Das Stadtteilwappen von Praçltzia: Auch in dieser Nummer kann ein neues Stadtteilwappen vorgestellt werden - jenes von Pradl. Dem Namen dieses bevölkerungsreichen Stadtteiles zwischen der Sili im Westen und Norden, der Reichenau im
daß Pradl bis zu seiner freiwilligen Eingemeindung nach Innsbruck (mit Wirkung vom 1. Jänner 1904) eine Fraktion der Dorfgemeinde Amras war. Die Bedeutung von Pradl und die Entwicklung eines gewissen Eigenlebens dieses Ortsteiles nahm von dem Zeitpunkt an erheblich zu, als Von Stadtarchivdirektor Univ.sich in Folge der Gründung des Marktes Doz. Dr. Franz-Heinz Hye bzw. der Stadt Innsbruck die vermehrte Notwendigkeit ergab, das südöstliche Talgebiet von Amras, Ampaß etc. bzw. die Osten (Linie Prinz-Eugen-, Kravogl- und alte Römer- und südseitige Hauptstraße Egerdachstraße) und dem Stadtteil Amras des Tales durch einen Fahrweg mit dem im Süden (östliche Wiesengasse, südliche um 1165/70 errichteten neuen Markt an Amraser und Grenzstraße bzw. Kranewitder neuen Innbrücke bzw. mit diesem terstraße) kommt deshalb in der Geschichneuen Verkehrs- und Wirtschaftszentrum te der Topographie Innsbrucks besondere zu verbinden, welches wenig später auch auf die Südseite des Inn vergrößert wurde und um 1187/ 1204 zur Stadt aufgestiegen ist. Dem entsprechend entwickelte sich der Siedlungskern von Pradl (urkundlich 1173 "Predele") nicht inmitten der Pradler Wiesenflur, sondern unmittelbar an der Pradler Sillbrücke. Die landwirtschaftlichen Güter von Pradl konnten auf diese Weise weiterhin und ohne wesentliche Einschränkungen genützt und bewirtschaftet werden. Erhalten geblieben ist dadurch auch jene für Innsbruck einzigartige Flureinteilung von Pradl, die - durch die Linie der Römerstraße (= Wiesengasse) vorgegeben -, im neuen Stadtteilwappen ebenso Berücksichtigung fand, wie der römische Meilenstein an der Das neue Stadtteilwappen von Pradl. Nach einem Entwurf Wiesengasse: von F. H. Hye, heraldisch-graphisch gestaltet von Gustav Das Pradler Stadtteilwappen Sonnewend. zeigt nämlich in schrägrechts geteiltem Schild heraldisch-rechts in silberBedeutung zu, weil er am Talboden des nem Feld auf schwarzem Schildfuß den Innsbrucker Beckens der einzige Flurname römischen Meilenstein an der Wiesengasrömischen oder alpenromanischen Urse und heraldisch-links in grünem Feld sprungs ist. Nach Karl Finsterwalder, dem drei waagrechte silberne Balken. Altmeister der Etymologie in Tirol, leitet Der genannte Meilenstein stellt dabei nicht sich der Name Pradl vom romanischen Mengenbegriff zu "pratum" (= Wiese), d. h. vom Wort "pratalia" (= Wiesenfläche) her. Umgesetzt in die siedlungsgeschichtliche Realität besagt dies, daß die weite Wiesenflur von Pradl auf der rechten Seite des Mündungsschwemmkegels der Sili bereits vor der bayerischen Landnahme um 600 von den Amraser Bauern zu Wiesengrund kultiviert worden ist. Daß diese erste Phase der Kultivierung von Amras her durchgeführt wurde, wird durch zwei Fakten illustriert: Einmal durch den vorrömischen Ortsnamen von Amras, der sich demnach seit mehr als 2000 Jahren von Generation zu Generation erhalten hat und damit eine klare Aussage zum Alter dieser Landgemeinde beinhaltet, und andererseits durch die Tatsache, Der römische Meilenstein an der Wiesengasse.
STADTNACHRICHTEN - JULI 1993
nur für Innsbruck, sondern auch aus gesamttirolischer Sicht eine Besonderheit dar, zumal es - abgesehen von Südtirol - in ganz Nordtirol nur noch drei derartige Meilensteine gibt, die sich an ihrem ursprünglichen Standort befinden, nämlich einen bei Holzleiten, einen in Reith bei Seefeld und eben den Pradler Meilenstein an der Wiesengasse. Die sieben abwechselnd grün und silber tingierten waagrechten Streifen hingegen erinnern einerseits an den Ursprung des Namens Pradl von lateinisch "pratalia" (= Wiesenfläche) sowie andererseits an die oben bereits angedeutete, im Straßennetz von Pradl noch heute nachlebende Flureinteilung dieser großen Wiesen- und Ackerfläche, welche vom unteren Ende des Paschbergs bis in den alten Ortskern von Pradl in sieben parallele, Ost-West verlaufende "Gestöße" gegliedert war. Voneinander abgegrenzt waren diese "Gestöße" durch einstige Feldwege, die sich bis in unsere Tage fast durchwegs zu Fahrstreifen entwickelt haben. Konkret handelt es sich dabei - von Süden nach Norden - um den Paschberg weg, die Wiesengasse (= alte Römerstraße), die Kaufmann Straße, die Burgenlandstraße (Südring), die PacherStraße, die Anzengruber- bzw. Kranewitterstraße, die Hörmann- und Gumppstraße sowie als nördliche Begrenzung des siebten "Gestößes" um die Gaswerkund Amthorstraße. Diese uralte Flureinteilung, die beinahe das gesamte Gebiet des heutigen Stadtteils Pradl umfaßt und weitgehend sein aktuelles Straßennetz bestimmt hat, findet in keinem anderen Stadtteil Innsbrucks ein vergleichbares Gegenstück und kann daher ebenso wie der römische Meilenstein in der Wiesengasse als Pradler Spezifikum bezeichnet werden. Abschließend darf der Verfasser mitteilen, daß die Obleute und Repräsentanten der Pradler Vereine bei einer von Herrn Kurt Eigenstiller, dem Repräsentanten der Interessengemeinschaft der Pradler Kaufleute, zum 4. Mai d. J. einberufenen Sitzung im Pradler Schützenheim den vom Verfasser vorgelegten und erläuterten Entwurf dieses Wappens einstimmig angenommen und zum Stadtteilwappen von Pradl (Foto: M. Hye) deklariert haben. B
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