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schlAchThäUsER DER

moDERNE

Architektur und Faschismus

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Bekannt wurde der deutsche Filmemacher Heinz Emigholz durch seine streng komponierten Architekturfilme, in denen er der Formensprache der Architekturmoderne nachspürte. Kurze Einstellungen, oft verkantet, kein Kommentar, nur Häuser, Gebäude, pure Architektur. Mit DIE LETZTE STADT legte Emigholz 2020 erstmals einen Spielfilm vor, zumindest ansatzweise. Schauspieler theoretische Sentenzen vor, in denen natürlich über Architektur reflektiert wurde, aber auch über den Zusammenhang von Architektur und Faschismus. Emigholz jüngstes Werk SCHLACHTHÄUSER DER MODERNE nimmt diesen Gedanken nun in Form eines Essayfilms auf, der in Bolivien, Argentinien und Berlin entstand und Verbindungen und Einfluss zwischen europäischem und lateinamerikanischem Faschismus nachspürt, Kolonialverbrechen und Erinnerungskultur. Im wahrsten Sinne des Wortes Schlachthäuser entwarf der argentinische Architekt Francisco Salamone in der Provinz Buenos Aires in den 30er Jahren, längst verfallene Kathedralen der Moderne, die der expandierenden Produktion des weltweit gefragten argentinischen Rindfleisches dienten und an den Stil des italienischen Art Deco erinnern. Ganz anders das Barock des wiederaufgebauten Berliner Stadtschlosses, in dem einst der deutsche Kaiser den Genozid an den namibischen Völkern der Hereros und Namas in die Wege leitete, ein direkter Vorläufer und Inspiration des Holocaust. Emigholz bietet vielfältige Bezüge an, zieht Verbindungen zwischen einer Ruinenstadt in Bolivien und der missglückten Stadtplanung Berlins, schlägt eine Brücke von Jorge Luis Borges zu den Bauten Freddy Mamani Silvestres, der im Hochland Boliviens Häuser baute, die an die Pop Art erinnern. D Michael Meyns

¢ Start am 19.1.2023