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TRANS – I GOT LIFE

AB 23. SEPTEMBER TRANS – I GOT LIFE

DOKUMENTARFILM | DEUTSCHLAND, RUSSLAND, USA 2021

Die Dokumentarfilmerinnen Imogen Kimmel und Doris Metz stellen Menschen vor, die den schwierigen Weg der Geschlechtsumwandlung gehen: Empathie als Waffe gegen Diskriminierung.

Selten freut sich jemand so sehr auf eine bevorstehende Operation. Die junge Russin, im Moment noch ein Mann, sehnt nichts so sehr herbei wie den Eingriff, der sie ein Stück weiblicher macht. Als sie das Krankenhaus verlässt, fängt sie noch vor dem Eingang an zu tanzen, ruft „Freedom“, ist ganz außer sich. Dabei ist ihr Kopf noch mumienhaft verbunden, ihr Körper sieht schwach aus. Aber unter dem Verband an der Stirn und am Kinn verbergen sich Veränderungen, die den Weg in ein neues Leben einleiten. In Russland, so erfahren wir, ist es überlebenswichtig, zu allererst die Gesichtszüge zu feminisieren. Wer auf der Straße als Trans-Frau erkannt wird, weil die typisch männlichen Züge das ehemalige Geschlecht verraten, muss um Leib und Leben fürchten. So übel ergeht es den sieben anderen Protagonisten nicht, die die Regisseurinnen Imogen Kimmel und Doris Metz dem Publikum vorstellen. Aber mit gesellschaftlichen Vorurteilen haben sie alle zu kämpfen, egal in welchem Stadium sie sich befinden, ob noch halb Mann und halb Frau, ob mehrmals operiert oder ob noch ganz am Anfang stehend. Bewundernswert ist das Vertrauen, das sich die Regisseurinnen erworben haben. Intimste Dinge werden wie selbstverständlich angesprochen – ein Beweis für die große Einfühlungskraft in eine Lage, die wohl nur ein selbst Betroffener vollständig begreifen kann. „Trans – I got Life“ stellt den einzelnen Menschen in den Mittelpunkt, ohne das große Ganze aus dem Blick zu verlieren, etwa das mangelnde Verständnis der Gesellschaft. Wenn am Ende fast alle zu einem festlichen Ball zusammenkommen, rundet sich das Bild auf stimmige Weise. Sie tanzen Walzer, so beschwingt wie die

Tonlage des ganzen Films. PROGRAMMKINO.DE / PETER GUTTING

REGIE & REGIE Imogen Kimmel und Doris Metz LAUFZEI 96 Minuten FSK 12

AB 23. SEPTEMBER NÖ

KOMÖDIE | DEUTSCHLAND 2021

In fünfzehn festen Einstellungen zeigt Filmemacher Dietrich Brüggemann ein Paar, das an der Utopie des perfekten Lebens scheitert. Schwarzhumorig und mit toller Besetzung.

Dina und Michael, er Arzt, sie Schauspielerin, sind eigentlich glücklich in ihrer Beziehung, bis Michael beginnt, laut über eine Trennung nachzudenken. Die Frage „Könnten wir nicht glücklicher sein als in dieser Konstellation?“ steht im Raum. Aber Dina sagt: „Nö.“ In fünfzehn Situationen und über sieben Jahre hinweg begleiten wir das Paar, wie es sich durchs Leben laviert und dabei versucht, die Liebe nicht aus den Augen zu verlieren. Wie es versucht, den eigenen Eltern gerecht zu werden, im Beruf nicht unterzugehen und selbst gute Eltern zu sein. “Nö”, die neue Kinokomödie von Anna und Dietrich Brüggemann, feierte seine Weltpremiere beim Filmfest München. Es ist der nun fünfte Film (nach “3 Zimmer/Küche/ Bad”, “Kreuzweg”, “Neun Szenen”, “Renn, wenn Du kannst”), den das Geschwisterpaar gemeinsam entwickelt hat. In ihrem schwarzhumorigen Film widmen sich Anna und Dietrich Brüggemann dem großen Thema Liebe. Sie zeigen die Nöte eines Paars, das an der Utopie des perfekten Lebens scheitert. Mit trockenem Humor wird das Bild einer ganzen Generation seziert. Anna Brüggemann fehlt natürlich auch nicht vor der Kamera und bildet mit Alexander Khuon, Isolde Barth, Hanns Zischler und Petra Schmidt-Schaller und vielen anderen ein ausgezeichnetes Ensemble. Der Kameramann Alexander Sass (“3 Zimmer/Küche/Bad, “Kreuzweg”, “Heil”) steht erneut für die visuelle Umsetzung. Ähnlich wie Brüggemanns preisgekröntes Religions-Drama “Kreuzweg” wurde auch “Nö” in festen Einstellungen gedreht. Der Regisseur über seinen Film: „”Nö” ist ein Film über die Liebe, über unsere Jagd nach ihr und unser Unvermögen, sie zu leben, wenn sie mal da ist. Ein Film über die verstreichende Zeit und über die Generation um die dreißig, die Vieles hat, Vieles versucht und oft still scheitert. Es ist aber auch ein Film über das, was das Kino besonders gut kann: Seelenzustände ausleuchten, die jenseits des Sichtbaren liegen, die aber nicht weniger real und ausschlaggebend für unseren Lebensweg sind.“ PROGRAMMKINO.DE /

PETER GUTTING

REGIE Dietrich Brüggemann DARSTELLER Anna Brüggemann, Alexander Khuon, Isolde Barth LAUFZEIT 119 Minuten FSK 12