West-Ost-Journal 1_2012

Page 1

WoJ 17. Jg. - 1/2012 Januar/februar/märz 2012 issn 0947-5273

1 KapitEl/ ruBriK

thema

TiTeL

WEst-ost-journal

1 2012 Januar Februar märZ

Zum 300. Geburtstag eines großen Königs mit neuer Veranstaltungsreihe 03 vortrag

09 vortrag

11 ausstEllung

Wohl kein anderer König von Preußen erfreut sich heutzutage eines ähnlichen bekanntheitsgrades in der deutschen Öffentlichkeit, auch und gerade jenseits der fachwissenschaftlichen Kreise wie Friedrich ii., dessen Geburtstag sich am 24. Januar 2012 zum dreihundertsten Mal jährt. das Porträt des »Alten Fritz« hat hohen Wiedererkennungswert, er gilt wohl noch immer Vielen als die Verkörperung Preußens schlechthin.

Als Wilhelm Matull im Jahre 1973 sein umfangreiches Werk »Ostdeutschlands Arbeiteiterbewegung. Abriß ihrer Geschichte, Leistung und Opfer« vorlegte, steuerte der amtierende bundeskanzler Willy brandt ein Geleitwort bei. darin verlieh er der Hoffnung Ausdruck, das buch möge dazu beitragen, »dass die ostdeutsche Arbeiterbewegung die ihr zukommende historische und politische Würdigung findet.«

die dönhoffs, ursprünglich aus Westfalen stammend, stiegen im Laufe des 17. und 18. Jahrhunderts im dienst der polnisch-litauischen Krone zu einer bedeutenden Magnatenfamilie auf. ein Zweig des Hauses ließ sich 1640 in Preußen nieder, wo sie sich zu einer der angesehensten Adelsfamilien entwickelten. de bodt, schuf mit der schlossanlage ein eindrucksvolles Zeugnis ...

seite 03

seite 09

seite 11

WWW.gerHart-HauPtmann-Haus.de


02 Editorial

INHALT

Liebe Leserinnen und Leser,

03

Der gröSSte PreuSSe? Zum 300. Geburtstag von König Friedrich II. (1712-1786)

05

Auch eine PreuSSin: Fanny Lewald (1811-1889). Eine emanzipierte Schriftstellerin aus Königsberg

06

Noch ein PreuSSe: Erich Ludendorff, der Stratege des Ersten Weltkrieges

07

Der andere PreuSSe:

Otto Braun

(1872-1955)

09 PreuSSen: SchwarzweiSS, aber auch rot. Vergessene Hochburgen der Sozialdemokratie im Osten 09

Neun PreuSSen und ein badener - Exkursion nach Wese

10

»Ein herrlicher Flecken Erde«

11

»Schloss Friedrichstein in OstpreuSSen«

12

Lauter PreuSSen und drei Österreicher

13 PreuSSen im Film, zumeist schwarz-weiSS 14 »Polnische Geschichte und deutsch-polnische Beziehungen« 14

Die deutsch-polnische Grenze im 20. Jahrhundert

15

Ein rheinischer Chefredakteur schlesischer Herkunft

16 »Wenn ich nicht spräche, wäre ich nicht.« 17

Am Schreibtisch von Gerhart Hauptmann

19

Backsteingotik zwischen Lübeck und Danzig

20

Die Toten der Budinka-

21

Das Liszt-Jahr 2011

Wiese

24 Tag der neuen Heimat in Düsseldorf 24 Kultur- und Begegnungsabend zum Internationa-

Preußen gibt es nicht mehr, und das seit inzwischen mehr als 60 Jahren. Jedenfalls gilt dies für die staatliche Existenz Preußens, die 1947 förmlich beendet wurde. Gleichwohl gibt uns der verschwundene Staat noch immer reichlich Gelegenheit über seine Geschichte und sein Erbe nachzudenken und zu diskutieren. Dazu bedarf es eigentlich keiner besonderen Anlässe, zumal in einem Bundesland wie Nordrhein-Westfalen, dessen Territorium einmal zum allergrößten Teil zum preußischen Staatsverband gehört hat. Wenn sich aber obendrein noch außergewöhnliche Erinnerungsdaten hinzugesellen, dann ist die Auseinandersetzung mit Preußen erst recht wieder auf der Tagesordnung. Beim 300. Geburtstag König Friedrichs II. handelt es sich zweifelsohne um ein solches Datum. Der 24. Januar 2012 und sein historischer Gehalt beschäftigen schon seit längerem die Medien. Auch in unserem Programm findet die kritische Würdigung des großen Königs selbstverständlich ihren Platz. Mit Christopher Clark konnten wir dafür gemeinsam mit der Volkshochschule Düsseldorf einen der renommiertesten internationalen Experten überhaupt gewinnen – und wer vor zwei Jahren Clarks mit souveräner Sachkenntnis und klugem Urteil vorgetragene Bewertung Kaiser Wilhelms II. bei uns miterlebt hat, der wird sich das keinesfalls entgehen lassen. Alle anderen historisch Interessierten sollten auch nicht fehlen. Darüber hinaus aber wollen wir zeigen, dass eines ganz gewiß falsch ist, nämlich ein Bild der Geschichte Preußens, das nur in schwarz-weiß gehalten ist – mögen dies auch die Landesfarben gewesen sein. Daher beleuchten wir in einer Vortrags- und Veranstaltungsreihe, die sich über das ganze Jahr 2012 erstrecken wird, die Zeit Friedrichs II. unter unterschiedlichen Blickwinkeln, ferner jedoch auch das »andere Preußen«, das etwa in der Gestalt Otto Brauns (140.

Geburtstag am 28. Januar 2012) besonders prägnant repräsentiert ist. Braun ragt schon allein dadurch heraus, dass mit Ausnahme Otto von Bismarcks niemand länger das Amt des preußischen Ministerpräsidenten innehatte als der 1872 geborene Sozialdemokrat aus Königsberg. In Brauns Amtszeit als Regierungschef (1920-1932 mit zwei kurzen Unterbrechungen) wurde der damalige Freistaat Preußen innerhalb der auf zu schwachen Fundamenten errichteten Weimarer Republik wenigstens zeitweilig das »Bollwerk der Demokratie«. Neben dem großen, um nicht zu sagen unerschöpflichen Thema Preußen finden Sie auf den folgenden Seiten wieder ein vielfältiges Programm »mit dem Blick nach Osten«. Es wird, so hoffe ich, Ihr Interesse wecken und Sie den Weg hierher ins Gerhart-Hauptmann-Haus einschlagen lassen. Unser Namenspatron, der große schlesische Dichter, wird uns natürlich auch im Laufe des Jahres noch intensiv beschäftigen, denn einerseits wurde auch er als Untertan des Königs von Preußen geboren. Und mit der Uraufführung seines Dramas »Die Weber« im Jahre 1894, von dem er auch eine Fassung in schlesischer Mundart schuf und das einen Abschnitt gerade der preußischen Geschichte zum Gegenstand hat, erregte er entschieden das Missfallen des damaligen preußischen Königs und deutschen Kaisers, Wilhelms II. nämlich. Andererseits stehen bezüglich Hauptmanns gleich zwei wichtige Erinnerungsdaten an, bis zu deren exakter Jährung allerdings noch ein wenig Zeit ist: Am 15. November 2012 jährt sich der Geburtstag Gerhart Hauptmanns zum 150. Mal. Am 10. Dezember 2012 wird die Verleihung des Literaturnobelpreises an ihn genau hundert Jahre zurückliegen. Das wird uns noch beschäftigen – aber Sie finden, so hoffe ich jedenfalls, auch zuvor schon den Weg hierher in unser Haus. Mit allen guten Wünschen für das neue Jahr 2012 Ihr


03 vortrag

vortrag von ProF. Dr. chriStoPher cLarK, univerSität cambriDge

der größte Preuße? Zum 300. Geburtstag von König Friedrich ii. (1712-1786) Wohl kein anderer König von Preußen erfreut sich heutzutage eines ähnlichen bekanntheitsgrades in der deutschen Öffentlichkeit, auch und gerade jenseits der fachwissenschaftlichen Kreise wie Friedrich ii., dessen Geburtstag sich am 24. Januar 2012 zum dreihundertsten Mal jährt. das Porträt des »Alten Fritz« hat hohen Wiedererkennungswert, er gilt wohl noch immer Vielen als die

Verkörperung Preußens schlechthin. der beiname »der Große« ist in unserem sprachgebrauch wirklich dauerhaft an lediglich zwei Persönlichkeiten der deutschen Geschichte haften geblieben, nämlich an Karl dem Großen, dem in weite Ferne gerückten Frankenkönig und erneuerer des Kaisertums im frühen Mittelalter und eben an jenem dritten König von Preußen. der »spiegel«,

Mi, 25.01. 19.00 uhr

der gerne auf Konjunkturen der deutschen erinnerungskultur aufspringt, nannte ihn jüngst gar »Friedrich den Größten«. Tatsächlich kann kein Zweifel daran bestehen, dass Friedrich ii. eine überragende Gestalt in der Geschichte Preußens und darüber hinaus darstellt. er hat den preußischen staatsverband in großem Maßstab territorial erweitert, fortsetzung auf seite 4

Mi, 25.01. 19.00 uhr

F R I E D R I CH D E R G R O SS E 28. APRIL – 28. OKTOBER 2012 DI E AU S S T E L L U N G I M NEUEN PALAIS U N D PA R K SANSSOUCI POTS DAM


04 vortrag gefestigt, in den Kreis der damals fünf europäischen Großmächte geführt und mehr noch – er hat den erreichten rang Preußens behauptet. Außerdem saß mit Friedrich ii. ein intellektueller auf dem Thron, dessen geistiges Format wohl kein Hohenzoller vor und schon gar nicht nach ihm je erreicht hat. Feldherr, Philosoph, schriftsteller, Musiker, er füllte viele rollen aus und blieb – anders als manch anderer – eigentlich in keiner nur ein dilettant. demgegenüber sind andere Aspekte seiner Persönlichkeit und seines Lebens in den Hintergrund gerückt: etwa die Tatsache, dass der »Alte Fritz« als er noch ein Heranwachsender war mit seinem pubertierenden eigensinn und seiner nur mühsam kaschierten intellektuellen Überheblichkeit den eigenen, geistig einfacher veranlagten Vater an den rand des Wahnsinns trieb. Friedrich Wilhelm i. (1688-1740) war ein tief religiöser, von höchstem Verantwortungsgefühl für seine untertanen und sein Land geprägter Monarch, und er litt maßlos unter der Haltlosigkeit, die er bei seinem ältesten sohn und Kronprinzen zu erkennen glaubte. Oft wurde nur die vermeintliche brutalität des Vaters gesehen, der den 18-jährigen sohn – nach dessen gescheitertem Fluchtversuch im sommer 1730 – zwang, die Hinrichtung des besten Freundes (und vielleicht Geliebten) Hans Hermann von Katte (1704-1730) mit anzusehen. der aus beuthen a. d. O. stammende dichter Jochen Klepper war es, der dem von sorge um den künftigen nachfolger zerrissenen Vater Gerechtigkeit widerfahren ließ (im noch immer lesenswerten roman » der Vater« von 1937). die »Versöhnung« mit dem Vater hatte unter anderem zur bedingung, dass aus dem inzwischen 20-jährigen Prinzen 1732 ein ehemann wurde – und was für ein schlechter! Ja, Friedrich ii. war 54 Jahre lang verheiratet, seine Frau hat ihn noch um fast elf Jahre überlebt. Aber kaum jemand weiß etwas über elisabeth Christine von braunschweig-Wolfenbüttel-bevern (1715-1797), die der »große König« so weit ins Abseits drängte (und das in ganz wörtlichem sinn), dass sich schon zu ihren Lebzeiten kaum noch jemand ihrer entsann. elisabeth Christine, literarisch und naturwissenschaftlich durchaus interessiert und alles andere als dumm, war 17 Jahre alt, als sie mit dem Preußen-Prinzen verheiratet wurde. der wusste mit ihr wohl zu keinem Zeitpunkt und in keiner beziehung irgendetwas anzufangen. unnötig zu sagen, dass die ehe kinderlos blieb. Kaum selbst König, verbannte er elisabeth Christine aus seinem persönlichen umfeld. sie sah ihren ehemann nur noch bei – seltenen – öffentlichen Anlässen, bei denen die etikette den Monarchen zwang, mit seiner Frau aufzutreten. Als elisabeth Christine ihren Mann ende März 1763 nach sechs Jahren Pause zum ersten Mal wiedersah (Friedrich ii. hatte gerade den blutigsten seiner Kriege mit knapper not überstanden, die Königin hatte kriegsbedingt zeitweilig aus berlin fliehen müssen), hatte dieser für sie gerade einen satz übrig: »Madame sind korpulenter geworden.« und die Kriege? der einmarsch in die habsburgische Provinz schlesien im Herbst 1740 – nur wenige Monate nach seiner Thronbesteigung – war ein blanker Gewaltakt. niemand wusste besser als Friedrich selbst, dass die öffentlich vorgeschobenen angeblichen erbansprüche des Hauses Hohenzollern an den Haaren herbeigezogen waren. das gewaltsam angeeignete Land hat er dann in drei blutigen Kriegen mit Zähnen und Klauen verteidigt, freilich mit denen seiner untertanen. und wie bitter war der »sieg« von 1763 erkauft … dennoch: das Format des Herrschers Friedrich ii. war ungewöhnlich, und das in mehrfacher beziehung. Wie stehen wir heute zu einer Persönlichkeit, von der uns mittlerweile drei Jahrhunderte trennen? Halten wir fest am beinamen »der Große«, den die deutsche erinnerungskultur in so seltenen Fällen bewahrt hat? diesen und anderen Fragen widmet sich mit Christopher Clark einer der besten Kenner der preußischen Geschichte überhaupt. der gebürtige Australier Clark lehrt seit 2008 Moderne europäische Geschichte an der universität Cambridge und damit an einer der renommiertesten europäischen Hochschulen überhaupt. er hat in sydney, berlin und Cambridge studiert. im Jahr 2007 erschien sein aufsehenerregendes buch »Preußen. Aufstieg und niedergang 1660-1947«, das binnen kürzester Zeit acht weitere Auflagen erlebte. spätestens seither gilt Christopher Clark als herausragender experte für die Geschichte Preußens. er ist Mitglied zahlreicher wissenschaftlicher Gremien, darunter der Preußischen Historischen Kommission und der british Academy. Winfrid Halder

in zusammenarbeit mit der volksHocHscHule düsseldorf veranstaltungsort: volksHocHscHule düsseldorf, saal 1 eintritt: 8/6 euro


05 vortrag

LiterariScher abenD mit roSwitha Schieb unD regina PreSSLer KooPeration mit Dem DeutSchen KuLturForum öStLicheS euroPa

