REESEN 12 - 01/2024 - DE

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N°12 01/24

LUXEMBURGS MAGA ZIN FÜR REISEN & KULINARIK

DRACHENINSELN

KOMODOS WA N D E L : VOM FISCHERDORF ZUM TOURISTENMAGNET

K U LT U R E L L E E K S TA S E

BALI: BEIM GALUNGANFEST WERDEN TA N Z U N D TRADITIONEN VEREINT

TRENDY SOUTH

INDUSTRIEKULINARIK IM SÜDEN LUXEMBURGS

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E D I TO R IAL

Kulinarische Horizonte Herzlich willkommen zu einer aufregenden neuen Ära des REESEN Magazins! In unserer Februarausgabe erleben Sie eine bedeutsame Metamorphose, die REESEN nĂ€her an die Ästhetik und das Ethos unseres renommierten Flaggschiffs KACHEN Magazin heranfĂŒhrt. Diese Entwicklung ist mehr als eine visuelle Harmonisierung – sie ist ein Versprechen fĂŒr die QualitĂ€t und VerlĂ€sslichkeit, die Sie von unserer Marke erwarten. In dieser Ausgabe betreten wir einen neuen, spannenden Weg, in dem die Welt des Reisens und die Kultur des Essens in einer symbiotischen Beziehung stehen. Wir laden Sie ein, gemeinsam mit uns durch Seiten zu blĂ€ttern, die reich an Geschichten sind – von exotischen Reisezielen bis hin zu kulinarischen Abenteuern. Jeder Artikel, jede Fotografie und jedes Rezept sind sorgfĂ€ltig ausgewĂ€hlt, um Ihnen nicht nur Einblicke in die vielfĂ€ltigen Kulturen der Welt zu bieten, sondern auch um Ihren Gaumen zu inspirieren und Ihre Reiselust zu wecken.

Diese Ausgabe markiert einen Wendepunkt, an dem REESEN sich nicht nur Ă€ußerlich, sondern auch inhaltlich weiterentwickelt. Wir erkunden innovative Wege, wie Reisen und Kulinarik ineinandergreifen, und lassen unsere Journalisten von ihren Erlebnissen erzĂ€hlen, die sowohl universell als auch tief persönlich sind. Wir streben danach, Ihnen mit unserem Magazin nicht nur Lesestoff zu bieten, sondern eine Entdeckungsreise, die Ihren Horizont erweitert und Ihre Leidenschaft fĂŒr Ästhetik und kulinarischen Genuss anregt. Unsere Leser, wahre Genießer und Epikureer im Herzen, sind die Inspiration hinter dieser Verbindung von Food und Travel. Wir danken Ihnen fĂŒr Ihre Treue und Ihr Vertrauen, wĂ€hrend wir diese aufregende Reise fortsetzen. Wir hoffen, dass Sie in diesem Heft Inspiration und Freude finden, und laden Sie ein, Teil unserer wachsenden Gemeinschaft von Reise- und Kulinarik-Enthusiasten zu werden. Ein Heft, das Sie mit allen Sinnen genießen können!

Bibi Wintersdorf Chefredakteurin & Herausgeberin

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I N H A LT


I N H A LT

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BÜCHER LU X E M B U R G N AC H H A LT I G R E I S E N K U LT U R R E I S E D I E H A U T E - S AVO I E

TA RT I F L E T T E M I T R E B LO C H O N

M A N C H E ST E R

M A N C H E ST E R TA RT

NEWS K A LA B R I E N

S PAG H E T T I A L LA C H I TA R R A C O N ’ N D UJ A

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S AT E L I L I T B A L I


B Ü C H E R

Jamaika ReisefĂŒhrer 2024

Bali ReisefĂŒhrer

Streetfood aus aller Welt Vietnam

Haben Sie sich jemals einen Ort vorgestellt, an dem tĂŒrkisfarbene Ozeane auf unberĂŒhrte weiße SandstrĂ€nde treffen, eine lebendige Kultur im Takt von Reggae tanzt und ĂŒppige Landschaften geheime WasserfĂ€lle und atemberaubende Berge offenbaren? Willkommen in Jamaika, einem tropischen Paradies, das die Sinne verfĂŒhrt und den Wagemut weckt. Stellen Sie sich vor, Sie erleben die köstliche Geschmacksmischung des traditionellen Jerk-Essens, einer Symphonie aus GewĂŒrzen, die den einzigartigen Hintergrund der Insel symbolisiert. SpĂŒren Sie den Nervenkitzel der Aufregung, wenn Sie in das kristallklare Wasser der Dunn‘s River Falls eintauchen oder den Martha Brae River hinuntertreiben.

Bali, die Insel der Götter, wartet darauf, von Ihnen entdeckt zu werden - und wir fĂŒhren Sie durch das authentische Paradies! Als Reiseliebhaber verstehen wir die Sehnsucht nach einzigartigen Erlebnissen, fernab der ausgetretenen Pfade. Schlendern Sie mit uns durch geheime Tempelanlagen, erleben Sie den Zauber traditioneller TĂ€nze und kosten Sie die delikaten Aromen der balinesischen KĂŒche. Expertin Yvonne Karnath teilt ihr Wissen ĂŒber die faszinierende Kultur, die reiche Geschichte und die einzigartige Natur Balis, um sicherzustellen, dass Ihr Besuch zu einer unvergleichlichen Dieser ReisefĂŒhrer ist darauf ausgelegt, Ihnen Ihre Reise extrem einfach zu machen und Ihnen eine stressfreie Reise zu ermöglichen.

„Streetfood aus aller Welt Vietnam“ von Frank Werner Hauptmann ist ein umfassendes Kochbuch, das Ihnen die faszinierende Welt des vietnamesischen Streetfoods nĂ€herbringt. Mit den 25 beliebtesten Streetfood-Gerichte bietet dieses Buch eine breite Palette von Rezepten, die von traditionellen Klassikern bis hin zu modernen Interpretationen reichen. Jedes Rezept ist ausfĂŒhrlich beschrieben, mit klaren Anweisungen und atemberaubenden Fotografien, die Ihnen helfen, die Gerichte in Ihrer eigenen KĂŒche nach zu kochen.

112 Seiten Independently published ISBN 979-8875854736

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148 Seiten Expat Verlag ISBN 978-3982565811

136 Seiten Independently published ISBN 979-8859784738


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S O UT H T R E N DY

KreativitÀt spiegelt sich auch im coolen Design wider.

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© SchrÀinerei

In der SchrĂ€inerei können Sie auch köstliche Pitsa (mit „s“!) genießen.

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© SchrÀinerei

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S O UT H T R E N DY

Industrie-Kulinarik im SĂŒden Luxemburgs Text Nikki Bonnal

Am Anfang haben die Söhne und Töchter ihre Eltern noch mitleidig mitgeschleppt, um ihnen mal zu zeigen, was im 1535° Creative Hub in Differdingen so ablĂ€uft, und sie mit gelangweilter Miene darauf hingewiesen, dass man dort auch super essen oder einen Cocktail genießen kann.

Heute ist die Brasserie SCHRÄINEREI, die tatsĂ€chlich in der frĂŒheren ARBEDSchreinerei untergebracht ist, jedem ein Begriff und fast schon kein Insider-Tipp mehr. Übrigens wird die SCHRÄINEREI vom Profi-Team Concept & Partners gefĂŒhrt, wie unter anderem Hitch, Naga, Barrels oder Parc Le’h. Das Gesamtareal 1535° bietet Jungunternehmern im Kreativbereich erschwingliche ArbeitsrĂ€ume zur Miete und stellt gemeinschaftliche Infrastrukturen zur VerfĂŒgung. Kein Wunder, dass diese Mischung aus kreativem Schaffen und industriellem Background die besten Voraussetzungen fĂŒr ein In-Restaurant mitsamt KleinbĂŒhne fĂŒr kulturelle Events bietet. Möchten Sie ein traditionelles luxemburgisches Gericht wie Judd mat Gaardebounen, Feierstengszalot, Kniddele mat WĂ€inzoossiss oder Ierbsebulli mat Paangecher genießen oder lieber

eine Original Fondue Savoyarde, Pitsa (mit ts!) oder Chicken Bowl? Ma gĂ€ren! Übrigens ist die SCHRÄINEREI ebenfalls eine exzellente Adresse fĂŒr einen Sunday Brunch mit der ganzen Familie! Good beer makes good people Gabriels coole Locations in LuxemburgStadt sind lĂ€ngst kein Geheimtipp mehr: Bazaar, Urban, Paname oder Amore sind mittlerweile eine Institution und aus der hauptstĂ€dtischen Bar- und Restaurantszene nicht mehr wegzudenken. Auch der Neuzugang KANTIN, ein trendiges Restaurant mit eigener Mikrobrauerei, Bar und Event-Location im frĂŒheren Industrieareal „Neischmelz“ in DĂŒdelingen ist auf dem besten Weg hin zur Establishment-Liga! Mit im Boisante-Team sind Ray Hickey, Brewer JoĂ«l Back und Alison Adams sowie Radsportchampion Andy Schleck.

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S O UT H T R E N DY

Richtig kennengelernt haben wir das Restaurant KANTIN im Sommer letzten Jahres, als wir auf der herrlichen Sonnenterrasse auf dem Thierry-van-Werveke-Platz bei einem frisch gezapften „Diddelenger Pils“ saßen, mit Blick auf den wunderbaren Wasserturm. Hier trifft Industriegeschichte auf lebendige, authentische Kultur und bodenstĂ€ndige, zeitgeistige Kulinarik. Eine Ă€ußerst gelungene Mischung! So vielseitig wie das Publikum ist auch die Speisekarte: KANTIN kann sowohl Fleischfans entzĂŒcken (mein absoluter Favourite sind die köstlichen „Sticky LĂ«t’z Kola Ribs“) als auch Salatfreaks, Veggies oder AnhĂ€nger von origineller Fusion-KĂŒche aus der ganzen Welt (Tipp: Schauen Sie auf der Karte mal Richtung Hummus-Bar und gönnen Sie sich, idealerweise zum Teilen, „De Laangen Tour(m)“ 
 sehr empfehlenswert! KANTIN hat darĂŒber hinaus eine Bar- und Bierkarte, die ihresgleichen sucht, eine verlockende Dessertkarte mit Killer-Cheesecake und einen supersympathischen Service. Was braucht man mehr? Einer der letzten NeuzugĂ€nge im SĂŒden ist die SCHMELZ in Esch-Belval. Schmelz reloaded Der Wow-Effekt entsteht schon auf dem Weg zum Restaurant, das sich praktisch unter den Hochöfen in einem denkmalgeschĂŒtzten IndustriegebĂ€ude befindet, in direkter Nachbarschaft zur UniversitĂ€t. Besitzer ist der Fonds Belval, der die GebĂ€ulichkeiten an den dynamischen Paul Meyer vermietet hat, der auch das Tex-Mex-Restaurant Coyote betreibt. Meyer hat eigenen Aussagen nach ĂŒber drei Jahre an dem SCHMELZ-Projekt

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S O UT H © KANTIN

T R E N DY

LINKS Die Speisekarte kann sowohl Fleischfans als auch Vegetarier oder AnhĂ€nger von origineller Fusion-KĂŒche entzĂŒcken.

Die bodenstĂ€ndige, zeitgeistige KĂŒche passt perfekt zum Diddelenger Pils.

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© KANTIN

Kantin steht fĂŒr eine coole Bar- und Restaurant-Location.

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© KANTIN

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S O UT H T R E N DY

In direkter NĂ€he zu den Hochöfen liegt das trendige „Schmelz“.

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© Schmelz

LINKS Das Interieur ĂŒberzeugt durch ein gelungenes Designund Farbenmix.

© Schmelz

Schmelz steht fĂŒr Luxemburger SpezialitĂ€ten und gute Weine.

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© Schmelz

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S O UT H T R E N DY geplant und das Resultat kann sich sehen lassen! Dan Vinkowski, neben KĂŒchenchef Ibrahim Jashari einer der Projektpartner, empfĂ€ngt die GĂ€ste in seiner jovialen und lockeren Art und kennt einfach jeden. Das Interieur der zweistöckigen Location kann mit der imposanten Außenkulisse mehr als mithalten: ein rot beleuchteter Hochofen wird gleichzeitig Zeitzeuge und Stilelement, alte StahlschĂ€chte stoßen auf Beton und Holz. Keine Burger, dafĂŒr viele luxemburgische Gerichte wie Gromperekichelcher, Choucroute, TrĂ€ipen oder Bouneschlupp, wie bei Großmutter. Gar nicht wie bei Großmutter sind der coole Lounge- und Bistro-Bereich, die beleuchtete Weinbar auf der ersten Etage und die neue Tanzpiste fĂŒr coole Partys. Sie allesamt tragen mit dazu bei, dass SCHMELZ in Rekordzeit und ohne viel Werbung zu einer der innovativsten „places to be“ im SĂŒden des Landes geworden ist! Luxembourg: WE’RE IN! Dies sind nur drei Beispiele einer stĂ€ndig wachsenden Zahl von originellen Locations, wie wir sie frĂŒher nur von unseren City-Trips im Ausland kannten. Alte Fabriken, frĂŒhere HĂŒttenwerke, IndustriegebĂ€ude oder ausrangierte Lagerhallen – viele von ihnen haben dank einer Umgestaltung und Neunutzung als Restaurant, Kunst- und KulturstĂ€tte, Bar oder Lounge eine zweite Chance bekommen und diese voll genutzt. Genau das haben wir auch in Luxemburg hervorragend geschafft und das darf uns wirklich mĂ€chtig stolz machen!

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N A C H H A LT I G K E I T

Reisen in Zeiten des Klimawandels Text Joscha Remus

Wer heutzutage klimaschonend reisen möchte, steht vor einer Vielfalt oft verwirrender VorschlĂ€ge. Dabei können bereits wenige Punkte bei der Urlaubsplanung nachhaltiges, umweltvertrĂ€gliches Reisen unterstĂŒtzen.

FĂŒr ein Interview bei Radio Brandenburg sollte ich als Reiseautor kĂŒrzlich etwas zum Thema „Reisen in Zeiten des PyrozĂ€ns“ erzĂ€hlen. Sprich: Reisen im Zeitalter des Feuers und der KlimaerwĂ€rmung. Zugegebenermaßen ein etwas drastisches und brisantes Sujet. Aber brennende WĂ€lder, selbst in der Hauptstadt Berlin, hatten reisefreudige Menschen verunsichert. Hier also einige realistische RatschlĂ€ge, jenseits von Greenwashing. Kurze Anreise und Staycation Bewusstes Reisen, das auf die verheerende Umwelt- und Klimabilanz der letzten Jahre schaut, sollte lange Anreisen vermeiden. Der CO2-Verbrauch sinkt bereits drastisch, wenn man sich bei der Urlaubsplanung fĂŒr Non-Stop-FlĂŒge entscheidet. Denn bei einem Stopover erhöht sich der Kerosin-Verbrauch massiv. Ansonsten ruhig öfter mal das Umland erkunden. Staycation heißt dieser neue Reisetrend. Lieber einmal lĂ€nger weg NatĂŒrlich lassen sich aber globale Umweltprobleme nicht lösen, indem wir alle nur noch zuhause bleiben. Wer Fernreisen liebt, muss kein schlechtes Gewissen haben. Denn wer dabei lĂ€nger, also mindestens vier Wochen, auf Bali, in Buenos Aires oder in Neuseeland bleibt, reist umweltvertrĂ€glicher als diejenigen, die alle vierzehn Tage einen Wochenendtrip in europĂ€ische StĂ€dte unternehmen.

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Voluntourismus Nachhaltig kann auch heißen, einmal hinter die touristischen Kulissen zu blicken und sich am Urlaubsort fĂŒr Menschen, Tiere oder Pflanzen einzusetzen. Reisen und Helfen wird immer populĂ€rer: in Costa Rica verletzte Wildtiere pflegen, in Thailand dabei helfen, Plastik aus dem Meer zu fischen oder PalmdĂ€cher zu reparieren. Ein Palmdach-Flechtkurs kann zudem ĂŒberraschende Einblicke verschaffen, die man in einem „gewöhnlichen Urlaub“ nicht erhĂ€lt. Seine „UmweltsĂŒnden“ naturnah kompensieren Mittlerweile wird die finanzielle Kompensation fĂŒr Flugreisen kritisch gesehen. Also besser einmal einfach das Rad oder den Fernbus benutzen, der ĂŒbrigens ökologischer ist als die Bahn. Oder einfach öfters wandern gehen, auch das ist eine Kompensation fĂŒr eine lĂ€ngere Flugreise. Soziale Komponente der Nachhaltigkeit Neben der UmweltvertrĂ€glichkeit ist auch der soziale Aspekt des Reisens wichtig. Öfters auf Augenhöhe mit den Gastgebern reisen heißt, falls möglich, auch mal vor Ort buchen, um lokale Familien und kleine, privat gefĂŒhrte HĂ€user statt internationale Tourismuskonzerne zu unterstĂŒtzen. Möglichst auf sozial und ökologisch zertifizierte HĂ€user achten, die ihre Angestellten (z. B. ZimmermĂ€dchen) fair bezahlen. QualitĂ€tssiegel helfen hierbei.


N A C H H A LT I G K E I T

NĂŒtzliche Tipps fĂŒr Deutschland Hier findet man Tipps, wie man auch mit kleinen Wegen große ReiseErgebnisse erzielen kann. katzensprung-deutschland.de

Portal fĂŒr zertifizierte, umweltfreundliche UnterkĂŒnfte vom Campingplatz bis hin zum Luxushotel. viabono.de

Passende UnterkĂŒnfte fĂŒr Radreisende. bettundbike.de

NĂŒtzliche Tipps fĂŒr Europa & die Welt Ein Buchungsportal fĂŒr nachhaltige Reisen. bookitgreen.com/de

Reisen und Helfen wird immer populÀrer, wie StrÀnde von Plastik zu befreien.

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Statt öfters Flugreisen zu unternehmen, einfach mal das Rad nehmen oder auch wandern gehen.

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Handverlesene UnterkĂŒnfte, vom Tiny House bis hin zum Holzhaus am See. goodtravel.de

Atmosfair-zertifiziertes Portal, das sich fĂŒr natĂŒrliches Reisen einsetzt. renatour.de

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K U LT U R R E I S E

Von Chaplin’s World nach Entenhausen Text & Fotos Annette FrĂŒhauf

Am Genfer See beeindruckt das Lebenswerk von Charlie Chaplin, im Elsass erinnert die Maginot-Linie mit dem Fort Schoenenbourg an eine dĂŒstere Zeit und im Fichtelgebirge begrĂŒĂŸt Donald Duck im ersten Comicmuseum Deutschlands die Besucher.

Das schweizerische Corsiersur-Vevey liegt am Ufer des Genfer Sees, an der WaadtlĂ€nder Riviera, benannt nach dem gleichnamigen Kanton. Die AuslĂ€ufer der Alpen scheinen den See fast zu berĂŒhren, dessen Ufer von grĂŒnen Palmen gesĂ€umt ist. Auch wenn dieser Anblick allein schon begeistert, zieht es viele GĂ€ste nach Manoir de Ban. Das Herrenhaus inmitten des riesigen Parks war bis 1977 Wohnsitz von Charlie Chaplin und zeigt heute – als Chaplin’s World – das Lebenswerk des Komikers. Der KĂŒnstler ist Ende der 1950er-Jahre mit seiner Familie von den USA hierhergezogen, nachdem sein Visum wegen mangelnder Distanzierung zum Kommu-

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nismus dort nicht verlĂ€ngert wurde. Auf dem ehemaligen Familienbesitz der Chaplins kann man seit 2016 das wohl persönlichste Denkmal des großen englischen Komikers erleben. Hier am Seeufer spielte sich sein Leben mit Oona O’Neill und den acht gemeinsamen Kindern ab. Von SpaziergĂ€ngen durch den Park, seinen Kindern, Festen mit der Familie und Freunden erzĂ€hlen die Schautafeln und Szenen im Gutshaus. Eine lebensgroße Figur in Gestalt des ehemaligen Hausherrn begrĂŒĂŸt die Besucherinnen und Besucher. In der Villa erlebt man Charlie Chaplins private Seite und erfĂ€hrt, dass er mit vierzehn Jahren seine Mutter verlor, als sie in eine Nervenheilan-


K U LT U R R E I S E Charlie Chaplin mit seinen Markenzeichen: der Melone und dem Spazierstock sowie seinen zu großen Schuhen und den ausgebeulten Hosen.

