 in Prag)

Asuman Lätzer-Lasar

_______________________________________________________________________ „Özel seramik, özel üretim. Helenistik kent Efes‘in kabartmalı seramiği“ (Vortrag im Rahmen der nationalen Tagung „1. Sanat ve Tasarım Eğitimi Sempozyumu. Dün – Bugün – Gelecek“, 27.-29. April 2011, Başkent Üniversitesi in Ankara, Türkei) „The Guodian Manuscripts in Their Archaeological-Historical Context“ (Vortrag im Rahmen der Morphomata-Tagung „Metaphysical Foundations of Knowledge and Ethics in Chinese and European Philosophy; Workshop: 24. – 25.06.2011, Internationales Kolleg Morphomata, Universität zu Köln)

Sarah Maupeu

_________________________________________________________________________ „The (re)discovery of the primary work – A critical application of George Kubler‘s ‚prime object‘ to Francis Alÿs‘ exhibition ‚Fabiola‘“ (Vortrag im Rahmen des in ternationalen Kolloquiums „LA PREMIÈRE OEUVRE (XVe-XXIe siècles)“ an der Université Tours, 07. Dezember 2011) „‘Objet de civilisation“ und „art premier‘ – Die Geschichte der Präsentation außereuropäischer Kunst in Pariser Museen“ (Vortrag im Rahmen der Tagung „Die Kunst auszustellen“ am Institut für Kunstgeschichte der Universität Leipzig, 03. Dezember 2011) „Konzeptionalisierungen »primitiver Kunst«. Visuelle und schriftliche Diskurse im Vergleich“ (Vortrag beim ZEUS-Workshop „Über die Ordnung. Museum, museales Wissen und kulturelle Praxis im europäischen Kontext“, 27. Mai 2011 in Köln)

Susanne Mohr-Militzer

_______________________________________________________________________ „Modality-specific criteria for word class recognition in sign languages: The verb class in Irish Sign Language (ISL)“ (Vortrag im Rahmen des ALT 9 Meeting - Typology beyond the West. Diversity in East Asian and other non-Indo-European languages; 21.-24.07. an der University of Hong Kong, China)

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Stefan Niklas

_________________________________________________________________________ „Ein rabiater Versuch, den Begriff der Artikulation zu artikulieren“ (Vortrag im Rahmen des Workshops „Formen der Artikulation“ am Internationalen Kolleg Morphomata, 01. Juli 2011 in Köln) „Die Kopfhörerin. Zur ästhetischen Erfahrung des mobilen Musikhörens“ (Vortrag beim VIII. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Ästhetik (DGÄ) „Experimentelle Ästhetik“, 4.-7. Oktober 2011 an der Kunstakademie Düsseldorf) „Versuch über die simultane Erfahrung einer sozialen und einer kulturellen Partizipationssphäre beim Kopfhören“ (Vortrag beim 1. Arbeitstreffen des Arbeitskreises Kultur- und Sozialphilosophie am Institut für Kulturwissenschaften der Universität Leipzig, 22.-24. September 2011)

Christine Radtki

_______________________________________________________________________ „The Ideal Prince: Theodoric as civilis princeps in Ostrogothic Italy“ (Vortrag im Rahmen der Konferenz „Shifting frontiers“, 25. Juni 2011 in Pennsylvania / Penn State University

Johannes Rauwald

______________________________________________________________________ „„Die Masse als Denkfigur des Imaginären in Alfred Döblins `Berge, Meere und Giganten´“ (Vortrag im Rahmen der Konferenz „Massen und Medien bei Alfred Döblin“; Berlin, 09.-11.06.11)

Matthias Reith

_______________________________________________________________________ „Islamische Handelsnetzwerke in der ägyptischen Handelsmetropole Kairo im späten 16. Jahrhundert „ (Vortrag im Rahmen des Workshops „Handelsnetzwerke in der Neuzeit“ des Historischen Instituts der Universität zu Köln am 07. Februar 2012)

Jule Schaffer

_______________________________________________________________________ „Die Rezeption im Bild. Semantische Verschiebung als Strategie in Robert Mapplethorpes frühen Polaroids“ (Vortrag im Rahmen des Symposiums „produktion AFFEKTION rezeption“ des Promotionsprogramms ProArt, 17.-18. Februar 2012, Ludwig-Maximilians-Universität München

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Gerardo Scheige

_______________________________________________________________________ „Charles Ives - Unanswered?!“ (Vortrag und Moderation im Rahmen des Konzertes „sonic objects #9: Philip Jeck & If, Bwana vs. Charles Ives“; Kulturbunker Mülheim, 07. Juli 2011 in Köln) 148