Auch eine Preußin: Fanny Lewald (1811-1889). eine emanzipierte schriftstellerin aus Königsberg

in Kirsten boies klugem, keineswegs wisse nun genug für das vorprogrammen. sie war sogar zu den Tagungen nur für ein junges Publikum lehrreimierte künftige dasein als ehefrau der nationalversammlung in der Frankchem Kinderbuch »der kleine ritter und Mutter. der Weg an eine deutsche furter Paulskirche gereist, um daran als Trenk« (2006) ist die rittertochter universität blieb ohnehin Fanny LeGast teilzunehmen. enttäuscht vom Thekla eine der Hauptfiguren. der wald im unterschied zu ihren brüdern scheitern der revolution, wandelte sie gutmütige, aber standesbewußte Vater verschlossen – denn die ehrwürdigen sich später zu einer entschiedenen bismöchte, dass seine Tochter drei dinge Hohen schulen nahmen noch bis zur marck-Anhängerin. lernt: suppekochen, Harfespielen und Wende zum 20. Jahrhundert generell Fanny Lewald legte bis zu ihrem Tod im sticken – andernfalls fürchtet er nämkeine studentinnen auf. Jahre 1889 ein immenses literarisches lich später keinen ehemann den Vorstellungen ihrer eltern Werk vor, das sich über weite strecken für Thekla zu finden. diese über ihren künftigen ehemann mit der rolle der Frau in der zeitgenösdo, indessen entzieht sich den väversagte sie sich. bei besuchssischen Gesellschaft auseinandersetzt. terlichen Vorstellungen über aufenthalten bei Verwandten schon 1862 veröffentlichte sie ihre Au26.01. das, was ein Mädchen lernen in breslau und berlin kam sie tobiographie, in der sie unter anderem 19.15 uhr sollte, mit intelligenz und Temmit der Literatur des »Jungen ausführlich von ihrer Kindheit und Juperament. Vielleicht hat Kirsten deutschland« in berührung, gend im Königsberger Kneiphof-Viertel boie, die ja auch Literaturwisnachdem sie zuvor schon mit berichtet. senschaftlerin ist, bei der erfindung Ludwig börne persönlich bekannt geroswitha schieb und regina PressTheklas eine entfernte Verwandtschaft worden war. bald begann die leidenler stellen das Leben Fanny Lewalds zu Fanny Lewald im sinn gehabt – schaftliche Leserin Fanny Lewald auch vor und lesen Texte von ihr. roswitha und wenn nicht, so gibt es diese ferne selbst zu schreiben. 1842 publizierte schieb veröffentlichte neben TheaterAnalogie jedenfalls. denn wenn Fanny sie ihren ersten roman – anonym zubüchern über Peter stein kulturhistoLewald den zeitgenössischen Vorstelnächst freilich, um ihrer Familie den rische reisebücher und einen band lungen von dem, was eine Frau lernen ruch zu ersparen, ein »schreibendes mit erzählungen. im Verlag des deutund wofür sie leben sollte, Genüge Frauenzimmer« in ihren reihen zu haschen Kulturforums östliches europa getan hätte, wäre sie vermutlich auch ben. bald folgten weitere Arbeiten, nunerschien ihr »Literarischer reiseführer über suppekochen, Harfespielen und mehr unter eigenem namen. 1845 zog breslau«. in den vergangenen Monaten sticken nicht weit hinausgekommen sie dauerhaft nach berlin, wo sie eine führte sie den Literaturblog www.jeder– und die deutsche Literatur wäre ein eigene Wohnung nahm. Hier lernte zweite-berliner.de des deutschen Kulganzes stück ärmer. sie später Theodor Fontane, Gottfried turforums über schlesische spuren in Fanny Lewald wurde vor 200 Jahren, Keller und viele Lesung mit berlin. sie arbeitet genauer am 24. März 1811 in Königsandere Kollegen Roswitha schieb und Regina PRessLeR als freie Autorin berg geboren. sie stammte allerdings kennen. Fanny Le- Fanny Lewald in borgsdorf bei nicht aus dem Adel, sondern sie war das wald war eine der Eine emanzipierte Schriftstellerin berlin. erste Kind des jüdischen Kaufmanns ersten deutschen aus Königsberg regina Pressler david Marcus und dessen ehefrau Zischriftstellerinnen, stammt ihrerseits pora. Weitere acht Geschwister folgten, die vom ertrag ihaus Königsberg darunter mehrere brüder. der Vater änrer bücher leben in Ostpreußen. derte den Familiennamen 1812 in Lekonnte. Längere nach der schauwald, die älteste Tochter und seine söhreisen führten spielausbildung ne ließen sich 1826 mit seiner billigung sie unter anderem am seminar der taufen – vor allem in dem bestreben, nach rom, wo sie Hamburger Kamden Kindern antisemitische Anfein1846 ihren spätemerspiele hatte sie dungen zu ersparen. erwarben sie doch ren ehemann Adolf engagements am – nach den Worten Heinrich Heines – stahr kennenlernte. schauspiel haus mit der Taufe das »eintrittsbillett in die stahr war allerdings Hamburg (unter europäische Gesellschaft«. verheirateter FamiGustaf Gründdie älteste Tochter Fanny zeigte frühlienvater, Lewald gens) und Theazeitig ihre hohe intellektuelle begabung und er konnten erst ter im Zimmer, an und einen enormen bildungseifer, der nach der scheidung den Hamburger mit suppekochen, Harfespielen, stistahrs im Jahre K ammerspielen di • 24. 1. 2012 • 18 uhr cken und dergleichen allein keinesfalls 1855 heiraten. und an Theatern weimar zu stillen war. der Vater kam der enerZuvor hatte die Kirms-Krackow-haus in bremen, Kassel, gischen Tochter diesbezüglich entgeWahl-b er liner in , Heidelberg und mi • 25. 1. 2012 • 18 uhr gen, auch wenn eine höhere bildung politisch interesHeilbronn. seit stuttgart haus der heimat des Landes für Frauen damals im allgemeinen als siert wie sie war, 1980 arbeitet sie baden-württemberg unnötig betrachtet wurde. Allerdings großen Anteil an als freie sprechemusste sie die zunächst besuchte Privatden revolutionären do • 26. 1. 2012 • 19.15 uhr rin beim ndr, schule mit 13 Jahren wieder verlassen, ereignissen von düsseldorf Wdr und br. gerhart-hauptmann-haus Winfrid Halder da ihre eltern der Meinung waren, sie 1848/49 genom-


06 Buchvorstellung

Vortrag und Diskussion mit PD Dr. Manfred Nebelin, Technische Universität Dresden

Noch ein Preuße: Erich Ludendorff, der Stratege des Ersten Weltkrieges

In der öffentlichen Wahrnehmung russischen Truppen zogen sich eilends wurde sein Name meist überstrahlt zurück – Ostpreußen war gerettet und von dem Paul von Hindenburgs, des General von Hindenburg der Mann der »Siegers von Tannenberg«. In der Tat: Stunde. Hindenburg, 1914 bereits 67 Jahre alt Im öffentlichen Siegesrausch fand ein Umstand weniger Beachtung: Nämlich und zu Beginn des Ersten Weltkrieges erst wieder aus dem Ruhestand reakder, dass mit der Ersetzung des Obertiviert, stand an der Spitze der 8. Arkommandierenden von Prittwitz auch mee des kaiserlichen Heeres, dessen Stabschef hatte gehen welche als einziger deutscher müssen. Neuer Stabschef, der Mi, Großverband an der Ostfront in der militärischen Hierarchie 08.02. operierte. Alle anderen Armeen als Kopf der operativen Planung 19.15 Uhr fungiert, wurde der 49-jährige des Feldheeres, nämlich sieben an der Zahl, waren im Rahmen damalige Generalmajor Erich des »Schlieffenplanes« an der Ludendorff. Dieser hatte bereits Westfront konzentriert – mit dem kühdurch die erfolgreiche Führung des nen Ziel, die französische, belgische deutschen Angriffs auf das belgische und auch die britische Festlandsarmee Lüttich am 6. August 1914 auf sich aufbinnen weniger Wochen zu vernichten. merksam gemacht, für den er bereits den »Pour le mérite«, die höchste miliBis dahin blieb es der 8. Armee überlassen, die Ostprovinzen des Deutschen tärische Auszeichnung Preußens, verliehen bekommen hatte. Hindenburg und Reiches, insbesondere das weit östlich Ludendorff spielten fortan eine immer exponierte Ostpreußen, vor der Erobegewichtigere Rolle in der militärischen rung durch die Streitkräfte des mit den Westmächten verbündeten russischen Führung des Kaiserreichs. Zarenreiches zu bewahren. Die 8. ArDer Aufstieg in hohe und höchste mimee verfügte nur über rund 150.000 litärische Kommandostellen war Erich Mann, während die zwei ihr gegenüber Ludendorff dabei keineswegs von vornaufmarschierenden russischen Armeen herein in die Wiege gelegt worden. Anin etwa doppelt so viele Soldaten umders als Hindenburg, dessen Karriere als fassten. Berufssoldat gewissermaßen durch seine Herkunft aus einer adeligen preußiErwartungsgemäß sah es zunächst so aus, als ob die 8. Armee an der ihr geschen Offiziersfamilie vorprogrammiert stellten gewaltigen Aufgabe scheitern war, war Ludendorff zwar der Sohn und untergehen würde. Nach der ersten eines Rittergutsbesitzers, aber bürgerligroßen Schlacht in Ostpreußen, die am cher Herkunft. Die Wurzeln der Familie 19./20. August 1914 – also keine drei liegen in der pommerschen KaufmannWochen nach Kriegsbeginn – im Raum schaft, wenngleich Erich Ludendorff im Gumbinnen geschlagen wurde, sah April 1865 auf dem von seinem Vater sich der erste Oberbefehlshaber der 8. bewirtschafteten Gut nahe Schwersenz Armee, Generaloberst Maximilian von in der damaligen Provinz Posen geboren Prittwitz und Gaffron, gezwungen, seiwurde. Ludendorffs Vater arbeitete nach ne Truppen zurückzuziehen und damit dem Verkauf des Gutes als hochrangiger Ostpreußen weitgehend preiszugeben. Versicherungsangestellter, er ließ seinen Prittwitz wurde jedoch am 22. August 1914 durch Hindenburg ersetzt und dieser führte das Kommando in der Schlacht bei Tannenberg, welche nur vier Tage später begann und bis zum 30. August 1914 andauerte. Dabei schlug die eben noch auf dem Rückzug befindliche 8. Armee die russische NarewArmee, die mit fast 200.000 Mann vorgerückt war, vernichtend: Die russische Seite hatte rund 30.000 Tote und VerPaul von Hinwundete zu beklagen, darüber hinaus denburg, kaigingen etwa 95.000 russische Soldaten ser Wilhelm in Gefangenschaft (bei insgesamt circa II. und Erich 10.000 Gefallenen und Verwundeten Ludendorff auf deutscher Seite). Die restlichen (v.l.n.r.)

Sohn dennoch die militärische Laufbahn einschlagen – obwohl die Aufstiegschancen für Bürgerliche immer noch deutlich schlechter waren als für die Söhne der Adelsfamilien. Erich Ludendorff trat demnach 1877 als 12-Jähriger in die kaiserliche Armee ein und absolvierte danach die Ausbildung zum Offizier. Dank seiner unstreitig herausragenden intellektuellen Begabung wurde Ludendorff in Generalstabsverwendungen gebracht, in denen es damals nur wenige Offiziere nicht adeliger Herkunft gab. Seit 1908 fungierte er im Range eines Obersten als Abteilungs-Chef im Großen Generalstab. Dort zeigte sich Ludendorff mit Blick auf den von ihm als unvermeidlich vorausgesehenen gesamteuropäischen Krieg und die aus seiner Sicht unzulängliche deutsche Vorbereitung darauf als beständiger Mahner. Als er im Jahre 1913 zum Kommandeur des Füsilierregiments Nr. 39 in Düsseldorf ernannt wurde und daraufhin den Generalstab verlassen musste, verstand Ludendorff selbst dies als politisch bedingte Entfernung eines Unbequemen. Der Beginn des Ersten Weltkrieges und vor allem die Versetzung zur 8. Armee eröffneten dann erst die ganz große Karriere Ludendorffs. Kaum ein deutscher General hat so großen Einfluß auf die politischen Entwicklungen im ostmitteleuropäischen Raum während des Ersten Weltkrieges und darüber hinaus ausgeübt. Und seit der Berufung Hindenburgs und Ludendorffs an die Spitze der (dritten) Obersten Heeresleitung Ende August 1916 fiel Ludendorff wenigstens zeitweilig eine zentrale Stellung nicht allein in der Kriegführung, sondern auch in der Politik des Kaiserreichs insgesamt zu.


07 Vortrag Manch ein Historiker sieht in Ludendorff zwischen 1916 und 1918 gar den deutschen »Diktator« schlechthin, der nicht nur für die Entlassung des Reichskanzlers Bethmann Hollweg sorgte, sondern auch dessen Nachfolger Michaelis und Graf Hertling an Macht weit übertraf. Sogar Kaiser Wilhelm II. galt nur noch als »Schattenkaiser« gegenüber den von ihm selbst berufenen Militärs, allen voran Ludendorff. Infolgedessen trug dieser auch wesentliche Mitverantwortung für die militärische Niederlage im Jahre 1918 – wozu er allerdings später nicht stehen wollte. In der Weimarer Republik hat Erich Ludendorff als Identifikationsfigur des

rechtsextremen, »völkischen« Lagers eine unheilvolle Rolle gespielt. Insbesondere sein zeitweiliges Bündnis mit Hitler half diesem zu Beginn der 1920er Jahre über die Rolle eines Münchner Lokalpolitikers hinaus an Bedeutung zu gewinnen. Nunmehr liegt erstmals eine umfassende wissenschaftliche Untersuchung der wichtigsten Lebensphase Erich Ludendorffs vor. Der Dresdner Historiker Manfred Nebelin nimmt zwar auch Ludendorffs Leben vor 1914 in den Blick, legt aber den Schwerpunkt auf dessen Rolle als führender Militär im Ersten Weltkrieg. Damit nehmen in seinem jüngst erschienenen Buch insbesondere auch die Vorgänge in Ostpreußen seit 1914 eine herausragende Stellung ein – und lassen den eigentlichen »Sieger von Tannenberg« klarer hervortreten. Volker Ullrich lobte Nebelins Buch im Deutschlandfunk als »sorgfältig interpretierende Synthese«. Peter Graf Kielmannsegg verwies in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung auf die »eindrucksvolle Fülle« der untersuchten Quellen und wertete das Buch als »beachtliche Leistung«. Manfred Nebelin, gebürtiger Leverkusener, lehrt seit 1993 Neuere und Neueste Geschichte an der TU Dresden. Winfrid Halder

Vortrag von PD Dr. Winfrid Halder

Der andere Preuße: Otto Braun (1872-1955)

Nur wenige Tage nach dem 300. Geburtstag des preußischen Königs Friedrichs II. am 24. Januar 2012 folgt ein weiteres Erinnerungsdatum, das allerdings wohl weniger öffentliche Aufmerksamkeit auf sich ziehen wird. Zugegeben, es ist nicht so »rund« wie der königliche Geburtstag – aber Beachtung verdient der 140. Geburtstag von Otto Braun allemal. Er fällt auf den 28. Januar 2012. Nach Otto von Bismarck (1862-1890, mit einer kurzen Unterbrechung 1873) hat kein Politiker so lange im Amt des preußischen Ministerpräsidenten gewirkt wie Otto Braun (27. März 1920-24. Mai/20. Juli 1932 mit zwei kurzen Unterbrechungen 1921 und 1925). Dies gilt jedenfalls wenn man Hermann Göring beiseite läßt, der zwar formell vom April 1933 bis zum Mi, April 1945 dieses Amt innehatte, es aber nie legitim erhalten 15.02. hat. Außerdem war es innerhalb der Machtstrukturen des NSStaates politisch schon so weit 19.15 Uhr abgewertet, dass es eigentlich keine Rolle mehr spielte, wer sich mit dieser Amtsbezeichnung schmückte. Ganz anders war dies zur Zeit der Ministerpräsidentschaft Otto Brauns. Mit der förmlichen Abdankung Wilhelms II. als deutscher Kaiser am 28. November 1918 war auch dessen Thronverzicht als König von Preußen verbunden. Damit war der Übergang von der Hohenzollern-Monarchie zur Republik vollzogen. Es dauerte allerdings noch bis zum 30. November 1920 bis der jetzt so genannte »Freistaat Preußen« seine erste demokratische Verfassung erhielt. Der zuvor im Königreich Preußen auf der Grundlage der Verfassung von 1850 vom König ohne Mitwirkung des Parlamentes berufene und ggf. auch wieder entlassene Ministerpräsident wurde nun vom Landtag gewählt. Ihm übergeordnet war lediglich die Autorität des Landtages, ein Staatsoberhaupt als Person gab es nicht mehr. Auf der Grundlage von Artikel 46 der neuen Verfassung übte der Ministerpräsident gegenüber den Ministern die Richtlinienkompetenz aus, er hatte demnach eine starke Stellung. Zugleich war der preußische Ministerpräsident der Regierungschef des noch immer mit Abstand größten und politisch wie ökonomisch bedeutsamsten Gliedstaates des Deutschen Reiches, das im November 1918 seinerseits zur Republik geworden war. Otto Braun, der am 27. März 1920, noch während des Verfassungsgebungsprozesses, zum ersten Mal in dieses Amt gewählt wurde, hatte mithin eine der bedeutendsten politischen Positionen in Deutschland überhaupt inne. Otto Brauns Weg an die Spitze der preußischen Regierung war lang gewesen. Er wurde als Sohn eines untergeordneten Bahnbediensteten am 28. Januar 1872 in Königsberg geboren. Der öffentliche Gründungsakt des Deutschen Reiches, die Proklamation des preußischen Königs Wilhelms I. zum deutschen Kaiser, lag nur wenig mehr als ein Jahr zurück. Nach dem Besuch der Volksschule erlernte Braun das Steindruckerhandwerk. Allerdings wurde er schon in sehr jungen Jahren auch politisch aktiv, insbesondere als er sich als 16-Jähriger im Jahre 1888 der Sozialdemokratie anschloß. Die Partei war zu diesem Zeitpunkt förmlich verboten, denn noch immer galt das von Reichskanzler Otto von Bismarck erzwungene »Sozialistengesetz« vom Oktober 1878. Otto Braun erlebte also die Verfolgung der Sozialdemokraten im Kaiserreich als junger Mann mit. Diese endete mit dem Auslaufen des Sozialistengesetzes im Herbst 1890 keineswegs vollständig, sie wurde vielmehr mit anderen Mitteln fortgesetzt. So wurde der 20-jährige Nachwuchsfunktionär Braun 1892 wegen »Majestätsbeleidigung« zu zwei Monaten Gefängnis verurteilt. Dies hindert ihn keineswegs an der Fortsetzung seiner politischen Arbeit, schon bald danach gehörte er zu den Gründern der »Königsberger Volkszeitung« (zunächst unter dem Namen »Volkstribüne«), die fortan bis 1933 das wichtigste sozialdemokratische Organ in Ostpreußen blieb. Ostpreußen blieb lange Zeit Brauns politischer Wirkungsraum. In der überwiegend agrarisch geprägten östlichsten preußischen Provinz hatten die Sozialdemokraten einen vergleichsweise schweren Stand: Abgesehen von der Provinzhauptstadt Königsberg (1910: ca. 246.000 Einwohner) gab es keine echte Großstadt. Der Industrialisierungsgrad war im Vergleich vor allem zu den Provinzen Schlesien und Rheinland gering. Daher fehlte den Sozialdemokraten dort eine starke Industriearbeiterschaft als Rückhalt weitgehend. Es verwundert folglich nicht, dass Otto Braun früh begann, sich um eine Einbeziehung der Landarbeiterschaft in die Arbeit seiner Partei zu beFortsetzung auf seite 8


