Ich glaube, das habe ich gut gemacht. Otto Baric, Fußballer und Trainer, 1933–2020
Kultur in Zeiten der Pandemie
Coronales. Allzucoronales
Als aufgeschlossene Konsumenten öffentlich rechtlicher Informationen wissen wir: »Wir sind alle gefordert, passen aufeinander auf und stehen an einer Wegkreuzung.« Der Kulturbetrieb ist davon nicht ausgenommen. Von Michael Petrowitsch
Fotos: ÖFB, Nikola Milatovic, Marija Kanizaj, Clara Wildberger, Martin Gerlach/Albertina
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ine kleine Umfrage zum Status quo in Wien und Graz über mögliche Strategien bringt ein wenig Licht ins vorweihnachtliche Dunkel einer weitgehend veranstaltungslosen Zeit. Denn im Hintergrund wird natürlich fleißig weitergewerkt. Wir fragen die Szene nach ihrem momentanen Arbeitsalltag und den aktuellen Entscheidungsfindungsprozessen. Welche Projekte werden angesetzt und wie sieht die Vorbereitung für 2021 aus? Werden aktuell überhaupt (große) »Entscheidungen« getroffen? Dies alles natürlich auch hinsichtlich eines möglichen dritten oder vierten Lockdowns. Und welche Veranstaltungen, welche Kooperationen lassen sich für die nächste Zeit generell planen? Hat es Sinn, Szenerien und Planspiele überhaupt durchzudenken? Und außerdem bzw. obendrein: Fühlt man sich von der Politik ernst genommen? Fragen über Fragen, dazu im folgenden ein paar Antworten einiger großer Player. Werner Schrempf, La Strada (Graz) Seit Beginn des neuerlichen Lockdowns arbeitet unser Team wieder im Home Office und wir kommunizieren hauptsächlich über Telefon und Bildschirm. Ein sehr großer Teil unserer gegenwärtigen Aufgaben liegt im Bereich der Konzeption unse-
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Werner Schrempf
rer Kulturprojekte, im wachsamen Beobachten der täglichen Entwicklungen und im Agieren und Reagieren auf die steten Veränderungen. In Abstimmung mit unseren Partnern und den Künstlern setzen wir all unsere Kraft darin, in Bewegung zu bleiben und dem Stillstand keine Chance zu bieten. Unser Festival für Neuen Zirkus »Cirque Noël« haben wir zwar von der Weihnachtszeit in die Semesterferien verschoben – gleichzeitig arbeiten aber zwei heimische Künstler an einer neuen Produktion hierfür und so bleibt alles im Fluss. Auch an den Planungen für La Strada im kommenden Sommer arbeiten wir sehr konzentriert und voll Zuversicht und sind froh, auf die Erfahrungen aus dem diesjährigen, sehr speziellen Festivaljahr zurückgreifen zu können. Bisher haben uns unsere langjährigen Partner den Rücken gestärkt und die allermeisten Vereinbarungen haben gehalten. Dem gegenüber steht aber die Tatsache, dass in so einem
Jahr Aufwendungen auf uns zukommen, mit denen bei Budgeterstellung noch keiner rechnen konnte. So sind zum Beispiel die Sicherheitsmaßnahmen im Vorfeld und auch vor Ort sehr kostenintensiv. Kurzfristig haben natürlich die Unterstützungsmaßnahmen der Regierung geholfen, länger- und mittelfristig sind die finanziellen Belastungen der Zukunft für unsere Branche schwer abschätzbar und wir alle stehen vor Herausforderungen, deren Auswirkungen wir nur erahnen können. Auch der Schirm, der zur Abfederung in finanzieller Hinsicht aufgespannt wurde, und die Flexibilität in formalen Fragen sind durchaus positiv zu betrachten. Die Kritik am Ranking von Kunst und Kultur, wenn es um das Öffnen und Schließen geht, scheint dennoch angebracht. Dem Lob von Seiten der Politik an die wohldurchdachten Sicherheitskonzepte der Kulturinstitutionen könnten mehr Taten folgen. Wichtig und notwendig ist es nun jedenfalls, Tacheles zu reden, wenn es um zeitliche Dimensionen geht – das Planen und Proben ins Blaue wird die Kulturszene zusehends erschöpfen.
Steirischer Herbst (Graz) Wir sind mit dem Jahresabschluss, der Nachbereitung und der Pflege der »Paranoia TV«-App und -Webseite beschäftigt, die noch bis 31.12.2020 online ist. Gleichzeitig gibt es natürlich intensive Überle-