MO:DE6 – Charles

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M O : D E 6 – C h a r l e s




M O D E J O U R N A L I S M U S / M E D I E N K O M M U N I K AT I O N A M D M Ü N C H E N / W W W. A M D N E T. D E


EDITORIAL

„ I C H M Ö C H T E E S E I N FA C H E I N FA C H H A B E N “

Brot, Salzbutter, Kartoffeln, Salami – in dieser Reihenfolge isst Charles Schumann sie am liebsten. Der Inhaber der berühmten Schumann’s Bar am Hofgarten in München mag es qualitätsvoll und geradlinig, keinesfalls langweilig oder austauschbar. Nicht nur beim Essen, sondern in der Mode, bei Drinks, beim Design. MO:DE6 – Charles ist ein Magazin über das Eigentliche, das unser Leben schön, wahr und gut macht. Charakter und Erfahrung von Charles Schumann treffen auf die Neugier der angehenden Modejournalisten des Abschlussjahrgangs der AMD Akademie Mode und Design. Die sechste Ausgabe der jährlich erscheinenden Magazinreihe MO:DE widmet sich erstmals einer Persönlichkeit und ihrem Stil. „ICH MAG ES, WENN JEMAND S E L B S T V E R S TÄ N D L I C H A N G E ZO G E N I S T “

Wie Model Rafaela Bosi in „Weißes Hemd“ – einer Modestrecke über den strahlenden Klassiker. Und Charles zeigt sich in Anzügen, von denen er die meisten bereits seit vielen Jahren trägt. Die Hosen mit dem extra weiten Bein fertigt sein Schneider für ihn nach Maß. „ I C H V E R B I T T E M I R , DA S S M A N Ü B E R M I C H S P R I C H T — MAN KENNT MICH NICHT“

Charles als Gastgeber eines Magazins – die Studenten entwickelten Geschichten mit ihm und über ihn, oder ließen sich von seinen Interessen inspirieren. Aus der Liebe zum Klavier entstand das Gespräch mit dem jungen Pianisten-Duo Alice Sara Ott und Francesco Tristano. Menschen aus Mode, Kunst und Kultur trifft man am Besten „Auf einen Espresso …“. Gastautor Jan Weiler sinniert über die Lässigkeit von Grau – nicht nur fürs Haar. „BROT SOLL MAN NICHT SCHNEIDEN, MAN MUSS ES BRECHEN“

Gute Zutaten, ein respektvoller Umgang damit und eine anregende Präsentation – laut Charles die drei Grundlagen für ein gelungenes Gericht. Ebenso für dieses Magazin, das klare Sprache und optische Großzügigkeit auszeichnen. Porträtstrecken entfalten sich, künstlerische Arbeiten, wie die abstrakten Risograph-Prints der Holländerin Sigrid Calon, treffen auf den Fotopionier Gustave Le Gray aus dem 19. Jahrhundert. Charles persönliche Lieblinge sind die Gockel aus der Reihe „Poultry Suite“ der amerikanischen Fotografin Jean Pagliuso. „EIGENTLICH MÜSSTE MAN MODEMAGAZINE NEU ERFINDEN: A LS O M AC H T D O C H B I T T E M A L E I N G A N Z N E U E S H E F T! “

MO:DE6 – Charles ist fertig und liegt in Ihren Händen. Wir wünschen Ihnen damit ganz einfach gute Unterhaltung. 1


B L A C K J E A N

# 1 3 ,

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P A G L I U S O

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B L A C K J E A N

# 1 4 ,

2 0 0 6

P A G L I U S O

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INHALT

Editorial, Seite 1 C o n t r i b u to rs, S e i te 6 Sponsoren & Dank, Seite 244 Impressum, Seite 248

S E I T E 1 0 6

SCHÖNHEIT S E I T E

S E I T E

1 0

1 1 8

CS

KÜCHE

S E I T E

S E I T E

4 6

1 3 4

ZUFALL

FRAUEN & DRINKS

AUF EINEN ESPRESSO MIT

S E I T E

1 4 6

MEER

C h r i s t i a n e Ar p, S e i t e 5 4 A l b e r t O s t e r m a i e r, S e i t e 8 0 Ivan Liška, Seite 102

S E I T E

Armin Kratzert, Seite 132

1 6 0

Eckart Witzigmann Seite 158

SANDRA FORSTER

Dana Weschke, Seite 180 Markus Höhn, Seite 202

S E I T E

P a t r i k M u f f, S e i t e 2 1 4

1 7 0

SAMMLUNG S E I T E 5 6

S E I T E

ALICE SARA OTT & FRANCESCO TRISTANO

1 8 2

GRAU

S E I T E

S E I T E

6 8

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BROT

COCKTAILS

S E I T E

S E I T E

8 2

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WEISSES HEMD

BOX

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www.zwiesel-1872.com

Eine Hommage an die Barkultur. Charles Schumann, der mit seiner langjährigen Erfahrung die Barkultur weltweit prägte, hat die Entwicklung von HOMMAGE intensiv begleitet. Die exklusive Kristallglaskollektion verbindet Ästhetik und Genuss auf einzigartige Weise und interpretiert klassische Barkultur mit moderner Raffinesse neu. Markante Schliffe schaffen ein unverwechselbares Spiel mit Licht und Farbe. In Kombination mit goldfarbenem Whisky oder klassischen Cocktails verbinden sich Glas und Getränk zu einem einzigartigen optischen Erlebnis.

ZWIESEL 1872 | GOURMET COLLECTION. FÜR DIE SEELE DES WEINES.


S e i t e 2 + 3, 2 4 5 -2 4 7

Seite 46

Romy Blümel, Katharina Gschwendtner, Lehel Kovács, Tina Berning, Anje Jager, Carmen Segovia, Uli Knörzer, Frank Höhne: Acht Illustratoren porträtierten die Gesprächspartner der Interview-Serie „Auf einen Espresso mit …“, die sich über das gesamte Magazin verteilt. Herausgekommen sind wahre Charakterköpfe! Besonders spannend: die Vielfalt zeitgenössischer Illustrationsstile und -techniken zu betrachten. S e i t e 5 4 , 8 0, 1 0 2 , 1 3 2 , 1 5 8 , 1 8 0, 2 0 2 , 2 1 4

Seite 10

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ULRIKE MYRZIK

MARCO WAGNER Der Wunsch, sich mit Politik auseinanderzusetzen, brachte den Münchner Matthias Ziegler zur Fotografie. Seine Porträts und Reportagen widmen sich häufig brisanten internationalen Themen. Mit „CS“ entstand eine Hommage auf Charles Schumann – dessen Stil, so Ziegler, sei schließlich der Ausdruck einer starken persönlichen Haltung.

Die Arbeiten des Künstlers Marco Wagner illustrieren für „Charles“ aktuelle Perspektiven der Zufallsforschung. Der 32-Jährige arbeitet traditionell mit Bleistift und Acryl auf Papier. Seltsame Spuren, wie spontan verwischte Farbe, überlagern die gemalten Tiermotive. Ob dabei der Zufall eine Rolle spielte?

DIE ILLUSTRATOREN

Seit Mitte der 70erJahre porträtiert die New Yorker Fotografin Jean Pagliuso Stars wie Mick Jagger, Meryl Streep oder Tilda Swinton. Ihre aktuelle Serie „Poultry Suite“ zeigt Bilder von charaktervollen Hennen und Gockeln. Unter Barkeepern kursiert übrigens die Anekdote, dass „Cocktail“ sich vom englischen „cock“ wie Hahn herleitet.

MATTHIAS ZIEGLER

JEAN PAGLIUSO

CONTRIBUTORS

Die Fotografin Ulrike Myrzik reist für Magazine, Werbekunden und Ausstellungsprojekte um die Welt. Für „Alice Sara Ott & Francesco Tristano“ porträtierte sie die Pianisten Alice Sara Ott und Francesco Tristano in Schloss Elmau. Klavier spielt Myrzik selbst zwar nicht, aber mit ihren sensiblen Bildern trifft sie immer den richtigen Ton. Seite 56


Seite 68

Seite 82

REGINA RECHT ARMIN SMAILOVIC

SIGRID CALON ELIAS HASSOS

BARBARA BONISOLLI Nahezu alle Lebensmittel, die FoodFotografin Barbara Bonisolli in ihrer Küche verwendet, baut sie in ihrem Garten am Starnberger See an. Inszeniert und fotografiert werden sie in ihrem Studio am Münchner Goetheplatz. Den bewussten und innovativen Umgang mit besten Zutaten zeigt Bonisolli in ihrem Buch „Barbara kocht“.

Den Werken der niederländischen Künstlerin Sigrid Calon liegen ein fester Raster, acht Farben und acht Formen zugrunde. Man könnte sie als eine Mischung aus Stickvorlage, Empathisch und Schablone und flexibel – so lässt sich Computerprint beder Arbeitsstil von schreiben. Mit Elias Hassos beihren teils großforschreiben. Der Münch- matigen Risographner Fotograf ist bePrints, einer Siebkannt für einfühldrucktechnik, same, minimalistische gelingt Calon eine Porträtaufnahmen. eigenständige Eine Idealbesetzung visuelle Ausdrucksfür die Modestrecke form. Seite 106 „Weißes Hemd“. Hassos selbst trägt weiße Hemden selten: „Ich stehe total auf sie – aber die werden so schnell dreckig.“

Reportage- und Porträtfotograf Armin Smailovic begab sich für „Das Küchenstück“ an einen ganz besonderen Krisenherd: in die Küche von „Schumann’s am Hofgarten“. International geht es zu, professionell, hektisch. Zu lang wollte sich von den Köchen keiner auf die Finger schauen lassen, aber Schnelligkeit ist Smailovics Spezialität. Seite 118

7

Klick, klick, klick – für die Porträtstrecke „Frauen & Drinks“ hatte Regina Recht den Finger ständig am Auslöser. Sie fotografierte im „Schumann’s“ und im Münchner Hofgarten. Ihr Gespür für natürliches Licht und den unerwarteten Augenblick schult sie auf Reisen. Magazine wie Stern, Geo oder Vanity Fair schätzen ihr Können. Seite 134


Seite 146

Seite 160

„Weglassen ist das halbe Leben“, so der Kunstsammler Lothar Schirmer. 2013 überließ er dem Münchner Lenbachhaus Werke von Beuys. Seit vierzig Jahren bringt sein Verlag Schirmer/Mosel Bücher über Kunst und Fotografie heraus, so 1982 das weltweit erste über Cindy Sherman. „Charles“ lud Schirmer zur Zeitreise durch alte Zeitungen. Seite 170

8

„Der Entstehungsprozess ist mir wichtiger als das Ergebnis“, sagt der Münchner Fotograf Sammy Hart. Für die Porträtstrecke „Grau“ begab er sich deshalb mit unseren Redakteuren auf die Suche nach grauhaarigen Persönlichkeiten. Und inszenierte sich mit seinen grauen Locken vor der eigenen Kamera. Seite 182

DAGMAR MURKUDIS

SAMMY HART

LOTHAR SCHIRMER

SIGRID REINICHS GUSTAVE LE GRAY Der französische Fotograf Gustave Le Gray (1820 – 1884) revolutionierte mit dem Negativ-FilmVerfahren die Fotografie. Für Aufnahmen der französischen Flotte kombinierte er zwei Negative miteinander, um Wolken und Wellen realistisch abzubilden. Seine Werke, die heute hohen Sammlerwert haben, illustrieren unsere Sehnsucht nach dem „Meer“.

„Mein Ziel ist es, die Fotos gemeinsam mit dem zu Porträtierenden zu erarbeiten“, erklärt die Fotografin Sigrid Reinichs. Für „Charles“ gelangen ihr feinsinnige Momentaufnahmen der Münchner Gastronomin Sandra Forster. Reinichs arbeitet u. a. für das SZ-Magazin, Brand eins, den Stern und das Greenpeace Magazin.

Bevor Dagmar Murkudis Stylistin wurde, arbeitete sie nahezu zwanzig Jahre als BeautyRedakteurin bei Cosmopolitan und Marie Claire. Beruflich hatte sie schon immer viel mit Farben zu tun – von Grau ist sie jedoch besonders angetan. Auch ihre Dreadlocks kann sie sich in einem hellen Grauton vorstellen: „Noch habe ich sie nicht, dabei bin ich schon so alt …“ Seite 182


Seite 200

MARTIN FENGEL „Mensch Charles, das kannst du doch besser“, brüllte unser Fotograf Robert Fischer Charles Schumann an, als der sich mit Boxtrainer Andreas im Ring schwitzend durch die letzte Runde kämpfte. Fischer, der Charles schon für das Zeit Magazin porträtiert hat, umkreiste die beiden mit der Kamera. Am Ende waren alle drei k. o. Seite 218

Mit einfachen Bildern charmante Geschichten erzählen, das ist die Spezialität von Martin Fengel. Die abgetragenen Schuhe von Charles Schumann legte er auf eine weiße Pappe und fotografierte sie ab: „Das war nicht sehr schwierig.“ Sieht aber fantastisch aus. Der Fotograf arbeitet für das Zeit Magazin und lehrt an der Akademie der Bildenden Künste in München. Postkarten

ANJA PRESTEL

Gemeinsam mit dem japanischen Fotografen Shinichi Takahashi hat Charles Schumann die Klassiker unter den Cocktails in den Vordergrund gerückt: „Mojito“ und „Champagner Cocktail“ – selbstverständlich! Der „Cosmopolitan“ galt eigentlich lange als blöder Frauendrink, jetzt gehört auch er ins Charakterfach. Optischer Favorit: Der „Del Mar“, dem ein wenig Blue Curaçao eine karibische Note verleiht.

ROBERT FISCHER

Für „Charles“ sinnierte unser Gastautor Jan Weiler humorvoll über die Farbe Grau. Der Journalist und Schriftsteller war Chefredakteur des SZ-Magazins, bevor er mit seinem ersten Buch „Maria, ihm schmeckt’s nicht!“ berühmt wurde; gerade ist die Neuerscheinung „Das Pubertier“ auf der Spiegel-Bestsellerliste.

SHINICHI TAKAHASHI

JAN WEILER

CONTRIBUTORS

Als wenige Minuten vor der Produktion die Fotografin mit vermeintlich gebrochenem Finger zum Krankenhaus fuhr, gerieten wir in Panik. Umso größer war die Erleichterung, als sie etwas später samt Schiene beginnen konnte. Anja Prestel fotografierte trotz Handycap mehr als dreißig Produkte an einem Nachmittag. Supplement

Seite 204

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P R O D U K T I O N

F O T O S M A T T H I A S

J E N N I F E R

Z I E G L E R

W U R S T E R

A N N A B E L L A

K L E I N

„Ü B E R G U T E A N Z ÜG E G I BT ’S F Ü R M I C H N I C H TS Z U R E D E N , D I E G E H Ö R E N E I N FA C H DA Z U – I C H W O H N E I N I H N E N “

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„FRÜHER HABEN MICH DIE MENSCHEN AU F D E R S T RA S S E A N G E S P RO C H E N , W E I L S I E M I C H T O L L FA N D E N . H E U T E F I N D E N S I E M E I N E A N Z Ü G E T O L L“

21




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„ICH BIN SCHON IM ANZUG ZUR S C H U L E G E GA N G E N . N I E M A N D AU F D E M D O R F H AT DA S V E R S TA N D E N “

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„IMMER WENN ICH DIESEN ROTEN LEINENANZUG TRAGE, DENK ICH MIR: CHARLES, D U S I E H S T H E U T E D E N G A N Z E N TAG S C H O N W I E D E R AUS W I E E I N E S C H UM A N N ’S -T I S C H D E C K E“




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ANZÜGE AUS CHARLES ’ PRIVATER SAMMLUNG

S E I T E

1 1 , 1 4 , 1 7 , 2 3 , 3 2

SCHWARZES SAMTSAKKO VON GIORGIO ARMANI Hemd: Herr von Eden

S E I T E

1 2 + 1 3 , 2 6 , 3 0 + 3 1 , 4 1

ANZUG AUS ROTEM LEINEN, MASSANFERTIGUNG VON SICKING, MÜNCHEN Hemd: Brioni

S E I T E

1 6 , 4 2

ROTER KASCHMIRPULLOVER VON MALO L e i n e n h o s e : M a ß a n f e r t i g u n g vo n S i c k i n g, M ü n c h e n

S E I T E

1 8 , 2 9

GLENCHECK-ANZUG IN GRÜN- UND BRAUNTÖNEN, VON BALDESSARINI Hemd: Brioni S c h u h e : To m Fo r d ü b e r L o d e n f r e y

S E I T E

2 0 + 2 1

HELLBLAUER EINREIHER VON E. THOMAS Hemd: Ermenegildo Zegna E i n s t e c k t u c h : S i c k i n g, M ü n c h e n

S E I T E

2 4 + 2 5

ANZUG IN KORNBLUMENBLAU, VON BALDESSARINI Hemd: Herr von Eden

S E I T E

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ANZUG MIT BLOCKSTREIFEN, VON KITON Hemd: Paul Smith

S E I T E

3 4 , 3 6 + 3 7

NADELSTREIFENANZUG VON WINDSOR Hemd: Lodenfrey Kr a w a t t e : S i c k i n g, M ü n c h e n

S E I T E

3 8

PETROLFARBENER LEINENANZUG VON KITON Hemd: Paul Smith

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Connecting Global Competence

FEBRUARY 20 – 23, 2015 MESSE MÜNCHEN INTERNATIONAL INHORGENTA.COM INHORGENTA-BLOG.COM


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C

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I L L U S T R A T I O N E N M A R C O

ZUFALL

W A G N E R

I N D E N F A L S C H E N Z U G S T E I G E N U N D D A N N U N E R WA R T E T A U F E I N E N A L T E N B E KA N N T E N T R E F F E N – W E N N D A S P A S S I E R T, S P R E C H E N W I R V O N Z U F A L L . W I E E R U N S E R L E B E N P R Ä G T, E R F O R S C H E N W I S S E N SCHAFTLER VERSCHIEDENER DISZIPLINEN

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nehmen nicht bewusst wahr, was da eigentlich passiert und empfinden es als unbegreiflich. Das berühmte Bauchgefühl ist also ein Trugschluss?