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Im Erika-Fuchs-Haus fĂŒhlt man sich als Teil eines Comics.

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K U LT U R R E I S E

In Chaplin’s World am Genfer See erwachen die alten Filme wieder zum Leben.

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Die „Maginot-Linie“ ist eine rund 700 Kilometer lange Verteidigungslinie entlang der französischen Grenze.

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K U LT U R R E I S E stalt kam. Charlie und sein Bruder mussten sich in London alleine durchschlagen. In zahlreichen Filmen – „The Kid“ ist hier vielleicht einer der bekanntesten – verarbeitet der Komiker seine eigenen, oft bitteren Erfahrungen. Um seine Filme und sein kĂŒnstlerisches Leben geht es im Studio, das gegenĂŒber vom Wohnhaus liegt und als Teil der Museumslandschaft erbaut wurde. Nach dem EinfĂŒhrungsfilm öffnet sich die Leinwand (tatsĂ€chlich, wie ein Tor) und die Welt des Films tut sich auf. „The Great Dictator“, heute populĂ€rer denn je, „Limelight“, wo Jung und Alt eine Symbiose bilden, oder „Modern Times“, in dem die Massenproduktion, aber auch die Massenarbeitslosigkeit jener Zeit am Pranger stehen, werden hier lebendig. Original Filmrequisiten, ein Schnittraum und ein Multi-Media-Theater ziehen die Besucher in den Bann, mittendrin Sir Charlie Chaplin, 1975 von Queen Elizabeth II. zum Ritter geschlagen. Hinter Glas erinnern Spazierstock, Melone und die viel zu großen Schuhe an die Markenzeichen des Komödianten, der darin Millionen Menschen weltweit zum Lachen brachte. Nur knapp zehn Minuten sind es nach Vevey am Ufer des Genfer Sees und ins Ze Fork, wo die Plats du jour sehr empfehlenswert sind. Bei Hunspach, das mit seinen FachwerkhĂ€usern zu den schönsten Dörfern Frankreichs zĂ€hlt, taucht man ein in ein dunkles Kapitel der Geschichte. Im nahen Wald liegt die Festung Schoenenbourg, einst das grĂ¶ĂŸte Artilleriewerk der Maginot-Linie, heute Mahnmal fĂŒr den Frieden. Seit dem ÉlysĂ©e-Vertrag von 1963 wuchs die Freundschaft zwischen Frankreich und Deutschland. Heute hĂ€lt ein gemeinsamer Verein beider LĂ€nder die Erinnerung lebendig, in einer Tiefe von 30 Meter: Die Maginot-Linie, benannt nach dem französischen Verteidigungsminister AndrĂ© Maginot, bestand aus einer ganzen Reihe von Bunkeranlagen –

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K U LT U R R E I S E

ein riesiges Verteidigungssystem entlang der französischen Grenze zu Belgien, Luxemburg, Deutschland und Italien. Der Rohbau wurde 1935 nach vierjĂ€hriger Bauzeit fertiggestellt und bot ĂŒber 600 MĂ€nnern Platz. Beim Rundgang durch die teilweise kilometerlangen unterirdischen GĂ€nge, beleuchtet durch kaltes Neonlicht, passiert man KĂŒchen, BetriebsstĂ€tten zur Stromversorgung, ein Lazarett, Aufenthalts- und SchlafrĂ€ume, alle original ausgestattet. In der KĂŒche baumeln große FleischstĂŒcke aus Kunststoff von Haken an der Decke und scheinen auf den Koch zu warten. In der Krankenstation stehen BehandlungsstĂŒhle und Operationstische, bereit, die Verletzten und Kranken zu versorgen. Hunderte von Soldaten lebten in dieser Unterwelt, in der es sogar eine kleine Kapelle gibt. Kaum vorstellbar, wie die Soldaten hier monatelang ausgeharrt und gekĂ€mpft haben. Die Anlage galt als unzerstörbar und hielt den deutschen Übergriffen bis zur französischen Kapitulation stand. FĂŒnf Minuten ist das Restaurant Au Cerf in Hunspach entfernt, das beim Menu du jour auch regionale SpezialitĂ€ten wie Sauerkraut anbietet. Deutschlands erstes Comic-Museum steht in Schwarzenbach im Fichtelgebirge. Hier trifft man auf Donald Duck und seine Sippe sowie auf Erika Fuchs, die ab 1951 die Hefte aus Amerika ins Deutsche ĂŒbersetzte. Nach dem kurzen Film ĂŒber das Genre des Comics öffnet sich

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auch hier eine große TĂŒr – „Willkommen in Entenhausen.“ „Duck Town“ heißt das Örtchen in den Zeichnungen von Carl Barks, die Erika Fuchs ĂŒber drei Jahrzehnte mit eigenen SprĂŒchen wie etwa „Dem Ingeniör ist nichts zu schwör“ „eingedeutscht“ hat. Die Übersetzerin hat auch den „Erikativ“ erfunden, die VerkĂŒrzung von Verben auf ihren Stamm. Was in der deutschen Grammatik eigentlich nicht vorgesehen war, gehört heute zur Alltagssprache: „GrĂŒbel, grĂŒbel“ und „Klatsch, klatsch, klatsch“. Die Orte hat sie einfach ins Fichtelgebirge verlegt. Da gibt es die BĂ€ckerei Köppel, deren AnisplĂ€tzchen im Micky-Maus-Heft 33/1970 genascht werden, und die GaststĂ€tte Mondschein (Micky-Maus-Heft 1/1995). Wenn es die Ducks aufs Land zieht, fahren sie nach Schnarchenreuth oder Oberkotzau – beides liegt im Landkreis Hof. Beim Rundgang entdeckt man die Erfinderwerkstatt von Daniel DĂŒsentrieb, die Scheune von Oma Duck und den Geldspeicher von Dagobert Duck. Auch das Sprungbrett ins Becken mit dem Geld ist da. Um den Überblick zu behalten, erklĂ€rt ein Stammbaum die VerwandtschaftsverhĂ€ltnisse der Entenfamilie. Ein Raum ist Erika Fuchs gewidmet. Im Comic-Format wird ihre eigene Lebensgeschichte erzĂ€hlt. Die Hauptfigur trĂ€gt – wie die Übersetzerin – eine auffĂ€llige Brille. Anschließend kann man auf dem Museumssofa Platz nehmen und beim Lesen der Hefte in die Welt der Comicfiguren abtauchen.


K U LT U R R E I S E

LINKS Kilometerweit ist das Labyrinth der unterirdischen GĂ€nge, SchĂ€chte, Treppen und AufzĂŒgen im Fort Schoenenbourg im Elsass.

In der Kapelle des Verteidigungssystems konnten die Soldaten kurz zur Ruhe kommen.

MITTE

Im Comicmuseum wird auch die Geschichte von Erika Fuchs, die die Hefte ĂŒber Jahrzehnte ins Deutsche ĂŒbersetzt hat, im Comicformat erzĂ€hlt.

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NĂŒtzliche Tipps fĂŒr die Reise Chaplin’s World bietet eine Überraschung nach der anderen. chaplinsworld.com

Knapp zehn Minuten sind es nach Vevey am Ufer des Genfer Sees und ins Ze Fork, wo die Plats du jour sehr empfehlenswert sind. zefork.ch

EindrĂŒcklich ist der Rundgang durch die unterirdische Welt voller Geschichten. lignemaginot.com

FĂŒnf Minuten ist das Restaurant Au Cerf in Hunspach von der Festung Schoenenbourg entfernt, das beim Menu du jour auch regionale SpezialitĂ€ten wie Sauerkraut anbietet. au-cerf-hunspach.fr

Das Erika-Fuchs-Haus liegt im beschaulichen Schwarzenbach an der Saale. erika-fuchs-haus.de

Der große Stammbaum erklĂ€rt die Verwandtschaftsbeziehungen innerhalb der Entenfamilie.

In Teschner’s Herrschaftlicher Gastwirtschaft sitzt man im Biergarten oder im gemĂŒtlichen Gastraum bei regionalen Gerichten, modern interpretiert. teschners-restaurant.de

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H AU T E - S AVO I E D I E

Französische Alpen: Natur pur in der Haute-Savoie Text & Fotos Philippe Bourget

Im Aravis-Massiv, in der NĂ€he von Annecy, lassen Manigod und La Clusaz die Herzen von Wintersport-Fans höherschlagen. WĂ€hrend Besucher des Skiorts Manigod in einem familiĂ€ren Ambiente Ski-AktivitĂ€ten und guter Gastronomie frönen können, wartet La Clusaz am Fuße seiner großen Chalets mit einem winterlichen Festprogramm auf. Welch ein GlĂŒck, dass beide Orte miteinander verbunden sind. Auf zu einem authentischen Urlaub in den verschneiten Bergen.

Manigod: familienfreundlich und heimelig. La Clusaz: beliebt und belebt. So gesehen haben diese beiden Skiorte nichts gemeinsam. Und doch liegen beide im Aravis-Massiv, dessen verschneite Gipfel mehr als 2.500 Meter in den Himmel ragen. Knapp 15 Kilometer trennen die beiden benachbarten hochsavoyischen Wintersportorte, die von Annecy aus in gerade einmal 45 Minuten erreicht werden können. Ihre Pisten sind mithilfe von Skiliften und gemeinsamen SkipÀssen miteinander verbunden. Zudem sind sie Verfechter einer gemeinsamen IdentitÀt und pflegen dieselben kulinarischen, kulturellen und sportlichen Traditionen. Im Winter lÀsst Manigod seine Besucher in die wahrhafte Haute-Savoie

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eintauchen. Vom altehrwĂŒrdigen Dorf mit seiner rustikalen Kirche, ĂŒber an HĂ€ngen gelegene Weiler hin zu Holzchalets: Die Gegend lockt mit authentischem Charme. Der Gebirgspass Col de La Croix Fry oberhalb des Dorfs ist der Ausgangspunkt des Skigebiets. Die Skilanglauf-Panoramastrecke fĂŒhrt bis zum BeauregardPlateau und den Pisten von La Clusaz. Bei schönem Wetter lĂ€sst sich sogar ein Blick auf den Mont Blanc erhaschen. Manigod, Heimat des Paret-Schlittens! In Manigod ist man nicht nur mit dem Hundeschlitten unterwegs, sondern auch mit dem Paret. Lassen Sie sich eine halbe Stunde lang von schnellen, zutraulichen Huskys ĂŒber einen verschneiten Rund-


H AU T E - S AVO I E D I E Chalets im Dorf Manigod, im Hintergrund die Aravis-Bergkette.

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Blick auf La Clusaz von der Bergstation der Beauregard-Seilbahn. Im Hintergrund die Aravis-Bergkette mit dem Gipfel Pointe Percée (2.750 m Höhe).

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H AU T E - S AVO I E D I E

weg ziehen oder stellen Sie bei einer Abfahrt mit dem Paret, einem Holzschlitten mit nur einer Kufe, Ihr GleichgewichtsgefĂŒhl unter Beweis. 2023 feierte das Skigebiet das 30-jĂ€hrige Bestehen der Paret-Geschwindigkeitsweltmeisterschaft. Erfunden wurde das GerĂ€t Anfang des 20. Jahrhunderts in Manigod und diente ursprĂŒnglich Kindern dazu, schneller die Schule im Dorf zu erreichen. Aber Traditionen in Manigod sind vor allem auch kulinarischer Natur. Nicht umsonst ist das Dorf die Hochburg von Marc Veyrat, dem berĂŒhmten Koch, der sich mit seiner Vorliebe fĂŒr WildkrĂ€uter einen Namen gemacht hat. Auf dem Col de la Croix Fry ist die Maison des Bois, das ehemalige Restaurant des Sternekochs, zu Le Hameau de mon PĂšre geworden. Geleitet wird es von seiner Tochter Élise. Doch da aller guten Dinge zwei sind, wird auch das Hotel-Restaurant Les Sapins auf dem Col von den Veyrats geleitet – genauer gesagt von der 74-jĂ€hrigen RenĂ©e, ihrem Mann Joseph und ihren Söhnen Christophe und Emmanuel. Ein herzlicher Ort, wo es (unter anderem) Manigodine zu kosten gibt, einen dem Reblochon Ă€hnlichen, mit Fichtenrinde umwickelten KĂ€se. Ein GlĂ€schen Aprement oder Chignin-Bergeron rundet dieses Geschmackserlebnis ab. Chalets-Hotel La Croix Fry: nobel und ganz aus Holz Ein Traditionsunternehmen ist zudem das Chalets-Hotel La Croix Fry. Wer sich hier eine Übernachtung leisten kann, erlebt die französische Gastfreundschaft von ihrer besten Seite. Mit Blick auf den verschneiten Mont Charvin ist dieses ganz in Holz gehaltene Hotel der Inbegriff eines alpinen Chalets. Das Restaurant bietet ausgefeilte savoyische Rezepte (Genfersee-Felchen, Reblochon-Pastete, KĂ€seplatte ...). Am Herd stehen Isabelle Loubet und ihr Bruder Éric, deren Onkel niemand anderes ist als ... Marc Veyrat. Marie-Ange Veyrat, die Schwester des berĂŒhmten Kochs, war lange Zeit die Seele dieses

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H AU T E - S AVO I E D I E Schlittenhunde auf dem Étale-Plateau in Manigod.

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LINKS Die Einzelchalets des Chalets-Hotel La Croix Fry in Manigod.

TrĂŒffelpizza und Salat auf der Terrasse des Bergrestaurants Le Grizzly in La Clusaz.

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H AU T E - S AVO I E D I E

Reifender KĂ€se bei Joseph Paccard in Manigod.

Restaurants. Nach ihrem Tod ĂŒbernahmen ihre Kinder die Leitung. Sternekoch Édouard Loubet, Isabelles Ehemann, steht derweil im Le Grizzly, einem Bergrestaurant in La Clusaz, am Herd, wo er gehobene Hausmannskost anbietet. Dorthin zu gelangen ist ganz einfach: ist ganz einfach: Mit einem Paar Langlaufski oder Schneeschuhen ist man vom Col de la Croix Fry aus in rund 30 Minuten vor Ort. Doch nicht alles in Manigod ist auf Luxus ausgelegt. Im La Vieille Ferme am Col de Merdassier trifft man in lockerer AtmosphĂ€re auf OrtsansĂ€ssige. Bertrand Basseux bietet hier seit vierzig Jahren Tartiflette und Raclette mit Reblochon an.

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Dieser KĂ€se ist ĂŒbrigens das AushĂ€ngeschild des Aravis-Massivs. Als RohmilchBauernkĂ€se ist er ein absoluter Genuss. Kaufen lĂ€sst sich die Leckerei unter anderem bei Affineur Paccard (mehr unter „Ein absolutes Muss“). Eine gesellige AtmosphĂ€re in La Clusaz Wer Ski Alpin und festliche Veranstaltungen mag, ist in La Clusaz genau richtig. Der kleine, beliebte Skiort, der trotz allem authentischen Charme versprĂŒht, öffnet sich auf ein Skigebiet mit 125 km Pisten und 47 Skiliften. Nach einem Tag mit Panoramaabfahrten auf den HĂ€ngen des Aravis-Massivs lĂ€dt der Ortskern zum

Verweilen ein. Hotels, Restaurants, Musikbars und Boutiquen sorgen fĂŒr eine herzliche Stimmung. Zudem dĂŒrfen sich Besucher auf eine Eislaufbahn, ein Kasino, eine Bowlingbahn und ein Escape Game freuen. Sozusagen jeden Tag wird in PistennĂ€he musikalische Unterhaltung geboten. Das AprĂšs-Ski dauert hier oft bis spĂ€t in die Nacht. Die herrliche Aussicht auf den Mont Blanc und die Aravis-Bergkette lĂ€sst sich ĂŒbrigens auch ganz ohne Ski erleben. Eine Fahrt mit der Beauregard-Seilbahn genĂŒgt! Ob beschaulich oder lebendig: Dieses Massiv ist ohne Zweifel ein AushĂ€ngeschild fĂŒr die französischen Alpen.


laclusaz.com

H AU T E - S AVO I E

manigod.com/hiver

D I E

Breviarium

45° N 6° O

SCHWEIZ

FRANKREICH La Clusaz Manigod

Mont Blanc

ITALIEN

Unbedingt Der Reblochon, das Vorzeigeprodukt des Aravis-Massivs, wird in Milchbetrieben hergestellt und in privaten Kellern oder Kellern von Affineuren gereift – so wie bei Joseph Paccard in Manigod. Seit 50 Jahren reift die Familie Paccard nicht nur Reblochons nach allen Regeln der Kunst, sondern auch Abondances, Tommes und Beauforts auf Fichtenholzbrettern. Die Besichtigung (dienstags und donnerstags auf Reservierung) umfasst einen Überblick ĂŒber das Aravis-Massiv und den KĂ€se, eine Vorstellung des Unternehmens, eine FĂŒhrung durch den Keller sowie einen Besuch der Boutique. Beeindruckend und köstlich! reblochon-paccard.fr

Bloß nicht EnttĂ€uschendes Fazit fĂŒr die Fahrt mit dem Hundeschlitten. Die weite Natur, die bewaldeten HĂ€nge und verschneiten Felder verdienen mehr Aufmerksamkeit, als die 30-minĂŒtige Schnupperfahrt bietet. Dieser Ausflug vom Col de Merdassier aus ist angenehm und fĂŒr alle Unbescholtenen ein Erlebnis. Aber wie viel schöner wĂ€re es, vor der herrlichen Kulisse der Berge von Manigod einen ausgedehnteren Halbtagsausflug zu unternehmen!

Geheimtipp Von La Clusaz aus geht es ĂŒber die Route de l’Étale in einem 20-minĂŒtigen Fußmarsch zum Hameau des Alpes, einem Chalet, in dem sich alles um das Kulturerbe des Skiorts dreht. Ein Besuch dieses Holzhauses offenbart anhand von historischen GegenstĂ€nden alles Wissenswerte ĂŒber die Geschichte von La Clusaz, von den AnfĂ€ngen des Skifahrens bis in die heutige Zeit. Auch kleine GĂ€ste kommen hier auf ihre Kosten und dĂŒrfen sich auf Animationen und Spiele freuen. lehameaudesalpes.com

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R E Z E PT

So schmeckt die Haute-Savoie Die Haute-Savoie, eine Region in den französischen Alpen, ist berĂŒhmt fĂŒr ihre reichhaltige und aromatische KĂŒche. Ein empfehlenswertes Rezept aus dieser Gegend ist die Tartiflette, ein herzhaftes Gericht aus Kartoffeln, Zwiebeln, Speck und dem charakteristischen Reblochon-KĂ€se.

Tartiflette mit Reblochon 4 Personen 15 Minuten 1 Stunde

∙ 2 EL Öl ∙ 1 gereifter Reblochon ∙ 200 g gehackte Zwiebel ∙ 200 g gerĂ€ucherte SpeckwĂŒrfel oder -scheiben

∙ 1 kg festkochende Kartoffeln ∙ 1 Knoblauchzehe ∙ Pfeffer, Salz Die Kartoffeln schĂ€len, in WĂŒrfel oder Scheiben schneiden, gut waschen und in einem sauberen KĂŒchentuch abtrocknen. 2 Das Öl in einer Pfanne erhitzen und die Zwiebeln darin glasig werden lassen. 3 Sobald die Zwiebeln geschmolzen sind, die Kartoffeln dazugeben und von allen Seiten anbraten. 1

Den Speck hinzufĂŒgen und fertig braten. ÜberschĂŒssiges Fett mit einem Blatt KĂŒchenpapier aufsaugen. 5 Die Rinde des Reblochon abkratzen und ihn der Breite nach halbieren. 6 Den Backofen auf 200 °C vorheizen und eine Gratinform vorbereiten, indem der Boden und die RĂ€nder mit der geschĂ€lten Knoblauchzehe eingerieben werden. 7 In der Auflaufform eine Schicht Kartoffeln mit Speck und Zwiebeln verteilen, darauf die HĂ€lfte des Reblochons legen, dann wieder Kartoffeln. Mit dem restlichen Reblochon abschließen (Kruste zu den Kartoffeln hin). 8 FĂŒr etwa 20 Minuten in den Ofen schieben. 4

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MAN C H E ST E R

Das Castlefield Viaduct kombiniert Industriekultur mit einer innerstÀdtischen Oase.

