12 Mensch_kloen 22.10.12 08:40 Seite 12
FOTO: MIRKO BEYER
M E N S C H D E S M O N AT S
„Alles geben“ ist die Devise beim Boxschool-Training. Olaf Jessen gibt Jugendlichen durch Disziplin und Regeln Selbstbewusstsein
Olaf Jessen, Boxtrainer
Kämpfen lohnt sich „Boxen gegen Gewalt“ klingt paradox – ist es aber nicht. Jugendliche lernen im Verein Boxschool Fair Play, Selbstvertrauen und Teamgeist. Gemeinsam werden die Kinder fit für die Zukunft gemacht.
Klönschnack 11 · 2012
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in fester Stand, angespannter Bauch gleich – auf Augenhöhe und mit Respekt.“ und Rücken, die Hände stecken in ro- Wer mitmachen will, muss zunächst einige ten Boxhandschuhen. Die Anweisun- Hürden meistern: Pünktliches Erscheinen, gen sind deutlich: Gerade Schläge, immer Sportsachen dabeihaben und regelmäßige abwechselnd nach rechts und links. Aus- Teilnahme. Genau das, was ihnen den dauer ist von den jugendlichen Teilneh- Schulalltag normalerweise erschwert, wird ihnen hier konkret beigebracht – Disziplin. mern des Unterrichts gefordert. Olaf Jessen ist Trainer und Initiator von Ihre Belohnung sind sichtbare Erfolge. Nach kurzer Zeit wird die Boxschool e.V., „Unser AnAusdauer besser, die Körgebot richtet sich an Schu„Es geht nicht um perkraft nimmt zu und sie len, die Gewaltprävention blindes Zuhauen ...“ erfahren Anerkennung, fördern und Sozialkompenicht nur von ihrem Boxtenz vermitteln möchten.“ Seit zwei Jahren gibt es den Verein. Er ko- trainer, sondern auch von ihren Kameraoperiert mit Schulen, der Beratungsstelle den. „Gruppenzugehörigkeit, gemeinsames für Gewaltprävention, dem Weißen Ring Lernen und Erfolge miteinander teilen sind und den Hamburger Behörden. „Boxen ist wichtige Punkte in unseren Unterrichtseinein Kampfsport nach genau festgelegten heiten.“ Regeln – da geht es nicht ums blinde Zu- Es geht nicht darum, Gewaltbereitschaft zu hauen“, erklärt Jessen. Deswegen eignet fördern. Im Gegenteil, viele Kinder erfahsich der auf den ersten Blick brutal wir- ren erstmals, welche körperlichen Grenzen sie haben, wo ihre Stärken liegen – auch im kende Sport für junge Erwachsene. Die 10-bis 18-Jährigen, haben unterschied- Kopf. Nachdenken über die Konsequenzen liche Hintergründe. Die einen neigen zu ihrer Handlungen ist wichtig. „Es ist schön, Agressionen, die anderen sind schüchtern, wenn ein Schüler mir von einer Schulhofwieder andere brauchen ein sinnvolles rangelei erzählt, die er fair schlichten konnHobby. Jessen betont: „Wir behandeln alle te“, berichtet Jessen stolz.
Beim Training sind Mädchen und Jungen getrennt. Das macht Sinn, denn die körperliche Kondition ist anders ausgeprägt. Das Boxen fördert den fairen Umgang miteinander und den Zusammenhalt. „Es geht auch darum, den Jugendlichen ein anderes Freizeitverhalten beizubringen. Oft wissen sie nichts mit sich anzufangen, weil ihnen Vorbilder fehlen.“ Ziel von Boxschool ist, das Leben der Schüler zu verändern, ihnen aufzuzeigen, dass Leistungen und Lob zusammengehören, sie Ansprechpartner und Zukunftsperspektiven haben. „Diese Kinder sind wertvolle Mitglieder unserer Gesellschaft. Es lohnt sich, für sie zu kämpfen.“
ZUR PERSON Olaf Jessen, ist 46 Jahre alt und in Hamburg geboren. Sein Leben lang hat ihn Boxen immer wieder auf den richtigen Weg gebracht. Er eröffnete vor 21 Jahren sein eigenes Sportcenter Hankook, boxte bis 1987 aktiv, engagiert sich in sozialen Projekten und ist Trainer beim neuen Rocky Musical.
www.boxschool.de Autor: anna-lena.walter@ksv-hamburg.de