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Kunst in Miniatur –Antike Gemmen aus Bayern

Sonderausstellung der Archäologischen Staatssammlung München vom 12. Oktober 2019 bis zum 24. April 2020 in der Münchner Residenz.

Autorin: Dr. Des. Aaltje Hidding

„Der Ziseleur Priscus wünscht dem Gemmenschneider Campanus alles Gute!“ Ein Graffito aus Pompeji zeigt uns die freundlichen Grüße vom Steinschneider Priscus an den Gemmenschneider Campanus. Die beiden Berufe waren eng miteinander verbunden: wir dürfen davon ausgehen, dass Campanus als Steinschneider im Gemmenschnitt spezialisiert war. Während seines Arbeitstages schnitt, formte, polierte und gravierte Campanus Gemmen zu den kleinsten Kunstwerken, die aus der Antike bekannt sind.

Unten: Zwei Frauen besuchen einen Juwelier in Pompeji. Gemälde von Ettore Forti, Dall‘Antiquario Pompei, ca. 1880-1920. © Privatbesitz/ Foto 1000museums.com Links: Münchner Residenz. © Rudi Ernst

Als antike Kunst in Miniatur haben Gemmen immer eine große Faszination ausgeübt. In der Römerzeit waren etwa Julius Cäsar und Kaiser Hadrian begeisterte Sammler.

Später gelangten solche Kleinodien auch in den Besitz mittelalterlicher Fürsten

Unten: Teil der Gemmensammlung der Archäologischen Staatssammlung München. © Archäologische Staatssammlung München/ Foto S. Friedrich und in die Kirchenschätze. In der Renaissance inspirierten die auf den Gemmen eingravierten antiken Bilder Sammler und Künstler. Im 19. und frühen 20. Jahrhundert kamen Gemmen vor allem als Schenkungen oder Ankäufe in die Museen.

Ab 12. Oktober 2019 zeigt die Archäologische Staatssammlung München in der Münchner Residenz ausgewählte Gemmen aus ihren Beständen. Das Besondere an diesen Stücken ist, dass wir von allen die archäologischen Fundorte und Fundumstände kennen, sie also in die antiken kulthistorischen Kontexte im Gebiet des heutigen Bundeslandes Bayern einordnen können.

Im 1. Jahrhundert n. Chr. eroberten die Römer das Land südlich der Donau als Provinz Rätien, mit Augsburg als Hauptstadt. Römische Soldaten bauten neue Straßennetze und gründeten Militärlager und Siedlungen. Ihre Ankunft hat die kulturelle Entwicklung des Alpenraums stark beeinflusst. Auch auf den Darstellungen der kleinen Gemmen finden sich Zeugnisse der neuen Kultur, die die Römer mitbrachten.

Achilles, Hercules und Theseus

Zumeist waren die Gemmen in Ringe gefasst, die verloren gingen. Gelegentlich lösten sich auch die Gemmen von den Ringen – so kennen wir eine Reihe von Funden aus Thermenanlage, wo sich offenbar durch die Temperaturunterschiede Gemmen aus ihren Ringfassungen lösten. Aber auch Soldaten in Militärlagen wie Dambach und Eining oder Siedlungen wie die auf

Oben: dem Auerberg verloren gelegentlich ihre Ringe mit Gemmen. Die Darstellungen auf den Steinen zeigen häufig Bilder, die bei Soldaten beliebt waren: so etwa, die Helden Achilles und Hercules. Man kann sich vorstellen, dass ein Ring mit der Darstellung des Athener Helden Theseus, der sein Schwert prüft, ein passendes Geschenk für einen jungen Mann gewesen sein könnte, der seine Militärkarriere beginnt.

Andere Gemmen zeigen Szenen aus der griechischen und römischen Mythologie, wie dieses bekannte Bild der Zwillingsbrüder Romulus und Remus, der legendären Gründer Roms. Ihre Mutter war die Tochter eines abgesetzten Königs. Der neue König befürchtete, dass die Jungen ihn absetzen würden, sobald sie erwachsen waren, und ließ sie in den Fluss Tiber werfen. Aber die Kinder ertranken nicht. Eine Wölfin fand die Jungen unter einem Feigenbaum in der Nähe des Flusses und stillte sie, als wären es ihre eigenen Jungen. Die Gemme zeigt den Moment, als sie vom Hirten Faustulus entdeckt werden. Faustulus wird als alter Mann dargestellt, der eine kurze Tunika und einen Mantel trägt und sich auf einen Stab stützt. Die Gemme wurde in der früh gegründeten Siedlung auf dem Auerberg im Alpenvorland gefunden. Auch in diesem Fall kann man sich vorstellen, dass eine Gemme mit Roms Gründungsmythos ein passendes Geschenk für einen Römer gewesen sein könnte, der aufbrach, um in der neu eroberten Provinz sein Glück zu suchen.