08 Vortrag Do, 17.11. 19.15 Uhr

kommission der Partei angehört hatte. Dort traf Braun erneut mit dem 1863 in Allenstein geborenen Hugo Haase zusammen, mit dem er zuvor bereits in Königsberg eng kooperiert hatte. Außerdem wurde er auch mit Friedrich Ebert bekannt, der mit Haase zusammen nach dem Tod August Bebels im Sommer 1913 die Führung der Gesamtpartei übernahm. Otto Braun wirkte inzwischen in Berlin; in der Führung der SPD unterstützte er seit dem Beginn des Ersten Weltkriegs 1914 die Befürworter der innerparteilich höchst umstrittenen »Burgfriedenspolitik« um Friedrich Ebert. Dementsprechend verblieb er auch nach der Spaltung der Partei 1916 bei der Mehrheitssoz ialdemokratie. In die erste demokratische Regierung Preußens trat er im November 1918 als Landwirtschaftsminister ein. Die Ministerpräsidentschaft Otto Braun begann damit, dass die Koalitionspartner der SPD in Preußen, nämlich das Zentrum, die linksliberale DDP Otto Braun, porträt von Max Liebermann 1932 und zeitweilig auch die rechtsliberale DVP, glaubten, den unbelichen Debatte um den Kurs der Partei quemen Agrarminister dadurch kaltspäter auch dem eine konkrete Reformstellen zu können, dass sie ihn im März politik anstrebenden rechten Parteiflü1920 zum vermeintlich hauptsächlich gel an. Den theoretisierenden linken auf repräsentative Aufgaben beschränk»Parteiintellektuellen« stand er disten Ministerpräsidenten wählten. Die tanziert gegenüber. Rosa Luxemburg, neue Verfassung vom November 1920 der bedeutendsten Protagonistin des freilich verlieh dem Regierungschef linken Parteiflügels, attestierte Braun eine weitaus bedeutsamere Position. eine »unausstehlich schulmeisterliche Zwar war Otto Braun niemals frei von Manier«. den Fesseln, die ihm die unverzichtbaSchon 1897 – als 25-Jähriger! – überre Konsensbildung innerhalb mehrerer nahm Otto Braun die Führung der von ihm geleiteter KoalitionsregieKönigsberger SPD. Im Jahr darauf trat rungen auferlegte, dennoch wirkte er er auch an die Spitze des gesamten Parrichtungweisend für die preußische teibezirks Ostpreußen. Auch bei der Gesamtpolitik. Insbesondere zusamGründung und Führung des Deutscher men mit den beiden ebenfalls sozialLandarbeiterverbandes spielte er eine demokratischen Innenministern Carl wichtige Rolle. Als er 1902 in die KöSevering und Albert Grzesinski leistete nigsberger StadtverordnetenversammBraun viel für die Demokratisierung lung gewählt wurde, erhielt Braun sein von Verwaltung und Polizei Preußens. erstes politisches Mandat. Seit 1913 geAuch die Reform des Schulwesens verhörte er dem Preußischen Abgeordnedankte ihm viel. tenhaus an. Im Jahre 1911 erfolgte seine Neben seiner Regierungstätigkeit in Wahl in den Parteivorstand der SPD, Preußen war Otto Braun 1919/20 Abnachdem er zuvor bereits der Kontrollgeordneter in der Verfassunggebenden Fortsetzung von seite 7

mühen. Gerade dadurch wurde er, auch wenn er überzeugter Sozialist blieb, ein durch und durch pragmatisch denkender Politiker – er gelangte rasch zu der Überzeugung, dass es der SPD nur gelingen würde die Landarbeiterschaft an sich zu binden, wenn sie eine auf deren Gegenwartsbedürfnisse zugeschnittene Politik betrieb. Infolgedessen schloß sich Braun in der großen innerpartei-

Nationalversammlung der Weimarer Republik und seit 1920 bis 1933 Reichstagsabgeordneter. Von 1919 bis 1930 vertrat Braun dabei einen Düsseldorfer Wahlkreis, seit 1930 kandidierte er wieder in seiner Heimat Ostpreußen. Das Braun nicht nur als Landespolitiker wahrgenommen wurde, zeigt der Umstand, dass er 1925 bei der Reichspräsidentenwahl, die nach dem unerwarteten Tod Friedrich Eberts fällig geworden war, als Kandidat der SPD antrat. Im ersten Wahlgang erhielt Braun mehr als 7,8 Millionen Stimmen (29 % der abgegebenen Stimmen) und rangierte damit an zweiter Stelle hinter dem rechtskonservativen Kandidaten Jarres (10,4 Mio Stimmen, 38,8%). Im zweiten Wahlgang verzichtete Braun auf eine erneute Kandidatur zugunsten des Zentrumspolitikers Wilhelm Marx, auf den sich Zentrum und SPD als gemeinsamen Wahlvorschlag verständigt hatten. Dieser unterlag dann knapp dem anstelle von Jarres kandidierenden Paul von Hindenburg. Otto Brauns langjährige Rolle – die ihm den Beinamen des »roten Zaren von Preußen« bescherte – machte ihn aus der Sicht seiner politischen Gegner zum bevorzugten Angriffsziel. Er blieb preußischer Ministerpräsident (mit den kurzen Unterbrechungen 1921 und 1925), da sich die SPD bei den Landtagswahlen in Preußen (1919, 1921, 1924 und 1928) als stärkste politische Kraft behauptete, wenngleich sie insgesamt erhebliche Stimmenverluste zu verzeichnen hatte (von 36,3 % 1919 auf 21,2 % 1928). Erst bei der Landtagswahl vom April 1932 verlor sie diesen Rang an die inzwischen kometenhaft aufgestiegene NSDAP (die knapp 36,3 % der abgegebenen Stimmen erhielt). Die Regierung Braun blieb danach – in Ermangelung der Möglichkeit zur Schaffung einer tragfähigen Regierungsmehrheit – geschäftsführend im Amt. Am 20. Juli 1932 erklärte sie der inzwischen eingesetzte Reichskanzler Franz von Papen, der dank des Notverordnungsrechtes des Reichspräsidenten seinerseits ohne parlamentarische Mehrheit regieren konnte – für abgesetzt (»Preußenschlag«). Der vielleicht größte politische Irrtum in Otto Brauns Leben bestand darin, dass er glaubte sich gegen diesen Verfassungsbruch ausschließlich juristisch zur Wehr setzen zu sollen. Damit ging Preußen als »Bollwerk der Demokratie«, zu dem es unter Braun geworden war, verloren. Wenige Monate später war Franz von Papen einer denjenigen, die Hitler ins Reichskanzleramt verhalfen. Man muss Braun allerdings zugute halten, dass er


09 Vortrag schon zum Zeitpunkt seiner letzten Regierungsbildung physisch und psychisch so erschöpft war, dass er bereits über einen Amtsverzicht nachdachte. Otto Braun, der zu Recht davon ausging unter nationalsozialistischer Herrschaft persönlich akut gefährdet zu sein, ging bereits wenige Wochen nach der »Machtergreifung« Hitlers ins schweizerische Exil. In den sozialdemokratischen Exilzirkeln hat er keine bedeutende Rolle gespielt, wenngleich er bemüht war, ein politisches Konzept für ein Deutschland nach Hitler zu entwickeln. Im Jahre 1945 übernahm dann mit dem gebürtigen Westpreußen Kurt Schumacher ein Politiker die Führung der SPD, der eine ganze Generation jünger war als Otto Braun. Dieser, inzwischen deutlich über 70 Jahre alt, besuchte zwar verschiedentlich noch Parteitage der Sozialdemokraten, konnte aber politisch nicht mehr wirklich Fuß fassen. Er blieb in der Schweiz, wo er im Dezember 1955 starb. Der Vortrag zeichnet Otto Brauns Lebensweg, unterstützt durch zahlreiche Abbildung, nach. Er ist Teil einer Veranstaltungsreihe zum »anderen Preußen« (siehe 28. 02., Vortrag von Frau Prof. Grebing). Im Laufe des Jahres wird die Stiftung eine eigene Otto Braun-Ausstellung präsentieren (voraussichtlich im Juli). Winfrid Halder

Vortrag von Frau Prof. Dr. Helga Grebing (Berlin)

Preußen: Schwarz-weiß, aber auch rot. Vergessene Hochburgen der Sozialdemokratie im Osten

Als Wilhelm Matull im Jahre 1973 sein umfangreiches Werk »Ostdeutschlands Arbeiteiterbewegung. Abriß ihrer Geschichte, Leistung und Opfer« vorlegte, steuerte der amtierende Bundeskanzler Willy Brandt ein Geleitwort bei. Darin verlieh er der Hoffnung Ausdruck, das Buch möge dazu beitragen, »dass die ostdeutsche Arbeiterbewegung die ihr zukommende historische und politische Würdigung findet.« Wilhelm Matull, 1903 in Königsberg geboren, kannte sein Thema bestens – auch aus eigener Anschauung. 1923 war er, damals Student der Geschichte, Germanistik und Pädagogik an der ehrwürdigen Königsberger Universität Albertina, in die SPD eingetreten, eine Partei, die damals nicht zuletzt von Matulls ostpreußischem Landsmann Otto Braun mitgeprägt wurde. Nach Mi, seinem Studium wurde Matull Mitarbeiter der »Königsberger 28.02. Volkszeitung«, die von Otto Braun mitgegründet worden war. 1933 wurde er kurzzeitig 19.15 Uhr inhaftiert und mußte sich dann bis 1945 mit verschiedenen Beschäftigungen durchschlagen. Seit 1946 war er als nach wie vor überzeugter Sozialdemokrat in der Erwachsenenbildung tätig – zuletzt als langjähriger Leiter der nordrhein-westfälischen Landeszentrale für politische Bildung (1957-1968). Daneben legte er bis zu seinem Tod 1985 zahlreiche Bücher zur Geschichte Ostpreußens und der ehemals deutschen Ostgebiete vor, darunter das eingangs genannte. Willy Brandts Wunsch ist indessen allenfalls teilweise in Erfüllung gegangen. Denn die ehemaligen preußischen Ostprovinzen werden in der Gegenwart wohl nur noch selten als ebenfalls zur Geschichte der Arbeiterbewegung beziehungsweise der Sozialdemokratie gehörig gesehen. Sicherlich, gerade im ländlich geprägten Ostpreußen hatten es die Sozialdemokraten besonders schwer, jedenfalls außerhalb von dessen einziger Großstadt Königsberg. Auch Teile Schlesiens – ausgenommen vor allem Oberschlesien – wurden ökonomisch und sozial eher von der Landwirtschaft

Exkursion zur Ausstellung „Die Reichskanzler der Weimarer Republik

Neun Preußen und drei Badener

Franz Josef Strauss und Edmund Stoiber hätten es ja eigentlich wissen können: Statistisch betrachtet sind die Aussichten eines Bayern, die deutsche Kanzlerschaft zu erlangen, ziemlich schlecht. Nimmt man alle Inhaber (und die Inhaberin) dieses Amtes – ungeachtet der wechselnden politischen Systeme – zusammen, so hat der erste, 1871 berufene (Reichs-)Kanzler Otto von Bismarck seit 1890 27 Nachfolger und eine Nachfolgerin in diesem Amt gehabt. Davon war nur einer ein Bayer, Do, sofern man den Franken Ludwig Erhard so nennen darf. Und 12.01. selbst wenn man den in Kurhessen geborenen Chlodwig Fürst 10.00 Uhr zu Hohenlohe-Schillingsfürst, der immerhin einmal bayerischer Ministerpräsident war, als Bayern hinzurechnet, verbessert dies die Statistik nicht entscheidend. Unter den zwölf Kanzlern der Weimarer Republik war überhaupt kein Bayer. Acht von ihnen waren vielmehr in Preußen geboren – und wenn man Philipp Scheidemann hinzurechnet, dessen kurhessische Heimatstadt Kassel schon im Jahr nach seiner Geburt an Preußen fiel (1866), so sind es neun Preußen. Die geographische Spannbreite Preußens wird durch die genauen Geburtsorte der Reichskanzler klar – sie reichte von Darkehmen, weit östlich in der damaligen preußischen Provinz Ostpreußen gelegen (Geburtsort Gustav Bauers) bis weit in den Westen nach Köln, damals zur preußischen Rheinprovinz gehörend (Geburtsort von Wilhelm Marx). Die Biographien der Kanzler der ersten deutschen Republik bilden vieles zur deutschen Geschichte im allgemeinen und zur preußischen Geschichte im besonderen ab. So bietet die derzeit im Preußen-Museum in Wesel gezeigte Sonderausstellung „Die Reichskanzler der Weimarer Republik – Zwölf Lebensläufe in Bildern“ einen spannenden Rundblick. Anmeldung bitte schnellstmöglich! Unkostenbeitrag: 10 Euro/5 Euro für Studierende (+ jeweils 3,50 Euro Eintritt) WH

bestimmt und waren daher für eine Arbeiterpartei schwieriges Terrain. Dennoch – zum Beispiel im niederschlesischen Wahlkreis Liegnitz (Gebiet des damaligen Regierungsbezirks Liegnitz) stimmten noch bei der letzten freien Reichstagswahl im November Fortsetzung auf seite 10


10 Vortrag/Lesung Fortsetzung von seite 9

1932 – bei der die NSDAP reichsweit stärkste Partei wurde – 26,4 % der Wählerinnen und Wähler für die SPD und machten sie damit hinter den Nationalsozialisten zur zweitstärksten Kraft. Auf Reichsebene erreichte die SPD in der gleichen Wahl nur mehr 20,4 % der abgegebenen Stimmen. Deutlich über dem Reichsdurchschnitt lag das SPDErgebnis mit 23,1 % bei der Novemberwahl von 1932 auch im Wahlkreis Breslau (Gebiet des damaligen Regierungsbezirks Breslau). Im Wahlkreis Ostpreußen lag die SPD mit 19,9 % nur knapp unter dem Reichsdurchschnitt – während sie etwa in den beiden Düsseldorfer Wahlkreisen (Gebiet des Regierungsbezirks Düsseldorf ) weit darunter lag (was allerdings auch mit der anhaltenden Stärke des Zentrums dort zu tun hatte). Neben diesen für sich sprechenden Wahlergebnissen sei daran erinnert, dass aus den östlichen Parteibezirken für die SPD neben Otto Braun noch eine ganze Reihe anderer führender Persönlichkeiten hervorging. Das gilt natürlich nicht zuletzt für den Schlesier Paul Löbe, den Westpreußen

Kurt Schumacher, den Ostpreußen Hans-Jürgen Wischnewski sowie viele, viele andere. Nicht vergessen sei insbe-

Helga Grebing

sondere der 1903 im westpreußischen Elbing geborene, später führend in der Danziger SPD tätige Erich Brost. Dieser hat – nach seiner Rückkehr aus dem Exil – als Mitgründer der Westdeut-

schen Allgemeinen Zeitung in Essen die Presselandschaft des jungen Landes Nordrhein-Westfalen wesentlich mitgeprägt. Wilhelm Matull würde sich zweifellos freuen, dass sich nunmehr mit Frau Prof. Dr. Helga Grebing eine der profiliertesten Kennerinnen der Geschichte der Arbeiterbewegung des Themas angenommen hat. Die gebürtige Berlinerin war, nach der Promotion an der Freien Universität Berlin bei Hans Herzfeld, in verschiedenen Positionen in der Erwachsenenbildung tätig. Im Jahre 1971 wurde sie als Professorin für politische Wissenschaft an die JohannWolfgang-von-Goethe-Universität in Frankfurt am Main berufen. Bald darauf wechselte sie nach Göttingen; 1988 schließlich erhielt sie einen Lehrstuhl für vergleichende Geschichte der internationalen Arbeiterbewegung an der Ruhr-Universität Bochum, wo sie 1995 emeritiert wurde. Helga Grebing hat zahlreiche Standardwerke zur Geschichte der Arbeiterbewegung und zur Sozialgeschichte verfasst. 1996 erhielt sie den Staatspreis des Landes NordWinfrid Halder rhein-Westfalen.

