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Das Münchener Stadthaus des Klosters

„Durch konkrete Menschen wird Gottes Nähe erfahrbar“ – Abt Johannes Eckert.

Impuls von Abt Johannes Eckert

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Man spürt, wenn man Rabbi Langnas zuhört oder seine Ausführungen liest, wo Jesus zuhause ist – im Judentum. Dass Jesus ein gläubiger Jude ist, der seinen Glauben durch und durch lebt und ernst nimmt und der aus dieser Quelle – des jüdischen Glaubens – heraus seine Botschaft verkündet.

Die ersten Worte Jesu Es ist immer interessant, was ein Mensch sagt, wenn er zum ersten Mal öffentlich auftritt. Was sind seine ersten Worte? Für die Evangelien wäre eine solche Untersuchung im Blick auf die ersten Worte Jesu spannend. Im ältesten Evangelium nach Markus sind als erste Worte Jesu zu Beginn seines öffentlichen Wirkens überliefert: „Die Zeit ist erfüllt und Nahekommen ist das Königtum Gottes, kehrt um und glaubt an das Evangelium.“ Jesu Botschaft ganz in jüdischer Tradition verwurzelt: Durch Menschen kommt uns Gott nah Eigentlich inhaltlich genau das, was Rabbiner Langnas ausgeführt hat. Das Reich Gottes, ein Begriff, der für Jesus zentral ist, wohl der zentrale Begriff für unseren Glauben. Es ist vielleicht ein Mangel, dass er im Glaubensbekenntnis nicht vorkommt, andererseits ist es aber eine entscheidende Bitte, wenn wir das Gebet Jesu sprechen: Dein Reich komme. Wir glauben, dass mit Jesus von Nazareth Gottes Reich, also Gottes Nähe, seine Herrschaft, sein Königtum – der griechische Begriff ist die basileia tou theou – dass also Gottes Wirklichkeit erfahrbar und gegenwärtig ist in unserem Leben. Eben ganz in dieser jüdischen Tradition verwurzelt: Durch konkrete Menschen wird Gottes Nähe erfahrbar. Jesus macht erfahrbar, wie Gott ist Das war ganz klar die Botschaft Jesu, sowohl aktiv als auch passiv – auch hier darf ich auf die Gedanken von Steven Langnas zurückgreifen. Aktiv, indem er die Menschen aufrichtet und heilt, indem er ihnen neue Lebensperspektiven gibt, also sagt: „Fang neu an, Deine Sünde, Deine Verfehlungen sind Dir vergeben“, indem er so spürbar macht und erfahrbar macht, wie Gott ist, den er Vater nennt. Auch da ist er ganz in der jüdischen Tradition, versteht sich ja das Volk Israel als „Sohn“ Gottes, so dass jeder Kind Gottes ist. Es geht also darum, erfahrbar zu machen, wie Gott ist. Und damit bricht seine Herrschaft, dass er wirksam wird durch uns, in unsere Welt hinein. Durch das aktive Tun, aber genauso durch das passive Tun, durch das Vorbild nach dem Wort Jesu: „Bei Euch soll es nicht so sein“. Das Reich Gottes als zentraler Bildbegriff der Verkündigung Jesu trägt eigentlich das ganze Evangelium, besonders die drei synoptischen Evangelien, während es der Evangelist Johannes seltener verwendet. Da spürt man, dass es eine Entwicklung gegeben hat.

Das Reich Gottes in der Spannung von Gegenwart und Zukunft Doch das Reich Gottes bedeutet immer auch, eine Spannung zu leben – einerseits im „Schon-Dasein“, andererseits aber auch im „Noch-nicht-ganz-Dasein“, im noch nicht Endgültigen der Vollendung von Erde und Menschheit. In dieser Spannung leben wir, dass das Reich Gottes gegenwärtig und zugleich zukünftig ist. Deshalb vergleicht Jesus in seinen Gleichnissen das Reich Gottes immer wieder auch mit etwas, das wächst. So wie der Sauerteig langsam einen Teig durchdringt oder die Saat ihre Zeit zum Wachstum, zum Keimen und zum Aufgehen bis zur Ernte braucht, so ist auch das Reich Gottes etwas, was immer neu im Entstehen ist und darauf wartet, vollendet zu werden. Dabei ist interessant, welche Beispiele Jesus verwendet, in denen das Reich Gottes besonders nahe ist.