Oben: Gemmen mit Hercules und Theseus. Unten: Eine Wölfin säugt die Zwillingsbrüder Romulus und Remus, die mythischen Gründer der Stadt Rom, unter einem Feigenbaum. Alle Fotos: © Archäologische Staatssammlung München/ Foto S. Friedrich

Göttinnen und Götter

Auch die Göttinnen und Götter wurden mit ihren charakteristischen Attributen auf Gemmen gezeigt. Jupiter der Donnerer hält ein Blitzbündel in einer und sein Zepter in der anderen Hand.

Vor seinen Füßen steht der zu ihm aufblickende Adler. Die Personifikation Bonus Eventus („Gutes Ergebnis“) hält eine Schale in der linken und zwei Ähren in der rechten Hand. Äskulap, der griechischer Gott der Heilkunst, stützt sich mit beiden Armen auf seinen Schlangenstab.

Merkur hält gesenkt den Stab, der ihn als Boten der Götter kennzeichnet. Amor, der Gott der Liebe, hat kleine Flügel auf seinem Rücken. Sol Invictus („unbesiegbare Sonnengott“) treibt die Pferde des Sonnenwagens mit der Peitsche zum Galopp an.

Symbol der Liebe und Freudschaft

Gemmen können auch Symbole der Liebe und Freundschaft zeigen: So wurde das Motiv der Handreichung als Geste der Verbundenheit häufig für Eheringe ver wendet.

Flora und Fauna

Auch die Welt der Natur mit Tieren und Pflanzen wurde auf Gemmen abgebildet. Jedem Einzelnen stand es frei, eine Illus tration zu wählen, die eine persönliche Bedeutung für ihn hatte.

Oben: Götterwelt, Unten Flora und Fauna. © Archäologische Staatssammlung München / Fotos S. Friedrich

Gemmen als Siegel

Mit ihren zahlreichen individuellen Motiven wurden die Gemmen in der Antike als Siegel verwendet, ähnlich wie eine Signatur. In Ton oder Wachs gedrückt hinterließen sie einen Abdruck, der die Echtheit von Briefen und Dokumenten sicherstellte. So konnte etwa Kaiser Trajan die Briefe des Staatsmannes Plinius des Jüngeren an seinem Siegel eines Viergespanns erkennen.

„Alle benützen den Abdruck [der Gemmen] sowohl für öffentliche als auch private Briefe“, sagte der römische Staatsmann und Anwalt Cicero vor dem römischen Gericht im ersten Jahrhundert v. Chr. Es bestand jedoch immer die Gefahr von Betrug. Sein Klient, behauptete Cicero, sei das Opfer eines gefälschten Dokuments geworden: „Sobald ich das Wachs sah, war ich sicher, dass die dreiste Fälschung des ganzen Beweismaterials augenscheinlich und nachgewiesen war.“

Gemmen dienten nicht nur als Siegel, sondern wurden wegen der Schönheit ihrer Steine und der darin eingeschnittenen Miniaturbilder als Schmuck getragen, eingesetzt in Ringen, Ohrringen und Halsketten, und als Dekoration für kostbare Möbel, Waffen und Musikinstrumente verwendet.

Die Kabinettausstellung von Gemmen aus bayerischen Fundorten ermöglicht es den Besuchern, sich den vielfältigen Aspekten der Verwendung dieser Kleinodien im Leben der antiken Menschen zu nähern.

Links: Porträt einer Frau, die eine mit Gemmen besetzte Kette trägt © Staatliches Museum Ägyptischer Kunst, München

Foto: M. Franke

Oben: Steuerquittung mit Siegel, geschrieben auf Papyrus © University of Michigan, Foto L. Lau-Lamb

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Das Deutsche Bergbau-Museum Bochum befand sich zwischen 2016 und 2019 im Wandel: Mit der Sanierung des Museums wurde auch die Dauerausstellung neu konzipiert. Der Umbau der Museumsräume und die Umsetzung der neuen Dauerausstellung sind seit Juli 2019 erfolgreich abgeschlossen. Vier Rundgänge führen nun durch das Haus: Steinkohle, Bergbau, Bodenschätze und Kunst vermitteln damit die Bandbreite des Leibniz-Forschungsmuseums für Georessourcen.

Die Rahmenbedingungen waren klar gesteckt: gut drei Jahre Zeit, rund 350.000 Objekte, die das Haus verlassen und eingelagert werden mussten, die Entwicklung und Umsetzung einer neuen Dauerausstellung mit vier neuen Rundgängen, die Sanierung des denkmalgeschützten Gebäudes im Bestand, die Umsetzung in zwei Bauabschnitten, die Aufrechterhaltung des Museumsbetriebs und ein klar definierter Kostenrahmen von 34 Millionen Euro. Im Juli 2019 sind diese Ziele erreicht worden.

„Wir haben uns und unser Haus in den vergangenen drei Jahren neu kennengelernt und befinden uns jetzt in einem Zustand freudiger Erwartung, die neue Dauerausstellung gemeinsam mit unseren Besucherinnen und Besuchern zu entdecken und auszuprobieren. Das Deutsche Bergbau-Museum Bochum will mit den vier Rundgängen zeigen, wie umfassend das Thema Bergbau die Menschheit begleitet hat und weiterhin begleiten wird. Wir laden dazu ein, uns als Haus zwischen Tradition und Moderne zu entdecken, mit

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