Reithalle, Aarau Die Reithalle orientiert sich entlang der ehemaligen 300-Meter-Schiessanlage und nimmt gleichzeitig Rücksicht auf die vor handene Vegetation und die unterschiedlichen Bodenverhältnisse, bedingt durch die Auf füllung des alten Aarelaufes. Dabei ist das Konzept für die Reithalle auf Wirtschaftlichkeit durch kompakte Bauweise und auf Opti mierung der betrieblichen Abläufe ausgelegt. Der Schachen in Aarau, ein ausgedehntes Exerzier- und Festgelände im Westen der Stadt, wurde mit der Regulierung des Aarelaufes auch Ort für permanente Anlagen. Nach dem Ausbau der Pferderennbahn, der Schiessan lage und des Leichtathletikstadions kam 1954 der Neubau des Schwimmbades dazu. Weitere Bauten mit öffentlicher Nutzung schlossen sich an, so etwa die Sporthalle 1965. Zu Beginn der neunziger Jahre wurde der Betrieb der Schiessanlage eingestellt, da sie die Lärmschutzverordnung nicht mehr erfüllte. Die Zufahrt zum Areal erfolgt über die bestehende Schwimmbadstrasse. Die Parkplätze für Personenwagen befinden sich nördlich der Reithalle in unmittelbarer Nähe der beiden Haupteingänge. Durch diese Massnahme bleibt der Reitbetrieb frei von störendem Verkehr. Die Abstellplätze für Pferdetransporter befinden sich südlich der Reithalle in unmittelbarer Nähe der rückwärtigen Eingänge. Das Erschliessungssystem bildet sowohl für Personenwagen als auch für Pferdetransporter einen Kreisverkehr für einen reibungslosen Fluss. Die Aussenmasse der eingeschossigen Halle betragen 81,4 x 32,6 m x 10,4 m (Länge x Breite x Höhe). Dieses stattliche Volumen scheint
1934
über dem Sockel zu schweben. Durch die Polykarbonat-Doppelstegplatten ist die Tragkonstruktion kaum zu erkennen. Von der Seite gesehen, erscheint die Fassade flächig glänzend; bei frontaler Aufsicht zeichnet sich eine zarte, filigrane Struktur ab. Das Kunststoffmaterial lässt das Licht gefiltert ins Hallen innere, so dass es nicht blendet und eine angenehme Atmosphäre schafft. Die senkrecht angeordneten Kunststoffplatten, durch Nut und Feder miteinander verbunden, sind am Fusspunkt fest eingespannt, oben dagegen lose gefasst, um thermische Längenänderungen zu ermöglichen. Von aussen unsichtbar sind die Platten mit Metallprofilen an schmale, mit Stahlstäben abgehängte Fassadenriegel geklammert. Der Sockelbereich ist mit grossflächigen Holzwerkstoffplatten bekleidet. Diese sind sichtbar geschraubt und können bei Beschädigung ohne grossen Aufwand durch den Benutzer er setzt werden. Die gewählte Fassadenplatte zeichnet sich nicht nur durch ihre Wetterfestigkeit, sondern auch durch ihr ausgezeichnetes Preis-Leistungs-Verhältnis aus. Ihre Oberfläche ist aussergewöhnlich glatt und geschlossen; die Verschmutzung wird dadurch minimiert. Die Platten einschliesslich der Schraubenlöcher wurden mit Lasertechnik nach den individu ellen Plänen zugeschnitten und konfektioniert. Durch den Laserzuschnitt wurden die Kanten nicht nur veredelt, sondern auch versiegelt. Längsseitig ist ein zweigeschossiger Einbau als sichtbares Betonvolumen in die Halle ‹hineingestellt›. Hier sind die Restauration, die Tribüne, die Treppenhäuser, ein Juryraum sowie Räume für Technik und Gebäudeunterhalt unter gebracht. Über die beiden Eingänge bei den
Parkplätzen, durch die Halle und weiter über die zwei Treppenanlagen gelangt der Zuschauer ins Obergeschoss mit der Restauration und dem Juryraum. Hier wird die Aussicht auf die Reitbahn zum Raumerlebnis. Das primäre Tragwerk bilden 15 Fachwerk träger auf Pendelstützen in einem Abstand von 5,05 m. Die 2,70 m hohen Fachwerkträger in Brettschichtholz spannen über 32 m und sind mit einem Dachgefälle von 1,5 % versehen. Rippenplatten, bestehend aus OSB-Platten von 18 mm Stärke und Rippen mit einem Querschnitt von 60 x 180 mm, bilden die Dach scheibe aus. Im nordseitigen, massiven Einbau werden die Horizontalkräfte in Querrichtung der Halle und die Längskräfte der Nordfassade abgegeben. Südseitig werden die längs wirkenden Horizontalkräfte mit Zugstangen in den Betonriegel abgegeben. Einzelne Bauteile des eingebauten Beton volumens sind ebenfalls in Holzbauweise aus geführt. Kastenelemente bilden die oberste Decke, welche über 3,90 m zwischen den Aus senwandelementen und auf Holzstützen mit Glasbekleidung spannen. Im Gegensatz zur ungedämmten Halle ist dieser Raum mit Restauration und Jurybereich 100 – 120 mm gedämmt, womit eine minimale Temperaturstabilität erreicht wird.