OBEN

Die MediaCityUK besticht durch moderne Glas-StahlBauten und einer hohen Dichte an Rundfunk- und Fernsehstationen.

UNTEN

Ab dem 29. MĂ€rz bietet Luxair jeden Montag, Mittwoch und Freitag FlĂŒge nach Manchester an. luxair.lu

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MAN C H E ST E R

Manchester – Fußballkapitale mit Herz und Charme Text & Fotos Karsten-Thilo Raab

Ungeachtet der noch immer gegenwĂ€rtigen, verkrusteten Spuren der industriellen Vergangenheit hat das englische Manchester weit mehr als nur Fußball zu bieten.

Bei der bloßen ErwĂ€hnung des Namens Manchester denken viele automatisch an „König Fußball“. In der Tat beheimatet das einstige Zentrum der britischen Textilindustrie mit Manchester United und Manchester City gleich zwei europĂ€ische Spitzenclubs. Insbesondere Letzterer gilt als amtierender englischer Meister und Pokalsieger sowie Champions-League-Sieger als die wohl aktuell beste Vereinsmannschaft des Kontinents, vielleicht sogar des Erdballs. Doch die 550.000-Seelen-Gemeinde im Nordwesten Englands hat weit mehr zu bieten als die Faszination fĂŒr das Runde, das ins Eckige muss. Dabei kann und will Manchester seine industrielle Vergangenheit nicht verleugnen. „Manchester hat einfach alles, bis auf einen Strand“, behaupten die „Mancunians“ oder „Mancs“, wie die Einwohner von Manchester liebevoll genannt wer-

den, ebenso selbstbewusst wie stolz. TatsĂ€chlich dĂŒrfte die britische Fußballkapitale zumindest mit Blick auf das ĂŒberaus belebte Zentrum fĂŒr viele eher zu einer Liebe auf den zweiten Blick avancieren. Gleichwohl lassen sich zwischen den BausĂŒnden der 1960er- und 1970er-Jahre viele schmucke Perlen entdecken. Als eine der unumstritten schönsten Ecken von Manchester gilt fraglos das Cathedral Quarter rund um die 600 Jahre alte Kathedrale. Hier finden sich prachtvolle FachwerkhĂ€user, der ikonische Corn Exchange (die ehemalige Kornbörse), aber auch das ultramoderne National Football Museum. Das anglikanische Gotteshaus selber begeistert mit mittelalterlichen Schnitzereien sowie bunten Fenstern mit Glasmalerei. Zumindest optisch erinnert die neugotische John Riley Library ebenfalls an

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MAN C H E ST E R

eine Kirche. Die famose Bibliothek ist ein absolutes Kleinod mit mehr als 500 thematischen Kollektionen und voller literarischer SchĂ€tze wie dem Ă€ltesten Teil des Neuen Testaments sowie einer frĂŒhen Ausgabe der 1392 von Geoffrey Chaucer verfassten „Canterbury Tales“. Direkt gegenĂŒber der prachtvollen BĂŒcherei hat Manchester dem großen Musiker und Komponisten Fryderyk Chopin im wahrsten Sinne des Wortes ein Denkmal gesetzt. Und dies, obwohl das polnische Musikgenie der Industriemetropole Zeit seines Lebens nur einen Kurzbesuch abgestattet hatte. Von einer schweren Krankheit gezeichnet, gab Chopin im August 1848 in der Gentlemen’s Concert Hall vor 1.200 Besuchern ein gefeiertes Konzert, das bis heute nachhallt und den Klaviervirtuosen unvergessen machte. Faszinierende Zeitreise in Castlefield Ein absolutes Muss ist daneben ein Abstecher in den Stadtteil Castlefield. Dieser ist geprĂ€gt von engen KanĂ€len, auf denen lange, schmale Hausboote, die sogenannten narrow boats, gemĂŒtlich hin und her tuckern. An den Ufern der Wasserwege erheben sich zahllose uralte GebĂ€ude aus rotem Backstein. LĂ€ngst sind die einstigen Industrieanlagen und FabrikgebĂ€ude zu modernen Lofts umgestaltet worden. Dazwischen ducken sich charmante Pubs mit einladenden BiergĂ€rten. Ein offener Geheimtipp ist das 330 Meter lange und 17 Meter hohe Castlefield Viaduct, das im Jahre 1892 errichtet wurde. Mit dem Niedergang der Industrie in Manchester wurde die einstige Bahntrasse schließlich 1969 stillgelegt und die Schienen entfernt. Seither ist das historische Eisenbahnviadukt unweit des Bridgewater Kanals komplett der Natur ĂŒberlassen worden. Nur einen Steinwurf entfernt befindet sich im Ă€ltesten noch erhaltenen Bahnhof der Welt, der Liverpool Road Station,

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MAN C H E ST E R

LINKS Backsteinbauten und Wasserstraßen dominieren das Stadtviertel Castlefield.

Die markanten Narrow Boats schippern ĂŒber Manchesters pittoreske KanĂ€le.

RECHTS

Rund um den ehemaligen Hafen am Manchester Ship Canal entstand die moderne MediaCityUK.

UNTEN

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MAN C H E ST E R

Der Stadteil Castlefield vereint das Gestern mit dem Heute.

OBEN

LINKS Platz fĂŒr Kunst und Kultur findet sich in der MediaCityUK.

Manchester ist eine Stadt der Kontraste mit historischen Bauten und modernen Komplexen.

RECHTS

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MAN C H E ST E R das Museum of Science & Industry. Das MOSI bietet einen Einblick in die Technik- und Industriegeschichte sowie in die bewegte Historie von Manchester. So lĂ€sst sich eine der weltweit grĂ¶ĂŸten Sammlungen funktionsfĂ€higer Dampfmaschinen in Augenschein nehmen. Zudem zeigt das Museum bei freiem Eintritt neben historischen WebstĂŒhlen zahlreiche Oldtimer und Flugzeuge aus lĂ€ngst vergangenen Zeiten. Wesentlich Ă€lter sind die fast 2.000 Jahre alten Reste einer Befestigungsanlage und eines Forts aus römischer Zeit, die zwischen dem Museum und dem Castlefield Viaduct gerne ĂŒbersehen werden. Im jĂ€hen Kontrast dazu steht das erst vor wenigen Jahren aus dem Boden gestampfte Viertel MediaCity UK in Salford. In dem riesigen Areal am Manchester Ship Canal und dem ehemaligen Hafen haben sich mit der BBC und ITV die grĂ¶ĂŸten Sendeanstalten des Landes mit einer Vielzahl von Studios in riesigen GlasStahl-PalĂ€sten angesiedelt. Im Umfeld entstanden neue Apartmentblocks mit teuren (Luxus-)Wohnungen, Restaurants sowie das ikonische GebĂ€ude des Imperial War Museums. Letzteres wurde nach PlĂ€nen des renommierten Architekten Daniel Liebeskind errichtet und erzĂ€hlt multimedial die Geschichte der Kriege, in denen das Vereinigte Königreich im Laufe seiner Geschichte verstrickt war. Auf den Spuren der Erfolgsmannschaft Ganz andere Schlachten werden seit dem Jahre 2002 im Etihad Stadium geschlagen. Die HeimspielstĂ€tte von Manchester City ist lĂ€ngst zu einem Mekka fĂŒr Fußballfans avanciert, obschon die 54.000 Zuschauer fassende Arena auf

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MAN C H E ST E R

HerzstĂŒck des Etihad Stadiums ist die kreisrunde Umkleidekabine des Kultclubs Manchester City.

dem ehemaligen GelĂ€nde eines Bergwerks im Osten der Stadt ursprĂŒnglich fĂŒr die Leichtathletik-Wettbewerbe bei den Commonwealth Games 2002 errichtet worden war. Bis 2025 soll das Fassungsvermögen um weitere 7.000 aufgestockt werden. Rund 300 Millionen britische Pfund (etwa 347 Millionen Euro) sollen dazu in den Ausbau des Stadions, den Bau eines eigenen Hotels mit 400 Betten sowie in ein Museum fĂŒr den Club gepumpt werden. UnabhĂ€ngig davon lohnt sich schon jetzt – nicht nur fĂŒr eingefleischte Fußballfans – eine Stadiontour. Dabei kann nicht nur ein Blick auf das weite Rund mit dem durch 20 Millionen Kunstfasern angereicherten Rasen geworfen werden.

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Der Rundgang fĂŒhrt auch in das Heiligste des Stadions: Die ungewöhnliche, kreisrunde Umkleidekabine der Citizens. Zudem geht es durch den Spielertunnel, die Mixed-Media-Zone zu dem Sitzplatz, den die verstorbene Queen Elizabeth II. am 25. Juli 2002 bei der feierlichen Eröffnung des Stadions einnahm. Ein besonderer Moment ist schließlich der Besuch des Presseraums, wo sich Interessierte bei einer virtuellen Pressekonferenz neben Pep Guardiola platzieren und sich mit dem Starcoach ablichten lassen können. Neben König Fußball regiert in Manchester eine lebendige Kultur- und Musikszene. Vor allem im trendigen Northern Quarter finden sich zahllose

Cocktailbars, Jazzclubs und Musikkneipen. Ein ewig junger Klassiker fĂŒr Freunde der Livemusik ist das „Night & Day“ in der Oldham Street. Nicht weniger populĂ€r ist das „Band on the Wall“ in der Swan Street, wo fast allabendlich ein Gig geboten wird. Fast schon ein Muss ist der Besuch des „Cloud 23“, wo sich auch der Kreis schließt. Denn von der stylischen Bar im 23. Stock des imposanten, 169 Meter hohen Beetham Towers können die GĂ€ste einen herrlichen Panoramablick genießen. Wobei Castlefield und das Viadukt dem Glas-Stahl-Riesen bildlich gesprochen zu FĂŒĂŸen liegen. Quasi im wahrsten Sinne des Wortes ein Hochgenuss in Manchester 



*Das Angebot ist vorbehaltlich VerfĂŒgbarkeit und unterliegt bestimmten Bedingungen, zu finden auf luxair.lu, im ReisebĂŒro oder in Ihrem Luxair Travel Store.

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R E Z E PT

So schmeckt Manchester Die KĂŒche Manchesters spiegelt eine faszinierende Mischung aus globalen EinflĂŒssen und der Bewahrung traditioneller englischer Gerichte wider. Herzhaft und bodenstĂ€ndig prĂ€sentiert sich der Lancashire Hotpot, ein Eintopf aus Lamm- oder Hammelfleisch, angereichert mit Zwiebeln und Kartoffeln, als regionale SpezialitĂ€t. Auch die „Fish and Chips“-Kultur ist tief verwurzelt, oft serviert mit ErbsenpĂŒree. Die moderne mankunische KĂŒche umfasst internationale EinflĂŒsse, die das kulinarische Angebot erweitern, von asiatischen bis zu mediterranen Gerichten. Ein typisches Gericht aus Manchester ist auch die Manchester-Torte, ein traditionelles englisches Dessert, das aus einer MĂŒrbeteigkruste mit einer Schicht Himbeermarmelade, Vanillepudding und einer Garnierung aus Kokosraspeln und Maraschino-Kirschen besteht.

Manchester Tart 8 Personen 15 Minuten 20 Minuten

∙ 1 fertiger MĂŒrbeteig (ca. 230 g) ∙ 200 g Himbeermarmelade ∙ 500 ml Milch ∙ 2 EL Zucker ∙ 1 Vanilleschote ∙ 4 Eigelb ∙ 30 g MaisstĂ€rke ∙ 50 g Kokosraspeln, geröstet ∙ einige Maraschino-Kirschen zur Dekoration

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Backofen auf 190 °C vorheizen. Eine 23 cm große Tortenform mit dem MĂŒrbeteig auslegen und den Boden mit einer Gabel einstechen. Mit Backpapier und getrockneten Erbsen beschweren und 10 Minuten blindbacken. Backpapier und Erbsen entfernen und weitere 5 Minuten backen, bis der Boden goldbraun ist. AuskĂŒhlen lassen.

Die Himbeermarmelade gleichmĂ€ĂŸig auf dem abgekĂŒhlten Tortenboden verteilen. 3 FĂŒr den Vanillepudding Milch mit Zucker und aufgeschnittener Vanilleschote in einem Topf erhitzen. Eigelbe und MaisstĂ€rke in einer SchĂŒssel verquirlen. Sobald die Milch heiß ist (nicht kochen!), einige Löffel heiße Milch in die Eimischung geben, um sie zu temperieren. Dann die gesamte Eimischung in den Topf geben und bei mittlerer Hitze rĂŒhren, bis der Pudding eindickt (ca. 5 Minuten). 4 Den Pudding durch ein Sieb streichen, um KlĂŒmpchen zu entfernen, und dann auf der Marmeladenschicht verteilen. FĂŒr mindestens 1 Stunde in den KĂŒhlschrank stellen. 5 Vor dem Servieren mit gerösteten Kokosraspeln bestreuen und mit Maraschino-Kirschen dekorieren. 2

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N EWS

Sweet Dreams Inspiriert vom festlichen Kinostart des Warner Bros. Films „Wonka“ im Dezember, prĂ€sentierten Booking.com und Highgate Hotels weltweit einzigartige Hotelzimmer. Unter dem Titel „Wonka’s Sweet Suites“ wurden spezielle Zimmer in New York und Los Angeles in zauberhafte Wonka-Welten verwandelt, die Reisenden ein sĂŒĂŸes Erlebnis bieten. Die Suiten, gefĂŒllt mit phantasievollen Annehmlichkeiten und AktivitĂ€ten, spiegeln die kreative Welt des Films wider und ermöglichen es GĂ€sten, in die Magie von Willy Wonkas Geschichte einzutauchen. VerfĂŒgbar seit Mitte Dezember, reprĂ€sentieren diese Themenzimmer die wachsende Tendenz zu thematischen Reiseerlebnissen, die Booking.com seinen Nutzern weltweit anbietet. Buchbar auf booking.com

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N EWS

Barbies Traumhaus Airbnb machte es möglich: FĂŒr einige wenige GlĂŒckliche wurde der Kindheitstraum wahr, eine Nacht in Barbies legendĂ€rem Malibu DreamHouse zu verbringen. Im Rahmen einer einmaligen Aktion, passend zum Kinostart des Films „Barbie“ im letzten Jahr, öffnete Ken die TĂŒren zu diesem pinken Paradies. GĂ€ste erlebten ein einzigartiges Abenteuer, umgeben von allem, was das Barbie-Herz begehrt – von Rollerblades bis hin zu einem Kleiderschrank, der selbst Barbie neidisch machen wĂŒrde. Diese Aktion, die nicht nur die Nostalgie weckte, sondern auch die MĂ€dchenbildung durch eine Spende an „Save the Children“ unterstĂŒtzte, bleibt unvergessen als ein Airbnb-Erlebnis der besonderen Art. Zu sehen (aber leider im Moment nicht mehr buchbar) auf airbnb.com/kendreamhouse

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KAL AB R I E N

Kalabrien – Genussmomente zwischen zwei KĂŒsten Text & Fotos Karsten-Thilo Raab

Italien ist immer eine Reise wert. Weitestgehend unentdeckt und besonders authentisch ist Kalabrien im SĂŒden des „Stiefellandes“ mit seinen kontrastreichen Regionen zwischen zwei KĂŒsten.

Struppig ist gewöhnlich ein Attribut, das mit Mensch oder Tier in Verbindung gebracht wird. Ein wenig trifft die Beschreibung jedoch auch auf Kalabrien zu. Anders als viele Teile Italiens ist die Region am Fuße des Stiefels eher ungezĂ€hmt und ursprĂŒnglich – und dabei nicht immer förmlich rausgeputzt. Gleichwohl ist Kalabrien nicht weniger reizvoll als der Rest von Bella Italia – nur weniger ĂŒberlaufen. In der von Bergen und HĂŒgeln dominierten Landschaft gedeihen vor allem Oliven und ZitrusfrĂŒchte, aber auch eine Besonderheit: die rote Zwiebel. Die schmeckt mild, weniger scharf als normale Zwiebeln und hat eine leicht sĂŒĂŸliche Note. Was jedoch nichts mit dem Zuckergehalt zu tun hat, sondern dem niedrigen SĂ€uregehalt geschuldet ist. Die Ă€ußerst schmackhafte „Cipolla Rossa di Tropea“ braucht im Winter die kalte Berg-

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luft, im Sommer die Meeresbrise und die spezielle sandreiche Bodenbeschaffenheit, um zu gedeihen. „Unsere Zwiebeln haben einen geringen Wasseranteil“, verweist Marco FurchĂŹ auf die Tatsache, dass der permanent leichte Wind und die Trockenheit rund um das Badeparadies Tropea helfen, den Wassergehalt zu reduzieren. Der kleine, ĂŒberaus sympathische Italiener erfĂŒllt in puncto Lebhaftigkeit gĂ€ngige Klischees. Wild gestikulierend, erlĂ€utert er in perfektem Englisch seine Passion fĂŒr die Landwirtschaft unter Zuhilfenahme von HĂ€nden und FĂŒĂŸen: Bereits in dritter Generation baut der 29-jĂ€hrige Landwirt die von der EU als Marke geschĂŒtzten Zwiebeln an. Gerade einmal 2.500 bis 3.000 Kilogramm ergibt die Jahresproduktion auf der nur einen Hektar großen Scholle der FurchĂŹ-Familie. Ein echter Knochenjob und doch ist Marco mit Feuereifer dabei.


KAL AB R I E N Das Kopsteinpflaster in den Gassen von Tropea sorgt fĂŒr RĂŒtteleffekte auf zwei RĂ€dern.

OBEN

Hoch oben auf den Klippen thront die im wahrsten Sinne des Wortes ausgezeichnete Altstadt von Tropea.

UNTEN

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KAL AB R I E N

LINKS Marco Furchi ist mit Leib und Seele Zwiebelbauer.

Die Cipolla Rossa di Tropea ist von der EU als Marke geschĂŒtzt.

RECHTS

Tropea mit seiner Wallfahrtskirche Santa Maria dell‘Isola ist der wohl bekannteste und schönste Badeort in Kalabrien.

UNTEN

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KAL AB R I E N „Die Tropea-Zwiebel ist nicht nur bekömmlicher als normale Zwiebeln, auch der sonst schon mal unangenehme Mundgeruch kommt bei unserer Zwiebelvariante nicht vor“, schwĂ€rmt Marco sichtlich begeistert fĂŒr die „FrĂŒchte seiner Arbeit“. Zwiebel-Eis in Italiens schönstem Dorf In Tropea, das im Jahre 2016 nicht von ungefĂ€hr zum schönsten Dorf Italiens gekĂŒrt wurde und das sich durch eine malerische Altstadt hoch oben auf den Klippen auszeichnet, ist die rote Zwiebel allgegenwĂ€rtig. Kaum ein GeschĂ€ft, in dem die „Cipolla Rossa“ oder Produkte aus ihr nicht angeboten werden. Bei Gelati Tonino kann sogar ein spezielles Zwiebel-Eis genossen werden. Doch die Eisdiele unweit der Kathedrale Madonna di Romania am Corso Vittorio Emanuele bietet auch andere KuriositĂ€ten im Hörnchen oder der Waffel an: Der Bogen spannt sich vom KĂŒrbis- und Olivenöl-Eis bis hin zu Thunund Tintenfisch-Geschmack. Varianten, die gewöhnungsbedĂŒrftig klingen, aber gleichzeitig ungewöhnliche Gaumenfreuden garantieren. Doch nicht nur der Zwiebel- und Eisgenuss lassen Tropea zu einer ĂŒberaus empfehlenswerten Station in Kalabrien avancieren. Der historische Kern der pittoresken Kleinstadt erhebt sich hoch ĂŒber dem tĂŒrkisblauen Tyrrhenischen Meer und dem malerischen Sandstrand. Die engen Straßen und Gassen der 6.000-Seelen-Gemeinde werden von Kirchen, kleinen Kapellen und Palazzi gesĂ€umt. Hier und da haben die GemĂ€uer zugegebenermaßen schon bessere Zeiten gesehen. Doch gerade auch die bröckelnden Fassaden machen einen Teil des besonderen Charmes aus. Wer sich durch die StrĂ€ĂŸchen treiben lĂ€sst, entdeckt hinter jeder Ecke einen schönen Blickfang und kleine Besonderheiten und schnell wird klar, warum Tropea zum schönsten Dorf in Italien gekĂŒrt wurde.