Offen bleiben für das Wirken Gottes Zum einen spricht er in den Seligpreisungen, wie sie der Evangelist Lukas überliefert, den Armen das Reich Gottes zu, also Menschen, die nicht alles haben, die in der Erwartung sind, dass sich eine Wende ergibt, Menschen, die dadurch offen sind für das Wirken Gottes: Ihr seid selig, die Armen, denn euer ist das Reich Gottes. Gott ist jemand, der das Unrecht, das Leid – bis zum Tod des Menschen – ernst nimmt und die Wende will. Auch da befinden wir uns ganz auf jüdischem Boden, dass Gott diese Wende will. Wenn Jesus sagt: „Ich verkünde euch das Evangelium“, dann nimmt er diesen Begriff auf, den wir beim Propheten Jesaja finden, wo Jesaja davon spricht, dass eine Frohbotschaft sein wird, dass Lahme wieder gehen, Blinde wieder sehen können und Tote zu neuem Leben erweckt werden. Dabei sind eben besonders die Armen Beispiele, weil sie Menschen sind, die nicht alles haben, sondern die noch etwas erwarten, und damit eher die nötige Offenheit haben.

Das Reich Gottes annehmen wie ein Kind Und das zweite, was für mich im Blick auf das Reich Gottes interessant ist, dass Jesus ebenso die Kinder heraushebt (Mk 10). Wir sollen das Reich Gottes annehmen wie ein Kind, das noch Ideale hat, das noch unbedarft in sein Leben hineingeht, ein Kind, das noch staunen kann, ein Kind, das sich beschenken lassen und freuen kann, das diese Haltung des Empfangenden lebt. Das Reich Gottes ist also nie etwas, was man in Besitz hat, sondern etwas, was gegenwärtig ist, was schlichtweg ist. In allem Gott verherrlichen Zum Abschluss ein Hinweis auf den heiligen Benedikt, der diese Gedanken in seiner Ordensregel aufnimmt. Benedikt verfasst seine Regel im 6. Jahrhundert. Im zweiten Kapitel über den Abt schreibt er, indem er das Evangelium zitiert, es sei durchaus möglich, dass es Klöster mit geringerer materieller Sicherheit gebe, also Klöster, die eher arm sind, sich der Abt aber darüber nicht betrüben solle, denn entscheidend sei es, zuerst das Reich Gottes zu suchen, alles andere würde hinzugegeben. Da ist sie wieder: die Haltung des Armen, des Kindes. So verstanden wird nun auch nachvollziehbar, was frei gewählte Armut bedeutet, eben offen zu bleiben für das Wirken Gottes, ihn eindringen zu lassen in mein Leben. Und das meint nun Benedikt, wenn er – und da bin ich wieder bei den Gedanken von Rabbiner Langnas – in einem anderen Kapitel über die Handwerker schreibt, dass die Produkte des Klosters etwas günstiger verkauft werden sollen als anderswo, „damit Gott in allem verherrlicht wird“ (2 Kor 2, 17). Zum Beispiel ist bei uns das Bier ein wenig teurer als bei anderen Anbietern, worauf mein Vorgänger Abt Hugo auf eine entsprechende Frage geantwortet hat: Wir können es nicht günstiger abgeben, aber dafür ist es besser. Auch das kann zum Lob Gottes beitragen, sich an der guten Qualität eines Produktes zu erfreuen.

Keinen Lebensbereich aussparen Benedikt spart also keinen Lebensbereich aus. Man kann Gott begegnen im Gast, wobei Benedikt hier besonders die Armen benennt – denn die Reichen verschaffen sich von selbst Gehör, wobei Benedikt sogar vom „Terror der Reichen“ spricht. Er nennt ausdrücklich die Pilger und die Armen, die man aufnehmen soll, weil man in ihnen besonders Christus verehrt. Benedikt nennt die Kranken, da man auch in ihnen Gott begegnet. Er kennt aber genauso die Verherrlichung Gottes in der konkreten Arbeit, die ein Mönch übernimmt. Dass ich durch mein Tun, durch mein Arbeiten Gott, den Schöpfer, preise. Daher kommt die benediktinische Formal „ora et labora“, weil wirklich alle Lebensbereiche, Arbeit und Gottesdienst, von der Gegenwart Gottes durchdrungen sein sollen – gemäß dem Auftrag: „Sucht zuerst das Reich Gottes und alles andere wird euch dazugegeben“. Und dieser Auftrag gilt unverändert auch uns.

Abt Johannes über seine Begegnungen mit Rabbi Langnas:

„Rabbi Langnas lernte ich 2006 in Zusammenhang mit der beeindruckenden Eröffnung der Ohel Jakob Synagoge in München kennen. Seit nun 15 Jahren treffen wir uns regelmäßig zum Gedankenaustausch, der für uns beide immer sehr anregend und spannend ist. Ich schätze an Rabbi Langnas, dass er ein Seelsorger mit weitem Herzen ist, offen und neugierig anderen Religionen begegnet und – wie sollte es bei einem Rabbiner anders sein – ein tiefes

Gottvertrauen ausstrahlt. Nicht zuletzt mag ich seinen herzerfrischenden Humor, so dass wir gerne und häufig miteinander lachen.“ Rabbi Langnas über seine Begegnungen mit Abt Johannes:

„Ich habe Abt Johannes bei der Einweihung der Synagoge am Jakobsplatz kennengelernt. Durch regelmäßige Treffen und Gedankenaustausch – „wort wörtlich“ – über Gott und die Welt weiß ich zutiefst zu schätzen, was für ein Gewinn Abt Johannes für die katholische Kirche ist.

