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Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck
Nummer 9
Einstellung des Vadebetnebes in Nüchsenhausen Dank des Entgegenkommens der Eigentümer von Büchsenhansen hat das glcichbenannte Schwimmbad durch IN! Jahre seinem segensreichen ^>weck gedient. Nunmehr ist die Zeit für diese Anstalt, die für das linlc I n n u f r r und Hötting-Ost fast unentbehrlich zn sein scheint, leider abgelaufen. Wie Herr Bürgermeister Dr, Lngger vor einiger Zeit der Öffentlichkeit bekanntgab, hätten auch noch so lustspielige Reparaturarbeitcu die weitere Verwendung 5>os,pä N<i^t>8 nicht n,ebr sickern können. Aus diesem Grunde wurde Heuer in Büchsenhausen der Badebetrieb nicht mehr aufgenommen. Den vielen ehemals begeisterten Besuchern dürfte ein geschichtlicher Rückblick auf das Bad, das zweifelsohne zn den ältesten des Landes zählte, Wohl von Interesse sein. A m 8. März 177 l ist B e r n a r d i n B i c n e r , ein Nachkomme des berühmten Kanzlers von T i r o l und Besitzer von Büchsenhansen, im 91. Lebensjahr gestorben. Bernardin Vicncr war der indirekte Begründer dieser Badeanstalt. Bernardin errichtete nämlich — etwa nm 1710, ehcvor er Ordcnsmann wnrde — an derselben Stelle, an der später das Bad erbaut wurde, einen Karpfenteich. Zeugnis dafür gibt ein Fresko, das der Kanzlcrsohn selbst an die Wand links vor dem Eingang zur Schloßkapelle gemalt hat. Das Bildnis zeigt das ganze Schloßgcbände mit dem bereits erwähnten Karpfenteich. Ein Steinsockcl von einem Springbrunnen mit der Jahreszahl 1760, der vermutlich später hinzu errichtet worden war, war bis in die Gegenwart im
Schlosse zu sehen.
Um 1832 ehelichte Ritter M a h l - S c h e d l v o n A l penburg die Tochter des damaligen Besitzers De L a m a . Ritter Mahl-Schedl war für die damalige Zeit ein sehr fortschrittlich nnd modern denkender Mann. Er baute den Karpfenteich des Bcrnardin Biener in ein Freischwimmbad nm, das bereits am 20, M a i 18-">2 eröffnet werden konnte. P e t e r S t i c k e r war sein erster Bademeister. Die Bewässerung des Bades wnrde mit Hilfe des Sprcngerlrcnzbaches durchgeführt. Das Wasfer erreichte eine Turchschnittstemfteratnr von 14 bis 17 Grad (Innsbrncker Tagblatt vom 26. M a i 1852). Ritter von Mahl-Schedl verkaufte 1803 das Schloß Büchsenhansen und wanderte nach Südamerika ans. Am .">. Angust 1884 ging der ansehnliche Besitz von I o h a n n N i ß l auf dessen Sohn R o b e r t über, nnd von da an wurde dein Schwimmbad neuerdings bedeutende Aufmerksamkeit geschenkt. Das Schwimmbassin wurde verlängert nnd überdies ein Kanal vom Fallbach her angelegt, wodnrch der Nasscrznflnß verstärkt werden konnte. Unter Robert Nißl übernahm 1894 J o h a n n A r m s d o r f er als Bademeister und Schwimmlehrer das Schwimmbad. Genannter, ein Pionier des nassen Sportes, unterrichtete „Schwimmen nnd Eislaufen" und war außerdem M i l i t ä r schwimminstrnktor bis 1924. F ü r die Errettung von drei ertrinkenden Soldaten erhielt er eine Belohnnng von drei Dukateu in Gold. Armsdorfer hat nach Berichten alter Innsbrucker Schwimmer eine mustergültige Bade- und Schwimmanstalt unterhalten; er führte auch ein stilistisch einwandfreies Springen vor. Armsdorfers Nachfolger war Schwimmlehrer V a ! d a u f, dessen größtes Verdicusl die
