Planungswerkstatt: Ganztagsbildung gemeinsam gestalten

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Ganztagsbildung gemeinsam gestalten

Planun werks



Planungasttwerkst

Lokale Bildungslandschaften – Ganztagsbildung gemeinsam gestalten Ein Projekt der Landeshauptstadt Mßnchen und des Kultur & Spielraum e.V. Die Planungswerkstatt ist ein Beteiligungsformat im Rahmen des Mßnchner Ganztagsbildungskongresses


Planungasttwerkst Ganztagsbildung gemeinsam gestalten – von der Idee zur Umsetzung lokaler Bildungslandschaften Die vorliegende Dokumentation gibt Einblick in die Arbeitsweise, die Diskussionen und die bisherigen Ergebnisse der Planungswerkstatt Ganztagsbildung gemeinsam gestalten – von der Idee zur Umsetzung lokaler Bildungslandschaften zwischen Oktober 2013 und März 2015. Unter www.ganztag-muenchen.de/planungswerkstatt liegen ergänzend zwei Videodokumentationen und eine Sammlung von Interviews, Projektpapieren und Bildern vor.

Auflage: 1.000 Stück Erscheinungsdatum: Januar 2016


Inhaltsverzeichnis Vorwort Planungswerkstatt 2014: ein visionärer Sprung ins Jahr 2024

Vorwort

Planungswerkstatt 2015: Design Thinking – für eine Perspektive, die Kinder und Jugendliche ins Zentrum rückt

Planungswerkstatt

Auswertung Interpretation Handlungsansätze Nächste Schritte

Auswertung

Zusammenfassung Schlusswort Kontakt Danksagung

Nächste Schritte

Machen Sie mit!


Vorwort Kongresses 2015 konnte sie weitergeführt werden. Als visionär-spielerisches Beteiligungsformat bringt sie Akteurinnen und Akteure aus unterschiedlichen Feldern der Bildung, der Kultur und der sozialen Arbeit zusammen, um gemeinsam über neue Formen und Ziele der Ganztagsbildung in lokalen Bildungslandschaften* in München nachzudenken. Als Initiatoren der Planungswerkstatt seitens der Landeshauptstadt München haben die Münchner Serviceagentur für Ganztagsbildung im Referat für Bildung und Sport, das Stadtjugendamt des Sozialreferats und die Koordinierungsstelle für kulturelle Bildung im Kulturreferat zusammengearbeitet; seitens der Freien Träger der Kinder- und Jugendarbeit wurde der Verein Kultur & Spielraum e.V. einbezogen. Die Idee dazu basierte auf dem Wunsch, die Perspektiven aller Akteurinnen und Akteure zu berücksichtigen, indem unterschiedlichste Beteiligte aktiv in den Planungsprozess eingebunden wurden: Welche Vorstellung von ganzheit-

Vorwort „Ich entscheide selbst, wann mein Wecker klingelt. Mein Fahrrad hat Vorfahrt. Mein Lehrer arbeitet mit meiner Fußballtrainerin zusammen. Der Nachmittagsunterricht findet im Museum statt. Und das Beste: Ich habe Lust zu lernen!“ Noch ist ein solcher Schultag Zukunftsmusik – aber erste Visionen dafür existieren bereits. Entwickelt wurden sie in der Planungswerkstatt Ganztagsbildung gemeinsam gestalten – von der Idee zur Umsetzung lokaler Bildungslandschaften. Im Mittelpunkt dieser Visionsarbeit standen die Kinder und Jugendlichen selbst: Anhand eines konkreten Stadtviertels und unter Einbeziehung unterschiedlichster Perspektiven wurden Visionen für sie und mit ihnen entworfen. Initiiert wurde die Planungswerkstatt anlässlich des 3. Münchner Ganztagsbildungskongresses im Januar 2014; während des 6


licher Bildung haben wir? Wie können wir vorhandene Ressourcen durch Zusammenarbeit optimal einbringen? Wie können wir Ganztagsbildung in lokalen Bildungslandschaften konkret gestalten? Welche Wege sind denkbar, wenn wir vorerst die bestehenden Zwänge und real existierenden Hindernisse bewusst außen vor lassen? Die Planungswerkstatt lädt ein, sich gemeinsam in den Freiraum der Ideenfindung zu wagen und auch in ihrer Ausgestaltung über die vermeintlichen Grenzen einengender Alltagserfahrung hinauszuwachsen.

einbezogen: Schule, Jugendhilfe, Stadtteilarbeit, kulturelle Bildung, Zivilgesellschaft, Verwaltung, Eltern, Kinder und Jugendliche selbst. Ziel war es, neue kooperative Verbindungen zu schaffen und die Zusammenarbeit zu verbessern. Die langfristige Vision der Planungswerkstatt besteht darin, einen Beitrag zu leisten, allen Kindern und Jugendlichen in München die gleichen Chancen auf Bildung und gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen – unabhängig von ihren familiären und kulturellen Hintergründen, unabhängig von den finanziellen Möglichkeiten ihrer Familien und von dem Stadtteil, in dem sie leben. Für ein gelungenes Aufwachsen und ganzheitliche Bildung sind vielfältige Erfahrungen, räumliche und gedankliche Freiräume, aber auch verlässliche Beziehungen nötig. Dieser gesellschaftliche Auftrag kann gemeinsam gemeistert werden: durch die gelungene Kooperation verschiedener Akteurinnen und Akteure in einer gut organisierten lokalen Bildungslandschaft.

Bereits im Vorfeld des 3. Ganztagsbildungskongresses hat sich im Herbst 2013 eine Gruppe von etwa 25 Fachleuten aus den Feldern Schule, Soziales und Kultur zusammengefunden, um grundlegende Fragestellungen und Perspektiven für eine visionäre Werkstatt zu formulieren. Ein derartig intensiver inhaltlicher Austausch innerhalb einer so heterogen besetzten Gruppe ist im Arbeitsalltag der meisten Beteiligten kaum möglich. Gerade die interdisziplinäre Zusammensetzung jenseits versäulter Strukturen und etablierter Hierarchien hat entscheidende Impulse gesetzt, tatsächlich quer zu denken und innovative Ansätze für die eigene und die gemeinsame Arbeit zu finden. Auf dem Kongress wurde dieses visionäre Denken vor allem durch die Inszenierung eines fiktiven Sprungs in eine gelungene Zukunft der Bildung im Jahr 2024 mit dem Kongresspublikum weitergeführt.

Dirk Adomat, Münchner Serviceagentur für Ganztagsbildung Andrea Engl, Koordinierungsstelle für Kulturelle Bildung im Kulturreferat Albert Kapfhammer, Kultur & Spielraum e.V. Thomas Kusche, Fachsteuerung Schule/ Jugendhilfe im Sozialreferat *„Lokale Bildungslandschaften sind langfristige, professionell gestaltete, auf gemeinsames, planvolles Handeln abzielende, kommunalpolitisch gewollte Netzwerke zum Thema Bildung, die – ausgehend von der Perspektive des lernenden Subjekts – formale Bildungsorte und informelle Lernwelten umfassen und sich auf einen definierten lokalen Raum beziehen.“

Im Jahr 2015 wurde unter Anleitung von Alice Holmberg, Korinna Thielen und Karsten Stampa, die als professionelle Prozessbegleiterinnen und -begleiter auf Stadtplanung und -entwicklung spezialisiert sind, ein stark strukturierendes Setting geschaffen, welches die Zuschauerinnen und Zuschauer radikal in die Perspektive von Kindern und Jugendlichen unterschiedlichen Alters versetzt. Von Beginn an hat die Planungswerkstatt Vertreterinnen und Vertreter aller betroffenen Interessensgruppen in den Diskurs

Aus: Peter Bleckmann, Anja Durdel (Hrsg.), Lokale Bildungslandschaften, Perspektiven für Ganztagsschulen und Kommunen, VS Verlag für Sozialwissenschaften 2009. 7


Photo©Kapfhammer

Planungasttwerkst 2014

Mit der Planungswerkstatt 2014 machte die Gruppe methodisch einen visionären Sprung in die Zukunft:

Ein visionärer Sprung ins Jahr 2024

Willkommen im Jahr 2024! Lokale Bildungslandschaften sind flächendeckend und erfolgreich in München eingeführt und ermöglichen allen Kindern und Jugendlichen, unabhängig von ihrem familiären Hintergrund und dem Stadtteil, in dem sie aufwachsen, optimale Bildungsbedingungen. Die Planungswerkstatt gewährt erste fiktive Einblicke in den Alltag unter anderem von Schülerinnen und Schülern, einer Mutter, einem Lehrer, einer Sozialpädagogin, einer Künstlerin und einem Mitarbeiter der Verwaltung. Die fiktiven Interviews basieren inhaltlich auf Ideen und Diskussionen der Kerngruppe und sind unter www.ganztagmuenchen.de/planungswerkstatt in voller Länge zu sehen.