Ein feinfühliger Seelsorger, ein Theologe mit fundiertem Wissen und breitem Horizont und ein super Administrator und Führungskraft. Unsere Freundschaft ist für mich eine wahre Bereicherung.“

Das Erste Vatikanum (1869/70) eine Herausforderung bis heute

Rückblick auf die 10. Sommerakademie St. Bonifaz

Nach einjähriger pandemiebedingter Unterbrechung konnte die Sommerakademie St. Bonifaz vom 15. Juni bis 20. Juli 2021 wieder stattfinden. Die sechs Vorträge wurden aufgrund der Hygienevorschriften in der Basilika der Abtei vor kleinem Publikum gehalten, gleichzeitig über Stream ausgestrahlt und zum Nachhören aufgezeichnet – ein Angebot, das sehr gut angenommen wurde.

Das Thema der Sommerakademie „Das Erste Vatikanum (1869/70) – eine Herausforderung bis heute“ war eigentlich für das Vorjahr 2020 vorgesehen. Denn am 18. Juli 2020 jährte sich zum hundertfünfzigsten Mal die

Dogmatisierung des päpstlichen Primats und der päpstlichen Unfehlbarkeit auf dem Ersten Vatikanischen Konzil. Aufgrund der Wichtigkeit der Konzilsbeschlüsse und ihrer bis heute anhaltenden

Wirkungen wollte der Verein der Freunde der Benediktinerabtei St. Bonifaz auf die

Thematik nicht verzichten – mit gutem

Grund, wie sich zeigen sollte.

Rahmenbedingungen des 19. Jahrhunderts. Der Siegeszug des Ultramontanismus Den Auftakt der Vortragsreihe machte Prof. Dr. Klaus Unterburger, Regensburg. Er skizzierte die historischen Rahmenbedingungen des 19. Jahrhunderts, die das Konzil ermöglichten, und zeigte, wie die Kirche auf die gesellschaftlichen Veränderungen, wie sie unter anderem durch Industrialisierung und Modernisierung verursacht waren, reagierte. Entscheidend wirkte sich dabei insbesondere ein ständig wachsender Zentralismus auf allen kirchlichen Ebenen und die damit einhergehende ultramontane Neuformierung von Kirche und Katholizismus aus.

Dogma durch Mehrheitsbeschluss Im zweiten Vortrag schilderte Prof. Dr. Franz Xaver Bischof die turbulenten Ereignisse auf dem Konzil. Zur Sprache kamen die Winkelzüge einer kleinen infallibilistischen Pressure-group um den englischen Kardinal Manning und den Regensburger Bischof Senestrey, welche die Frage der päpstlichen Unfehlbarkeit durch eine Unterschriftensammlung überhaupt erst auf die Tagesordnung des Konzils brachte, wie sodann Papst Pius IX. das Kapitel über das Papsttum aus dem vorbereiteten Text über die Kirche herauslöste und als vorrangig zu behandeln vorschrieb, wie schließlich mit einer Änderung der Geschäftsordnung die für Konzilsbeschlüsse in Glaubensfragen vorgesehene Zweidrittelmehrheit ausgehebelt und die einfache Mehrheit der Stimmen als ausreichend festgeschrieben wurde. In der Folge wurden der päpstliche Primat, also die oberste Jurisdiktions- und Leitungsgewalt des Papstes über die gesamte christliche Kirche, sowie die päpstliche Lehrunfehlbarkeit in Fragen des Glaubens und der Sittenlehre bei ex-cathedra-Entscheidungen als geoffenbarte Glaubenssätze definiert. Abt Bonifaz Haneberg und das Erste Vatikanische Konzil Dr. Birgitta Klemenz widmete ihren Beitrag dem gelehrten Abt Bonifaz von Haneberg. Als einer von nur drei deutschsprachigen Theologen, die einen nicht neuscholastisch-römischen Denkansatz vertraten, nahm Haneberg von November 1868 bis März 1869 an den Vorbereitungsarbeiten des Konzils teil. Zur Teilnahme am Konzil selber wurde er jedoch nicht eingeladen. Haneberg lehnte eine Definition der beiden neuen Papstdogmen ab, wollte es in seinem Gewissenskonflikt aber nicht zum Bruch mit der Kirche kommen lassen. Obschon ihn die Frage bedrängte, wie es möglich ist, „bis zum 18. Juli etwas für unwahr und von da an für wahr zu halten“, akzeptierte er die Konzilsbeschlüsse aus Liebe zur Kirche.