„Klänge des Verstummens. Zur Konstruktion des Todes in der Musik György Ligetis“ / „Sounds of Silencing. The Construction of Death in the Music of György Ligeti“ (Vortrag im Rahmen der European Music Analysis Conference 2011 - EUROMAC 2011, 30. September 2011 in Rom)

Pascal Schillings

_______________________________________________________________________ „Anglo-German Cooperation in Antarctic Exploration“ (Vortrag im Rahmen der Konferenz „Anglo-German Scholarly Networks in the Long Nineteenth Century“, 19.-20. August 2011 am Centre for British Studies, Humboldt-Universität Berlin) „At the Borders of Knowledge. European Antarctic Exploration around 1900 „ (Beitrag zum Workshop „Historical and Interdisciplinary Perspectives on Borders“, University of St. Andrews, 08. Oktober 2011) „Expeditions- und Wissensnetzwerke der europäischen Antarktisexploration um 1900“ (Beitrag zum Workshop „Verflochtenes Europa. Netzwerke und europäischer Raum 1800-2000“ des Zentrums für vergleichende Europäische Studien ZEUS der Universität Köln, 27. Januar 2012) „Das Ende des ‚letzten weißen Fleckens auf der Landkarte‘. Europäische Antarktisexplorationen und -vorstellungen, ca. 1850-1916“ (Beitrag zum Workshop ‚Transnationale Geschichte schreiben. Probleme zwischen Methode, Empirie und Darstellung‘ der Studienstiftung des deutschen Volkes, 14. Januar in Bonn)

Francesca Valentini

_______________________________________________________________________ „Ugo Mulas’ photographs: art critic through photography“ (Vortrag im Rahmen des Symposium: „In and Around Photography: a symposium to discuss and share researchers, methodolgies of study and new approaches on photography“, a.r.t.e.s. Forschungsschule, 08. Juli 2011 an der Universität zu Köln) “Can light Write Art? Some reflections on the relationship between Sculpture and Photography” (KINETIK VOR UND ZURÜCK. Neue kunsthistorische und restauratorische Beiträge zum Werk von Heinz Mack, Museum Abteiberg Mönchengladbach, 28. Mai 2011) Calder di Ugo Mulas: un artista per immagini | Ugo Mulas´Calder: an artist through images (Vortrag im Rahmen der 9th International Spring Academy, Frankfurt am Main, 16-20 May 201) “Reading Contemporary Arts: Photography in Art Books” (Vortrag im Rahmen des Kolloquiums „Theorien der Fotografie“, Kunsthistorisches Institut der Universität zu Köln, 07. Mai 2011)

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Valerie M. Wolf

_______________________________________________________________________ „Zeigen, was ist - die Edition spätmittelalterlicher Lieder“ (Symposium Auf-/Be-/Zu-/Ein-Schreiben für kulturwissenschaftliche DoktorandInnen, Universität für Musik und Darstellende Kunst Wien, März 2011) 149

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Verรถffentlichungen Doktorandinnen und Doktoranden

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Anna Andreeva ________________________________________________________________ •„Latente Xenophobie oder ein neues Krankenbild in der globalisierten Welt“, in: Estudios Filológicos Alemanes, 22, Sevilla, S. 115-126. 152

• „Die gefährlichen Fremden: oder was verraten Metaphern im ethnischen Diskurs“, in: metaphorik.de, 20, S. 7-40. Dominik Baumgarten ________________________________________________________________ •„Zur Semiotik von Bild und Text in Werbeanzeigen: Wo genau liegt der Werbetext?“, in: Wiener Linguistische Gazette, Ausgabe 76/2012 (forthcoming).

Stefanie Coché ________________________________________________________________ • Stefanie Coché, Norbert Finzsch (Hg.): Religion und Politik in den USA, LIT Verlag 2011. (forthcoming)

Tobias Davids ________________________________________________________________ •„Color habet duplex esse. Bemerkungen zur Farbentheorie des Thomas von Aquin“, in: Farbe im Mittelalter. Materialität – Medialität – Semantik, hg. v. Ingrid Bennewitz u. Andrea Schindler, Bd. I u. Bd. II, Berlin: Akademie Verlag, Bd II, S. 829 – S. 838. •zus. mit Thomas Jeschke: Bericht zur Tagung „Knotenpunkt Byzanz. Wissensformen und kulturelle Wechselbeziehungen. – 37. Kölner Mediävistentagung (14.-17. September 2010)“, Bulletin de Philosophie Médiévale, vol. 52, S. 316 – S. 335.