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KAL AB R I E N

Ein ganz anderer Blick auf Tropea lĂ€sst sich bei einem Segeltörn entlang der Costa degli Die, der KĂŒste der Götter, werfen. Dabei geht es auch unterhalb der auf einem mĂ€chtigen Felsen thronenden Wallfahrtskirche Santa Maria dell’Isola zu malerischen Buchten mit glasklarem Wasser und kleinen, vertrĂ€umten StrĂ€nden. Lange Zeit war die Gegend rund um Tropea eine Art Kornkammer. Davon zeugen die Reste von nicht weniger als 26 MĂŒhlen, die bei Wanderungen durch herrliche, schattige WaldstĂŒcke entdeckt werden können. Straßen mit RĂŒttelfaktor Jedes Paradies hat aber bekanntlich einen Makel. In Kalabrien ist dies definitiv der Zustand der Straßen, die mitunter eher an eine Marterstrecke oder ein asphaltiertes Arial fĂŒr StoßdĂ€mpfertests erinnern. FĂŒr RĂŒckengeplagte ist dies zweifelsohne eine Tortur. Eine unausweichliche, zumindest dann, wenn das Hinterland von Tropea oder das Ionische Meer auf der anderen Seite des Stiefels – oder besser gesagt: an der Fußsohle – das Ziel sind. Vor den Toren des Örtchens San Floro findet sich eine Besonderheit. Hier haben drei junge Kalabresen das uralte Handwerk der Seidenproduktion fĂŒr sich neu entdeckt und lassen sich bei der Arbeit bereitwillig ĂŒber die Schulter schauen. Die Kooperative Nido di Seta hat rund 3.000 MaulbeerbĂ€ume gepflanzt, um fĂŒr die 60.000 Seidenraupen die erforderliche Nahrungsgrundlage zu schaffen. Jede der Larven des Seidenspinners erweist sich in der Tat als eine kleine Raupe Nimmersatt. 28 Tage lang fressen sie sich rund um die Uhr durch die BlĂ€tter des Maulbeerbaums, ehe sie damit beginnen, bis zu zwei Kilometer lange FĂ€den zu spinnen. Aus den als eiförmige Klumpen abgelegten FĂ€den können dann hochwertige Seidenprodukte gefertigt werden. Wobei die Kooperative Nido di Seta lĂ€ngst zu einem der besten Hersteller des Kontinents avanciert ist, was durch die Tatsache, dass Gucci heute der

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KAL AB R I E N Zahlreiche WasserfĂ€lle ergießen sich im Valli Cupe.

OBEN

LINKS Überaus gefrĂ€ĂŸig sind die Seidenspinnerraupen in San Floro.

In Kalabrien wird allerorten italienisches Flair lebendig.

RECHTS

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KAL AB R I E N

Das malerische Valli Cupe erstreckt sich von Presila bis zur ionischen KĂŒste.

Hauptabnehmer ist, eine eindrucksvolle BestĂ€tigung erfĂ€hrt. Ein offener Geheimtipp ist zudem ein Abstecher ins wunderbar erwanderbare sowie ĂŒppig bewaldete Valli Cupe. Das faszinierende Naturschutzgebiet erstreckt sich vom Herzen der Presila bis zur ionischen KĂŒste. Gerade in der heißeren Jahreszeit bilden die WasserfĂ€lle des Crocchio sowie die Kaskaden des Campanato und des dell’Inferno angenehm kĂŒhle wie faszinierende Naturschauspiele. Und dies mit einer ganz besonderen Luft. Denn Zagarise wurde unlĂ€ngst von der EU als der Landstrich mit „der saubersten Luft Europas“ geadelt. Entsprechend stolz findet sich die EU-Bewertung gut sichtbar auf den Straßenschildern.

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Dabei befand sich die bergige Region lange Zeit im Dornröschenschlaf. Erst Anfang der 2000er-Jahren wurden hier die ersten Wanderwege angelegt. Eichen, Weiden, LorbeerbĂ€ume und Kastanien sĂ€umen die schattigen Wege gut 700 Meter ĂŒber dem Meeresspiegel. Zwischen den BĂ€umen ducken sich immer mal wieder die Ruinen von verlassenen WirtschaftshĂ€usern, in denen in lĂ€ngst vergangenen Zeiten von den armen Familien gesammelte Esskastanien ĂŒber einem Feuer getrocknet wurden. Noch heute erfreut sich ein aus Kastanienmehl hergestelltes, sĂŒĂŸliche Brot in diesem Teil Kalabriens großer Beliebtheit. Ausgangspunkt fĂŒr viele der Touren durch das Valli Cupe ist Sersale. Das

Bergdörfchen hat etwas Überraschendes zu bieten: Lokale KĂŒnstler haben zahllose TĂŒren der zum Teil leerstehenden GebĂ€ude ideenreich gestaltet und so einen etwas anderen Kunstpfad geschaffen. Die ionische KĂŒste besticht derweil durch wesentlich grĂ¶ĂŸere StrĂ€nde, die vor allem die Herzen von passionierten Sonnenanbetern höherschlagen lassen dĂŒrften. Allerdings – auch dies gehört zur Wahrheit – fĂ€llt das Wasser vor den kilometerlangen StrĂ€nden extrem steil ab. Das offene Meer beginnt hier unmittelbar, sodass beim Schwimmen große Vorsicht erforderlich ist. So oder so gilt: Wer das Beste von Kalabrien genießen möchte, findet zwischen den beide KĂŒsten das Beste aus beiden Welten.


KAL AB R I E N

Breviarium

KAMPANIEN

BASILIKATA

KALABRIEN

Catanzaro Borgia Tropea

38° N 16° O calabriastraordinaria.it/en

SIZILIEN

Essen & Trinken Beliebter Trinkgenuss in Kalabrien ist neben den einheimischen Weinsorten der „Calabro Spritz Picante“, der mit Bergamotte-Tonic, Amoro (Bitter) und Prosecco zubereitet wird. Zwiebeleis gibt es u. a. bei Gelati Tonino, Corso Vittorio Emanuele 50, 89861 Tropea.

Restaurant In einem umgebauten Kuhstall wird eine schmackhafte Mischung aus kalabrischer und argentinischer KĂŒche serviert. La Stalla, Viale Europa 10, 88021 Borgia CZ, Italien, Telefon: +39 352 030 9492. agriturismolastalla.com

Übernachten Ein Resort das malerisch ĂŒber dem hoteleigenen Strand auf den Klippen von Tropea liegt – nur zehn Gehminuten von der beeindruckenden Altstadt entfernt. Labranda Rocca Nettuno Tropea, Piazza S.S Annunziata, 89861 Tropea VV, Italien, Telefon: +39 963 998 111. labranda.com/rocca-nettuno-tropea

Ein familienfreundliche Resort befindet sich unmittelbar an einem riesigen Strandabschnitt des Ionischen Meeres. Voi Floriana Resort, Via del Mare, 8, 88050 Simeri Crichi CZ, Italien, Telefon: +39 961 791 150. voihotels.com/meeting-events/voi-floriana-resort

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R E Z E PT

So schmeckt Kalabrien Die KĂŒche Kalabriens, eine Region im SĂŒden Italiens, ist bekannt fĂŒr ihre rustikalen und herzhaften Gerichte. Sie zeichnet sich durch den reichhaltigen Einsatz von frischem GemĂŒse, HĂŒlsenfrĂŒchten, Fisch, Schweine- und Lammfleisch sowie die berĂŒhmte 'Nduja, eine wĂŒrzige, streichfĂ€hige Salami, aus. Kalabrische Gerichte sind oft einfach, aber durch die Zugabe von Chili, Olivenöl und lokalen KĂ€sesorten intensiv im Geschmack. Ein typisches Rezept aus Kalabrien ist „Spaghetti alla Chitarra con 'Nduja“. „Spaghetti alla Chitarra“ (auf Deutsch „Gitarre“) sind eine traditionelle Pastaform aus der italienischen Region Abruzzen, die auch in anderen Teilen Italiens, einschließlich Kalabrien, beliebt ist. Der Name stammt von dem Werkzeug, das zur Herstellung der Pasta verwendet wird – eine Chitarra, ein Rahmen mit gespannten Metallsaiten Ă€hnlich denen einer Gitarre. Die frische Pastateigplatte wird ĂŒber die Saiten der Chitarra gelegt. Anschließend rollt man mit einem Nudelholz darĂŒber, sodass die Saiten den Teig in gleichmĂ€ĂŸige quadratische Spaghetti schneiden. Diese Pasta hat eine etwas raue Textur, die Saucen besonders gut aufnimmt. Spaghetti alla Chitarra sind dicker als normale Spaghetti, was ihnen eine angenehmere Konsistenz und ein volleres MundgefĂŒhl verleiht. Sie sind ideal fĂŒr wĂŒrzige, rustikale Saucen, wie die im Rezept erwĂ€hnte 'Nduja-Sauce.

Spaghetti alla Chitarra con 'Nduja 4 Personen 15 Minuten 20 Minuten

∙ 400 g Spaghetti alla Chitarra ∙ 200 g 'Nduja (kalabrische Wurst) ∙ 2 Knoblauchzehen, fein gehackt ∙ 400 g reife Kirschtomaten, halbiert ∙ Olivenöl ∙ Salz ∙ PecorinokĂ€se, frisch gerieben

In einem großen Topf Salzwasser zum Kochen bringen und die Spaghetti al dente kochen (ca. 10–12 Minuten). 2 WĂ€hrenddessen in einer Pfanne etwas Olivenöl erhitzen. Knoblauch hinzufĂŒgen und fĂŒr etwa 1 Minute anbraten. Die 'Nduja hinzufĂŒgen und bei mittlerer Hitze schmelzen lassen, etwa 3–4 Minuten. 3 Die halbierten Kirschtomaten hinzufĂŒgen und fĂŒr etwa 5–6 Minuten köcheln lassen, bis eine Sauce entsteht. 4 Die gekochten Spaghetti abgießen und in die Pfanne mit der Sauce geben. Gut umrĂŒhren, damit die Spaghetti die Sauce aufnehmen, etwa 2–3 Minuten. 5 Mit frisch geriebenem Pecorino servieren. 1

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Z AM O RA

Der Geschmack des wilden Westens Text & Fotos Stefanie Bisping

Zamora trĂ€umte lange fast vergessen am Rand Spaniens. Dabei sind nicht nur KĂ€se, Wein und Schokolade gute GrĂŒnde fĂŒr einen Besuch in der uralten Stadt und ihrer Umgebung. Urlauber erleben hier auch ein ursprĂŒngliches StĂŒck Spanien.

WĂŒrziger SchafskĂ€se mischt sich in sĂŒĂŸe Schokolade. Es folgt ein krĂ€ftiger Hauch Wein, bevor sich der intensive Geschmack von Steineichenhonig am Gaumen mit der Schokolade verbindet und das Bild eines hellen Sommermorgens im Kopf entstehen lĂ€sst. „Wir wollten den ganzen Geschmack der Provinz Zamora in eine einzige Praline fĂŒllen“, erklĂ€rt JosĂ©-Luis Refart die Aromen-Explosion mit bescheidenem LĂ€cheln. Die Schafherden auf den von Stein- und Korkeichen begrĂŒnten Weiden, die Weinberge, die uralten Dörfer mit ihren KĂ€sereien und Bodegas, die ganze Naturlandschaft im Westen Spaniens, wo der Fluss Duero zwischen steilen Bergen die Grenze Spaniens und Portugals markiert – das Land und seine Erzeugnisse eingehĂŒllt in handgeschöpfte Schokolade. Das Experiment gelang: Die Praline zĂ€hlt heute zu den preisgekrönten GlanzstĂŒcken im

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Sortiment der Chocolatiers JosĂ©-Luis und Cruz Refart. Beide waren eigentlich Bauzeichner, als sie die Finanzkrise in Spanien 2007 zwang, einen neuen Weg einzuschlagen. „Wir erinnerten uns an unsere KindheitstrĂ€ume“, sagt JosĂ©-Luis. „Ich liebte als Kind Kakao und Schokolade und bat meine Verwandten immer, mir aus Deutschland und der Schweiz Schokolade mitzubringen. Der Geschmack aus LĂ€ndern, in denen es schneebedeckte Berge gibt, war fĂŒr mich wie ein Traum.“ Das Paar beschloss, den Traum zum Beruf zu machen – nicht umsonst war schließlich die Kakaobohne 1519 durch spanische Eroberer nach Europa gelangt –, und ließ sich in Barcelona zu Chocolatiers ausbilden. Heute entstehen in ihrer Manufaktur nahe des Duero in Zamora mehr als dreißig Sorten Schokolade sowie Pralinen, die ihnen mehrere Auszeichnungen eingebracht haben.


Z AM O RA Die Lage Zamoras ĂŒber dem Duero war frĂŒher strategisch gĂŒnstig, heute ist sie wunderschön.

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In der Bodega Jarreño bewahrt Winzer Guillermo Freire seine Krug-Sammlung und bittet zur Weinprobe.

UNTEN

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Z AM O RA

LINKS JosĂ©-Luis Refart machte seine Leidenschaft fĂŒr Schokolade zum Beruf.

Die Puerta del Obispo der Kathedrale von Zamora besitzt eine der ĂŒppigsten RomanikFassaden ĂŒberhaupt.

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Insgesamt sechzig prachtvolle WandgemĂ€lde schmĂŒcken die Altstadt.

UNTEN

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Z AM O RA Zamora liegt fĂŒnfzig Kilometer von der portugiesischen Grenze entfernt an der Silberroute, einer von SĂŒden kommenden Nebenstrecke des Jakobswegs. Obwohl bereits in der Antike bedeutsam, lag die Stadt lange fast vergessen am westlichen Rand Spaniens. Dass sie ihre Geheimnisse fĂŒr sich behielt, ist heute womöglich ihr grĂ¶ĂŸter Reiz. Denn trotz der mĂ€chtigen Stadtmauer, der Kathedrale aus dem 12. Jahrhundert und sechzig farbenfroher WandgemĂ€lde kennt außerhalb Spaniens kaum jemand die ebenso eindrucksvoll wie strategisch gĂŒnstig ĂŒber dem Duero gelegene Stadt. Und auch innerhalb des Landes ist sie vor allem fĂŒr ihre ernste, getragene und lange Semana Santa bekannt, die am Donnerstag vor der Karwoche beginnt und somit stolze zehn Tage dauert. Die Tableaus, die bei den Prozessionen durch die Straßen geschleppt werden, sind wĂ€hrend des ĂŒbrigen Jahres im Museum der romanischen Kathedrale zu sehen. Am Montag der Karwoche ziehen die in lange Kutten gewandeten Mitglieder der Bruderschaft des „SantĂ­simo Cristo de la Buena Muerte“ auf die von Fackeln erhellte Plaza Santa LucĂ­a und singen „Jerusalem, Jerusalem“ – fĂŒr viele Bewohner Zamoras der Höhepunkt der Heiligen Woche. Die Tradition ist so fest verwurzelt, dass Kinder bei ihrer Geburt Mitglieder in der Bruderschaft ihrer Familie werden. Dabei bietet die Sechzigtausend-Einwohner-Stadt mit einer der grĂ¶ĂŸten Ansammlungen romanischer Kirchen in Europa, schönen Jugendstil-Bauten, den Überresten einer Burg, in der 1976 Szenen fĂŒr den Film „Robin und Marian“ mit Sean Connery und Audrey Hepburn gedreht wurden, und einer intakten Altstadt ganzjĂ€hrig Sehenswertes, von der Umgebung und ihren Erzeugnissen – Wein, KĂ€se und Olivenöl – gar nicht zu reden.

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Z AM O RA

Wenige Kilometer außerhalb der Stadtmauern zĂŒchtet Felix Pastor in sechster Generation Schafe. Auch die nĂ€chste Generation macht dem Namen „Pastor“ (Hirte) Ehre; Sohn und zwei Neffen sind bereits in die KĂ€serei eingestiegen. Seit dem Morgen ist seine Nichte im Krankenhaus, um ihr Baby zu bekommen; Pastor hofft nach vielen Knaben in der Familie auf ein MĂ€dchen. Gerade hat er die Schafe aus dem Regen in den Stall gebracht, nun zeigt er Besuchern Melkstation und Reiferaum, in dem die Rohmilch-KĂ€selaibe zwei Monate lang jeden zweiten Tag gewendet werden. Dann dĂŒrfen die GĂ€ste den Queso Zamorano probieren. „Schauen Sie ihn sich erst an“, rĂ€t er. „Die Farbe zeigt, von welchem Tier die Milch stammt.“ ZiegenkĂ€se etwa sei deutlich heller als SchafskĂ€se; schmecke ein KĂ€se nach Stall, hĂ€tten die Tiere zu wenig Zeit auf der Weide verbracht. „Brechen Sie ein StĂŒck KĂ€se ab und schnuppern Sie daran.“ Appetitliche Milch- und ButterdĂŒfte mĂŒssen aufsteigen. Dann wird gekostet. „Kauen Sie gut, um die Textur zu spĂŒren.“ Zum KĂ€se gehört der Wein; probieren sollte man beides aber nacheinander, um die Aromen nicht zu vermengen. Dennoch hat Pastor eine Flasche entkorkt und empfiehlt den Besuchern, ihre Studien zu vertiefen. Winzer aus Leidenschaft Die „Weinroute Zamoras“, die den Weg zu Bodegas, aber auch zu Produzenten von KĂ€se und Honig sowie zu Restaurants weist, gibt dazu die nötigen Anregungen. Die Betriebe sind familiengefĂŒhrt, klein, mitunter Nebenerwerbe. Juan Miguel Fuentes, Winzer in der sechsten Generation im sĂŒdlich von Zamora gelegenen Cabanas de Sayago, pflegt auf fĂŒnf Hektar Land knorrige, hundertfĂŒnfzig Jahre alte Rebstöcke. „Wir lesen und sĂ€ubern die Trauben von Hand und verwenden nur die besten.“ Aus ihnen entsteht der wuchtige Rotwein „150“ seiner Bodega

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Z AM O RA KÀser Felix Pastor hat nach einem Regenguss seine SchÀfchen ins Trockene gebracht.

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LINKS Probieren gehört dazu: Zu Pastors KÀsesorten passen perfekt die Weine der Region.

Wuchtige Tropfen sĂ€umen die Weinroute Zamoras. Verkostet wird immer und ĂŒberall.

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Z AM O RA

Im Weingut Dominio de Sexmil schenkt Winzer Juan Miguel Fuentes den Probierschluck direkt aus dem Fass ein.