Der „Fall Döllinger“ Doch scheiterte das Bemühen von Abt Bonifaz von Haneberg, auch dem Kirchenhistoriker Ignaz von Döllinger, seinem Fakultätskollegen und Freund, den Weg zur Unterwerfung zu ebnen. Dieser erklärte in einem öffentlich gemachten Schreiben an den Erzbischof von München und Freising, er könne sich den Konzilsbeschlüssen aus historischen Gründen nicht unterwerfen, worauf ihn der Erzbischof, wie Franz Xaver Bischof zeigte, nach Rückversicherung bei König Ludwig II. im April 1871 exkommunizierte.

Die altkatholische Perspektive Prof.in Dr. Angela Berlis, Bern, brachte die altkatholische Perspektive ein. Sie behandelte die Entstehungsgeschichte der altkatholischen Kirche in Deutschland, die ab 1871 aus dem Widerstand gegen die Konzilsbeschlüsse entstanden ist, und zog Linien bis zu den heutigen ökumenischen Anstrengungen dieser Kirche.

Der lange Schatten des Konzils. Zur Problematik des Ersten Vatikanischen Konzils heute Prof. Dr. Peter Neuner fokussierte abschließend die Langzeitwirkungen der beiden Papstdogmen, die trotz aller Einhegungsversuche durch das Zweite Vatikanische Konzil den kirchlichen Alltag bis heute zu einem guten Teil bestimmen. Er beließ es indes nicht beim „langen Schatten des Konzils“, sondern zeigte angesichts der geschichtlichen Bedingtheit von Dogmen auch Lösungsansätze auf, die es mit Blick auf die Einheit und Synodalität der Kirche zu verwirklichen gilt.

Alle Vorträge können nach wie auf dem YouTube-Kanal von Sankt Bonifaz unter

https://www.youtube.com/c/AbteiStBo-

nifaz angehört werden.

FRANZ XAVER BISCHOF

info

11. Sommerakademie Sankt Bonifaz Juni/Juli 2022

„Synodalität“ ist das Thema der 11. Sommerakademie 2022 in Sankt Bonifaz. Die Vorträge finden am 7., 14., 21., 28. Juni, 5. und 12. Juli um 20 Uhr statt. Die einzelnen Themen und Referenten werden rechtzeitig unter www.sankt-bonifaz.de bekannt gegeben.

Über 150 Jahre alte Fotografien des Klosters entdeckt

Darunter frühe Aufnahme von Klostermaler Frater Wunibald Laib

Fuß-Wallfahrt nach Andechs. Gemälde von Frater Wunibald Laib (1821-1882), um 1880 wohl nach einem älteren barocken Vorbild entstanden, das heute als verschollen gilt.

Karl Strauß, langjähriger Vorsitzender des Heimatvereins Erling-Andechs e. V., hat im Vereinsarchiv Kopien von über 150 Jahre alten Fotoaufnahmen des Klosters wieder entdeckt, darunter eine bislang unbekannte Aufnahme von Frater Wunibald Laib, einem bekannten Künstler und Benediktinermönch, der von 1858 bis 1882 in Andechs lebte.

Der Widmung auf einer der vier Abbildungen zufolge hat der Bruder des Tier- und Landschaftsmalers

Carl Oswald Rostosky (1839-1868) die

Fotoaufnahmen gemacht, als er mit ihm im Sommer 1866 Andechs besuchte. Eines der Fotos zeigt den damals 45jährigen Frater Wunibald Laib im Garten des Klosters.

Frater Wunibald (Caspar) Laib war eine große Begabung auf dem Gebiet des

Zeichnens und Malens. Am 21. Januar 1821 wurde er im schwäbischen Monheim geboren, legte am 28. Dezember 1858 seine

Kopie einer Fotoaufnahme von Frater Wunibald Laib aus dem Sommer 1866; aufgenommen durch den Bruder von Carl Oswald Rostosky (mit freundlicher Genehmigung des Heimatvereins Erling-Andechs e. V.).

Gelübde ab und starb am 16. August 1882 in Andechs. Begraben wurde er in der Klostergruft in St. Bonifaz in München.

