Innsbrucker Stadtnachrichten

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Felitsch, eines Baumeisters Erzherzog Ferdinands II., am Amraser Friedhof hingewiesen, der in Größe und Gestaltung einem Adelsdenkmal in keiner Weise nachsteht. Vom Adelsmonument Gatterer, Reiter und Wagner. Ver(mit bekröntem, offenem Tureinzelt bezieht sich der Schildnierhelm) unterscheidet ihn nur inhalt auch auf den Beruf des der Stechhelm mit Bausch. Wappenempfängers, so z. B. bei Goldschmieden. Auch Harnisch- Besonderes Interesse verdienen in plattner gehören hiezu, wie das der Ausstellung auch einige OrigiWappen der Familie Wiz in den nal-Wappenverleihungsurkunden pergamentenen Stadtrats-Wappen- von 1490, 1496 und 1510 sowie heften von 1600 und 1608 zeigt. besonders auch das OriginalDie ältesten heraldischen Denk- Freiherrndiplom Kaiser Karls I. mäler in Innsbruck stammen je- von Österreich für den Generaldoch aus viel früherer Zeit. Abge- oberst Dr. Viktor Dankl vom sehen von einzelnen Siegeln han- 3. September 1918. Es ist sicher delt es sich dabei vor allem um eine der letzten derartigen Urgroßartige Wappen-Grabsteine kunden der österreichisch-ungaim Kreuzgang des Klosters Wü- rischen Monarchie, die wenige ten aus der Zeit ab 1310. Ihre Rei- Wochen später aufgehört hat zu he reicht bis 1549 und enthält bestehen. Gerade dieses Wappen auch die Wappen-Grabsteine aber zeigt auch, daß es nicht zweier Frauen. In dem Zusam- unbedingt das hohe Alter sein menhang sei auch auf den präch- muß, welches ein Wappen mit tigen Grabstein des Matern Würde erfüllt.

Wappen in Innsbruck (II) In seiner gegenwärtigen Ausstellung zeigt das Stadtarchiv noch bis zum 15. Juni als zweiten Teil des Zyklus „Wappen in Innsbruck" eine repräsentative Auswahl von Wappen der Bürger, Bauern und des Adels in Innsbruck. In bewußtem Gegensatz zu zahlreichen Erscheinungsformen der letzten Jahrzehnte (seit 1918) ist Von Stadtarchivdirektor Sen.-Rat Univ.-Doz. Dr. Franz-Heinz Hye das Stadtarchiv bemüht, historisch belegte Heraldik vor Augen zu führen und dabei auch zu dokumentieren, daß das Wappen als gemeinschaftsbildendes Symbol der Familie kein Vorrecht des Adels war, sondern daß — unter Berücksichtigung gewisser Unterscheidungsmerkmale — auch bürgerliche und bäuerliche Familien in reichem Maße Wappen geführt haben. Im alten Innsbruck (bis etwa 1800) gab es vermutlich sogar mindestens ebensoviele bürgerliche wie adelige Wappen. In der Ausstellung allerdings dominieren die nicht-adeligen Wappen. So hängen an den Wänden nicht weniger als 35 große, farbig Wappendarstellungen von Mitgliedern des Innsbrucker Stadtrates und anderer städtischer Amtsträger aus der Zeit von 1651 bis 1775, von denen lediglich zwei dem Adelsstande angehörten bzw. in diesen aufgestiegen waren. Die

Originale dieser Wappen befinden sich als Wanddekoration im Vorzimmer des Bürgermeisters und waren — ebenso wie die im folgenden zu erwähnende Handschrift von 1547 — durch eine großherzige Schenkung des Innsbrucker Kaufmannes und Heimatforschers Hans Hörtnagl um 1935 in den Besitz der Stadt gelangt. Dieses älteste erhaltene Wappenheft des Innsbrucker Stadtrates findet sich auf zwei Pergamentbögen, welche im Jahre 1547 dem Innsbrucker Bürgerbuch vorangesetzt, später jedoch aus diesem wieder entfernt worden sind. Es zeigt, daß von den damals 13 Mitgliedern des Stadtrates und Magistrates zehn über ein eigenes Familienwappen verfügten. Übrigens stammen diese Wappen-Miniaturen von der Hand des bekannten Innsbrucker Malers Sebastian Scheel. Dabei verdienen die beiden kleinen Igel, die als Schildhalter beim Wappenschild des Innsbrucker Stadtschreibers Hermann Ygl fungieren, besondere Erwähnung. Ygls Wappen bildet zugleich ein sehr anschauliches Beispiel für jene Gruppe von Wappen, bei denen das Siegelbild — oft mit viel Phantasie — den Namen der betreffenden Familie andeuten soll. Im Rahmen der Ausstellung gehören zu dieser Gruppe namentlich die Wappen der Familien Lotter (Loter), Rieß(Riß), Gänsler, Fuchs, Löffler, Wolf, Peisser,

1890

VOR HUNDERT JAHREN

17. Mai: „Cur-Bad ,Egerdach' nächst dem Schlosse Amras bei Innsbruck neu umgebaut und eingerichtet und für warme, Mineral- und Kalt-Wasserkuren, letztere nach dem berühmten ,Pfarrer Kneip System' wird am 15. Mai 1890 eröffnet." 23. Mai: „Am 21. Mai fand die vom k. k. Handelsministerium angeordnete Tracenrevision und Begehung der Ergänzungslinie Landhaus — Bergisel der Local-

bahn Innsbruck-Hall statt. Gegen die Tracenführung in der Maria-Theresien-Straße wurden von den Vertretern der Stadtgemeinde Innsbruck keine Einwendungen erhoben. In der Gemeinde Wüten dagegen erklärten die Vertreter der Gemeinde, daß sie die Bedingung stellen, daß die Trace wegen des Bestandes der Wasserleitungscanäle in der Leopoldstraße auf die westliche Seite der genannten Straße gelegt werde." 28. Mai: „Im laufenden SommerSemester sind in der hiesigen k. k. Leopold-Franzens-Universität 811 Hörer inscribiert. Gegenüber der Frequenz im WinterSemester zeigt sich eine Abnahme. " 29. Mai: „Gestern um 11 Uhr vormittags ist hier der frühere Stadtund Armenarzt, Herr Dr. Joseph Glatz, im 65. Lebensjahre verschieden. Er hinterließ ein Testament, welches u. a. die Bestimmung enthält, daß der jeweilige Bürgermeister alljährlich am Josephi-Tag den Zins von 25.000 fl. unter die Armen von St. Nikolaus und Mariahilf zu verteilen hat. Dr. Glatz, im Leben Armenarzt im besten und eigentlichsten Sinne des Wortes, ist sozusagen Wappen mit Namen und Wahlspruch (oben) der Innsbrucker Stadträte Veit Gänssler (mit Gans) und Licht- auch im Tode seinem Berufe treu kämmerer Michael Reindl (mit Kerze) von 1671/74. (Original im Rathaus) Foto: Frischauf geblieben."


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