Das Mühlauer Wappen und der Dorfbrunnen
cherchen. Einerseits war zu klären, welchen angemessenen Aufstellungsort der in den Straßenraum hineinragende Dorfbrunnen erhalten, und andererseits, welches Stadtteilwappen den Eingangsbereich der Schule zieren sollte. Im Gegensatz zu anderen Innsbrucker Stadtteilen, welche in den vergangenen Jahren ein neues Stadtteilwappen bekommen haben, lässt sich in Mühlau auf eine in der Vergangenheit bereits mehrfach verwendete W a p pendarstellung zurückgreifen. Bereits am 21. März 1848 hatten Mühlauer Schützen „mit eigener Fahne" an einem Fackelzug zur Feier der kurz zuvor vom Kaiser angekündigten Beratung zur „Konstitution des Vaterlandes" teilgenommen, wie uns der Chronist Gottfried Pusch in seiner tagebuchartigen Innsbrucker Chronik überliefert. Diese Fahne trug noch kein Mühlauer Wappen, sie war der Zeit entsprechend
schwarz, rot, gold. Acht Jahre später aber war auch ein Wappen vorhanden. Im Innsbrucker Zeughaus hat sich ein Album mit folgendem Titel erhalten: „Dem Schützen Vereine zu Mühlau gewidmet von Schützenrathe Johann Schmid, Assistenten der tirolischen Nordbahn 1856". Das an die Privatschützengesellschaft Mühlau erinnernde Album enthält erstmals für uns greifbar eine Darstellung des Mühlauer Wappens: ein frei schwebendes helles Mühlrad in blauem Schild. Die älteste derzeit bekannte Darstellung des Gemeindewappens auf rotem Hintergrund befindet sich im Depot der Mühlauer Pfarrkirche. Ein mit der Jahreszahl 1900 versehenes und 1903 der Pfarrkirche gewidmetes Ölgemälde von Max Gheri zeigt das Mühlrad jedoch nicht frei schwebend, sondern von Wasser angetrieben. Es handelt sich bei diesem Bild im Übrigen um ein verschollen geglaubtes bzw. im 1995 erschienenen Band LII/2 der Österreichischen Kunsttopographie als nicht mehr erhalten bezeichnetes Gemälde. Von 1903 bis mindestens 17. September 1956 (dieses Datum ist auf entsprechenden Hochzeitsfotos erhalten) war es am Hochaltar der Mühlauer
Mit Absicht schräg auf der Brunnensäule montiert begrüßt das Mühlrad die am Dorfplatz Ankommenden.
Die älteste derzeit bekannte Darstellung des Mühlauer Wappens mit rotem Hintergrund.
Die Umgestaltung des Mühlauer Hauptplatzes und die damit verbundene Neugestaltung des Volksschuleinganges erforderte auch historische ReAus dem Stadtarchiv von Andreas Rauch
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Pfarrkirche zu sehen, und im Zuge der Dorfplatzrecherchen hat es sich als gut im Pfarramt aufgehoben erwiesen. Wenn auf den aus den 1930er Jahren stammenden Hochaltarfotos lediglich eine Madonnenstatue am Altar zu sehen ist, so bietet sich als mögliche Erklärung die Aufstellung eines Marienaltars an, wobei das Altarbild anscheinend mit einem Vorhang überdeckt wurde. Im Besonderen war bei der Dorfplatzgestaltung aber auf die den Mühlauern wohl vertrauteste Wappendarstellung Rücksicht zu nehmen. Es ist dies das Mühlrad auf der 1929 von Architekt Willi Stiegler errichteten neuen Brunnensäule in Mühlau. Um dieses diagonal auf der Brunnensäule stehende Mühlrad rankt sich eine kleine Anekdote: Angeblich hat der in der AntonRauch-Straße Nr. 21 wohnende Bäckermeister Bobner einen beträchtlichen finanziellen Beitrag zur Errichtung derselben geleistet. Um aber auch optisch von der Neugestaltung mehr zu haben, soll er verlangt haben, dass das Mühlrad so gedreht werden müsse, dass er es von seinem Haus aus frontal zu Gesicht bekäme. Dies wurde in der Folge auch tatsächlich so durchgeführt. W e n n auch die Entscheidungsfindung über die Stellung des Mühlrades vermutlich komplexer abgelaufen ist, als uns überliefert, so ist doch zumindest eines festzuhalten: Für den aus der Anton-Rauch-Straße nach Mühlau Kommenden bietet nur die gewählte Lösung eine volle Ansicht des Mühlrades, und dies war mit Sicherheit beabsichtigt. Bei der Gestaltung des Mühlauer Dorfplatzes waren somit alle Varianten, welche den Brunnen in die Mitte des Hauptplatzes stellen wollten, zu verwerfen. Allen diesen Vorschlägen war eines gemeinsam, es fehlte der historische Bezug. Deshalb wurde der Brunnen nur geringfügig (2 m gegen Norden, 3 m gegen Westen) aus dem Straßenraum weggerückt. Die Brunnensäule steht aber weiterhin in der verlängerten A c h s e der Anton-RauchStraße.
INNSBRUCK INFORMIERT - JULI 2001