Anne-Maria Fehn ________________________________________________________________ forthcoming. “Some preliminary observations on traditional Ts’ixa gesture inventories.” In: Sommer, G. & C. Vierke (eds.) Speech Acts and Speech Events in African Languages. Köln: Köppe. Pp. 145-168. (with M. Brenzinger) forthcoming. “From body to knowledge: Perception and Cognition in KhweǁAni (Central Khoisan).” In: Aikhenvald, A.Y. & A. Storch (eds.) Perception and Cognition. Brill. forthcoming. “Gender-Number marking in Ts’ixa (Eastern Kalahari Khoe).” In: Ernszt, M., Berthold, F. & A.-M. Fehn (eds.) Proceedings of the 4th International Symposium on Khoisan Languages and Linguistics. Köln: Köppe. (with M. Thanassoula) forthcoming. „The verbs of perception in Ts’ixa.” In: Thanassoula, M. & L. Fuhrmann (eds.) Kölner Afrikanistische Nachwuchstagung 2010.

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Felix Heinert ________________________________________________________________ • „Der Rigaer Kahal - Jüdische Moderne und Rigaer Gegenerzählung“, in: Jahrbuch des SimonDubnow-Instituts / Simon Dubnow Institute Yearbook 2011, Bd. 10, S. 449-472. • (Re-)Locating Jewishness and representing local Jewry in the urban space of Riga: Urban elites, local politics and cultural self-representations before and after 1905”, in: Rethinking the Russian Revolution of 1905: Crisis, Context, Comparisons. Festschrift für Heinz-Dietrich Löwe, hg. v. Frank Grüner, Raphael Utz und Felicitas Fischer von Weikersthal (in Vorbereitung). • Rezension zu: Horowitz, Brian: Empire Jews: Jewish Nationalism and Acculturation in 19th and Early 20th-Century Russia. Bloomington 2009, in: Jahrbücher für Geschichte Osteuropas / jgo.e-reviews 2011, 3.

Asuman Lätzer-Lasar ________________________________________________________________ • A. Lätzer-Lasar, Özel seramik, özel üretim. Helenistik kent Efes‘in kabartmalı seramiği, in: E. Tataroğlu/P. Türkdemir/G. İşlek (Hrsg.), 1. Sanat ve Tasarım eğitimi sempozyumu. Dün - bugün - gelecek, 27.-29. April 2011 in Ankara. Publikation zum Vortrag an der Başkent Universität (Ankara 2011), 304-308. • A. Lätzer-Lasar, Import oder indigen? Methodische Überlegungen zu Fabricbestimmungen pergamenischer Importkeramik in Ephesos, in: B. Ramminger/O. Stilborg (Hrsg.), Naturwissenschaftliche Analysen vor- und frühgeschichtlicher Keramik II. Tagungsband der Workshops Februar 2010 und 2011, Universitätsforschungen zur Prähistorischen Archäologie (Hamburg, im Druck). • A. Lätzer-Lasar, Nets working for Ephesos – Using the example of Pergamene imports in Ephesos during the Roman occupation period, in: N. Fenn/C. Römer-Strehl (Hrsg.), Networks in the Hellenistic World - According to the Pottery in the Eastern Mediterranean and Beyond, BAR international series (Archaeopress Oxford, im Druck).

Sarah Maupeu ________________________________________________________________ • (zus. mit Kerstin Schankweiler, Stefanie Stallschus): „Die begehrenswerten Dinge“. Kunstgeschichte nach George Kubler, in: Kritische Berichte -- Zeitschrift für Kunst- und Kulturwissenschaften, Jg. 39, H. 3, 2011. • [Tagungsbericht zu:] Global Art (Salzburg, 29. - 30.07.2011). In: H-ArtHist, 25.10.2011. Letzter Zugriff 25.10.2011.

Reinhard Messerschmidt ________________________________________________________________ Review Essay: Ein Diskurs über Diskurse des Diskursiven? Divergenzen und mögliche Konvergenz gegenwärtiger Diskurs- und Gouvernementalitätsforschung aus Sicht alethurgischer Diskursanalyse [54 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 13(1), Art. 19.

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Stefan Niklas ________________________________________________________________ „Buchbesprechung: Der bewusste Ausdruck. Anthropologie der Artikulation (Matthias Jung)“, in: critica. Zeitschrift für Philosophie und Kunsttheorie Band II/2011. 154

Andrés Otálvaro ________________________________________________________________ - Tras las huellas del sistema político venezolano: doscientos años de historia vertidos en una nueva revolución?, in: Desafíos (2005), Nr. 12, Bogotá, Universidad del Rosario, S. 145-205. ISSN: 0124-4035. - Bolivarianische Missionen: ein erfolgreicher Raum der Demokratisierung in Venezuela?, in: Venezuela heute. Binationale Perspektiven (span. Titel: Venezuela hoy. Miradas Binacionales.