P R O F. D R . H A R T M U T B Ö H M E K U LT U R- U N D L I T E RAT U R-

Herr Professor Böhme, lässt sich der Zufall überhaup t wissenschaftlich erforschen?

Die Frage ist zunächst, ob es Zufälle überhaupt gibt oder ob es sich dabei einfach um eine Kategorie unseres Nichtwissens handelt. Uns erscheint ein Ereignis als zufällig, wenn es ohne Kontext eintritt. Wir wissen nicht, woher es kommt, in welchen Zusammenhang es gehört, oder welche Ziele es verfolgt. Die Einbettung der Geschehnisse in einen Sinnzusammenhang scheint nicht gegeben zu sein – zumindest haben wir sie nicht erkannt. Sie versuchen, dem Zufall einen Sinn zu geben?

Im Nachhinein kann man ihn durch Rekonstruktionsarbeiten entschärfen. Forschen zum Zufall bedeutet, eine minimale Ordnung vorauszusetzen. Nur so zeigt sich der Zufall nach seinem Eintreten als ein Element innerhalb einer Ursachen- oder Wirkungskette. Man geht davon aus, dass die Welt nicht radikal zufällig ist, sondern dass es eine Art Balance zwischen Ordnung und Chaos gibt. Dort findet der Zufall seinen Platz. Lässt sich der Zufall über haup t begreifen?

Kaufentscheidungen zum Beispiel erscheinen uns manchmal zufällig, weil darin unbewusste Entscheidungen getroffen werden – schneller als unser Kopf überhaupt mitdenken kann. Wir

» DIE EHE WURDE ERFUNDEN, UM DEN ZUFALL AUSZUSCHLIESSEN «

WISSENSCHAFTLER

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Natürlich! Wir haben Methoden entwickelt, um herauszufinden, wo die Verursachungsketten von unbewussten Entscheidungen ihren Anfang finden. Warum kann ich keinen Fahrstuhl betreten? Weil es keine erkennbaren Gründe gibt, glauben wir, dass es Zufall ist, daran zu leiden. In entsprechenden Therapien lernt man, mit diesem vermeintlichen Zufall umzugehen: Verhaltenstherapeuten versuchen, ihn beherrschen zu lernen, Psychoanalytiker helfen uns, ihn verstehen zu lernen. Menschen schaffen sich gerne Strukturen – ist der Zufall wider unsere Natur?

Der Zufall ist weder unsere Natur noch unser Gegner – er ist beides. Vieles in uns ist mit dem Zufall befreundet. Wir lieben das Unerwartete, das Überraschende des Glücks, wir sind Spieler. Das Unkalkulierbare bereitet uns nicht nur Angst, sondern auch Lust – das ist die Ambivalenz des Zufalls. Handelt es sich bei modernem Networking um Zufallserhöhung?

Ein Künstler ist abhängig von seinem Netzwerk aus Sammlern, Galeristen und Kritikern, sonst sind seine Werke wertlos. Ich betrachte die Chancenverbesserung, auch bekannt als Vitamin B, als eine Umgangsweise mit dem Zufall. Man überbietet ihn durch Strategien des Networking. Beeinf lusst der Zufall auch die Wahl unserer Lebenspartner?

Ja, wir suchen unsere Liebsten auch aus, weil wir uns nach Sicherheit sehnen. Ein Ehepartner sorgt für Stabilität. So betrachtet bietet die Ehe eine


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Ausschlussmöglichkeit für Zufälle, sie wurde erfunden, um ihn zu verbannen. Die Ehe bedeutet Sicherheit, der Zufall Freiheit?

Je nachdem wie wir über die Welt, den Zufall oder das Schicksal denken, verändert sich auch unser Selbstverständnis. Wenn wir in einer Welt der göttlichen Vorhersehbarkeit leben, ist alles, was uns zufällig erscheint, einer höheren göttlichen Ordnung angehörig, die wir nur nicht durchschauen, weil uns der Überblick fehlt. Wir würden uns in einer passiven Situation gegenüber dem Zufall befinden?

Ja, das trifft auch auf den Begriff des Schicksals zu, wie er in der antiken Welt verwendet wurde. Fortuna war streng determiniert und nicht durchschaubar – man war ihr ausgeliefert. So fühlen wir uns noch heute angesichts von Naturkatastrophen.

Wenn wir weder Gott, noch ein völliges Chaos oder eine total determinierte Ordnung der Welt voraussetzen, dann können wir den Zufall als eine performative Offenheit betrachten, die zu den Systemprozessen von Gesellschaft und Natur gehört. Und so, wie wir uns innerhalb einer Gesellschaft oder der Natur wahrnehmen, werden wir auch mit den Gegebenheiten dieser Welt und mit uns selbst umgehen.

P R O F. D R . P E T E R B R U G G E R N E U RO P SYC H O L O G E ( C H )

P R O F. D R . H A R T M U T B Ö H M E K U LT U R- U N D L I T E RAT U RWISSENSCHAFTLER Der Kultur- und Literaturwissenschaftler studierte Germanistik, Philosophie, Theologie und Pädagogik. Seit 1993 lehrt er an der Humboldt-Universität Berlin, Böhme nähert sich nicht nur dem Zufall aus kulturtheoretischer Perspektive. 2013 publizierte er „ Das Orale. Die Mundhöhle in Kulturgeschichte und Zahnmedizin“.

P R O F. D R . P E T E R B R U G G E R N E U RO P SYC H O L O G E ( C H ) Als größten Zufall seines Lebens bezeichnet es Brugger, seine Frau auf einer Schiffsreise kennengelernt zu haben. Der 1957 in Zürich geborene Schweizer studierte Biologie, klinische Psychologie und Neuropsychologie. Seit 2003 leitet er die Ab teilung für Neuropsychologie des Universitäts spitals in Zürich.

P R O F. D R . K L A U S M A I N Z E R WISSENSCHAFTSPHILOSOPH

Ist unser Leben ein einziger Zufall?

Weshalb es genau diese eine Samenzelle und nicht eine andere schafft, ist wahrscheinlich das Unvorhersehbarste, was in unserem Leben vorkommt. Darum könnte man sagen, dass wir schon von Geburt an als Mensch zufällig sind. Das ist eigentlich die radikalste Form, uns zu begreifen – als zufällige Existenzen.

Für sein Buch „ Der kreative Zufall“ wurde Mainzer von seinem Lieblingsgo tt Kairos inspiriert – dieser lehrt uns, dass wir gute Gelegenheiten erkennen und am Schopfe packen können. Der 1947 geborene Mathematiker, Physiker und Philosoph lehrt s e i t 2 0 0 8 a n d e r Tech n i s ch e n Universität München.

Interview Antonia Schaefer 51

Ein Würfel hat kein Gedächtnis, er arbeitet nach dem Zufallsprinzip: Die Chance eine „6“ zu bekommen, ist nach einer „6“ gleich groß wie nach einer „1“. Menschen neigen dazu zu denken, dass die Wahrscheinlichkeit, zweimal die „6“ zu würfeln, kleiner ist. Unser Gehirn tut sich schwer damit, den Zufall zu simulieren. Als Neuropsychologe erforsche ich die Hirnfunktionen, die dafür verantwortlich sind – ich untersuche die Unfähigkeit des Menschen, sich zufällig zu verhalten. In einem wissenschaftlichen Experiment beispielsweise müssen mehrere Versuchspersonen eine zufällige Abfolge von Spielkarten erraten. Vergleicht man anschließend die Abfolge der von ihnen genannten Kartensymbole, so wird man Ähnlichkeiten feststellen. In den Verhaltenswissenschaften interessiert uns genau dieser sogenannte subjektive Zufall. Er weicht systematisch und sehr weit vom objektiven und mathematisch fassbaren Zufall ab. Man hat das 20. Jahrhundert als den eigentlichen Beginn der Zufallsforschung bezeichnet. Mit der Wichtigkeit der Statistik hat auch die Bedeutung des Zufalls zugenommen. Überall dort, wo kleinste Effekte auftreten, von denen man wissen möchte, ob sie einen kausalen Einfluss auf den Beobachtungsgegenstand haben oder eben nur zufällig mitspielen, wird der Zufall wissenschaftlich untersucht: Von der Geologie, zu der die Erdbebenforschung gehört, über die Ökonomie bis hin zur Psychologie. Meist zielt man nicht dar-


Te x t C o n s t a n z e A d a m

P R O F. D R . K L A U S M A I N Z E R WISSENSCHAFTSPHILOSOPH

» DAS UNKALKULIERBARE DES ZUFALLS BEREITET UNS LUST «

auf ab, den Zufall nachzuweisen, sondern ihn auszuschließen. In der Neuropsychologie findet die Forschung ihre tägliche Anwendung vor allem in der Aufklärung. Wir versuchen die Menschen zum Nachdenken zu bringen, wenn ihnen ein „merkwürdiger Zufall“ passiert. Träumen sie etwa, dass Tante Wilhelmine stirbt, und der Traum bewahrheitet sich am nächsten Tag, muss einiges berücksichtigt werden, bevor man an prophetische Träume glaubt. Wie lange war die Tante schon sterbenskrank? Wie viele Male haben wir schon von ihrem Ableben geträumt und sie ist dann nicht gestorben? Oder: Sind wir nicht verführt dazu, an Prophetie zu glauben, wenn nach unserem Traum nicht Tante Wilhelmine stirbt, sondern ihr Hund? Man kann schon sagen, dass der Zufall unsere Persönlichkeit beeinflusst. Aber viel entscheidender für unsere Persönlichkeit ist natürlich, wie wir dem Zufall begegnen.

Das Leben als solches ist eigentlich purer Zufall. Neben der Selektion spielten für die Entwicklung von Flora und Fauna immer wieder zufällige Veränderungen der Erbanlagen eine Rolle. Hätte die Evolution systematisch alle denkbaren molekularen Kombinationen durchgetestet, wären wir vielleicht noch heute auf der Ebene der Moleküle. Statt-

dessen hat sich offenbar ein Trend herausgebildet, der zu unserer Entstehung geführt hat. Auf den Zufall bin ich während meiner Arbeit mit sogenannten komplexen Systemen gestoßen. Komplexe Systeme bestehen aus vielen Elementen, die Strukturen erzeugen, die mit unserem Gehirn oder dem Internet vergleichbar sind. Mich interessiert an ihnen, wie aus Chaos Struktur und Ordnung entstehen kann. In der scheinbar völlig determinierten Welt der Informatik spielt der Zufall eine wichtige Rolle. Wenn ein Computer Millionen von Fallunterscheidungen nach der Lösung eines Problems untersuchen soll, benötigt er eine gewaltige Rechenzeit. An dieser Stelle kommt mit dem Rechenverfahren des Algorithmus ein Zufallsgenerator ins Spiel – das spart Zeit und ist deutlich produktiver. Ist der Zufall nicht ein unglaublich effizientes Mittel? Seit der Antike unterscheiden wir den blinden und den kreativen Zufall. Die griechische Göttin Tyche traf ihre Entscheidungen ohne Rücksicht auf Verluste und beeinflusste das Schicksal der Menschen – sie verkörpert den blinden Zufall. Der Jüngling Kairos dagegen packte sich selbst an seinem langen Haarschopf, um sich so günstige Gelegenheiten aufzuzeigen. Künstler und Wissenschaftler nutzen den kreativen Zufall. Beethoven ging zu seiner Inspiration sehr gerne spazieren, dabei wird er nicht systematisch alle möglichen Kombinationen von Noten durchforstet haben. Picasso fing plötzlich an, die Kunst auseinanderzunehmen. Beide Männer verfügten natürlich über den nötigen Hintergrund, Talent kommt nicht von irgendwoher. Wer bei der Schulaufgabe auf eine göttliche Eingebung hofft, wird vergeblich warten. Wir können die Wahrscheinlichkeit für einen guten Einfall erhöhen, indem wir uns auf das Thema vorbereiten. Te x t J e n n i f e r W u r s t e r

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Kurzwaren" & WOLLE

LU DW I G BE CK K U R Z WAREN & WOLLE BURGSTRASSE 7 MÜNCHEN


I H R E N KA F F E E W I E I M M E R S C H WA R Z , F R A U A R P ?

I L L U S T R A T I O N R O M Y

I N T E R V I E W

B L Ü M E L

V E R E N A

E M I G

Christiane Arp wurde 1961 in Stinstedt, Niedersachsen, geboren. Nach ihrem Modedesign-Studium in Hamburg arbeitete sie unter anderem für Brigitte und Amica und leitete das Moderessort beim Stern. Seit 2003 ist sie Chefredakteurin der deutschen Vogue. Arp, die für ihre ruhige, zurückhaltende Art hochgeschätzt wird und als Förderin junger Design-Talente gilt, empfindet ihre Visitenkarte als „ nur geliehen“. Dennoch glaub t sie, dass sie im Geiste ein Leben lang Vogue-Chefredakteurin bleiben wird – denn die Vogue ist für sie eine Lebenseinstellung.

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Frau Arp, wie umschreiben Sie Schönheit in drei Worten?

Haltung, Wahrheit, Authentizität. Gerade wenn man über Charles Schumann spricht – der lässt sich nicht verbiegen. Schönheit bedeutet also nicht unbedingt Perfektion?

Ja, genau. Wenn man sich so sehr mit Schönheit beschäftigt wie ich, dann sind am Ende nicht die Primärreize ausschlaggebend dafür, was oder wen man als schön empfindet. Ist es nicht schade, dass außergewöhnliche Entwürfe von Designern wie Augustin Teboul oder Patrick Mohr von der Öffentlichkeit wenig geschätzt werden?

In Deutschland geht man eben nicht selbstverständlich mit Mode um. Aber Mode braucht Köpfe wie Patrick oder wie Annelie und Odély von Augustin Teboul. Weil sie mit ihren Entwürfen das Design nach vorne bringen. Wie stehen die Chancen, dass Mode auch in Deutschland bald anders wahrgenommen wird?

Die jüngere Generation geht bereits komplett anders mit Mode um als meine. Jeden Tag kommen durch das Internet von überall ganz viele Bilder. Wir alle wollen irgendwie „sein wie …“ und wir wollen „aussehen wie …“, also die – wie ich es nenne – „deutsche Angst vor Schönheit“ bröckelt. Sie haben einmal über Andy Warhol gesagt, dass wir ihm die Kommerzialisierung von Kunst verdanken. Ist in der Mode hingegen nicht zu viel Kommerz?

Wenn ich Sie nach Modenschauen der Prêt-à-porter-Kollektionen frage, die im März in Paris gezeigt wurden, dann ist Ihnen wahrscheinlich der Chanel-Supermarkt am meisten in Erinnerung geblieben. Wir brauchen diese prägnanten Bilder. Trotzdem ist Chanel auch kommerziell erfolgreich. Künstlerischer Anspruch und wirtschaftlicher Erfolg schließen sich nicht aus. Welcher Ort weckt Ihre Kreativität?

