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Genuss statt Überfluss
E
s gibt zentrale Unterschiede zwischen einer Gesellschaft, die auf Mäßigung, Verantwortung und Genuss setzt, und einer Gesellschaft, die von Überfluss und übermäßigem Konsum geprägt ist. Diese beiden Ansätze haben weitreichende Auswirkungen auf verschiedene Aspekte des sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Lebens: Gesellschaften, die Genuss betonen, legen Wert auf Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung. Sie versuchen, ihre Umweltauswirkungen zu minimieren, indem sie bewusster mit natürlichen Ressourcen umgehen. Die Überflussgesellschaft verschwendet Ressourcen und belastet die Umwelt. Der Konsum und das Streben nach Besitz von Gütern und Dienstleistungen stehen im Vordergrund. Das führt auch zu einer erhöhten sozialen Ungleichheit, da einige wenige von diesem Überfluss profitieren, während viele andere in Armut leben.
Über die Kunst, genussfähig zu sein
Mit Genuss zur Vernunft kommen? Betrachtet man diese Polaritäten, kann die Hypothese entstehen, dass wir dem Wahn an Überfluss an Angeboten ganz einfach durch Genuss entkommen können. Mit Genuss wieder zu mehr körperlicher, geistiger, seelischer Gesundheit. Weniger ist mehr, egal ob es sich um Informationen, Medien, Kontakte, Essen, Trinken, Freizeitaktivitäten handelt. Aber leichter gesagt als getan. Genuss heißt, eventuell auch Stopp zu sagen, die Gier in den Griff bekommen und das leichte, oberflächliche Konsumieren durch ruhiges, langsames Genießen auszuwechseln.
Ein Gespräch von Carola Payer mit der Genussspezialistin und Ernährungsberaterin Wilma Bürger
Fotos: Marija Kanizaj, Archiv
Dr. Carola Payer betreibt in Graz die »Payer und Partner Coaching Company«. Sie ist Businesscoach, Unternehmensberaterin und Autorin. payerundpartner.at
46 /// FAZIT NOVEMBER 2023
Tägliche Routine Essen – Genuss üben Wilma Bürger setzt beim Essen an. Sie will ihre Kunden unterstützen, trotz intensiver Zeiten in Job, Familie und Freizeit Wege zu finden, sich genussvoll zu ernähren. »Leben im Einklang mit der Natur« ist eines ihrer Mottos. Sie ist überzeugt davon, dass man in jeder Lebenssituation genussvoll Essen kann: »Im Alltag ist es sehr schwierig, ohne Planung gesund zu essen. Die Planung der Tagesernährung muss ernst genommen werden. Wenn der Hunger da ist, sucht man nur die schnelle Energie: Schokolade, Wurstsemmel oder der Griff zum Hamburger oder anderen Fastfoodvarianten ist dann einfach. Viele essen, was sich gerade anbietet, und das ist meist der Griff ins Überflussbuffet: Überfluss an Kalorien, Zusatzstoffen, Fett und leider meistens ganz viel Zucker.« Ihre berufstätigen Klienten lernen daher den Tag so zu planen, dass sie genau wissen, was sie essen werden. Wilma Bürger: »Wichtig ist es, zumindest eine echt gesunde Mahlzeit am Tag zu sich zu nehmen. Man muss dem Körper wichtige Nährstoffe in ausgewogenen Maßen zuführen und da ist es gut zu wissen, was und worin sie enthalten sind. Ideal ist es, zumindest eine Mahlzeit in der Familie gemeinsam einzunehmen.« Todsünde ist das Essen am Arbeitsplatz, an der Werkbank oder am Schreibtisch. Genuss entsteht in der Aufmerksamkeit. Sättigung übrigens auch. Das Mittagessen mit Arbeitskollegen unterstützt eine Konzentration auf die Mahlzeit und schafft einen guten informellen Rahmen für das Team. Weg vom Arbeitsplatz, ohne Handy, ohne Zeitung. Einfach NUR Essen ist ein einfaches Geheimnis zu mehr
»Überfluss tut uns körperlich und psychisch nicht gut.«
WILMA BÜRGER