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Worte, die unsere Herzen suchen

Die hier neu herausgebrachten Gedanken und Gedichte dieses Angehörigen der Ureinwohner am Pit River im Norden des heutigen Kaliforniens haben weder von ihrer Aktualität noch von ihrer Kraft und Tiefe etwas eingebüßt. Es sind Worte, die unsere Herzen suchen – damit wir uns erinnern…

Stellen Sie sich vor, Sie lebten einfach, aber behaglich: im Sommer draußen in einer Art Zelt, im Winter kuschelig warm in einer Höhle. Alles, was Sie zum Leben brauchen, finden Sie vor Ihrer Tür: Fische im Fluss, Wild im Wald und eine Vielzahl von Gräsern, Wurzeln und Beeren. So leben Sie mit Ihren Liebsten im Fließen der Zeit, ohne Druck und Hetze; es ist ja für alles gesorgt.

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Dann kommen eines Tages fremde Menschen in fremdländischer Kleidung, die sich in Ihrem Land niederlassen, nicht um mit Ihnen dort zu leben, sondern um das Land in Besitz zu nehmen. »Land besitzen? Was für eine eigenartige Vorstellung«, denken Sie. Aber bald merken Sie, dass diese Vorstellung schlimme Auswirkungen auf Sie und Ihr Leben hat. Ohne Besitzurkunde haben Sie mit einem Mal kein Recht mehr, dort zu leben, wo Ihre Vorfahren seit Urzeiten lebten. Sie werden mit Waffengewalt zusammengetrieben und davongejagt oder – schlimmer noch – draußen im Meer über Bord geworfen und ihrem Schicksal überlassen.

Stellen Sie sich vor, dies alles wäre der Generation ihrer Urgroßeltern und Großeltern passiert, und Sie müssten sich in einer Welt zurechtfinden, die so gar nichts mit der Lebensweise Ihrer Vorfahren zu tun hat. Aber Sie sind nicht allein, da sind andere Menschen wie Sie und da ist das Land, ist der Fluss, sind die Felsen und die Bäume. Sie wollen, Sie müssen hier leben, und Sie werden dafür kämpfen.

So erheben Sie Ihre Stimme…

So tat es jedenfalls Darryl Wilson, der sich auf seine Herkunft und seinen Ursprung besann und diese Worte in die Welt sendet, auf dass wir uns innewerden, wer wir wirklich sind – hier als Menschen auf dieser Erde.

Darryl Wilson kam in den 1980er-Jahren als Botschafter seines Volkes, der Achomawi (Leute des Flusses) mehrmals nach Europa. Dies geschah im Zusammenhang mit der »Red Power Bewegung«, einem Wiedererwachen der Identität der »First Nations« Nordamerikas. Es ging ihm – wie der gesamten Bewegung – nicht nur um ihre kulturelle, sprachliche und ethnische Selbstbehauptung, sondern zugleich um ein Zur-Besinnung-Kommen der fest in der Trance der »Zivilisation« gefangenen Menschen. Sie sollten sich wieder gewahr werden, dass sie untrennbar mit der ganzen Lebenswelt verbunden sind und von ihr abhängen – wie es sein Volk seit Urzeiten beherzigt und gelebt hat.

So schönen Gedichten lausche ich gerne.

➤ Zeitlose Gedichte, die lange nachklingen

➤ Ein Zuruf aus einer Perspektive, die uns mit unserem wahren Menschsein verbindet

➤ Ein Buch zum Lesen und Innehalten, Lesen und Innehalten…

Wellen auf dem Meer der Zeit

Gedanken eines Achomawi Klappenbroschur, 144 Seiten, 146 x 208 mm, viele Schwarz­Weiß­Fotos ca. 16,00 € (D)/16,50 € (A)

ISBN 978-3-89060-843-3

Prolit-Nummer: 221-00843

WG 1938

Erscheint am 6. Juni 2023