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Alles Kultur

Ich erkläre Ihnen allen, dass mein ganzes Leben, sei es lang oder kurz, Ihrem Dienst und dem Dienst unserer großen imperialen Familie, zu der wir alle gehören, gewidmet sein wird.

Elisabeth, II., 1926–2022, Königin des Vereinigten Königreichs Großbritannien und Nordirland sowie anderer Länder, am 2. Juni 1953

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Jazzfestival Leibnitz

Wird Leibnitz das neue Saalfelden?

Das letzte Wochenende im September steht in der südsteirischen »Metropole« traditionellerweise im Zeichen des Jazz. Ein Musterbeispiel nachhaltiger kultureller Entwicklung in den »Regionen«.

Gonzalo Rubalcaba

kubanischer Jazzpianist

Von Michael Petrowitsch

Für gute Markenbildung, mit Bestand und Nachhaltigkeit, braucht es bekanntlich Zeit und Muße. Schnelles Aufpoppen hat selten Überlebenschancen und bringt gerade in Kulturteil- und subbereichen, in denen man sich neues Publikum heranerziehen will (wenn man will), herzlich wenig. So ist der mutige Schritt, den Leibnitz seit einigen Jahren geht – nämlich in eine kulturelle Nische weiterhin viel Zeit und ein klein wenig Geld zu investieren und ein zartes, aber ob seines Inhaltes umso präsenteres Musikfestival zu etablieren –, nicht nur beherztes Werk, sondern ein in Zeiten der Glättungen und Mittelmäßigkeiten wohltuendes Tun.

Internationale Marke

Das hat nach einem Jahrzehnt des Bestehens zu einer internationalen Marke geführt. Ein »krachender« Beweis, dass sich Nischenkultur, Wirtschaft und Tourismus in erhabenem Zusammenspiel zu einem Dreibund finden können. Längst kein Geheimtipp mehr, finden sich beginnend im Weinkeller Schloss Seggau – mit bischöflichem Traditionsfaktor – über innerstädtische Locations wie dem Kulturzentrum und der Rathausbühne und dem traditionellen Abschluss »beim Harkamp« mit Sonntagsbrunch und Wohlfühlfaktor mittlerweile Weltgrößen und vor allem Weltpremieren ein.

Starkes Team

Möglich macht das ein durchdachtes und gefühlvolles, mit internationalen Kontakten gesegnetes Händchen von Intendanten Otmar Klammer nebst organisatorischer Leitung von Isabella Holzmann. Klammers Credo »Du bist, was du hörst« folgte jahrelang Kulturpolitikerin Helga Sams und nunmehr auch Neobürgermeister Michael Schuhmacher, der den eingeschlagenen Weg resolut und mit Unterstützung des Landes weiterverfolgen will. Und das ist gut so, denn die nüchternen Zahlen der Auslastung, die Kartenbestellungen, die üblichen messbaren Umwegrentabilitäten und die internationale Resonanz sprechen für sich. Die Kooperationen mit dem Radiosender Ö1 und aufgrund der entsprechenden Verknüpfungen des ORF mit vielen anderen Radiostationen weltweit heben den Mehrwert.

Effizientes Budget

Jazzfestivals wie jenes in Saalfelden oder auch Nickelsdorf haben es in Österreich vorgemacht. Durch gezielte Attrahierung schafft man mit – in Relation zu anderen Etats – minimalsten finanziellen Aufwendungen ein Zusatzprädikat, das sich von den bereits vorhandenen als Alleinstellungsmerkmal abhebt und meine Region in anderen Segmenten bekannt macht. Jazzstadt Leibnitz – klingt nicht nur zukunftsträchtig, ist es auch. n

