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© TEJU COLE/TIM KNOX

© RALPH FEINER (BOB GRAMSMA: «DRIFTED PIT, OI#16231», 2016) BILD:

Vor dem Stadthaus an der Masanserstrasse 2. Fahren Sie auch mal hin!

Teju Cole dachte in Zürich über Lagos nach.

Chur Pinseln bis zur Endstation Bob Gramsma hat einen Ford Taunus Ghia genommen und einen «gedanklichen Diskurs des Draussens und Drinnens» entstehen lassen, wie der Kuratorentext sagt. Nun, so kann man es auch nennen (siehe oben). Chur wird zurzeit künstlerisch reflektiert und musikalisch durchdrungen, und die Kunst fährt sogar im Stadtbus mit. Eine zentrale Frage dabei ist: Wie sieht das Verhältnis zwischen Öffentlichkeit, Architektur, freien Flächen und angrenzenden Räumen aus? So locken huber.huber mit 40 Vogelhäuschen gefiederte Stadtbewohner an, Michael Günzburger bepinselt im Bus Scheiben, wobei die Werke halt ebenso ruckeln wie das Fahrzeug selbst, und Roman Signer schützt den Springbrunnen im Fontanapark mit einem Holzzylinder vor der Öffentlichkeit, während das Künstlerduo frölicher | bietenhader im mittelalterlichen Innenhof – dem «Bärenloch» – Google Earth spielt. (dif) «Am Ort», Kunst und Musik im öffentlichen Raum Chur, bis zum 30. Oktober, diverse Standorte in Chur. www.am-ort.ch

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Zürich Schule des Sehens Teju Cole, 1975 in den USA geboren und in Nigeria aufgewachsen, war vor zwei Jahren als Writer in Residence in Zürich zu Gast und kehrt nun für eine Lesung mit seinem neuen Buch «Vertraute Dinge, fremde Dinge» im Gepäck zurück. Cole, der nicht nur Autor, sondern auch Dozent, Fotograf und Fotografie-Kritiker beim New York Times Magazine ist, denkt in seinen Texten über das nach, worin sich der Zustand des Menschseins und der Gesellschaft spiegelt: Literatur, Fotografie, Kunst, Politik. Er betrachtet dabei die Dinge, wie er Welt betrachtet: mit dem Blick eines unsystematischen Historikers, der zunächst beobachtet und das Offensichtliche beschreibt, um allmählich zu dem weniger Offensichtlichen vorzudringen, das darunter versteckt ist. Seine Essays handeln von der Erfahrung des Unterwegsseins und von politischer Moral, von Rassismus und davon, warum auch ein Präsident, der die «richtigen» Bücher liest, in seinem Amt Menschen tötet. Und er schreibt über das, was ihn geistig nährt: über Brasilien, Italien und Palästina genauso wie über die Ästhetik westafrikanischer Auftragsfotografie und über Instagram – und darüber, wie es ist, im wohlgeordneten Zürich über einen Ort wie Lagos nachzudenken. So werden scheinbar vertraute Dinge zu fremden Dingen und umgekehrt: Cole schickt uns in eine Schule des Sehens und lehrt uns, über die Welt nachzudenken. Eine ausführlichere Besprechung des Buchs folgt in einer der folgenden Surprise-Ausgaben. Die Lesung im Literaturhaus Zürich moderiert Lukas Bärfuss. (dif) «Teju Cole – Vertraute Dinge, fremde Dinge», Lesung und Gespräch, Mo, 3. Oktober, 19.30 Uhr, Literaturhaus Zürich. www.literaturhaus.ch

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