Lesung mit Radka Denemarková

»Ein herrlicher Flecken Erde« Radka Denemarkovás Buch erzählt von einer Heimkehr, die misslingt. Die 16-jährige Gita Lauschmannová kommt im Sommer 1945 zurück in ihr böhmisches Heimatdorf. Anders als ihre Eltern hat sie die Deportation nach Mi, Auschwitz überlebt. 22.02. Doch ihr Zuhause ist nun im Besitz frem19.15 Uhr der Menschen, da ihr ermordeter deutschjüdischer Vater als angeblicher »Kollaborateur« enteignet wurde. Angesichts der ihr entgegen schlagenden Feindseligkeit flieht Gita aus dem Dorf – und kehrt 60 Jahre später abermals zurück. Die Vergangenheit läßt weder sie noch die Dorfbewohner los … Radka Denemarková ist ein höchst eindringliches Buch über die Verstrickung eines tragischen persönlichen Schicksals mit den schlimmsten Verwerfungen der deutsch-tschechischen Geschichte gelungen. Peter Demetz, der den Band für die Frankfurter Allgemeine Zeitung besprochen hat, hat festgestellt, die Autorin begebe sich darin »unerschrocken auf die Suche nach

der Wahrheit über Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit«. Alena Wagnerová erklärte als Rezensentin für die Neue Zürcher Zeitung ihren Respekt davor, »mit welcher Kraft und Passion sich die tschechische Autorin eines Tabuthemas angenommen hat.« Radka Denemarková wurde 1968 in Kutná Hora (Kuttenberg) in Mittelböhmen geboren. Sie studierte Germanistik und Bohemistik an der Prager Karls-Universität, wo sie 1997 promoviert wurde. Sie war tätig am Institut für Tschechische Literatur der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik. Sie arbeitet jetzt als Übersetzerin deutscher Literatur ins Tschechische. Darüber hinaus ist Radka Denemarková als Medienberaterin und Autorin für Literaturzeitschriften tätig. Bei »Ein herrlicher Flecken Erde« handelt es sich um ihren zweiten Roman, der 2006 zunächst in tschechischer Sprache erschienen ist. Dafür erhielt sie 2007 den renommierten Literaturpreis Magnesia Litera. Die Moderation des Abends übernimmt in bewährter Form Michael WH Serrer (Literaturbüro NRW).

In Zusammenarbeit mit dem Tschechischen Zentrum Düsseldorf und dem Literaturbüro NRW


11 Ausstellung

Austellungseröffnung

»Schloss Friedrichstein in Ostpreußen und die Grafen von Dönhoff« Schloss Friedrichstein, 20 Kilometer östlich von Königsberg im Pregeltal gelegen, zählte zu den größten und bedeutendsten Barockschlössern in Ostpreußen. Der Bau wurde in den Jahren 1709 – 1714 für Otto– Magnus Graf Dönhoff nach Plänen des Architekten Jean de Bodt als Stammsitz der Familie errichtet. Die Dönhoffs, ursprünglich aus Westfalen stammend, stiegen im Laufe des 17. und 18. Jahrhunderts im Dienst der polnisch-litauischen Krone zu einer bedeutenden Magnatenfamilie auf. Ein Zweig des Hauses ließ sich 1640 in Preußen nieder, wo sie sich zu einer der angesehensten Adelsfamilien entwickelten. De Bodt, der bereits an der Planung des Berliner Zeughauses und des Potsdamer Stadtschlosses beteiligt war, schuf mit der Schlossanlage und den sie umgebenden Landschaftsgärten ein eindrucksvolles Zeugnis vom Selbstverständnis des ostpreußischen Adels. Die Publizistin Marion Gräfin Dönhoff, die hier 1909 geboren wurde, hat ihre Erinnerungen an Friedrichstein in ihrem Buch » Kindheit in Ostpreußen« festgehalten: »Der Erbauer des Hauses, Otto-Magnus Dönhoff – sechs Generationen vor mir -, hatte damals, Anfang des 18. Jahrhunderts, einen herrlichen Platz ausgewählt: Vor der Auffahrt, also der Vorderseite, zog sich ein Rasenplatz hin und dann ein langgestreckter See, von bewaldeten Hügeln eingefasst. Wenn man die schwere Haustür öffnete, sah man in eine große Halle, über deren

drei Türen als Supraporten die von Friedrich dem Großen geschenkten Gemälde seiner Hunde hingen. Rechts und links zwei riesige Danziger Schränke. Die mittlere Tür führte in einen hellen, stuckdekorierten Gartensaal. Wenn hoher Besuch kam, Di, wurden alle Türen geöffnet: die 17.01. 19.15 Uhr schwere Hallentür, dann die zum Saal und schließlich die hohe Flügeltür, die vom Saal auf einen säulengefaßten Balkon führte, der den Blick auf einen großen, von Hecken umsäumten Rasenplatz freigab. Am Ende des Rasens begannen zwei parallel verlaufende Alleen, die bis in die grüne Unendlichkeit der Pregel-Wiesen reichten. Die Reaktion der Besucher angesichts dieses Anblicks war stets staunende Verblüffung: »Schöner als Versailles«, sagte einmal einer. In der Tat war der Effekt, durch das Schloß hindurch auf eine prachtvoll gepflegte Landschaft zu blicken, ein ungewöhnliches Vergnügen… Unten, in den repräsentativen Räumen, war es arg feierlich, auch musste man sich wegen des herumstehenden Porzellans und der Terrakotten immer sehr gesittet bewegen. Anders war es nur in der sogenannten Kleinen Halle, die sich seitlich an die große Eingangshalle anschloss und von der aus eine breite, ziemlich steile Treppe im Bogen nach oben zu den Königsstuben führte. Diese Treppe – das hatten die großen Geschwister erfunden – konnte man

auf einem Tablett wie auf einem Rodelschlitten mit Karacho hinuntersausen.« Im Januar 1945 wurde das Schloss von der sowjetischen Armee in Brand gesetzt, die Ruine in den 1980er Jahren abgetragen. Die Ausstellung des »Deutschen Kulturforums östliches Europa«, Potsdam, gibt einen Einblick in die Geschichte der Grafen von Dönhoff und stellt Schloss Friedrichstein, den Park und die Sammlungen der Familie an Hand von historischen und neueren Fotografien vor. Während der imposante Bau auf zahlreichen Fotos bis in die 1930er Jahre gut dokumentiert ist, vermitteln Aufnahmen, die um 1910 entstanden, auch einen Eindruck von der Gestaltung der Innenräume mit den Einrichtungsgegenständen und den zahlreichen Kunstwerken, die August Graf Dönhoff, der Vater von Marion Gräfin Dönhoff, gesammelt hatte. Dirk Urland

Die Ausstellung ist bis zum 23.03. geöffnet. Eröffnung: Di, 17.01.2012 19.15 Uhr Es sprechen: PD Dr. Winfrid Halder Direktor des Gerhart-Hauptmann-Hauses Dr. Claudia Tutsch Deutsches Kulturforum östliches Europa, Potsdam


r

12 Kinemathek Fr, 11.11. 18.00 Uhr

Filmvorführung »Der KongreSS tanzt« (Deutschland 1931) mit einer Einführung von PD Dr. Winfrid Halder

Lauter Preußen und drei Österreicher Nein, Joseph Goebbels war nicht der Heinz Rühmann spielten darin Lilian Erfinder der aufwendigen Musikfilme Harvey und Willy Fritsch die Hauptrolder UFA, auch wenn manch einer das len, sie waren also bereits ein »Traumheute noch glauben mag. Diese waren paar« des Films, als sie für »Der Konvielmehr eine Frucht des Unterhalgreß tanzt« wieder gemeinsam vor die tungskinos der späten Weimarer ReKamera traten. Lilian Harvey, damals publik. Dies zeigt ganz deutlich »Der erst 25 Jahre alt, wurde in London geKongreß tanzt« – ein Film, der in die boren, ihr Vater stammte allerdings aus deutschen Kinos kam, als Goebbels zu Preußen gehörenden Magdeburg. noch längst nicht der allmächtig erIhr Filmpartner Willy Fritsch war gescheinende Reichspropagandabürtiger Oberschlesier, 1901 minister war. in Kattowitz (Preußische ProDo, »Der Kongreß tanzt«, uraufvinz Schlesien) geboren. Mit 19.01. geführt am 23. Oktober 1931, seinen 1,91 im wörtlichen war ein Riesenerfolg, trug zur 18.00 Uhr Sinne herausragend unter den Durchsetzung der damals noch Hauptdarstellern von »Der sehr jungen Tonfilmtechnik bei Kongreß tanzt« war der 1893 und etablierte das Genre des an den Rein Berlin geborene Conrad Veidt (als vuen der Berliner Unterhaltungstheater Fürst Metterich). Auch Otto Wallburg, orientierten Musikfilms. Dies obwohl Jahrgang 1889, war gebürtiger Berliner – oder vielleicht gerade – weil er zu und hatte von der Kabarett-Bühne ins einem Zeitpunkt herauskam, als auch Filmgeschäft gewechselt. In der Rolle Deutschland massiv unter der Weltder Gräfin ist die 1881 im schlesischen wirtschaftskrise litt. Millionen waren Freystadt geborene Margarete Kupfer arbeitslos, und viele waren bereit, ihre zu sehen. Schlesier war auch der 1894 letzten Groschen für einen Kinobesuch in Breslau geborene Regisseur Eric auszugeben, der ihnen zwei Stunden in Charell. Hinter der Kamera stand mit einer Welt jenseits der trübsinnigen GeCarl Hofmann wiederum ein Obergenwart bescherte. schlesier (1885 in Neiße geboren). Das »Das gibt’s nur einmal, das kommt Drehbuch schrieb der Berliner Robert nicht wieder«, das war der, ja damals Liebmann ( Jahrgang 1890). Neben all sagte man noch der Schlager des Films, diesen Preußen waren ein »Hit« selbst heute noch. Aber wer auch drei Österreicher weiß schon, dass der Komponist des an »Der Kongreß tanzt« Liedes der 1896 in Königsberg gebobeteiligt: Nämlich der rene Werner Richard Heymann war? 1872 in Mährisch WeißSchon 1929 zeichnete Heymann verkirchen, unweit von Olantwortlich für die Musik des ersten mütz, geborene Norbert deutschen Tonfilms (»Melodie des Falk, der am Drehbuch Herzens«). Er arbeitete bereits mit mitarbeitete, sowie als Erich Pommer zusammen, der auch Schauspieler Carl-Heinz bei »Der Kongreß tanzt« als ProduSchroth und Paul Hörbizent fungierte. Pommer wurde 1889 in ger (1902 in Innsbruck Hildesheim geboren, damals zur preubzw. 1894 in Budapest ßischen Provinz Hannover gehörend. geboren). 1930 hat er »Der blaue Engel« produDiese gediegene preuziert (mit Marlene Dietrich und Emil ßi sch-österreichi sche Jannings) und damit Filmgeschichte Mischung kam natürgeschrieben. Auch bei »Metropolis« lich auch der Filmhand(1925), dem wohl berühmtesten deutlung zugute, die sich ja schen Stummfilm überhaupt, hatte er vor dem Hintergrund als Produzent gewirkt. des Wiener Kongresses Der Text von Heymanns Lied »Das 1814 abspielt, auf dem gibt’s nur einmal« stammt von Robert die Großmächte Preußen Gilbert, der 1899 in Berlin geboren und Österreich-Ungarn wurde. Heymann und Gilbert hatten tragende Rollen hatten schon bei »Die drei von Tankstelle« (auch wenn Willy Fritsch (1930) Musik und Liedtexte beigesteuden russischen Zaren ert, ein Film, der ebenfalls von Erich Alexander I. spielt). Ein Pommer produziert wurde. Neben grandioses Ensemble für-

wahr, dem man auch heute noch, da der Film jüngst 80 Jahre alt wurde, gerne und mit Vergnügen zuschaut. Und Joseph Goebbels? Der hat allzu bald nachdem »Der Kongreß tanzt« in die deutschen Kinos kam, als Propagandaminister dafür gesorgt, das Niveau des deutschen Unterhaltungsfilms zu senken und ihn zu einem politischen Instrument zu degradieren. Werner Richard Heymann, Robert Gilbert, Erich Pommer und Eric Charell mussten aufgrund ihrer jüdischen Herkunft emigrieren, Lilian Harvey und Conrad Veidt, die sich dem rassistischen Anpassungsdruck des NS-Regimes nicht unterwerfen wollten, folgten. Otto Wallburg und Robert Liebmann konnten nicht rechtzeitig aus Deutschland fliehen und wurden Opfer des Holocaust. Willy Fritsch, Carl-Heinz Schroth und Paul Hörbiger versuchten nach 1933 mit mehr oder weniger Erfolg sich den Vorgaben der Goebbels’schen Propagandamaschinerie zu entziehen. Hörbiger, mit Goebbels durch eine gegenseitige tiefe Abneigung verbunden, wurde im Januar 1945 unter dem Vorwurf des »Hochverrats« verhaftet und überlebte wohl nur dank des Zusammenbruchs der NS-Herrschaft.


13 Kinemathek

Filmreihe anlässlich des 300. Geburtstages König Friedrichs II.

Preußen im Film, zumeist schwarz-weiß Kein anderer König von Preußen hat und 1936 gelangten sogar je es posthum zu einer derartig langlezwei neue Fridericus-Filme bigen Leinwandexistenz gebracht wie in die deutschen Kinos, im Friedrich II. Die Celluloid-Karriere April 1937 kam mit »Das des berühmtesten aller Hohenzollernschöne Fräulein Schragg« Herrscher begann schon 1920, ein weiterer Streifen als der erste der sogenannten hinzu. Di, Fridericus-Rex-Filme gedreht Kann man diese mit 14.02. wurde. Der Film war noch ein einigem Wohlwollen relativ junges Medium, Ton gab 18.00 Uhr noch als Unterhales noch nicht. Der Publikumstungsfilme im hiserfolg der ersten beiden Streifen torischen Gewand führte dazu, dass bis 1928 vier weitere interpretieren, so wurde mit Stummfilme folgten. Als die damals »Der große König« (Urganz neue Tonfilmtechnik auch in die aufführung 3. März 1942) deutschen Kinos Einzug hielt, folgte eine bislang noch nicht erschon 1930 der erste Friedrich-Film, in reichte Stufe der propagandem die Schauspielerinnen und Schaudistischen Instrumentalisiespieler auch zu hören waren (»Das rung des Friedrich-Stoffes Flötenkonzert von Sanssouci«). Otto erreicht. Zugleich sollte er Gebühr, der schon seit 1920 auf die der letzte Fridericus-Film Rolle des Königs abonniert war, werden. schaffte auch diesen Sprung, der Der NS-Staat beDi, durchaus nicht allen Stummfand sich im Krieg, 13.03. filmstars gelang. Gebührs und die deutsche Stimme indessen soll das Ki18.00 Uhr Niederlage in der nopublikum, als sie erstmals zu Winterschlacht vor vernehmen war, zu stehenden Moskau ließ insOvationen hingerissen haben. Dementgeheim bereits bei vielen sprechend blieb er der königliche ChefZeitgenossen Untergangsängste aufdarsteller par excellence. kommen. Nicht allein der Krieg gegen Keineswegs zufällig begann der große Stalins Sowjetunion war offenkundig König unmittelbar nach dem Ersten nicht so leicht zu gewinnen wie es noch Weltkrieg über die Leinwand zu flimim Sommer 1941 den Anschein gehabt mern. Stand er doch für viele Zeitgehatte. Darüber hinaus befand sich das nossen für die Größe und den Ruhm Deutsche Reich seit dem 10. Dezember Preußens, für den hart erkämpften, am 1941 auch mit den Vereinigten Staaten Ende aber doch errungenen Sieg von von Amerika im Kriegszustand. Die Re1763 im Machtkampf mit den europägierung Hitler hatte den USA den Krieg ischen Nachbarn – während die Deuterklärt, nachdem das verbündete Japan schen der 1920er Jahre mit den Konsemit dem Angriff auf den amerikaniquenzen der Kriegsniederlage von 1918 schen Flottenstützpunkt Pearl Harbour zu leben hatten. auf Hawaii den Krieg am 7. Dezember Dem »Flötenkonzert von Sanssouci« auch auf dem pazifischen Schauplatz folgten bis 1933 vier weitere Fridericuseröffnet hatte. Manch einem schwante, Tonfilme. »Der Choral dass das gewaltige milivon Leuthen« markiert In Zusammenarbeit tärische und ökonomiden Übergang der Fri- mit dem Oberschle- sche Potential der USdericus-Filme in das RäAmerikaner über kurz sischen Landesderwerk der NS-Propa- museum in Ratingen oder lang nicht nur den gandamaschinerie. Der japanischen ExpansiFilm hatte am 3. Februonsbestrebungen, sonar 1933 Premiere, in der Woche nach dern auch der deutschen Aggression Hitlers Berufung zum Reichskanzler den Garaus machen würde. Nicht allein also. Er firmiert mithin gewissermaßen Militärs hatten nicht vergessen, dass mit als letzte Frucht der republikanischen dem – ebenfalls von deutscher Seite Filmkunst. Das Genre hatte sich aber provozierten – Eintritt der USA in den auch aus der Sicht von PropagandaErsten Weltkrieg im April 1917 dieser minister Joseph Goebbels so bewährt, für das Deutsche Reich endgültig verlodass daran festgehalten wurde. 1935 ren gegangen war.

