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Der persönliche Fragebogen – Franz-Josef Perauer, ZILLERTALERHOF Alpine Hideaway

Welche besonderen Angebote bieten Sie?

Wie soll Ihr Hotel in zehn Jahren aussehen?

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Ihr schönster Platz, um Urlaub zu machen (außer Ihr eigenes Hotel)?

Was würden Sie durchsetzen, wenn sie Tourismus-Minister wären – besonders in Corona-Zeiten?

Das beste Hotel der Welt aus Ihrer Sicht?

Warum sind Sie Hotelier geworden?

Praktizieren Sie selbst Wellness? Franz-Josef Perauer: Unser gesamtes Konzept basiert darauf, andersartig, speziell, besonders zu sein. Dabei spielen neben einzigartigen Erlebnissen insbesondere Design und Kunst eine große Rolle. Wichtig ist uns dabei stets, Augen und Ohren für Neues offenzuhalten, ohne uns aber verbiegen zu müssen. Als 4-Sterne-Superior-Hotel sind wir natürlich im Luxussegment positioniert. Aber wir sind der Überzeugung, dass Luxus weder bieder noch verstaubt sein muss, sondern dass man top Service und top Produkte auch in einem lässigen, ungezwungenem Rahmen erleben kann. Darüber hinaus hat sich die Definition von Luxus ohnehin komplett geändert, auch das hat sich nicht zuletzt in der Krisenzeit noch mal deutlich verstärkt. Ein besonderes Angebot ist heute mehr denn je, in Ruhe ein Buch zu lesen und dabei einen feinen Tee und hausgemachte Köstlichkeiten beim offenen Kamin zu genießen. Diese Art von Luxus ist für viele unserer Gäste viel wichtiger als Silberbesteck und Kristallluster.

Franz-Josef Perauer: Es wäre toll, wenn wir unseren selbst auferlegten kontinuierlichen Verbesserungsprozess so konsequent fortsetzen können und auch weiterhin alle wesentlichen Entscheidungen basierend auf unseren Markenwerten treffen. Das wird sich unweigerlich auch auf die Optik des Hotels auswirken. Die bewusst geschaffenen Spannungsfelder zwischen dem Alpinen und Urbanen, zwischen Tradition und Moderne sollen sich auch in zehn Jahren in unserem Haus wie ein roter Faden durch alle Bereiche ziehen.

Franz-Josef Perauer: Das soll nicht pathetisch klingen, doch insbesondere in den vergangenen Jahren haben wir unser wunderschönes Heimatland mit seinen extrem vielfältigen Ausprägungen und Möglichkeiten als favorisierte Urlaubsdestination entdeckt. Aber wir unternehmen zusätzlich auch gerne Städte-Trips und lassen uns von Metropolen wie Mailand, München, New York oder Barcelona inspirieren.

Franz-Josef Perauer: Als Tourismus-Minister würde ich mich insbesondere darum bemühen, diese wunderbare Branche wieder ins rechte Licht zu rücken, um wieder mehr tolle Persönlichkeiten für den Tourismus zu begeistern. Einige Initiativen zur Verbesserung des Image wurden ja schon gestartet, doch insbesondere der Fachkräftemangel, die hohen Belastungen (Lohnnebenkosten, Abschreibungen, etc.) und die teils sinnbefreiten Vorschriften bringen die PS einfach nicht auf die Straße.

Franz-Josef Perauer: Ein einziges Lieblingshotel zu erwähnen ist mir kaum möglich. Aber grundsätzlich finden wir die „White Line Hotels“ richtig gut. Das sind kleine, feine Design- und Boutiquehotels, die nach sehr strengen Kriterien selektiert werden und in deren Kreis jährlich nur sehr wenige Hotels aufgenommen werden. Wir sind wahnsinnig erfreut, mit unserem Hotel selbst Teil dieses erlesenen Netzwerks zu sein.