Die Planungswerkstatt fand erstmals auf dem 3. Ganztagsbildungskongress im Januar 2014 in München statt. Anlass und Inspiration war das umfassende Kongressmotto „Ganztagsbildung gemeinsam gestalten“. Davon ausgehend stellten sich die Verantwortlichen die Frage, wie Ganztagsbildung ausgestaltet werden müsste, damit sich vor allem ein Mehrwert für die Kinder und Jugendlichen, aber auch für ihre Familien und die Menschen im Stadtteil generieren lässt.

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Ein Lehrer:

Zwei Jugendliche:

„Der Tag in der Schule beginnt mit einem gemeinsamen Frühstück, an dem alle aus der Schulfamilie freiwillig teilnehmen können. Erst danach beginnen die Phasen, in denen alle anwesend sein müssen. Die Schule ist in Lerngruppen organisiert, die regelmäßig auch außer Haus stattfinden. Als Lehrer ist es für mich eine große Entlastung zu wissen, dass ich nicht alleine für alles verantwortlich bin, was bei den Kindern passiert. Ganz im Gegenteil: Die Zusammenarbeit mit anderen Pädagogen und mit den beteiligten Künstlern und Handwerkern ist sehr spannend und bringt oft ganz neue Perspektiven ans Licht, an die ich als Lehrer nie gedacht hätte. Wir machen seit drei Jahren auch gemeinsame Fortbildungen, und demnächst gibt es sogar wieder einen gemeinsamen Betriebsausflug mit allen Partnern aus unserer Bildungslandschaft.“

„Wir stehen zu unterschiedlichen Zeiten auf – je nachdem, was wir uns für den Tag vorgenommen haben; so zwischen sechs und neun Uhr. Gestern hatten wir zum Beispiel im Literaturhaus einen Workshop über Kafkas Verwandlung. Danach sind wir ins Dantebad zum Schwimmen gegangen. Am Nachmittag waren wir noch im Altersheim beim Vorlesen. Man kann sich gar nicht mehr vorstellen, dass früher alles in einem Haus passiert ist und man den ganzen Tag in einem ‚Klassenzimmer‘ gesessen ist.“ Eine Mutter:

Photo©MonaKloeckner

„Im Vergleich zu meiner Schulzeit hat sich viel verändert: Ich schicke meine Kinder ohne schweren Ranzen zwischen acht und neun Uhr los – entweder in die Lernhäuser oder dahin, wo das jeweilige Projekt stattfindet. Auch um die früher so genannte ‚Nach-

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dass davon über kurz oder lang auch die Jugendarbeit massiv betroffen sein würde. Es waren vor allem die freien Träger und die größeren Netzwerke in der Jugendarbeit, die immer wieder daran erinnerten, dass sie ebenfalls Teil der Ganztagsbildung im ganzheitlichen Sinne sind, dass sie mitreden und mitgestalten möchten.

mittagsbetreuung‘ muss ich mir keinen Kopf machen: Die Kinder bekommen ein gutes Mittagessen und können nachmittags Angebote wahrnehmen, die ihnen Spaß machen. Bewegung wird dabei ganz groß geschrieben. Unsere Kinder können selbst wählen, welche Unterrichtsmodule sie interessieren. Kindergärten, Schulen und die kooperierenden Einrichtungen sprechen sich ab und arbeiten eng zusammen. Deshalb sind die Übergänge für unsere Kinder heutzutage kein Problem mehr.

Eine Mitarbeiterin der Jugendarbeit:

Ein Mitarbeiter der Verwaltung:

„Als damals der Ausbau der Ganztagsschule so richtig in Fahrt kam, war bald klar,

„Lokale Bildungslandschaften haben das Leben im Stadtteil für alle bereichert. Der

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Photo©Kapfhammer

Wir Eltern haben ein Mitbestimmungsrecht und können uns an der Entwicklung und Auswahl der Bildungsangebote beteiligen. Außerdem gibt es bei Bedarf jede Menge individueller Förderungen – unabhängig von den finanziellen Möglichkeiten der Eltern.“

Unsere Jugendeinrichtung bekam dann die Möglichkeit, bei einem Modellprojekt mitzumachen, in dem die verbindliche und langfristige Zusammenarbeit mit einer Schule erprobt wurde. Nach und nach kamen noch weitere Einrichtungen aus der Gegend dazu: Hort, Kirche, Jugendfarm, Sportverein und sogar ein richtiges Theater. Insofern können wir nun wirklich von einer erfolgreichen lokalen Bildungslandschaft sprechen.“


Zukunftsbüro

wichtigste Erfolg aber, den sie mit sich gebracht haben, ist ein anderer: Mittlerweile kann man in München mit Fug und Recht behaupten, dass nicht mehr die soziale und kulturelle Herkunft die Chancen von Kindern und Jugendlichen bestimmen, sondern ihr Potenzial, ihre Fähigkeiten und Interessen.“

Im Zukunftsbüro „Bildungslandschaft 2024“ warteten Arbeitsaufträge, wie beispielsweise die Gestaltung einer Stellenausschreibung für multiprofessionelle Leitungsteams an Schulen, die Entwicklung neuer Fortbildungsmodule für schulische und außerschulische Kräfte oder neuer Schulfächer und Bildungsangebote.

Auch bei der Inszenierung der Planungswerkstatt auf dem Ganztagsbildungskongress selbst stand der kreative Werkstattcharakter im Vordergrund. Er ermöglichte dem Publikum, einen niederschwelligen Einstieg ins Thema zu finden und sich unabhängig von der geplanten Verweildauer aktiv zu beteiligen:

FutureVideoBox In der FutureVideoBox liefen die oben zitierten fiktiven Interviews aus dem Jahr 2024, die inhaltlich auf den Ideen und Visionen der Kerngruppe basierten. Außerdem konnten die Besucherinnen und Besucher Videos von Kindern und Jugendlichen sehen, in denen diese ihre Wünsche für die Zukunft der Bildung beschreiben. So wurde das Publikum angeregt, sich selbst aktiv in eine gelungene Zukunft der Bildung zu versetzen. Mit einem Blick zurück aus dieser Zukunft sollten die

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sen, Problemen und Wünschen in den Mittelpunkt stellen. Damit verbunden sind die Forderungen nach einer Öffnung der Schule und einer kooperativen Steuerung der Bildungs- und Betreuungsangebote.

Kongressbesucherinnen und -besucher den Gelingensbedingungen nachspüren, die zu einem solchen Erfolg beigetragen können, und eigene Botschaften aus der Zukunft auf Video aufnehmen. Die Beiträge waren vielfältig, konkret und phantasievoll und sind ebenfalls unter www.ganztag-muenchen.de/ planungswerkstatt zu sehen.

Am Ende der Planungswerkstatt 2014 stand der Wunsch, das Format als festes Element des jährlich stattfindenden Ganztagsbildungskongresses zu etablieren und als fortlaufende Diskussionsplattform während des Jahres weiterzuführen.

Trickfilmwerkstatt In der Trickfilmwerkstatt konnten kurze Botschaften, aber auch komplexere Sachverhalte, wie beispielsweise die Forderung nach Koordinierungsstellen im Stadtteil, mit den Mitteln animierter Zeichnungen und Knetfiguren inszeniert werden.

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In den zahlreichen Beiträgen wurde deutlich, dass sich viele Beteiligte ganzheitliche Bildungskonzepte wünschen, die die Kinder und Jugendlichen als Individuen und selbständige Menschen mit eigenen Bedürfnis-


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Planungasttwerkst 2015

struktur und bereits bestehende Kooperationsstrukturen. Die „Spielregeln“ der Planungswerkstatt basierten auf den Diskussionen und Ideen aus dem Vorjahr (siehe Kasten S. 15).

Design Thinking – für eine Perspektive, die Kinder und Jugendliche ins Zentrum rückt

Um diese Prinzipien in eine mögliche Praxis zu übertragen, bediente sich die Planungswerkstatt der Methode des Design Thinking. Dies ist ein kreativer Ansatz, Probleme zu lösen und neue Ideen zu entwickeln. Die Bedürfnisse der Betroffenen stehen dabei im Mittelpunkt. Dabei geht Design Thinking davon aus, dass bessere und in der Praxis tragfähigere Ideen entwickelt werden, wenn Menschen unterschiedlicher Disziplinen gemeinsam in einem kreativen Umfeld an einer Fragestellung arbeiten.