Ich kann an jedem Ort etwas finden, das mich inspiriert. Ganz besonders liebe ich das Land, insbesondere meinen Bauerngarten in Norddeutschland und das Meer – vor allem, wenn ich mal wieder Platz im Kopf brauche. Welcher Alltagsgegenstand erfreut Sie täglich mit seiner Schönheit?

Mein Kaffeebecher mit Mingdrachen von der Manufaktur Meissen. Er ist das Erste, was ich morgens in die Hand nehme – und das genieße ich.

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A L ICE SA R A OTT & F RA NCESCO T R ISTA NO F O T O S U L R I K E

M Y R Z I K

T E X T L A R I S S A

W E I S S

W E N N S I C H DA S P I A N I S T E N - DUO A M F L ÜG E L G EG E N Ü B E R S I T Z T U N D S T ÜC K E AUS V E R S C H I E D E N E N E P O C H E N S P I E L T, K L I N G T D A S , A L S W Ä R E J E D E R T O N N U R F Ü R D I E S E N AUG E N B L I C K G E S C H R I E B E N WOR D E N

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Alice, Francesco – wie verbringen Sie die Zeit vor einem Konzert?

Auch nicht, wenn ein Handy klingelt?

F: Es gibt verschiedene Arten von Konzentration. Man kann auf der Bühne völlig abschalten und von nichts etwas wissen wollen, aber das limitiert natürlich den eigenen künstlerischen Ausdruck. Deshalb finde ich es interessant, als Interpret mitzubekommen, was um mich herum passiert. Auch wenn ein Geräusch nicht angenehm ist, zeigt es mir, dass ich präsent bin.

Francesco: Wir entspannen. Jeder von uns hat seinen eigenen Raum hinter der Bühne. Neulich kam Alice etwa eine Stunde vor einem Auftritt zu mir und fragte: „Was machst du? Ich langweile mich.“ Wir haben dann gemeinsam Tee getrunken. Alice: Ich genieße es, dass wir gerade gemeinsam touren. Die Menschen um mich herum wollen immer besonders respektvoll sein und ziehen sich zurück – aber ich mag es lieber, wenn es nicht so still um mich ist. Francesco: Die Isolation regt einen auf. Alice: Ja, ich möchte dann immer sofort auf die Bühne.

Wie empfinden Sie die Zeit, wenn Sie spielen?

A: Heartbeat und Rhythmus fühlt man, aber das allein ist für mich nicht Zeit. Ich versuche, so etwas wie ein Gefühl vom „Hier und Jetzt“ zu bekommen. Unser Alltag ist heute unglaublich schnell geworden, aber in den zwei Stunden im Konzert schauen die Menschen nicht auf ihre Handys – sie sind nicht von der Zeit abhängig, weil wir sie in eine Welt entführen, in der diese keine Rolle spielt.

Beeinf lusst der Ort Ihr Spiel?

A: Ja, sehr, schließlich streben wir nach dem besten Klang und der besten Interpretation. Deswegen sind Saal, Akustik und Publikum absolut notwendig, um ein Live-Moment zu kreieren.

Vergeht die Zeit auf der Bühne eigentlich langsamer?

F: Wenn es sich so anfühlt, ist das für mich ein gutes Zeichen, weil jeder Augenblick erlebbar wird. A: Mir kommt beispielsweise diese Millisekunde, nachdem wir aufgehört haben zu spielen und bevor die Leute anfangen zu klatschen, unglaublich lang und intensiv vor – ich habe den Eindruck, plötzlich alles im ganzen Saal zu spüren.

Wie eng ist denn Ihr Kontakt zum P ublikum?

A: Ich nehme es ständig wahr, aber eher unbewusst. Wenn ich selbst im Publikum sitze und Menschen Geräusche machen, nervt mich das fürchterlich, aber wenn ich auf der Bühne bin, hat mich das noch nie gestört. 62


ES GI BT K EI N E FA LSCH EN TÖN E IN DER M USI K

Sie spielen Stücke aus verschiedenen Epochen, Francesco macht außerdem Techno -Musik. Wie passen diese Stilrichtungen zusammen?

F: Musik ist ein Kontinuum. Sie hat irgendwann mit dem ersten Vogel, der geträllert hat, begonnen, und jetzt programmieren wir Maschinen und machen Techno-Sounds. Die Vergangenheit wird dabei ständig in der Gegenwart fortgeschrieben. Wie viel Spielraum haben Sie als Künstler gegenüber der Komposition?

A: Für mich gibt es nur eine einzige Wahrheit in der Musik, aber Millionen Wege, sie zu interpretieren. Es ist, als ob man die Farbe Rot betrachtet – dass etwas rot ist, lässt sich nicht bestreiten. Aber jeder Mensch empfindet dieses Rot auf andere Art und Weise und da fängt für mich der Interpret an. Was ist, wenn Sie mal um eine Taste danebenliegen?

A: Wir stellen sehr hohe Ansprüche an uns selbst, aber für mich liegt die Perfektion dennoch in der Unvollkommenheit. Alles andere wäre langweilig.

lassen. Francesco hat lange nicht darauf reagiert, bis er irgendwann meinte: „Ich glaube, du brauchst einen Drink!“ Wir sind zur Bar gegangen, danach ging es besser.

Heißt das, dass Sie auch gerne mal improvisieren?

Wie ist das, wenn Sie sich so an zwei Flügeln gegenübersitzen?

A: Francesco schon, ich kann das nicht. F: Doch, du improvisierst auch. A: Mit meinen falschen Tönen, oder was? F: Es gibt keine falschen Töne in der Musik – zumindest nicht in der Neuen. Seit wir zusammen musizieren, bist du offener geworden, Noten zu spielen, die nicht auf der Partitur stehen. Schon möglich, dass du dir vorab eine Version in deinem Kopf zurechtgelegt hast, aber während des Konzerts spielst du anders. Das ist doch total improvisiert. A: In dem Sinne ja – und es lässt sich dann auch nicht wiederholen.

F: Es ist schön! Als Pianist ist man ja ein einsamer … A: … ein einsamer Wolf. F: Genau. Man übt allein und spielt allein. Und dann übt man wieder allein, reist allein und steht allein auf der Bühne. In diesem Beruf ist man einfach immer allein. Unser aktuelles Programm „Scandale“ ist genau das Gegenteil davon – wir haben es uns zusammen ausgedacht, geprobt und gehen damit auf Tournee. Welche Idee steht hinter „ Scandale“?

A: Es ist eine Hommage auf eine Person und ihre Vision: Sergei Djagilew, der Impresario des Ballets Russes, hat vor rund hundert Jahren Künstler zusammengebracht und ihnen den Freiraum gegeben, das zu verwirklichen, was sie in ihren Köpfen und Herzen trugen. Djagilew arbeitete mit Künstlern wie Henri Matisse und Jean Cocteau oder dem Choreographen George Balanchine – alles Persönlichkeiten, die damals die Kunstwelt repräsentiert haben und nicht unumstritten waren … F: Bei Igor Strawinskis Komposition „Le Sacre du Prin-

Wie passen eigentlich Ihre Persönlichkeiten zusammen?

F: Wir ergänzen uns, aber manchmal sind wir nicht kompatibel. Ich mache Alice fertig mit meiner Nonchalance. A: Als wir sein Techno-Stück geprobt haben, das akustisch eine komplett neue Welt für mich darstellt, habe ich mich mit allen meinen Grenzen konfrontiert gesehen. Ich war plötzlich sehr frustriert und habe angefangen, das an ihm auszu63


BACH WA R EI N COOL ER TYP

F: Gerade ist der Laptop das neue Instrument: Alle besitzen ein elektronisches Gerät, sind DJs und bringen allein oder mit Musiklabels ihre Produktionen heraus. Welchen Komponisten hätten Sie gerne getroffen, wenn er heute noch leben würde?

A: Bach, er war meine erste musikalische Liebe. Und Sie, Francesco?

F: Heute leben ja auch super Komponisten, aber ich glaube auch, dass Bach ein cooler Typ war. A: Er war ein Genie und trotzdem sehr bodenständig. Seine Kompositionen sind etwas, worauf die Menschen immer wieder gerne zurückkommen. F: Na ja, Werke wie die 5. Sinfonie mit Ta-ta-ta-tam von Beethoven kennt auch jeder. A: Ja natürlich, aber wenn du in einen Club gehen und seine 9. Sinfonie auflegen würdest, könnte sich keiner dazu bewegen. Legst du Bach auf, würden alle weitertanzen. F: Stimmt. Und Bach war ein Bonvivant. Er hat Kaffee gemocht und Wein und Zigarren. Wir hätten einen coolen Abend mit ihm verbringen können. A: Und eine Jamsession gemacht. F: Aber wir hätten ihm sagen müssen, dass er Viola oder Geige spielt. Drei Klaviere sind zu viel.

temps“ für eine Ballettaufführung von 1913 sind die Leute aus dem Saal gelaufen, sie fanden es skandalös. A: Auch „La Valse“ von Maurice Ravel und die anderen Stücke, die wir aufgenommen haben, schockierten ihr Publikum – es war angewidert und zugleich fasziniert. Die Musik dieser Ära war eine Revolution. Francesco, wie passt Ihr Stück „ A Soft Shell Groove“ in diesen Kontext?

Die deutsch-japanische Pianistin Alice Sara Ott

F: „Scandale“ kreist um eine Person der Vergangenheit, aber Djagilew war ein Visionär, der seine eigene Gegenwart geprägt hat. Deshalb erschien es uns richtig, auch etwas aus unserer Zeit in das Album aufzunehmen. So habe ich ein Stück geschrieben – leider kam es ein bisschen spät bei Alice an, erst rund zwei Wochen vor der Aufnahme. Trotzdem hat alles noch gut geklappt.

gewann bereits als Kleinkind zahlreiche Wettbewerbe und wurde vom renommierten Klavierpädagogen Karl-Heinz Kämmerling am Salzburger Mozarteum unterrichtet. Spätestens als sie 2010 für ein Konzert in London für Lang Lang einsprang, war die 25- Jährige international bekannt. Im Alter von 13 Jahren gab der in Luxemburg geborene Francesco Tristano sein erstes

Alice sagte vorhin, dass das Leben heute sehr schnelllebig sei. Sie haben viele Jahre in das Erlernen eines Instruments investiert – kommen Sie sich damit manchmal etwas „unzeitgemäß“ vor?

Konzert mit Eigenkompositionen. Der 32- Jährige ist Absolvent der Juilliard School in New York, wo er auf elektronische Musik aufmerksam wurde. Seitdem komponiert er auch Techno -Stücke und tritt sowohl in klassischen Konzertsälen als auch in Clubs auf.

A: Wie lustig! Dieses Bild, das man von klassischen Musikern hat, als ob sie die ersten zwanzig Jahre ihres Lebens nur zu Hause geblieben wären – wie kann man denn Musik machen, wenn man nicht weiß, wie das Leben ist?

„ Scandale“ erscheint am 8. Sep tember 2014.

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brot F O T O S

B A R B A R A

B O N I S O L L I

T E X T C H A R L E S

S C H U M A N N

P R O D U K T I O N F R A N Z I S K A

H E I N Z

Brot ist wahnsinnig wichtig, dazu noch eine richtig gute Salami, Marmelade oder Honig. Manchmal futtere ich den ganzen Tag nur so ein bisschen rum – dann breche ich mir in der Küche immer wieder ein Stück Brot ab und esse es mit salziger Butter und Honig ohne Ende. Ich habe das so zum ersten Mal in Portugal probiert. Viel gereist bin ich schon immer, habe mit Leuten gesprochen und mir was abgeschaut, vor allem in Spanien, im Baskenland und in Italien; in Frankreich schon weniger – dort ist mir das Essen zu aufgedonnert. Richtig gute Zutaten kriegt man heute kaum noch, vieles ist gedopt und verändert. Ich schaue mir die Sachen an, ich rieche, ich schmecke. Und es macht mich wütend, wenn ich eine Tomate kaufe, die nach drei Wochen noch nicht verfault ist, das ist weder natürlich noch ehrlich. Bei uns gibt es jeden Tag Brot mit richtig guten Sardinen aus der Dose. Warum ich diese einfache, unspektakuläre Küche mag? Vielleicht weil Essen mit Erinnerung zu tun hat. Ich bin in der Oberpfalz groß geworden – auf einem Bauernhof. Meine Mutter hat ganz ausgezeichnete Fleischpflanzerl gemacht, die ich heute noch nicht so hinbekomme. Wir hatten auch unseren eigenen Schinken. Immer zu Weihnachten wurde geschlachtet, danach geräuchert, und an Ostern kam der geweihte Schinken auf den Tisch. Ich spüre bis heute eine Nähe zu diesen Dingen. Ein Stück Brot mit einer schönen Salami drauf genügt, um mich glücklich zu machen. Ich bin ein Wurstsemmelliebhaber, mehr bin ich nicht.

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Parisette mit Olivenรถl und Fleur de Sel

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Sauerteigbrot mit Butter und gemischten Kr채utern: Rosmarin, Thymian, Dill, Koriander und Basilikum

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Brot



Landbrot mit eingelegten Ofentomaten


Campaillou-Brot mit frischer Salzbutter „La Baratte du Crémier“ aus Frankreich und herbem Kastanienhonig


FranzÜsisches Landbrot – gebrochen, nicht geschnitten!

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Parisette mit Olivenรถl, Ventricina-Salami aus Neapel und frittiertem Salbei

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Walnussbrot mit Butter, kleinen Sardinen in テ僕 und Rosmarin


Brotlaib mit Kruste

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E I N E N E S P R E S S O D O P P I O, HERR OSTERMAIER, WIE IMMER?

I L L U S T R A T I O N K A T H A R I N A

I N T E R V I E W

G S C H W E N D T N E R

T O B I A S

S T R E I C H E R

Albert Ostermaier gilt als einer der bekanntesten deutschen Lyrik-, Prosa- und Theaterautoren in Deutschland. Fünf Jahre nach seinem ersten Literaturstipendium gelang ihm 1995 der Durchbruch als Theaterautor. Von 2003 bis 2009 war er Hausautor des renommierten Wiener Burgtheaters und hat 2011 den Literaturpreis der „Welt“ für sein gesammeltes Werk erhalten. Ostermaier leb t in München und ist Torwart von „ Autonama“, der Autorennationalmannschaft.

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Als Schriftsteller muss man sich notgedrungen wahrnehmen, ein Auge und ein Ohr für sich haben. Man muss sensibel, wach und sehr durchlässig sein, sowohl für das, was um einen herum als auch in einem passiert. Ich verarbeite alles in meinen Texten. Alles was ich gelesen, gesehen, gehört habe, was mich wütend macht – alles was mich bewegt. Das ist der Resonanzraum des Schreibens. Kein Mensch auf der Welt kann objektiv schreiben, wie soll das funktionieren? Alles ist nur aus dem eigenen Blickwinkel gegeben. Als Schriftsteller versucht man oft, multiperspektivisch zu sein, verschiedene Blickwinkel der Wirklichkeit zu zeigen und auch Gegensätze nebeneinander stehen zu lassen, damit eine Annäherung an Objektivität stattfinden kann. Der Schriftsteller ist aber auch für die Subjektivität da. Schriftsteller, die sich in der Öffentlichkeit als solche inszenieren, kann ich nicht leiden. Dieses permanente Notizen machen, sich irgendwohin setzen und demonstrativ schreiben, das alles interessiert mich nicht. Für mich gibt es die Identität des Schreibens. Und dann gibt es natürlich die Privatperson. Dazwischen gibt es unglaublich viele Zwischenformen und großen Austausch. Ich würde mich ungern als gespaltene Persönlichkeit wahrnehmen, aber durch das Schreiben hat man das Geschenk, sich verwandeln zu können. Ich wundere mich heute über die Dunkelheit, die Gewalt, die Wut und auch die Todesmetaphern, die in meinen alten Texten stecken. Die stimmen so immer noch, aber wenn man aus einer anderen Zeit darauf schaut, ist das überraschend. Ich kann mich nicht mehr an den Menschen erinnern, der das geschrieben hat. Im Theater nennt man das schreibende Team auch „Die Schwarzen“. Schwarz sind im Theater die, die im Dunklen sitzen, um zu beobachten und den anderen nicht das Licht und die Aufmerksamkeit zu nehmen. Schwarz hat seine Schönheit durch die Strenge und die unendlich vielen Schattierungen. Kleidung ist für mich wichtig, weil sie wie ein eigener Raum ist, ein eigenes Klima, das man anzieht. Kleidung hat aber auch etwas mit Form zu tun, mit Gespanntheit, was beim Schreiben wichtig ist. Ich will niemanden verurteilen, der in Unterhosen vor dem Computer sitzt, aber für mich ist es nicht so.