Johannes Rauwald ________________________________________________________________ „Zum größeren Teil ist er eine dichterische Phantasie.“ Robert Walsers Roman Jakob von Gunten und das Imaginäre nach Cornelius Castoriadis. In: Turns und Trends der Literaturwissenschaft. Literatur, Kultur und Wissenschaft zwischen Nachmärz und Jahrhundertwende im Blickfeld aktueller Theoriebildung. Hrsg. von Christian Meierhofer und Eric Scheufler. Bern 2011

Eva-Maria Tönnies ________________________________________________________________ „Analyse comparée de la fonction du motif de l’oiseau à travers les chansons des trouvères et des „Minnesänger“: une méthodologie.“ In: TRANS – Révue de littérature générale et comparée 12 (2011), Presses Sorbonne Nouvelle (Onlinepublikation: http://trans.univ-paris3.fr/spip.php?article516)

Andrea Wolvers ________________________________________________________________ -2011. mit Larissa Fuhrmann et al. (eds.). Beiträge zur 3. Kölner Afrikawissenschaftlichen Nachwuchstagung (KANT III). Köln: Institut für Afrikanistik, Universität zu Köln.

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Lehrveranstaltungen Doktorandinnen und Doktoranden

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Sommersemester 2011 Martin Böke _________________________________________________________________ 158

Universität zu Köln, Insttut für Ethnologie Seminar: „Individuum und Gesellschaft in China“

Eva Demel _________________________________________________________________ Universität zu Köln, Kunsthistorisches Institut Hauptseminar: „Steinernes Berlin? Städtebau und Architektur von Schinkel bis Koolhaas“ (zus. mit Prof. Dr. Norbert Nußbaum und Dr. Julian Jachmann))

Felix Hedderich _________________________________________________________________ Universität zu Köln, Martin-Buber-Institut für Judaistik Proseminar/Übung: ‚Jüdische Musik‘ im 20. Jahrhundert

Claes Neuefeind _________________________________________________________________________ Universität zu Köln, Institut für Linguistik / Informationsverarbeitung Seminar: „Künstliche Intelligenz II“

Britta Tewordt _________________________________________________________________ Universität Trier, Fachbereich III, Kunstgeschichte Seminar: Kunst- und Kulturtransfer zwischen Spanien und den Niederlanden in der Frühen Neuzeit (zus. mit Angelika Templin, M.A.)

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Valerie M. Wolf _________________________________________________________________ Universität zu Köln, Institut für deutsche Sprache und Literatur I Proseminar: Minnesang 159

Andrea Wolvers _________________________________________________________________ Universität zu Köln, Institut für Afrikanistik Wissenschaftliche Übung (Magister) bzw. Wahlpflichtveranstaltung im Masterstudium: „Sprache und Identität in Afrika“ (gemeinsam mit Nico Nassenstein) Wissenschaftliche Übung (Magister) bzw. Studium Integrale (Bachelor): „Transkription afrikanischer Sprachen“ (gemeinsam mit Doris Richter genannt Kemmermann)

Wintersemester 2011 / 12 Martin Böke _________________________________________________________________ Universität zu Köln, Institut für Ethnologie Seminar: „Ethnische Minderheiten in Ostasien“

Johannes Breuer _________________________________________________________________ Universität zu Köln, Institut für Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft Lektürekurs: „Klassiker der Medienkulturwissenschaft: Psychoanalyse“

Stefanie Coché _________________________________________________________________ Seminar „Modern German History“ im amerikanisch-deutschen Austauschprogramm „Pennsylvania Colleges in Cologne“

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Eva Demel _________________________________________________________________ Universität zu Köln, Kunsthistorisches Institut Hauptseminar: „Architektur im Medium - Konzepte architektonischer Präsentation“ (zus. mit Prof. Dr. Stefanie Lieb) 160

Corinna Kühn _________________________________________________________________ Universität zu Köln, Kunsthistorisches Institut Seminar: „Performance und Aktionskunst“ (zus. mit Prof. Dr. Ursula Frohne)

Sarah Maupeu _________________________________________________________________ Universität zu Köln, Kunsthistorisches Institut Hauptseminar: Museale Inszenierung von „Kunst“. Historische und aktuelle Strategien im Vergleich (zus. mit Prof. Dr. Stefan Grohé)

