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in Junggebliebener mit weißem Bart

Seilbahnen, Sesselliften u. a., sondern auch der Bau von gesicherten Steiganlagen. Als etwa der Aufstieg über das Gamseck (Raxalpe)

„in Ketten gelegt“ wurde, war dies für ihn ein wichtiger Grund, eine „wilde Abart“ zu suchen. Heute zählt das „Wilde Gamseck“ zu den schöns - ten und interessantesten Kletterrouten im unteren Schwierigkeitsbereich.

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Lammer war begeisterter Alleingänger und als solcher konnte er beachtliche bergsteigerische Erfolge erzielen. Am 13. August 1884 beging er erstmals den Verbindungsgrat vom Olperer zum Fußstein, eine Bergfahrt, die heute nur mehr selten durchgeführt wird. Nicht immer gingen derartige Unternehmen auch gut aus. Einmal beim Überqueren eines Gletschers im Ortlergebiet, dessen Spalten durch Neuschnee verdeckt waren, gab der Schnee nach und Lammer stürzte in die Tiefe. Dabei hatte er Glück im Unglück, denn er blieb auf einer Firnbrücke liegen, die einen noch tieferen Sturz verhinderte. Er hatte jedoch neben einige Platzwunden und Abschürfungen auch Knochenbrüche erlitten, dennoch arbeitete er sich unter Aufbietung all seiner Kräfte an die Oberfläche zurück.

1895 heiratete Lammer. Die Hochzeitsreise verbrachte das Paar in den Bergen. Er führte seine junge Frau auf den Großen Mörchner (Zillertaler Alpen); dieser Berggang wäre beinahe ihr letzter geworden. Wegen eines gewaltigen Wettersturzes, heftiger Steinschläge und Lawinen wurde den beiden in halber Wandhöhe der Rückweg abgeschnitten; als einziger Ausweg bot sich ihnen ein gewagter Quergang an und nach insgesamt zwei Nächten in der eisigen Wand konnten sie endlich leichteres Gelände erreichen.

Lammer studierte in Wien Germanistik und Geschichte, er promovierte 1884 zum Dr. phil. Als überzeugter Alleingänger wurde er zum Pionier einer völlig neuen Richtung des führerlosen Bergsteigens. Er gilt als einer der Vertreter des sogenannten „Gefahrenalpinismus“ und findet den Sinn des Bergsteigens „in höchstem persönlichen Empfinden, führerlos oder allein gehend die Naturkräfte des Hochgebirges zu bekämpfen und zu überwinden“. Eiserne Sicherungen lehnte er vehement ab, weil er die Naturbelassenheit der Berge bewahren wollte. Selbst markierten Wegen und Schutzhütten stand er außerordentlich skeptisch gegenüber. Eine solche Auffassung trug ihm nicht nur Zustimmung, sondern auch so manche harsche Kritik ein. In diesem Zusammenhang sei auch auf das umfangreiche Werk von Rainer Amstädter, „Der Alpinismus – Kultur, Organisation, Politik“ (S. 93 ff.) verwiesen, das unter der Signatur 4 Bl-07-05 in unserer Klubbibliothek aufliegt.

Lammer gilt als Erschließer der Texelgruppe, er hat aber im Laufe seines Lebens auch die Westalpen intensiv kennengelernt. Vor allem in den Walliser Alpen hat er zahlreiche schwierige Bergfahrten unternommen, so etwa im Bereich des Matterhorns und des Zinalrothorns.

Einige seiner wichtigsten Erstbegehungen: Wildes Gamseck und Schneidige Wildfährte (beide Raxalpe); Großglockner über den Glocknerkamp; Großvenediger-Nordwestwand; Gratübergang Olperer – Fußstein; Schrammacher-Ostgrat; Hinteres Fiescherhorn-Nordostgrat (Berner Oberland).

Lammer war Mitglied beim elitären Österreichischen Alpenklub, später sogar dessen Ehrenmitglied.

Lammer hat zahlreiche Aufsätze für alpine Zeitschriften und Jahrbücher verfasst, seine wichtigste Publikation ist jedoch das bereits erwähnte Buch „Jungborn. Bergfahrten und Höhengedanken eines einsamen Pfadsuchers“, das erstmals 1922 erschienen ist. Unter der Signatur 4 Bk-04-21 ist dieses interessante Werk in unserer Klubbibliothek registriert.