»Der große König« zeigt dementsprechend wie Friedrich II. in hoffnungslos erscheinender Situation während des Siebenjährigen Krieges dennoch besteht und appelliert zugleich an die Opferbereitschaft der Soldaten. Die eine männliche Hauptfigur – der preußische Feldwebel Treskow (Paul Fröhlich) darf zwar seine große Liebe Luise (Kristina Söderbaum) noch heiraten, fällt dann aber, gewissermaßen direkt vom Traualtar in die Schlacht eilend, für seinen König. Hätte Propagandaminister Goebbels gewusst, dass der reale Generalmajor Henning von Tresckow längst eine Hauptrolle bei den Planungen des militärischen Widerstandes zum Sturz der NS-Diktatur spielte, hätte die Filmrolle gewiß einen anderen Namen erhalten … Wir zeigen im Verlauf des Jahres eine ganze Reihe der Fridericus-Filme. Jede Vorführung wird mit einer kurzen historischen beziehungsweise filmhistorischen Einführung begonnen. 14. Februar 2012, 18 Uhr: Fridericus. Der alte Fritz (Deutschland 1936) 13. März 2012, 18 Uhr: Der alte und der junge König (Deutschland 1935) Winfrid Halder


14 ausstEllung/sYMposion

auSSteLLungSeröFFnung

»Polnische Geschichte und deutsch-polnische beziehungen« die Geschichten deutschlands und ren diese dokumentarausstellung Polens sind seit Jahrhunderten auf konzipierten. das engste miteinander verwoben. Auf 18 schautafeln werden ausdie beziehungen zwischen beiden gewählte historische ereignisse Ländern waren aber nicht, wie oft präsentiert, die für Polen und das dargestellt, vor allem von Kriegen deutsch-polnische Verhältnis in und Konflikten geprägt. so ist die den letzten 1000 Jahren von beüber tausendjährige deutung waren deutsch-polnische in kooPeration mit dem und für das VerPolniscHen institut, ständnis der aknachbarschaft – düsseldorf neben tragischen tuellen beziehunereignissen – auch gen wichtig sind. durch lange Perioden des friedliso informiert die Ausstellung u. a. chen Mit- und nebeneinanders über die mittelalterliche deutsche gekennzeichnet. Vielmehr führten Ostsiedlung und die Herrschaft Migrationen, eheschließungen und des deutschen Ordens; Themen, Arbeitsaufenthalte im Verlauf der die unzählige Kontroversen und Jahrhunderte zu inPolemiken hervorgebracht hatensiven deutschben. behandelt wird das »goldepolnischen Verne Zeitalter« der polnischen Adelsrepublik und ihr niedergang, der Verlust Fr, wandtschaftsund der staatlichkeit bis zum ende des ersten Weltkrieges, das deutsch-polnische 17.02. FreundschaftsbeVerhältnis nach dem Versailler Vertrag. Auch werden das schicksal Polens im 19.15 uhr. ziehungen, von Zweiten Weltkrieg sowie die Aspekte von Flucht, Vertreibung und Zwangsdenen allein die umsiedlung dokumentiert. Vielzahl deutscher einzelne etappen der neueren deutsch-polnischen beziehungen, beginnend nachnamen in Polen und polnimit der Ostpolitik Willy brandts bis in die Gegenwart, runden die dokumenscher nachnamen in deutschland tation ab. zeugen. Manche der heute in beiden die zweisprachige Ausstellung wurde bereits erfolgreich in zahlreichen schuLändern vorherrschenden stereotylen und institutionen in deutschland und Polen gezeigt. dirk urland pen sind vor allem ein ergebnis der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrdie Ausstellung ist bis zum 13.04. geöffnet. hunderts entstandenen nationalismen. Allerdings sind diese Vorureröffnung: teile oft nur schwer zu überwinden Freitag, 17.02.2012 - 19.15 Uhr und beruhen häufig auf unwissen. Polen bleibt für viele deutsche auch es sprechen: derzeit ein weitgehend unbekanntes PD Dr. Winfrid Halder Manfred Mack Land. direktor des Gerhart-Hauptmann-Hauses deutsches Polen-institut darmstadt informationen und Kenntnisse über unseren direkten nachbarn den deutschen näher zu bringen, ist die Aufgabe des deutschen Polen–instituts in darmstadt, das 1980 von dem Übersetzer Karl dedecius und der Publizistin Marion Gräfin dönhoff mitbegründet wurde und sich heute als Forschungs-, informations- und Veranstaltungszentrum der polnischen Kultur, Geschichte, Politik, Gesellschaft und den deutsch-polnischen beziehungen im europäischen Kontext widmet. ein neuer Arbeitsschwerpunkt ist dabei die entwicklung von unterrichtsmaterialien. heLmut KohL so legten 2007 die Mitarbeiter, dr. unD taDeuSZ Matthias Kneip und Manfred Mack, maZowiecKi bei das Lehrwerk »Polnische GeschichDer verSöhte und deutsch-polnische beziehunnungSmeSSe in gen« vor, auf dessen basis die AutoKreiSau 1989


15 Kolloquium

Dr. Joachim Sobotta zum 80. Geburtstag

Ein rheinischer Chefredakteur schlesischer Herkunft Es ist schon bemerkenswert, wie Erich Brost war Klaus von Bismarck stark Persönlichkeiten aus dem his– 1912 in Jarchlin in Hinterpomtorischen deutschen Osten die Memern geboren, stammte er jedoch dienlandschaft des jungen Landes aus einem völlig anderen sozialen Nordrhein-Westfalen mitgeprägt und politischen Kontext. Klaus von Bismarck war ein Urgroßneffe des haben. Da war etwa Erich Brost, der 1903 im westpreußischen Elbing ersten Reichskanzlers Otto von geboren wurde und im nahe gelegeBismarck und wuchs auf als »ein nen Danzig aufgewachsen ist. Seine ziemlich typischer Junker«. Mentaersten journalistischen Erfahrungen lität und Lebensart des alten preußisammelte Brost schon seit 1924 bei schen Adels prägten seine Kindheit der »Danziger Volksstimme«. Das und Jugend. Sein Vater war Mitglied sozialdemokratische Blatt der rechtsnationalen DNVP. Eigentlich hatte Klaus von konnte aufgrund des besonderen völkerrechtlichen Sta- Mo, Bismarck vor, Landwirtschaft tus Danzigs auch über das 26.03. zu studieren, um später – sein Jahr 1933 hinaus erscheinen, 18.00 Uhr Vater war früh verstorben – zu einer Zeit also da die SPD den Gutsbetrieb selbst leiten innerhalb des Reichsgebiets zu können. Dennoch wurde durch das NS-Regime längst verer 1934 zunächst Soldat und durchboten war und ihre Anhänger und lief die Ausbildung zum ReserveofFunktionäre verfolgt wurden. Verfizier. Anfang 1939 wurde er regulär folgung und Emigration blieben freiaus der Wehrmacht entlassen, wenilich auch Erich Brost nicht erspart. ge Monate später jedoch angesichts 1936 verließ er Danzig und ging zudes bevorstehenden Krieges wieder nächst für einige Jahre ins Exil nach einberufen. Klaus von Bismarck hat Warschau. Angesichts der kriegeden ganzen Zweiten Weltkrieg als rischen Expansionspolitik des NSSoldat erlebt, zuletzt aufgestiegen in den Rang eines Oberstleutnants Staates war er bald gezwungen nach und mit hohen Orden ausgezeichSchweden, Finnland und schließlich nach Großbritannien zu fliehen. net. Nach einer Verwundung wurde In Schweden lernte er nicht zuletzt er im Frühjahr 1945 aus Kurland Willy Brandt und Bruno Kreisky evakuiert und ging bald darauf in kennen. Die Aufnahme in GroßbriSchleswig-Holstein in britische tannien Ende 1942 erfolgte mit HilKriegsgefangenschaft. Nachdem er fe des im Londoner Exilvorstandes wieder in Freiheit war, begann Klaus der SPD tätigen Erich Ollenhauer. von Bismarck sich verstärkt in der Unter anderem beim Deutschen evangelischen Kirche und in der JuDienst der BBC – dem wichtigsgendarbeit zu engagieren. Zeitweiten Auslandssender, der trotz eines lig wirkte er als Jugenddezernent in strikten Verbotes und drakonischer Herford und war führend tätig bei Strafen in Deutschland vielfach geder Organisation und Durchfühhört wurde – war Brost wieder als rung der evangelischen Kirchentage. Journalist tätig. Im Juni 1945 war 1960 wurde der parteilose von Biser einer der ersten Emigranten, die marck zum Intendanten des Westnach Deutschland zurückkehrten. deutschen Rundfunks gewählt. SeitZunächst im Auftrag der britischen her führte er für mehr als anderthalb Besatzungsmacht, setzte er seine Jahrzehnte die größte ARD-Sendejournalistische Tätigkeit fort. Ananstalt im bevölkerungsreichsten fang 1948 gründete Brost in Essen Bundesland. Während der Amtszeit gemeinsam mit Jakob Funke die von Bismarcks wurde das Fernsehen Westdeutsche Allgemeine Zeitung. erst eigentlich zum Massenmedium; Diese stand seither unter Brosts Leier legte besonderen Wert auf die tung als Chefredakteur, HerausgeWahrung von Qualitätsstandards ber und Verleger. Bereits 1953 war und parteipolitische Unabhängigsie die größte Regionalzeitung der keit. Nach seinem Ausscheiden beim WDR wirkte Klaus von BisBundesrepublik. Bis zu seinem Tod 1995 blieb Erich Brost ein nicht almarck noch bis 1989 als Präsident lein in Nordrhein-Westfalen hochdes Goethe-Instituts in München. angesehener Mitgestalter der Presse. Er starb 1997. Fast eine Generation jünger als Der 1932 im niederschlesischen

Dr. Joachim Sobotta

Glatz geborene Joachim Sobotta schließlich gehört der Generation an, die zwar noch im historischen deutschen Osten die Kindheit und einen Teil ihrer Jugend verbracht hat, die aber ansonsten bereits durch das Heranwachsen in der jungen Bundesrepublik mitgeprägt wurde. Joachim Sobotta gelangte Anfang 1946 in einem Vertreibungstransport mit seiner Mutter und seinen Schwestern nach Niedersachsen, das unter der Kontrolle der britischen Besatzungsmacht stand. Diese setzte in den kleinen Landgemeinden resolut die Aufnahme der vielen Einheimischen durchaus unerwünschten Zwangszuwanderer durch. Sobotta erhielt die Möglichkeit in Quakenbrück wieder das Gymnasium zu besuchen und 1951 das Abitur abzulegen. Bald darauf ging er nach Nordrhein-Westfalen, genauer nach Essen zur Westdeutschen Allgemeinen Zeitung, bei der eine Volontärstelle die Möglichkeit zum Einstieg in den Wunschberuf des Journalisten bot. So kreuzten sich die Wege von Erich Brost und Joachim Sobotta. Sein weiterer Berufsweg führte Sobotta 1960 zur »Deutschen Zeitung« in der damaligen Bundeshauptstadt Bonn. 1963 übernahm er dort die Leitung der örtlichen Redaktion der »Rheinischen Post«. Nur sechs Jahre später wurde Sobotta zum Chefredakteur der »Rheinischen Post« berufen und trat damit an die Spitze der Redaktion einer der größten Regionalzeitungen der Bundesrepublik. Er hat die Zeitung im Anschluss daran Fortsetzung auf Seite 16


16 Kolloquium/Lesung Fortsetzung von Seite 15

fast drei Jahrzehnte lang maßgeblich geprägt. Als er 1997 in den Ruhestand trat, war er der dienstälteste Chefredakteur einer deutschen Tageszeitung. Neben seinem journalistischen Werdegang hat Joachim Sobotta in Berlin, München und Bonn Jura studiert und wurde 1972 promoviert. 1990 erhielt er den Theodor-WolffPreis, eine der renommiertesten Auszeichnungen, die an Journalisten vergeben wird. Darüber hinaus hat er sich intensiv um die Förderung des journalistischen Nachwuchses bemüht. Erich Brost, Klaus von Bismarck und Joachim Sobotta sind nicht nur durch ihre Herkunft aus dem historischen Osten miteinander verbunden, sondern auch dadurch, dass sie sich gerade vor dem Hintergrund ihrer Herkunft um die deutsch-polnische Aussöhnung besonders bemüht und verdient gemacht haben. Anläßlich des 80. Geburtstages von Joachim Sobotta veranstaltet die Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus – der er seit vielen Jahren eng verbunden ist – ein Kolloquium, das unterschiedliche Aspekte seines journalistischen Lebenswerkes und deren Umfeld beleuchten soll. Es sprechen u. a. Dr. Guido Hitze (Landeszentrale für politische Bildung NRW) und Dr. Detlef Hüwel (Rheinische Post). Im Anschluss an das Kolloquium findet ein Empfang statt. Ein detailliertes Programm und gesonderte Einladungen folgen. Eine persönliche Anmeldung bis spätestens 19. 03. 2012 ist unbedingt erforderlich! Winfrid Halder

Lesung aus dem Werk Tuvia Rübners Mit Frank Schablewski

»Wenn ich nicht spräche, wäre ich nicht.« Der heute in Israel lebende Dichter Tuvia Rübner ist einmal gefragt worden, ob man nach Auschwitz noch Gedichte schreiben könne. Seine Antwort lautete: »Man kann es nicht mehr, aber man muss es trotzdem tun.« Dieser Satz ist kennzeichnend für die dichterische Haltung Tuvia Rübners, der unter dem Namen Kurt Rübner 1924 im slowakischen Bratislava (Pressburg) geboren wurde. In seinem jüdischen Elternhaus wurde Deutsch gesprochen, er Do, besuchte deutsche Schulen und seine ersten eigen 29.03. lyrischen Schreibversuche unternahm er ganz selbstverständlich in deutscher Sprache. Als die Slowakei 19.15 Uhr seit 1939 immer stärker in den Sog NS-Deutschlands geriet, wurde auch dort der Antisemitismus zur Staatsdoktrin. Tuvia Rübner gelang es zusammen mit einigen anderen Jugendlichen mit einem der letzten Transporte 1941 das Land zu verlassen und nach Palästina auszuwandern. Von seinen Eltern, seiner Schwester und der restlichen Familie erfuhr er nur noch, dass diese im Sommer 1942 ins »Generalgouvernement« deportiert wurden. Vermutlich sind sie in Auschwitz ermordet worden. Tuvia Rübner lebt seit seiner Ankunft in Palästina im Kibbuz Merchavia, unweit von Haifa. Trotz der schweren körperlichen Arbeit dort setzte er sein dichterisches Schaffen fort. Da er nach einem schweren Unfall nicht mehr in der Landwirtschaft arbeiten konnte, war er als Bibliothe- In Zusammenarbeit mit kar und Lehrer für Literatur tätig. Spä- der Deutsch-Israeli- ter wurde Rübner – der nie eine akade- schen Gesellschaft mische Ausbildung absolvieren konnte – auf eine Professur für Vergleichende Literaturwissenschaft an der Universität Haifa berufen. Neben seinem eigenen lyrischen und Prosaschaffen hat er zahlreiche Werke der deutschen Literatur ins Hebräische und umgekehrt übersetzt. Ulrike Kolb hat in der Frankfurter Rundschau die »untröstlichen und zugleich lebenssüchtigen Bilder« sowie den »ruhelosen Klang« von Tuvia Rübners Sprache gepriesen. Tuvia Rübner hat für sein Schaffen zahlreiche Preise und Auszeichnungen erhalten, darunter den Israel-Preis für Literatur (2008). Er ist Korrespondierendes Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung sowie der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur. Frank Schablewski ist in unserem Haus als Autor und Vortragender bestens bekannt. Zuletzt wirkte er 2011 bei Veranstaltungen über Paul Celan und Ilana Shmueli sowie Alfred Kittner mit. Seit 1998 ist er mit eigenen Gedichten hervorgetreten; inzwischen liegen mehrere Gedichtbände vor. Darüber hinaus ist er als Übersetzer tätig. Sein Schaffen wurde bereits durch eine beträchtWinfrid Halder liche Zahl von Stipendien und Preisen gefördert.