Im Zeugnis des bischöfliches Ordinariats Augsburg, das ihm am 6. Mai 1857 für seinen Eintritt in St. Bonifaz ausgestellt wurde, ist zu lesen: „Caspar Laib, in Monheim geb., gegen 38 Jahre alt, diente über 13 Jahre bei dem hiesigen Nadlermeister Fr. Xaver Rank (…), war sehr arbeitsam, geschickt nicht nur in seinem Fache, sondern wohl auch im Malen, Gemälde-Restaurieren etc. Seit dem Bestehen des katholischen Gesellenvereines war er einer der rührig- und geschicktesten Mitglieder, dabei war seine religiöse sittliche Haltung (…) ohne Klage und tadellos, und seine Briefe vom Sept. 1856 bis 24. März 1857 sind vom Danke gegen Gott, von Reue über seine Sünden, vom Vertrauen zu der Jungfrau und Mutter Gottes Maria, von der Glückseligkeit im Ordensstande überfüllt, und von Andechs aus geschrieben, wo er alle Gemälde zur Zufriedenheit des Abtes restaurierte…“

Neben diesem Hinweis auf seine Tätigkeit als Restaurator der Andechser Gemälde ist nur ein einziges Bild aus seiner Hand überliefert, das aber umso bekannter sein dürfte, weil es immer wieder in Publikationen über Andechs erscheint: Die berühmte Fußwallfahrt nach Andechs, die er um 1880 gemalt hat und die vielleicht auf ein älteres Vorbild zurückgeht, da sie kein zeitgenössisches Wallfahrtsbild wiedergibt, sondern in die Barockzeit zurückgreift.

„4 Ansichten vom Kloster Andechs am Ammersee photographisch aufgenommen und meinem Bruder Oswald Rostosky im Sommer 1866 von dem ihm befreundeten, auf dem Gartenbild mit aufgenommenen Klosterbruder zum Andenken verehrt“ – Information auf einem Beiblatt der Aufnahmen von 1866.

„Doppel-Wechsel“ in der klösterlichen Gemeinschaft

Von München nach Andechs und umgekehrt

Mit dem ersten Advent 2021 und dem Beginn des neuen Kirchenjahres fand ein „Doppel-Wechsel“ in der klösterlichen Gemeinschaft statt. Pater Lukas Essendorfer ist nach München gezogen und wirkt nun als Pfarrer in St. Bonifaz. Pater Korbinian Linsenmann hat umgekehrt den Weg von München auf den Heiligen Berg genommen und ist nun als Seelsorger in Andechs tätig.

Pater Lukas war seit seiner Priesterweihe 2016 Kaplan und wirkte zusammen mit Pater Anno in den drei Pfarreien St. Vitus in Erling, St. Pankratius in Frieding und St. Johann Baptist in Machtlfing. Diese drei Pfarreien werden seit langem von der klösterlichen Gemeinschaft in Andechs seelsorgerlich betreut. In den fünf Jahren seiner Kaplanszeit hat Pater Lukas viele Menschen in der Seelsorge begleitet, getauft, Kinder und Jugendliche zusammen mit vielen Ehrenamtlichen auf Erstkommunion und Firmung vorbereitet, Brautpaare gesegnet, Kranken und Alten die Krankensalbung gespendet, Menschen im Sterben begleitet und Trauernden beigestanden. Blickt Pater Lukas zurück, dann gehören für ihn zu den eindrücklichsten Momenten dieser Zeit „die Begegnungen mit Menschen unterschiedlichsten Lebensalters und Herkunft. Dabei durfte ich viel Freude und Dankbarkeit erleben, konnte aber auch in manchen schwierigen und leidvollen Situationen da sein“. Aber er blickt auch mit Freude auf seine neue Aufgabe als Pfarrer von St. Bonifaz: „Da ist einmal das Leben und Arbeiten im Herzen Münchens. Ich freu mich aber auch darauf, die pfarrliche Seelsorge zusammen mit den haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu gestalten und weiterzuentwickeln.“

zur person

Pater Lukas Essendorfer stammt aus Bad Tölz, ist ausgebildeter Gesundheits- und Krankenpfleger und studierte Pflegewissenschaft. Nach seiner Feierlichen Profess 2012 und den Studium der Theologie erhielt er in Andechs 2015 die Diakonenweihe. Zum Priester geweiht wurde er 2016 durch Reinhard Kardinal Marx in Sankt Bonifaz. N ach über 20 Jahren Seelsorge inmitten seiner Heimatstadt – erst als Kaplan und dann als Pfarrer von St. Bonifaz – hat der Wechsel für Pater Korbinian nach Andechs als Seelsorger hinaus „aufs Land“ auch einen besonderen Reiz: „Ich bin gerne in der Natur unterwegs, also freut mich schon allein der Wohnort. Und die Arbeit in der Seelsorge in der Wallfahrt und den drei Pfarreien ist ein Neuanfang, eine neue Herausforderung. Die Unterschiede zu meiner bisherigen Pfarrei sind wirklich interessant.“ Dankbar blickt er auf die Jahre in Sankt Bonifaz zurück: „Sankt Bonifaz ist eine ganz besondere Gemeinde. Vieles läuft dort ganz anders als in anderen Pfarreien. Es ist eine Wahlgemeinde, keine Wohngemeinde. Ich habe in dieser Gemeinde vieles gelernt und bin selbst in meinem Glauben gewachsen.“ Sein langjährige Erfahrung mit ganz unterschiedlich geprägten Gottesdienst-Gemeinden und „Seelsorge-Teams“, mit denen er in Sankt Bonifaz zusammengearbeitet hat, wird den unterschiedlichen Gruppen und Kreisen in den drei Pfarreien rund um den Heiligen Berg sicherlich zu Gute kommen.