Nachdem sich die Planungswerkstatt im Jahr 2014 mit dem Konzept der lokalen Bildungslandschaften im Allgemeinen befasst hatte, fokussierte sie im Jahr 2015 gedanklich auf einen zufällig gewählten Münchner Stadtteil. Bisher nur vage formulierte Ideen sollten vor dem Hintergrund der tatsächlichen Gegebenheiten in Milbertshofen im Münchner Norden konkret durchgespielt werden: Atmosphären, Bedürfnisse der Bevölkerung, kulturelle und soziale Infra-

Probleme werden hier nicht in der Theorie abschließend bearbeitet, um erst anschließend in die Praxis umgesetzt zu werden, sondern in einem ständigen Zirkel von Aus14


Parametern wie Familienhintergrund, bisherigem Lebenslauf, Hobbies und Interessen, z.B.:

probieren, Beobachten und Prüfen schon im frühen Stadium praktisch simuliert und diskutiert. Die Ergebnisse fließen dann wieder in die theoretische Arbeit ein, bevor eine weitere Praxisphase die Ansätze wiederum verfeinert und immer genauer auf die Bedürfnisse der Beteiligten abstimmt. Design Thinking ist selbst ein Prozess ständigen Lernens. Dabei wird im Idealfall das Zusammenspiel von Raum, Akteuren und Prozessen gleichermaßen betrachtet.

- Die elfjährige Rose aus Toulouse ist seit drei Jahren in München, interessiert sich für Mode und bastelt gerne. - Marlene ist sechs Jahre alt und stammt aus einer Münchner Familie. In ihrer Freizeit malt und zeichnet sie gerne, spielt mit ihrer Freundin Annemarie Puppen und liebt die Besuche auf einem Pferdehof, wo sie regelmäßig mithilft.

Die Akteure: Kinder und Jugendliche Die Fragestellung: Wie kann eine gelungene Bildungsbiographie geschaffen werden?

- Der 15-jährige Max geht auf eine Mittelschule mit den Kernfächern Biologie und Physik. Seine Leistungen in der Schule sind leider zunehmend schlechter geworden. Am liebsten spielt er Fußball, bastelt mit seinem Vater an Autos und geht Mountainbiken.

Sechs fiktive Biographien von Kindern und Jugendlichen unterschiedlicher Altersgruppen luden dazu ein, sich in die konkrete Situation von Kindern und Jugendlichen hineinzuversetzen. Sie skizzierten auf „Biographiekarten“ eine Ausgangssituation mit

Der Planungswerkstatt 2015 lagen die Bildungsprinzipien aus den bisher geführten Diskussionen und dem in der Planungswerkstatt 2014 entstandenen Material zugrunde:

4. Bildungsakteure vor Ort (Schule, Jugendhilfe, Kultur u.a.) kooperieren abgestimmt und auf Augenhöhe. 5. Jedes Kind hat – unabhängig von der sozialen und finanziellen Situation seiner Eltern – das Recht auf eine gelungene Bildungsbiographie.

1. Im Mittelpunkt der Überlegungen und Planungen stehen immer die Kinder und Jugendlichen – nicht die Institutionen.

6. Lokale Bildungslandschaften folgen dem Prinzip der Inklusion und verstehen Diversität als Chance.

2. Kinder und Jugendliche haben während ihres Aufwachsens das Recht auf ganzheitliche und vielfältige Lern- und Erfahrungswelten. Sie brauchen Freiräume für selbstbestimmtes Handeln, und um ihre eigenen Interessen auszuleben.

7. Der Anspruch auf Bildung gilt von Anfang an und lebenslang. 8. Lokale Bildungslandschaften sind langfristig angelegt und müssen kommunalpolitisch gewollt sein.

3. Kinder, Jugendliche und Eltern werden maßgeblich an der Gestaltung von Ganztagsbildung beteiligt. 15


nen Freunden seinen Interessen nachgehen und in der Schule mitkommen?

Außerdem wurden positive und negative Ereignisse ins Spiel gebracht, die das Potenzial haben, den Lebenslauf und somit die Bildungsbiographie des jeweiligen Kindes oder Jugendlichen maßgeblich zu beeinflussen. Die lokale Bildungslandschaft sollte in solchen Situationen individuelle Unterstützung bieten oder persönlicher Anker sein.

- Die 15-jährige Priya will bei der UNO arbeiten, um dort Hunger und Kriege zu bekämpfen, und schafft es tatsächlich zu einem ersten Bewerbungsgespräch als Kinderbotschafterin der UN. Allerdings ist sie zu nervös und wird abgelehnt. Wie kann sie eine zweite Chance bekommen?

Um Bildungslandschaften in diesem Sinne für Kinder und Jugendliche zu konzipieren, sollten sich die Teilnehmenden in sechs-, elf- oder 15-jährige Kinder hineinversetzen.

- Der beste Freund des sechsjährigen Onur prügelt sich vor der Judo-Klasse und wird vom Verein ausgeschlossen. Wie kann Onur mit dem Konflikt umgehen?

Die „Biographiekarten“ beschrieben Umstände und Wendungen in den Lebensläufen dieser fiktiven Kinder und Jugendlichen:

Die Biographiekarten finden Sie unter www.ganztag-muenchen.de/publikationenplanungswerkstatt

- Der elfjährige Viktor erleidet bei einem schweren Autounfall im Wagen seiner Eltern einen Wirbelsäulenbruch und ist für einen längeren Zeitraum an den Rollstuhl gefesselt. Wie kann er weiterhin mit sei-

Das will ich einmal werden: Mein großes Ziel ist es, die Welt ein wenig besser zu machen. Ich glaube, dass ich als Generalsekretärin der UNO einen großen Einfluss haben könnte, um Hunger und Kriege zu bekämpfen.

Hallo Ich bin Priya!

Wenn ich mich vorstellen darf: Ich bin Priya, 15 Jahre alt und in Milbertshofen geboren. Meine Eltern, die 1969 aus Neu-Delhi in Indien nach Deutschland gezogen sind, betreiben in der Kantstraße ein kleines Restaurant.

Wendungen im Lebenslauf Manchmal passieren plötzlich unvorhergesehene Dinge, die das Leben und damit das Lernen kräftig durcheinanderwirbeln können. Folgendes könnte Priya passiert sein:

Planungswerkstatt

2015

1. Oma Heidrun, zu der Priya eine sehr starke Beziehung hat und die über dem Restaurant der Eltern wohnte, verstirbt ganz plötzlich. Oma Heidrun hat sich um Priya gekümmert, schon als diese noch ein Baby war. Sie hat ihr später auch mit der Schule viel geholfen, vor allem im Umgang mit der deutschen Sprache. Sie ist mit ihr viel in den Park gegangen und hat mit ihr oft über die Natur gesprochen.

2. Auf einer Schülerveranstaltung trifft Priya den mittlerweile 17-jährigen UN-Kinderbotschafter Felix Vogel aus München, der sie umfassend über die Möglichkeiten einer ehrenamtlichen Arbeit für die UN informiert.

Das ist mein bisheriger Werdegang: - eingeschult in Milbertshofen im Jahre 2006 - sehr gute Leistung in der Grundschule - Wechsel in das Lion-Feuchtwanger-Gymnasium 2011 - Gute Leistungen bis zur Klasse 7, seitdem sehr gut - Schwerpunktfächer: Englisch und Geschichte Hier sind meine Hobbys: Lesen, mit meinen Freundinnen ausgehen und draußen sein!

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3. Bei einem ersten Bewerbungsgespräch als Kinderbotschafterin der UN versagt Priya aufgrund zu hoher Nervosität vollkommen und wird abgelehnt. Wie kriegt sie eine zweite Chance?


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Der Raum: Das Viertel Die Fragestellung: Wie kann eine Bildungslandschaft konkret aussehen? Milbertshofen liegt außerhalb des Mittleren Ring von München, der hier seit einigen Jahren teilweise übertunnelt ist. Auf dem Tunnel liegt jetzt ein Park, anstelle der äußerst belastenden, lauten und schmutzigen mehrspurigen Straße, was den Wohnwert in der Gegend entscheidend hebt. Milbertshofen wurde im Krieg stark zerstört bzw. zu großen Teilen erst in der Nachkriegszeit gebaut. Dichte Bebauung, große Wohnanlagen, das Olympiagelände mit seinem weitläufigen Park und den Sportanlagen sowie die BMW Konzernzentrale und Produktionsstätten prägen den Stadtteil. BMW ist der Hauptarbeitgeber in der Gegend. Der Stadtteil verjüngt sich derzeit stark, es gibt eine Vielzahl von Kindertageseinrichtungen, acht Grundschulen, vier Mittelschulen, ein Gymnasium, eine Realschule und eine Be-

rufliche Schule. Milbertshofen ist über die U-Bahnen U2 und die U3 an das Stadtzentrum angebunden. Die Wahl eines konkreten Raums sollte die Phantasie der Teilnehmenden anregen. In der Gestaltung „ihrer“ Bildungslandschaft waren jedoch weder räumliche noch visionäre Grenzen gesetzt. Für die Überlegungen hätte auch jeder andere städtische Raum beispielhaft ausgewählt werden können. Um die Gegebenheiten vor Ort für die Teilnehmenden sichtbar und zugänglich zu machen, wurden große Arbeitstische mit Stadtplänen von Milbertshofen bedeckt, auf denen Straßen, Grünflächen und einige Institutionen eingezeichnet waren.

