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Von der Interkulturellen Öffnung zur diversitätsorientierten digitalisierten Arbeit

Carola Schaaf-Derichs, Landesfreiwilligenagentur Berlin e.V.

So viel Veränderung war lange nicht! Dieser dritte Band aus der Perspektive unseres gesamtstädtischen Projekts LeNa-Lebendige Nachbarschaften führt in einige der Umbruchsituationen des Corona-Jahres 2020 vor Ort und macht diese sehr lebendig und anschaulich. Dr. Azra Dzajic-Weber schildert ihre Erfahrungen aus unseren diversitätsorientierten GruppenCoachings im Online-Format, sehr eindrucksvoll! Wir danken den Kolleg:innen aus dem LeNaNetzwerk für ihre hautnahen Einblicke in ihre lokale Arbeit, für die Schilderung der Entwicklungen sowie die Lage-Einschätzungen, die sie in dieser Zeit oft als einzigen Kompass zu Rate ziehen konnten.

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Aber nicht nur in den lokalräumlichen Projekten haben sich die Pandemie bedingten Einschränkungen und das Leben und Kooperieren auf Abstand widergespiegelt. Interessanterweise hat eine Debatte an Fahrt und Profil aufgenommen, die im Kern das Anliegen der diskriminierungsfreien Normalität trägt. Einem Zusammenleben, das nicht über die Zuschreibung von Merkmalen von Menschen, sondern durch die Wertschätzung von Diversität seiner Akteur:innen bestimmt wird. Dies ist immer noch ein großes Ziel. Und gerade im Jahr 2020 wurden hier neue Fragen aufgeworfen: Quote JA oder NEIN? Was kann das in Berlin novellierte PartMigG in der und über die Grenzen der Verwaltung, für die es gilt, hinaus, an Wirkung zeitigen?

Wir haben nachgefragt und ausgiebig Antworten erhalten: Von Dr. Susanna Kahlefeld, langjährig in Parlament und im Feld der Flucht- und Migrationsarbeit erfahren und engagiert. Als Pendant sind die Antworten von Koray Yılmaz-Günay, Co-Geschäftsführer vom Migrationsrat Berlin, ein interessanter Einblick in das Wohl und Wehe einer schon jahrzehntelangen Antirassismus- und Antidiskriminierungsarbeit, der seine Anforderungen deutlich formuliert und verfolgt hat. Dadurch sind beachtliche Erfolge errungen worden, zugleich aber auch neue Umsetzungsanforderungen offenbar geworden. Gesetzliche Schritte nach vorne wie das PartMigG und das LADG, so scheint es, sind einesteils großartig, zeigen aber zugleich auf, was es zu ihrer Umsetzung noch alles braucht. Vor allem einen langen Atem.

Schließlich möchten wir uns auch für den Beitrag der Integrationsbeauftragten Katarina Niewiedzial herzlich bedanken. Hier wird mit großer Aufmerksamkeit dem Prozess der Umsetzung des PartMigG Rechnung getragen: Was brauchen wir im Land Berlin, um den nun gesetzten Standards auch operative Schritte folgen lassen zu können? Aktuell wird die Einsetzung einer Enquete zur Untersuchung strukturellen Rassismus gefordert. Das zeigt, dass es sowohl auf gesetzgeberischer, als auch auf der Exekutiv-Ebene und nicht zuletzt in der Praxis bestehender Projektarbeit vor Ort in Berlin spannend bleibt. Trotz – oder gerade wegen – der CoronaPandemie und ihren Folgen treten die zugrunde liegenden Strukturen deutlicher zutage. Was brauchen wir für eine erfolgreiche Umsetzung der neuen gesetzlichen Anforderungen, was braucht die engagierte Zivilgesellschaft für eine wirkungsvolle inklusionsgeleitete Nachbarschaftsarbeit?

Mit unserem großen Dank an alle beteiligten Autor:innen und Mitwirkenden sowie einigen Tipps und Infos auch aus unserer Infothek laden wir zu einer aufschlussreichen und brisanten Lektüre für unser diversitätsoffenes Zusammenleben herzlich ein.