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Stabil nach oben

Steiermärkische-Vorstand Oliver Kröpfl über die Herausforderungen, die Corona und der Ukraine-Krieg für eine Universalbank mit sich bringen und darüber, wie man als Bank trotzdem substanzielles Wachstum generiert.

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Die Steiermärkische Sparkasse ist gesellschaftsrechtlich eng mit der Erste Group verknüpft. Man nutzt Synergien, achtet aber streng darauf, die Eigenständigkeit zu bewahren. Das Bankhaus ging in den vergangenen Jahren durch kluge Wachstumsstrategien aus jeder gesellschaftlichen und politischen Krise substanziell stärker hervor.

Kürzlich hat das Vorstandsquartett Gerhard Fabisch, Oliver Kröpfl, Walburga Seidl und Georg Bucher die Bilanz für 2022 vorgelegt. Ein zufriedenstellendes Periodenergebnis nach Steuern von 292 Millionen Euro, zu dem freilich die buchmäßigen Aufwertungen der ausländischen Tochtergesellschaften beigetragen haben.

Das Betriebsergebnis hat sich auf 315 Millionen Euro gesteigert, besonders hohe Wachstumsraten im Kundengeschäft zeigen sich in einem Kreditwachstum von 7,7 Prozent und einem Provisionsergebnis von 5,7 Prozent. Die Eigenmittelquote ist mit 22,5 Prozent ungewöhnlich hoch, die Tochterbanken in den Auslandsmärkten erzielen alle überplanmäßige Ergebnisse und nicht zuletzt sind auch die Risikokosten trotz Corona- und Ukraine-Krise auf sehr niedrigem Niveau. Fazit hat bei Vorstandsmitglied Oliver Kröpfl nachgefragt, wie das seit Jahren anhaltende Wachstum der Steiermärkischen Bank und Sparkassen AG zustande kam und wohin die Reise geht.

Herr Kröpfl, in Ihren Vorstandsbereich fällt das Thema Werbung. Inwiefern sind Sie an die Linie der Erste Group gebunden?

Die Österreichischen Sparkassen haben sich bereits vor vielen Jahren dazu entschlossen, in diesen Markenverbund zu gehen – mit allen Vor- und Nachteilen. Seit wir diesen Verbund leben, stellen wir fest, dass die Vorteile überwiegen: Alle Befragungen zeigen, dass sich unsere Marke positiv entwickelt. Die Gefahr von Verwechselbarkeit ist in der Praxis nicht gegeben. Wir könnten den Markenverbund theoretisch verlassen, das steht aber überhaupt nicht zur Debatte. Und nachdem wir Produkte wie George ja innerhalb des Markenverbundes gemeinsam erfolgreich nutzen, wäre es wenig sinnvoll, plötzlich von diesem gemeinsamen Weg abzugehen. Das eigenständige Marketing zeigt seine Handschrift in Projekten, die wir regional unterstützen.

Das Marketing der Steiermärkischen Sparkasse hat traditionell auch viel mit gesellschaftlicher Verantwortung zu tun … Engagement im sozialen, kulturellen und wissenschaftlichen Bereich – das sind die Schwerpunkte, die von unserer Haupteigentümerin der Verwaltungssparkasse ganz stark mitgetragen werden. Was zum Beispiel direkt aus dem Werbebudget der Steiermärkischen Sparkasse gefördert wird, ist unser Engagement im Breitensport.

Ändert sich mit den zahlreichen Krisen der letzten Jahre auch die Herangehensweise in der Kommunikation einer Bank?

Der Wert der persönlichen Kommunikation, die ja in den vergangenen Jahren etwas weniger geschätzt wurde, hat zugenommen. Auch jüngere Kundinnen und Kunden wissen den Wert einer Bankfiliale wieder deutlich mehr zu schätzen. Die wollen einfach in wichtigen Fragen ein qualitativ hochwertiges, persönliches Gespräch führen können. Wir brauchen die digitalen Instrumente also ebenso wie die traditionellen Beratungsgespräche. Ein angemessenes Filialnetz steht für uns daher außer Diskussion.

Der Zahlungsverkehr war früher Kerngeschäft der Filialen – wie werden sich die Filialen denn verändern, wenn dieser Teil des Bankgeschäfts sich in den digitalen Raum verlagert?

Von ein paar Ausnahmen abgesehen: Es wird nie mehr die Frequenz geben wie früher, als die Menschen noch dreimal in der Woche in die Filiale kamen. Heute kommt man, um Finanzierungsbedürfnisse, Veranlagungspläne und andere beratungsintensive Themen zu besprechen. Da braucht es eine andere Art von Filiale. Wir werden also sukzessive in unser Filialnetz investieren, die Räume und die Möblierung noch stärker auf Beratung ausrichten. Neben dem Ambiente wird man auch in die entsprechende Ausbildung der Mitarbeiter investieren.

Zurück zur Kommunikation und der gesellschaftlichen Verantwortung einer Bank: Uns fällt auf, dass die sogenannte Wokeness in der Kommunikation vieler Finanzdienstleister eine immer größere Rolle spielt. Inwieweit ist das mit dem Seriositätsanspruch einer Bank zu vereinbaren?

Hardfacts in Bezug auf die Dienstleistung haben sicher die höhere Priorität. Das digitale Angebot, die Filialen, die Produkte etc. sind für die meisten Kunden wichtiger als unsere Förderprogramme. Natürlich gibt es aber auch Kunden, die sich das soziale Engagement einer Bank genauer ansehen. Bei denen gibt dann genau das den Ausschlag, wenn sie sich zwischen Banken entscheiden müssen. Aber es wäre naiv zu glauben, dass man mit solchen Initiativen die Bedeutung von Hardfacts overrulen kann.