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http://www.teensandtoddlers.org/

Internationales Beispiel: Teens and Toddlers

Teens and Toddlers soll Jugendliche aus benachteiligten Gebieten und Familien inspirieren, in Schule, Arbeit und Gesellschaft erfolgreich zu sein. Das innovative 18-wöchige Kleinkind-MentoringProgramm, das jungen Menschen lebenswichtige soziale Kompetenz verleiht, gilt als Best Practice Beispiel.

Lernen lernen Aktivitäten: - Benachteiligte Jugendliche mit niedrigerem Bildungsniveau übernehmen Patenschaften für Kleinkinder und behinderte Kinder - Wöchentliche Patenbesuche und umfangreiches “Kümmern” um das Kleinkind Bildungsinhalte & -ziele: - (Re-)Sozialisierung - Förderung des Selbstwertgefühls - Schaffen positiver Vorbilderheben

Die Prozesse: Wo und wie lernen wir eigentlich?

nachbarschaftlich organisierten KleinkindMentoring-Programm, das jungen Menschen soziale Kompetenz für den Familienalltag verleiht. Ein Münchner Beispiel: Weiß Gott Wann, eine Initiative, die im Bündnis zwischen Münchner Kammerspielen, Jugendliche Ohne Grenzen und der SchlaU Schule (schulanaloger Unterricht für geflüchtete Kinder und Jugendliche) entstanden ist, um rund um die Kunstform Theater Begegnungen zwischen geflüchteten Jugendlichen und Münchner Künstlerinnen und Künstlern und Publikum zu schaffen.

Kinder und Jugendliche lernen nicht nur im Unterricht, sondern auch in Stadtteilprojekten, Jugendzentren, in der Natur, in Ferienprogrammen, im Museum, beim Sport und in der Fahrradwerkstatt nebenan. Das Konzept der lokalen Bildungslandschaften bezieht all diese Lern- und Bildungsorte in der direkten oder entfernten Nachbarschaft von Schule und Wohnort der Kinder und Jugendlichen ein.

Diese Ideen sowie zahlreiche andere Best Practice Beispiele konnten direkt in die „eigene“ Bildungslandschaft integriert werden oder dienten der Inspiration für eigene Projektideen und neue Vorschläge.

Zur Unterstützung ihrer Ideenfindung und Inspiration konnten die Teilnehmenden die sogenannten Ressourcenkarten hinzuziehen. Auf den Karten werden herausragende Beispiele gelungener Bildungs- und Lernorte sowie ganzheitlicher, vernetzender Bildungsprojekte aus München, weiteren Orten in Deutschland oder in anderen Ländern vorgestellt. Zwei Beispiele entstammen dem Programm Teens and Toddlers, einem

Sämtliche Ressourcekarten sind unter www.ganztag-muenchen.de/publikationenplanungswerkstatt abrufbar. 19


Die Aufgabe: Visionen entwickeln

Um ihre Visionen greifbar zu machen, skizzierten sie mögliche Tagesabläufe und -stationen und zeichneten sie in den Stadtplan ein. Die Bildungslandschaft wurde also anhand konkreter Voraussetzungen vor Ort entwickelt. In einem nächsten Schritt sollten sie die mögliche Wendungen im Lebenslauf berücksichtigen: Unter der Maßgabe, dass jede Bildungsbiographie gelingt, sollte die Bildungslandschaft dahingehend entwickelt werden, dass die Wendungen erfolgreich gemeistert werden können: Kein Kind soll verloren gehen!

„Stellen Sie sich vor, Sie wachsen im Münchner Norden auf. Sie leben in einer (noch imaginären) Bildungslandschaft, in der alle Akteure aus den Feldern Schule, Bildung, Soziales, Kultur und Zivilgesellschaft in Ihrem Sinne optimal zusammenarbeiten. Sie haben die Möglichkeit, Ihren Interessen und Bedürfnissen nachzugehen und Ihre Rechte wahrnehmen. Egal mit welchen Voraussetzungen Sie ins Leben gestartet sind – Sie haben eine realistische Chance auf eine gelungene Bildungsbiographie. Begeben Sie sich in diese Bildungslandschaft und erzählen Sie uns, was Sie erleben!“ So lautete die Aufgabe. Ausgestattet mit jeweils einer Biographiekarte und einem „leeren“ Stadtplan, entwickelten die Teilnehmenden ihre eigene Vision für eine optimale Bildungslandschaft „ihrer“ Kinder und Jugendlichen, in deren Rolle sie sich versetzten.

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Photo©Magyar

Parallel zur Skizzierung der Bewegungsdaten der fiktiven Protagonistinnen und Protagonisten waren die Teilnehmenden aufgefordert, ihre eigene Vision für eine gelungene Bildungslandschaft zu formulieren und ebenfalls aufzuzeichnen. Die Ideen und Beweggründe konnten im Anschluss in der Videobox erläutert werden. Die Videos sind zu sehen unter: www.youtube.com/channel/ UCIkK2FVdsc8yttdEpy2cDbg.


Photo©Klöckner

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Teilnehmerhintergrund

Verteilung der Biographien

Auswertung

wortliche in Schulen und sozialen Einrichtungen, Kulturschaffende und Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Verwaltung nahmen teil. Schülerinnen und Schüler bildeten mit 22 Prozent den größten Anteil. Unter „Sonstige“ ordneten sich beispielsweise Studierende, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Kitas oder der Industrie- und Handelskammer ein.

Im Verlauf der Planungswerkstatt wurde deutlich, dass in Milbertshofen bereits eine Vielzahl möglicher Ressourcen für eine gelungene Bildungslandschaft vorhanden sind – mehr als die meisten Beteiligten vorerst vermuteten. Dadurch entstanden intensive Überlegungen und Diskussionen zu Qualitäten, Herausforderungen und Potenzialen einer gelungenen Kooperation von Schule und Sozial- und Jugendhilfeeinrichtungen, Sportvereinen, Kulturinstitutionen, der Gesellschaft und Wirtschaft sowie zur Frage nach der Rolle des öffentlichen Raums.

Biographien Die verschiedenen Biographien wurden weitgehend zu gleichen Anteilen bearbeitet. Lediglich die Biographiekarte „Onur“ wurde häufiger verwendet. Bewegungsradien

Beteiligung

In der Auswertung wurden die Stationen und Wege in den fiktiven Tagesabläufen der Protagonisten gezählt und die zurückgelegten Distanzen miteinander verglichen. Dies bestätigte die Annahme, dass die Teilneh-

Insgesamt wurden 85 Visionen gelungener Bildungslandschaften entworfen. Die Hintergründe der Teilnehmenden waren vielfältig: vor allem Schülerinnen und Schüler, Verant24


menden „ihren“ Kindern und Jugendlichen mit zunehmendem Alter einen weiteren Bewegungsradius zugestehen und sich der Radius der Bildungslandschaften deutlich ausweitet. Während die Altersgruppe der Sechsjährigen im Durchschnitt etwas mehr als einen Kilometer Bewegungsraum im Durchmesser aufweist, so sind es bei der Altersgruppe der Elfjährigen bereits über zwei Kilometer, in der Altersgruppe der Fünfzehnjährigen sogar mehr als zweieinhalb Kilometer. Die Anzahl der Stationen nimmt mit größer werdendem Radius allerdings nicht zwangsläufig zu.

Betrachtet man die Bearbeitungen der einzelnen Biographien genauer, so zeichnet sich ab, dass die Anzahl der Stationen je Biographie stark voneinander abweicht. Während die Stationen bei Onur (6), Marlene (6), Viktor (11) und Priya (15) relativ gleich verteilt sind, so unterscheiden sich die Vorschläge bei Rose (11) und Max (15) doch deutlich von den anderen. Hier liegt die Vermutung nahe, dass sich die Anzahl der als nötig erachteten Stationen stark an den jeweiligen Lebensläufen und Herausforderungen orientiert. Dies zeigt, dass sich die Teilnehmenden in einer gelungene Bildungslandschaft für verschiedene Lebenssituationen nicht nur unterschiedliche, sondern auch unterschiedlich viele Anlaufpunkte wünschen. Die simple Formel „Je schwieriger ein Lebenslauf, desto mehr Unterstützungsangebote muss man einem Kind geben“ wurde von den Teilnehmenden also nicht unbedingt vertreten.

Stationen In der Analyse der Visionen für verschiedene Altersgruppen wird deutlich, dass der Durchschnitt der Stationen von rund sieben in der Altersgruppe der Sechsjährigen in der Altersgruppe der Elfjährigen zunächst etwas geringer wird und erst in der Gruppe der Fünfzehnjährigen wieder ansteigt.

Km

Anzahl der Stationen

Bewegungsradien

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Besuchte Stationen


Photo©AlexanderHirl

Interpretation

artverwandten Aussagen, wie z.B. „meine Freunde und ich brauchen Plätze, um ungestört abhängen zu können“, geclustert und zur Aussagekategorie „Freiräume“ zusammengestellt.