Matthias Reith _________________________________________________________________ Universität zu Köln, Historisches Institut Seminar: „Normenkonkurrenz im christlichen Europa und in der islamischen Welt in der Frühen Neuzeit“

Katharina Stövesand _________________________________________________________________ Universität zu Köln, Seminar für Ägyptologie Übung „Geschichte und Kulturen des antiken Ägypten und Sudan“

Sandra Vacca _________________________________________________________________ Humanwissenschaftliche Fakultät der Universität zu Köln Seminar: „Migration in Kunst und visuellen Medien“

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Die a.r.t.e.s. Kommission

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Prof. Dr. Rudolf Drux Universität zu Köln Institut für deutsche Sprache und Literatur I 164 Forschungsschwerpunkte Deutsche Dichtung von der Frühen Neuzeit bis zum Vormärz; Literatur in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts Motiv- und Stoffgeschichte, historische Metaphorik; Gattungspoetik; Intermedialität

Prof. Dr. Stefan Grohé Universität zu Köln Kunsthistorisches Institut

Forschungsschwerpunkte Niederländische Malerei des 16. und 17. Jahrhunderts Malerei und Skulptur des 19. Jahrhunderts

Prof. Dr. Frank Hentschel Universität zu Köln Musikwissenschaftliches Institut

Forschungsschwerpunkte Musik des 19. und 20. Jahrhunderts Musik in der Sozial-, Politik- und Ideologiegeschichte Musik und Musiktheorie des Mittelalters

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Prof. Dr. Hüttemann Universität zu Köln Philosophisches Seminar 165 Forschungsschwerpunkte Wissenschaftstheorie Philosophie des Geistes Metaphysik Frühe Neuzeit

Prof. Dr. Ralph Jessen Universität zu Köln Historisches Institut Forschungsschwerpunkte Geschichte des 19. u. 20. Jahrhunderts, insbesondere Zeitgeschichte nach 1945

Prof. Dr. Rene Nünlist Universität zu Köln Institut für Altertumskunde

Forschungsschwerpunkte Homer (Mitbegründer des Basler Homerkommentars) Frühgriechische Dichtung Antike und moderne Literaturwissenschaft Papyrologie (insbes. Menander)

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Prof. Dr. Claudia M. Riehl Universität zu Köln Institut für deutsche Sprache und Literatur I Forschungsschwerpunkte

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Kulturspezifik von Texten und Diskursen; Sprachkontakt und Mehrsprachigkeit; Mehrsprachigkeitsdidaktik; Textlinguistik und Pragmatik (v.a. Textproduktion und Textrezeption, auch sprachgeschichtlich) Minderheitensprachen; Regionalsprachen; Spracheinstellungen (soziolinguistische und psycholinguistische Ansätze)

Prof. Dorothea E. Schulz PhD Universität zu Köln Institut für Ethnologie

Forschungsschwerpunkte Islam in Afrika, Religionsethnologie, Gender Studies, Medien, Public Culture, Anthropologie des Staates

Prof. Dr. Dr. h.c. Andreas Speer Universität zu Köln Philosophisches Seminar / Thomas-Institut

Forschungsschwerpunkte Geschichte der Wissenschaften und der Philosophie, insbes. im Mittelalter; Geschichte der Epistemologie und Wissenschaftstheorie, Philosophie und Weisheit, der Theologiediskurs im Schnittfeld von Philosophie und Religion, Ästhetik und Kunstwissenschaft: Mittelalter und Gegenwart

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Prof. Dr. Wolfram Steinbeck Universität zu Köln Musikwissenschaftliches Institut Forschungsschwerpunkte Europäische Kompositionsgeschichte des 17. bis 20. Jahrhunderts; Musik der Aufklärung und der Wiener Klassik; Probleme der Gattungsgeschichte; Musikalische Romantik und Moderne Symphonik des 19. und frühen 20. Jahrhunderts; Rezeptionsgeschichte des 19. Jahrhunderts; Musikalische Analyse und Hermeneutik

Prof. Dr. Anne Storch Universität zu Köln Institut für Afrikanistik Forschungsschwerpunkte Benue-Congo (v.a. Jukun); Atlantisch; West-Nilotisch; Linguistische Anthropologie: Sprachideologien, manipulierte Sprachen; Phraseologie; Sprache + Sozialgeschichte; kulinarische Kommunikation; Grammatik der Sinne; Vergleichende Linguistik und Typologie; Sprachdokumentation