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H A S S O S

M O D E L R A F A E L A

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P R O D U K T I O N S T E F A N I E K A T E R I N A

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KLASSISCH Ausgestelltes Hemd: COS Hose mit Gummizug: Massimo D utti


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VERTRÄUMT Bluse mit Schlangenprint: T h e K o o p l e s ü b e r S T Y L E B O P. c o m

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ENERGISCH B l u se m i t S ch l a n ge n p r i n t: T h e Ko o p l es, 端 b e r S T Y L E B O P. c o m ; Schwingender Rock mit Lederapplikationen: T h e K o o p l e s , 端 b e r S T Y L E B O P. c o m ; Stiefeletten mit Spitze: Jimmy Choo Limited


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VERWEGEN B l u s e i n Tra p ez fo r m : Ac n e S t u d i o s, ges e h e n b e i Wo m a n /Ma n , M端 n ch e n



SPORTLICH Ärmelloses Hemd: Jil Sander; Hosenrock: Chalayan, gese h e n b e i Wo m a n /Ma n , Mü n ch e n ; Turnschuhe: Nike, gesehen b e i M y s p o r t s w e a r, M ü n c h e n


ZUGEKNÖPFT B l u s e i n Tra p ez fo r m : Ac n e S t u d i o s, ges e h e n b e i Wo m a n /Ma n , Mü n ch e n ; Jogginghose: Roberto Collina, über Nicole Mohrmann; BH mit Spitze: Triumph


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VERSPIELT Bluse mit Schößchen: Steffen Schraut


DISTANZIERT Hemd aus Baumwolle: Closed, 端 b e r S T Y L E B O P. c o m ; S h o r t s m i t Pa i l l e tte n : Ac n e S t u d i o s, gese h e n b e i Wo m a n /Ma n , M端 n ch e n ; Loafer aus Samt: Un端tzer

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ENTSCHLOSSEN Bluse mit Knopf leiste am R端cken: Steffen Schraut; 7/ 8 - H o s e : M A C


ENTRĂœCKT Hemd mit Neckholder: COS; Pa l a zzo h o s e: S i s l e y; Pumps aus Wildleder: Jimmy Choo Limited



W I E WÄ R E E S M I T E I N E M S O M M E R L I C H E N E I S KA F F E E , H E R R L I Š KA ?

I L L U S T R A T I O N L E H E L

I N T E R V I E W

K O V Á C S

M A G D A L E N A

G R A U S G R U B E R

Ivan Liška gib t sich seit vierzig Jahren dem Ballett hin. Mit Disziplin, Willensstärke und Leidenschaft tanzte er sich seinen Weg vom Prager Konservatorium nach Deutschland, seit 1998 leitet der Deutsch-Tscheche das Bayerische Staatsballett in München. Seine Inszenierungen, die vom klassischen Dornröschen bis zum experimentellen Triadischen Ballett nach Oskar Schlemmer reichen, führten ihn mit dem Ensemble um die Welt; sein Engagement wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Was einen guten Tänzer auszeichnet? Innere Überzeugungskraft.

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Ballett ist eng mit Disziplin und Perfektion verbunden. Ist da überhaup t Platz für Gefühle?

Wenn ich mich auf meine Technik verlassen kann, kann ich mir Freiheiten erlauben – die Disziplin schafft Raum für Gefühl. Wenn man keines hat, sollte man nicht tanzen. Oder man tanzt, um Gefühle zu entdecken. Was fühlen Sie, wenn Sie tanzen?

Es geht um die Satisfaktion. Das ist das schönste am Beruf des Tänzers, denn wir verausgaben uns mit Kopf, Herz, Seele und Muskeln. Auf der Bühne begegnen sich die Erwartung des Publikums und die Überzeugung des Tänzers. Irgendwo über dem Orchestergraben verschmelzen die beiden miteinander. Das ist nicht greifbar, aber fühlbar. Man spürt auch die Konzentration der Zuschauer oder den zögernden Einsatz des Applauses. Tanzen Sie lieber auf der Bühne oder im Ballettsaal?

Als ich ein junger Tänzer war und ziemlich viel Lampenfieber hatte, liebte ich es, für mich zu tanzen, einfach nur zu üben und weiterzukommen. Später gab es Auftritte, bei denen ich das Publikum komplett in der Hand hatte. Dann schweifen die Gedanken auch einmal ab – z. B. wann muss ich zum Zahnarzt? Es ist ein Spiel zwischen Konzentration und Abwesenheit. Lieber Solist oder im Ensemble?

Das wäre, als ob man fragen würde: „Malen Sie lieber Aquarell oder meißeln Sie lieber Marmorstatuen?“ Es kommt auf die Rolle und das Stück an. In „Le Sacre du Printemps“ ist das Gruppenerlebnis monumental. Es gab aber auch Rollen, die ich alleine ausgekostet habe. Welche Bewegung beschreib t für Sie das Gefühl von Liebe?

Eine Hebung. Wenn die Zuschauer spüren, wie sehr sich die Partner aufeinander verlassen können. Ich hab so viele Male auf der Bühne geliebt, in verschiedenen Choreographien. Von Hingabe über die bedrohliche oder schützende Liebe. Sie sind in Prag aufgewachsen. Tanzen Deutsche anders als Tschechen?

Slawen haben ein anderes Gefühl für Tanz, sie können besser loslassen – das sollten wir übernehmen. In Deutschland wird nicht mehr getanzt, wenn man sich freut.

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Z U S A M M E N S P I E L VO N R A S T E R , F O R M U N D FA R B E 0 0 9 0 0 1 a u s S i g r i d C a l o n s S e r i e To t h e e x t e n d o f / \ | & -

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„Über Geschmack lässt sich streiten“ ist oft das letzte Argument, wenn zwei Menschen über die Schönheit diskutieren und geteilter Meinung sind. Historisch betrachtet lautet die Redewendung anders – und hat durch die Jahrhunderte immer neue Auslegungen erfahren. Die scholastischen Philosophen der Antike argumentierten beispielsweise, dass niemand rational erklären kann, was Schönheit objektiv bedeutet – über Geschmack zu streiten, hielten sie deshalb für unmöglich. In seinem Aufsatz „Neuroästhetik – Gibt es eine Gehirnforschung zum Wahren, Schönen und Guten?“ schreibt Manfred Spitzer, ärztlicher Direktor der Psychiatrischen Universitätsklinik in Ulm: „Streitereien über Geschmacksfragen, die jeder kennt, sind also überflüssig, weil Schönheit in den Bereich

WA RU M DE R M E NSCH ET WAS A L S SCHÖN E R ACH T ET, IST I H M N ICH T BE W USST

SCHÖNHEIT IST SUBJEKTIV

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der privaten Vorlieben und damit des Relativen, eben Subjektiven, gehört.“ Ende des 18. Jahrhunderts erklärt der deutsche Philosoph Immanuel Kant in seiner einflussreichen Schrift „Kritik der Urteilskraft“: „Das Schöne ist das, was ohne Begriffe, als Objekt eines allgemeinen Wohlgefallens vorgestellt wird.“ Innerhalb bestimmter Kulturen und Gesellschaftsgruppen scheint es bestimmte Erscheinungsbilder für das zu geben, was jeder Mensch als schön erachtet, selbst wenn ihm nicht bewusst ist, warum. Dass wir überhaupt zur Empfindung von Schönheit fähig sind, hängt offenbar mit der Entwicklung unseres Frontalhirns zusammen. Das konnte der spanische Philosoph und Wissenschaftler Camilo José Cela-Conde 2004 im Rahmen eines Forschungsprojektes nachweisen. Etwa vor 40 000 Jahren schufen unsere Vorfahren die ersten Kunstwerke – parallel dazu verortet Cela-Conde auch die Entstehung der menschlichen Wahrnehmung für das Schöne. Besonders wichtig scheint dafür der orbitofrontale Kortex zu sein, ein Bereich des Frontallappens, der an dem kognitiven Prozess der Entscheidungsfindung beteiligt ist. WOZU SCHÖNHEIT?

Es gibt Tiere, die auffallend schön sind. Wie beispielsweise der männliche Pfau, der ein prächtiges Rad mit seinen Schwanzfedern schlagen kann. Für die Flucht vor Fressfeinden ist es allerdings ein Störfaktor, um sie abzuschrecken, taugt es wenig. Der Naturforscher Charles Darwin kam deshalb vor rund 150 Jahren in seinem Standardwerk „The Descent of Man, and Selection in Relation to Sex“ zu der Schlussfolgerung, dass es Lebewesen geben müsse, deren äußere Gestalt nicht in erster Linie den Umweltbedingungen angepasst sei, sondern dem besseren Paarungsverhalten diene. Ihr gutes Aussehen hilft ihnen, einen Partner zu finden.


LINEARE VERDICHTUNG 118001

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3-D-EFFEKT 020001

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KÖR PE R L ICH E V I TA L I TÄT W I R D A L S SCHÖN E M PF U N DE N

Glaubt man Wissenschaftlern der evolutionären Psychologie, die auf Darwins Theorie aufbauen, dann hat sich der Bereich unseres Hirnstamms, der für die Selektion von Sexualpartnern zuständig ist, ungefähr vor drei Millionen Jahren ausgebildet und bis heute nicht verändert. Um diese Erkenntnisse zu belegen, wird meist eine Untersuchung des Psychologen David Buss angeführt. Ende der Achtzigerjahre veröffentlichte er in seinem Buch „Die Evolution des Begehrens. Geheimnisse der Partnerwahl“ die Kriterien der Partnerwahl aus fast vierzig Kulturen. Bis auf wenige Ausnahmen spielt stets das Aussehen eine der wichtigsten Rollen. Körperliche Merkmale, die Gebärfreudigkeit und Vitalität suggerieren, werden als schön empfunden. Neuroästhetiker versuchen den Sinn der Schönheit auf anderem Wege zu erklären. Die Gehirnforschung weiß heute, dass die Wahl zwischen verschiedenen Verhaltensmöglichkeiten eine der wichtigsten Aufgaben des Gehirns ist. Es muss ständig Sachverhalte bewerten, Eigenschaften zuordnen, Charakteristika erkennen; dazu nutzt es den Bereich der Amygdala des Striatum im Großhirn. Wissenschaftler haben festgestellt, dass sich bei der Betrachtung von Gesichtern am meisten neuronale Aktivität entwickelt. Die persönliche Wahrnehmung von Schönheit könnte tatsächlich auf ein Auswahlkriterium unseres Gehirns zu-

rückzuführen sein, ohne dass wir genau beschreiben können, welche Kriterien es zugrunde legt. Fest steht: „Das Gehirn muss immer Entscheidungen fällen: Kauf das, nimm das, iss das. Unserem animalischen Erbe haben wir es zu verdanken, dass wir uns bei vielen Sachen eher für das Schöne entscheiden“, erklärt der Psychologe Holger Höge von der Universität Oldenburg, der sich mit psychologischer Museologie beschäftigt und Mitglied der „International Asscociation of Empirical Aesthetics“ ist. SCHÖNHEIT IST MACHT

Wenn Anthropologen und Soziologen Schönheit untersuchen, geschieht das häufig in jenen Kulturen, die der westlichen sehr ähnlich sind. Schließlich können wir weder die kleingeschnürten Füße von Chinesinnen der MingDynastie schön finden, noch die durch Metallspiralen überdehnten Hälse burmesischer Frauen. „Schönheit ist immer zeit- und kulturabhängig. Man vergleiche nur einmal die Ideale für Frauen hier und in anderen Kulturen“, erklärt Höge. Schönheitsideale entwickeln sich über einen langen Zeitraum, sie haben eine komplexe Bedeutung. Wenn in einer Kultur etwas als Zeichen von Macht oder Stammeszugehörigkeit oder Zeugnis von Mut gilt, wird es häufig auch als schön empfunden.

IST SCHÖNHEIT BERECHENBAR?

Der Goldene Schnitt, wonach sich das Ganze einer Strecke zu ihrem größeren Teilstück genau so verhält wie das größere Teilstück zum Kleineren, war be112


D I G I TA L E A RA B E S K E 115001

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PUNKT UND LINIE ZUR FLÄCHE 042001

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COMPUTERSTICKEREI 0 76 0 0 1

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SCHÖN H E I T BE E I N F LUSST U NSE R E L E BE NSQUA L I TÄT

reits in der griechischen Antike als Maßeinheit bekannt. Leonardo da Vinci erkannte Ende des 15. Jahrhunderts, dass nach diesem Schema nicht nur der menschliche Körper gegliedert wird, sondern dass es auch in der Pflanzenwelt zu finden ist – beispielsweise in den Blattadern von Efeu, in der Anordnung der Blütenblätter der Rose und in den Blütenständen der Sonnenblume. Weil der Goldene Schnitt in der Natur so häufig auftaucht, folgerte der deutsche Gelehrte Adolf Zeising im 19. Jahrhundert, dass er ein Äquivalent für die Schönheit sein müsse. In seinem Buch „Neue Lehre von den Proportionen des menschlichen Körpers“ versuchte er ihn als allgemeines Gestaltungsgesetz in Kunst und Architektur nachzuweisen und pries seine mathematische Gleichung als Grundlage der idealen Proportionierung. Heute vermuten Wissenschaftler, dass hinter der berühmten Teilungsregel eher eine Wachstumskonstante steckt, ausgedrückt in der unendlichen Zahl Phi, die auch bei vermeintlich hässlichen Dingen auftaucht. Auch das Gegenteil trifft zu: „Es gibt zu viele Sachen, die nicht dem Goldenen Schnitt entsprechen und trotzdem als schön gelten“, erklärt Holger Höge. „Man kann Zeisings Theorie heute nicht mehr nachvollziehen, seine Untersuchungen waren schlecht dokumentiert.“ Lässt sich Schönheit also doch nicht messen? Symmetrische Gesichtszüge sind offenbar beliebt, da sie ein Zeichen von Gesundheit sind. Peter Deuflhard vom Zuse-Institut Berlin hat in seiner Arbeit „Was ist ein schönes Gesicht?“ festgestellt, dass perfekte Symmetrie auf den Betrachter langweilig wirkt: „Im Allgemeinen merken wir uns geringfügig asymmetrische Gesichter besser, symmetrische rutschen leichter durch das Raster der Erinnerung.“ Dies hängt damit zusammen, dass Menschen sich bei Formen nur die Abweichungen merken.

