ur Geschichte der Pradler Sillbrücke Die Verkehrsübergabe der neuen Pradler Sillbrücke darf als willkommener Anlaß wahrgenommen werden, um kurz die Vorgeschichte dieser Brücke in Erinnerung zu bringen. Während wir für den Bestand der Wiltener Sillbrücke bereits aus dem Jahre 1251 einen urkundlichen Beleg haben, können wir für die Pradler Sillbrücke deren Existenz im späten Mittelalter lediglich vermuten bzw. feststellen, daß diese Brücke ebenso alt sein muß wie die ihr aus Amras sowohl, wie aus der Stadt zustrebenden Straßenzüge der Egerdachstraße bzw. der Hofgasse, Universitäts- und DreiVon Stadtarchivdirektor Sen.-Rat Univ.-Doz. Dr. Franz-Heinz Hye heiligenstraße (die beiden letzteren wurden früher als „Silbergasse" bezeichnet). Einen weiteren indirekten Hinweis auf den Bestand der Brücke liefert auch jenes Privileg des nachmaligen Kaisers Maximilian I. von 1500, kraft dessen er der Stadtgemeinde zur Finanzierung der Straßenpflasterung der Landstraße gegen Wüten neben der „Neustadt" und der „Anbruggen" auch an der „Silbergasse" die Einhebung eines Wegzolles bewilligt hat. Mehr als lokale Bedeutung kam diesem Straßenzug über die Pradler Sillbrücke allerdings sicher nicht zu. Dies verbes-
serte sich auch kaum, als Erzherzog Ferdinand II. 1572 über diese Brücke seinen „Fürstenweg" von der Hofburg in Innsbruck nach Schloß Ambras anlegen ließ. Während die erste namentliche Nennung der Brücke — soweit bisher bekannt — erst aus dem Jahre 1526 datiert, liegt ihre älteste kartographische Darstellung gar erst in einem Kärtchen von Innsbruck und Umgebung von der Hand Peter Anichs aus dem Jahre 1764 vor. Ein westlich der Brücke befindlich gewesener Holzrechen für den großen Holzlagerplatz des Hofes an der Stelle des heutigen Palais Ferrari, über den ein zusätzlicher Weg nach Pradl verlief, erscheint hingegen als „Weg über den Rechen" schon auf einer Plan-Ansicht von 1612 dargestellt. Es versteht sich von selbst, daß die alte Pradler Sillbrücke — sie bestand bis 1909 stets nur aus einer Holzbrücke — des öfteren durch Hochwässer beschädigt oder zerstört worden ist bzw. wieder aufgebaut werden mußte. Einmal mußte die alte Brücke sogar innerhalb von nur sieben Jahren zweimal erneuert werden, nämlich sowohl 1790 als auch 1796. Nachdem der hiefür verantwortliche damalige Landesbaudirektor Ing. Franz Barraga beim Neubau der Brücke im Jahre 1790 einen zuvor vorhanden gewesenen
gemauerten Mittelpfeiler durch einen schmäleren „Holzpfahl" hat ersetzen lassen, wurde er beim Einsturz 1796 zur Verantwortung gezogen. In seiner Rechtfertigung verwahrt er sich „gegen das ehrenrührige Geschwätz und Gespött seiner Gegner und Feinde, darunter sich Idioten befinden". Bei der Untersuchung ergab sich, „daß besonders die Mauerbank auf dem Widerlager gegen die Stadtseite, faul und stark vermorscht war". Andererseits war es Barraga „wohl bekannt, daß ehemals diese Brücke mit einem gemauerten Steinpfeiler in der Mitte gestützt war, (der) absichtlich wegen den verursachten Anhängerungen und Zurückhaltungen bis zur Gründung abgetragen worden sei . . . " „Dieses Übel (sollte nach Ansicht Barragas) bei einem einfachen
Holz-Pfahl-Joch nicht besorgt werden, besonders, wenn von Zeit zu Zeit das sich etwa anhängende Gehölz oder Gebüsch weggeräumt wird." Wegen des Umstandes, „daß (sich) von dem alten Steinpfeiler noch das Grundpflaster im Rinnsale befindet und daß deshalb die Jochpfähle nicht gehörig eingeschlagen und befestigt werden konnten, darf (meint Barraga) keine Besorgnis gehegt werden. " Den konkreten Anlaß zum Brückeneinsturz endlich sieht Barraga in dem „allwegs verbotene^) jähe(n) Sprengen des mit 4 Pferden bespannten Fuhrwerks, worunter selbe am 26. Oktober (1796) wirklich brach." (Frdl. Hinweis von Straßenbaudirektor i. R. HR Dipl.-Ing. Leo Feist.) Barragas Argumente wurden offenbar akzeptiert, weshalb wir ihn auch noch nach 1796 in Amt und Würden antreffen. Seit dem Bau der ersten Stahlbetonbogenbrücke (1909/10), die nun durch einen Neubau ersetzt worden ist, wird jedoch auf die Einfügung eines Mittelpfeilers verzichtet.
1888 VOR HUNDERT JAHREN 15. Dezember: Die Vertretung der aus dem Mühlauer Bach gespeist damals noch selbständigen Ge- wird und der Arzler Bevölkerung meinde Arzl bedankt sich öffent- zugute kommt. lich bei der Stadtgemeinde Innsbruck für die Errichtung der Hochdruck-Wasserleitung, die 27. Dezember: In der Pfarrkirche Wüten wird eine Gedenktafel in Erinnerung an den hw. Herrn Karl Reitenberger, Abt des Prämonstratenser-Stiftes Tepl in Böhmen (1813—1827) enthüllt. Prälat Reitenberger, der der Begründer des Kurortes Marienbad in Böhmen war, zog sich nach seiner Resignation in das Stift Wüten zurück, verstarb auch hier und wurde in der Stiftskirche Wüten beigesetzt.
14. Jänner: Der Gemeinderat berät über die Benennung der neu erbauten Redoutenlokalitäten. Nachdem die Vorschläge „Festhaus", „Bürgersaalbau" und „Bürgerhaus" allesamt abgelehnt wurden, einigte man sich schließlich nach zweimaliger Abstimmung auf die Bezeichnung „Stadtsäle". — In derselben Sitzung wurde gefordert, daß „die Die letzte in Holz erbaute Pradler Sillbrücke bei ihrer Demontage im Jahre 1909. Im Anschluß wurde 1909/10Milchfuhrwerke verhalten werdie erste Stahlbetonbrücke ohne Mittelpfeiler errichtet, Vorläuferin der nunmehr eröffneten, schräg über den den, zur Nachtzeit in der Stadt Fluß führenden Brücke. (Fotosammlung: Stadtarchiv Innsbruck) Licht zu führen".