Nr 2 1928

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DER ARLBERGER KANDAHAR-BECHER. Von Ing. RUD. GOMPERZ (Ski Klub Arlberg).

Mit grosser Freude hatte der Ski Klub Arlberg den Vorschlag Arnold Lunn's aufgegriffen, zur Hebung der Abfahrtstechnik eine Lanze einzulegen, weil ja gerade unsere Skischule die mühelose, sichere und rasche Abfahrtstechnik begünstigt und fördert. Noch grösser war unsere Freude, als uns der Kandahar Ski Klub einen alljährlichen Becher für diesen Wettkampf stiftete. Und als dann der internationale Skikongress am 16.Februar in St. Moritz die Durchführung von solchen zusammengesetzten Slalom- und Abfahrtsläufen nach englischer Art international probeweise durchzuführen empfahl, da freuten wir uns mächtig - Arnold Lunn strahlte aber übers ganze Gesicht und seine Siegestelegramme nach Mürren und London hemmten den ganzen Telegraphenbetrieb des Oberengadins. Weniger Freude hatten die Norweger, denen diese Läufe nicht liegen, und einer sagte am Abend im Hotel: ,,Kein Mensch hat dem Skisport so viel geschadet als dieser Mr. Lunn". Dieser aber hörte es und sagte andern Tags am Olympiahügel zu mir: ,Very good, isn't it? I hope they'll put that on my grave". Am anderen Tage aber, als die Teilnehmer am Skikongress in fröhlicher Fahrt, mit der Eisenbahn natürlich - denn Skikongressteilnehmer fahren über beschneite Alpenpässe immer mit der Bahn! - über Bernina nach Alp Grüm fuhren, konnten wir ihnen bereits die gedruckten Einladungskarten zu unserem Arlberger Kandahar-Rennen überreichen. ,,Fixe Arbeit, bei Euch im Tirol" meinte Kapt. Oestgaard, Norwegens Skiforbunds-Präsident. Kandahar nannte uns kurz nachher einige seiner Mitglieder, Damen und Herren, als Teilnehmer für diesen ersten Wettlauf am 3. und 4. März, und da herrschte am Arlberg eitel Freude und Wohlgefallen. Nur der Schnee herrschte nicht sehr imponierend am Arlberg, als die Zeit für den Wettlauf gekommen war, aber etwa 150 Meter oberhalb St. Antons lag doch noch alter und tiefer Schnee in genügnnder Menge, nachts steinhart gefroren, tagsüber als guter führender Firn, sodass wenigstens die Grundlage für den Hartschnee-Slalom gegeben schien. Als Schiedsrichter waltete Herr d'Egville unterstützt von unserem Hannes Schneider und Walter Bernays, denen sich einige eifrige Jünger unserer Skischule anschlossen, sodass die Streckenwahl wenig Sorge bereitete. Oben am Haberi-Eck markierten die Herren einen schönen Slalom, der zweimal gelaufen wurde. Den grossen Abfahrtslauf sollten wir erst mit gemeinsamem Start oben vom nördlichen Vorgipfel des Galzigg weg durchführen, aber dann wehrten wir uns dagegen, in der Annahme, dass ein ~ a s s e k s t a r tbei vielen gleichwertigen Teilnehmern doch recht gefährlich werden könnte. Und Unglücksfälle soll man vermeiden, sie schaden dem Sport. Einige Kandahar-Herren schienen unsere Vorsicht etwas spöttisch zu betrachten. Aber es war gewiss nicht Mangel an Schneid, der uns gegen den Massenstart Stellung nehmen

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