Sprechen wir über Immobilien, gute Geschäfte hat man in der Vergangenheit mit Vorsorgewohnungen gemacht. Ist dieses Geschäftsmodell jetzt durch die Abschaffung der kalten Progression gefährdet?

Nach den klassischen Bauherrenmodellen herrscht nach wie vor eine rege Nachfrage. Man wird sehen, wie sich das weiterentwickelt. Allerdings ist es so, dass Wohnungen, die nach dem klassischen Bauträgervertragsgesetz vermarktet werden, in Graz nur mehr ganz vereinzelt projektiert werden. Es gibt natürlich Kunden, die in ihren Projekten schon so weit fortgeschritten sind, dass es Unsinn wäre, jetzt einen Stopp einzulegen. Aber ansonsten ist das Wachstum bei Bauträgerprojekten im Großraum Graz und anderen Ballungszentren der Steiermark äußerst bescheiden. Wir erwarten auch nicht, dass sich das in den nächsten Monaten ändern wird.

Wie wird sich der Markt Ihrer Ansicht nach entwickeln?

Spannend wird werden, auf welchem Level sich die Konsumenten überhaupt Wohnraum leisten können werden. Es gab einerseits diesen Trend zur Mikrowohnung, also mehr oder weniger gut aufgeteilte 30 bis 40 Quadratmeter-Wohnungen. Andererseits war man gewohnt, dass man sich jedes Mal, wenn man umzieht, flächenmäßig vergrößert. Diese Entwicklung wird sich in dieser Form nicht mehr fortsetzen. Das wird sich einfach nicht mehr ausgehen.

Wie ist denn die Nachfrage von Privat nach Immobilienkrediten?

Die Nachfrage ist auf einem deutlich niedrigeren Niveau als in den vergangenen Jahren. Das erste Halbjahr 2022 war stark von Vorzieheffekten geprägt: Menschen, die wussten, dass die neuen Bestimmungen Mitte des Jahres in Kraft treten würden, haben sich vorher noch ihre Finanzierung beschafft. Danach sank das Niveau kontinuierlich.

Fazitgespräch

Bleibt das so?

Aus den Gesprächen mit Kunden wissen wir, dass manche der Fehleinschätzung unterliegen, dass die Immobilienpreise in absoluter Betrachtung sinken werden und man, wenn man zuwartet, eine Immobilie von der Nominale her billiger erwerben kann als derzeit. Ich glaube das nicht. Ich denke, dass viele Menschen beobachten, wie’s mit der Energiepreisentwicklung weitergeht, was das für die Betriebskosten bedeutet etc., und dass 2024 das Thema wieder an Dynamik gewinnen wird.

Wenn man die derzeitigen Kreditzinsen, die üblicherweise zwischen vier und fünf Prozent liegen, mit einer Inflation von acht bis zehn Prozent zueinander in Beziehung setzt, dann verwundert es, dass nicht jeder jetzt einen Kredit aufnimmt … Tatsächlich ist es so, dass derzeit ein Kreditnehmer tendenziell besser fährt als ein Anleger. Viele betrachten das aber nicht so, sondern haben eher die Sorge, wie es weitergehen wird. Emotional traut man sich da über Investitionsentscheidungen nicht drüber.

Viele Menschen fürchten sich jetzt vor einer Rezession. Zu Recht? Ich sehe dafür keine Anzeichen. Das Kreditwachstum bewegt sich allerdings schon deutlich unter dem Niveau der vergangenen Jahre. Meine Beobachtung ist, dass viele Unternehmer über Investitionen nachdenken und diese auch vorbereiten, aber momentan Zurückhaltung üben, was die Umsetzung angeht. Es gibt eine Diskrepanz zwischen der Anzahl der Anfragen und den Investitionsmitteln, die dann tatsächlich von unseren Kunden abgerufen werden. Es ist eine Frage des Timings.

Ist bei der Vergabe von Investitionskrediten von der Bankenseite her Zurückhaltung spürbar?

Wenn ich den Markt anschaue, kann ich keine Zurückhaltung wahrnehmen. Man sieht das zum Beispiel am Konditionenwettbewerb, aber auch die anderen Indikatoren lassen keine Anzeichen einer Kreditklemme erkennen. Viele Banken in Österreich sind von der Liquidität her sehr gut aufgestellt und schauen, wie sie diese Liquidität in Kredite veranlagen können. Dementsprechend »bullish« verhalten sie sich. Die Banken sind bereit, zu investieren und tun es auch.

Ein Blick auf die Bilanzsumme der Steiermärkische Sparkasse zeigt, dass das Institut in den vergangenen sechs Jahren ungewöhnlich stark gewachsen ist. Allein von 2015 bis 2022 von 15 auf über 20 Milliarden Euro – das ist ziemlich deutlich über dem Markt. Woher kommen diese Marktanteile?

Dieses Wachstum ist zum Teil anorganisch, weil wir in Nordmazedonien eine zweite Bank gekauft haben. Die Bilanzsumme ist in unserem Fall eine voll konsolidierte Bilanzsumme inklusive der Mehrheitstöchter …

… das sind alle Töchter, bei denen die Steiermärkische Sparkasse die Mehrheit hat, in Märkten, in denen sich die Erste Group nicht unter diesem Label bewegt? Richtig, in Märkten, wo wir Mehrheitseigentümer sind, gibt es keine eigenen Tochtergesellschaften der Erste Bank. Diese Vereinbarung gibt es seit Ende der 90er Jahre. Wir stimmen uns aber ab. Die Erste Group nutzt unsere Struktur, wenn ihre Kunden in die-

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