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DIE FÖRSTERIN IM STADTWALD

Let's talk about ... 50 Shades of Grey

Mit den Jahren werden unsere Haare grau. Punkt. Warum ich das so voranstelle, obwohl dieser Fakt allen bekannt sein dürfte? Weil ich vermehrt den Eindruck gewinne, dass dem nicht so ist. Oder wie soll man erklären, dass sich vornehmlich Frauen, – aber auch Männer – vehement dieser Veränderung mittels Färbemittel entgegenstellen? Tatsächlich sind graue Haare speziell für Menschen, die in der Öffentlichkeit stehen, alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Gelten sie doch als untrügliches Zeichen fürs Altern. Und dass, wo wir doch allesamt jung, dynamisch und erfolgreich sein wollen. Schnell finden sich dann auch »passende« Vergleiche und unschöne Wortschöpfungen, um ergrautes

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Haupthaar zu beschreiben: friedhofsblond zum Beispiel. Und während Männern zumindest zuerkannt wird, dass graue Schläfen nicht einem gewissen Sex-Appeal entbehren, gelten Frauen schnell als unscheinbar, farblos und alt.

Das geht so weit, dass der Fernsehmoderatorin Lisa LaFlamme 2020 vom Sender nach 35 Jahren gekündigt wurde, mutmaßlich, weil sie aufgehört hatte, sich die Haare zu färben. Glaubt ihr nicht? Medienberichten zufolge fragte der Vize-Chef des Senders in einer Sitzung vor der Kündigung: »Wer hat genehmigt, dass Lisa grau wird?« Oder nehmen wir das Beispiel Sarah Jessica Parker. Für die Nichtserienjunkies unter den Lesenden: Sie spielte die Carrie Bradshaw in der Erfolgsserie »Sex an the City«. Mrs. Parker sah sich jedenfalls einer enormen Diskussion in den sozialen Medien ausgesetzt, nachdem sie ungeschminkt und mit grauen Strähnen im zurückgebundenen Haar beim Lunch mit einem befreundeten TV-Moderator (ebenfalls weiß-grau behaart) fotografiert wurde. Nur war seine Haarpracht natürlich nicht das Thema. Ich meine, was ist da los? #ageism Die Ladys sind in ihren Fünfzigern, natürlich haben sie graue Haare! Parker reagierte entsprechend: »Ich weiß, wie ich aussehe. Ich habe keine Wahl. Was soll ich tun? Aufhören zu altern? Verschwinden?«, so die 57-jährige Stilikone gegenüber der Vogue. Danach entbrannte eine Debatte über das sichtbare und natürliche Altern von Frauen in der Öffentlichkeit. Mit dem Ergebnis: Immer mehr Frauen finden zu ihrem natürlichen Haarton zurück. Andie MacDowell, Sharon Stone, Birgit Schrowange und die Liste ließe sich fortsetzten. Was diese Damen alle eint: Sie sind erfolgreich, stehen mit beiden Beinen im Leben und sind wunderschön!

Übrigens, graue Haare und Altsein haben nur bedingt miteinander zu tun. Es ist vielmehr eine Frage der Genetik, ab wann wir ergrauen. Das kann schon in unseren Zwanzigern beginnen, spätestens mit Mitte/ Ende dreißig nimmt die notwendige Melaninproduktion bei den meisten ab. Alt ist man da wohl kaum! Wir sind es nur so gewohnt, dass Frauen sich regelmäßig die Haare färben, dass wir gar nicht mehr hinterfragen, warum wir im Alltag den graugesträhnten Jungen nicht begegnen. Frauen werden von klein auf getrimmt, um jeden Preis zu vermeiden, in den Verdacht zu geraten, bald nur noch als backende Omas brauchbar zu sein. Es gibt aber auch genügend Männer, die sich ihrer grauen Haare schämen. Doch während es für Frauen als »normal« gilt, sich die Haare zu färben, geraten die Herren nicht selten in Verlegenheit, mit sichtbar unnatürlich gefärbten Haaren mehr Aufmerksamkeit zu provozieren als gewollt. Von daher meine Bitte: Lasst euch nicht erzählen, wie ihr zu sein habt! Seid unabhängig, seid stark, macht wie ihr wollt! Denn ob blond, brünett, schwarz, vom Feuer geküsst, eisgrau oder schneeweiß – Ihr seid alle wunderschön und viel mehr als eure Haarfarbe! Eure Försterin

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