17 Schulprojekte

Bildungsreise im Rahmen des Schulprojekts: »Spuren in der deutsch-polnischen Geschichte – gemeinsame Erinnerungsorte«

Am Schreibtisch von Gerhart Hauptmann Unter Leitung der Koordinatorin für Schulzusammenarbeit der Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus und der Leiterin der Bibliothek begaben sich die Geschichtsleherin, Frau Jones, sowie 21

nachhaltige Eindrücke hinterlassen. In der Stiftung Kreisau für europäische Verständigung, dem früheren Gut der Familie von Moltke wandelten die Jugendlichen auf den Spuren des Wider-

Die Friedenskirche in Schweidnitz

Jungen und Mädchen der 10. Klasse der Käthe-Kollwitz-Realschule Ratingen vom 02. bis 06. Dezember auf Spurensuche zu gemeinsamen deutsch-polnischen Erinnerungsorten nach Kreisau, Breslau, Agnetendorf und Moritzburg bei Dresden. Beginn der Bildungsreise, die durch die Stiftung Gerhart-Hauptmann Haus und über das Kulturreferat für Schlesien am Schlesischen Museum zu Görlitz mitfinanziert wurde, war ein zweitägiger Aufenthalt in der Stiftung Kreisau für europäische Verständigung. Bekannt wurde Kreisau vor allem durch die Familie von Moltke. Der preußische Generalfeldmarschall Helmuth Karl Bernhard Graf von Moltke, erwarb das Gut als Alterssitz. Sein Urgroßneffe, Helmuth James von Moltke, war einer der führenden Köpfe der Widerstandsgruppe Kreisauer Kreis und wurde am 23. Januar 1945 in Berlin-Plötzensee ermordet. Wenige Monate später musste seine Familie im Zuge der Vertreibung der Deutschen das landwirtschaftliche Gut verlassen. Im Folgenden lesen Sie den ersten Bericht der Geschichtslehrerin Frau Jones: Für die SchülerInnen der 10. Klasse der Käthe-Kollwitz-Realschule in Ratingen und ihre Geschichtslehrerin IlseAngelika Jones hat eine Bildungsreise

standskämpfers in Nazideutschland, Helmuth James Graf von Moltke und seiner Frau Freya. Besser und näher lässt sich geschichtliches Erleben für SchülerInnen nicht fassbar machen. Fiona Braun, Klasse 10 berichtet, wie interessant es für sie war, einen historischen Ort zu besuchen und dort auch zwei Tage zu verweilen. Und Schüler Christoph Kirschbaum schreibt, wie sehr er vom »Berghaus«, dem Wohnsitz der Familie von Moltke auf dem Gut, fasziniert war. Er konnte sich genau vorstellen, wie sich der »Kreisauer Kreis«, die Widerstandsgruppe um Graf von Moltke, dort im

Wohnzimmer versammelte und auf Schleichwegen zum Haus gelangte. Durch das Dorf wollte man sich nicht wagen, weil man kein Aufsehen erregen durfte. Indem die SchülerInnen diese Wege selbst gehen konnten, war das historische Geschehen hautnah. Andererseits fand Schüler Andreas Thierbach es erstaunlich, dass zwei Nachbarländer wie Polen und Deutschland doch so verschieden sein können, denn viele Gebäude erweckten den Eindruck als sei die Zeit stehen geblieben. Ein Höhepunkt der Reise war die Friedenskirche in Swidnica (dt. Schweidnitz), die seit 2001 als Weltkulturerbe aufgelistet ist. Ein Kleinod in einem unscheinbaren Ort, nicht weit von Kreisau. Eine Fachwerkkonstruktion, die einmalig in Europa ist und durch ihre reich geschmückte Malerei auf Holz aus dem Rahmen fällt. Ungefähr eine Stunde Busfahrt entfernt liegt das Gerhart-Hauptmann-Haus in Agnetendorf. Dort hat der Schriftsteller über 40 Jahre gelebt, und man konnte die untere Etage mit dem Arbeits- und Musikzimmer besichtigen. Während Schüler Matthias Maraun sich an Gerhart Hauptmanns Schreibtisch zu Höherem berufen fühlte, ließ sich Schülerin Katharina Podlich am Flügel in der weitläufigen Eingangshalle nieder und spielte eigene Fantasien. In Breslau regnete es zwar, aber die vielen kleinen Zwergenskulpturen überall lenkten vom ungemütlichen Wetter ab, auch das pompöse Rathaus und die barocke Aula der Universität machten die Stadt zu einem Erlebnis. Die Weiterreise nach Dresden mit dem Zug gestaltete sich allerdings abenteuerlich, weil der Breslauer Bahnhof eine Fortsetzung auf Seite 18

Die Schülerinnen und Schüler der Käthe-Kollwitz-Schule in Kreisau


18 Schulprojekte Fortsetzung von Seite 17

einzige Baustelle ist und die Züge nur in polnischer Sprache angesagt wurden. Wie gut, dass eine Begleiterin polnisch verstand. Alles ging trotzdem gut und das Dresdner Hotel lag nicht weit vom Bahnhof entfernt. Am nächsten Morgen besichtigten die SchülerInnen den Rüdenhof in Moritzburg, wo Käthe Kollwitz, die Namengeberin der Schule und gebürtige Königsbergerin, ihre letzten Tage verbrachte und 1945 starb. In der Gedenkstätte konnten die Jugendlichen selbst Radierungen und Linolschnitte herstellen und der Künstlerin Kollwitz auf ihre Weise mit Begeisterung nacheifern. Die Schülerin Rebeka Beganaj fühlte sich

durch die Bilder der Kollwitz und ihre Geschichte zum Nachdenken gebracht. Auch Melis Saitsali war sehr beeindruckt von der Gedenkstätte. Nicole Kiefer haben die Originale der Künstlerin zu einer eigenen grafischen Arbeit inspiriert. Die SchülerInnen waren sich einig, dass sie viel über die Künstlerin Käthe Kollwitz erfahren haben und ihr Lebenswerk nun besser verstehen können. Die Stadt Dresden breitete sich vor den Jungen und Mädchen in adventlicher Stimmung aus. Der Schriftsteller Erich Kästner wurde wieder im Geiste lebendig, das Hygiene Museum konnte besichtigt werden, der Dresdner Zwinger, die Frauenkirche und die Semper Oper

natürlich auch. Und nicht zu vergessen das Albertinum. Schüler Sven Grübmeyer staunte als er die berühmten Bilder sah: »Jetzt habe ich zum ersten Mal einen Picasso im Original gesehen!« Einen schöneren Schlusskommentar am Ende einer Reise lässt sich für eine Geschichtslehrerin kaum vorstellen. Die SchülerInnen äußerten sich positiv über die Reise, haben Neues gelernt und unzählige überraschende Entdeckungen und Erlebnisse mitgenommen. Ein gelungenes Projekt, das sich zur Nachahmung und Weiterempfehlung anbietet. Katja Schlenker

Vortrag von Dr. Peter Henkel.

Ein „Mobilitätsmuseum“ für Düsseldorf In einem der ältesten Bahnhöfe Düsdorf-Gerresheim e.V. will die Frühzeit seldorfs, dem Bahnhof Gerresheim, der Gerresheimer und Düsseldorfer Industriegeschichte wieder lebendig mawird eine Ausstellung zur „Mobilitätsgeschichte Düsseldorfs“ entstehen. Der chen und tritt für den Erhalt ihrer noch Historiker Dr. Peter Henkel, sichtbaren architektonischen Vorsitzender des Fachbeirates Zeugen ein. Förderkreis Industriepfad DüsZiel der Ausstellung zur MobiDo, seldorf-Gerresheim e.V., stellt litätsgeschichte Düsseldorfs, 12.01. das Konzept vor. die zukünftig Bestandteil der 19.00 Uhr kulturellen Nutzung des alDer Bahnhof Gerresheim ist eine von zwanzig Stationen auf ten Gerresheimer Bahnhofs dem sog. Industriepfad Düsselsein wird ist es zu verdeutlidorf-Gerresheim. Mit diesem Pfad werchen, wie sich Düsseldorf nach dem den auf vier Kilometern die wichtigsten Anschluss an das Eisenbahnnetz zu der Stationen Düsseldorfer Industriegegroßen Wirtschaftsmetropole entwischichte miteinander in Bezug gesetzt. ckelt hat, die sie auch heute noch ist. Der Förderkreis Industriepfad DüsselUnternehmen zogen nach Anschluss an

das Netz in die Stadt, woraufhin es zu einem massiven Bevölkerungsanstieg kam. Diese Menschen wollten mobil bleiben, so dass innerhalb der Stadt ein Ausbau des Nahverkehrnetzes notwendig wurde. Dr. Peter Henkel arbeitet für die Verwirklichung des Projekts mit Fachleuten der Bereiche Architektur, Städteplanung, Archäologie, Eisenbahn und Pädagogik zusammen. Dr. Katja Schlenker

Gerresheim mit den Schornsteinen der ersten Fabriken, um 1850, Stahlstich von Anton Rottmann nach einer Zeichnung von Ludwig Rohbock (1824-1893), Original im Stadtmuseum Düsseldorf. (Stadtarchiv Düsseldorf)


19 studiEnFahrt

auF Den SPuren Der KunStgeSchichte

backsteingotik zwischen Lübeck und danzig die stiftung Gerhart-HauptmannHaus veranstaltet eine studienreise, bei der bedeutende bauwerke der Gotik im Ostseeraum besichtigt werden. Auf der exkursion werden historische entwicklungen ein zentrales Thema sein. 1. tag: montag, 23. aPril 2012 Abfahrt des busses am Morgen in düsseldorf. Fahrt nach Lübeck. erleben sie die Mutter der Hansestädte, die mit ihren sieben Türmen dem besucher schon aus der Ferne den Weg in schleswig-Holsteins geschichtsträchtige stadt weist. Übernachtung in Lübeck. 2. tag: dienstag, 24. aPril 2012 sie fahren von Lübeck nach Wismar, unesCO-Welterbe und Hansestadt. Geführter stadtrundgang. nächste stadt ist rostock. ein rathaus mit sieben Türmen, die berühmte astronomische uhr oder ein Museum auf dem Hochseefrachter. Weiter geht es nach ribnitz-damgarten. sehenswert in bezug auf die backsteingotik sind hier vor allem die Ma23.04. rienkirche und das bis rostocker Tor. 29.04. Übernachtung in stralsund. 3. tag: mittWocH, 25. aPril 2012 entdecken sie am Morgen stralsund auf einer stadtführung. die gut erhal-

tene Grundstruktur der backsteingeprägten historischen Altstadt, welche aus der blütezeit der Hanse im 14. Jahrhundert rührt, hat stralsund den schutz der unesCO-Welterbeliste eingebracht. sodann geht es nach Greifswald. Auf der stadtführung sehen sie schmuckreiche bürgerhäuser, den st. nicolai-dom, die Marienkirche und die st. Jacobi-Kirche - alles wunderbare beispiele der backsteingotik. ein Abstecher führt noch zum ehemaligen Kloster eldena, heute nur noch eine ruine; eines der Lieblingsmotive Caspar david Friedrichs. sodann fahren sie nach Misdroy auf die insel Wolin. Übernachtung in Misdroy. 4. tag: donnerstag, 26. aPril 2012 Weiter geht es von Misdroy entlang der pommerschen Ostseeküste nach Cammin. besichtigung des herrlichen spätromanischen st. Johannis-doms. Fahrt nach Kolberg. stadtrundgang. Auf dem weiteren Wege nach danzig stopp in stolp und kurzer besuch des sehenswerten rathauses. rundgang durch die alte Hansestadt. besichtigung der danziger rechtstadt, in deren bereich die wichtigsten sehenswürdigkeiten liegen. Übernachtung in danzig. 5. tag: freitag, 27. aPril 2012 sie fahren ans Frische Haff. erste station ist elbing, das frühere »Tor zu Ostpreußen«. Weiter nach Frauenburg, in die Kopernikusstadt. besichtigung des

wehrhaften domes, eines imposanten backsteinhallenbaus, mit Orgelkonzert und des Kopernikusmuseums. Zurück nach danzig und Treffen mit der deutschen Minderheit. Übernachtung in danzig. 6. tag: samstag, 28. aPril 2012 Auf direktem Wege geht es nach Marienburg. die Marienburg, die ehemalige residenz der Hochmeister des deutschen Ordens, liegt herrlich über den ufern der nogat. diese Kreuzritterfestung aus dem Mittelalter ist die größte backsteinburganlage europas. (besichtigung schlossgelände und einiger innenräume). dann geht es durch die weite pommersche Landschaft zurück richtung Westen. in stargard erinnern noch zahlreiche baudenkmäler der backsteingotik an die Architektur der alten Hansestadt. Übernachtung in stettin. 7. tag: sonntag, 29. aPril 2012 Möglichkeit zum Gottesdienst. Heimreise nach düsseldorf.

der Preis für die Reise beträgt 729,00 € pro Person mit Halbpension und Unterbringung im Doppelzimmer. Einzelzimmerzuschlag 175,00 €. Informationen und Anmeldung im Gerhart-Hauptmann-Haus unter Tel.: 0211 - 1699118.

marienburg in danzig


20 Bericht

Die Geschichte eines massakers

Die Toten der Budinka-Wiese Am 19. Mai 1945 wurden gegen Mitternacht mehr als ein Dutzend deutscher Männer in Dobrenz/Dobronín, Landkreis Iglau/Jihlava auf der Böhmisch-Mährischen Höhe, von betrunkenen Tschechen zu einer Wiese unweit des Dorfes getrieben. Dort mussten sie ihre Gräber ausheben, wurden sie mit Schaufeln, Spitzhacken und Spaten erschlagen, in die Gruben geworfen und mit Erde bedeckt. Im Dorf wusste man Bescheid, schwieg aber darüber, jahrzehntelang. In meinem Buch »BergersDorf« (Vitalis-Verlag Prag, 2003) habe ich über diese Mordnacht geschrieben, nachdem ich von Nachkommen der Opfer und nach Recherchen tschechischer Freunde vor Ort Näheres erfahren hatte. Der Iglauer Journalist Miroslav Mareš nahm 2009 Kontakt mit mir auf und erstattete Anzeige bei der Polizei. Kriminalkommissar Michal Laška führte engagiert die Ermittlungen im »Fall Budinka«. Im August 2010 kam es zur Exhumierung der Toten. Archäologen bargen die Gebeine von dreizehn Opfern, die an der Masaryk-Universität in Brünn/Brno von Anthropologen untersucht wurden. Die entnommenen Proben sollten später mit den DNA-Analysen der Nachkommen verglichen werden. An der Exhumierungsstelle hatte ein Dobrenzer Kunsthandwerker ein drei Meter hohes Holzkreuz errichtet. Der »Fall Budinka« hatte in den Medien weltweit Aufsehen erregt. Soweit die Vorgeschichte (s. »West-Ost-Journal« 4/2010, S. 19 f.). Im Herbst 2010 übernahm Johann Niebler aus Mertingen bei Augsburg, ein gebürtiger Dobrenzer, dessen Onkel zu den Opfern zählt, die Rolle des Sprechers der Angehörigen. Er schlug die Bestattung der Toten auf dem Dobrenzer Friedhof vor und ließ sich das schriftliche Einverständnis der Angehörigen, von denen einige aus Dobrenz stammten, geben. Mit Schreiben vom 4. November 2010 wandte er sich an den Bürgermeister und die Gemeinderäte von Dobrenz und bat um wohlwollende Prüfung seiner Bitte »einen geeigneten Platz für ein Grab auf dem Friedhof zur Verfügung zu stellen, an dem auch ein Gedenkstein stehen sollte«. Er fügte die Skizze eines Gedenkkreuzes, das er zusammen mit einem Steinmetz entworfen hatte, bei. Auf dem grau-geschliffenen Granitkreuz sollten die Namen von insgesamt 17 Opfern, auch von jenen, die an anderen Stellen ermordet worden waren, eingemeißelt werden. Am 14. Februar 2011 fand die Gemeinderatssitzung Dobrenz statt. Nach heftigen Diskussionen wurde beschlossen, dass nur jene Skelettüberreste auf dem Friedhof bestattet werden dürften, deren DNA-Analysen Angehörigen zugeordnet werden könnten. Das Granitkreuz könne laut Friedhofsordnung wegen seiner Höhe nicht aufgestellt werden, auch sei ein Kreuz nicht gestattet. Mit Datum vom 1. März entwarf Johann Niebler zusammen mit dem Steinmetz einen niedrigen Grabstein aus schwarz-poliertem Stein und sandte die Skizze an den Bürgermeister, Mitglied der KP. Am 24. März fand eine weitere Gemeinderatssitzung in Dobrenz statt, bei der in einer kontroversen Diskussion über eine mögliche Bestattung der Opfer gestritten und festgelegt wurde, dass erst nach den DNA-Vergleichen weiter verhandelt werden solle. Zur Sitzung war auch der Fernsehregisseur David Vondráček, der mit seinem Dokumentarfilm »Töten auf Tschechisch« im Mai 2010 Aufsehen erregt hatte, gekommen. Seine Dokumentation über die »Causa Budinka« wurde am 28. März 2011 vom Tschechischen Staatlichen Fernsehen zur besten Sendezeit gesendet. In einem Kommentar des Tschechischen Rundfunks hieß es: »Man will die Deutschen auf dem Dobrenzer Friedhof nicht einmal nach deren Tod haben.« Tschechische, österreichische und deutsche Printmedien berichteten in ähnlich kritischer Weise. Der Bürgermeister von Dobrenz äußerte sich in einem Interview mit dem kommunistischen »Haló noviny« zum Medienrummel, der seiner Gemeinde schade. »Alles«, so sagte er, »hat damit angefangen, dass eine Deutsche aus der Gemeinde Bergersdorf eine Erzählung schrieb, in der sie die Erzählung ihres Onkels und ihrer Tante verarbeitete. Dort wurde geschrieben, dass es hier unweit zu einem Massaker an Deutschen kam. Herr Mareš hat es als literarische Fakten aufgegriffen und erstattete Strafanzeige bei der Polizei, damit diese das angebliche historische Verbrechen untersucht. (…) Die Ereignisse in Dobrenz sind eine gelenkte Provokation. Nach der Version, die im Ort die Runde macht, sollen die Deutschen auf der Wiese Budinka untereinander abgerechnet haben. (…)« Mitte März 2011 waren deutschfeindliche Parolen an das Holzkreuz geschmiert worden, kurze Zeit später wurde während der Nacht das Kreuz abgesägt. Nahezu alle tschechischen Medien berichteten darüber. Wer die Täter waren, ist nicht bekannt. Der Dobrenzer Kunsthandwerker, der das Kreuz errichtet hatte, erklärte in einem