Prof. Dr. Susanne Wittekind Universität zu Köln Kunsthistorisches Institut

Forschungsschwerpunkte Text-Bild-Forschung (Mittelalterliche Buchmalerei) Kunst, Liturgie und Heiligenverehrung (Mittelalterliche Schatzkunst) Deutsche Malerei des 19. Jahrhunderts

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Wissenschaftliche Betreuerinnen und Betreuer

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Prof. Dr. Claudia Albert Freie Universität Berlin Institut für Deutsche und Niederländische Philologie / Neuere deutsche Literatur

Prof. Dr. Birgitt Borkopp-Restle Universität Bern Institut für Kunstgeschichte / Abt. Geschichte der textilen Künste

Prof. Dr. Claudius Armbruster Universität zu Köln Lehr- und Forschungszentrum für Lateinamerika

Prof. Dr. Dietrich Boschung Universität zu Köln Archäologisches Institut / Internationales Kolleg Morphomata

Prof. Dr. Marianne Bechhaus-Gerst Universität zu Köln Institut für Afrikanistik Prof. Dr. Michael Becker-Mrotzek Universität zu Köln Institut für Deutsche Sprache und Literatur II PD Dr. Leila Behrens Universität zu Köln Institut für Linguistik, Abt. Allgemeine Sprachwissenschaft Prof. Dr. Hanjo Berressem Universität zu Köln Englisches Seminar I Prof. Dr. Günter Blamberger Universität zu Köln Institut für deutsche Sprache und Literatur I Prof. Dr. Marita Blattmann Universität zu Köln Historisches Seminar I / Mittlere und Neuere Geschichte Prof. Dr. Christoph von Blumröder Universität zu Köln Musikwissenschaftliches Institut Prof. Dr. Michael Bollig Universität zu Köln Institut für Ethnologie Prof. Dr. Anne-Marie Bonnet Rheinische Friedrichs-Wilhelm-Universität Bonn Institut für Kunstgeschichte und Archäologie www.artes.uni-koeln.de

Prof. Dr. Marc Brunelle University of Ottawa Department of Linguistics Prof. Dr. Michael J. Casimir Universität zu Köln Institut für Ethnologie Prof. Dr. Rudolf Drux Universität zu Köln Institut für deutsche Sprache und Literatur I Prof. Dr. Norbert Finzsch Universität zu Köln Historisches Seminar / Anglo-Amerikanische Abteilung Prof. Dr. Thomas Fischer Universität zu Köln Archäologisches Institut Prof. Dr. Jürgen Friedrichs Universität zu Köln WISO-Fakultät / Forschungsinstitut für Soziologie Prof. Dr. Ursula Frohne Universität zu Köln Kunsthistorisches Institut Prof. Dr. Josef Früchtl Universiteit van Amsterdam Amsterdam School for Cultural Analysis


Prof. Dr. Martine Grice Universität zu Köln Institut für Linguistik / Phonetik Prof. Dr. Stefan Grohé Universität zu Köln Kunsthistorisches Institut PD Dr. Andreas Grüner Ludwig-Maximilians- Universität München Institut für Klassische Archäologie Prof. Dr. Thomas Grundmann Universität zu Köln Philosophisches Seminar Prof. Dr. Torsten Hahn FernUniversität in Hagen Neuer deutsche Literaturwissenschaft und Medienästhetik PD Dr. Bernd Hamacher Universität zu Köln Institut für Deutsche Sprache und Literatur I

Prof. Dr. Nikolaus Himmelmann Universität zu Köln VW Schwerpunktprogramm „Dokumentation bedrohter Sprachen“ Prof Dr. Hans-Joachim Höhn Universität zu Köln Institut für Katholische Theologie Prof. Dr. Ralph Jessen Universität zu Köln Historisches Seminar I / Neuere Geschichte PD Dr. Ekaterini Kepetzis Universität zu Köln Kunsthistorisches Institut Prof. Dr. Udo Kindermann Universität zu Köln Institut für Altertumskunde / Mittellateinische Abteilung Prof. Dr. Erich Kleinschmidt Universität zu Köln Institut für deutsche Sprache und Literatur I

Prof. Dr. Jürgen Hammerstaedt Universität zu Köln Institut für Altertumskunde / Klassische Philologie

Prof. Dr. Doris Kolesch Freie Universität Berlin Institut für Theaterwissenschaft

Prof. Dr. Michaela Hampf Freie Universität Berlin John F. Kennedy-Institut für Nordamerikastudien