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DAS SCHÖNE IST DAS GUTE

Manche mögen die Bedeutung, die wir der Schönheit beimessen, für übersteigert und oberflächlich halten. Doch glaubt man den Erkenntnissen der Neuroästhetik, so scheint unsere persönliche Fähigkeit, Schönheit wahrzunehmen, die Qualität unseres Leben zu beeinflussen. „Das Schöne löst ganz ähnliche Gefühle aus, wie das Gute“, so Holger Höge. Mittlerweile ist bekannt, dass sich in unseren Gehirnen Nervenzellen herausgebildet haben, deren Aktivität für die Erfahrung unserer Wirklichkeit verantwortlich sind. Man nimmt an, dass im Nucleus accumbens, einem Teil des Vorderhirns, positive Erlebnisse wahrgenommen werden; im neuronalen Feedbacksystem werden ankommende Eindrücke ständig mit bereits abgelegten und bewerteten Erfahrungen abgeglichen. Schönheit hilft uns, unsere Umwelt zu ordnen, sie spielt ebenso wie das Gute eine Rolle in unserem Belohnungssystem. Manfred Spitzer sagt: „Es sind die gleichen Bereiche des Gehirns, die sich mit dem Erinnern der Vergangenheit und dem Planen der Zukunft beschäftigen.“ Anders ausgedrückt: Wer gelernt hat, Schönheit intensiv wahrzunehmen, tut sich leichter, seine Zukunft positiv zu erleben. Das Schöne im Leben liegt eben doch im Auge des Betrachters.



k üche F O T O S

A R M I N

S M A I L O V I C

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T E X T S T E F A N I E L I N H S A N D R A

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S I L B E R N A G E L

9:00 Uhr

„Mag mal einer Kartoffeln zuschneiden“, Karl Heinz holt eine Schüssel gepellte „Annabelle“ aus der Lade, Felix schleift sein Messer: „Dass mir keiner das Gemüse zu klein schnippelt.“ Das Blech Apfelkuchen muss zum Backen in den Keller, Treppenstufen, frisch gewischt. „Pass auf, Jakob, dass du dich nicht auf den Arsch legst.“ „Wie sieht’s denn hier aus. Räumt’s doch ein bisschen auf “, Charles betritt die Küche. „Spargel zum Schweinsbraten? Das passt nicht zusammen.“ Der Chef bindet sich eine weiße Schürze über den Anzug und holt den Braten aus dem Rohr: „Viel zu trocken. Wer von euch ist verantwortlich?“ Felix probiert: „Schmeckt vorzüglich.“ Fadi verdreht die Augen. 12:45 Uhr

Alle Tische im Garten belegt, Bestellungen kommen im Minutentakt. „Wer dreht mir dauernd das Gas runter, zefix? So werden die Kartoffeln nie fertig!“ Karl Heinz ist rot geworden, droht mit der Gusseisernen, Bratkartoffelscheiben schwappen im Öl. „Wenn ich mich aufrege, seh ich aus wie Turkeyboy.“ Töpfe dampfen, Fadi ruft: „Und wie sieht’s mit dem Kuchen aus? Schon verbrannt?“ Jakob bestreicht ihn mit selbstgemachter Aprikosenmarmelade. „Da gehört Parmesan auf die Suppe. Mensch, so kann man das nicht servieren,“ sagt Anton, Österreicher und Charles’ rechte Hand, und kontrolliert den „Pass“. An der Edelstahltheke muss vor dem Servieren jeder Teller vorbei. Felix arrangiert Melonenstücke, Salatblätter, Weichkäse. „Jetzt nicht verkünsteln!“ Granatapfelkerne drüber. Und weg. Karl Heinz hält einen Teller Bratkartoffeln hoch: „Will da bitte mal jemand einen Klecks Quark drauf tun!?“ Und weg! Und die Kuchenstücke? Anton: „Dürfen ruhig ein wenig kleiner werden.“ Die Kellner verlassen im Laufschritt die Küche. „Geht das schneller? Wo bleibt die kleine Vorspeise für die 6? Mehr Bratkartoffeln bitte, es sind vierzig Gäste auf der Warteliste.“ Wenn’s so zugeht, tauscht Anton Schreibtisch gegen Kochen und Service. „Vier Graupen bitte, drei Suppen neu, Roastbeef – Melone! Melone!“ 14:30 Uhr

Zwei Frauen und ihr Terrier nehmen Platz. „Für die Damen bitte vorweg einen Gurkensalat. Was verlangen wir da? Je 4,50? Und für den Hund ein Roastbeef.“ Fadi füllt einen Napf mit zarten rosa Rindfleischscheiben. „Reicht das so?“ – „Ja bitte, wir sind kein Hundesalon.“ Charles reißt ein Stück Weißbrot ab und streicht dick Butter drauf: „Darauf könnt ich nie verzichten.“ Er hat in einen violetten Dreiteiler aus Samt gewechselt: „So Jungs, ich pack’s jetzt! Bin um fünf wieder da. Macht mir keinen Blödsinn.“ 130


LINZ / STEYR / SANKT PÖLTEN / WWW.CASAMODA.AT


H E R R K R A T Z E R T, I H R E N E S P R E S S O W I E I M M E R D O P P E LT U N D M I T V I E L Z UC K E R ?

I L L U S T R A T I O N T I N A

B E R N I N G

I N T E R V I E W D O R O T H E A

M U R S C H - E D L M A Y R

Armin Kratzert, ein deutscher Buchautor und Journalist, ist besonders für seine Romane wie „ Beckenbauer taucht nicht auf “ (2012) bekannt, der von einem Außerirdischen und natürlich von Franz Beckenbauer handelt. Im Sommer erscheint sein Buch „ Berggasse 19“. Kratzert schreib t auch Gedichte und Theaterstücke. Zurzeit dreht er einen Dokumentarfilm über die Mo demacherin Ayzit Bostan. Kratzert leb t in München und im Chiemgau.

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Leidenschaft ist …

… ein obskurer Verschleierungsbegriff aus der Werbung. Jeder Pizzabäcker haut den Käse mit Leidenschaft drauf. Ich benutze das Wort eigentlich nicht. Tro tzdem: Ihre große Leidenschaft?

Wenn man den Begriff jetzt doch verwendet, dann nur als Arbeitsbegriff; dann ist Leidenschaft natürlich meine Arbeit, Interviews führen, Filme machen, Bücher schreiben, meine Familie, Kochen, Segeln, Reisen. Sie haben also nicht nur eine große Leidenschaft, sondern viele?

Es ist wahrscheinlich das Leben selbst, das mich in ganz vielen Facetten interessiert. Leidenschaft ist das Wort, an dem ich verzweifle: Werbetexter benutzen es. Und dann liest man in einer Anzeige von Mercedes-Benz, dass ein Auto mit Leidenschaft hergestellt wurde. Das heißt nichts anderes, als dass sie versucht haben, es einigermaßen gut hinzukriegen. Was lässt Sie kalt?

Alles was ich schon einmal gesehen habe. Wie wichtig ist Leidenschaft für einen Schriftsteller?

Ein Schriftsteller, der nicht mit großer Liebe und Begeisterung rangeht und nicht gleichzeitig dabei leidet, der schreibt nicht. Hat Leidenschaft also immer etwas mit Leiden zu tun?

Ja natürlich, Leidenschaft ist ja die Bereitschaft, sich emotional auf etwas stark einzulassen. Das heißt natürlich auch, dass man Fehler macht und auf die Schnauze fällt und sich dann aufrappelt und weitermacht. Ein Leben ohne Leidenschaft ist …

… ein Leben ohne Liebe, ohne Schmerz, ohne Fehler, also nichts. Sind kreative Menschen leidenschaftlicher?

Ein kreativer Mensch lotet die Grenzen mehr aus – in beide Richtungen, nämlich Überdruss und Langeweile und Wahnsinn – und dabei durchquert er auch diesen modulierten Mainstream in der Mitte, der Leidenschaft genannt wird. Braucht es mehr oder weniger Leidenschaft in der heutigen Zeit?

Mehr im Sinne von Mut, Risikobereitschaft, Entscheidungskraft, Liebe. Haben Sie schon einmal einen Fehler aus Leidenschaft gemacht?

Bestimmt, viele, hoffentlich! 133


F R AU E N & DR I N KS F O T O S R E G I N A

R E C H T

P R O D U K T I O N V E R E N A M A G D A L E N A

F R A N Z I S K A D O R O T H E A

H E I N Z

M U R S C H - E D L M A Y R

H A A R E S U S I E

E M I G

G R A U S G R U B E R

&

M A K E - U P

H A R T M A N N

ELEGANZ ZEIGT SICH NICHT NUR IN DER GARDEROBE, S O N D E R N A U C H I N D E R WA H L E I N E S G E T R Ä N K S . I M B E S T E N FA L L E R G Ä N Z T DA S E I N E DA S A N D E R E

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M O N DÄ N E H A LT U N G : L I T E RAT U R P RO F E S S O R I N BA R BA RA V I N K E N MIT PERLEN UND GIN FIZZ


Z A R T R O S É I S T N I C H T N U R D E R C H A M PA G N E R : SCHMUCKDESIGNERIN SASKIA DIEZ GEDANKENVERLOREN AM FENSTER 136


FRAU DER KONTRASTE: SCHAUSPIELERIN HANNELORE ELSNER MIT SINNLICHEM BLICK UND KÜHLEM WEISSWEIN


B L I C K F Ü R S D E TA I L : M O D E M A C H E R I N U N D K Ü N S T L E R I N AYZ I T B O S TA N T R I N K T W H I S KY – U N D B E S T E L LT D E N E I S W Ü R F E L EX T RA G RO S S


I M M E R W U N D E R B A R : E I N K L A S S I S C H E R A N Z U G U N D E I N G L A S C H A M PA G N E R . C O R I N N A T H I E R O L F, K U R A T O R I N I N D E R P I N A K O T H E K D E R M O D E R N E 139


D R E I N UA N C E N RO T: E T U I K L E I D, N AG E L L AC K U N D L I P P E N S T I F T 140


AUSBALANCIERT: F I N G E R B E R Ü H R E N E I S KA LT E S G L A S


WA R M E G O L D T Ö N E : E I N E W O L K E A M H A N D G E L E N K , JA PA N I S C H E R N I K KA W H I S K Y I M G L A S


UNDURCHSCHAUBAR? BARBARA VINKEN UND IHR GIN FIZZ


ZUM EXZENTRISCHEN LOOK EIN SCHLICHTES GLAS WEIN

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L E D E R JAC K E U N D SA N DA L E N Z UM M O S COW M U L E : I L L US T RATO R I N K E RA T I L L M AG L Ä S S I G E N C H I C



F O T O S G U S T A V E

L E

G R A Y

T E X T C H A R L E S

B A U D E L A I R E

F R I E D R I C H

N I E T Z S C H E

P R O D U K T I O N E L E N A

B E R C H E R M E I E R

T O B I A S

S T R E I C H E R

M EE R WELLEN, WOLKEN, ENDLOSER

HORIZONT – WENN DIE SEHNSUCHT NACH D E R F E R N E R U F T, H I L F T N U R P O E S I E

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vorherige Doppelseite

S E E B I L D, WOLKEN, 18 5 6–18 57

HAFENMOLE UND LEUCHTTURM B E I L E H AV R E , 1 8 5 6 –1 8 5 7


DER MENSCH UND DAS MEER Du freier Mensch, der Meere liebt und preist! Dein Spiegel sind sie, der die Seele zeigt, Wo ohne Ende Brandung fällt und steigt; Nicht minder bittrer Abgrund ist dein Geist. Und du vertiefst dich und umgreifst dein Bild, Mit Aug und Arm, aus seinem eignen Brüten Löst manchmal sich dein Herz bei diesem Wüten Und dieser Klage, unbezähmbar wild. Verschwiegen beide, dunkel wie die Nacht: Mensch, wer kann deine Tiefen je ergründen; Meer, wer kann deinen innern Reichtum finden, Da ihr Geheimnisse mit Eifersucht bewacht. Seit ungezählten Zeiten, immer wieder Stürzt ihr euch mitleidlos in euren Streit, Ihr liebt so sehr den Tod und Grausamkeit, O ewige Kämpfer, o entzweite Brüder! Charles Baudelaire

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NACH NEUEN MEEREN Dorthin – will ich; und ich traue Mir fortan und meinem Griff. Offen liegt das Meer, ins Blaue Treibt mein Genueser Schiff. Alles glänzt mir neu und neuer, Mittag schläft auf Raum und Zeit –: Nur dein Auge – ungeheuer Blickt mich’s an, Unendlichkeit. Friedrich Nietzsche

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BRIGG IM MONDSCHEIN, 1856




MEERESLANDS C H A F T, GROSSE WELLE, SÈTE, 1857


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HERR WITZIGMANN, IHREN ESPRESSO WIE IMMER S C H WA R Z U N D O H N E Z U C K E R ?

I L L U S T R A T I O N A N J E

I N T E R V I E W

J A G E R

K A T E R I N A

D E N

T O O M

Eckart Witzigmann gilt als einer der legendärsten Köche weltweit, bereits vor zwanzig Jahren wurde er vom Gault Millau zum „ Koch des Jahrhunderts“ ernannt. Heute hat er die Patronage über das bisher einzigartige Gastkoch-Konzep t im Restaurant „ Ikarus“ des Hangar 7 in Salzburg; monatlich wechseln sich dort internationale Spitzenköche ab. Auch Witzigmann selbst experimentiert gern mit allerbesten Zutaten – doch egal, ob regional oder exo tisch, sein Mo tto lautet: „ Der Koch muss sich dem Produkt anpassen, nicht umgekehrt.“

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Gerade sind Green Smoo thies in – pürieren Sie Ihr Gemüse?

Bis vor Kurzem wusste ich nicht, was ein Green Smoothie ist! Man kann Gemüse in allen Variationen genießen, auch roh als Crudité. Ein Trend aus der nordischen Küche ist es, Gemüse zu vakuumieren: Man lässt es in der Glut verkohlen, dann schneidet man das Verbrannte weg, voilà. Ihr Lieblingskohl?

Kohl wird gerne lächerlich gemacht, dabei gehört er zur deutschen Küche dazu. Weißkraut, Rotkraut, Filderkraut oder Sauerkraut und sein Saft, das sind regelrechte Heilmittel. Die Kohlart ist übrigens entscheidend beim Sauerkraut. Wie bereiten Sie es zu?

Es muss sehr behutsam gegart werden. Gänse- oder Schweinefett hinein, dazu ein Riesling. In Verbindung mit Gepökeltem, einer Blutwurst oder einem Rebhuhn ist das etwas Köstliches. Es liegt doch in der Hand des Kochs, was er aus einem vermeintlich ordinären Gemüse macht. Radi aufschneiden und salzen – oder geht’s auch raffinierter?

Das ist schon ziemlich raffiniert! Der hiesige Rettich ist hervorragend, die eigentliche Kunst ist das Schneiden: dünn, dünn, dünn. Heute dreht man einen Radi-Schneider hinein, dann zieht man den Rettich wie eine Ziehharmonika auseinander und salzt ihn kräftig ein, damit er „weint“. Dazu ein Bauernbrot, dick Butter drauf, Schnittlauch. Japanischer Daikon-Rettich schmeckt mir geschnitten wie Sashimi mit Sesam. Je einfacher, desto besser?

Es gibt nichts Besseres als ein Radieserl mit ein bisschen Salz. Das Grüne bitte nicht wegschmeißen! Man kann eine wunderbare Suppe damit machen. Jetzt wird das aber ein Kochkurs … Müssen wir unsere Lebensmittel besser schätzen lernen?

Das Wort drückt es eigentlich aus: Sie haben mit unserem Leben zu tun und sind nicht nur ein Mittel, um schnell satt zu werden. Es stellt für mich den größten Luxus dar, die Produzenten der Produkte kennenzulernen. Wohin entwickelt sich die Küche gerade?

Den Köchen geht es darum, weltweit die allerbesten Zutaten aufzuspüren. Rodolfo Guzmán, aus Santiago de Chile, arbeitet mit Aromen wie der süß-salzigen Meereserdbeere aus der Atacama-Wüste. In Schweden nehmen sie Seetang, Flechten, wilde Kräuter oder Beeren. Oder Fichtennadeln! Eigentlich nicht neu, denn meine Eltern haben früher verbotenerweise die Spitzen von Tannen für Tannenwipfel-Honig gesammelt. Genießt Essen heute eine besondere gesellschaftliche Aufmerksamkeit?

Essen hat neue Wichtigkeit erlangt. Muse und Freude – darum geht’s. Wenn ich keine Lust habe, koche ich nicht.

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sa nd ra forster

S I E N E N N T I H R E L O KA L E „ H I T T H E S K Y “ O D E R „ K O N G “ UND ARBEITET AM LIEBSTEN MIT FREUNDEN. GASTRONOMIE? IST FÜR SANDRA FORSTER EINE LEBENSEINSTELLUNG. DA S G I LT AUC H F Ü R DA S AUS B I L DU N G S R E S TAU RA N T „ RO E C K L P L AT Z“ , M I T D E M S I E S OZ I A L E S E N G AG E M E N T B E W E I S T

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F O T O S S I G R I D

R E I N I C H S

I N T E R V I E W S A N D R A

S I L B E R N A G E L


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» MANCHMAL MACHT ES UMSO MEHR SPASS, JE MEHR DIE ANDEREN DAGEGEN SIND «

Welche Werte vermitteln Sie Ihren Auszubildenden?

Meine Botschaften drehen sich häufig ums ganz Alltägliche – wenn beispielsweise die Gläser mal nicht sorgfältig poliert werden. Ich versuche ihnen klarzumachen, dass jeder gleichviel arbeiten muss, in der Schule aber trotzdem auch die Prüfungen zu bestehen sind. Sind Sie eine gute Chefin? Frau Forster, wie kommt es, dass Ihre Lokale so unterschiedlich sind?

Die Gastronomie erlaubt es mir, mich immer wieder neu zu erfinden – früher waren meine Läden eher musiklastig, heute finde ich den speisegastronomischen Bereich interessanter.