Jazzfestival Leibnitz

29.9–2.10.2022 jazzfestivalleibnitz.at

Alles Kultur

Ausstellung

Der Bulle von Zeltweg

Von Andreas Pankarter

Ganze 14 überlebensgroße Bullen wurden vom Osttiroler Künstler Jos Pirkner für Red Bull in Fuschl geschaffen, die längste Bronzeskulptur Europas. Ein weiterer Bulle ist im Besitz des Künstlers verblieben und kommt jetzt in die Steiermark. In Zeltweg, in unmittelbarer Nähe zum Red-Bull-Ring, findet vom 22. Oktober bis 20. November eine umfassende Ausstellung über das außergewöhnliche Werk Pirkners statt und zeigt neben dem überlebensgroßen Bullen auch einen Überblick über die verschiedenen Schaffensperioden des 94-jährigen Künstlers. Der Start seiner Künstlerkarriere begann in der Steiermark, wo Jos Pirkner vor vielen Jahrzehnten die Meisterschule für Angewandte Kunst an der Grazer Ortweinschule mit ausgezeichnetem Erfolg abschloss. n

Jos Pirkner Personale

22.10.–20.11.2022 MI–SO u. Feiertag 10–18 Uhr Schloß Farrach in Zeltweg schlossfarrach.at

Steirischer Herbst 2022

Avantgarde und Krieg

Der Steirische Herbst tut das, was er im Herbst gerne und immer macht. Im Dasein da sein. Naheliegend, dass das Thema Krieg heuer eine breite Plattform bekommt. Wir freuen uns auf das Schauen, Hören und Fühlen.

Von Michael Petrowitsch

Die diesjährige Pressekonferenz behält man gerne im Ohr, denn sie verspricht vieles. Zumal man sich bemüht, diesjährig wieder mehr Breite zu liefern, bekanntheitsgradlich und geografisch. Postcoronal verlegt man die Präsenz wieder proaktiv in die reale Welt. So sind Hito Steyerl und Harun Farocki ebenso vertreten wie der vielbeschworene bzw. -diskutierte »Miteinbezug der Szene«. Dies auch außerhalb von Graz. Eisenerz und Hartberg, selbst Maribor und das ferne Villach stehen auf dem Programm. Die von Intendantin Ekaterina Degot ausgegebene Losung des Spagates zwischen dokumentarischer Realität und künstlerischer Fiktion lässt sich gerade aufgrund der aktuellen Entwicklungen besonders spürbar und wirkungsvoll einlösen. Selten hat und hätte der dem Militärjargon entlehnte Begriff der »Avantgarde« die Chance auf entsprechende Umsetzung wie in den momentan laufenden Wochen des Herbstfestivals. Vor allem die Hauptschau in der Neuen Galerie »Ein Krieg in der Ferne« verspricht spannend zu werden. Wir erinnern uns gerne zurück an das Kulturjahr 2003. Da gab es an ähnlicher Stelle mit dem Projekt »M_ARS« von Peter Weibel und Günther Holler-Schuster bereits eine Annäherung an die Thematik. An Weibel muss man auch sinnierend denken, wenn man an die (temporäre) Öffnung der Räumlichkeiten der Neuen Galerie in der Neutorgasse denkt, die für die kommenden Wochen geplant ist. Ein spannendes Projekt aus dem Parallelprogramm möge zudem noch hervorgehoben werden: Die übergreifende Schau »Kunst der Verführung – Grafikdesign im Spannungsfeld von Kunst und Werbung«. Die in sechs Häusern wie dem Kultum und dem Kunsthaus stattfindende Ausstellung funktioniert über das Spannungsfeld Wissenschaft und Wirtschaft und orientiert sich an kultureller Entwicklung über die letzten 100 Jahre am Beispiel Werbeplakat. In »Faking the Real« im Kunsthaus etwa gehen Katrin Bucher Trantow und Sabine Kienzer der Frage nach, wie seit den 1970er Jahren politische Umbrüche und technologische Entwicklungen verführend täuschen und Optimierungen genutzt werden könnten. Gut so, weiter so! n

Steirischer Herbst

22.9.–16.10.2022 steirischerherbst.at

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