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Medizin im idealen Umfeld Erst seit 2004 ist die Medizinische Universität Graz eine eigenständige Universität. Seitdem kann die Meduni auf eine erfolgreiche Zeit zurückblicken. Die Forschungsleistung ist explodiert, die Drop-outRaten sind gesunken und nun soll auch ein neuer Campus kommen.
VON MICHAEL NEUMAYR
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ür Josef Smolle, in der zweiten Periode Rektor der Medizinischen Universität, steht seine Universität sehr gut da: „Seit der Gründung der Universität 2004 hat sich unsere Forschungsleistung mehr als verdreifacht. In internationalen Rankings sind wir regelmäßig präsent. Das bedeutet, wir gehören weltweit zu den Top vier Prozent der Universitäten. Im medizinischen Ranking hängen wir zwei Drittel der deutschen Medizinfakultäten ab und sind regelmäßig unter den 150 besten Medizinuniversitäten der Welt.“ Mit der Meduni in Innsbruck sei man gleichauf, die Meduni Wien sei aber allein aufgrund ihrer Größe nicht erreichbar. Anders als an anderen steirischen Universitäten pflegt die Meduni Graz auch zu den Studierenden gute Beziehungen. Nicht nur Rektor Smolle, sondern auch Vertreter der Österreichischen Hochschülerschaft loben das gute Gesprächsklima. „Wir haben auf jeden Fall die Gepflogenheit einer sehr offenen Kommunikation. Die Studierenden sind ein Teil der Universität und gestalten
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diese auch mit“, so Smolle. Das habe sich auch beim anfangs umstrittenen Auswahlverfahren gezeigt. „Die Situation hat sich mit dem Auswahlverfahren massiv verbessert. Zuvor hatten wir eine Drop-out-Rate von über 50 Prozent. Mit dem Auswahlverfahren ist sie auf fünf Prozent gesunken. Das heißt auch, unser Aufnahmeverfahren hat eine sehr gute prognostische Aussagekraft“, hebt Smolle hervor, und das hat seinen Grund: Denn das Auswahlverfahren unterscheidet sich in vielen Punkten von jenen Tests, die in Innsbruck und Wien durchgeführt werden. „Wir haben uns sehr früh Gedanken gemacht, wie wir das Auswahlverfahren gestalten können, und haben diesen Prozess auch wissenschaftlich begleitet. In Wien und Innsbruck wurde man hier offensichtlich überrascht, deshalb hat man dort schnell einen Test aus der Schweiz zukaufen müssen“, sagt Smolle. Anders als der Grazer Test ist jener aus der Schweiz ein reiner Intelligenztest, den man nicht erlernen kann. „Unser Verfahren kann und soll man erlernen. So prüft unser Test nicht nur die Intelligenz, sondern auch die Lernbereitschaft und das Engagement der
Kandidaten“, hebt Smolle hervor. Deshalb sitze man derzeit mit den anderen Universitäten an einem Tisch und entwickle ein gemeinsames Auswahlverfahren, das schon im kommenden Sommer eingesetzt werden soll. Wesentliche Teile werden dabei aus dem Grazer Test übernommen werden.
Neuer Campus
Ändern wird sich auch der Standort der Meduni Graz. Bis Ende 2016 wird ein neuer Campus am Gelände des Landeskrankenhauses entstehen. Der Standort in der Harrachgasse wird aufgegeben. „Der neue Campus bringt uns die Chance, dass wir die theoretischen Institute und die klinischen Einrichtungen an einem Standort beisammen haben. Das ist eine große Entwicklungschance, weil wir nicht die Institute eins zu eins abbilden werden. Wir werden ein innovatives Raumkonzept haben, mit dem ein Teil der Flächen flexibel vergeben und leistungsorientiert gesteuert werden kann“, so Smolle. Ein positiver Nebeneffekt sei außerdem, dass die Karl-FranzensUniversität die freigewordenen Räume in der Harrachgasse übernehmen und so ihre JÄNNER 2013