Unter den Visionen der Teilnehmenden für eine lokale Bildungslandschaft finden sich äußerst genau durchdachte und detailliert ausgearbeitete Szenarien. Sie basieren auf einer Auseinandersetzung mit der Frage, wie die städtische Umgebung von Kindern und Jugendlichen wahrgenommen wird und wie sie ihren Alltag darin gestalten. Was ist spannend, hilfreich und relevant für eine gelungene Bildungsbiographie? Damit werden die entstandenen Visionen zu innovativen Ansätzen, wie aus der Ganztagsschule ganzheitliche Bildung und aus einem Stadtteil eine Bildungslandschaft werden könnte.

So ließen sich die inhaltlich äußerst vielschichtigen visionären Vorschläge zu vier Themenfeldern zusammenfassen. Sie beschreiben, wo Handlungsbedarf gesehen wird: „Institutionen“, „Beziehungen“, „Freiräume“ und „Verkehr und Sicherheit“. A. Institutionen „Es wäre toll, wenn die Angebote so verknüpft wären, dass man in der 3. und 4. Klasse der Grundschule schon gemeinsame Projekte mit der 5. und 6. Klasse der Mittelschule machen kann, um sich kennenzulernen.“

In einem weiteren Analyseschritt wurden daher die eingebrachten Ideen genauer betrachtet und nach Themenschwerpunkten gruppiert. So wurden z.B. Vorschläge wie „mit dem Rad die Schuttberge erobern“ mit

Institutionen und Vereine wurden von Teilnehmenden am häufigsten als Stationen 26


erwähnt. Hier wurde einerseits bereits Vorhandenes genannt, wie beispielsweise Bibliothek, Sportverein, Schule, Pfadfinder, Kulturhaus oder Jugendzentrum. Viele Teilnehmende waren dabei überrascht, wie dicht der Stadtteil bereits heute mit Institutionen und Vereinen versorgt ist. Andererseits gab es viele Vorschläge zu neuen Initiativen und Bildungsorten, wie beispielsweise einem Generationen-Garten, einem Seeschwimmbad, einem pädagogischen Bauernhof oder einem selbstorganisierten Theater. Dabei war für viele Beteiligte nicht nur ausschlaggebend, was, sondern auch wie etwas angeboten wird: So betonten viele, dass sie die Interaktion zwischen Institution und Kind bzw. Jugendlichem anders gestalten würden.

„Manchmal gibt es Wendungen im Leben, mit denen man einfach nicht mehr klarkommt. Es ist auch wichtig, dass man da auf Menschen trifft, die stabile Ansprechpartner werden.“

B. Beziehungen

Viele Teilnehmende stellten in diesem Zusammenhang auch heraus, wie wichtig es ist, auch unterschiedliche Kontakte zu pflegen. So wurden beispielsweise Initiativen lobend erwähnt, die die Grenzen zwischen

Persönliche Beziehungen wurden als entscheidender Faktor für eine gelungene Bildungsbiographie genannt. Für die Kinder und Jugendlichen steht dabei an erster Stelle das Elternhaus, dann kommen Freunde und Nachbarn. Persönliche Beziehungen wurden fast ebenso häufig erwähnt wie Institutionen und Einrichtungen. Gerade die Entwicklung von Persönlichkeit und Sozialkompetenz sind nach Meinung der meisten Beteiligten ohne verlässliche persönliche Beziehungen nicht möglich.

„Wichtiger als das Denken in Institutionen ist das Denken in Beziehungen.“

Institutionen Beziehungen

Freiräume

Verkehr & Sicherheit

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Elternhaus und Bildungsumfeld überwinden: Generationen-Gärten, Elternfrühstück in der Schule oder auch Praktika in Unternehmen vor Ort, Einbindung von Kunstschaffenden, Handwerkerinnen und Handwerkern, Kooperationen mit Altersheimen, Universitäten oder Kitas.

Aufwachsen genannt und als bedeutsam für eine gelungene Bildungslandschaft betrachtet. Raumplanung ist hierfür ebenso relevant wie die Schaffung zeitlicher Rahmenbedingungen und das Setzen entsprechender Lerninhalte. Fast allen Teilnehmenden lag in diesem Zusammenhang am Herzen, Ganztagsbildung von Ganztagsschule zu unterscheiden. So wurde betont, dass auch in gestalteten Bildungslandschaften unbeaufsichtigte und nicht beplante Freiräume für die Entfaltung junger Persönlichkeiten von größter Bedeutung sind. Freiräume werden benötigt, um Ruhepausen zuzulassen, sich autonom zu bewegen, sich Freunden anzuvertrauen, Fehler zu machen und zu lernen, Selbstverantwortung zu übernehmen. Freiräume sind auch Räume, in denen die Kinder und Jugendlichen selbstbestimmt ihren individuellen Interessen nachgehen können. Unter den Vorschlägen waren etwa Theater als Maßnahme, um Selbstvertrauen

C. Freiräume „Die Stadt wird selbst zum Lernraum für junge Menschen. Darin wird gelernt.“ „Uns ist wichtig, dass wir selbstbestimmt und in unserem Tempo lernen können, und das lernen können, was uns wichtig ist.“ „Wie ist Freiraum für Kinder draußen möglich, so dass sie sich selbständig bewegen können?“ Freiraum wurde durchgängig als eine essentielle Voraussetzung für glückliches

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Photo©B.Donaubauer

dern bzw. allen Nutzern erlauben, sicher von A nach B zu kommen.“

aufzubauen, alters- und klassenstufen-übergreifende Aktivitäten oder offene Werkstätten als Realisierungsraum für eigene Ideen. Die örtlichen, zeitlichen und mentalen Dimensionen von Freiraum sind nicht voneinander zu trennen, und so wurde Freiraum von vielen Beteiligten auf vielfältige Weise beschrieben. Viele forderten Zugang zu frei nutzbaren Örtlichkeiten, wie Parks, Schwimmbädern oder Bauernhöfen, Wäldern und anderen Naturräumen, in denen mentale Freiräume gewährt sind.

In den Augen vieler Beteiligter schränken Verkehrs- und Sicherheitsprobleme die Aktions- und Teilhabemöglichkeiten von Kindern und Jugendlichen oft massiv ein. Häufig wurde moniert, dass Straßen mit enormer Verkehrsbelastung und unzureichenden Fußwegen Kinder und Jugendliche von den für sie wichtigen Einrichtungen, Orten und Personen abschneiden, dass der Verkehr sie also daran hindert, wichtige Beziehungen überhaupt zu bilden und zu pflegen.

D. Verkehr und Sicherheit

Um dem Problem zu begegnen, wurden beispielsweise Brücken und Untertunnelungen großer Straßen sowie insgesamt verkehrsberuhigende Maßnahmen gefordert. Auch kurzfristige, kreative Lösungen wurden genannt, wie beispielsweise ein „Bus auf Beinen“, in dem mehrere Kinder Wege gemeinsam und/oder unter Betreuung zurücklegen.

„Aus baulicher Perspektive ist es in einer lokalen Bildungslandschaft sehr wichtig, dass die Wege kurz, sicher und einigermaßen barrierefrei sind.“ „Aus meiner Sicht wäre es toll, wenn es Radwege geben würde, die gut miteinander verknüpft sind und die auch Kin29


„Dank der runden Tische des Bildungslokals entstand eine vertrauensvolle Zusammenarbeit unter ganz unterschiedlichen Partnern im Stadtteil.“ Bildungslandschaften entstehen nicht von selbst – sie müssen gestaltet werden. Ganz zentral ist dabei, dass sich alle Beteiligten einbringen und mitgestalten können. Um das zu gewährleisten, ist es nötig, alle einzubinden, Entscheidungen abzustimmen und für eine gelungene Kommunikation und ständigen Austausch zu sorgen – zwischen einzelnen Personen ebenso wie zwischen den bestehenden Institutionen. Entscheidend ist auch, dass die nötige und teils bereits bestehende Eigeninitiative nicht durch Verwaltungsstrukturen gehemmt oder behindert wird, sondern optimal unterstützt wird. Hier kommt der Verwaltung eine wichtige Rolle zu: Sie sollte die Rahmenbedingungen ermöglichen, in denen sich lokale Initiativen entfalten können. Dabei ist es notwendig, dass Verwaltungsstrukturen auch lokal verankert sind, damit sie aus dem Wissen um die individuellen Herausforderungen der jeweils konkreten Bildungslandschaft heraus agieren können.

sHandlung ansätze In einem nächsten Schritt wurde untersucht, welche Veränderungen sich die Teilnehmer in den aufgezeichneten Themenfeldern vorstellen. Daraus leiteten sich weitere Vorschläge für Umsetzungsstrategien ab, die beschreiben, wie die Transformation aus Sicht der Teilnehmenden idealerweise stattfinden sollte. Zusammengefasst ergeben sich daraus folgende Handlungsansätze: „Gemeinsam gestalten“, „Netzwerke knüpfen“ und „Vielfalt fördern“.

