Innsbruck

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en in der Reichenau

De Der Eröffnung des Flughafens Innsbruck-Reichenau am 1. Juni 1925 ging nur eine kurze Vorgeschichte voraus. Es begann im Frühjahr 1924. Major Raoul Stoisavljevic (1887 bis 1930) ein gebürtiger Innsbrucker und ehemaliger Feldpilot im Ersten Weltkrieg - erhielt von der 1923 gegründeten österreichischen Luftverkehrs-Aktiengesellschaft den Auftrag zu erkunden, welche Landemöglichkeiten sich in Innsbruck böten. Er kam zum Von M a g . Herbert Woditschka Ergebnis, daß dafür die Höttinger Au und die Reichenau in Frage kämen. Die Wahl fiel auf die Reichenau, weil dieses Gebiet seit der Eingemeindung von Pradl am 1. Jänner 1904 innerhalb der Stadtgrenze lag und die Stadtgemeinde Innsbruck hier seit 1902 mit dem Reichenauer Gutshof ein geschlossenes Kulturland von 50 Hektar besaß. In der Sitzung des Innsbrucker Gemeinderates vom 20. Juni 1924 teilte Bürgermeister Dr. Anton Eder (1923 bis 1929) mit, die österreichische LuftverkehrsA G ersuche „vorläufig um die Genehmigung, daß ihre Flugzeuge versuchsweise auf einem der Stadtgemeinde gehörigen Grunde in der Reichenau starten und landen dürfen. Die Rücksprache mit den in Betracht kommenden Herren hat ergeben, daß die versuchsweise Landung nicht geeignet sei, den landwirtschaftlichen Ertrag des Grundes zu schmälern, insofern ein Schaden durch Zuschauer vermieden bleibt" Bürgermeister Eder

stellte im Einvernehmen mit Vizebürgermeister Franz Fischer den Antrag, „der Gemeinderat wolle prinzipiell zustimmen, daß von Seite des Stadtmagistrates die Erlaubnis gegeben werde, daß Flugzeuge dieser Gesellschaft bis auf weiteres versuchsweise auf der ins Auge gefaßten Wiese starten und landen dürfen". Der Antrag wurde angenommen. In der Sitzung vom 19. Dezember 1924 gab der Gemeinderat die Zustimmung zur Errichtung eines Flughafens. Zwei Eisenhangars wurden, in Teile zerlegt, auf Kosten der österreichischen Bundesregierung von Graz nach Innsbruck transportiert. Sie waren 1913 am Flughafen Thalerhof bei Graz aufgestellt worden, mußten aber später auf Befehl der Alliierten abmontiert werden. Am 28. März 1925 fand die Kommissionierung des Flugplatzes statt, und am 31. März erklärten sich Dr. Karl Pusch als Vertreter des Landes Tirol, Dr. Heinrich Röhn im Namen der Tiroler Landesverkehrszentrale und Dr. Anton Eder für die Stadt Innsbruck zur Gründung der Tiroler Flugverkehrsgesellschaft bereit, an der Tirol mit einer Einlage von 20.000 Schilling, die Landesverkehrszentrale und Innsbruck mit je 40.000 Schilling beteiligt sein sollten. Am 30. Mai bestätigte Major Hervay als Vertreter des Bundesministeriums für Handel und Verkehr in einer Niederschrift, „daß mit heutigem Tage vom Standpunkt der Sicherheit gegen die Eröffnung des Flugplatzbetriebes kein Hindernis mehr obwaltet". Der Sicherheit

des 550x450 m großen Flughafens dienten ein Wetterberatungsdienst mit Funkverbindung zur Zugspitze, zum Hafelekar und Patscherkofel, ein Rauchfeuer in der Mitte des Platzes, das Flugplatzwart Isidor Löschnigg betreute, und ein Windsack. Major Stoisavljevic erklärte sich bereit, die Flugleitung für die ab 1925 geplanten täglichen Flüge München-Innsbruck des Süddeutschen Aero-Lloyds und für die ab 1926 geplanten Flüge der ÖLAG nach Wien zu übernehmen. Der Eröffnung stand also nichts mehr im Wege. Die Innsbrucker Nachrichten schreiben darüber: „Seit 1. des Monats ist die tirolische Landeshauptstadt in das internationale Luftverkehrsnetz einbezogen und dadurch mit dem Weltverkehr noch enger verknüpft als bisher. Hierin liegt die besondere Bedeutung der

Eröffnung des Innsbrucker Flughafens, die gestern vormittag in solenner Weise gefeiert wurde. Es war im verkehrsgeschichtlichen Sinne ein denkwürdiger, historischer Akt, der sich da in der Reichenau unter Teilnahme einer großen Anzahl von Festund Ehrengästen und vor den Augen eines massenhaft erschienenen, höchst interessierten Zaunpublikums vollzog. Nach der Messe hielt Propst Weingartner eine Ansprache, worin er auf die von Erfolg gekrönten Bemühungen der Menschen, auch das Luftreich zu erobern, hinwies. Leider mußte Propst Weingartner seine Rede abbrechen, da sie durch das unvermeidliche Lärmen eines inzwischen von Wien angekommenen und landenden Flugzeuges übertönt wurde. Nach Beendigung der offiziellen Feier bestiegen Landeshauptmann Dr. Stumpf, Bürgermeister Dr. Eder und V i zebürgermeister Fischer das Flugzeug zu einem etwa zwanzig Minuten langen Rundflug über Innsbruck und das Inntal, der sie hoch befriedigte."

VOR HUNDERT JAHREN

23. März: Für die im Mai desselben Jahres vom Frauenverein zu eröffnende Kleinkinderbewahranstalt (hinter dem Museum) werden vom Gemeinderat die Stellen der ersten und zweiten Kindergärtnerin ausgeschrieben. Weiters sichert der G e meinderat der Regierung zu, „daß die Stadt die nach Maßgabe des mit derselben zu ver-

einbarenden Programms tür die gewerbliche Zeichen- und M o dellirschule und für die Baugewerbeschule nothwendigen Localitäten stets beistellen werde." 2. April: Anläßlich der bevorstehenden Gemeinderatswahlen veröffentlicht der Bote eine Übersicht über die Anzahl der Wähler, gegliedert nach Berufszweigen. Dabei ergibt sich folgendes: In Innsbruck wählten im Jahre 1887 17 Ehrenbürger, 623 Bürger, Industrielle und Gewerbetreibende, 71 Hausbesitzer, 1 Gutsbesitzer, 3 Private, 574 öffentliche und private Beamte und Pensionisten, 124 Professoren und Lehrer, 71 Doktoren der Rechte und der Medizin, 55 M i l i tärs, 7 Priester und 4 Angehörige, von Korporationen und G e sellschaften 6. April: Bei einer außerordentlichen Versammlung der hiesigen Feuerwehr wurde u. a. auch über das Thema der Uniformierung diskutiert und festgestellt, daß die Ordnungsmänner in „Duxer und Kappe" zu erscheinen haben.

vom

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Flugzeug

auf

den

Innsbrucker

Flughafen

Reidienau.

(Repro:

Murauer)

6. April: Für den folgenden Sonntag wird die Abhaltung eines Evangelischen Gottesdienstes im Saale des Gasthauses „Zum goldenen Kreuz" angekündigt. K.

Innsbruck - Offizielles Mitteilungsblatt der Landeshauptstadt - Jahrgang 1978 ,' Nr. 3


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