Verwaltungsgebäude ECO 46 der Stadtgärtnerei, Lausanne Das neue, im Minergie-Eco-Standard errichtete Verwaltungsgebäude der Stadtgärtnerei Lausanne wurde nach den Prinzipien der bioklimatischen Architektur errichtet. Als Baustoffe kamen Materialien mit einem sehr geringen Anteil an grauer Energie zum Einsatz: Stroh, Lehm und Holz. Zur gleichen Zeit, als die Gruppe ‹Straw d’la Balle› in der Westschweiz die Debatte über Strohhäuser entfachte, plante die Stadtverwaltung von Lausanne, die alten Container, in welchen die städtische Park- und Güterverwaltung untergebracht war, durch einen innovativen und ökologischen Neubau zu ersetzen. Er ist trotz seiner bescheidenen Ausmasse in verschiedener Hinsicht aussergewöhnlich herausgekommen, insbesondere aufgrund der Verwendung von Stroh als Baumaterial. Die Strohbauweise ist zwar nicht etwas völlig Neues, aber hier gelangt dieser Baustoff zum ersten Mal in der Schweiz in einem öffentlichen Gebäude zum Einsatz. Der Neubau ECO46 bietet auf zwei Geschossen Platz für das Personal der Park- und Güterverwaltung. Im Erdgeschoss befinden sich modulartig veränderbare Sitzungszimmer, eine Cafeteria, eine Kochnische sowie Trockentoiletten. Im Obergeschoss sind ein Grossraumund drei Einzelbüros untergebracht. Dank der bioklimatischen Architektur und der gewählten Materialien geniessen die Nutzerinnen und Nutzer der Büroräume grossen thermischen Komfort und eine optimale Luftqualität. Verarbeitet wurden nicht weniger als 260 Strohballen. Diese bilden primär die Aussenwände und tragen hier mit ihrer Dichte von 200 kg/m3
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auch die Lasten. Über den grossen Fensteröffnungen und im Übergang Dach zu Wand sind Kastenträger, bestehend aus Vollholzbalken und Dreischichtplatten, als Anschlusselemente und als Unterzüge angeordnet. Gegen aussen sind die Wände mit Kalk verputzt und entsprechend diffusionsoffen; den Abschluss gegen innen bildet ein roher Lehmputz. Im Innern des Gebäudes findet man eine zentrale Lehmmauer, welche die Temperatur und die Feuchtigkeit reguliert, sowie eine Tragstruktur aus Stützen und Unterzügen aus Rotbuche. Damit kann eine Baumart ihre ausgezeichneten mechanischen Eigenschaften ausspielen, welche sonst fast nur noch als Energieholz Verwendung findet. Für die Anschlüsse wurden wenn immer möglich klassische Holz-Holz-Verbindungen angewandt. Die Dachträger und die Brettstapeldecke des Obergeschosses bestehen aus Brettern und Bohlen der Weisstanne. Die Elemente der Inneneinrichtung wie Tische, Bücherregale und Büromöbel schliesslich sind aus Eichenholz. Damit zeigt das neue Gebäude die vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten ‹neuer›, bisher wenig genutzter Baumarten. Mit Ausnahme einiger Holzwerkstoffplatten stammt alles Holz für den Baukörper und die Inneneinrichtung aus dem Stadtwald von Lausanne, der wie alle Wälder der Schweiz nachhaltig bewirtschaftet wird, zusätzlich hier aber auch die am nächsten gelegene Ressource bildete. Im Winter liefert ein Holzofen im Erdgeschoss angenehme Wärme für das ganze Gebäude, und im Sommer schützen Lamellenstoren vor zuviel Sonne und verhindern zusammen mit der natürlichen Lüftung, welche die warme Innenluft
durch das Oberlicht abführt, eine Überhitzung. Einem Wunsch der Bauherrschaft entsprechend, nutzte man die Baustelle gleichzeitig auch als Informationsplattform. Mittels verschiedener Ausbildungs- und Informationsveranstaltungen wurde das Wissen zu bioklimatischer Architektur sowohl Baufachleuten als auch einem breiten Publikum nähergebracht. So lockten die während der gesamten Bauphase durchgeführten Besichtigungen und Tage der offenen Tür rund 1000 Besucherinnen und Besucher an, und über 40 Personen nahmen an den theoretischen und praktischen Ausbildungskursen mit insgesamt fast 150 Baustellentagen teil. Dieser partizipative Bildungsansatz wird von der Stadt Lausanne als durchschlagender Erfolg gewertet. Er steht in einer Reihe mit vielen anderen Massnahmen, mit welchen die Stadt einer nachhaltigen Entwicklung zum Durchbruch verhelfen will.
Situation