„Gemeinsam gestalten“ bedeutet also auch, dass die Verwaltung eine aktive Rolle in der Bildungslandschaft übernimmt – mit Einblick in die räumlich-planerischen Strukturen und Perspektiven im Stadtteil ebenso wie mit der relevanten Gestaltungshoheit in Bildungs- und Entwicklungsfragen. So kann sie dazu beitragen, die Vernetzung und Neupositionierung bestehender Einrichtungen zu fördern. Gleichzeitig sollte die Verwaltung selbst nur aktiv werden, wo eindeutig ein städtisches Mandat vorliegt oder wo besonderer Entwicklungsbedarf besteht. Die Beteiligten erwarten von der Verwaltung vor allem Transparenz und die Möglichkeit, sich mit direkten Ansprechpartnerinnen und -partnern persönlich auszutauschen.

1. Gemeinsam gestalten „Schüler betreiben gemeinsam mit dem Deutschen Fahrradclub eine Radl-Werkstatt für den Stadtteil.“

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zuverlässige Beziehungen zu unterschiedlichen Bezugspersonen aufbauen können, die erreichbar und ansprechbar sind, ist gewährleistet, dass ihre Stimme auch in die Bildungslandschaften einfließt. Dazu gehört auch, dass ihnen geschützte Räume zur Verfügung stehen, die sie sich aneignen können, um Gemeinschaft zu erleben, selbstwirksam zu gestalten, eigene Ziele zu entwickeln und Träume zu verwirklichen.

2. Netzwerke knüpfen „Damit der Sozialbildungsraum größer wird, sollte Schule Orte und Möglichkeiten aufzeigen.“ „Ein Projekt mit alten Menschen baut Beziehungen zwischen den Generationen und Beziehungen zum Stadtteil auf – sie haben so viel schon erlebt!“ Viele der Teilnehmenden formulierten konkrete Ideen zur besseren Vernetzung von Institutionen, Einrichtungen und Bürgern. Sie forderten beispielsweise Arbeitskreise, in denen sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der verschiedenen Einrichtungen austauschen, oder Fachtage, die abwechselnd in verschiedenen Einrichtungen im Stadtteil stattfinden, um einen fachlichen und praktischen, persönlichen Austausch zu fördern. Immer wieder wurde deutlich, dass Konzepte gewünscht werden, die bestehende Institutionen besser als bisher bzw. bestmöglich miteinander vernetzen.

3. Vielfalt fördern „Ich wünsche mir in der direkten Nachbarschaft ausreichend Angebote, um Menschen in allen Lebenslagen zu unterstützen – egal, welche Sprache sie sprechen, welche Hautfarbe sie haben, ob sie schwul oder lesbisch sind.“ „Aufwachsen bedeutet permanente Veränderung. Wir wollen, dass Diversität als Normalität wahrgenommen und wertgeschätzt wird.“ Die Teilnehmenden der Planungswerkstatt sind sich einig, dass für eine gelungene ganzheitliche Bildungsbiographie auch die Erfahrung von Vielfalt nötig ist. Kindern und Jugendlichen soll es möglich sein, als ganzheitliche Individuen wahrgenommen zu werden und als solche zu agieren – mit allem, was sie mitbringen.

Zudem wurde ein großes Potenzial in der Schaffung von Orten und Räumen gesehen, in denen sich Menschen aus dem Stadtteil und Fachkräfte konstruktiv und persönlich austauschen können. Der Individualisierung der Bildung sowie individuellen Beziehungen wurde großes Gewicht beigemessen. Um die institutionellen Partner der Bildungslandschaft zusammenzubringen und zur Zusammenarbeit zu motivieren, ist es wesentlich, persönliche Beziehungen aufzubauen und gemeinsame Ziele zu setzen. Dazu gehört in erster Linie das klare Bekenntnis aller Beteiligten, dass sie sich in einer gemeinsamen Bildungslandschaft bewegen, bei deren Gestaltung alle eine aktive Rolle spielen können oder sogar sollten. Für eine erfolgreiche und nachhaltige Vernetzung sind die sozialen Beziehungen zwischen Kindern und Jugendlichen genauso wichtig wie die Verbindungen zum Elternhaus und zu den Fach- und Erziehungskräften. Nur wenn Kinder und Jugendliche

31

Bei der Entwicklung lokaler Bildungslandschaften sind deshalb Unterschiede und Vielfalt ein unschätzbares Potenzial. Um dies erlebbar machen zu können, muss die lokale Nachbarschaft einbezogen werden. Migrantische, kulturelle und bürgerschaftliche Initiativen sind wertvolle Partner für Bildungskooperationen im Sozialraum. So entsteht ein vielfältiges gesellschaftliches Umfeld, das Kindern und Jugendlichen ermöglicht, ihre verschiedenen Hintergründe und Potenziale selbstbewusst und aktiv einzubringen. Sie können unterschiedliche Lebensmodelle kennenlernen und Schritt für Schritt ohne Vorurteile und Berührungsängste ausloten, wie sie ihr Leben gestalten wollen.


A. Institutionen

Empowerment der Akteure der Planungswerkstatt

B. Beziehungen

1. Gemeinsam gestalten

Kinder und Familien gemeinsam fördern

M

B d

PlanungsWerkstatt

Visi

D. Verkehr & Sicherheit

C. Freiräume

2015

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Familienmitglieder einbeziehen

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Kooperationen vor Ort fördern

I

Integration Städteplanung

rationen, Kommunikation und Koordinierung eingeräumt werden. Dies bedeutet nicht, dass hier neue Modellprojekte initiiert oder neue Einrichtungen geschaffen werden sollen, sondern dass die Planungswerkstatt als Beteiligungsformat bei der Planung lokaler Bildungslandschaften im Sinne eines kollaborativen und offenen „Think Tank“ etabliert wird. - Bestehende Akteure, Schlüsselorganisationen und Ressourcen in den Stadtteilen sollten identifiziert werden, um verstärkt an einem kooperativen, planerischen Dialog zur weiteren Entwicklung von lokalen Bildungslandschaft beteiligt zu werden.

Die vier Themenfelder A, B, C und D beschreiben, was aus Sicht der Teilnehmenden getan werden sollte, damit ihre idealen Vorstellungen einer Bildungslandschaft umgesetzt werden können. Die drei Handlungsansätze 1., 2. und 3. fassen zusammen, wie Veränderungen konkret angestoßen werden können. Setzt man sie zueinander in Beziehung, entsteht eine Matrix, die es erleichtert, Handlungsempfehlungen im Sinne der beteiligten Akteure zu formulieren.

1.B. „Gemeinsam gestalten“ könnte für „Beziehungen“ bedeuten:

1. „Gemeinsam gestalten“

- Kindern und Jugendlichen sollte die Entwicklung eigener Gestaltungsfreiräume ermöglicht werden; damit wird ihnen Verantwortung für „ihre“ Bildungslandschaft übertragen.

1.A. „Gemeinsam gestalten“ könnte für

„Institutionen“ bedeuten:

- Den Akteuren der Planungswerkstatt sollte genügend Handlungsspielraum für Koope32


t

2. Netzwerke knüpfen

Einladung weiterer Akteure in die Planungswerkstatt

Öffentlichkeit und Interesse herstellen

3. Vielfalt fördern

Gründung von Arbeitsgruppen Pilotregion auswählen

Gesellschaftliches Engagement fördern

Monatliches Montagsfrühstück im Stadtteil

Beteiligungsmöglichkeiten schaffen

Bewusstsein schaffen für Idee der lokalen Bildungslandschaft

Kooperation u.a. mit der lokalen Wirtschaft herstellen

Visionäres Format

ehen

Kinder und Jugendliche einbeziehen

dern

Integration von Nachbarschaft, öffentlichem Raum und lokaler Wirtschaft

Einbindung von Baureferat und Polizei

Beginn Pilotprojekt

Freiräume für Familien schaffen "Blaupause"

Integration von öffentlichem und quasi-öffentlichem Raum

- Lokale, transdisziplinäre Netzwerke sollten auf- und ausgebaut werden. - Kinder und deren Familien sollten gezielt eingebunden und gemeinsam gefördert werden.

kehrsplanung sowie bei der Polizei sollten identifiziert und in die Akteursgruppe der Bildungslandschaften einbezogen werden. - Gestaltungswünsche und Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen sollten in die Verkehrs- und Städtebau-Planungen möglichst früh einbezogen werden.

1.C. „Gemeinsam gestalten“ könnte für „Freiräume“ bedeuten:

2. „Netzwerke knüpfen“

- Die Gestaltung von Freiräumen im umfassenden Sinn (zeitlich, räumlich, mental) sollte als ein wesentliches Ziel lokaler Bildungslandschaften mitgedacht werden. - Die Bedeutung von Familie und Freunden für Kinder und Jugendliche sollte in die Planung einfließen und in der Steuerung wertgeschätzt werden, indem diese u.a. aktiv in die Angebote eingebunden werden oder auch als Zielgruppe direkt angesprochen werden.