Franz-Josef Perauer: Ich bin ein überzeugter „Rückkehrer“. Obwohl ich in einer Gastronomie-Familie aufgewachsen bin, hab ich mir nach Tourismusschule in Klessheim und Studium in Innsbruck und Australien in anderen Branchen und Ländern die Hörner abgestoßen und Erfahrung gesammelt. Der Weg zurück in den Tourismus war für mich immer klar, nur der Zeitpunkt war offen. Als ich spürte, dass die Zeit reif war, bin ich aus eigener Überzeugung und mit großer Leidenschaft in die Hotellerie eingestiegen. Die Hotellerie fordert zwar viel von einem, aber sie gibt auch unglaublich viel an wunderbaren Momenten zurück und ist deshalb für mich die mit Abstand erfüllendste Branche.

Franz-Josef Perauer: Wir praktizieren Wellness gelegentlich und schätzen einen holistischen, ganzheitlichen Ansatz, um Energie zu tanken. Dazu zählen auch eine schöne Bergtour oder andere „Quality Time“ Momente, um runter zu kommen. Aber im Moment ist die eine Stunde am Nachmittag, während dieser unsere beiden Kinder (meist) schlafen, die höchste Form körperlicher und geistiger Entspannung. Für Sauna, Massage, Yoga oder Pool bleibt aktuell nicht viel Zeit.

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„Die Nachfrage nach ‚Private Spa Einrichtungen‘ wird steigen.“

Joachim Hallwachs

ist Designer und Visionär. Jüngst gründete er gemeinsam mit einem hochkarätigen Team eine neue Denkfabrik für die Hospitality- und Tourismusbranche: C4F – CREATIVITY FOR FUTURE. Seit über 30 Jahren plant und baut er Außergewöhnliches für die besten Hotels und Destinationen in Europa, Asien und Afrika. Seine Arbeiten sind mehrfach preisgekrönt. Geomantie und Energetik zählen zu seinen Spezialgebieten.

Fotos: www.C4F-group.coml

Wohin steuert die Branche? Nichts tun ist keine Alternative

Ich höre im Augenblick immer öfter Sprüche wie: richtungen“ wird steigen. Ich selbst habe ein neues „Wann wird unsere Sehnsucht nach Normalität Hotelzimmer-Konzept, individuell auf Zielgruppen gestillt. Müssen wir uns an die ‚Neue Normalität‘ ausgerichtet, entwickelt. Das Apartment verwandelt etwa gewöhnen?“ sich in wenigen Minuten in das „Private Gym“, „Priva-

Persönlich bereitet mir der Begriff „Neue Norma- te Spa“ oder auch in einen Raum für ein romantisches lität“ Schwierigkeiten. Es gibt weder eine alte noch „Candle-Light-Dinner“. Dies ist heute alles möglich. eine neue Realität. Realität definiert sich immer an Das klassische Hotelzimmer stelle ich schon seit vielen den aktuellen Rahmenbedingungen. Wir erleben im Jahren infrage. Ein Paar hat andere Ansprüche als eine Augenblick – und die Hospitality-Branche gehört zu Familie mit zwei kleinen Kindern, zwei 30-Jährige haden am stärksten betroffenen Branchen – eine Krise. ben andere Bedürfnisse wie zwei 70-Jährige. Eine Krise, die de facto auch morgen oder übermorgen Wir müssen wandelbare, multifunktionale Suiten nicht vorbei sein wird. Wir werden mit diesen Verän- schaffen – und hier ist noch sehr viel Luft nach oben. derungen leben müssen, wir werden uns damit arran- Aber die nötigen Veränderungsprozesse betreffen keigieren müssen. Ein großes Thema ist die allgemeine neswegs nur den Spa- und Zimmerbereich. Auch die Verunsicherung, die durch teilweise widersprüchli- Rezeption-, Lounge- und Gastronomie-Konzepte sollche Regularien verschärft wird. Alle scheinen darauf ten Hoteliers überdenken. zu warten, was mit Covid-19 passiert und wer die Lö- In vielen asiatischen Hotels kennt man diesen kosung hat. Nur Warten ist das Schlimmste. Abwarten mischen Empfangspult, der aktuell noch durch die heißt verlieren, denn man gibt sein Schicksal in frem- überaus attraktiven Plexiglastrennungen „verschöde Hände. Plexiglaswände, Masken und das den Gästen nert“ wird, nicht mehr. Individuelle, in eine Indoorgebetsmühlenartig vorgetragene Mantra: „Hier sind Naturlandschaft integrierte Insellösungen könnten Sie save, denn wir haben ...“ kann nicht der Weisheit ein kreativer Ansatz sein. Ebenso schaffen etwa im letzter Schluss sein. F&B-Bereich kleinere thematische Stuben statt Main-