Dominio Sexmil, zu der noch ein weiterer, grĂ¶ĂŸerer Weinberg gehört. Mit insgesamt dreißig Hektar zĂ€hlt er zu den grĂ¶ĂŸten Exporteuren der Region. Es ist nicht leicht, sich unter Spaniens siebenunddreißig DOC-Weinbaugebieten zu behaupten, und ohnehin produzierten viele Landwirte im Gebiet mit der Herkunftsbezeichnung Tierra del Vino Weine seit jeher vor allem fĂŒr den eigenen Bedarf. „Meine Großeltern machten hier bis vor achtzig Jahren Wein, dann zerstörten SchĂ€dlinge die Rebstöcke“, erzĂ€hlt Guillermo Freire, Chef der Bodega Jarreno im zehn Kilometer von Zamora gelegenen Moraleja del Vino. Es war das Ende des Weinbaus in einem Dorf, in dem vor zwei Generationen zu jedem Haus eine Bodega gehörte. Guillermos Vater fing in kleinem Rahmen wieder an und machte Wein

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fĂŒr Familie und Freunde. Er setzte das fort, spĂ€ter stiegen seine Söhne ein, und heute erzielt die Familie aus viereinhalb Hektar achtzehn- bis zwanzigtausend Flaschen im Jahr – besonders den roten Tempranillo, aber auch Malvasia und ein wenig Muskateller. In diesem Jahr sind es in Folge der ausgeprĂ€gten Trockenheit etwa zwanzig Prozent weniger, dafĂŒr sei die QualitĂ€t höher. „Es ist nicht mal ein Zehntel von dem, was meine Großeltern produzierten“, sagt der EinundsiebzigjĂ€hrige. Doch ist die Bodega heute die einzig professionell betriebene in Moraleja del Vino. Seine Söhne haben beide noch andere Jobs; einer arbeitet in einer Fabrik im Dorf, der andere kommt nur am Wochenende nach Hause. Doch sie wollen den Weinbau ausbauen und hoffen, sich ihm eines Tages ausschließlich widmen

zu können. „DarĂŒber bin ich sehr glĂŒcklich – und noch mehr darĂŒber, dass meine achtzehnjĂ€hrige Enkelin jetzt mit mir zu Weinmessen fĂ€hrt“, so Guillermo Freire. Im sieben Meter tiefen Keller lagern die Weine in FĂ€ssern aus französischer Eiche am Fuß einer Wendeltreppe. Hier unten verstaubt Guillermos persönliche Sammlung rarer Flaschen, an den WĂ€nden hĂ€ngen WeinkrĂŒge, die er ebenfalls sammelt. Und es wird probiert – an einer langen Tafel mit Platten voller KĂ€se und Schinken sowie einer Batterie von GlĂ€sern an jedem Platz. Oft buchen Gruppen von Freunden den Keller, um abzutauchen. „Hier gibt es keinen Telefonempfang und keine Störungen von außen“, so Guillaume. „Man weiß nicht, wie lange man schon da ist, und oft auch nicht, wie man wieder herauskommt.“


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Breviarium

FRANKREICH

Zamora

Madrid PORTUGAL

SPANIEN

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41° N 5° W spain.info/de/reiseziel/zamora

Übernachtung In einem Renaissance-Palast aus dem 15. Jahrhundert schlĂ€ft man im mitten in der Altstadt gelegenen Parador de Zamora. Anders als die Grafen von Alba de Aliste, die ihn erbauten, steht GĂ€sten von heute in der warmen Jahreszeit ein großer Außenpool zur VerfĂŒgung. Das Doppelzimmer mit FrĂŒhstĂŒck kostet ab 112 Euro (Plaza de Viriato 5, Zamora, Tel. +34 980 51 44 97). paradores.es/de/parador-de-zamora

Weinroute SehenswĂŒrdigkeiten, landwirtschaftliche und gastronomische Betriebe auf der Weinroute Zamoras findet man im Netz (auch auf Deutsch). Alle dort verzeichneten Einrichtungen bieten Verkostungen oder Workshops. rutavinozamora.com

Schlemmen In der Taberna Lasal gibt es köstliche Tapas. Nahezu bewusstseinserweiternd sind die Tomaten aus Zamora mit Olivenöl (Calle de los Herreros 29, Zamora, Tel. +34 980 98 46 69). Zum sehr guten Restaurant La Becera (Tapas, der in Nordspanien beliebte Stockfisch, zarte Steaks) im 30 Kilometer von Zamora entfernten Sprengel Peñausende gehört auch ein kleines Hotel (DZ mit FrĂŒhstĂŒck 70 Euro). Castillo 1, Peñausende. la-becera.com

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R E Z E PT

So schmeckt Zamora GeprĂ€gt von der robusten lĂ€ndlichen Umgebung und der NĂ€he zu Portugal, bietet die kulinarische Landschaft von Zamora eine Palette an GeschmĂ€ckern, die sowohl rustikal als auch raffiniert sind. Diese Region ist besonders bekannt fĂŒr ihre erstklassigen Fleischprodukte, darunter den berĂŒhmten „Lechazo“ (Lammbraten), Chorizo und den begehrten Queso Zamorano, einen schafsmilchbasierten KĂ€se. Zamoras KĂŒche zeichnet sich durch die Verwendung von frischen, lokalen Zutaten aus, die in einfache, aber geschmackvolle Gerichte umgewandelt werden. Die NĂ€he zum Fluss Duero bringt auch eine Vielfalt an Fischgerichten mit sich.

Mantecadas de Astorga 10 Personen 15 Minuten 12 Minuten

∙ 125 g Weizenmehl ∙ 125 g Zucker ∙ 125 g Butterschmalz ∙ 3 große Eier ∙ Âœ TL gemahlener Zimt ∙ Zucker zum Bestreuen

Die Eier drei Minuten lang in der KĂŒchenmaschine oder mit der Hand aufschlagen und den Zucker hinzufĂŒgen. 2 Den Butterschmalz dazugeben und gut verrĂŒhren. 3 Dann das Mehl und den Zimt in kreisenden Bewegungen hinzugeben, bis der Teig glatt ist. 4 Je zwei Löffel in die Mulden einer Muffinform geben, mit Zucker bestreuen und 12 Minuten bei 190 °C backen. Herausnehmen und vor dem Verzehr abkĂŒhlen lassen. 1

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CANAR IA G RAN

Moderne Höhlenwohnung mit Strom und fließendem Wasser bei AgĂŒimes.

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WĂŒstenfeeling bieten die berĂŒhmten DĂŒnen von Maspalomas.

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Entdeckungen statt Inselkoller Text & Fotos Susanne Freitag

Gran Canaria ist eine Ganzjahresdestination mit wunderbaren StrÀnden. Diese sechs (Geheim-)Tipps bieten Abwechslung in jeder Jahreszeit auf der kanarischen Insel.

Mit milden Temperaturen ist Gran Canaria das ganze Jahr ĂŒber ein beliebtes Reiseziel. Neben knapp 60 Kilometern Strand, den berĂŒhmten DĂŒnen von Maspalomas und der quirligen Inselhauptstadt Las Palmas gibt es auf der Kanareninsel aber noch viel mehr zu entdecken. Hier sind sechs Tipps fĂŒr aktive Ferien. Zu Gast im Höhlendorf Einen intensiven Eindruck von der Geschichte Gran Canarias bietet das Höhlendorf Cuevas Bermeja, nordwestlich von Ingenio und AgĂŒimes in der Schlucht Barranco de Guayadeque. Auch heute noch leben Menschen in den Höhlenwohnungen der Guanchen, der Ureinwohner Gran Canarias, allerdings wesentlich komfortabler als damals. Die in dem rotbraunen Felsen der Schlucht angelegten RĂ€ume haben Strom und fließendes Wasser und sogar der Postbote

findet seinen Weg dorthin. Das war nicht immer so: Bis zum Bau der Straße durch das Tal Mitte der 1970erJahre versorgten sich die Bewohner weitestgehend selbst, berichtet Doña Isabel. Die 85-JĂ€hrige wohnt seit Jahrzehnten in Höhle Nr. 17 und will dort auch bleiben, ebenso wie zwei ihrer acht Kinder. Wenn sie Lust auf Gesellschaft hat, besucht sie die Bar Restaurante Guayadeque am Fuß des Dorfes. Auch das Restaurant ist in eine Höhle hineingebaut, ebenso wie die kleine Kirche Ermita de Guayadeque. Wer das HöhlengefĂŒhl selbst erleben möchte, kann eine von vier Wohnungen der Casas Rurales de Guayadeque mieten. Rum mit Sahnehaube Bei Rum denkt man vor allem an Kuba. Allerdings wurde auf Gran Canaria schon Zuckerrohr angebaut, bevor diese Pflanze ĂŒberhaupt nach Kuba importiert

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CANAR IA G RAN

wurde. 1884 entstand in der Gemeinde Arucas, rund zwölf Kilometer von der Inselhauptstadt Las Palmas entfernt, La FĂĄbrica de San Pedro als eine der modernsten Rumfabriken ihrer Zeit. Heute ist DestilerĂ­as Arehucas eine der etablierten Marken auf den Kanarischen Inseln und die Ă€lteste Rumbrennerei Europas, in der Rum gealtert wird. Mehr als 95.000 Besucher lassen sich jĂ€hrlich durch einen der Ă€ltesten Rumkeller Europas fĂŒhren – inklusive Verkostung, versteht sich. Unter den mehr als 4.300 FĂ€ssern aus amerikanischer Eiche finden sich rund 300, auf denen sich internationale BerĂŒhmtheiten wie etwa Tom Jones und Julio Iglesias verewigten. Auch die deutschen Politiker Willy Brandt und Walter Scheel statteten der Brennerei in den 1970er-Jahren einen Besuch ab und setzten ihre Unterschrift auf ein Fass. Cesar Arencibia, Tourismusdirektor der Destillerie, wĂŒrde gern einmal den deutschen Schriftsteller Ferdinand von Schirach begrĂŒĂŸen, verrĂ€t er, und mit ihm ĂŒber seine BĂŒcher plaudern. Pro Jahr fĂŒllt die Brennerei rund 3,5 Millionen Liter Rum in Flaschen ab – eine Menge, mit der ein ganzes olympisches Schwimmbad gefĂŒllt werden könnte. Das NationalgetrĂ€nk Gran Canarias sei der Arehucas Ron Miel, erklĂ€rt Arencibia: Rum, der mit Honig als Likör angesetzt und unter einer lauwarmen Sahnehaube serviert wird. Das Erbe der Guanchen Auf einer Höhe von 1.580 Metern, im geografischen Mittelpunkt der Insel, beschert der Aussichtspunkt Pinos de GĂĄldar den Besuchern einen grandiosen Ausblick auf die Bergwelt der Insel und den gleichnamigen Krater. Auf der Westseite des Aussichtspunktes wachsen einige alte Exemplare der Kanarenkiefer. Das Gebiet ist seit 2005 Weltnaturerbe der UNESCO. Dort treffen auch viele Landstraßen und Wanderwege zusammen. Von dort geht es etwa zu Fuß in rund viereinhalb Stunden zum Pico de las Nieves, dem „Gipfel des Schnees“ auf 1.949 Meter Höhe. Dieser verdankt seinen Namen den drei Schneespeichern, die im 17. Jahrhundert in der Umgebung angelegt wurden, um Eis aufzubewahren. Weiter auf der Straße nach Tejeda

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LINKS Die Rumbrennerei DestilerĂ­as Arehucas ist eine etablierte Marke auf den Kanaren.

Rumverkostung mit Cesar Arencibia.

RECHTS

Blick vom Pinos de GĂĄldar auf den gleichnamigen Krater.

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NÄCHSTE SEITE Der Blick auf den Roque Nublo und Roque Bentayga, inmitten der Gebirge.

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CANAR IA G RAN

Unweit des Dorfes Tejeda liegt der Monolith Roque Bentayga.

OBEN

LINKS Teror lockt mit Kunsthandwerk, kulinarischen GenĂŒssen und kleinen Boutiquen.

Hausgemachtes fehlt auf keinem der WochenmÀrkte in den Bergdörfern von Gran Canaria.

RECHTS

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tauchen zwei weitere imposante Erhebungen in der Ferne auf: die Monolithen Roque Nublo und Roque Bentayga, einst heilige Orte, an denen die Ureinwohner ihre rituellen und religiösen Praktiken durchfĂŒhrten. Die Montañas Sagradas – die Heiligen Berge – auf Gran Canaria gehören gemeinsam mit der HöhlenfundstĂ€tte Risco CaĂ­do in Artenara seit 2019 zum UNESCO-Welterbe. Dort, im höchsten Dorf Gran Canarias, blicken die Besucher des Interpretationszentrums von Risco CaĂ­do und Montañas Sagradas de Gran Canaria tief in die Vergangenheit und das Leben der Guanchen. HerzstĂŒck der Ausstellung ist eine originalgetreue Nachbildung einer Höhle, die den Ureinwohnern als astronomischer Kalender diente und in der die Besucher ein beeindruckendes Lichtschauspiel erleben können. Tanz auf dem Wochenmarkt Eine besonders schöne Tradition finden Besucher auf den MĂ€rkten etwa in den Bergdörfern Teror, San Mateo und Tejeda: In einem Zelt spielt ab neun Uhr morgens eine Musikgruppe Schlager und traditionelle Lieder und im Laufe des Vormittags schwingen immer mehr Paare das Tanzbein dazu. Die Veranstaltung sei ursprĂŒnglich fĂŒr Senioren gedacht gewesen, erklĂ€rt Manuel Medina vom Tourismuspatronat Gran Canaria, aber je nach Rhythmus lockt sie auch jĂŒngere TĂ€nzer aufs Parkett. Der Markt in Teror ist einer der Ă€ltesten der Insel. An den rund 140 StĂ€nden gibt es regionale KĂ€se- und WurstspezialitĂ€ten wie die Streichwurst Chorizo de Teror, aber auch MandelgebĂ€ck und allerlei Kunsthandwerk. Auch die vielen kleinen GeschĂ€fte mit Körben, Textilwaren und Souvenirs rund um die Plaza del Pino, den Platz der Kiefer, laden zum Bummeln ein. In der Basilika auf dem Platz steht die Virgen del Pino, die „Jungfrau der Kiefer“ und Schutzpatronin der Insel. Und um die Ecke bietet die Casa del Perfume Canario einen Einblick in die Welt der ParfĂŒmherstellung. Wo alles begann Bedeutende Persönlichkeiten wie König Charles III., der britische Staatsmann Winston Churchill und Musiker-

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CANAR IA G RAN

BananenplantagenBesitzer Juan Carlos Santana ist ein wahrer UnterhaltungskĂŒnstler.

legenden wie Maria Callas und Louis Armstrong wussten die besondere AtmosphĂ€re des Hotel Santa Catalina, mitten im Doramas-Park, zu schĂ€tzen. Das 1890 von den EnglĂ€ndern im Viertel Ciudad JardĂ­n von Las Palmas eröffnete Haus legte den Grundstein fĂŒr den Tourismus in der gesamten Region. Seit 2019 gehört das unter Denkmalschutz stehende GebĂ€ude unter dem Namen Santa Catalina, a Royal Hideaway Hotel zur spanischen Hotelgruppe BarcelĂł. Besucher und GĂ€ste wĂ€hnen sich bereits beim Betreten der Lobby auf Zeitreise in die Vergangenheit. Im ganzen Haus finden sich Wandmalereien aus dem 19. Jahrhundert und neben dem Gourmetrestaurant von Sternekoch

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Juan Carlos PadrĂłn erwartet die GĂ€ste der Suiten eine exklusive Rooftop-Bar und ein Infinitypool. Ausgerechnet Bananen „Mehr estaudes (Stauden), mehr Kilos – mehr Money (Geld)“ – allein wegen des Kauderwelschs aus Spanisch, Deutsch und Englisch von Juan Carlos Santana lohnt sich ein Besuch auf der Bananenplantage La ReKompensa in Arucas. „J.C.“, wie sich der junge Besitzer nennt, fĂŒhrt seine GĂ€ste kurzweilig und mit hohem Unterhaltungswert ĂŒber das GelĂ€nde. 8.000 Pflanzen stehen hier und von den 200 Tonnen Bananen im Jahr bleiben 20 Prozent auf der Insel, der Rest wird aufs Festland gebracht. FĂŒr

den Export innerhalb Europas seien sie zu klein, erklĂ€rt J.C. Bananen sind pflegeintensiv, erfahren die Besucher. Eine Pflanze benötigt 20 Liter Wasser pro Tag und die BlĂŒten an jeder Banane werden von Hand geschnitten. Ist die Staude reif, wiegt sie rund 70 Kilogramm und wird von einem Arbeiter auf der Schulter bis zum Lastwagen getragen. Insgesamt 13 Sorten zĂŒchtet J.C., darunter die PlĂĄtano canario, eine kleinere Version der gĂ€ngigen Cavendish-Banane, und die PlĂĄtano manzana mit Apfelgeschmack. In der Hacienda von 1804 sind ein Museum und ein Shop untergebracht, in dem die KĂŒnstlerin Pilar Urena handgefertigte Taschen, Ohrringe und Ketten aus BananenblĂ€ttern verkauft.


CANAR IA G RAN

Breviarium

Las Palmas de Gran Canaria Arucas

Teror

San Mateo

Tejeda

GRAN CANARIA

Pico de las Nieves

Cuevas Bermeja Santa LucĂ­a de Tirajana

27° N 15° W grancanaria.com

Maspalomas

Unbedingt Auf Gran Canaria sind Abertausende von Reisenden einst von ihren Schiffen an Land gegangen und formten eine ganz eigenwillige Kultur auf der Insel. Ein Hauch der alten Seefahrerzeit erleben die Besucher in den engen Gassen von La Vegueta, der Altstadt von Las Palmas. Neben vielen historischen GebĂ€uden ist vor allem das Kolumbushaus Casa de ColĂłn einen Besuch wert. Die ehemalige, angebliche Zwischenstation von Christoph Kolumbus wĂ€hrend seiner Reise nach Amerika 1492 ist allein schon wegen der Architektur im Kolonialstil und des schönen Innenhofs interessant. ZusĂ€tzlich bieten dreizehn AusstellungsrĂ€ume einen Überblick ĂŒber die Geschichte der Kanarischen Inseln und ihrer Beziehung zu Amerika.

Bloß nicht verpassen Auf gar keinen Fall auslassen sollte man die DĂŒnen von Maspalomas auf der SĂŒdseite von Gran Canaria, auch wenn es einer der Touristen-Hotspots ist. Die beeindruckende WĂŒstenlandschaft erstreckt sich auf einer Breite von zwei Kilometern zwischen Playa del InglĂ©s und dem Leuchtturm von Maspalomas. Wer will, kann eine Kameltour durch den feinen Sand unternehmen.

Geheimtipp Die Gemeinde Santa LucĂ­a erstreckt sich von der KĂŒste bis auf rund 680 Höhenmeter in den Bergen. Über dem zentralen Dorfkern Santa LucĂ­a de Tirajana erhebt sich die Kirche mit einer schönen Fassade aus behauenem Stein und einer weißen Kuppel. Der Blick von hier reicht weit ĂŒber die SĂŒdostkĂŒste hinaus. Besonders schön ist ein Spaziergang durch die romantischen Gassen mit liebevoll restaurierten HĂ€usern und interessanten Skulpturen. Krönender Abschluss sind die Tapas im Restaurant Casa Antonio.

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R E Z E PT

So schmeckt Gran Canaria Die kanarische KĂŒche bietet einen eindrucksvollen Einblick in die kulturelle Verschmelzung, die sich ĂŒber Jahrhunderte auf den Kanarischen Inseln vollzogen hat. UrsprĂŒnglich geprĂ€gt von den Altkanariern seit 500 v. Chr., basierte die ErnĂ€hrung auf Viehzuchtprodukten, Gerste sowie gesammelten Obst- und GemĂŒsesorten. Einzigartige Elemente wie Gofio, ein aus Gerste hergestelltes Mehl, sowie Ziegen- und Schafsmilchprodukte bildeten die Basis ihrer DiĂ€t. Mit der Eroberung durch die Kastilier im 15. Jahrhundert wurden neue landwirtschaftliche Methoden und Lebensmittel eingefĂŒhrt. Die aus Andalusien stammenden Eroberer brachten Elemente ihrer eigenen KĂŒche mit, darunter Weizen, verschiedene GemĂŒsesorten und Wein. Diese neuen Zutaten flossen in die bestehenden kulinarischen Traditionen ein, wĂ€hrend einige ursprĂŒngliche Aspekte, wie die Verwendung von Ziegenfleisch und Gofio, erhalten blieben. Die KĂŒche der Inseln wurde weiter bereichert durch den Einfluss Amerikas, der neue Zutaten wie Kartoffeln, Mais und einer Vielfalt an Obstsorten mit sich brachte. Die moderne kanarische KĂŒche prĂ€sentiert sich als einzigartiger Mix aus ĂŒberlieferten Rezepten und EinflĂŒssen verschiedener Kulturen, stets offen fĂŒr Neues, doch tief verwurzelt in ihrer historischen Vergangenheit.