2.A. „Netzwerke knüpfen“ könnte für „Institutionen“ bedeuten: - Die bestehende Gruppe von Akteuren in der Planungswerkstatt lädt bislang nicht identifizierte Akteursgruppen, die für Bildungslandschaften relevant sind, zur aktiven Teilnahme ein. - Die zukünftig erweiterte Akteursgruppe sollte noch aktiver und stärker moderiert werden als bisher, um Impulse für eine tatsächliche Zusammenarbeit im Alltag zu fördern.

1.D. „Gemeinsam gestalten“ von „Ver-

kehr und Sicherheit“ könnte bedeuten: - Relevante Stellen der Stadt- und Ver33


2.B. „Netzwerke knüpfen“ könnte für „Beziehungen“ bedeuten:

- Existierende Freiräume (ob zeitlich, mental oder infrastrukturell) sollten identifiziert und als Ressource in den Planungen mitgedacht werden. - Verantwortliche von (Erlebnis–)Bauernhöfen, Parks oder Gartenanlagen sollten aktiv in die Bildungslandschaft integriert werden.

- Wesentliche Voraussetzungen für die Realisierung gelungener Bildungslandschaften sollten vor Ort und auf einer übergeordneten Ebene stadtweiter Multiplikatoren gezielt kommuniziert werden. - Alle beteiligten Akteure sollten sich die Idee der lokale Bildungslandschaft aktiv aneignen und dementsprechend bestehende und neue Beziehungen aktiv gestalten. - Gezielte Öffentlichkeitsarbeit und Koordinierung sollte alle Akteure vor Ort erreichen, damit sich diese aktiv an der Entwicklung der lokalen Bildungslandschaft beteiligen.

2.D. „Netzwerke knüpfen“ und „Verkehr und Sicherheit“ könnte bedeuten: - Planungsreferat, Kreisverwaltungsreferat und Baureferat (insbesondere das Gartenbauamt) der Landeshauptstadt München sollten in die Gestaltung von Bildungsland schaften einbezogen werden. - Die Polizei könnte als zentraler Akteur hinsichtlich des Sicherheitsaspektes in die Planung lokaler Bildungslandschaften einbezogen werden.

2.C. „Netzwerke knüpfen“ könnte für „Freiraum“ bedeuten: - Kinder und Jugendliche und ihr Bedürfnis nach Freiräumen und sozialen Verbindungen sollten ernst genommen werden.

B. Beziehungen

A. Institutionen

1. Gemeinsam gestalten

Empowerment der Akteure der Planungswerkstatt

2. Netzwerke knüpfen

3. Vielfalt fördern

Gründung von Arbeitsgruppen

Einladung weiterer Akteure in die Planungswerkstatt

Pilotregion auswählen

Öffentlichkeit und Interesse herstellen Kinder und Familien gemeinsam fördern

Gesellschaftliches Engagement fördern

Monatliches Montagsfrühstück im Stadtteil

Beteiligungsmöglichkeiten schaffen

Bewusstsein schaffen für Idee der lokalen Bildungslandschaft

Kooperation u.a. mit der lokalen Wirtschaft herstellen

D. Verkehr & Sicherheit

C. Freiräume

Visionäres Format Familienmitglieder einbeziehen

Kinder und Jugendliche einbeziehen

Kooperationen vor Ort fördern

Integration von Nachbarschaft, öffentlichem Raum und lokaler Wirtschaft

Integration Städteplanung

Einbindung von Baureferat und Polizei

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Freiräume für Familien schaffen "Blaupause"

Integration von öffentlichem und quasi-öffentlichem Raum


3. „Vielfalt fördern“

sollten verstärkt in die Planungswerkstatt einbezogen werden, indem für sie passende Beteiligungsformate entwickelt und angeboten werden.

3.A. „Vielfalt fördern“ in Bezug auf „Institutionen“ könnte zum Ziel haben: - Die Kerngruppe könnte in noch zu definierende Arbeitsgruppen aufgeteilt werden und mögliche Pilot-Landschaften unter dem Aspekt der Unterschiede und Vielfalt identifizieren. Durch eine Recherche vor Ort und ein erstes „mapping“ können Potenziale und Interessen der jeweiligen Akteursgruppen sichtbar gemacht werden. Gegebenenfalls können dann weitere, auch stadtweite Partner einbezogen werden.

3.C. „Vielfalt fördern“ in Bezug auf „Freiraum“ könnte bedeuten:

3.B. „Vielfalt fördern“ in Bezug auf „Beziehungen“ könnte zum Ziel haben:

3.D. „Vielfalt fördern“ in Bezug auf „Verkehr und Sicherheit“ könnte bedeuten:

- Gesellschaftliches Engagement und Eigeninitiativen von Kindern und Jugendlichen können gefördert werden. - Beteiligungsmöglichkeiten sollten aufgezeigt werden und Kinder und Jugendliche

- Offener und öffentlicher Raum sollte in Bildungslandschaften mitgedacht werden. - Verantwortliche von quasi-öffentlichen Räumen (z.B. Kaufhäuser, Parkgaragen) sollten in die Gestaltung von Bildungsandschaften vielfältig eingebunden werden.

- Im Alltag von Kindern und Jugendlichen sollten genügend Freiräume für Familien und Freunde eingeräumt werden. - In der Umsetzung einer gelungenen Lokalen Bildungslandschaft sollte Aufklärungsarbeit über verschiedene Lebensformen aktiv geleistet werden.

Beginn Pilotprojekt

Visionäres Format

35


Kinder und Familien gemeinsam fördern

Öffentlichkeit und Interesse herstellen Monatliches Montagsfrühstück im Stadtteil Bewusstsein schaffen für die Idee der lokalen Bildungslandschaft

Gründung von Arbeitsgruppen Pilotregion auswählen Gesellschaftliches Engagement fördern Beteiligungsmöglichkeiten schaffen Kooperation u.a. mit der lokalen Wirtschaft herstellen

Familienmitglieder einbeziehen

Kinder und Jugendliche einbeziehen

Kooperationen vor Ort fördern

Integration von Nachbarschaft, öffentlichem Raum und lokaler Wirtschaft

Integration Städteplanung

Einbindung von Baureferat und Polizei

Freiräume für Familien schaffen "Blaupause"

Integration von öffentlichem und quasiöffentlichem Raum

Beginn Pilotprojekt

B. A. Beziehungen Institutionen

Einladung weiterer Akteure in die Planungswerkstatt

1. Gemeinsam gestalten

4. Wachsen lassen

Visio C. Freiräume

Empowerment der Akteure der Planungswerkstatt

3. Vielfalt fördern

D. Verkehr & Sicherheit

B. A. Beziehungen Institutionen C. Freiräume

2015

2. Netzwerke knüpfen

Visionäres Format

D. Verkehr & Sicherheit

PlanungsWerkstatt

1. Gemeinsam gestalten


1. Gemeinsam gestalten

PlanungsWerkstatt

2. Netzwerke knüpfen

B. A. Beziehungen Institutionen

4. Wachsen lassen

Visionäres Format C. Freiräume

onäres Format

3. Vielfalt fördern

D. Verkehr & Sicherheit

2. Netzwerke knüpfen

3. Vielfalt fördern


nZusamme fassung

Aus den Vorschlägen lassen sich vier wesentliche Parameter für das Gelingen einer Bildungslandschaft identifizieren:

Die gemeinsame Arbeit in der Planungswerkstatt hat verdeutlicht, dass die Möglichkeiten, lokale Bildungslandschaften zu etablieren, stets von den konkreten Gegebenheiten in der Nachbarschaft oder in einem Stadtteil abhängig sind und sich dementsprechend stark unterscheiden können.

1. Institutionen spielen eine übergeordnete Rolle in der Gestaltung von Bildungslandschaften. Dies gilt auch für solche, die nicht in direktem Zusammen hang mit Schule und Verwaltung stehen. 2. Damit Institutionen zu belastbaren Bausteinen einer Bildungslandschaft werden, ist nicht nur ihr eigenes Angebotsprofil relevant, sondern vor allem ihre Beziehungen zu anderen Institutionen und Akteuren. Gefordert wird eine verstärkte Vernetzung vor Ort und eine qualitative Ausgestaltung von Beziehungen – sowohl zwischen Institutionen zu Kindern, Jugendlichen und deren Familien als auch zwischen den Institutionen selbst.

Gleichzeitig verändern sich auch die Anforderungen der Kinder und Jugendlichen mit zunehmenden Alter: Zum einen erweitert sich der Bewegungsradius, zum anderen verändern sich die Bedürfnisse entsprechend ihrer individuellen Potenziale und der Herausforderungen, mit denen sie im persönlichen, familiären oder sozialen Raum konfrontiert sind.

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3. Kinder und Jugendliche benötigen Freiräume. Diese Forderung bezieht sich sowohl auf örtliche, zeitliche wie auch auf mentale Freiräume, die durch Kooperationen innerhalb einer Bildungslandschaft eröffnet und gewährleistet werden können.