Prof. Dr. Frauke Kraas Universität zu Köln Geographisches Institut

Prof. Dr. Heiner Hastedt Universität Rostock Institut für Philosophie

PD Dr. Silvia Kutscher Universität zu Köln Institut für Linguistik / Abt. Allgemeine Sprachwissenschaft

Prof Dr. Bernd Heine Universität zu Köln Institut für Afrikanistik Prof. Dr. Michael Heinzelmann Universität zu Köln Institut für Klassische Archäologie

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Dr. Lorraine Leeson Trinity College Dublin, Irland Centre for Deaf Studies - School of Linguistic, Speech and Communication Sciences

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Apl. Prof. Dr. Stefanie Lieb Universität zu Köln Kunsthistorisches Institut

Prof. Dr. Jan Opsomer Universität zu Köln Philosophisches Seminar

Prof. Dr. Claudia Liebrand Universität zu Köln Institut für Sprache und Literatur I

Prof. Dr. Peter Orth Universität zu Köln Institut für Altertumskunde / Mittellateinische Abteilung

Prof. Dr. Elisabeth Löbel Universität Stuttgart / Universität zu Köln Institut für Linguistik / Germanistik Prof. Dr. Dieter Lohmar Universität zu Köln Philosophisches Seminar / Husserl-Archiv Prof. Dr. Horst Lohnstein Universität zu Köln Institut für deutsche Sprache und Literatur I Prof. Dr. Andreas Michel Universität zu Köln Institut für Katholische Theologie Prof. Dr. Nine Miedema Universität Duisburg-Essen Fachgebiet Ältere deutsche Literaturwissenschaft Prof. Dr. Peter F. Mittag Universität zu Köln Historisches Seminar I Lehr- und Forschungszentrum für die antiken Kulturen des Mittelmeerraumes Prof. Dr. Roberta De Monticelli Istituto Italiano di Scienze Umane, Mailand Laboratorio di Fenomenologia e Scienze della Persona Prof. Dr. Katharina Niemeyer Universität zu Köln Romanisches Seminar Prof. Dr. Norbert Nußbaum Universität zu Köln Kunsthistorisches Institut / Abt. Architekturgeschichte www.artes.uni-koeln.de

Prof. Dr. Walter Pape Universität zu Köln Institut für Deutsche Sprache und Literatur I Prof. Dr. Ursula Peters Universität zu Köln Institut für Deutsche Sprache und Literatur I Prof. Dr. Barbara Potthast Universität zu Köln Historisches Seminar I / Abt. für iberische und lateinamerikanische Geschichte Prof. Dr. Beatrice Primus Universität zu Köln Institut für Deutsche Sprache und Literatur I Prof. Dr. Michael Quante Westfälische Wilhelms-Universität Philosophisches Seminar Prof. Dr. Jürgen Richter Universität zu Köln Institut für Ur- und Frühgeschichte Prof. Dr. Claudia M. Riehl Universität zu Köln Institut für Deutsche Sprache und Literatur I Prof. Dr. Martin Rössler Universität zu Köln Institut für Ethnologie Prof. Dr. Jürgen Rolshoven Universität zu Köln Institut für Linguistik, Abt. Sprachliche Informationsverarbeitung


Prof. Dr. Magali dos Santos Moura Universidade do Estado do Rio de Janeiro (UERJ) Instituto de Letras

Prof. Dr. Susanne Wittekind Universität zu Köln Kunsthistorisches Institut / Abt. Allgemeine Kunstgeschichte

Prof. Dr. Christoph Schmidt Universität zu Köln Historisches Seminar I / Abt. für iberische und lateinamerikanische Geschichte

Prof. Dr. Bodo Zelinsky Universität zu Köln Slavisches Institut

Prof. Dr. Klaus Schneider Universität zu Köln Ethnologisches Institut / Rautenstrauch-Joest Museum

Prof. Dr. Michael Zeuske Universität zu Köln Historisches Seminar I / Abt. für iberische und lateinamerikanische Geschichte

Prof. Dr. Dr. h.c. Andreas Speer Universität zu Köln Philosophisches Seminar / Thomas-Institut

Prof. Dr. Hans-Joachim Ziegeler Universität zu Köln Institut für Deutsche Sprache und Literatur I

Prof. Dr. Wolfram Steinbeck Universität zu Köln Musikwissenschaftliches Institut

Prof. Dr. Andreas Zimmermann Universität zu Köln Institut für Ur- und Frühgeschichte