Die Azubis finden mich ziemlich cool, die haben aber auch nicht jeden Tag mit mir zu tun. Ich kann schon streng sein – und bestimmt auch ungeduldig und ungerecht. Gerade wenn viel los ist, bleibt mir wenig Zeit, zu reagieren und den richtigen Ton zu treffen. Stoßen Sie bei Ihrem wöchentlichen Arbeitspensum auch mal an Ihre Grenzen?

Dann passten die Lokale zu Ihren jeweiligen Lebensphasen?

Das „Charlie“ habe ich eröffnet, weil mich die vietnamesische Küche interessiert – das wiederum hängt mit einem alten Schulfreund zusammen, der Vietnamese ist und selbst ein vietnamesisches Restaurant betreibt. Das „Roecklplatz“ bietet mir die Möglichkeit, mich sozial zu engagieren.

Ich muss ja nicht alles alleine machen, sondern habe meine Partner, und die meisten Aufgaben bereiten mir viel Spaß. Viele Projekte wie die Art-Edition im „Charlie“ oder die Kunstwand im „Kong“ setze ich mit guten Bekannten um – dann ist es nicht schlimm, sich für Besprechungen zum Abendessen zu verabreden.

Das „ Roecklplatz“ wurde 2010 als Ausbildungsrestaurant für Jugendliche ohne Schulabschluss sogar mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet – was ist denn so besonders an diesem Projekt?

In der Gastronomie werden Ergebnisse unmittelbar sichtbar. Uns gelingt es, Jugendlichen, die weder positives Feedback kennen, noch von ihren Familien unterstützt werden, persönliche Erfolgsmomente zu bescheren. Auf diese Weise halten sie als Azubis länger durch.

Als Kind wollten Sie Wurstverkäuferin werden, heute kann man Sie mit Salami und Schinken nicht mehr begeistern – 2005 haben Sie mit dem „ Zerwirk“, gleich hinter dem Münchner Rathaus, das erste vegane Restaurant in Deutschland eröffnet.

Die Idee hatte mein Geschäftspartner Michi Kern, der sich damals schon vegan ernährte. Wir wollten unbedingt dieses historische, dreistöckige Haus in der Altstadt mieten, und so haben wir nach einem Konzept gesucht.

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Waren Sie zu dem Zeitpunkt schon Veganerin?

Haben es Männer in der Gastronomie leichter als Frauen?

Fleisch habe ich nicht mehr gegessen und durch unseren veganen Mikrokosmos im „Zerwirk“ habe ich mich dann langsam umgestellt. Es gab noch kaum Kochbücher oder Fachliteratur zum Thema, aber es erschien mir logisch, mich rein pflanzlich zu ernähren.

Ich habe nie eine Benachteiligung wahrgenommen – und wenn, dann hatte das mit meinem Alter zu tun. Heute geht es mir selbst so, dass ich im ersten Moment skeptisch reagiere, wenn ich mit sehr jungen Menschen zu tun habe. Tro tzdem – gib t es weibliche Eigenschaften, die Ihnen im Alltag helfen?

Was macht für Sie ein gutes Nahrungsmittel aus?

Tiere sollten einfach nicht im Spiel sein. Bio-Produkte sind für mich persönlich eher zweitrangig. Ich ernähre mich zwar gesund, aber esse auch gern mal eine Tüte Chips, trinke Alkohol und rauche gelegentlich. Hatten Sie nicht Sorge, dass wegen der Fleischeslust die Gäste ausbleiben?

Damals war es überhaupt nicht angesagt, ein veganes Restaurant zu eröffnen, viele Menschen haben die vegane Küche völlig abgelehnt. Anfangs haben mich sogar meine engsten Freunde für verrückt erklärt. Manchmal macht es umso mehr Spaß, je mehr die anderen dagegen sind. Haben Sie deshalb mit 18 ein Tattoostudio eröffnet?

Es war nicht üblich, sich tätowieren zu lassen, es war ein starkes Statement. Ich wollte krasser rüberkommen. Was bedeuten Ihre eigenen Tattoos?

Das erste auf meinem rechten Unterarm heißt „Carpe Vitam“ – Nutze das Leben. Den Spruch fand ich wahnsinnig toll und kann heute noch gut damit leben. Das andere zeigt zwei Drachen, ihre kraftvolle Ausstrahlung mag ich sehr. Wenn man selbst in der Branche arbeitet, bekommt man Kontakt zu interessanten Tätowierern und nutzt die Gelegenheit, sich von ihnen stechen zu lassen. Die Motive sind jetzt rund zwanzig Jahre alt und beginnen langsam zu verblassen.

Frauen kommen mir häufig feinfühliger und empathischer vor; sie können sich leichter in andere hineinversetzen und sensibler reagieren. Ich beziehe das nicht auf den Umgang mit Gästen, sondern auf die konzeptionelle Ebene. Auch wenn es ein Klischee ist: Bei der Gestaltung eines Ladens sind Frauen diejenigen, die wissen, wo die Blumen hinmüssen und wo das Kissen am besten liegt. In unsere Läden habe ich etwas Zartes eingebracht. Wie gehen Sie mit schwierigen Gästen um?

Die Ansprüche an ein Restaurant sind wahnsinnig hoch, die Gäste halten sich häufig selbst für Gastro-Spezialisten. Wir geben als Team alles an einem Abend, aber bei einem Hauptgericht von 11,50 Euro kann man nicht unbedingt erwarten, den Oberkellner ständig neben sich zu haben. Nach alter Schule hat der Gast immer Recht, doch diese Regel zu befolgen, schaffe ich mit meinem Temperament meistens nicht. Mein Personal versuche ich darauf zu schulen, sich nicht alles gefallen zu lassen. Wann lassen Sie ein Essen zurückgehen?

Oh, da bin ich sehr tolerant, ich weiß ja, was in einem Restaurant alles schiefgehen kann. Aber das Gefühl zu haben, nicht gleich bedient zu werden, stört mich. Und trotzdem verkneife ich mir häufig einen Kommentar, weil ich glaube, dass ich vielleicht einfach zu ungeduldig bin.

Sie wirken so zierlich – wie verschaffen Sie sich Autorität?

Sandra Forster, 1974 geboren, eröffnete im Jahr 2000 ihre erste Bar „ Hit the Sky“ im Münchner Gärtnerplatzviertel.

Ach, Haare auf den Zähnen hatte ich schon immer. Mir macht es nichts aus, mal loszubrüllen. Als kleine Person trainiert man sich das irgendwie an, weil man immer glaubt, sich durchsetzen zu müssen. Heute bin ich aber ruhiger als früher. Ich würde allerdings wahnsinnig gern hohe Schuhe tragen – nur muss ich den ganzen Tag herumflitzen, da sieht das albern aus. 169

Angetrieben vom Spaß an der Arbeit und immer neuen Ideen hat sie seither gemeinsam mit ihren Geschäftspartnern sieben Lokale eröffnet – und einige auch wieder geschlossen. Aktuell betreib t sie das „Charlie“, das „ Kong“ und das Ausbildungsrestaurant „ Roecklpatz“, das 2010 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet wurde.


T E X T V E R E N A

E M I G

DER VERLEGER LOTHAR SCHIRMER PFLEGT EINE BESONDERE LEIDENSCHAF T: ER HEBT ZEITUNGSS E I T E N A U F, D E R E N B I L D E R I H N B E R Ü H R E N . Z U R E R I N N E RU N G O D E R I N S P I RAT I O N F Ü R K Ü N F T I G E P R O J E K T E . O D E R E I N FA C H W E G E N I H R E R G A N Z E I G E N E N V I S U E L L E N Q U A L I T Ä T.

SA M M LU NG

E I N E H O M M A G E A U F D E N P R I N T.

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JUNGE IM GRAS

Die Arbeit des Künstlers Jörg Sasse erfährt durch den Abdruck auf der Zeitungsseite eine reizvolle Entwicklung: Ursprünglich war das Motiv eines Jungen, der etwas in einem Gebüsch zu suchen scheint, der Schnappschuss eines Amateurs. Jörg Sasse überarbeitet das gefundene Motiv am Computer und übersetzt es in den Kunstkontext. Die Süddeutsche Zeitung bildet es anlässlich einer Ausstellungsrezension im Juli 2004 ab. Schirmer, der die Arbeit Sasses im Original besitzt, findet sie im Zeitungsdruck sogar noch viel schöner – man könne daraus eigentlich wieder ein neues Kunstwerk machen. S ü d d e u t s c h e Z e i t u n g , 2 9. J u l i 2 0 0 4 , N r. 1 7 3 , F e u i l l e t o n , S e i t e 1 3 J ö r g S a s s e , „ 7 5 1 5, 1 9 9 5 “ , Fo t o : Ka t a l o g H a t j e C a n t z Ve r l a g

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FRÖSCHE & KRÖTEN

Pastellfarben, exotisch oder in amüsanter Pose: Frösche und Kröten stellen für Lothar Schirmer ein ganz besonderes Sammlerobjekt dar. Dieser Baumfrosch aus Mexiko fand 2004 anlässlich der Ausstellung „Frogs: A Chorus of Colors“ im American Museum of Natural History in New York seinen Weg ins Feuilleton der FAZ. Schirmer ist sich noch nicht sicher, wozu ihn seine vielen Amphibien einmal inspirieren werden, doch er weiß: Frösche sind die Kronjuwelen der Schöpfung. F r a n k f u r t e r A l l g e m e i n e Z e i t u n g , 3 0. J u l i 2 0 0 4 , N r. 1 7 5 , F e u i l l e t o n , S e i t e 3 1 F o t o : A m e r i c a n M u s e u m o f N a t u r a l H i s t o r y, N e w Yo r k

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NEUER REALISMUS

Wie ein Gemälde von Edward Hopper: Das Schaufenster eines Hutgeschäftes mit zart rosafarbener Fassade, von links betritt eine Passantin die Szene. Die Fotografie, die 2006 in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung erschien, zeigt, wie viel Realität im Werk des amerikanischen Künstlers steckt. Die Nachahmung der Natur ist spätestens seit der Schule der Abstraktion als Thema in der Malerei nebensächlich geworden. Gerade Menschen, die sich viel mit zeitgenössischen Künstlern beschäftigen, verlieren gerne den Bezug zur Wirklichkeit. Warum auf einen Hopper sparen? Eigentlich könnte man bei Bildagenturen Fotos bestellen und rahmen lassen. F r a n k f u r t e r A l l g e m e i n e Z e i t u n g , 2 8 . A p r i l 2 0 0 6 , N r. 9 9, N e u e S a c h b ü c h e r, S e i t e 3 7, F o t o : P i a P f a n n m ü l l e r

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WISSENSCHAFT

„Der Zufall als Motor neuer Eigenschaften?“, fragt die Neue Zürcher Zeitung 2008 in der Rubrik Forschung und Technik. Wissenschaftliche Bilder interessieren den Sammler Schirmer, weil sie Vorgänge sichtbar machen, die uns das bloße Auge vorenthält. Die Versuchsanordnung mit Bakterien und Antibiotikum in der Petrischale erinnert in ihrer grafischen Struktur an abstrakte Kunst – man muss sie nicht mit den Augen eines Forschers betrachten, um ihre ganz eigenwillige Schönheit zu erkennen. Wer trübsinnig ist, sollte einfach alte Zeitungen studieren, empfiehlt Schirmer. Neue Zürcher Zeitung–Internationale Ausgabe, 3 . S e p t e m b e r 2 0 0 8 , N r. 2 0 5 , F o r s c h u n g u n d T e c h n i k , S e i t e 3 1 Fo t o : D u r h a m /S P L / K e y s t o n e

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SCHATTENSPIELER

Darauf muss man erst einmal kommen: Im Sportteil der Süddeutschen Zeitung hält Lothar Schirmer nach Fotos mit Schattenrissen von Tennisspielern Ausschau. Es gibt sie nur anlässlich der Australian und French Open. Der Bildhintergrund variiert bei den Turnieren – im Januar wird in Melbourne auf blauem Asphalt gespielt, im Juni in Paris auf orangefarbenem Sand. Die Bewegung der muskulösen Sportler wird zum zweidimensionalen Körperschatten. Würde man diese bizarren Motive, von denen Schirmer mittlerweile eine Vielzahl besitzt, einmal sortieren, könnte man gut Tapeten oder T-Shirts daraus machen. S ü d d e u t s c h e Z e i t u n g , 5 . J u n i 2 0 1 3 , N r. 1 2 7, S p o r t , S e i t e 2 9 F o t o : M i g u e l M e d i n a /A F P

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ZEITGENÖSSISCHE KUNST

Eine Gruppe Demonstranten schläft im Istanbuler Gezi-Park. Die Anordnung der eng beieinander liegenden Männer- und Frauenkörper sowie die Farbigkeit und der Faltenwurf ihrer schützenden Decken erinnern an altmeisterliche Malerei. Zum Beispiel an das Bildmotiv „Christus und die schlafenden Jünger am Ölberg“. Zeitungsseiten wie diese speichern das Zeitgeschehen und belegen die editorische Meisterleistung der Redakteure, die täglich aus einer Vielzahl von Fotos eine Auswahl treffen. In der NZZ beeindruckt Schirmer die zärtliche Bildauswahl immer wieder aufs Neue. N e u e Z ü r c h e r Z e i t u n g – I n t e r n a t i o n a l e A u s g a b e , 1 5 . J u n i 2 0 1 3 , N r. 1 3 6 , S e i t e 5 F o t o : Ya n n i s B e h r a k i s / R e u t e r s

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LITERATUR

Wer einen wissenschaftlichen Zugang zur Literatur pflegt, führt am besten Buch über alles, was er liest. Die Neue Zürcher Zeitung veröffentlichte 2007 die Lektüreliste von Hans Blumenberg aus dem Jahr 1942: Mit geschwungener Handschrift notiert der deutsche Philosoph jeden Text, mit dem er sich beschäftigt. Bemerkenswert diszipliniert, wenn man bedenkt, dass die meisten Menschen heute Bücher auf Vorrat kaufen. Auch Schirmer geht ambulatorisch vor: Bücher, die ihm gefallen, türmen sich zu hohen Stapeln. Die gesammelten Zeitungsseiten liegen lose in Schachteln. Der unsystematische Zugang hat seinen eigenen Reiz – er ermöglicht es, sich von den Geschichten immer wieder überraschen zu lassen. N e u e Z ü r c h e r Z e i t u n g , 1 7. / 1 8 . M ä r z 2 0 0 7, N r. 6 4 , L i t e r a t u r u n d K u n s t , S e i t e 3 1 Fo t o : P D

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LUFTBILDER

Ein Swimmingpool umgeben von der braunen Brühe des Elbhochwassers 2013 in Magdeburg. Die Luftaufnahme dokumentiert in der Neuen Zürcher Zeitung die Flutkatastrophe und persönliches Unglück. Den geübten Kunstbetrachter erinnert das Motiv an Aufnahmen des Fotografen Andreas Gursky. Dessen distanziert wirkende, digital komponierte Großformate sind nicht nur begehrte Sammlerobjekte – sie haben in den letzten Jahren auch die Bildsprache der ganz alltäglichen Berichterstattung in den Medien stark beeinflusst. N e u e Z ü r c h e r Z e i t u n g – I n t e r n a t i o n a l e A u s g a b e , 1 2 . J u n i 2 0 1 3 , N r. 1 3 3 , S e i t e 1 Fo t o : T h o m a s P e t e r/R e u t e r s

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I N T E R V I E W

S E G O V I A

E L E N A

B E R C H E R M E I E R

Dana Weschke ist seit Juni 2014 gemeinsam mit Jörg Koopmann Kuratorin in der Münchner Lo thringer13_ Halle und hat damit ihren Traumjob in der Kunstwelt gefunden. Die gerade mal 25- Jährige wird für ihren frischen, kritischen Blick hochgeschätzt; eine ihrer bekanntesten Arbeiten war die Installation „ Replika“ im Jahr 2012, die drei Monate lang in den Arkaden des Münchner Hofgartens zu sehen war. Sie entstand in Zusammenarbeit mit der Modedesignerin Ayzit Bostan und dem Fo tografen Gerhardt Kellermann.

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Was unterscheidet gute Kunst von schlechter Kunst?

Gute Kunst ploppt in unseren Köpfen immer wieder auf – sie löst nicht nur im Kopf, sondern auch im Bauch etwas aus. Man wacht drei Wochen nach einem Ausstellungsbesuch plötzlich nachts auf und hat das Bild wieder vor Augen. Wie nähert man sich einem Kunstwerk?