zur person

Pater Korbinian Linsenmann ist gebürtiger Münchner. Nach seiner Profess 1997 wurde er im Jahr 2000 in Andechs durch den Augsburger Bischof Viktor Josef Dammertz zum Priester geweiht. Bis 2006 war der promovierte Theologe Kaplan und seitdem Pfarrer von St. Bonifaz.

Entdeck‘ den Mönch in Dir

Wieder Tage für junge Männer vom 6. bis 13. August 2022

Einfach einmal raus aus Alltag, Schule, Studium oder Arbeit. Zeit haben für sich selbst und den eigenen Weg mit anderen jungen Männern bedenken? Das alles geht im Rhythmus benediktinischer Mönche ganz erstaunlich gut.

Männer im Alter von 16 bis 26 Jahren laden die Mönche der Benediktinerabtei Sankt Bonifaz ins

Kloster Andechs ein. Eine Woche miteinander verbringen im Wechsel von Gebet,

Arbeit und Impulsen aus der Hl. Schrift und der Benediktsregel. Gelegenheit zu

Rückzug und persönlichen Gesprächen mit den Mönchen haben ebenso ihren Platz wie Austausch und gemeinsam verbrachte

Freizeit.

Pater Lukas Essendorfer begleitet zusammen mit einigen Mitbrüdern die

Männer durch die Woche. Zum Programm sagt er: „Eigentlich geht‘s darum, den Mönch in sich zu entdecken. Also eine Lebensweise, in der Gebet und Arbeit, Meditation und Freizeit, Schweigen und Gespräch in eine gute Balance finden.“

Der Tag beginnt mit dem Morgenlob. Nach Frühstück und kurzer Meditation gehen die Teilnehmer bis Mittag ihrer Arbeit im Kloster oder seinen Betrieben nach. Nach Mittagslob und Mittagessen mit den Mönchen besteht die Möglichkeit für Ausflüge. Nach Abendlob, Eucharistiefeier und Abendessen folgen noch Impulse zur benediktinischen Spiritualität, zum Lesen der Heiligen Schrift und christlicher Praxis. Je nach Wetter und Stimmung kann der Abend auch gemütlich ausklingen. information und anmeldung

Pater Lukas Essendorfer

Karlstraße 34 80333 München Telefon: 089-551710 E-Mail: lukas@sankt-bonifaz.de

Im Grenzland zwischen Konventausflug nach Landsberg am Lech Altbayern und Schwaben

Tag und Nacht rauscht der Lech über das vierstufige über 200 Meter lange Wehr, das ein Stück weit nördlich der Karolinenbrücke liegt. Durch Hochwasser mehrmals schwer beschädigt wurde es in den letzten 300 Jahren durch mehrere Stufen erweitert und umgebaut. Flöße konnten bis ins 20. Jahrhundert hinein das Wehr über eine Holzbohlenstrecke, die sogenannte „Lange Fahrt“, umgehen. Als die Flößerei mehr und mehr an Bedeutung verlor, wurde die „Lange Fahrt“ schließlich in den 1970er Jahren abgebrochen.

Am 4. Juni 2021 führte der Konventausflug nach Landsberg am Lech. Gestärkt durch ein Weißwurstfrühstück auf der Ostterrasse des Bräustüberls ging es über Dießen nach Landsberg. Frater Marcus Riemer und Pater Valentin Ziegler berichten.

Durch enge und malerische Gassen des so genannten Hexenviertels ging es durch die Landsberger Altstadt. Die Stadt, am Hochufer des Lechs gelegen, bildet das Zentrum des Lechrains, der Grenzlandschaft zwischen Altbayern und Schwaben. Die gut erhaltene und sehenswerte historische

Altstadt ist eingebettet zwischen dem

Lech und seinem östlichen Hochufer.

Unser geführter Stadtrundgang begann in der katholischen Stadtpfarrkirche

Mariä Himmelfahrt, weiter ging es zum

Salzstadel, der an den Salzhandel erinnert, welcher der Stadt durch die sogenannten

Salzzölle einen gewissen Reichtum beschert hat. Wir machten Halt am

Lechwehr, das ein Stück weit nördlich der

Karolinenbrücke liegt, eine vierstufige

Anlage schräg zum Flusslauf, 210 Meter lang. Am Hauptplatz, dem dreieckigen

Marktplatz der Stadt, richteten wir unseren

Blick auf das Rathaus, das von Dominikus

Zimmermann aufgestockt und mit einer feingliedrigen Stuckfassade versehen wurde.

