Fazit 88

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GEDANKEN ZUM MANAGEMENT

VON MARYAM LAURA MOAZEDI

Teil 1 Der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit den Auswirkungen des Lachens widmet sich die 1964 von William F. Fry gegründete Gelotologie. So wird eine Reihe positiver Einflüsse ausgemacht, wie die Steigerung des Immunsystems, die unterstützende Wirkung bei Therapien und die Reduktion von Stress. Außerdem werden Perspektivenwechsel erleichtert, Konflikte lassen sich leichter bearbeiten und die Teamarbeit wird verbessert. Lachen tut gut. Das haben auch Seminaranbieter entdeckt, die an Wochenenden das „Business Lächeln“ trainieren. Doch so geradlinig ist der Einsatz des Lachens nicht immer. Über den Humor Humor ist, so schreibt der niederländische Professor Manfred Kets de Vries, eine Art Metakommunikation. Mit anderen Worten, durch die Tatsache, dass Humor – welcher Art auch immer – mitschwingt, bekommen die Inhalte eine eigene Färbung. Humor kommuniziert uns, wie die Kommunikation zu verstehen ist. Humor ist also durchaus komplex und lässt sich nicht auf Formeln wie „Lachen = glücklich sein“ und auf Spaß reduzieren. Humor hat neben den offensichtlichen noch weitere Funktionen; er hilft uns, Hochmut ins rechte Licht zu rücken und uns selbst weniger ernst zu nehmen. Vor allem aber fällt es uns durch 34

FA Z I T

den – zum Teil vorgeschobenen – Humor leichter, Inhalte zu transportieren, die weniger akzeptabel sind. Und gar nicht so selten kommunizieren wir Witzloses unter dem Deckmantel des Humors. Seien wir doch ehrlich, wer hat noch nie etwas gesagt und aufgrund der Reaktion des Gegenübers das gerade Gesagte relativiert oder wieder zurückgenommen mit den Worten „das war ja nur ein Witz“. Im Nachhinein war es gar nicht so gemeint, denn es war nur Spaß und unser Gegenüber darf in der Situation zeigen, dass er Spaß versteht und kein Spielverderber ist. Bei Freud ist nachzulesen, dass Humor eine gesellschaftlich akzeptierte Methode ist, angsterregende Gefühle zu äußern, wie beispielsweise Aggression. Immer wieder spannend ist der Versuch, bei Witzen über anderen Kulturen, Religionen, über Frauen oder Menschen mit Behinderung genauer hinzuhören, das Element des Witzes zu streichen und sich anzusehen, was nach dem Filter übrig bleibt: Abwertung. Eine Abwertung anderer Menschen, die durch den sogenannten Humor akzeptabel wird. Das gemeinsame Lachen über, bleiben wir gleich bei dem Beispiel Frauen, schweißt Männer zusammen. Es schafft Gemeinsamkeit, eine Gruppenzugehörigkeit, ein Männerbündnis, ein Wir. Man bildet Zusammengehörigkeit durch die Bildung, vor allem aber

Abgrenzung zu einer „anderen Gruppe“ über die man lacht, ist sich einig, versteht sich, besiegelt das Gemeinsame mit einem Schenkelklopfer. Bekommen die Inhalte das Label „Humor“, so braucht man sich nicht den Vorwurf anzuhören, man sei sexistisch, die Feindseligkeit ist gut getarnt. Das gleiche Schema lässt sich am Beispiel „andere Kultur“ durchspielen. Der klassische Hofnarr Humor hat ein weiteres Charakteristikum, das ihn interessant macht: Er ist trotzig gegenüber Autoritätspersonen. Die Verletzung von Regeln und Normen wird durch ihn weniger angreifbar, die Botschaft kommt dennoch an. So zeigte beispielsweise der ehemalige italienische Ministerpräsident Berlusconi immer wieder sein Problem mit Karikaturisten, die ihn als Zwerg abbildeten. Unermüdlich wies er darauf hin, dass er doch einige stolze Zentimeter größer sei als Putin oder Sarkozy, so die italienische Nachrichtenagentur ANSA. Humor lässt uns offen, zu entscheiden, welche Inhalte wir für gegeben nehmen und welche wir als Scherz abtun. Das schafft einen bequemen Freiraum, man sucht sich aus, welche Informationen ankommen und welche nicht. Dieser Spielraum ist auf beiden Seiten gegeben, auf der Seite des Empfängers aber auch des Senders. Somit DEZEMBER 2012


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