Papas arrugadas con Mojo verde 4 Personen 30 Minuten 20 Minuten

∙ 1 kg kleine, festkochende Kartoffeln, ∙

mit Schale 250 g grobes Meersalz

FĂŒr den Mojo verde ∙ 1 Bund Koriander ∙ 2 Knoblauchzehen ∙ 1 grĂŒne Paprika ∙ 1 TL KreuzkĂŒmmel ∙ Âœ TL Salz ∙ 2 EL Weißweinessig ∙ 100 ml Olivenöl

Kartoffeln grĂŒndlich waschen und in einen Topf geben. Mit Wasser auffĂŒllen, sodass die Kartoffeln gerade bedeckt sind. Das grobe Meersalz hinzufĂŒgen und zum Kochen bringen. 2 Kartoffeln bei mittlerer Hitze ca. 20 Minuten kochen, bis sie weich sind. Wasser abgießen und die Kartoffeln im Topf auf der ausgeschalteten Herdplatte „trocken schĂŒtteln“, bis die Salzkruste entsteht. 3 FĂŒr den Mojo verde alle Zutaten in einen Mixer geben und zu einer glatten Sauce verarbeiten. 4 Die Papas arrugadas mit Mojo verde servieren. 1

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T RAU M H OT E LS

Corinthia London Luxus zwischen Themse und PalÀsten

Verdura Resort Entspannung und Sport am Meer

London

Sizilien

Nur wenige Augenblicke von der Themse, dem Trafalgar Square und dem Buckingham Palace entfernt befindet sich das Corinthia London, ein Hotel mit 283 Zimmern, hinter einer großartigen, makellos restaurierten Fassade. Ein Ort, wo Sie dem Alltag entfliehen können, wo Sie die Zeremonie des Nachmittagstees genießen und sich in dem preisgekrönten Spa ESPA Life at Corinthia eine Auszeit gönnen können. Das Kerridge’s Bar & Grill und das The Northall, die einem Tag in der Stadt die Krone aufsetzen, sind stolze Experten in Sachen gastronomische GenĂŒsse. Der Stil ist modern, das Design intelligent, und der aufmunternde Empfang mit traditionellen Annehmlichkeiten und herzlichem Service ist in London unĂŒbertroffen.

Das Verdura Resort ist Teil der Rocco Forte Hotels und Mitglied der The Leading Hotels of the World. Es ĂŒberblickt das kristallklare Wasser des Mittelmeers an der SĂŒdkĂŒste Siziliens. Eingebettet in einen 230 Hektar großen Park verfĂŒgt das Resort ĂŒber 203 elegante Zimmer und Suiten sowie ĂŒber zwanzig neue Rocco Forte Private Villas, die auf einem sanft zur ĂŒber 1,8 km langen PrivatkĂŒste des Resorts abfallenden HĂŒgel liegen. Die Restaurants und Bars des Resorts zelebrieren die mediterrane KĂŒche, mit fĂŒr die Insel typischen saisonalen Zutaten. Das SPA von Verdura ist ein exklusiver Zufluchtsort mit einem ganzheitlichen Ansatz in Bezug auf Gesundheit und Wohlbefinden. DarĂŒber hinaus verfĂŒgt das Resort ĂŒber ein 4.000 m2 großes Kongresszentrum. Vor Ort gibt es MeisterschaftsgolfplĂ€tze, die von Kyle Phillips und fĂŒhrenden Persönlichkeiten der Rocco Forte Sicilian Open entworfen wurden. Diese machen Verdura zum Golferziel schlechthin. Das Sportangebot wird durch sechs TennisplĂ€tze, einen 60-Meter-Infinity-Pool, einen Fußballplatz, ein Fitnessstudio mit einem umfassenden Programm an Fitness- und MeditationsaktivitĂ€ten sowie Joggingpfaden bereichert.

corinthia.com

bit.ly/verdura-roccoforte

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T RAU M H OT E LS

Grand Hotel Son Net Elegantes Refugium mit Geschichte

L’ApogĂ©e Courchevel Stilvolle Unterkunft mit alpinem Flair

Puigpunyent

Courchevel

Der im Norden Mallorcas gelegene Gebirgszug der Serra de Tramuntana gehört zum UNESCO-Welterbe. Am Fuß dieser Berge liegt in einer wunderschönen Enklave – nur 20 Minuten von Palma entfernt, in einer einzigartigen Lage mit Blick auf das malerische Dorf Puigpunyent – Son Net, ein Ort voller Eleganz, Kunst und Kultur. Das Hotel befindet sich in einem mallorquinischen Herrenhaus, das aus dem 17. Jahrhundert stammt. Mit seiner Architektur voller Finessen diente es in seiner glorreichen Vergangenheit als ein RĂŒckzugsort voller Luxus. Weitere besondere Merkmale sind der original erhaltene Innenhof aus dem 17. Jahrhundert, der von einer Quelle gespeiste Brunnen und eine Hauskapelle. Das klassisch-elegante Hotel wurde hervorragend restauriert und zeugt von einer stolzen Vergangenheit – Son Net steht fĂŒr ultimativen, authentischen Luxus. Son Net verfĂŒgt ĂŒber 31 Suiten und Cottages, die Luxus, Tradition und ExklusivitĂ€t zum Markenzeichen des Hauses gemacht haben und die GĂ€ste zu einem einzigartigen Erlebnis auf Mallorca einladen.

In den französischen Alpen, im Le Jardin Alpin gelegen, ist das L’ApogĂ©e Courchevel Destination fĂŒr luxusbegeisterte Winterliebhaber. Neben Sport heißt es vor allem Schönheit und Entspannung im L’ApogĂ©e Courchevel. Nach einem ausgiebigen Tag auf den traumhaften, 600 km langen Pisten des weltbekannten Skigebiets Trois VallĂ©es, die direkt ĂŒber einen exklusiven Lift des Hotels erreichbar sind, laden Beauty-Salon und Wellness-Bereich zur Erholung ein. 33 Suiten, ein spektakulĂ€res Penthouse und zwanzig großzĂŒgige Doppelzimmer bieten ein Ultimo an Luxus. Kreiert wurde die authentische Innenausstattung der Hotelanlagen von den Designern India Mahdavi und Joseph Dirand – sie ist an Stil nicht zu ĂŒberbieten. Als außergewöhnliches Highlight des Masterpiece Hotels brilliert besonders das Chalet L’Amarante mit seinen fĂŒnf luxuriösen En-suite-Schlafzimmern, Privatkino, Spa und Lounge-Bar. GĂ€ste, deren Herzen beim Anblick schneebedeckter Alpenlandschaften höherschlagen, werden sich im L’ApogĂ©e Courchevel mehr als nur wohlfĂŒhlen.

sonnet.es

bit.ly/lapogee-courchevel

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W E LT W U N D E R S I E B E N D I E

Das Kolosseum, Teil der neuen sieben Weltwunder und erbaut 72-80 n. Chr. unter Kaiser Vespasian, diente zur Unterhaltung der Römer mit Spektakeln und Gladiatorenspielen.

OBEN

Chichén Itzå, eine von den Maya zwischen 600 und 800 n. Chr. errichtete Tempelstadt mit der bekannten Kukulcån-Pyramide, ist ein Meisterwerk der Architektur, Mathematik und Astronomie.

UNTEN

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W E LT W U N D E R S I E B E N D I E

Das Comeback der 7 Weltwunder Text Nikki Bonnal

Wo und wann immer von den Sieben Weltwundern die Rede ist, verleiten sie zum TrĂ€umen. Von der Antike bis zur Gegenwart wurden unzĂ€hlige Listen von verschiedenen „Weltwundern“ erstellt, um die spektakulĂ€rsten Bauwerke und Naturwunder zu erfassen.

An dieser Stelle sei keck behauptet, dass die meisten von uns die original sieben Weltwunder der Antike ĂŒberhaupt nicht kennen, und keine Liste, auch nicht die sogenannte Liste der neuen sieben Weltwunder, alle Wunder dieser Welt umfassen kann. Die Ă€lteste aller „Wunderlisten“ ist die Liste der sieben Weltwunder der Antike. Sie beinhaltet neben der Großen Pyramide von Gizeh den Koloss von Rhodos, die hĂ€ngenden GĂ€rten von Babylon, den Leuchtturm von Alexandria, das Mausoleum in Halikarnassos, die Zeus-Statue in Olympia sowie den Tempel der Artemis in Ephesos. Diese Liste basierte auf Reiseberichten im antiken Griechenland und umfasst daher vorrangig Bauwerke im Mittelmeerraum und im Alten Orient. Die Große Pyramide von Gizeh in Ägypten ist das einzige dieser antiken Weltwunder, das heute noch existiert. Daher verwundert es nicht, dass in aufeinanderfolgenden Epochen regelmĂ€ĂŸig Listen mit „neuen“ Weltwundern auftauchten.

Um die Jahrtausendwende kam wieder Bewegung in die stets von hitzigen Debatten begleitete Diskussion um die bestmögliche Liste. Der Grundstein fĂŒr eine neue Liste wurde im Jahr 2000 gelegt, als der Schweizer Filmemacher, Autor und Abenteurer Bernard Weber beschloss, eine Kampagne zur Benennung der neuen sieben Weltwunder zu starten. Nachdem BĂŒrger auf der ganzen Welt zur Abstimmung aufgerufen worden waren, wurde 2007 in Lissabon die Liste der neuen sieben Weltwunder vorgestellt. ZurĂŒckbehalten wurden ∙ der Felsentempel in Petra/Jordanien, ∙ die Chinesische Mauer, ∙ der Corcovado-Christus in Rio de Janeiro/Brasilien, ∙ das Kolosseum in Rom, ∙ der Machu Picchu in Peru, ∙ der Maya-Tempel von ChichĂ©n ItzĂĄ/ Mexiko sowie ∙ das Taj Mahal in Agra/Indien.

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Die Pyramiden von Gizeh wurden, sozusagen „außer Konkurrenz“, als „ewiges Weltwunder“ eingestuft und brauchten sich daher keiner Wahl zu stellen. Obwohl die UNESCO mehrfach eingeladen wurde, das Projekt der neuen sieben Weltwunder zu unterstĂŒtzen, entschied sich die Organisation gegen eine Zusammenarbeit mit Herrn Weber. Ziel und Auftrag der UNESCO sei es, die LĂ€nder bei der Identifizierung, dem Schutz und der Bewahrung des Welterbes zu unterstĂŒtzen. Die Medienkampagne von Herrn Weber sei nicht mit der wissenschaftlichen und pĂ€dagogischen Arbeit der UNESCO zu vergleichen. Die UNESCO-Liste umfasst aktuell etwa 1.200 StĂ€tten in 168 LĂ€ndern. Unser Land ist mit der Altstadt von Luxemburg-Stadt darauf vertreten. Eine UNESCO-Klassifizierung ist fĂŒr die einzelnen LĂ€ndern von enormer Wichtigkeit, da unerlĂ€ssliche Hilfeleistungen und bedeutende Besucherströme daran geknĂŒpft sind. Aber seien wir ehrlich: Bei einer solchen Vielzahl von geschĂŒtzten StĂ€tten war die Versuchung natĂŒrlich groß, eine viel kleinere „Hitliste“ auszuarbeiten 
 Schauen wir uns die neue Liste auf 7Wonders.org doch einmal nĂ€her an. 1. Die Felsenstadt Petra Die wunderbare Felsenstadt Petra ist ein antikes Wunder, das der Außenwelt jahrhundertelang verborgen geblieben war. Erst 1812 wurde die „Verlorene Stadt“ vom Schweizer Johann Ludwig Burckhardt „entdeckt“ und gilt mittlerweile als Jordaniens wichtigste Touristenattraktion.

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Der monumentale Felsentempel in Petra (der Name kommt aus dem Griechischen und bedeutet „Fels“) wurde im 1. Jh. v. Chr. als Grabmal eines NabatĂ€er-Königs errichtet. Nach ihrer Eroberung durch die Araber war die geheimnisvolle Felsenstadt verlassen worden und und wurde erst vor 200 Jahren wiederentdeckt.

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Machu Picchu, eine im 15. Jh. von den Inka erbaute Stadt auf ĂŒber 3.000 Meter Höhe in den peruanischen Anden, ist fĂŒr ihre komplexen Bauten und Pfade bekannt und gilt als Wunder der Baukunst und harmonischen Landschaftsgestaltung.

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LINKS Die etwa 30 Meter hohe Christusstatue „Cristo Redentor“ in Rio ist mit ihren nicht einmal 100 Jahren ein verhĂ€ltnismĂ€ĂŸig junges Weltwunder.

Die insgesamt ĂŒber 20.000 km lange Chinesische Mauer war als Schutz gegen Angriffe von NomadenstĂ€mmen aus dem Norden errichtet worden.

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2. Die Chinesische Mauer Apropos Touristenattraktion: Die gut von Peking erreichbare Chinesische Mauer, deren erste Abschnitte bereits im 7. Jahrhundert erbaut wurden, erstreckt sich ĂŒber fast 9.000 km und bietet ein unbeschreibliches Berg- und Naturpanorama. Die Besichtigung der Chinesischen Mauer fĂŒhrt ĂŒber Badaling oder das etwas weniger frequentierte Mutianyu, wo es sogar eine Rutschbahn bis ins Tal gibt! 3. Der Corcovado-Christus Auch wenn wir aus SicherheitsgrĂŒnden empfehlen, die brasilianische Metropole Rio de Janeiro eher mit einer Reisegruppe zu besichtigen, sollten Sie sich keinesfalls die weltbekannte, 30 Meter hohe „Christus der Erlöser“-Statue auf dem Corcovado-Berg entgehen lassen. Der Bau der imposanten Statue begann 1926 und hat Brasilien zu einem der beliebtesten Reiseziele der Welt gemacht. 4. Das Kolosseum in Rom Viele Luxemburger lieben Italien als Urlaubsland und kennen bereits das berĂŒhmte Kolosseum in Rom. Das im 1. Jahrhundert erbaute Amphitheater diente als Kulisse fĂŒr zahlreiche Spielfilme, die in die Filmgeschichte eingegangen sind. Sie blicken auf die blutige Vergangenheit des Kolosseums zurĂŒck, in der die Gladiatoren tapfer bis zum sicheren Tod kĂ€mpften und die damals verfolgten Christen den Löwen zum Fraß vorgeworfen wurden. 5. Machu Picchu Die im 15. Jahrhundert auf einer Höhe von ĂŒber 2.400 Metern in den Anden erbaute Inka-Stadt Machu Picchu, die erst 1911 entdeckt wurde, steht aufgrund ihrer Schönheit und ihrer unvergleichlichen Lage mehr als verdient auf der Liste der neuen sieben Weltwunder. Wer

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Das Taj Mahal ist ein einzigartiges, palastĂ€hnliches Grabmal aus dem 17. Jahrhundert, das aufgrund seiner harmonischen Proportionen und seiner romantischen Geschichte zur beliebtesten SehenswĂŒrdigkeit Indiens geworden ist.

durch das Sonnentor in die Tempelanlage gelangt (planen Sie IMMER zwei Tage fĂŒr die Besichtigung ein, da der Hauptberg oft im Nebel liegt!) wird mit einer „Oncein-a-lifetime-Aussicht“ belohnt, die er/sie nie mehr vergessen wird! 6. ChichĂ©n ItzĂĄ Die Maya-Stadt ChichĂ©n ItzĂĄ auf der mexikanischen Halbinsel YucatĂĄn stammt aus dem 9. Jahrhundert und gilt als Meisterwerk der Architektur und der Astronomie. HerzstĂŒck ist die große KukulkĂĄnPyramide mit 365 Stufen und Treppen, die aus jeder Himmelsrichtung zu der oben gelegenen Kammer mit dem auf

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dem RĂŒcken liegenden Regengott Chac Mool fĂŒhren. 7. Das Taj Mahal Auch das Taj Mahal, ein wunderbares, palastĂ€hnliches GrabgebĂ€ude in Agra/ Indien und eines der schönsten Beispiele der Mogul-Architektur, wurde aufgrund seiner Perfektion und der Harmonie seiner Proportionen zu einem der sieben Wunder ernannt. Ich weiß, was Sie jetzt denken 
 Was ist mit Angkor, der ĂŒberwĂ€ltigenden, ĂŒber 1.000 Jahre alten hinduistischen Tempelanlage in Kambodscha?

Auf welcher Liste steht der einzigartige Borobudur aus Indonesien, immerhin die grĂ¶ĂŸte buddhistische Tempelanlage der Welt? Und warum tauchen auf der Liste die sagenumwobenen Moai-Statuen der sĂŒdpazifischen Osterinseln nirgendwo auf? Oder die Alhambra, der Eiffelturm, die Verbotene Stadt oder die Hagia Sophia oder 
 Darauf gibt es nur eine Antwort: Seien Sie, wo immer Sie gerade sind, offen fĂŒr die Schönheiten um Sie herum! Das Wichtigste ist IHR ganz persönliches „Repertoire“ all jener Wunder, die Sie ins Herz geschlossen haben oder die Sie auf Ihrer GlĂŒcksliste fĂŒr die Zukunft verankern möchten!


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Felsentempel in Petra Chinesische Mauer Corcovado-Christus in Rio Kolosseum in Rom Machu Picchu Maya-Tempel von Chichén Itzå Taj Mahal in Agra

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Dracheninseln Text & Fotos Laurent Nilles

Mehr als 17.000 Inseln gibt es in Indonesien. Im Komodo-Nationalpark leben auf zwei davon die seltenen Komodowarane, die grĂ¶ĂŸten Echsen der Welt, deren Gift auch schon Menschen zum Opfer gefallen sind. An Bord eines traditionellen Segelboots lĂ€sst sich das urzeitliche Inselparadies ganz entspannt entdecken.

Zwölf Jahre ist es nun her, seit Ahmed sein altes Leben hinter sich gelassen hat. Bis dahin lebte er wie die meisten seiner Nachbarn von dem, was er mit seinen eigenen HĂ€nden aus dem Meer ziehen konnte: Jede Nacht hisste er die Segel seines kleinen Holzboots und legte am Morgen danach die ihm ins Netz gegangenen bunten Fische zum Trocknen in die Sonne. AuslĂ€ndische Touristen waren selten und verirrten sich nicht oft in sein auf der indonesischen Komodo-Insel gelegenes Heimatdorf. Als 1980 der gleichnamige KomodoNationalpark gegrĂŒndet wurde, besuchten nur knapp hundert unerschrockene Pioniere die infrastrukturarme Region. Angezogen von den hier heimischen grĂ¶ĂŸten Echsen der Welt wurden zwanzig Jahre spĂ€ter bereits 30.000 Touris-

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ten gezĂ€hlt, und 2019, bevor die Corona-Pandemie den Besucheransturm jĂ€h stoppte, schipperten mehr als 200.000 GĂ€ste ĂŒber das tĂŒrkisblaue Meer zu den Inseln des Naturschutzgebiets. Nur auf den Schwesterinseln Komodo und Rinca kann man den mythischen Komodowaran in freier Wildbahn zu Gesicht bekommen. Urzeitliche Raubtiere Ahmed fĂ€hrt nun nicht mehr aufs Meer, sondern hat alle HĂ€nde voll zu tun, Besucher aus der ganzen Welt ĂŒber seine Heimatinsel und zu den Drachen zu fĂŒhren. Es gibt weder Straßen noch Autos und so machen wir uns zu Fuß mit dem erfahrenen Guide auf Entdeckungstour. Bewaffnet mit einem zwei Meter langen, gabelartigen Stock fĂŒr den Fall der FĂ€lle mahnt er zur Vorsicht: Die Echsen


KO M O D O Knapp 1.000 Menschen nennen das Komodo-Dorf im gleichnamigen Nationalpark ihre Heimat. Die meisten arbeiten heutzutage als Fischer oder im Tourismus.

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Viel Geduld und etwas GlĂŒck braucht es, um einen der Warane auf offenem Feld vor solcher Kulisse abzulichten.

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LINKS Gut ausgebildete Ranger fĂŒhren die Besucher sicher ĂŒber die Inseln.

Ein mĂ€nnlicher Waran buhlt um die Aufmerksamkeit des kleineren Weibchens. Leider sind seine BemĂŒhungen umsonst, die Dame höchstens oberflĂ€chlich interessiert.

