Fazit 178

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Erfolg braucht Führung

Managementserie

Erfolgsfaktor Familie Über das Arbeiten im Familienunternehmen

Ein Gespräch von Carola Payer mit der Grazer Familie Totz, deren Mitglieder gemeinsam eine Steuerberatungskanzlei betreiben

Fotos: Marija Kani zaj, Stefan Janisch

Dr. Carola Payer betreibt in Graz die »Payer und Partner Coaching Company«. Sie ist Businesscoach, Unternehmensberaterin und Autorin. payerundpartner.at

44 /// FAZIT DEZEMBER 2021

I

n Österreich handelt es sich bei rund 157.000 Firmen um Familienunternehmen. Diese geben mehr als 1,8 Millionen selbstständig und unselbstständig Beschäftigten einen Arbeitsplatz und erwirtschaften Umsätze in der Höhe von rund 414 Milliarden Euro. Inklusive der Ein-Personen-Unternehmen gibt es rund 273.600 Familienunternehmen mit mehr als 1,9 Millionen Beschäftigen. Diese erzielen Umsätzen von rund 442 Milliarden Euro. Familienunternehmen zeigen gerade in Zeiten mit starken Umbrüchen oft die Fähigkeit, sehr stabil zu bleiben. Das liegt an einer soliden und nachhaltigen Wirtschaftsbasis. Nicht das Quartalsergebnis für die Börse oder der Vierjahresturnus von Wahlen zählt, sondern das Denken in Generationen ist maßgeblich. Fakt ist auch, dass im Gegensatz zum Unternehmen als wirtschaftsorientiertes System eine Familie kein rationales Gebilde ist, mit seiner eigenen Geschichte und ganz spezifischen Beziehungsphänomenen. Die Emotionen im Miteinander haben daher noch mal eine spezielle Dynamik. Im Interview mit Familie Totz: Geschäftsführer und Vater Marcus Totz, Partnerin im Unternehmen und Ehefrau und Mutter Angelika Totz, Tochter und Partnerin im Unternehmen Anna Totz und Sohn und Mitarbeiter Bernhard Totz, haben wir das spezifische Miteinander reflektiert.

Manchmal mehr Zufall als strategischer Plan Spannend ist, dass bei Familienunternehmen nicht immer der klare strategische Businessplan zur Gründung führte, sondern die Umstände bzw. der Zufall. Marcus Totz: »Es war eigentlich Zufall, dass wir alle in der Firma sind. Ich wollte immer etwas mit meiner Frau machen!« Angelika Totz: »Es war eigentlich super, mit Marcus im gleichen Unternehmen zu starten. Die Kinder waren klein und es war praktisch, die Situation als Mutter und Betriebswirtin unter einen Hut zu bekommen. Die Flexibilität der Arbeitszeitgestaltung wäre für mich in einem anderen Unternehmen nicht möglich gewesen.« Bernhard Totz: »Ich wollte immer Buchhaltung machen und nach dem Bundesheer habe ich die WIFI-Buchhaltungsausbildung absolviert. Jetzt bin ich neben dem Studium im Unternehmen beschäftigt.« Anna Totz: »Ich wollte ausziehen, dafür musste ich Geld verdienen. Da war es naheliegend, quasi in der Firma »einzuziehen« und bei meinen Eltern zu arbeiten. Da gerade Bedarf war, habe ich in der Lohnverrechnung mitgeholfen. Irgendwann fing es mir an, Spaß zu machen. In der Zwischenzeit habe ich einiges im Unternehmen, bis zum Bilanzieren, probiert und merkte – das ist es! Heute bin ich beteiligt am Unternehmen, bereite mich gerade für die Steuerberatungsprüfung vor und es macht jeden Tag Freude, ins Büro zu kommen!« Trennung Familie und Unternehmen Während in klassischen Betrieben mit dem Schließen der Tür auch in der Regel die mit der Arbeit verbundenen Themen zu-

»Betriebsblindheit vorzubeugen ist auch ein wichtiges Thema. Wir arbeiten daher mit anderen Kanzleien zusammen und leben dabei sehr intensiv Kooperationen.« MARCUS TOTZ


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