Interview, er werde ein neues Kreuz errichten. Am 18. April wurde bekanntgegeben, dass die ersten beiden DNA-Proben, darunter die von Johann Niebler, nicht mit den gefundenen Knochenresten übereinstimmten. Wegen der aggressiven und säurehaltigen Bodenbeschaffenheit der Budinka seien die Knochen in einem sehr schlechten Zustand, auch das für einen DNA-Vergleich wichtige Knochenmark sei nicht mehr vorhanden. Dennoch werde man die Untersuchungen fortführen. In Sichtweite der Budinka, am Bahndamm Dobrenz, existierte ein weiteres Grab mit drei Toten. Die tschechischen Freunde, die einst für mich recherchierten, hatten mir damals darüber berichtet und Fotos vom Ort der Grabstelle gegeben. Mit diesen Fotos, die ich Johann Niebler zum Weiterleiten sandte, beantragte Kommissar Laška die Exhumierung. Ein Enkel der Opfer reiste nach Iglau und wies den Weg zum Tatort. Am 23. Mai 2011 wurde unter Aufsicht von Kommissar Laška das Grab mit drei gut erhaltenen Skeletten geöffnet: Die Männer waren von hinten mit einem 9 mm Kaliber erschossen worden, wie die Einschüsse an den Schädeln zeigten. Zurzeit werden die Funde am Kriminalistischen Institut in Prag untersucht und später mit den DNAProben der Angehörigen verglichen. Ende Juli errichtete Milan Litavský, der Dobrenzer Kunsthandwerker, ein neues Kreuz aus Stahl an der Stelle des zerstörten Holzkreuzes. Der Bürgermeister von Dobrenz teilte ihm mit, er müsse aus Sicherheitsgründen eine Baugenehmigung vorlegen. Falls er diese innerhalb eines Monats nicht erbringe, werde das Kreuz entfernt. Milan Litavský ist nicht bereit, eine Baugenehmigung zu beantragen. Sollte auch dieses Kreuz entfernt werden, werde er ein neues Kreuz aufstellen. Im Sommer war Miroslav Mareš mit dem renommierten KarelHavliček-Borovský-Journalistenpreis ausgezeichnet worden. Die Jury hatte ihre Entscheidung damit begründet, dass der Journalist ein besonders sensibles Thema mutig angepackt habe. Miroslav Mareš dankte mit den Worten, die Preisverleihung zeige, dass der tschechischen Gesellschaft die Gräueltaten nach dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr gleichgültig seien. Herma Kennel


21 Nachlese

Einem bedeutenden Komponisten zu Ehren

Das Liszt-Jahr 2011 Nachlese und Bleibendes »Franz Liszt. Ein Europäer in Thüringen« - so lautete das kulturelle Themenjahr des Freistaates Thüringen für 2011! In Konzerten, der Landesausstellung in Weimar, Lesungen und Wettbewerben wurde des 200. Geburtstages und des 125. Todestages dieses großen europäischen Musikers gedacht. Er war genialer Pianist, Dirigent, Komponist, Lehrer und Musikorganisator und vieles mehr. Die Ururenkelin Franz Liszts, die Vorsitzende des Ehrenkomitees, Nike Wagner, formulierte es so: »Am Komponisten Franz Liszt aber hat die Nachwelt etwas gut zu machen, den Komponisten gilt es wiederzuentdecken – in seiner poetischen Klangsprache, den farbigen Orchester-, Klavier- und Chorwerken, seinen späten, kühnen Experimenten…so geht es nicht um die Wiederbelebung eines vernachlässigten Komponisten, es geht um viel mehr: um Franz Liszt als ,Zeitgenossen’, es geht um uns heute.« Und wir Heutige konnten ihn in Konzerten kennen lernen und bewusst erleben! Es erscheint dem Verfasser aber eine wichtige Ergänzung, seinen Lebensweg – von der Geburt über die zehnjährige Reisezeit als umjubelter Starvirtuose in ganz Europa bis hin nach Weimar – zu verfolgen. Franz Liszt wird am 22.10.1811 in Raiding, im ungarischen Teil des österreichischen Kaiserreichs, geboren. Er erhält 1818 den ersten Klavierunterricht bei seinem Vater Adam Liszt und schon mit neun Jahren, 1820, gibt er seine ersten Konzerte als Pianist in Ödenburg und Pressburg! Der Vater möchte seinen Sohn zu einem »Wunderkind« – wie Mozart – entwickeln, will ihn zum Unterricht nach Weimar zu Johann Nepomuk Hummel geben, entscheidet sich aber aus Kostengründen für Carl Czerny und Antonio Salieri in Wien. Die Familie zieht 1821 nach Wien, 1823 nach Paris. In den folgenden Jahren gibt er Konzerte in Frankreich, England und der Schweiz, hat Begegnungen mit Hector Berlioz, Fréderic Chopin und Niccolo Paganini. 1834 lernt er die Gräfin Marie d’A goult kennen, mit ihr lebt er in der Schweiz und

Franz Liszt 1869 in seiner »zweiten« Weimarer Zeit, Gemälde von Bernhard Plockhorst

Italien, es werden drei Kinder geboren. In den Jahren 1839 – 1848 unternimmt er Konzertreisen durch viele Länder Europas und erlebt dabei triumphale Erfolge: 1841 hat er die für ihn besonders nachhaltige erste Begegnung mit Richard Wagner. 1842 erfolgt die Ernennung zum »Kapellmeister in außerordentlichen Diensten« in Weimar; im Vorfeld war er als »Tourist« in der Stadt, trug sich in das Gästebuch des Goethehauses ein und gastierte als konzertierender Musiker auf Einladung des Hofes. Fünf Jahre später, 1847, lernt er die russische Fürstin Carolyne von SaynWittgenstein kennen, die sich von ihrem Mann getrennt hatte. Mit ihr begann das gemeinsame Leben in Weimar auf der »Altenburg«, einem dreistöckigen Haus an der alten Jenaer Poststraße (heute B7); 1811 von Friedrich von Seebach, dem Oberstallmeister des Herzogs Carl August, errichtet. Die Fürstin hatte den Ehrgeiz, das Haus in dem Liszt seine Wirkungsstätte gefunden hatte, zu einem gesellschaftlichen Mittelpunkt Weimars zu machen! Und das ist ihr gelungen! Die »Altenburg« wurde weltbekannt; Liszt verlebte hier von 1848 – 1861 seine fruchtbarsten Jahre, es entstanden in der Stille des »blauen Zimmers« ein Drittel seiner Kompositionen, darunter 12 seiner 13 sinfonischen Dichtungen, u. a. »Tasso«, »Orpheus«, »Die Ideale«, »Hamlet«, beide Sinfonien, beide Klavierkonzerte. Hier trafen sich kunstausübende und kunstliebende Menschen von überall, Musiker von Liszts »Zukunftsmusik« begeistert, wie Hans von Bülow, Richard Wagner, Johannes Brahms, Clara Schumann, Hector Berlioz und Bedřich Smetana, Dichter und Schriftsteller, wie Friedrich Hebbel, Gustav Freytag, Paul Heyse, Hans Christian Andersen und Hoffmann von Fallersleben oder Künstler, wie Moritz von Schwind, Friedrich Preller und Ernst Rietschel und die Schauspieler Emil Devrient und Eduard Genast. Höhepunkte der Treffen, zu denen alle Beiträge Fortsetzung auf seite 22


22 Nachlese Fortsetzung von seite 21

lieferten, war, wenn sich Liszt an den Flügel setzte und improvisierte! Trotzdem verlässt er 1861 Weimar als »Gescheiterter« – u. a. nach einem inszenierten Skandal um Peter Cornelius’ Oper »Der Barbier von Bagdad«, die durch eine kleine Clique um den Theaterdirektor Dingelstedt ausgezischt wurde! Auch die problematische Situation in der Stadt und manche ihrer »ehrenwerten« Bürger, die kein Verständnis für seine nichtehelichen Beziehungen zur Fürstin Carolyne hatten, führten zu häufigen Verärgerungen. In den Jahren bis 1869 wohnt er in Rom und kehrt auf Betreiben von Großherzog Carl Alexanders Gattin Sophie im Januar 1869 nach Weimar zurück. Hier bezieht er die erste Etage der alten »Hofgärtnerei« vor den Toren der Stadt, direkt an der Belvederer Allee und dem Park an der Ilm gelegen. In einem Brief an seine langjährige Lebensgefährtin Fürstin Carolyne von Sayn-Wittgenstein schreibt er: »Man hat mir erzählt, dass die Frau Großherzogin und die Prinzessinnen sich umständlich mit der Auswahl der Teppiche, der Vorhänge usw. beschäftigt hatten. Tatsächlich ist die Wohnung von ‚wagnerischem‘ Luxus, an den man in dieser guten Stadt Weimar nicht gewöhnt ist.« In dieser Wohnung verlebt Liszt die letzten fünfzehn Jahre seines Lebens überwiegend in den Sommermonaten, die andere Zeit in Rom oder Budapest. Das »Liszt-Haus« ist heute eine besondere Begegnungsstätte für alle

Franz Liszt am Schreibtisch

Feierliche Einweihung des Liszt-Denkmals am 31. Mai 1902, im Bild festgehalten durch den »Hofphotographen« Louis Held

Liszt-Verehrer, blieb es doch nach seinem Tod am 31. Juli 1886 in Bayreuth (Beisetzung dort auf dem Städtischen Friedhof ) auf Wunsch des Großherzogs in seinem historischen Zustand belassen. Bereits am 22. Mai 1887 wurde in der »Hofgärtnerei« die Gründung des LisztMuseums gefeiert; einen Monat später das Haus eröffnet. Wer heute die historischen Räume, das große Wohn- und Arbeitszimmer mit dem schwarzpolierten Bechstein-Flügel und dem Original-Mobiliar oder das Speisezimmer mit vielen persönlichen Erinnerungsstücken aus Liszts Nachlass betritt, erlebt den Zauber, die ganz persönliche Atmosphäre dieses Hauses. Im Jahr 2006 wurde auch das Erd-

geschoss, früher als Wirtschaftsraum, später als Kastellanwohnung genutzt, durch die Klassik-Stiftung Weimar, die Hochschule für Musik Franz Liszt und die Bauhaus-Universität Weimar zu einer kontrastierenden, ergänzenden Dauerausstellung ausgebaut. Hier wird der Besucher mit der außerordentlichen Vielseitigkeit Liszts vertraut gemacht – sei es als Komponist, Pianist, Dirigent, Pädagoge oder Organisator. Die wichtigsten Lebensstationen lassen sich auf einer Europakarte nachvollziehen, sein Beitrag zur Wiederbelebung der Weimarer Kunst wird sichtbar gemacht und seine Kompositionen können an Hörstationen – mit Interpreten der letzten 100 Jahre – wahrgenommen werden. Unweit seines Sommerdomizils, der alten Hofgärtnerei, befindet sich im Ilm-Park das Liszt-Denkmal. Unter dem Ehrenvorsitz von Großherzog Carl Alexander und mehrerer Preisrichter wurde 1899 der Entwurf des erst 31jährigen Münchner Bildhauers Hermann Hahn aus 68 Entwürfen ausgewählt und mit einem Festakt am 31. Mai 1902 vor 47 deutschen und vielen ausländischen Delegationen, in Anwesendheit des Großherzogs Wilhelm Ernst, enthüllt. Die »Neue Musikzeitung« würdigte das Denkmal aus weißem Marmor, diesen Liszt, bereits im Vorfeld als »eine bleibende Zierde der Stadt, als einen geistig tätigen von der umgebenden Natur inspirierten heimkehrenden Wanderer«. Der Festakt im Deutschen Nati-


23 Nachlese onaltheater am 22. Oktober, dem 200. Geburtstag des Komponisten, war ein besonderer Höhepunkt der Liszt-Ehrung 2011. Hier wurden nicht nur würdigende Reden gehalten, sondern die Staatskapelle Weimar, als legitimes Liszt-Orchester, brachte ihn auch musikalisch zu Gehör. Nike Wagner erinnerte daran, wie Liszt durch sein Denken und seine Geisteshaltung immer wieder Grenzen überwunden hat: »Fremd war und blieb ihm nur alles borniert Nationale.« Bundespräsident Christian Wulff griff diesen Gedanken auf, indem er formulierte: »Die Kultur ist es, die Europa letztlich verbindet« und »Weimar ist die Hauptstadt des Geistes, was auch Liszt zu verdanken ist.« Und was erwartet die Liszt-Verehrer, die Gäste der Stadt Weimar heute? Der Besucher kann die gesamte, im Original erhaltene Wohnung des Komponisten im Liszt-Haus, ergänzt durch eine umfangreiche Dauerausstellung im Erdgeschoss, besichtigen. Man kann dann in nur wenigen Minuten zum Liszt-Denkmal gehen und von hier aus lohnt sich ein Spaziergang durch den historischen Park zur »Altenburg«. Auf dem Rückweg bildet im Rathaus das Gemälde »Ein Sonntagskonzert im Haus Liszts 1882 vor dem Großherzog Carl Alexander und Großherzogin Sophie« von Prof. Hans W. Schmidt den guten Abschluss eines Weimar-Besuchs »auf den Spuren von Franz Liszt.«

Musiksalon und Arbeitszimmer

Speisezimmer

Konrad Hüther Die Altenburg, Domizil von Franz Liszt und der Fürstin Carolyne

von Sayn-Witt-

genstein 1848 - 1861 Zeichnung Preller d. Ä.

von Friedrich


24 Aussiedler

Staatssekretärin Kaykın: Aussiedler können stolz auf Integrationserfolge sein

Tag der neuen Heimat in Düsseldorf In festlichem Rahmen beging die für Integration zuständige Staatssek­retärin und Vorsitzende des Landesbeirats für Vertriebenen-, Flücht­lings- und Spätaussiedlerfragen Zülfiye Kaykın, den sechsten »Tag der neuen Heimat« in Düsseldorf. In ihrer Begrüßungsrede hieß Zülfiye Kaykın die Aussiedlerinnen und Aussiedler vor allem aus den Staaten der ehemaligen Sowjetunion, die nach NordrheinWestfalen gekommen sind, in ihrer neuen Heimat herzlich willkommen. »Die Integrationsleis­tungen der rund 700.000 Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedler in NRW sind beachtlich«, sagte die Staatsekretärin. Staatssekretärin Kaykın hob die gute Integration von Aussiedlerinnen und Aussiedlern in den Arbeitsmarkt hervor: »Unser Integrationsmonito­r ing in Nordrhein-Westfalen zeigt: Aussiedler sind sogar häufiger er­werbstätig als der Durchschnitt der Bevölkerung: Bei den Aussiedlern sind es 71,6 Prozent, bei der Bevölkerung insgesamt 67,7 Prozent.« Auch bei Erwerbslosigkeit schneiden Aussiedler gut ab: 8,7 Prozent sind erwerbslos. Das ist nur knapp über dem Durchschnitt für NRW von 7,5 Prozent. Staatssekretärin Kaykın führte dies auch auf die gute berufliche Ausbildung der Aussiedler zurück. »55,1 Prozent der Aussiedlerinnen und Aussiedler haben eine abgeschlossene Berufsausbildung. Das ist unter den Einwanderern ein Spitzenwert«, sagte Kaykın. Staatssekretärin Kaykın hob auch das ehrenamtliche Engagement der Aussiedler in vielen Vereine und Organisationen hervor. Dabei hilft das Programm JUMPin.NRW. Hier erhalten junge Menschen mit Migrations­hintergrund begleitend zu Ausbildung oder Studium einen Einblick in politische und gesellschaftliche Strukturen. »Ziel des Programms ist es«, unterstreicht Frau Staatssekretärin, »dass die jungen Menschen zu ei­genverantwortlichem Handeln befähigt und zum aktiven Mitwirken in demokratischen Strukturen motiviert werden.« Sie überreichte zum heu­tigen Auftakt des Projektes den 15 Teilnehmerinnen und Teilnehmern ihre Aufnahmeurkunden. Das Projekt wird von der Otto Benecke Stif­tung im Auftrag des Ministeriums für Arbeit, Integration und Soziales durchgeführt und steht unter der Schirmherrschaft

Nach dem »Tag der neuen Heimat« des Landes Nordrhein-Westfalen in der Düsseldorfer Staatskanzlei von links: Herr Josef Neumann, MdL, Frau Staatssekretärin Zülfiye Kaykin, Frau Landesbeauftragte Margarete Ziegler-Raschdorf, Herr Bodo Löttgen, MdL und Herr Dr. Lothar Theodor Lemper, Vorsitzender der Otto Benecke Stiftung e.V.

der Staatssekretärin. Die Festrednerin des Abends, Margarete Ziegler-Raschdorf, Landesbe­ auftragte der Hessischen Landesregierung für Heimatvertriebene und Spätaussiedler, lobte die Integrationsleistungen der Russlanddeutschen in Hessen. »Die guten Beziehungen des hessischen Landebeirats und dem Landesbeirat aus NRW möchten wir im kommenden Jahr weiter ausbauen. Dabei denke ich an gemeinsame Aktivitäten, passend zum Anlass des 250. Jahrestages des Manifestes Katharina

der Großen, mit dem sie die Deutschen nach Russland einlud«. An der Festveranstaltung nahmen Spätaussiedlerinnen und Spätaus­siedler, Vertreter von Aussiedlerverbänden und -vereinen, ehrenamtli­che Aussiedlerbetreuer aus ganz Nordrhein-Westfalen sowie Mitglieder des Landtags, Vertreter der Landesregierung und die Mitglieder des Landesbeirats für Vertriebenen-, Flüchtlings- und Spätaussiedlerfragen des Landes NordrheinWestfalen teil.