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KO M O D O Frisches Blut erschnuppert der Waran kilometerweit. Mit einer Geschwindigkeit von bis zu 18 Kilometer pro Stunde stĂŒrzt die Echse sich anschließend auf ihr Opfer.

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Der Sonnenuntergang ĂŒber der kleinen Insel Padar gilt als einer der spektakulĂ€rsten ganz Indonesiens.

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scheinen zwar trĂ€ge, doch es kommt immer wieder zu ZwischenfĂ€llen. Die Tiere reagieren sensibel auf schnelle Bewegungen und mit ihrem ausgeprĂ€gten Geruchssinn können sie frisches Blut auf mehrere Kilometer erschnuppern. Bei einer Attacke erreichen sie Geschwindigkeiten von bis zu achtzehn Stundenkilometern und ein Biss kann ohne Behandlung tödlich enden. Die Warane sondern nĂ€mlich ein spezielles, die Blutgerinnung hemmendes Gift ab, sodass ihre Beutetiere teilweise noch Tage nach dem Angriff zugrunde gehen. Auf dem Speiseplan der Echsen stehen unter anderem Hirsche oder Wildschweine, doch in seltenen FĂ€llen fallen auch WasserbĂŒffel den Raubtieren zum Opfer. Die kannibalistischen Drachen fressen sogar ihre eigenen Jungtiere, sodass diese sich wĂ€hrend ihrer ersten Lebensjahre bevorzugt auf hohen BĂ€umen verstecken, wo sie fĂŒr ihre Ă€lteren Artgenossen nicht zu erreichen sind. Menschen passen eher nicht ins Beuteschema der Warane, doch UnfĂ€lle kommen dennoch vor. 2009 wurde ein erfahrener Ranger gebissen, als er sich morgens an seinen Schreibtisch setzte und darunter zu seinem Erschrecken eine der gefĂ€hrlichen

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Echsen vorfand. Seine Kollegen mussten anschließend gleich mehrere der von der blutenden Wunde angelockten JĂ€ger abwehren, um den Verletzten auf ein Boot in Richtung des nĂ€chsten Krankenhauses zu bringen. 2017 wurde ein Tourist angegriffen, als er fĂŒr ein Erinnerungsfoto alle Vorsicht ĂŒber Bord warf und sich zu nah an einen Waran heranwagte. Der vorerst letzte Vorfall ereignete sich 2020, als ein Bauarbeiter beim Ausbau der Parkanlagen in einem Moment der Unachtsamkeit gebissen wurde. Dank schneller Evakuierung und medizinischer Hilfe sind menschliche Todesopfer glĂŒcklicherweise selten, sodass seit 1974 „nur“ fĂŒnf Personen durch die Echsen ihr Leben verloren haben. ZwiespĂ€ltiges VerhĂ€ltnis Wir erspĂ€hen unseren ersten Drachen im dichten GestrĂŒpp des tropischen Waldes: Ein voll ausgewachsenes Prachtexemplar, das sich von unserer Anwesenheit beruhigenderweise ziemlich unbeeindruckt zeigt. Ich schwanke zwischen Faszination fĂŒr das aus der Zeit gefallene Urtier und NervositĂ€t angesichts dessen Reputation. Die vorangegangenen ErzĂ€hlungen noch im Ohr, reicht es schon, dass die riesige Echse den Kopf kurz hebt und den Blick auf mich richtet, um ein mulmiges GefĂŒhl in mir aufsteigen zu lassen. Als FrĂŒhstĂŒck fĂŒr das urzeitliche Reptil möchte ich nicht enden und trete langsam, gemĂ€ĂŸ Ahmeds Anweisung, hektische Bewegungen zu vermeiden, den RĂŒckzug an. Niedlicher mutet da das Jungtier an, das wir wenig spĂ€ter bei einem morgendlichen Streifzug ĂŒber den

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KO M O D O Die Kinder der Fischer wachsen mit dem Meer auf – bei Ebbe werden da auch schon mal zum Zeitvertreib Pyramiden aus Seesternen gebaut.

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LINKS Winzige getrocknete Garnelen namens Rebon werden in der InselkĂŒche gerne zum WĂŒrzen eingesetzt.

Die ĂŒber Nacht gefangenen Fische werden in der Sonne getrocknet und anschließend landesweit verkauft.

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Ganz nach dem Motto „Der frĂŒhe Vogel fĂ€ngt den Wurm“ setzen die Seeleute noch vor Sonnenaufgang den Anker unseres Phinisi-Seglers in der Bucht vor Komodo.

hellen Sandstrand der Insel beobachten – mit knapp einem halben Meter GesamtlĂ€nge weniger bedrohlich, doch nichtsdestotrotz ebenso giftig. Die Warane haben wenig Scheu vor den Menschen, und es ist nicht unĂŒblich, sie in der NĂ€he von WohngebĂ€uden anzutreffen, wo sie sich Essensreste, zum Trocknen ausgelegte Fische oder auch die eine oder andere Ziege schnappen. 2009 ist traurigerweise sogar ein neunjĂ€hriger Junge den Echsen zum Opfer gefallen. Die Menschen auf Komodo haben demnach ein zwiespĂ€ltiges VerhĂ€lt-

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nis zu den Tieren. Einerseits sind die karnivoren Raubtiere eine stĂ€ndige Gefahr fĂŒr Besitz und Leben, andererseits bietet der Tourismus vielversprechende neue Einnahmequellen: Viele der Bewohner arbeiten heutzutage wie Ahmed als FremdenfĂŒhrer, verkaufen handgeschnitzte Souvenirs oder verdingen sich als KapitĂ€n, Matrose oder Koch auf den bei den Besuchern beliebten Phinisi-Holzbooten. Tropisches Inselparadies Auf einem dieser traditionellen Seglern nachempfundenen Schiffe lĂ€sst sich die

tropische Inselwelt des Komodo-Nationalparks ohne Hektik entdecken. Neben Komodo und Rinca, wo sich die Drachen am besten beobachten lassen, sollte man es nicht versĂ€umen, auf Padar den Sonnenuntergang ĂŒber der prĂ€historisch anmutenden Landschaft zu genießen, einen der zahlreichen, nur ĂŒbers Wasser erreichbaren SandstrĂ€nde zu erkunden, einen Nachmittag mit den freundlichen Fischerfamilien auf Papagarang zu verbringen oder in die vielfĂ€ltige Unterwasserwelt mit unzĂ€hligen bunten Fischen einzutauchen.


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Breviarium

8° S 119° O bit.ly/reesen-komodo

KOMODO BALI FLORES

LOMBOK SUMBAVA RINCA

SUMBA

Unbedingt Wer es eilig hat, kann einen Tagesausflug auf die Insel Rinca von Labuan Bajo unternehmen. Ich wĂŒrde allerdings ohne Bedenken zu einer mehrtĂ€gigen Schiffsreise raten, da es im Nationalpark neben den Waranen noch viel mehr zu entdecken gibt. Zudem kann man, wenn man die Nacht auf dem Boot verbringt, schon am frĂŒhen Morgen von Bord und die Inseln noch vor der Ankunft der Tagesbesucher ungestört erkunden.

Bloß nicht Offene Wunden sollte man vor dem Betreten von Komodo und Rinca sorgfĂ€ltig abkleben, denn die Riesenechsen können frisches Blut kilometerweit riechen. NatĂŒrlich sollte man auch sonst die Anweisungen des Rangers auf keinen Fall missachten und sich zum Beispiel fĂŒr ein Selfie zu nahe an die Warane heranwagen.

Geheimtipp Es lohnt sich, den KapitĂ€n des Boots nach seinen LieblingsplĂ€tzen zu fragen: einen wunderschönen, einsamen Strand mit feinem, rosafarbenem Sand, den besten Platz zum Schnorcheln oder ein authentisches Fischerdorf mit freundlichen Menschen – nicht alle Highlights der Inselwelt finden sich im ReisefĂŒhrer.

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So schmeckt Komodo In der indonesischen KĂŒche spiegelt sich die kulturelle Geschichte des Landes wider. Sie vereint lokale Traditionen mit EinflĂŒssen aus China, Indien und der niederlĂ€ndischen Kolonialzeit, was sich in einer FĂŒlle von unterschiedlichen Gerichten manifestiert. Ein charakteristisches Gericht ist Nasi Goreng, ein aromatisches gebratenes Reisgericht, oft kombiniert mit Ei, Garnelen oder Huhn und gewĂŒrzt mit Sojasauce und Tamarinde. Ebenso beliebt ist Satay, bestehend aus marinierten Fleischspießen, die ĂŒber offenem Feuer gegrillt und ĂŒblicherweise mit einer wĂŒrzigen Erdnusssauce serviert werden. Die KĂŒche nutzt eine Vielzahl von Zutaten wie Galgant, Zitronengras und Koriander, die einzigartige Geschmacksprofile kreieren. Kokosmilch verleiht Currys und Suppen wie Soto, einer reichhaltigen BrĂŒhe, eine cremige Textur. Sambals, pikante Chilipasten, sind unverzichtbar und bieten eine explosive Geschmacksvielfalt.

Nasi Goreng 2 Personen 10 Minuten 30 Minuten

∙ 200 g gekochter Reis ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙

(vorzugsweise abgekĂŒhlt) 2 EL Pflanzenöl 2 Knoblauchzehen, fein gehackt 1 kleine rote Zwiebel, fein geschnitten 1 rote Chilischote, entkernt und fein gehackt 100g HĂ€hnchenbrust, in Streifen geschnitten 50 g Garnelen, geschĂ€lt 2 EL Sojasauce 1 TL Tamarindenpaste 1 TL Palmzucker 1 FrĂŒhlingszwiebel, in Ringe geschnitten 1 Ei, geschlagen Salz und Pfeffer nach Geschmack

Öl in einer Pfanne erhitzen, Knoblauch, Zwiebel und Chili hinzufĂŒgen, bis sie duften. 2 HĂ€hnchenstreifen und Garnelen hinzufĂŒgen, bis sie fast gar sind. 3 Reis einrĂŒhren und gleichmĂ€ĂŸig verteilen, bis er heiß ist. 4 Sojasauce, Tamarindenpaste und Palmzucker hinzufĂŒgen, gut mischen. 5 Geschlagenes Ei ĂŒber den Reis gießen und unter RĂŒhren kochen, bis das Ei stockt. 6 Mit FrĂŒhlingszwiebeln, Salz und Pfeffer abschmecken. 7 Nasi Goreng als Hauptgericht mit frischem Salat oder eingelegten Gurken servieren. 1

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Badende in Treasure Beach im SĂŒdwesten der Insel.

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Spaziergang mit einem Ranger im Nationalpark Blue and John Crow Mountains in den Blue Mountains.

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JAMAI KA

Jamaika, authentisches Karibik-Feeling Text & Fotos Philippe Bourget

Durch und durch karibisch: Jamaika ist mehr als die Hotelresorts im Norden der Insel, die bei amerikanischen Urlaubern hoch in der Gunst stehen. Seine ĂŒppige Natur, seine regenreichen, bewaldeten Berge, sein lĂ€ndlicher SĂŒden und seine einflussreiche Rastakultur machen Jamaika zu einem authentischen, stolzen und exklusiven Reiseziel.

Bei Touristen beliebte tropische KĂŒsten gibt es viele. Doch was unterscheidet sie? Oftmals nichts. Man findet dort die immergleichen All-inclusive-Hotelkomplexe, Ausflugsangebote und kostspieligen Dienstleistungen. Im Norden Jamaikas ist das nicht anders. Die 120 km lange KĂŒste zwischen Montego Bay und Ocho Rios erreicht zwar nicht die Immobiliendichte von Punta Cana oder der Riviera Maya, ist aber trotzdem mit gesicherten Hotelresorts und PrivatstrĂ€nden vollgepackt, die keine Lust darauf machen, seine FĂŒhler weiter auszustrecken. Einige von ihnen haben jedoch eine besondere Geschichte. Wie zum Beispiel das GoldenEye Resort in Oracabessa. Auf einem Anwesen, das Ian Fleming, dem Autor der James-Bond-Romane, gehörte, laden luxuriöse Villen und Cottages eine (Ă€ußerst) gut betuchte Klientel zum Verweilen ein. Das Hotel wurde vom derzeiti-

gen Besitzer des GelĂ€ndes gegrĂŒndet: Chris Blackwell, seinerzeit Produzent von Bob Marley. Rastafari Indigenous Village Aber das wahre Jamaika ist woanders. Es liegt da, wo sich eine arme, aber stolze Insel zeigt, deren großzĂŒgige Natur ein perfekter Spielplatz fĂŒr alle Outdoor-Fans ist. Auch wenn sich das Straßennetz verbessert, so muss man doch, um diese RealitĂ€t zu erreichen, Tausende Spurrillen und unbefestigte Straßen ertragen. Wie viele amerikanische Kreuzfahrt- und HotelgĂ€ste besuchen wohl das Rastafari Indigenous Village in der NĂ€he von Montego Bay? In einem abgelegenen Tal, abseits vom „Babylon“, d. h. der vom rechten Weg abgekommenen Gesellschaft, lebt eine Gruppe von Rastafaris ein autarkes Leben zwischen Kumina-Musik (mit Schlaginstrumenten), vegetarischem Essen und

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Spliffs – Ganja-Zigaretten. Wer möchte, kann sich in den relativ gut ausgestatteten Bungalows sogar zu einem Retreat zurĂŒckziehen. Auch der Weg Richtung SĂŒdwesten hĂ€lt einige Überraschungen bereit. Wie beispielsweise Middle Quarters, ein Dorf, in dem viele Wege zusammenlaufen. Hier halten wir an, um Pepper Shrimps zu genießen: im benachbarten Fluss gefischte, mit Pfeffer gewĂŒrzte Garnelen, die am Straßenrand zubereitet werden. WĂŒrzig und ultralokal. Etwas weiter wartet der Badeort Treasure Beach mit authentischem Charme auf. Die Boutique-Hotels, die sich hier niedergelassen haben, sind eingebettet in ein buntes Dekor: Da sind kleine, vertrĂ€umte HĂ€fen mit farbenfrohen Fischerbooten, fruchtbare Felder, die von geschickten HĂ€nden bestellt werden, und die Berge von Santa Cruz, die in der Ferne ĂŒber den Ort wachen. Der SĂŒdwesten: der GemĂŒsegarten Jamaikas Das Unternehmen Treasure Tours bietet ĂŒbrigens einige interessante AusflĂŒge mit dem Motorroller an, um Landwirte zu treffen. Dort begegnen wir einem Bauern, der dabei ist, Wasser aus der Zisterne des Dorfes zu holen. Sein Fahrzeug ist an einer Bar geparkt, die von einer stark geschminkten Jamaikanerin gefĂŒhrt wird und aus der laut DJ-Musik dröhnt. Dort wartet er geduldig darauf, dass der „Tankwart“ aus seinem Mittagsschlaf erwacht. Wir halten außerdem bei Cleve, einem betagten Landwirt, der uns stolz zeigt, wo er Thymian und das karibische KnollengewĂ€chs Coco anbaut. Sozusagen alles wĂ€chst hier. Der SĂŒdwesten ist einer der „GemĂŒsegĂ€rten“ Jamaikas. In Sachen Unterkunft ist besonders das Jakes Hotel zu empfehlen. Dieser typische Ort besticht mit bunten Bungalows in ĂŒppiger Natur und seinem Restaurant, Jack Sprat, das dem Reggae und Jimmy Cliff gewidmet ist. Das Hotel gehört dem Sohn des jamaikanischen Regisseurs Perry

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JAMAI KA LINKS Ein Dorf in den Blue Mountains.

Ein Wildbach in den Blue Mountains in Gordon Town.

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KĂŒstenlandschaft im legendĂ€ren GoldenEye Resort in Oracabessa an der nordöstlichen KĂŒste.

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Im Rastafari Indigenous Village in der NĂ€he von Montego Bay werden Pflanzen und GemĂŒse angebaut, um autark leben zu können.

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JAMAI KA Kaffeeernte in den Blue Mountains.

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Am Blue Hole in Island Gully Falls in der NÀhe von Ocho Rios zeigt sich die jamaikanische Natur von ihrer schönsten Seite.

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LINKS Altes Haus in Falmouth an der nordwestlichen KĂŒste.

In Treasure Beach im SĂŒdwesten der Insel.

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JAMAI KA Henzell. In den 1970er-Jahren hat dieser einen Film gedreht, in dem Reggae-Star Cliff, der dieses Jahr seinen 80. Geburtstag feiert, die Hauptrolle spielte. Im augenscheinlich reichen SĂŒdwesten bietet das Dorf Crawford in der NĂ€he des Hafens von Black River ein anderes Erlebnis. Die lokale Gemeinschaft beschĂŒtzt seit Jahren das Meeresschutzgebiet Malcolm Bay – eine 5 km lange, unberĂŒhrte MangrovenkĂŒste. Auf einem Bootsausflug in Begleitung lokaler Fischer lassen sich (im FrĂŒhling) RundschwanzseekĂŒhe und Meeresschildkröten beobachten. Auch um die Pelican Bar zu erreichen, ist eine Bootsfahrt vonnöten. Diese HolzhĂŒtte auf PfĂ€hlen, nur einen kurzen Weg vom Ufer entfernt, wird vom charismatischen Rastafari Floyd betrieben. AktivitĂ€ten rund ums Wasser Überall in Jamaika lĂ€dt die Natur zu FreizeitaktivitĂ€ten ein. Wir fahren ab dem Hafen von Black River auf dem gleichnamigen Fluss flussaufwĂ€rts, um Vögel und Krokodile zu beobachten. In der NĂ€he von Middle Quarters baden wir in erfrischenden WasserfĂ€llen, den YS Falls. Im Norden, oberhalb von Ocho Rios, erwartet uns das Blue Hole. Dieses tiefblaue Wasserloch befindet sich am Fuße eines Wasserfalls, der einem Wildbach entsprint. Hier, an den Island Gully Falls, darf von den Felsen gesprungen und geschwommen werden. Am Rande des Cockpit Country, einem abgelegenen Teil im Nordwesten der Insel, unternehmen wir eine Floßfahrt. Auf dem Martha Brae River gleiten die BootsfĂŒhrer mit ihren FlĂ¶ĂŸen ĂŒber den schattigen Fluss, indem sie sich, wie anno dazumal, mit einem langen Stab abstoßen. Auch wenn diese AktivitĂ€t als sehr touristisch angesehen werden

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Fahrt mit dem Bambusfloß auf dem Martha Brae River im Nordwesten der Insel.

kann, ist sie doch die perfekte Möglichkeit, in den Wald einzutauchen. Unterwegs in den Blue Mountains Die Blue Mountains sind ein absolutes Must-see in Jamaika! Dieses Massiv im Osten der Insel thront mit seinen 2.256 m Höhe ĂŒber Kingston. Erreicht wird es ĂŒber schlechte, schmale, sich windende Straßen inmitten einer Vegetation, die den Asphalt zu verschlingen scheint. Die ĂŒppig bewachsenen, in Nebel getauch-

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ten Blue Mountains, in denen plötzliche RegenfĂ€lle keine Seltenheit sind, sind ein Paradies fĂŒr Wanderer – so gibt es im Blue and John Crow Mountains Nationalpark viel zu entdecken. Mit frischer Luft in den Lungen, die die stickige Hitze in Kingston vergessen lĂ€sst, haben die Besucher ab der Holywell-EmpfangshĂŒtte Zugang zu mehreren Strecken. Wer GlĂŒck hat, kann unterwegs sogar einen Blick auf den Nationalvogel, den Jamaika-Kolibri, erhaschen.

Die Blue Mountains sind außerdem eine Kaffeeregion. Die dort angebaute Arabica-Sorte produziert einen weichen, aromatischen Kaffee ohne Bitterkeit. Sie ist eine der teuersten Kaffeesorten der Welt. Es können mehrere Farmen besucht werden, darunter das UCC Blue Mountain Coffee Craighton Estate in Irish Town. Dort bieten zudem einige Hotels und Lodges Übernachtungsmöglichkeiten. Wer die Blue Mountains besucht, taucht in eine ganz andere Welt ein.