Prof. Dr. Anne Storch Universität zu Köln Institut für Afrikanistik Prof. Dr. Dr. Andreas Tacke Universität Trier Kunsthistorisches Institut Prof. Dr. Helmholt Vittinghoff Universität zu Köln Ostasiatisches Seminar Prof. Dr. Jakob Vogel Universität zu Köln Historisches Seminar I Prof. Dr. Kai Vogeley Universität zu Köln Klinik für Psychiatrie PD Dr. Hillard von Thiessen Universität zu Köln Historisches Seminar I

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Beteiligte Institutionen

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EGSAMP - European Graduate School for Ancient and Medieval Philosophy http://www.egsamp.uni-koeln.de/wp/ Internationales Kolleg Morphomata http://www.ik-morphomata.uni-koeln.de/ Lehr- und Forschungszentrum Lateinamerika http://www.lateinamerika.uni-koeln.de Zentrum für die antiken Kulturen des Mittelmeerraums http://www.archaeologie.uni-koeln.de/zentrum/ Zentrum für Inter- und Transkulturelle Studien (CITS) http://www.uni-koeln.de/phil-fak/cits/ Zentrum für Medienwissenschaften http://www.zfmk.uni-koeln.de/ Zentrum für Mittelalterstudien http://www.zfms.uni-koeln.de/ Zentrum für Moderneforschung http://www.zfmod.uni-koeln.de/ Zentrum für Osteuropa http://www.uni-koeln.de/phil-fak/zoe/ Centre of Quaternary Science and Geoarchaeology http://www.qsga.de/ Zentrum für Sprachenvielfalt und Mehrsprachigkeit http://www.zsm.uni-koeln.de/ Zentrum für vergleichende europäische Studien http://www.zeus.phil-fak.uni-koeln.de/ Cologne African Studies Centre http://www.casc.uni-koeln.de/

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Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der a.r.t.e.s. Forschungsschule

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Prof. Dr. Andreas Speer Sprecher 182

a.r.t.e.s. Forschungsschule Aachener Str. 217, D-50931 Kรถln Tel.: +49 221 / 470-2309 Fax: +49 221 / 470-1964 andreas.speer@uni-koeln.de

Dr. Artemis Klidis-Honecker Koordinatorin a.r.t.e.s. Forschungsschule Aachener Str. 217, D-50931 Kรถln Tel.: +49 221 / 470-1963 Fax: +49 221 / 470-1964 artemis.klidis-honecker@uni-koeln.de

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Dr. Sabine Folger-Fonfara Wissenschaftliche Mitarbeiterin

Aiko Wolter, M.A. Wissenschaftlicher Mitarbeiter Tel.: +49 221 / 470-1256 awolter@uni-koeln.de

Valerie Wolf, M.A. Wissenschaftliche Mitarbeiterin (bis November 2011)

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Dominik Baumgarten, M.A. Wissenschaftliche Hilfskraft

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Lara Br端ck-Pamplona, M.A. Wissenschaftliche Hilfskraft

Emanuele Caminada, M.A. Wissenschaftliche Hilfskraft

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Johannes Bergmann Studentische Hilfskraft

Isa-Lou Sander, B.A. Studentische Hilfskraft

Yana Tumakova Studentische Hilfskraft

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Notizen

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Notes .......................................... .......................................... .......................................... .......................................... .......................................... .......................................... .......................................... .......................................... .......................................... .......................................... .......................................... .......................................... .......................................... .......................................... .......................................... .......................................... .......................................... .......................................... .......................................... .......................................... .......................................... .......................................... .......................................... .......................................... Jahrbuch 03/2011 bis 02/2012

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Remarques

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Notas .......................................... .......................................... .......................................... .......................................... .......................................... .......................................... .......................................... .......................................... .......................................... .......................................... .......................................... .......................................... .......................................... .......................................... .......................................... .......................................... .......................................... .......................................... .......................................... .......................................... .......................................... .......................................... .......................................... .......................................... Jahrbuch 03/2011 bis 02/2012

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Note

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Skýringar .......................................... .......................................... .......................................... .......................................... .......................................... .......................................... .......................................... .......................................... .......................................... .......................................... .......................................... .......................................... .......................................... .......................................... .......................................... .......................................... .......................................... .......................................... .......................................... .......................................... .......................................... .......................................... .......................................... .......................................... Jahrbuch 03/2011 bis 02/2012

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Opmerkingen

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Huomautuksia .......................................... .......................................... .......................................... .......................................... .......................................... .......................................... .......................................... .......................................... .......................................... .......................................... .......................................... .......................................... .......................................... .......................................... .......................................... .......................................... .......................................... .......................................... .......................................... .......................................... .......................................... .......................................... .......................................... .......................................... Jahrbuch 03/2011 bis 02/2012

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