Internationaler Frauentag

Kultur- und Begegnungsabend zum Internationalen Frauentag Der Internationale Frauentag galt in den Ländern der ehemaligen Sowjetunion als Feiertag. Um Spätaussiedlern Anknüpfungspunkte an diese Tradition zu ermöglichen und Einheimischen Einblick in die östliche Kultur und die Tradition zu vermitteln, findet im Gerhart-Hauptmann-Haus ein unterhaltsamer Abend mit Musik und Tanz statt. Kulinarische Spezialitäten und Getränke aus den Herkunftsländern der Spätaussiedler bereichern die Veranstaltung. Musikalisch-künstlerische Umrahmung: Chor »Echo« Eintritt frei. Um Anmeldung wird gebeten unter 0211 - 1699118.

Do, 08.03. 18. 00 Uhr


25 Bibliothek

Margarete Depner - Meisterin des Porträts der Siebenbürgischen Klassischen Moderne

Fischer, Lisa: Wiederentdeckt. Margarete Depner (1885-1970). Meisterin des

Als im Jahr 2007 auf einem Dachboden in Kronstadt in Truhen der bildnerische Nachlass der Malerin Margarete Depner gefunden wurde, glich die Wiederentdeckung dieser Meisterin der Porträtkunst einer kleinen Sensation. Margarete Depner wurde 1885 als Österreicherin geboren und starb 1970 als rumänische Staatsbürgerin. In Budapest, München, Berlin und Paris ausgebildet, wagte sie in und gegen die historischen Umbrüche den mutigen Schritt zum bildnerischen Gestalten. Im Mittelpunkt ihres Schaffens als Malerin, Grafikerin und Bildhauerin stand der Mensch. Als sensible Chronistin entwickelte Margarete Depner einen einzigartigen Stil, der ihr Werk erfolgreich vor der Vereinnahmung nationalsozialistischer oder kommunistischer Gestaltungsdoktrin bewahrte.

Porträts der Siebenbürgischen Klassischen Moderne. Wien, Böhlau, 2011.

Vertriebene in Westfalen und Lippe

Deutsche Ostflüchtlinge und Ostvertriebene in Westfalen und Lippe nach 1945. Beiträge zu ihrer Geschichte

und

zur

deutsch-polni-

schen Verständigung. Paul Leidinger (Hg.). Münster, Aschendorff, 2011.

Forschungen zur Geschichte der deutschen Ostflüchtlinge und Ostvertriebenen in Westfalen und Lippe nach 1945 waren nach vielfältigen amtlichen und privaten Veröffentlichungen der ersten Nachkriegszeit in den vergangenen Jahrzehnten ein vielfach empfundenes Desiderat, auch gegenüber anderen Regionen und Ländern in Deutschland. Hier setzt das vorliegende Buch an. Es führt den Untersuchungsraum, der anfangs in der Britischen Besatzungszone ein eigener Verwaltungsraum war, 1946/47 aber mit dem Bezirk Nordrhein zum Land Nordrhein-Westfalen zusammen geschlossen wurde, wieder an den Stand der wissenschaftlichen Forschung in der Flüchtlings- und Vertriebenenfrage an und verbindet diese zugleich mit dem Bemühen um eine deutsch-polnische Verständigung über das Thema. In über 20 Beiträgen werden zunächst Grundaspekte von Flucht und Vertreibung von der Ausweisung aus der ostdeutschen Heimat über den Transport bis zur Ankunft und Aufnahme in den zugewiesenen Aufnahmeorten behandelt und dabei insbesondere die Durchgangslager auf Landes- und Kreisebene bezeichnet. Ein zweites Kapitel stellt angesichts des allgemeinen Mangels und der Unzulänglichkeit kommunaler und staatlicher Stellen in der ersten Nachkriegszeit die Arbeit und Bedeutung der Kirchen und Freiwilligenverbände für die Lösung der Vertriebenenprobleme dar. Ein drittes Kapitel ist Fragen der sozialen Integration, der Wirksamkeit der Flüchtlingsbeiräte, der Arbeits- und Wohnfürsorge sowie der besonderen Situation von Frauen und Kindern gewidmet, ein viertes Kapitel Aspekten einer kulturellen Integration, bei der die Übernahme von Patenschaften über ostdeutsche Städte, Gemeinden und Kreise, die Pflege ostdeutschen Kulturguts und Brauchtums, aber auch Vertriebenenwallfahrten eine wesentliche Rolle spielten und sich auch Kontakte zur alten Heimat ergaben, die zur Überwindung von Gegensätzen und vielfach auch zu Partnerschaften zwischen Polen und Deutschland auf verschiedenen Ebenen führten. In einem letzten Kapitel werden Flucht und Vertreibung im Ausstellungswesen und im kollektiven Gedächtnis der betroffenen Nationen sowie das Recht auf Heimat im internationalen Zusammenhang untersucht und abschließend die Eingliederung der Vertriebenen am Beispiel des heutigen Kreises Warendorf vorgestellt.

Gertrud von den Brincken – Lyrik aus sieben Jahrzehnten Die Veröffentlichung ihres ersten Gedichtbandes »Wer nicht das Dunkel kennt« vor hundert Jahren in Riga machte die damals 19-jährige Dichterin Gertrud von den Brincken schlagartig über ihre baltische Heimat hinaus bekannt. Ihre fünfzehn Gedichtsammlungen und vierzehn Romane, Novellen und Schauspiele sind inzwischen seit Jahrzehnten vergriffen. Der Verlag Winfried Jenior nimmt den bevorstehenden hundertzwanzigsten Geburtstag von Gertrud von den Brincken am 18. April 2012 zum Anlass, mit einer vierbändigen Gesamtauswahl ihrer Lyrik aus sieben Jahrzehnten an ihre Dichtung zu erinnern. Brincken, Gertrud von den: Gedichtauswahl in vier Bänden. Kassel, Jenior, 2011.


26 Chronologie

Mi jeweils 18.00 bis 20.30 Uhr Probe der Düsseldorfer Chorgemeinschaft Ostpreußen-WestpreußenSudetenland Leitung: Radostina Hristova Mi 18.01., 08.02., 07.03. | jeweils 15 Uhr Ostdeutsche Stickerei mit Helga Lehmann und Christel Knackstädt Raum 311 Do 12.01., 02.02., 22.03. | jeweils 19.30 Uhr Offenes Singen mit Barbara Schoch Raum 312, 412 Do 12.01. | 10.00 Uhr Exkursion zur Ausstellung „Die Reichskanzler der Weimarer Republik – Zwölf Lebensläufe in Bildern“ im Preußen-Museum in Wesel (Siehe S. 9) Do 12.01. | 13.00 Uhr »Ein Mobilitätsmuseum für Düsseldorf« Vortrag von Dr. Peter Henkel Konferenzraum (Siehe S. 18) Di 17.01. | 19.15 Uhr Ausstellungseröffnung »Schloss Friedrichstein in Ostpreußen und die Grafen von Dönhoff«« Ausstellungsraum (Siehe S. 11) Do 19.01. | 18.00 Uhr Kinemathek »Der Kongress tanzt« Konferenzraum (Siehe S. 12) Mi 25.01. | 19.00 Uhr » Der größte Preuße? Zum 300. Geburtstag von König Friedrich II. (1712 – 1786)« Vortrag von Prof. Dr. Christopher Clark Konferenzraum (Siehe S. 3) D0 26.01. | 19.15 Uhr »Fanny Lewald (1811 – 1889). Eine emanzipierte Schriftstellerin aus Königsberg « Literarischer Abend mit Roswitha Schieb und Regina Pressler Konferenzraum (Siehe S. 5) Mi 08.02. | 19.15 Uhr »Erich Ludendorff, der Stratege

des Ersten Weltkrieges« Vortrag von PD Dr. Manfred Nebelin Konferenzraum (Siehe S. 6) Di 14.02. | 18.00 Uhr Kinemathek »Fridericus – Der alte Fritz« Konferenzraum (Siehe S.13) Mi 15.02 | 19.15 Uhr »Der andere Preuße. Otto Braun (1872 – 1955)« Vortrag von PD Dr. Winfrid Halder, Direktor des GerhartHauptmann-Hauses Konferenzraum (Siehe S. 7) Fr 17.02. | 19.15 Uhr Ausstellungseröffnung und »Polnische Geschichte deutsch-polnische Beziehungen« Konferenzraum (Siehe S.14) Mi 22.02. | 19.15 Uhr »Ein herrlicher Flecken Erde« Autorenlesung mit Radka Denemarková Konferenzraum (Siehe S. 10) Di 28.02. | 19.15 Uhr »Preußen: Schwarz-weiß, aber auch rot. Sozialdemokratie im Osten « Vortrag von Prof. Dr. Helga Grebing Konferenzraum (Siehe S. 9)

Do 08.03. | 18.00 Uhr Kultur- und Begegnungsabend zum Internationalen Frauentag Eichendorff-Saal (Siehe S. 24) Di 13.03. | 18 Uhr Kinemathek »Der alte und der junge König« Konferenzraum (Siehe S. 13) Mo 26.03. | 18.00 Uhr Kolloquium »Ein rheinischer Chefredakteur schlesischer Herkunft – Dr. Joachim Sobotta zum 80. Geburtstag« Eichendorff-Saal (Siehe S. 15) Do 29.03. | 19.15 Uhr »Wenn ich nicht spräche, wäre ich nicht« Lesung mit Frank Schablewski Konferenzraum (Siehe S. 16)

II. Quartal 2012 Nächster Film über Friedrich II.: Di 10.04. | 18.00 Uhr »Das Flötenkonzert von Sanssouci« (Deutschland 1930)


27

inFo

Sehr geehrte abonnomenten,

imPreSSum

servicezeiten der verWaltung

Herausgeber:

wir möchten Sie hiermit freundlichst bitten, ihren Jahresbeitrag für das westost-Journal von 6,50 euro auf das Konto der Stiftung – Stadtsparkasse Düsseldorf Kto.-nr. 36 005 007, bLZ 300 501 10 - zu überweisen.

mo-Do Fr

Stiftung »gerhart-hauptmann-haus. Deutsch-osteurpäisches Forum«

Sie erhalten damit auch weiterhin die aktuelle Programmzeitschrift unseres hauses zum versandkostenpreis.

öffnungszeiten der ausstellungen

8 - 12.30 ª 13 - 17 uhr 8 - 14 uhr

servicezeiten der bibliotHek

vorsitzender des kuratoriums:

mo-mi Do

reinhard grätz

10 - 12.30 i 13.30 - 17 uhr 10 - 12.30 i 13.30 - 18.30 uhr

vorsitzender des vorstandes:

WOJ 16. Jg. - 4/2011 OktOber/NOvember/Dezember 2011 ISSN 0947-5273

ihr team vom gerhart-hauptmann-haus

mo - Fr 8 - 17 uhr Sa auf anfrage Sonn- und feiertags geschlossen

helmut harbich bismarckstr. 90 40210 Düsseldorf PostanscHrift:

viele weitere informationen über das gerhart-hauptmann-haus und zu den im heft behandelten themen finden Sie rund um die uhr - auch im internet unter:

1 KAPITEL/ RUBRIK

THEMA

TITEL

www.g-h-h.de.

Postfach 10 48 61 40039 Düseldorf telefon: (02 11) 16 99 10 telefax: (02 11) 35 31 18 mail: bergmann@g-h-h.de internet:www.g-h-h.de redaktion:

PD Dr. winfrid halder cHefredakteur:

Dirk urland m.a.

wEsT-osT-joURnAL

4 2011

satz und layout:

OkTObEr NOvEMbEr DEzEMbEr

markus Patzke

Die Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus mit runderneuerter Aussendarstellung

Herstellung: 05 VoRTRAg

13 KünsTLERwERKsTATT

14 schULPRojEKT

Es steht außer Frage, dass der berühmte Arzt, Mathematiker und Astronom Nikolaus Kopernikus (1473-1543) unser heutiges Weltbild stark beeinflusst hat. Er hat in seiner Schrift »De revolutionibus orbium coelestium« (1543 unmittelbar vor seinem Tod veröffentlicht) als erster Gelehrter mit nachhaltiger Wirkung Sonne, Erde und Sterne gewissermaßen ...

»Wir erfinden nicht, was schon da ist – wir übersehen es nur nicht.« Mit diesem Grundgedanken starteten wir 2001 die Künstlerwerkstatt im GerhartHauptmann-Haus in der Düsseldorfer Bismarckstraße. Es war nicht eine Gründungsaktion, die sich damit verbunden hätte, vielmehr ging es darum, eine bereits vorhandene Gemeinschaft ostdeutscher oder mit dem europäischen Osten und Südosten verbundener Künstler beizubehalten.

Ein außergewöhnlicher Ort – so scheint es – für die Präsentation der an unserer Stiftung erarbeiteten Wanderausstellung »Eduard von Simson – Schlüsselfigur des deutschen Parlamentarismus« ist derzeit Stauchitz.

SeIte 04

waZ-DrucK gmbh & co. Kg vorm. carl Lange verlag, theodor-heuss-Straße 77, 47167 Duisburg

SeIte 14

SeIte 13

weSt-oSt-JournaL

Das »west-ost-Journal« erscheint vierteljährlich. abo-bezugsmöglichkeit durch die nebenstehende bestellkarte zum Jahresbezugspreis (versandkostenpreis) von 6,50 euro

abSenDer:

bitte ausreichend Frankieren

also - scHon entscHlossen? dann: bestellkarte ausfüllen und nocH Heute einsenden

anzeigenannahme: »gerhart-hauptmann-haus«

StiFtung gerhart-hauPtmann-hauS DeutSch-oSteuroPäiScheS Forum

Postfach 10 48 61 40039 Düsseldorf


abSenDer

Stiftung »gerhart-hauptmann-haus«, Postfach 10 48 61, 40039 Düsseldorf, Postvertriebsstück, entgelt bezahlt, g 9353 F

Stiftung »gerhart-hauptmann-haus« Postfach 10 48 61, 40039 Düsseldorf Postvertriebsstück, entgelt bezahlt g 9353 F

texte und musik von ostdeutscHen dicHtern und komPonisten standen im mittelPunkt eines vorWeiHnacHtlicHen Programms im gerHart-HauPtmann-Haus. das malinconia-ensemble lud zu einer musikaliscHen reise durcH fünf JaHrHunderte von den böHmiscHen ländern über scHlesien und ostPreussen zu den baltiscHen landen ein. einfüHlsam rezitierte dr. HaJo bucH u.a. texte von Werner

bergengruen,

JocHen

klePPer und angelus silesius.

titeLbLatt beSteLLSchein ich abonniere das »west-ost-Journal« zum Preis von 6,50 jährlich. (4 ausgaben inkl. Porto und versand). Kündigungsfrist: 3 monate vor Jahresende.

vorname

nachname

Straße

nummer

PLZ

wohnort

ich überweise den Jahresbeitrag auf ihr Konto bei Stadtsparkasse Düsseldorf (bLZ 300 501 10) Konto-nr. 36 005 007

Datum und unterschrift

mit dem »Flötenkonzert Friedrichs des großen in Sanssouci«, einem ölgemälde, das adolph von menzel zwischen 1850 und 1852 schuf, starten wir in das Friedrich-Jahr 2012. Das originalbild befindet sich in der alten nationalgalerie in berlin. adolph Friedrich erdmann von menzel, geadelt 1898, wurde am 8. Dezember 1815 in breslau geboren. er gilt als der bedeutendste deutsche realist des 19. Jahrhunderts. Sein werk ist außerordentlich vielfältig; bekannt und zu Lebzeiten hoch geehrt wurde er vor allem durch seine historisierenden Darstellungen aus dem Leben Friedrichs des großen.


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.