JAMAI KA

Breviarium

18° N 77° W visitjamaica.com

Montego Bay Ocho Rios

JAMAIKA Blue Mountains Black River

Kingston

Unbedingt Die Hauptstadt Kingston mag chaotisch sein, aber einen Ort muss man dort einfach gesehen haben: das Bob-MarleyMuseumshaus. Im oberen Bereich der Stadt gelegen, gibt es einen Einblick in das Privatleben des KĂŒnstlers. Fotos, Briefe, goldene Schallplatten, persönliche GegenstĂ€nde, ein Aufnahmestudio und mehr werden den Besuchern durch Reiseleiter Ricky nĂ€hergebracht, der auch Lieder des Großmeisters zum Besten gibt. Hier sind Sie der Legende so nah wie nirgends sonst – Ya man! Außerdem gibt es eine Boutique und ein CafĂ© zu entdecken.

Bloß nicht Selbst wenn Kingston nicht mehr so gefĂ€hrlich ist wie noch in den 1980er-Jahren, als Gangs das Stadtbild bestimmten, springt der Funke nicht ĂŒber. Downtown hat sich mit seiner Streetart ein neues Image geschaffen, aber allein sollte man sich abends oder teilweise auch tagsĂŒber in einigen Bereichen nicht auf die Straße wagen. Gleiches gilt fĂŒr die GeburtsstĂ€tte des Reggae und einen ehemaligen Wohnort Bob Marleys: das Arbeiterviertel Trench Town. Abgesehen vom Bob-Marley-Museum bietet sich noch ein Besuch des georgianischen Devon House an.

Geheimtipp Der „Dschungel“ der Blue Mountains birgt viele Geheimnisse. In dem Massiv gibt es Maroon-Dörfer wie Charles Town und Moore Town zu entdecken. Diese wurden nach den Nachkommen der Sklaven benannt, die einst von den Plantagen flohen und sich zu Gemeinschaften zusammenschlossen. Zudem gehört ein FrĂŒhstĂŒck im Pretty Close 876 in Gordon Town unbedingt auf Ihre Bucketlist. Dieses „Restaurant“ befindet sich in einer an einem Wildbach gelegenen HĂŒtte. Dort werden Köstlichkeiten aus der (vegetarischen) Ital-KĂŒche serviert.

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So schmeckt Jamaika Die jamaikanische KĂŒche ist geprĂ€gt von einer Mischung aus afrikanischen, europĂ€ischen und asiatischen EinflĂŒssen. Charakteristisch sind die Verwendung von scharfen GewĂŒrzen wie Scotch Bonnet Chili und die Vorliebe fĂŒr Grill- und RĂ€ucheraromen. Ein Grundnahrungsmittel ist das Jerk-GewĂŒrz, das fĂŒr Fleischgerichte verwendet wird. Typische Zutaten sind auch Kokosnuss, Bohnen, Reis und verschiedene tropische FrĂŒchte. Die KĂŒche bietet eine Vielfalt von Aromen, von scharf und wĂŒrzig bis hin zu sĂŒĂŸ oder herzhaft.

Jerk Chicken 4 Personen 15 Minuten 40 Minuten

∙ 1 ganzes HĂ€hnchen, ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙

in StĂŒcke geschnitten 4 EL Jerk-GewĂŒrzpaste 2 EL Sojasauce 2 EL Pflanzenöl 1 EL brauner Zucker 1 TL frischer Ingwer, gerieben 2 Knoblauchzehen, zerdrĂŒckt Saft einer Limette

In einer SchĂŒssel die JerkGewĂŒrzpaste, Sojasauce, Öl, braunen Zucker, Ingwer, Knoblauch und Limettensaft zu einer Marinade verrĂŒhren. 2 Die HĂ€hnchenteile in der Marinade wenden, sodass sie vollstĂ€ndig bedeckt sind. FĂŒr mindestens 1 Stunde im KĂŒhlschrank marinieren, idealerweise ĂŒber Nacht. 3 Grill vorheizen. HĂ€hnchenteile auf den Grill legen und bei mittlerer Hitze ca. 30–40 Minuten grillen, dabei gelegentlich wenden, bis das HĂ€hnchen durchgegart ist. Mit Reis und z. B. gegrillter Ananas, frischer Mango oder gebratenen Kochbananen servieren. 1

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BAL I

Insel der Götter Text & Fotos Laurent Nilles

Die bekannteste Insel Indonesiens, nur etwa doppelt so groß wie Luxemburg, lockt alljĂ€hrlich mehr als vier Millionen auslĂ€ndische Besucher an. Besonders die StrĂ€nde und Ferienorte im SĂŒden des Eilands befinden sich fest in der Hand der Sonnenanbeter, Surfer und PartygĂ€nger, die Balis Image in den vergangenen Jahren geprĂ€gt haben. Eine kurze Autofahrt Richtung Norden reicht hingegen schon, um authentische balinesische Kultur und einzigartiges hinduistisches Kulturerbe zu entdecken.

Luh ist die Aufregung anzusehen. Endlich ist der große Tag, fĂŒr den sie wochenlang geprobt hat, gekommen. Es ist Galungan, einer der wichtigsten balinesischen Feiertage, und schon am frĂŒhen Morgen hat das ganze Dorf sich innerhalb der moosbewachsenen Mauern des altehrwĂŒrdigen Tempels eingefunden, um den Sieg des Guten ĂŒber das Böse, den Triumph der Tugend ĂŒber das Übel zu feiern. Es ist der Auftakt einer elftĂ€gigen Festzeit, wĂ€hrend derer, so glauben es die Insulaner, die Geister der Vorfahren sowie die Götter die Erde besuchen. Um die besonderen GĂ€ste aus dem Jenseits zu begrĂŒĂŸen und zu unterhalten, wird Luh zusammen mit zwei anderen Kindern den berĂŒhmten Legong-Tanz auffĂŒhren. Ihr Vater legt noch letzte Hand

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an, um das goldfarben leuchtende, mit bunten Glassteinen verzierte KostĂŒm zurechtzurĂŒcken, dann setzt der hinduistische Priester den drei MĂ€dchen feierlich die mit Blumen geschmĂŒckte, kronenartige Kopfbedeckung auf. Zu den KlĂ€ngen der Gongs, Trommeln und Xylophone des traditionellen Gamelan-Orchesters und unter den achtsamen Blicken der Erwachsenen beginnen sie mit anmutigen, aufeinander abgestimmten Handbewegungen die komplexe Darbietung, die durch ihre Reinheit den Göttern Freude bereiten soll. Traditionsreiche Symbolik An Galungan ist ganz Bali auf den Beinen. In den Tempeln wird gebetet, RĂ€ucherstĂ€bchen werden angezĂŒndet und


BAL I OBEN LINKS In traditionellem KostĂŒm fĂŒhrt Luh den Legong-Tanz zu Ehren der Götter auf.

Auch der Hauptpriester des Tempels hat anlÀsslich der Galungan-Feierlichkeiten seine besten Kleider herausgeholt und trÀgt als wichtiges Accessoire einen Keris, einen besonderen Dolch, dem magische KrÀfte zugeschrieben werden.

OBEN RECHTS

Pura Besakih ist der „Muttertempel“, der wichtigste Tempel der Insel.

UNTEN

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LINKS Opfergaben an die Götter sind ein unerlÀsslicher Teil des religiösen Festivals.

Ein Gamelan-Musiker gönnt sich wÀhrend einer kurzen Pause eine Zigarette.

RECHTS

WĂ€hrend der Feiertage sind die Straßen der Insel mit bogenförmigen Penjors, einem Symbol fĂŒr Wohlstand und Reichtum, geschmĂŒckt.

UNTEN

Laut balinesischer Mythologie fĂŒhrt der löwenĂ€hnliche Barong die KrĂ€fte des Guten an und beschĂŒtzt die Gemeinschaft.

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BAL I Opfergaben dargebracht. Traditionelle TĂ€nze werden aufgefĂŒhrt. Hinduistische Priester versprĂŒhen heiliges Wasser und segnen die GlĂ€ubigen. Die MĂ€nner sind von Kopf bis Fuß in Weiß gekleidet, den traditionellen Udeng ums Haupt gewickelt. Die Frauen tragen Kebayas aus feiner Spitze und farbige Sarongs, auch die Kinder wurden adrett herausgeputzt. Doch nicht nur die Menschen prĂ€sentieren sich von ihrer besten Seite. FĂŒr das Fest hat jede Familie die Straße vor ihrem Haus mit bis zu zehn Meter hohen, mit Blumen, KokosnussblĂ€ttern und FrĂŒchten dekorierten Bambusstangen geschmĂŒckt. Diese sogenannten Penjors sind ein Symbol fĂŒr Wohlstand und die Inselbewohner ĂŒberbieten sich gegenseitig mit spektakulĂ€ren Kreationen. Die Bogenform der Penjors steht fĂŒr den heiligen Berg Agung, die Heimat der Götter, doch die KrĂŒmmung der Bambusstangen erinnert ebenfalls an den mythischen Barong, dessen Schwanz eine Ă€hnliche Biegung aufweist. König der Geister Das löwenĂ€hnliche Fabelwesen ist eine zentrale Figur der balinesischen Mythologie. Der Barong ist der König der Geister, der AnfĂŒhrer der KrĂ€fte des Guten. Er wird in zahlreichen Tempeln der Insel verehrt, obwohl sein Ursprung tausende Jahre, in eine Zeit lange vor der Verbreitung des Hinduismus auf der indonesischen Insel, zurĂŒckreicht. Zusammen mit der Hexe Rangda, seiner finsteren Gegenspielerin, steht er als Metapher fĂŒr das Gleichgewicht von Gut und Böse und symbolisiert, dass das Gute nicht ohne das Böse existieren kann, dieses zwar zeitweise zurĂŒckdrĂ€ngen, nie aber ganz besiegen kann.

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Kein Wunder also, dass der Barong an Galungan eine wichtige Rolle spielt. In den Dörfern ziehen die Kinder und Jugendlichen mit einem BarongkostĂŒm von Haus zu Haus und fĂŒhren, in Erwartung einer kleinen Spende, einen Tanz auf, der den Bewohnern GlĂŒck bringen soll. Ein ausgelassenes Spektakel! Bei diesem unterhaltsamen Brauch kommt allerdings nicht der „richtige“, der mit magischen KrĂ€ften ausgestattete BeschĂŒtzer der Gemeinschaft und im Tempel angebetete Barong zum Einsatz. Dieser darf nur von wenigen AuserwĂ€hlten in sakralen Zeremonien bewegt werden. Als der prachtvolle, heilige Tempelbarong am spĂ€ten Nachmittag, von hunderten Menschen begleitet, in einer feierlichen Prozession durch das Dorf Penglipuran zieht, ist die Stimmung denn auch ganz anders als bei der heiteren Darbietung der Kinder: Die GlĂ€ubigen sitzen ehrfurchtsvoll vor ihren HĂ€usern, falten andĂ€chtig die HĂ€nde zum Gebet und schließen sich, bunte, geflochtene Körbe mit Opfergaben in den HĂ€nden, dem langen Korso an. Der Barong besucht elf Tage lang verschiedene Tempel, um am letzten Tag der Festzeit, am Tag von Kuningan, wieder an seinen angestammten Platz zurĂŒckzukehren. Feierlicher Abschluss TatsĂ€chlich, so will es die Legende, kehren an Kuningan auch die Geister und Götter wieder zurĂŒck in ihr himmlisches Zuhause. Im Dorf Tista im Osten der Insel fĂŒhren die jungfrĂ€ulichen Frauen zu diesem Anlass den einzigartigen RejangTanz auf, bei dem sie sich selbst den Göttern anbieten. Vom spĂ€ten Vormittag bis nach Sonnenuntergang, nur von kurzen Pausen unterbrochen, drehen

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BAL I In einer feierlichen Prozession bringen die Bewohner von Penglipuran Opfergaben zum Tempel.

OBEN

LINKS Der Tanz des Barong soll den Anwohnern GlĂŒck und den musizierenden Jugendlichen etwas Taschengeld bringen.

TĂ€nzerinnen bereiten sich auf ihren Auftritt im Tempel vor. Im RĂŒckspiegel eines Motorrollers ĂŒberprĂŒfen sie ein letztes Mal Make-up und korrekten Sitz der kronenartigen Kopfbedeckung.

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Der aktive Vulkan und als Wohnsitz der Götter verehrter heiliger Berg Gunung Agung wacht ĂŒber die Reisfelder der Insel.

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Die Reisterrassen von Tegallalang, ganz in der NÀhe von Ubud, gehören zu den pittoreskesten Balis.

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An Kuningan bieten die jungfrÀulichen Frauen sich beim Rejang Tanz den Göttern an.

Erstaunlich rasant geht es bei den traditionellen Makepung-BĂŒffelrennen zu.

die prachtvoll gekleideten TĂ€nzerinnen zu den KlĂ€ngen des Gamelan-Orchesters im Hof des Tempels unermĂŒdlich Runde um Runde und wiederholen unzĂ€hlige Male, wie in Trance, die immer gleichen Bewegungen. Weitaus turbulenter geht es dagegen außerhalb des Tempels beim Makepung zu. In bunt bemalten, detailreich geschnitzten Karren, die an altrömische Streitwagen erinnern, treten dutzende

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Teams in spannenden Rennen gegeneinander an. Im Gegensatz zu den Römern spannen die Balinesen allerdings keine Pferde, sondern eigens dafĂŒr gezĂŒchtete WasserbĂŒffel vor die Rennwagen. LĂ€ssig eine Zigarette rauchende Jockeys treiben die Tiere zu Höchstgeschwindigkeiten an; die Gespanne geben alles fĂŒr Ruhm und Ehre. Bali, oft als Ausgeburt des Massentourismus verschrien, hĂ€lt tatsĂ€chlich

einige Überraschungen parat. Abseits der von jĂ€hrlich vier Millionen auslĂ€ndischen Besuchern ausgetretenen Pfade lĂ€sst sich, insbesondere im Nordosten und im Westen der Insel, eine quicklebendige Kultur entdecken. Besonders lohnenswert sind natĂŒrlich die Festtage. Galungan wird alle 210 Tage gefeiert: die nĂ€chsten Gelegenheiten ergeben sich am 28. Februar und am 25. September 2024.


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Breviarium

8° S 115° O balitourismboard.id/en

Tamblingan

Batur

Jembrana

Mount Agung BALI

Penglipuran

Tista

DENPASAR JAVA

Kuta

Unbedingt Mit mehr als vier Millionen auslĂ€ndischen Besuchern im Jahr 2023 ist die kleine Insel im Indischen Ozean lĂ€ngst kein Geheimtipp mehr. Die meisten Touristen tummeln sich allerdings an den beliebten StrĂ€nden rund um Kuta, Seminyak und Canggu im SĂŒden der Insel. In den Dörfern im Osten und Norden kann man sich hingegen beinahe als Entdecker fĂŒhlen, besonders morgens und am spĂ€ten Nachmittag, wenn die TagesausflĂŒgler noch beim FrĂŒhstĂŒck sitzen oder schon wieder auf dem RĂŒckweg in ihre Hotels sind. Gut gefallen hat mir zum Beispiel die Gegend um die Seen Tamblingan und Batur sowie der Bezirk Karangasem rund um den heiligen Berg Agung.

Bloß nicht Die Balinesen haben die Nase voll von respektlosen Touristen, die in Badehose und Bikini die hinduistischen Tempel der Insel entweihen, und (Möchtegern-)Influencern, die fĂŒr ein Selfie auf heilige BĂ€ume oder Monumente klettern oder sich Betenden und Priestern in den Weg stellen. Um die Besucher fĂŒr die Kultur der Insel zu sensibilisieren, bekommt seit 2023 jeder Gast bei seiner Ankunft am Flughafen ein Heftchen mit zwölf „Do’s“ und acht „Don’ts“ ausgehĂ€ndigt. Zeigen Sie Respekt vor den lokalen SensibilitĂ€ten und halten Sie sich bitte daran!

Geheimtipp Im Bezirk Jembrana im Westen Balis werden wĂ€hrend der Trockenzeit, immer sonntags und an besonderen Feiertagen, BĂŒffelrennen abgehalten: Makepung ist ein halsbrecherisches Spektakel, bei dem bunt bemalte Wagen von speziell gezĂŒchteten RennbĂŒffeln um einen staubigen Rundkurs gezogen werden. Falls man in der Gegend ist, sind die Rennen auf jeden Fall einen Abstecher wert!

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R E Z E PT

So schmeckt Bali Die KĂŒche Balis spiegelt die einzigartige Kultur und Geschichte der Insel wider und ist bekannt fĂŒr ihre ausgeprĂ€gte Verwendung von frischen, lokalen Zutaten und intensiven GewĂŒrzen. Diese kulinarische Tradition zeichnet sich durch eine harmonische Balance aus sĂŒĂŸen, scharfen und umami Geschmacksrichtungen aus, welche in jedem Gericht zu finden ist und fĂŒr die balinesische Lebensart steht.

Sate Lilit Bali 4 Personen 30 Minuten 15 Minuten

∙ 500 g Fischfilet oder HĂŒhnerbrust, fein gehackt ∙ 100 g Kokosnuss, frisch gerieben ∙ 2 Schalotten, fein gehackt ∙ 2 Knoblauchzehen, fein gehackt ∙ 1 TL Balinesischer Knoblauch (optional), fein gehackt ∙ 2 KaffirlimettenblĂ€tter, fein geschnitten ∙ 1 TL Korianderpulver ∙ 1 TL Salz ∙ Âœ TL schwarzer Pfeffer ∙ 2 TL Palmzucker ∙ 1 Ei ∙ Zitronengrasstiele zum Wickeln

Fischfilet oder HĂŒhnerbrust zusammen mit der Kokosnuss, Schalotten, Knoblauch, Balinesischem Knoblauch, KaffirlimettenblĂ€ttern, Koriander, Salz, Pfeffer und Palmzucker in einer SchĂŒssel gut vermischen. 2 Das Ei hinzufĂŒgen und die Mischung zu einer gleichmĂ€ĂŸigen Paste verarbeiten. 3 Die Paste um die Zitronengrasstiele formen, sodass sie wie kleine Kebabs aussehen. 4 Die Sate Lilit auf einem Grill oder in einer Pfanne bei mittlerer Hitze garen, bis sie gleichmĂ€ĂŸig gebrĂ€unt und durchgegart sind. Mit einer Beilage nach Wahl servieren. 1

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Im April geht die Genussreise weiter Verpassen Sie keine Ausgabe – abonnieren Sie REESEN! abo@reesenmag.lu Herausgeberin & Chefredakteurin Bibi Wintersdorf Journalisten Nikki Bonnal, Joscha Remus, Annette FrĂŒhauf, Philippe Bourget, Karsten-Thilo Raab, Stefanie Bisping, Susanne Freitag, Laurent Nilles Lektorat Myriam Welschbillig Übersetzung Annegret Tripodi Art Direktor Marc Dostert Grafiker Enia Haeck Coverfoto Laurent Nilles GeschĂ€ftsfĂŒhrer Maurizio Maffei Druck johnen-print Luxembourg

Das Magazin REESEN und die Webseite reesenmag.lu sind Informationsmedien, die von dem nachstehenden Verlagshaus herausgegeben werden. © Luxe Taste & Style S.Ă  r.l. 50% im Besitz von Bibi Wintersdorf und 50% im Besitz von Maurizio Maffei. Firmensitz 4a, rue de Consdorf - L-6230 Bech Operativer Hauptsitz 11, Um Lensterbierg - L-6125 Junglinster Redaktion redaktion@tasty.lu Anzeigen sales@tasty.lu VollstĂ€ndige Informationen auf der Webseite www.tasty.lu ISSN: 2658-977X Die periodische Veröffentlichung wurde ordnungsgemĂ€ĂŸ bei der Nationalbibliothek von Luxemburg (BnL) gemĂ€ĂŸ den gesetzlichen Bestimmungen hinterlegt. © Alle Rechte vorbehalten. Jegliche Reproduktion oder Übersetzung, vollstĂ€ndig oder teilweise, ist strengstens untersagt, ohne vorherige schriftliche Genehmigung des Herausgebers.


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