Jede Ehrfurcht weglassen, lange und intensiv schauen und auf jeden Fall ein zweites Mal hingehen, bevor man darüber urteilt. Mit der Zeit wird das Auge natürlich geschult und man weiß sofort, worauf man achten sollte. Ist Gegenwartskunst eigentlich nur etwas für Insider?

Nein, allein dadurch, dass sie in unserer Zeit gemacht wird und sehr vielfältig ist, bietet sie immer Anknüpfungspunkte. Es geht mir als Kuratorin um die richtige Vermittlung und eine verständliche Präsentation, um Kunst dem Betrachter näherzubringen. Manchmal braucht man trotzdem ein bestimmtes Grundwissen, um sich dem Sinn anzunähern. Verbindet Kunst die Menschen?

Sobald Menschen denken, ein Kunstwerk sei nicht einzuordnen, sprechen sie darüber. Dieser soziale Moment ist sehr wertvoll – vor allem wenn man nicht der gleichen Ansicht ist, kann eine interessante Diskussion entstehen. Wird man als junge Frau im Kunstbetrieb ernstgenommen?

Ich habe bereits während meines Studiums als freie Autorin gearbeitet und mich immer an vielen Projekten beteiligt – so konnte ich schon recht viel Erfahrung sammeln. Ich merke, dass ich durch meine Arbeit auffalle und auf sie angesprochen werde. Um einen Job musste ich mich bisher kaum bewerben. Jörg Koopmann ist rund 20 Jahre älter als Sie – beeinf lusst das die Zusammenarbeit?

Der Altersunterschied bereichert sie, weil er für positive Reibung sorgt! Ich bin überzeugt, dass Jörg auch noch etwas von mir lernen kann – z.B. gehe ich schneller und intuitiver an Dinge heran, mit einer richtigen Macherattitüde. Ihr Traumjob in der Kunstwelt?

Die Dualität aus Schreiben und Kuratieren leben zu können.

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CARSTEN KLERMUND MODELBOOKER, 53 N AT Ü R L I C H E R KO N T RA S T: GRAUES BRUSTHAAR LÄSST FLORALE TAT TO O S L E UC H T E N


F O T O S S A M M Y

H A R T

S T Y L I N G D A G M A R

M U R K U D I S

… I S T M E H R A L S N U R S C H WA R Z U N D W E I S S

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F Ü R A N A S TA S S I A I S T G R A U E I N E FA R B E D E R WA H L – N I C H T D E S A LT E R S


ANASTASSIA OSTROVSKA JA STUDENTIN, 21 K a p u z e n p u l l o ve r : B o u l e z a r ; R o c k u n d T- S h i r t : p r i va t 185


SIERK RADZEI SCHAUSPIELER, 37 186


E I N L O O K W I E E I N A LT E R M E I S T E R – UND SIERK BRAUCHT DAFÜR KEINE PERÜCKE


EIN ZARTES NETZ ÜBERZIEHT IHR GESICHT – I M A L LTA G T R Ä G T E U L A L I A D I E H A A R E S T R E N G G E KÄ M M T


EULALIA GÖRTS MODEL, 71 Shirt: VANESSAMORIN 189


RAINER LANGHANS GRÜNDER KOMMUNE 1, 75 190


GRAUE LO CKEN – MARKENZEICHEN EINES BUNTEN LEBENS



S I M O N E L I E B T D I E FA R B E S I L B E R G R A U, N U R I H R E AUG E N B RAU E N TA N Z E N AUS D E R R E I H E

SIMONE JACOB REGISSEURIN UND KÜNSTLERIN, 51 Rollkragenpullover: VANESS AMORIN 193


THOMAS KALAK FOTO GRAF UND AUTOR, 49 194


G E Z W I R B E LT O D E R O F F E N : P RÄC H T I G E S H A A R , GESCHMÜCKT MIT FREMDEN FEDERN


Mantel und Jacke: Haltbar

D I E V E R B U N D E N H E I T D E R G E T T Y- Z W I L L I N G E R E I C H T B I S Z U R H A A R FA R B E


GISELA GETTY

JUTTA WINKELMANN,

FOTO GRAFIN UND AUTORIN, 6 5

REGISSEURIN UND AUTORIN, 6 5 197


BLICK IN DIE EIGENE GRAUZONE: D E R F O TO G RA F I M S E L B S T P O RT RÄT

SAMMY HART F O T O G R A F, 5 4 Sakko: Haltbar 198


H A A R E

&

I R I S S E I T E

M A R T I N

1 8 6 + 1 8 7,

1 9 0 + 1 9 1 ,

V A L E R I E S E I T E C A R I N A S E I T E

M A K E - U P 1 9 6 + 1 9 7

F I S C H E R 1 8 2 - 1 8 5

K R I S T A N D T - K O C H

1 8 8 + 1 8 9 ,

1 9 2 - 1 9 5 ,

1 9 8

P R O D U K T I O N V I O L E T A J A N A M A G D A L E N A D O R O T H E A N I N A

B O G I Ć E V I Ć F I S C H E R G R A U S G R U B E R

M U R S C H - E D L M A Y R W O L F S G R U B E R


» CHARLES’ GRAUE HAARE SIND VON EINSCHÜCHTERNDER LÄSSIGKEIT «

T E X T J A N

Die allgemeingültige Formel, nach der „Grau“ keine Farbe sei, hat ihren Ursprung darin, dass es in der Natur – zumindest in der Flora – kaum je vorkommt. Pflanzen neigen ja dazu, sich innerhalb der Naturbeobachtung in den Mittelpunkt zu drängeln. Dann leuchtet der Urwald in tausenderlei Grüntönen, Blüten blühen in allen möglichen Farben, nur eben nicht in Grau. Diese Farbe ist verkrusteten Vulkanrändern, Schlechtwetterwolken, Eseln und einigen Insekten vorbehalten, die allesamt entweder als langweilig oder als störrisch oder als blöd gelten. Nur selten gelingt es dem Grau, sich in der Natur als etwas durchweg Freundliches zu präsentieren: Eichhörnchen, Delfin, Kieselstein. Das ist für eine Farbe eine recht deprimierende Bilanz, zumal Delfine und graue Eichhörnchen auch noch mancherorts in ihrem Bestand gefährdet sind. Auch beim Essen spielt Grau als Farbe praktisch keine Rolle. Es ist mir kein einziges Gericht bekannt, das sich als graue Köstlichkeit auf dem Teller breit macht. Am ehesten verbindet man damit jenen Babybrei, der irgendwie nach nichts schmeckt und am Löffel haftet wie Zement. Grau ist nicht lecker und befindet sich deswegen auch nicht in der Eissorten-Palette eines gut sortierten italienischen Eis-Fachhandels mit Fensterverkauf. Dort gestaltet sich die Auswahl zwar zunehmend verwegen, aber graues Eis habe ich bisher nicht entdeckt, zumal die Sorte „After-EightAsphalt“ sich vermutlich auch nicht gegen „Waldbeere“ und „Tiramisu“ würde durchsetzen können.

W E I L E R

Das Grau steht für das Unbestimmte, Unentschiedene, nicht exakt Fühlbare, manchmal auch für das Sinistre, welches in der Formulierung „Graue Eminenz“ mitschwingt. Und so hat auch der Buchtitel des erotischen Bestsellers „Fifty Shades of Grey“ irgendeinen Sinn, auch wenn sich bei der Lektüre dieses Werkes eher der Eindruck aufnötigte, es seien mit den Schattierungen lediglich fünfzig unterschiedlich schwerwiegende Foltermethoden für die Sprache gemeint gewesen, so gräulich, so grauen erregend, so grausam schlecht war das Buch geschrieben. Womit denn auch ein Beleg für die durchweg negative Konnotation des Grauen in unserem Sprachschatz formuliert ist, denn sämtliche Adjektive aus dem vorhergehenden Satz entstammen dem grauenhaften Wortstamm des Graufarbigen. Und trotz der vielen Beweise für die Unzulänglichkeit dieser Farbe wird ihr ständig Unrecht getan, denn in Wahrheit ist kaum eine andere Farbe so nuancenreich. Gut, mag sein, dass sie ihre Abstufungen im wesentlichen unterschiedlichen Mischungsverhältnissen von Schwarz und Weiß verdankt. Dies als langweilig, abseitig oder weniger wertvoll zu erachten, stellt jedoch eine kenntnislose Geringschätzung, mehr noch: eine Ignoranz dar. Immerhin verfügt ein herkömmlicher RAL-Farbfächer über mehr als doppelt so viele Grau- wie Blautöne. Die meisten Menschen kennen auch bloß Himmelblau und Dunkelblau und Ultramarin und vielleicht noch Taubenblau, das bereits verdächtig ins Graue spielt und 200

den Horizont öffnet für die vielen kreativen Graus, die uns vielleicht nicht im Urlaub begegnen, aber ständig im Alltag. Da sind das Perlmausgrau und das Telegrau, das Verkehrsgrau und das Staubgrau, dazu jene Graus, die nach Achat und Schiefer und Eisen und Silber benannt wurden, und natürlich all jene Graus, die sich seit Jahren als Wandfarben und Bezugsstoffe großer Beliebtheit erfreuen: Khakigrau, Olivgrau und Moosgrau zum Beispiel. Grau ist nämlich in Wahrheit ein einziger großer Farbspaß, so wandlungsfähig wie kaum eine andere Farbe und dezenter als die meisten. Und natürlich wird so manches Haupt durch das Grau aufgewertet. Viele grauköpfige Herren gelten als viral und auf geheimnisvolle Weise alterslos, besonders wenn sie bereits über ihre Persönlichkeit einen gewissen Glamour spazieren führen. George Clooney ist so ein Typ. Oder Richard Gere. Oder der wundervolle Mann aus dieser Bar. Ihre Grauhaarigkeit ist von einer schon einschüchternden Lässigkeit, die einen leicht darum betteln lässt, doch selber bitte möglichst bald mit nachlassender Farbpigmentierung im Haupthaar auftrumpfen zu können. Doch sei all jenen, die sich so etwas wünschen, gesagt, dass die genannten Männer schon vor ihrer Grauhäuptigkeit coole Typen waren und es nicht erst seitdem sind. Es ist beinahe schon Voraussetzung dafür, dass graue Haare zu einem Statement werden. Tut mir Leid: Aus einem Plastikbecher vom Schützenfest wird auch nicht über Nacht ein Kristallglas.


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H E U T E L I E B E R G RÜ N E N T E E S TAT T KA F F E E , H E R R H Ö H N ?

I L L U S T R A T I O N U L I

I N T E R V I E W

K N Ö R Z E R

A N T O N I A

S C H A E F E R

Welcher Mann würde von sich behaup ten, gerne shoppen zu gehen? Markus Höhn, langjähriger Geschäftsführer und Gesellschafter des Münchner Modehauses Lodenfrey, hat aus der Vorliebe für das Neue und Schöne seinen Beruf gemacht. Sein Arbeitsplatz liegt wenige Schritte vom Marienplatz, inmitten der Fußgängerzone, und bildet den Ausgangspunkt, um sämtliche Entwicklungen des Marktes von Luxus bis Discounter zu verfolgen. Höhn ist überzeugt, dass in Deutschland die Diskussion um Qualität und Herkunft von Kleidung gerade erst begonnen hat.

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Menschen lieben Marktplätze, um Neuigkeiten zu erfahren oder mit Waren zu handeln, als Orte des Austauschs sind sie beinahe so alt wie die Menschheit selbst. Wir möchten uns belohnen und umgeben uns gerne mit schönen Dingen. München bietet in der Mode das komplette Spektrum, als traditionelles Modehaus decken wir einen kleinen Teil davon ab. Wenige Meter von unserem Geschäft entfernt, gibt es T-Shirts für vier Euro bei H&M, und in der Maximilianstraße lassen sich die Preise nahezu bis ins Unermessliche steigern. Über die angebotene Ware können wir uns nur bedingt profilieren, deshalb kommt es mir auf gute Mitarbeiter an – ich bin sicher, dass man spürt, dass wir noch immer ein Familienunternehmen sind. Bei Lebensmitteln achten Konsumenten vermehrt auf hohe Qualität. Sie schätzen die regionale Herkunft eines Produkts. Die Mode hat es damit nicht leicht. Man muss beachten, dass Deutschland kein klassischer Textilstandort ist, die USA sind uns mit Bio-Baumwolle oder im Bereich der nachhaltigen Produktion voraus. Die Rohstoffe für ein Kleidungsstück kommen aus der ganzen Welt – Kaschmir z. B. aus Nepal, Seide aus China. Unsere Verantwortung ist es, darauf zu achten, dass Stoffe umweltgerecht produziert und Kleidung unter menschenwürdigen Bedingungen genäht wird. Die Mode ist in dieser Hinsicht kein Trendsetter, allerdings ist in letzter Zeit Bewegung in die Diskussion gekommen. In Deutschland wird es noch eine Weile dauern, bis der Verbraucher reflektiert, wie die Preisbildung für Billigware zustande kommt. Darf ein T-Shirt 500 Euro kosten? Wenn die Verantwortlichen einer Marke glauben, diesen Preis erheben zu können: Ja. Shopping ist eine freiwillige Angelegenheit. Der Kunde wird einen Gegenwert erwarten, etwa dass das T-Shirt handbemalt oder ein Einzelstück ist. Dass es von einem begehrten Label stammt, reicht heute bei aller Markenaffinität nicht aus. Der Markt korrigiert Übertreibungen schnell. Ich wundere mich manchmal über Menschen, die viel Geld verdienen, aber auf Kleidung keinerlei Wert legen – sie fahren ein teures Auto, aber textil sind sie nicht sozialisiert. Ein blauer Blazer, ein weißes Hemd, coole Chinos und dazu ein Paar braune, rahmengenähte Schuhe. Das genügt eigentlich, um als Mann gut angezogen zu sein. Wobei ich persönlich noch eine schöne Uhr und ein Einstecktuch dazu tragen würde.

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DEL MAR 5 C L W O D KA 4 CL ROSE’S LIME JUICE 1 CL LEMON JUICE 1 CL BLUE CURAÇAO Im Shaker auf Eiswürfeln gut schütteln, in Cocktailschale abseihen.


COCK TA I LS

F O T O S S H I N I C H I T A K A H A S H I R E Z E P T E C H A R L E S S C H U M A N N

„…MACHE ICH IMMER NOCH DIE B E S T E N – D AV O N B I N I C H Ü B E R Z E U G T. KLASSISCHE, MIT W E N I G E N Z U TAT E N “

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MARTINEZ COCKTAIL 2 CL COCCHI VERMOUTH TORINO DASHES ANGOSTURA-BITTERS DASHES MARASCHINO 4 CL GIN ZITRONENSCHALE Im R端hrglas auf Eisw端rfeln verr端hren, in Cocktailschale abseihen, mit Zitronenschale abspritzen und diese dazugeben.


CHAMPAGNER COCKTAIL 1 WÜRFELZUCKER DASHES ANGOSTURA-BITTERS C H A M PA G N E R ZITRONENSCHALE ORANGE Im Weinglas Würfelzucker mit Angostura-Bitters tränken. Mit Champagner aufgießen, mit Zitronenschale abspritzen. Zitronenschale und Stück Orange dazugeben.


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MOJITO SAFT EINER HALBEN LIMETTE 2 BL PUDERZUCKER M I N Z E Z W E I G M I T E T WA 1 0 B L ÄT T E R N 6 CL RUM SODA PUDERZUCKER Im Becherglas Zucker und Limettensaft gut verrühren. Minzeblätter mit Stößel andrücken. Mit Eiswürfeln auffüllen, Rum dazugießen, umrühren und mit Soda auffüllen. Mit etwas Puderzucker bestreuten Minzezweig dazugeben.

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SOLO CAMPARI 5 C L C A M PA R I ORANGENSCHALE Im Shaker auf Eiswürfeln schütteln. In Tumbler auf einem großen Eiswürfel abseihen. Mit Orangenschale abspritzen und diese dazugeben.


COSMOPOLITAN 1 CL TRIPLE SEC SAF T VON 1/8 LIMETTE 4 C L C R A N B E R RY S A F T 5 C L W O D KA Im Shaker auf Eisw端rfeln sch端tteln, in Martiniglas abseihen.

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H E R R M U F F, I H R E N K A F F E E W I E I M M E R G R O S S UND MIT EINEM KLEINEN SCHUSS MILCH?