Eben erzählte mir ein Hotelier in Österreich: „Wäh- Restaurant (gibt es leider noch immer viel zu häufig) rend hier alle nur gejammert haben, habe ich 300.000 ein attraktives Angebot. Euro in neue Romantik-Zimmer investiert.“ Ehrlicher- Die gesamte Lobby-Lounge könnte sich in einen weise muss man die Dinge differenzieren. Ich kenne „Pavillon der Sinne“ verwandeln. Das Thema „EmotioHotels, deren aktuelle Buchungslage besser ist als je nal & Human Design“ wird teilweise immer noch zuvor. Dies wird jedoch von unterschiedlichen Fakto- unterschätzt. Dabei geht es nicht nur um Materialien, ren beeinflusst. Es sind vorwiegend jene Betriebe, die sondern um den Einsatz von Licht, Farbe, Klang, Aroschon vor Covid-19 sehr gut gearbeitet haben und die ma, Akustik, Klima und Kunst. während dieser Zeit ihre Stammklientel professionell Aber neben der Hardware müssen wir auch neue betreut haben. Aber entscheidend ist, dass deren Gäs- Soft- und Smartware-Konzepte entwickeln. Es geht te vorwiegend aus der Schweiz, Deutschland und Ös- dabei um Entertainment und Inszenierung. Dem Gast terreich stammen und eine Zielgruppe darstellen, die eine Bühne zu bieten, ihn „ON Stage“ zu holen. Dieses nicht von Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit betroffen Entertainment sollte aber bitte authentisch sein. Dies ist. Viele Betriebe werden sich mehr oder weniger neu gilt insbesondere für das Nahrungsangebot. Regionale, erfinden, neue Gästegruppen und Märkte erschlie- ehrliche Produkte. Schon das Thema Frühstück könnßen müssen. Dies betrifft verstärkt die Stadthotellerie, te wieder komplett neu definiert werden, man muss aber eben auch jene Regionen, die in den letzten Jah- nur den Mut dazu haben. ren vorwiegend auf den russischen, arabischen, asiati- Ich habe als Betroffener ebenfalls die Krise daschen und amerikanischen Markt gesetzt haben. zu verwandt, neue Wege zu gehen. Ich bin sehr

Viele tun sich in der aktuellen Situation auch des- stolz darauf, dass es mir gelungen ist, meine Vision halb sehr schwer, weil sie jetzt gezwungen sind, tat- „Creativity for Future“ zur Realität werden zu lassen. sächlich jeden Stein in ihrem Hause umzudrehen, alles Wir haben mit zehn Gesellschaftern die Creativity for kritisch zu hinterfragen, neue Profitcenter zu kreie- Future GmbH gegründet und die Website c4f-group. ren. Es gibt viele offene Fragen und zu wenig kreative com eingerichtet. Als Expertenberatung unterstützen Antworten. Gravierende Veränderungsprozesse sind wir die Hospitality- und Tourismusbranche, gemeinkomplex und schmerzhaft, aber eben in vielen Betrie- sam neue Wege zu beschreiten, erfolgreich zu werden ben zwingend nötig. und zu bleiben. Die Gesellschafter sind alles Top-Shots