„Wachsen lassen“ Um die Ideen für gelungene Bildungslandschaften weiterzuentwickeln, bietet sich als nächster Schritt die Konkretisierung der eingebrachten Vorschläge in einem bestimmten Stadtteil an. Im Sinne des Design Thinking wäre das die Umsetzung eines schnellen Prototypen: Wie können sich die Ideen konkret vor Ort umsetzen lassen? Welche Ideen sind tragfähiger als andere? Und um bei der Metapher der Landschaft zu bleiben: Wie könnte man klein anfangen und eine solche Bildungslandschaft konkret wachsen lassen?

4. Als grundlegende Voraussetzung bei der erfolgreichen Gestaltung von Bildungslandschaften wird immer wieder das Thema Verkehr und Sicherheit genannt. Das Fehlen sicherer Verkehrswege kann den Zugang zu bestehenden Angeboten und zu sozialer Vielfalt massiv einschränken. Kinder und Jugendliche sollten in die Planung einer Bildungslandschaft von Anfang an ein bezogen werden, damit ihre diesbezüglichen Bedürfnisse und Fähigkeiten berücksichtigt werden.

Hier sind die vier genannten Themenfelder „Institutionen“, „Beziehungen“, „Freiraum“ und „Verkehr und Sicherheit“ jeweils gute Ausgangspunkte. Die Bildungslandschaft muss nicht in ihrer Gänze geplant werden – wie ein Garten kann sie aus jeder ihrer vielen Vernetzungen, Potenziale und Räume heranwachsen.

Da der Erfolg einer lokalen Bildungslandschaft maßgeblich von der Initiative der Beteiligten vor Ort abhängig ist, gilt es, lokale Schlüsselakteurinnen und -akteure gezielt in die Planung lokaler Bildungslandschaften einzubinden. Diese Aufgabe kommt unter anderem der kommunalen Verwaltung zu.

Die Verantwortlichen aus der Verwaltung könnten hierfür den Boden so aufbereiten, dass neue Ideen keimen und Wurzeln fassen können. Hierfür müssen motivierte Multiplikatorinnen und Multiplikatoren vor Ort gewonnen werden. Gleich fürsorglichen Gärtnern pflanzen und pflegen sie die lokale Bildungslandschaft durch Kommunikation, Koordination und Motivation. Da die Idee der lokalen Bildungslandschaft auf Kooperation und Synergie basiert, gilt es hier auch, bestehende Sanierungsprogramme und Quartierstransformationen kooperativ einzubinden. Um zu gewährleisten, dass die Bildungslandschaft langfristig blüht und gedeiht, ist eine tragfähige Organisationsund Koordinationsstruktur nötig, die mit adäquaten Ressourcen bewässert werden muss und die ein klares Mandat seitens der kommunalen Verwaltung benötigt.

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Photo©B.Donaubauer

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Schlusswo

Die vorliegende Dokumentation liefert eine Basis, auf der eine Fortführung und Konkretisierung der Ideen gemeinsam weitergedacht werden kann. Verantwortliche aus den Bereichen Schule, Kultur und Soziales sind eingeladen, sich die bisherige Arbeit kritisch anzueignen und weiterzuentwickeln. Weitere relevante Akteure vor Ort zu gewinnen, ist ein wichtiger nächster Schritt. Durch ihren kollaborativen und visionären Ansatz hat die Planungswerkstatt das Potenzial, sich als impulsgebendes Beteiligungsformat bei der Ausgestaltung lokaler Bildungslandschaften in München zu etablieren: für die Zukunft einer Bildung, die die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen konsequent in den Mittelpunkt stellt. Jeder hat das Recht auf eine gelungene Bildungsbiographie – unabhängig davon, in welchem Stadtteil Münchens er aufwächst.

Insgesamt haben sich etwa 500 Personen aller Altersgruppen aus den Bereichen Schule, soziale Arbeit, Kultur und Verwaltung an der Planungswerkstatt beteiligt. Wie die vorliegende Dokumentation der Planungswerkstatt 2013 bis 2015 verdeutlicht, sind die Ideen und Visionen für zukünftige Bildungslandschaften bereits Realität. Darüber hinaus wurde sichtbar, dass die Ressourcen eines Stadtteils oft vielfältiger sind als gedacht, und schon jetzt einzelne Personen ebenso wie Institutionen höchst motiviert sind, an zukünftigen Veränderungen mitzuwirken. Viele Teilnehmende der Planungswerkstatt haben hierfür bereits lösungsorientierte und zukunftsfähige Vorschläge eingebracht.

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„Eigentlich müssten wir für jedes Kind so eine Bildungslandschaft aufzeichnen.“ Teilnehmer, 9 Jahre alt


Photo©Kapfhammer

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Kontakt Dirk Adomat und Thomas Kusche Münchner Serviceagentur für Ganztagsbildung / Referat für Bildung und Sport thomas.kusche@muenchen.de Tel.: (089) 233 - 83 524

Die Planungswerkstatt ist ein Beteiligungsformat im Rahmen des Münchner Ganztagsbildungskongresses, das vom Referat für Bildung und Sport, vom Sozialreferat sowie vom Kulturreferat der Landeshauptstadt München ins Leben gerufen und in Kooperation mit Kultur & Spielraum e.V. München umgesetzt wurde.

Andrea Engl, Kulturreferat / Koordinierungsstelle für Kulturelle Bildung andrea.engl@muenchen.de Tel.: (089) 233 - 26 894 Albert Kapfhammer Kultur & Spielraum e.V. albertkapfhammer@kulturundspielraum.de Tel.: (089) 341 676 Gestaltung / Leitung der Prozessbegleitung 2015 Alice Holmberg alice@houseofholmberg.com Tel.: (0044) 75499 38840 42


Die Planungswerkstatt im Netz

Kerngruppe

www.ganztag-muenchen.de/planungswerkstatt

Elke Bauer (vertr. durch Lucia Olbrich), Münchner Kammerspiele Florian Bauer, Referat für Bildung und Sport Alparslan Bayramli, LeMi – Bayerisches Netzwerk für Lehrkräfte mit Migrationsgeschichte Eva Bruns, Büro für Soziale Stadtentwicklung Andrea Büchler, Referat für Bildung und Sport Uli Gläß, IMAL – International Munich Art Lab Eva Götz, Sozialreferat / Stadtjugendamt Daniel Hanselkrüger, Städtische WilhelmRöntgen-Realschule Mechthilde Heiler, Kreisjugendring MünchenStadt Dagmar Koblinger, Referat für Bildung und Sport / Pädagogisches Institut Michael Koch, Serviceagentur für Ganztagsbildung Bayern Christine Kohler, Münchner Stadtbibliothek Thomas Kupser, Medienzentrum des IFF Angelika Kurtic, Stadtjugendamt / Jugendkulturwerk Franz Lindinger, Verein Stadtteilarbeit e.V. Marion Loewenfeld, Netzwerk Umweltbildung Sandra Mittag, Gesellschaft macht Schule Julia Pollert, Netzwerk Ganztagsbildung Julia Riechers, Lion-Feuchtwanger-Gymnasium Ekkehard Sander, ehem. DJI Deutsches Jugendinstitut Klaus Schlaier, Münchner Volkshochschule Sabine Schumann, Münchner Stadtbibliothek Lorenz Seibl, StadtschülerInnenvertretung Jennifer Steiner, Stadtjugendamt Henry Steinhäuser, ISB Bayern – Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung Linda Summer-Schlecht, Bayerischer Elternverband Claudia Thiele, Kleinkindertagesstätten e.V. Florian Wiech, Lion-Feuchtwanger-Gymnasium

Experteninterviews und VideoBox: www.youtube.com/channel/UCIkK2FVdsc8yttdEpy2cDbg. Dank an Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Planungswerkstatt 2014 und 2015 Die Kolleginnen und Kollegen in der Münchner Serviceangentur für Ganztagsbildung (MSAG) Das Team von Kultur & Spielraum e.V. Die Schülerinnen und Schüler der Mittelschule am Winthirplatz Das Deutsche Museum / Verkehrszentrum Team Planungswerkstatt 2014 Jürgen Andrae, Prozessbegleitung Alexander Hirl, Videodokumentation Mona Klöckner, FutureVideoBox Morgane Remter, Videodokumentation Anne Urbaneck, Assistenz Organisation und Durchführung Team Planungswerkstatt 2015 Kim Behlau, Assistenz Organisation und Durchführung Alexander Hirl, Videodokumentation Jens-Tibor Homm, Kamera Mona Klöckner, Realisierung und Montage der Videobox Lena Kopp, Studentische Hilfskraft Max Mattis, Kamera Andreas Schmitt, Moderation Vera Seibel, Studentische Hilfskraft Karsten Stampa, Prozessbegleitung Korinna Thielen, Prozessbegleitung


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