I L L U S T R A T I O N F R A N K

I N T E R V I E W

H Ö H N E

C O N S T A N Z E

A D A M

Der Schweizer Schmuckdesigner Patrik Muff leb t und arbeitet seit 1998 in München. Neben seinen eigenen Kollektionen kooperiert er mit ausgesuchten Galerien und lancierte 2008 in Zusammenarbeit mit der Porzellanmanufaktur Nymphenburg die Schmuckkollektion Essentials. Fantasievoll bearbeitete Kruzifixe, To tenköpfe und Ketten aus massivem Silber kennzeichnen seinen Stil. Kürzlich hat Patrik Muff sogar Birkenstocks seinen ganz eigenen, speziellen Look verliehen: mit Rindsleder in Kroko -Op tik und einer Schließe aus Edelmetall.

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Drei Dinge, die Ihren Stil ausmachen.

Jeans, Birkenstock und bunte Bilder. Sie meinen Tattoos?

Ja, die gehören zu meinem Körper, Tattoos werden eins mit ihrem Träger. Wie haben Sie Ihren Stil gefunden?

Über lange Jahre und durch Freunde, die mit Mode zu tun hatten. Vieles ausprobiert?

Alles getragen – auch Rock. Und wer ist heute Ihr Stilvorbild?

Natürlich Charles. Das mussten Sie jetzt sagen!

Ja, sonst bekomme ich in Zukunft schlechten Kaffee. Es gibt viele Stilvorbilder, von den Ramones, bis zu sehr eleganten Herrschaften, die in der Bank arbeiten. Typ und Style müssen einfach zusammenpassen. Schmuck – lieber filigran oder mächtig?

Ich mag’s für mich lieber burschikos, männlich, kraftvoll. Ist Schmuck unisex?

Ja, weil Frauen und Männer Ringe und Armbänder tragen können. Der Reiz liegt darin, die Symbolik zu begreifen – zum Beispiel, wenn man ein Herz an einer Halskette über dem Hemd trägt. Was bedeutet das?

Na ja, ich würde sagen, die Aussage ist exotisch. Trotz bekannter Denkmuster werden Symbole von jedem anders wahrgenommen, das Herz mal als Herzschmerz oder Liebe. Glauben Sie, dass viele Menschen gar keinen eigenen Stil mehr haben?

Wir waren ja schon immer Herdentiere. Um Individualität zu spüren, muss es eine Gruppe geben, die gleich aussieht. Erst wenn alle rosa sind und einer ist gelb, hebt er sich ab. Guter Stil ist … ?

Der Herr dort am Nebentisch trägt eine grüne Hose; ich bin mir sicher, dass er sich darin wohlfühlt, so wie er sich gibt. Das ist für mich guter Stil. Die Vogue würde vielleicht sagen, Männer mit grünen Hosen sind Frösche.

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STILVOLL DRUCKEN AUF NATURPAPIER H I G H

G A M M U T-T E C H N O L O G I E

Dieses Magazin wurde auf Naturpapier im High Gamut-Verfahren gedruckt. Dieses einzigartige, von der Druckerei Vogl entwickelte und speziell auf ungestrichene Papiere abgestimmte Druckverfahren schafft Ergebnisse, die in Zeichnung, Farbwelt und Sättigung nahezu identisch mit dem Druck auf gestrichenem Papier sind.

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F O T O S R O B E R T

F I S C H E R

P R O D U K T I O N P A T R I C K

C H R I S T O P H L I N H

P H A M

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P E N D I U K


MEINE GEGNER SCHONEN MICH NICHT – IMMER WENN ICH SIE TREFFE, KRIEGE ICH ZWEI ZURÜCK, DAMIT ICH NICHT ÜBERMÜTIG WERDE

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LEITZ STYLE STILSICHER BIS INS DETAIL

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DANK & SPONSOREN

EIN GANZ BESONDERER DANK AN ANTON „ Je d e r m ü s s t e s o e i n e n An t o n h a b e n , w i e i c h i h n h a b e. “

WIR BEDANKEN UNS BEI M A R I A N N E KÖ S S L E R für ihre unermüdliche und stets präzise Schlussredaktion T H O M A S B Ä R N T H A L E R U N D T O B I A S H A B E R L f ü r i h r e r e d a k t i o n e l l e U n t e rs t ü tz u n g S I L K E Z I M M E R M A N N U N D N AO M I JÖ D I C K E VO N S C H L O S S E L M AU f ü r d i e Zu s a m m e n a r b e i t b e i „ Al i c e S a r a O tt & F r a n c e s c o Tr i s t a n o“ , S. 5 6 A N D R E A W E N D T V O N 2 A G E N T E N f ü r d i e I l l u s t r a t i o n e n vo n T i n a B e r n i n g, Ro m y B l ü m e l, Ka t h a r i n a G s c h w e n d t n e r, F r a n k Hö h n e, L e h e l Ko vá c s u n d C a r m e n S e go v i a L E N A G E H R I G U N D FA M E A G E N C Y, P S M O D E L S M A N A G E M E N T M U N I C H f ü r d i e U n t e rs t ü tz u n g b e i „ We i ß e s He m d “ S. 8 2 F G V S C H M I D L E f ü r d i e B e l e u c h t u n g b e i „ F r a u e n & D r i n ks “ , S. 1 3 4 B AY E R I S C H E V E R WA L T U N G D E R S T A A T L I C H E N S C H L Ö S S E R , G Ä R T E N U N D S E E N – V E R WA L T U N G D E R R E S I D E N Z M Ü N C H E N f ü r d i e Fo t o ge n e h m i g u n g i m Ho f ga r t e n B O X W E R K M Ü N C H E N U N D M AY E R ’ S C H E H O F K U N S T A N S T A L T f ü r d i e g r o ß z ü g i ge B e r e i t s t e l l u n g i h r e r Rä u m l i c h ke i t e n H E R R N H A A S V O M PA P I E R H E R S T E L L E R F E D R I G O N I UND H E R R N VO G L VO N D E R D RUC K E R E I VO G L f ü r d i e ko m p e t e n t e U n t e rs t ü tz u n g b e i d e r Pa p i e r a u s w a h l u n d Ma ga z i n e rs t e l l u n g

„ M E E R“ – „ S E A S C A P E , S T U DY O F C L O U D S “ ( S . 1 4 6 + 1 4 7 ) b p k/R M N - G r a n d Pa l a i s /Pa r i s, Mu s é e d 'O rs a y/G u s t a ve L e G r a y ; „ L I G H T H O U S E & J E T T Y, G U S T AV E L E G R AY “ ( S . 1 4 8 + 1 4 9 ) G u s t a ve L e G r a y, p h o t o g r a p h e r ( F r e n c h , 1 8 2 0 – 1 8 8 4 ) L i g h t h o u s e a n d Je tt y, L e Ha v r e, 1 8 5 7, Al b u m e n s i l ve r p r i n t, I m a ge: 3 1 x 4 0. 3 c m ( 1 2 3 / 1 6 x 1 5 7/8 i n . ) T h e J. Pa u l G e tt y Mu s e u m , L o s An ge l e s ; „T H E B R I G , G U S T AV E L E G R AY “ ( S . 1 5 2 + 1 5 3 ) G u s t a ve L e G r a y, p h o t o g r a p h e r ( F r e n c h , 1 8 2 0 – 1 8 8 4 ) T h e B r i g, 1 8 5 6, Al b u m e n s i l ve r p r i n t, I m a ge: 3 2. 1 x 4 0. 8 c m ( 1 2 5/8 x 1 6 1 / 1 6 i n . ) Mo u n t: 3 5. 7 x 4 7. 3 c m ( 1 4 1 / 1 6 x 1 8 5/8 i n . ) T h e J. Pa u l G e tt y Mu s e u m , L o s An ge l e s ; „T H E G R E A T WAV E , S È T E “ ( S . 1 5 4 + 1 5 5 ) G u s t a ve L e G r a y, p h o t o g r a p h e r ( F r e n c h , 1 8 2 0 – 1 8 8 4 ) T h e G r e a t Wa ve, S è t e, a b o u t 1 8 5 7, Al b u m e n s i l ve r p r i n t, I m a ge: 3 4. 3 x 4 1. 9 c m ( 1 3 1 /2 x 1 6 1 /2 i n . ) Mo u n t: 5 5. 6 x 70. 5 c m ( 2 1 7/8 x 2 7 3 /4 i n . ) T h e J. Pa u l G e t t y M u s e u m , L o s An ge l e s ; „ D E R M E N S C H U N D D A S M E E R“ ( S . 1 5 0 ) C h a r l e s B a u d e l a i r e. L e s F l e u rs d u Ma l /D i e B l u m e n d e s B ö s e n . F r z . /D t. Ü b e rs. vo n Mo n i ka Fa h r e n b a c h -Wa c h e n d o r f f. An m . vo n Ho rs t H i n a . Na c h w. u n d Ze i tt a f. vo n Ku r t Kl o o c ke. S u tt ga r t: Re c l a m , 1 9 8 0 [ u . a . ] . ( U n i ve rs a l - B i b l i o t h e k. 9 9 7 3. ) S. 3 5/3 7. „ N A C H N E U E N M E E R E N “ ( S . 1 5 1 ) F r i e d r i c h N i e tz s c h e: S ä m t l i c h e We r ke. Kr i t i s c h e S t u d i e n a u s ga b e. H rs g. vo n G i o rg i o C o l l i u n d Ma z z i n o Mo n t i n a r i . B d. 3. Mü n c h e n : D e u t s c h e r Ta s c h e n b u c h Ve r l a g, 1 9 8 0. S. 6 4 9. „ S A M M L U N G “ – „ J U N G E I M G R A S “ ( S . 1 7 1 ) C o u r t e s y G A L E R I E W I L M A TO L KS D O R F, © Jö rg S a s s e, V G B i l d - Ku n s t; „ F R Ö S C H E & K R Ö T E N “ ( S . 1 7 2 ) Fo t o: Am e r i c a n Mu s e u m o f Na t u r a l H i s t o r y, Ne w Yo r k ; „ H U T L A D E N “ ( S . 1 7 3 ) Fo t o: P i a P fa n n m ü l l e r ; P E T R I S C H A L E ( S . 1 74 ) Jo h n D u r h a m / S c i e n c e P h o t o L i b r a r y S P L /Ke ys t o n e /Age n t u r Fo c u s ; „T E N N I S “ ( S . 1 7 5 ) M i g u e l Me d i n a /Age n c e F r a n c e P r e s s /G e tt y I m a ge s ; „ G E Z I - PA R K “ ( S . 1 7 6 ) G ez i - Pa r k ( RT X 1 0 LV H ) : R E U T E R S/ Ya n n i s B e h r a k i s ; „ L E K T Ü R E L I S T E “ ( S . 1 7 7 ) Ha n s B l u m e n b e rg/L e k t ü r e l i s t e 1 9 4 2 – 1 9 5 9/D e u t s c h e s L i t e r a t u r a r c h i v Ma r b a c h ; „ P O O L“ ( S . 1 7 8 ) Po o l - Fo t o ( RT X 1 0 I M C ) : R E U T E R S/T h o m a s Pe t e r „ B O X “ – C h a r l e s S c h u m a n n t r ä g t e i n e n Ho o d i e vo n B o u l e z a r ( S. 2 1 8 -2 4 2 )

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B L A C K J E A N

# 1 6 ,

2 0 0 6

P A G L I U S O

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W H I T E J E A N

# 1 5 ,

2 0 0 6

P A G L I U S O

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V A R I E G A T E D J E A N

# 1 0 ,

2 0 0 5

P A G L I U S O

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IMPRESSUM HERAUSGEBERIN S a b i n e R e s c h ( V. i . S . d . P )

LEHRREDAKTION MM13 C O N S TA N Z E A DA M ( L t g. M e d i e n m a r k e t i n g ) , E L E N A B E R C H E R M E I E R , V I O L E TA B O G I C E V I C ( L t g. Fa c e b o o k ) , S T E FA N I E DA N Z L ( L t g. Fa c e b o o k ) , KAT E R I N A D E N T O O M , V E R E N A E M I G , J A N A F I S C H E R , M A G D A L E N A G R A U S G R U B E R , F R A N Z I S KA H E I N Z ( L t g. D i g i t a l P u b l i s h i n g ) , A N N A B E L L A K L E I N ( L t g. M o d e ) , D O R O T H E A M U R S C H - E D L M AY R , PAT R I C K C H R I S T O P H P E N D I U K , L I N H P H A M , A N T O N I A S C H A E F E R ( C h e f i n v o m D i e n s t ) , K A T H A R I N A S C H Ü R F, S A N D R A S I L B E R N A G E L ( L t g . C r o s s m e d i a & L t g . F a c e b o o k ) , T O B I A S S T R E I C H E R ( L t g. Te x t ) , S A B R I N A TA L O ( L t g. Fa c e b o o k ) , L A R I S S A W E I S S , N I N A W O L F S G R U B E R ( L t g. M e d i e n m a r k e t i n g ) , J E N N I F E R W U R S T E R

FOTOGRAFEN DIESER AUSGABE B A R B A R A B O N I S O L L I , M A R T I N F E N G E L , R O B E R T F I S C H E R , S A M M Y H A R T, E L I A S H A S S O S , G U S T AV E L E G R A Y, U L R I K E M Y R Z I K , A N J A P R E S T E L , R E G I N A R E C H T, S I G R I D R E I N I C H S , A R M I N S M A I L O V I C , S H I N I C H I TA KA H A S H I , M AT T H I A S Z I E G L E R

ILLUSTRATOREN UND KÜNSTLER DIESER AUSGABE T I N A B E R N I N G , R O M Y B L Ü M E L , S I G R I D C A L O N , KAT H A R I N A G S C H W E N D T N E R , F R A N K H Ö H N E , A N J E J A G E R , U L I K N Ö R Z E R , L E H E L K O VÁ C S , J E A N PA G L I U S O, C A R M E N S E G O V I A , M A R C O WA G N E R

DOZENTEN T EX T & M O D E : I VO N N E F E H N G E S TA LT U N G : M I R I A M B L O C H I N G & M A R K US RA S P MEDIENMARKETING: ANINA VEIGEL R E DA K T I O N S M A N AG E M E N T: I VO N N E F E H N ONLINEJOURNALISMUS: ALKE HABBE D I G I T A L P U B L I S H I N G : D AV I D K R E B S

A N S C H R I F T D E R L E H R R E D A K T I O N : A M D A KA D E M I E M O D E & D E S I G N M Ü N C H E N , I N FA N T E R I E S T R A S S E 1 1 A , H AU S E 2 , 8 0 7 9 7 M Ü N C H E N , T E L E O N 0 8 9. 3 8 6 6 7 8 - 0, A N S P R E C H PA R T N E R I N S A B I N E R E S C H , S T U D I E N L E I T U N G M O D E J O U R N A L I S M U S M E D I E N K O M M U N I KAT I O N MO:DE6 – Charles IST EINE CROSSMEDIALE MAGAZINENTWICKLUNG DER L E H R R E DA K T I O N D E S JA H RG A N G S M M 1 3 I M S O M M E R S E M E S T E R 2 0 1 4 VO N M O D E JOU R N A L I S M US / M E D I E N K O M M U N I KAT I O N D E R A M D A KA D E M I E M O D E & D E S I G N M Ü N C H E N D RUC K : D RUC K E R E I VO G L G M B H & CO KG , TÖ L Z E R S T RA S S E 5A , 8 1 3 7 9 M Ü N C H E N F E D R I G O N I U N T E R S T Ü T Z T E U N S M I T F O L G E N D E N PA P I E R S O R T E N : MAGAZIN: INNENTEIL – ARCOPRINT MILK, WHITE 120 G/M² B E I L E G E R : U M S C H L A G – A R C O P R I N T E D I T I O N I 1 . 3 , AV O R I O 1 7 0 G / M ² INNENTEIL – ARCOPRINT EDITIONI 1.3, 10 0 G/M² P O S T KA R T E N : A U S D E R S E R I E M AT E R I C A : A C Q U A , V E R D I G R I S & T E R R A R O S S A , 3 6 0 G / M ² P L A KAT : A R C O P R I N T M I L K , W H I T E 8 5 G / M ² MO:DE6 – Charles erscheint auf Issuu.com 248

f a c e b o o k . c o m /m o d e s e c h s


Bildung,

die pr채gt.




L I EBER ANS M EER ODE R I N DI E BERGE? I MM E R ANS M EER .


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