Da ich in den vergangenen 30 Jahren auch viele aus den Bereichen internationale und nationale HoSpabereiche entwickeln und realisieren durfte, wer- tellerie, Spa, Natur, Gesundheit, Ernährung, Finanzen, de ich jetzt immer wieder gefragt, was man denn dort Restrukturierung, Controlling, Web-Design, Architektun könne. Hier gibt es viele Möglichkeiten: Zahlrei- tur und Design und darüber hinaus gibt es einen weiche Aktivitäten lassen sich in die Natur verlagern und teren Pool von Experten. Insgesamt ist dies ein sehr dies gilt nicht nur für die Sommersaison. Bei Ruheoa- breit aufgestelltes Netzwerk mit enormer Erfahrung sen sollten die Hotels neue Wege gehen und die so be- und Kompetenz. liebten „Legebatterie-Haltungen“ aufgeben. Das Gym Jede Krise ist auch immer eine Chance und jetzt ist im Keller ist nicht prickelnd und wahrscheinlich hat es an der Zeit, Innovationen und Veränderungen auf sich auch der „Hype“ um Saunen, in denen 50 Men- den Weg zu bringen. Mein Motto ist: „Think different, schen aufeinandersitzen und Aufguss-Rituale zeleb- be different, make the difference!“ – anders denken, rieren, erledigt. Die Nachfrage nach „Private Spa Ein- anders sein, den Unterschied machen!

Die Experten von Creativity for Future beraten die Hospitality- und Tourismusbranche. Die Gründungsmitglieder (v. li.): Peter Tschirky, Gerhard Mitrovits, Thomas Raggl, Marc Schreiber, Joachim Hallwachs, Thomas Noll, Marianne Schnaitmann, Bruno Kurath, Conrad Amber und Alfons Wimmer.

Neue Denkfabrik lässt kreative Köpfe rauchen

Joachim Hallwachs bildet Denkfabrik für Hospitality- und Tourismusbranche – 20 renommierte Experten beraten derzeit zu Zukunftsthemen und geben Starthilfe für die Post-Corona-Zeit.

Mut haben und Neues wagen – dazu möchten die Vordenker einer jüngst gegründeten Denkfabrik für die Hospitality- und Tourismusbranche ermuntern: C4F – CREATIVITY FOR FUTURE. „Seit Langem hatte ich die Vision, Top-Leute aus unterschiedlichen Fachbereichen zu einer starken Gruppe zusammenzuführen, um der Hotellerie und dem Tourismus effiziente Unterstützung und kreative, innovative Konzepte und Lösungen anzubieten“, sagte Joachim Hallwachs bei der Gründung im bayerischen Mühldorf am Inn.

Jedes Mitglied des inzwischen 20-köpfigen Kernteams ist anders, und doch haben sie eins gemeinsam: profundes Wissen und langjährige Erfahrung. Unterstützung bieten sie bei relevanten Zukunftsthemen. Dank eines langjährigen Netzwerks können sie individuell und projektbezogen die Besten der Branche hinzuziehen.

Das internationale Netzwerk umfasst folgende Bereiche: Architektur, Beleuchtung, Biologie, Entertainment, Ernährung, Kommunikation (Medien und Social Medien), Kunst, Landschaftsarchitektur, Medizin, Real Estate, Physiotherapie, Recht, Realisierung von Wellnessanlagen und Hotel-/Spa-Management.

Die Denkfabrik möchte die Branche mit Sofortlösungen sowie Ideen und Maßnahmen zur erfolgreichen Weiterentwicklung des jeweiligen Betriebs unterstützen. Hallwachs: „Der große Vorteil unserer Gruppen ist die enorme Kompetenz und die breite Expertise. Wir können Projekte von der ersten Vision bis zur schlüsselfertigen Realisierung aus einer Hand anbieten. Damit sind wir einzigartig am Markt.“ www.C4F-group.com

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