Tchassung der Rullschicncnanlagc an der Längswand des Schwimmbades darstellt. I h m folgte 1920 H a n s E u g e I e, der schon rein raumtechnisch im besten Sinne als Erneuerer des Bades Büchscnhansen gelten darf. Durch Besitzer Nobcrt Nißl nnd Engele wurde das Bad lieser gestaltet und die alte Sprnnganlage vom Eingang an die linke Seite des Schwimmbassins versetzt. Dies ermöglichte dem Bademeister einen ungehemmten Blick über das ganze Bad. Engele vergrößerte durch Beseitigung verschiedener Hindernisse das Sonnendach uno ucrcicycrie oasseioe unlch Verlegung einer Er.tra-Branseanlage dorthin. M i t Zunahme an Badegästen errichtete er eine Großwcchsrlkabinc für 120 Personen und bald anch ein bescheidenes Büfett. Durch Ausnutzung des Nißl'schcn Privatbades als Vorwärmer, genau oberhalb des Freischwimmbadcs gelegen, konnte anch die Temperatur des Wassers verbessert werden. Zu bedenken ist, daß Engele fast alle diese Erneuernngsarbeitcn im Verein m i t seinen Kameraden und freiwilligen Helfern bewerkstelligt hat. Die revolutionierende Epoche Engeles war jedoch die Zeit Anfang der dreißiger Jahre, als es ihm gelang, ans dem bisher getrennten Badcbetrieb ein Familienbad einzurichten. Besonders begrüßt wurde dies von den weiblichen Badegästen, die durch die ehemalige Badezcitcintcilung sehr benachteiligt waren. 1939 rückte Engele als Hauptmanu zum Kriegsdienst ein. Gegen Kriegsende übernahm J o s e f S ch w i tz e r (vnlgo Pascher) das Schwimmbad Büchsenhansen. Genannter, ein hervorragender Schwimmer, Lebensretter nnd Taucher, versuchte den veralteten Zustand des Objekts immer wieder mit geringen Mitteln zu beheben. Schon 195,7 sollte das traditionsrcichc Schwimmbad Büchsenhcinscn wegen Undichte der Bassinmaucrn geschlossen werden. M i t Schwitzer an der Spitze intervenierten in einer Denkschrift zahlreiche Badegäste aller Innsbrucker Gesellschaftsklassen im Rathaus. Eiue nochmalige Instandsetzung des Bassins wnrde erreicht. Herrn Bürgermeister D r . Lugger ist es zn danken, daß der Wassersportbctrieb in BüchsenHausen dann noch solange aufrecht erhalten wurde, bis das große Freilnftschwimmbad am Tivoligelände seiner Bestimmung übergeben werden tonnte. Das Bassin des aufgelassenen Schwimmbades, umsänmt mit einer 1,2:"> Meter breiten Rampe, weist eine Länge von 30 und eine Breite von 20 Meter auf. Davon entfällt für die Nichtschwimmer eine Fläche von 7 x 20 Meter. Die Tiefe des Bades belauft sich ans 2,80 Meter bei normalem Wasserspiegel. Den Badenden standen 34 geräumige Umkleidekabinen, für die Kinder außerdem 83 Kästchen ^ur Verfügung. Wie oben erwähnt. Durch über U!0 Jahre hat sich die Zt.-Nikolanscr und Höttinger Jugend dieses in günstiger ^age befindliche» Schwimmbades, leicht erhöht, distanziert vom großen Verkehr, Stanb und Rauch liegend, erfrent. Selbst der von Innsbruck nicht wegzudenkende Föhn konnte, da vom Schloß Büchsenhansen geschützt, hier nicht einwirken. Die vielen Anhänger dieses Kleinodes mögen aber bald alle ebenso getreue Besucher des neuen Schwimmbades am werden. W. Eppacher
Neuerscheinungen Paul Vergmeister: „Innsbruck." Ein Bildführcr mit !0 Photos, einem farbigen Stadtplan nnd einer farbigen Panoramalarte, 40 Seiten Text, glan',folirnlaschiert 3 29. , Tyrolia Verlag, Innsbruck -Wien—Müncheu,
Das geschmackvolle Vändchen cullali l<» ganzseitige >luusl° druckbildcr vun Innsbruck und seiner Umgebung «Sommer und Winter einschließlich. Bauten, Kunst uud Natur), da;u 40 Scitcn 3ert' l»r;e historische Einleitung, ^nleressanles