Gießener Magazin Express 42/2015

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Islamische Theologie in Zeiten der Radikalisierung Ringvorlesung des Präsidenten beschäftigt sich mit einem brisanten Themenkomplex

Staatsministerin Aydan Özoguz, Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration spricht am 8. Februar 2016 über die „Standortbestimmung der Rolle des Islams in unserer Einwanderungsgesellschaft“ Bildrechte: Aydan Özoguz

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n Zeiten von Terror, IS und Flüchtlingskrise drehen sich unzählige Debatten um die Frage, inwieweit der Islam – immerhin der Glaube von rund vier Millionen Menschen in Deutschland – kompatibel ist mit der Moderne, den Menschenrechten und der Demokratie. Diese Kontroversen greift die aktuelle Ringvorlesung des Präsidenten der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) auf: Am 26. Oktober um 19 Uhr beginnt in der Uniaula die Reihe mit dem Titel „Der Islam und die islamische Theologie in Zeiten der Radikalisierung“. Die wissenschaftliche Koordination der Ringvorlesung hat Prof. Yasar Sarikaya von der Professur für Islamische Theologie.

„Mit der thematischen Ausrichtung bleiben wir unserer Linie treu, hochaktuelle Themen aus Politik und Wissenschaft für ein breites Publikum aus Universität und Region aufzubereiten“, betont Unipräsident Joybrato Mukherjee. „Wir haben als eine der wenigen Universitäten, die dieses Fach anbieten, den Anspruch, eine islamische Theologie zu vertreten, die mit unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung und unserem säkularen Gesellschaftssystem in Einklang steht.“ Prof. Sarikaya fügt hinzu: „Mit ihrer Expertise leistet die Professur für Islamische Theologie und ihre Didaktik einen konstruktiven Beitrag zu gesellschaftlich relevanten Themen

über dem akademischen Rahmen hinaus. Nicht zuletzt will sie mit aktiver Öffentlichkeitsarbeit - ausgehend von einem modernen, aufgeklärten, selbstkritischen und reflektierten Islamverständnis - zur Versachlichung der Islamdebatte in der Gesellschaft beitragen.“ Den Anfang der Ringvorlesung macht am 26. Oktober der hessische Kultusminister Alexander Lorz mit seinem Vortrag „Bekenntnisorientierter islamischer Religionsunterricht – Ein Beitrag zur Persönlichkeits- und Identitätsbildung junger Muslime“. Der Aufbau eines positiven Selbstbilds junger Muslime ist häufig mit der Bestimmung der eigenen Stellung im sozialen Umfeld verbunden. Um ihnen das dazu notwendige Wissen um die Grundlagen des eigenen Glaubens zu vermitteln, hat Hessen als erstes Bundesland den bekenntnisorientierten islamischen Religionsunterricht eingeführt. Das Angebot soll durch die Übernahme der staatlichen Verantwortung für die religiöse Bildung muslimischer Kinder und Jugendlicher eine Lücke schließen. Lorz war vor seinem Ministeramt Staatssekretär im Hessischen Kultusministerium und Staatssekretär im Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst. Seit 15 Jahren ist er zudem Professor an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf.

Am 2. November wird sich der Islamund Politikwissenschaftler Dr. Michael Kiefer in seinem Vortrag mit „Neosalafismus und Prävention“ auseinandersetzen. Die gewaltbefürwortende neosalafistische Bewegung verzeichnet in Deutschland und Westeuropa ein stetiges Wachstum. Kiefer befasst sich seit vielen Jahren mit Fragen der Dialogarbeit und Radikalisierungsprävention. Er arbeitet in Düsseldorf bei einem Jugendhilfeträger und ist darüber hinaus als Postdoc am Institut für Islamische Theologie (IIT) der Universität Osnabrück tätig. Ein Vortrag zum Thema „Islamische Theologie an deutschen Universitäten – Eine junges Fach im Kontext hoher gesellschaftspolitischer Erwartungen“ wird am 23. November von Prof. Bekim Agai, Leiter des Instituts für Studien der Kultur und Religion des Islam und Geschäftsführender Direktor des Zentrums für Islamische Studien Frankfurt/Gießen gehalten. Er beschäftigt sich mit den integrationspolitischen und sicherheitspolitischen Erwartungen, die an die Islamische Theologie als Unterrichtsfach an Universitäten gerichtet werden. Agai ist Professor für Studien der Kultur und Religion des Islam in Geschichte und Gegenwart an der Universität Frankfurt.


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