Blick auf die Altstadt von Landsberg und den Lech vom Schlossberg aus.

Abt Johannes bedankt sich im Namen der Gemeinschaft für eine spannende und kenntnisreiche Führung durch Landsberg am Lech.

Durch den Schmalzturm ging es ins Hexenviertel und auf den Schlossberg. Wer dort oben den Jungfernsprung-Turm, einen Teil der mittelalterlichen Stadtbefestigung, bestieg, wurde mit einem fantastischen Ausblick belohnt. Der Rundgang endete mit der Besichtigung der hoch über der Stadt gelegenen Jesuitenkirche Hl. Kreuz.

Zurück auf dem Platz vor der Stadtpfarrkirche gönnten wir uns eine Stärkung, bevor es auf dem Fußweg weiter nach Sandau zur Kirche St. Benedikt ging, die als einziges Gebäude eines ehemaligen Benediktinerklosters erhalten ist. Der kleine Turm der Kirche ist gut von der direkt daneben laufenden A 96 bzw. der Autobahnbrücke über den Lech zu sehen. Dort feierten wir am späten Nachmittag Vesper und Messe in einem sehr schönen Rahmen, die ganze Kirche leuchtete bei einsetzendem Regen durch viele Kerzen. Zurück in Andechs ließen wir den Tag mit einem Grillabend ausklingen.

Gemeinsamer Gottesdienst in Sankt Benedikt.

„Ein Ort, an dem sie willkommen sind, das ist St. Bonifaz für die Menschen ohne Obdach“ Dr. Birgit Potyka, ärztliche Leiterin der Arztpraxis im Haneberghaus „Wir betreuen nicht nur auf der medizinischen Ebene, sondern versuchen, die Menschen im Gesamten wieder auf die Spur zu bringen.“ Oliver Gunia, Pflegeleitung der Arztpraxis im Haneberghaus

Wir geben Dich nicht auf!

Ein ehemaliger Filmkomponist und eine Fachärztin sorgen für Menschen ohne Obdach

Dr. Birgit Potyka ist Fachärztin für Allgemeinmedizin, Oliver Gunia gelernter Krankenpfleger, er hat aber lange in der Musik- und Filmwelt gearbeitet. Beide leiten die Arztpraxis der Obdachlosenhilfe von St. Bonifaz. Im Gespräch mit Clemens Finzer vom Bayerischen Rundfunk erzählen sie von den Herausforderungen, die die Arbeit mit Menschen ohne Obdach gerade jetzt mit sich bringt, und was sie sich wünschen.

Wie sind Sie zur Obdachlosen-Praxis nach Sankt Bonifaz gekommen?

Dr. Birgit Potyka: Ich bin durch eine Anzeige auf St. Bonifaz aufmerksam geworden, in der eine Fachärztin für Allgemeinmedizin gesucht wurde. Ich habe mich dann beworben, das war gar nicht „obdachlosen-spezifisch“, ehrlich gesagt. Zu Beginn habe ich stundenweise auf Honorarbasis gearbeitet und seit letztem Jahr habe ich die ärztliche Leitung inne. Oliver Gunia: Ursprünglich war ich Krankenpfleger, habe aber dann aufgehört und stattdessen 20 Jahre sehr erfolgreich Filmmusik gemacht. Im Jahr 2016 habe ich den Job als Filmkomponist an den Nagel gehängt und wollte etwas Anderes machen. Da kam Frater Emmanuel, mit dem ich seit 25 Jahren befreundet bin, auf mich zu und fragte, ob ich nicht ab und zu in der Arztpraxis aushelfen könne. Es war schon eine Herausforderung für mich, nach so langer Zeit, wieder in meinen erlernten Beruf zurückzukehren. Mittlerweile habe ich mich zum Fachtherapeut für Wunden ICW fortgebildet und leite den Pflegedienst unserer Praxis. So wurde aus der Aushilfsstätigkeit eine feste Tätigkeit. Zusammen mit Frau Dr. Potyka und unserem Team haben wir inzwischen eine Wundambulanz für Obdachlose gegründet, arbeiten eng mit dem Krankenhaus der Barmherzigen Brüder zusammen und werden durch die bayerische Staatsregierung und die Stadt München gefördert.

Viele tun sich sehr schwer mit den Menschen, die auf der Straße leben, weil sie den Geruch der Straße mit sich führen und bisweilen auch eigen sind. Wie ist das für Sie?

