Sankt Nikolaus und Mariahilf Das Stadtarchiv hat es sich zum Program in gemacht, nicht nur Jubiläen der Stadt selbst, sondern auch solche der einzelnen Stadtteile gebührend zu würdigen. So begeht der Stadtteil links des Inn in diesem Jahr die Feier des lOüj ährigen Bestandes des ersten städtischen Kindergartengebäudes und der vor 100 Jahren geweihten neuen Pfarrkirche von Sankt Nikolaus, welche ein Werk des berühmten Wiener Dombaumeisters und Architekten Friedrich v. Schmidt ist und außer Zweifel die schönste im Stil der Neogotik erbaute Kirche Tirols darstellt. Aus diesem Anlaß hat das Stadtarchiv bereits im Frühjahr eine Festschrift zur Geschichte von „Ur-Innsbruck" herausgebracht und widmet dieser Thematik nun auch eine Jubiläumsausstellung. Inhaltlich beginnt die von Archivdirektor Senatsrat Univ.Doz. Dr. Franz-Heinz Hye zusammengestellte Ausstellung mit der Gründung des Marktes Innsbruck am linken Innufer um die Mitte des 12. Jahrhunderts, wobei der Uferstreifen zwischen dem Höttinger und dem Tuftbach aus dem Verband der Muttergemeinde Hötting herausgelöst worden ist. — Gewisse Gemeinsamkeiten mit dieser älteren Dorfgemeinde hat Innsbruck aber auch nach dieser Tren-
nung beibehalten. Ein besonderer Hinweis gilt diesbezüglich der im Höttinger Wald liegenden Stadtalm bzw. Innbrückleralm, deren Name seit etwa 100 Jahren zur „Umbrükkler"alm verballhornt worden ist. Nach der Gründung und Anlage der Altstadt rechts des Inn (ab 1180) sank der alte Markt in die Rolle einer einfachen Vorstadt ab, der man es ohne weiteres zumuten konnte, daß dort auch das Asyl der unheilbar kranken Aussätzigen oder Leprosen situiert wurde. Gerade dieses seit 1313 urkundlich nachweisbare Sondersiechenoder Leprosenhaus und seine 1502 geweihte kleine Kirche wurden aber zum Ausgangspunkt für die Entwicklung der Seelsorgsund schließlich Pfarrkirche von Sankt Nikolaus. Auch das unweit vom Leprosenhaus errichtete zweite städtische Bruderhaus — ein Wohnheim für gealterte Handwerker — hat stärker in die Geschichte dieses Stadtteils eingewirkt, als man dies von Einrichtungen dieser Art gewohnt ist. Als es nämlich für seinen ursprünglichen Verwendungszweck nicht mehr gebraucht worden ist, wurde es neuen Funktionen zugeführt und schließlich 1886 durch einen erheblichen Um- und Erweiterungsbau zum ersten städ-
tischen Kindergartengebäude Innsbrucks umgestaltet — ein Zusammenhang, der erst im Zuge der heurigen Jubiläumsforschungen bekanntgeworden ist. Selbstverständlich befaßt sich die Ausstellung auch mit anderen Einrichtungen und Bauten der „Kotlacken", wie z. B. des ersten staatlichen Zucht- und Strafarbeitshauses in Innsbruck, mit dem alten Landes-
hauptschießstand in Mariahilf und vielem mehr, doch um dies alles Revue passieren zu lassen, lädt das Stadtarchiv die Bevölkerung wieder sehr herzlich ein, diese Ausstellung — selbstverständlich bei freiem Eintritt — zu besuchen. Die Ausstellung wird vom 17. Oktober 1986 bis zum 27. I i bruar 1987 gezeigt und ist Montag bis Donnerstag von 8 bis 12 U M und von 14 bis 18 Uhr, Freitag von 8 bis 13 Uhr geöffnet. Gegen Voranmeldung und entsprechende Vereinbarung sind gelegen! liehe Sonderführungen nach 18 Uhr möglich.
Einfahrt aus dem Osten in den Ortsteil St. Nikolaus um 1840 über den „Neuen Weg" oder die „Kaiserstraße", heute Innstraße. Damals verlief die Straße noch unmittelbar am Innufer. Seit etwa 1880/90 erstreckt sich hier ein im Zuge der lnnregulierung gewonnener Park.
1886
VOR HUNDERT JAHREN
22. Oktober: Der Bote für Tirol wirbt für Tiroler Spielkarten: „Es wurde mit Freude begrüßt, als Dr. Karl Domanig und Eduard v. Wörle, der berühmte Maler, die Tiroler Spielkarten reformierten. War ja der Gedanke, auf den Karten das geschichtliche und Cult urleben des Landes darzustellen, die Karten gleichsam als Mittel des Anschauungsunterrichtes zu benützen, ein ebenso glücklicher als patriotischer. Anstatt der nichtssagenden und blöden Figuren auf andern Karten, begegnen U n u r l i t i b a u l i ^ ( I n d i Un ni) p i i\\» Unni uns hier die in der I^ndesgeschichte berühmten GestalJ)cr ini Julir 1863 neu erbaute, seit dem Spätmittelalter nachweisbare alle I.andeshauptschießstand, an dessen Stelle heute die ten: Kaiser Rudolf, Herzog Wohnanlage Mariahilfpark steht. 1893 wurde dieser Hauptschieß- Friedrich mit der leeren Tastund in die A rzler A u verlegt, wo heute das Olympische Dorf steht. sche, Kaiser Max. I. und Kaiser Franz I., Oswald von WolNunmehr befindet er sich im Eggen wald in Arzl.
kenstein, Margaret he Maultas c h e . . . denen Peter Anich, Speckbacher und P. Haspinger folgen." 9. November: Aul dein „schwarzen Brett" der Universität ist folgende Kundmachung des Rektors angebracht: „Nach in der Stadt seit mehreren Tagen umlaufenden Gerüchten sind in allerletzter /eil wiedci lalle vorgekommen, d;iü Studierende ihre Zwistigkeiten mit dei Walte zum Austrag gebracht haben . . . tier unter/eichiiete Rector sieht sieh veranlaßt. die gesammle Studentenschaft neuerdings zu ermahnen, sieh der Austragung ihrer etwaigen Streitigkeiten durch die Waffen in Zukunft /u enthalten..." J.