Fazit 92

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DAS FAZITGESPRÄCH Wann erhoffen Sie sich die ersten zählbaren Erfolge? Also bei den Habilitationen ist es schon etwas besser geworden, aber bei den Neubesetzungen geht das naturgemäß langsamer. Wir setzen dafür auch finanzielle Anreize für Fakultäten, die sich in dieser Frage besonders hervortun. Leider stehen wir manchmal vor der Situation, dass potenzielle Professorinnen aus familiären Gründen dann doch nicht den Schritt nach Graz gehen, weil die Familie eben nicht der Frau an den neuen Berufsstandort folgt. Da werden Sie als Rektorin kaum eingreifen können. Es gibt viele Faktoren. Dort, wo ich etwas tun kann, versuche ich es. Sie haben gesagt, es gibt finanzielle Anreize für Fakultäten, die mehr Frauen einstellen. Wie kann ich mir das vorstellen? Es gibt einen Budget-Indikator, der genau darauf abzielt. Besonders ausgewogene Geschlechterverhältnisse zwischen Studierenden, wissenschaftlichem Nachwuchs sowie Habilitierten und Professorinnen werden belohnt. Insgesamt ist das mit 10.000 Euro dotiert. Und es gibt keine Beschwerden von männlichen Kollegen? Ich denke, das ist gerechtfertigt. Wenn man Ziele erreichen will, muss man auch Anreize setzen. Sie waren immer gegen eine gesetzliche Frauenquote. Hat sich Ihre Haltung geändert, weil Einzelmaßnahmen nicht so schnell greifen, wie Sie es sich wünschen würden? Da hat sich meine Einstellung nicht geändert. Ich denke, dass man langfristig auf diesem Weg ans Ziel kommt. Oft scheitert es auch daran, dass sich für manche Funktionen keine Frauen bewerben. Wir haben momentan zum Beispiel nur eine einzige Dekanin.

Eine andere Quote wurde im letzten Profil aufgegriffen, und zwar jene der deutschen Professoren an österreichischen Universitäten. 30 Prozent der Professuren sind inzwischen mit deutschen Staatsbürgern besetzt. Verkürzt gesagt sind also mehr Deutsche als Frauen in dieser Position. Sehen Sie darin ein Problem? Nein, überhaupt nicht. Dann frage ich anders: Sehen Sie, dass Kolleginnen und Kollegen damit ein Problem haben könnten? Solche Artikel entspringen ja meist einer gewissen Unzufriedenheit. Für die Universität Graz kann ich keine Probleme erkennen. Die Besetzung ist bei uns sehr ausgewogen und wir arbeiten daran, dass es nicht zu viele Hausberufungen gibt. Gerade in den Naturwissenschaften versuchen wir eine stärkere Internationalisierung, das geht aber über Deutschland hinaus, weil wir immer mehr englischsprachige Lehrveranstaltungen anbieten wollen. Das gilt vor allem in den Master- und Doktoratsstudien. In Deutschland werden die Zugangsbeschränkungen tendenziell ausgebaut. Es gibt immer mehr Fächer mit Numerus clausus und immer strengere Anforderungen. Sehen Sie da perspektivische Schwierigkeiten für die Kapazitäten österreichischer Universitäten? Natürlich beobachten wir genau, wie sich das entwickelt. In der Psychologie hatten wir das Thema bereits und mit den dort beschlossenen Zugangsregeln haben wir bislang eine gute Mischung. Eine Rot-Weiß-Rot-Quote wie in der Medizin wird nicht nötig sein? Es ist in Graz wahrscheinlich auch aus geografischen Gründen etwas unproblematischer als zum Beispiel in Salzburg. Dort ist der Anteil an deutschen Studierenden schon sehr hoch. Bei uns machen


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