B.P.: Das ist ein Teil von unserem Beruf, dass wir verschiedene Menschen treffen als Arzt oder Ärztin, eben ein breites Spektrum des Menschseins kennenlernen. Und es ist so, dass nicht jeder Patient unangenehm riecht. Das ist deutlich seltener als man denkt. O.G.: Zum Thema Geruch möchte ich gerne ergänzen, dass wir auch viele Patienten haben, die gekämmt und mit frischem Hemd zu uns kommen. Bei den Menschen aber, die wirklich in einem erbarmungswürdigen Zustand erscheinen, denen wollen wir ihre Würde zurückgeben, so dass sie wieder als Mensch wahrgenommen werden. Und dann werden sie bei uns in St. Bonifaz versorgt: Wir kümmern uns um sie, sie können duschen, erhalten frische Kleidung und vieles mehr. Und eben eine medizinische Behandlung, damit sie unsere Praxis in einem besseren Zustand verlassen können. Ein Besucher drückte es so aus: ‚Hier wird mir das Gefühl vermittelt: Wir lieben dich, weil wir alle Gottes Kinder sind.‘

Wie verhält es sich denn mit dem Bewusstsein für Kranksein unter den Obdachlosen?

O.G.: Menschen ohne Obdach haben es besonders schwer, wenn sie krank werden. Viele Klienten kommen erst sehr spät in unsere Praxis, manchmal zu spät. Leider ist die Zusammenarbeit zwischen Versorger und Patient oft schwierig. Manche Patienten pausieren in einer kontinuierlichen Behandlung entgegen unserem Rat tagelang und dann fangen wir mit der Behandlung wieder von vorne an. Das gilt besonders für Wunden und systemische Erkrankungen. Wir sind froh, wenn sie wiederkommen, verlangen aber Kontinuität. Das Bild des Obdachlosen hat sich verändert. Den romantischen Clochard, der mit Baguette und Rotwein unter der Brücke haust, den gibt es so nicht mehr. Wir haben ja die Problematik im Zuge der Osterweiterung von Europa und die eklatante Wohnungsnot in den Großstädten. Das hat mit „arbeitsscheuen“ – was für ein schreckliches Wort – mit „arbeitsscheuen Lebenskünstlern“ nichts mehr zu tun. Wir haben stattdessen viele Menschen aus Osteuropa, die sich auf einem Schwarzarbeiterstrich verdingen, die nicht angemeldet und versichert sind und die dann von ihren Aufträgen mit Verletzungen kommen oder gar schwer krank sind.

„Das ist ein Hand-in-Hand-Arbeiten, getragen vom selben Gedanken. Das macht diesen besonderen Geist von St. Bonifaz aus: Wir haben Erfolge und wir scheitern auch miteinander.“ Oliver Gunia (r.) mit Claudia Schaupp-Kothe, medizinische Fachangestellte in der Arztpraxis (l.)

Stichwort Osterweiterung – wie handhaben Sie das mit der Verständigung?

B.P.: Ich spreche Italienisch und mit vielen Rumänen kann ich mich so einigermaßen gut verständigen. Manchmal bitten wir aber auch Patienten, für die anderen zu übersetzen. Wir kommunizieren teilweise mit Händen und Füßen, rufen jemanden an oder nutzen Übersetzungssoftware.

Wie oft kommen die Patienten?

B.P.: Wir haben Patienten, die wir nur kurz sehen, manche auch nur für eine einmalige Sache, eine kleine Wunde oder medizinische Beratung, und wir betreuen auch Patienten über Jahre hinweg, wie in einer Hausarztpraxis. O.G.: Wir stellen auch die Medikamente. Wir haben nämlich die Erfahrung gemacht, dass gerade bei Patienten, die chronisch krank sind und regelmäßig Medikamente einnehmen müssen, die Medikation geklaut wird oder verloren geht. D. h. sie kommen zu uns einmal in der Woche, erhalten ihre notwendigen Medikamente für die kommende Woche, und in der nächsten Woche erhalten sie neue. Wir haben die Kontrolle über die Einnahme und über die Menge. Sie vertrauen uns, und das ist das Wichtigste. Wir betreuen nicht nur auf der medizinischen Ebene, sondern versuchen die Menschen wieder im Gesamten auf die Spur zu bringen, und dafür telefonieren wir ganz viel nebenher, z.B. mit Arbeitsämtern und anderen Institutionen. „Wir geben dich nicht auf!“ Frau Potyka ist ja auch ausgebildete Trauma-Therapeutin und ich bewundere oft ihre Geduld, jeder und jedem immer wieder noch einmal eine Chance zu geben. Wir haben eben schwer traumatisierte Menschen, die zu uns kommen. Denn keiner sucht sich heute freiwillig ein Leben auf der Straße aus.