Fazit 169

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Erfolg braucht Führung

Managementserie

U

Aufmöbeln motiviert

Bewusste Raumgestaltung im privaten und beruflichen Umfeld

Ein Gespräch von Carola Payer mit den drei Unternehmerinnen Eva Heimel, Petra Jerovsek-Peer und Barbara Widerhofer

Fotos: Marija Kanizaj, Archiv (3)

Dr. Carola Payer betreibt in Graz die »Payer und Partner Coaching Company«. Sie ist Businesscoach, Unternehmensberaterin und Autorin. payerundpartner.at

44 /// FAZIT JÄNNER 2021

nternehmen experimentieren zunehmend in der Bürogestaltung. Der immer noch forcierte Trend zum Großraumbüro stößt nicht unbedingt auf Resonanz bei den Mitarbeitern. Räume werden auch als die »dritte Haut« bezeichnet und gerade in unbegrenzten Räumen erfahren Menschen daher ein großes Unbehagen. Man ist quasi ein wenig »nackt« im ganzen Umfeld. Statt mehr Kommunikation und Transparenz erfolgt eine Flucht in die meist zu wenig eingerichteten intimeren Gesprächskojen. Durch die Covid-19-Krise wird der Arbeitsprozess massiv ins eigene Heim verlagert und Raumgestaltung muss in dieser Vermischung daher bewusster passieren.

Aufmöbeln als Mission Eva Heimel, Barbara Widerhofer, Petra Jerovsek-Peer: drei Frauen und eine ähnliche Mission, nämlich Lebens- und Arbeitsräume für Menschen optimal zu gestalten und mit dem passenden Interieur auszustatten. Was die drei noch vereint, ist das hohe eigene Bedürfnis, ihre Lebens- und Arbeitsräume für sich selbst ansprechend zu gestalten. Barbara Widerhofer: »Mein Mann und ich haben schon als Studenten das ganze Geld immer in unsere Wohnung gesteckt. Wenn ich was gestalten darf, bin ich absolut im Flow.« Eva Heimel: »Andere fahren auf Urlaub oder gehen Joggen, ich freue mich am Wochenende schon immer aufs Wohnen. Zuhause sein ist Sicherheit, Stabilität, Kindern Geborgenheit geben, Freunde einladen in ein angenehmes Umfeld. Design heißt für mich, Räume für die Erholung zu schaffen.« Petra Jerovsek-Peer: »Ich habe schon als Kind meinen Schreibtisch und meine Ecke sehr bewusst gestaltet. Senioren, Demenzkranke und Menschen mit physischen Erkrankungen sind mir ein besonders Anliegen, weil sie ganz spezielle Raumbedürfnisse haben.« Bedeutung von Raum Petra Jerovsek-Peer: »Durch die Covid-19-Krise wird die Gestaltung des eigenen Umfeldes jetzt noch wichtiger. Die Menschen sind jetzt noch mehr auf sich selbst zurückgeworfen. Der eigene abgesteckte Raum ist auch der Ausdruck von Identität und Selbstbestimmtheit. Gerade bei Frauen erkennt man, dass sie sich immer noch schwer ihren ganz eigenen Raum im familiären Wohnumfeld zustehen. Eva Heimel: »Diese Selbstlosigkeit erlebe ich sogar bei mir. Ich habe den kleinsten Raum in der Wohnung, mein Sohn den größten. Im Lockdown wurde vielen erst bewusst, dass sie keinen persönlichen Rückzugsbereich haben. Sich Raum zu nehmen und anderen Raum zu geben, spielt bei der Wohngestaltung immer eine Rolle. Barbara Widerhofer: »Wichtig ist, dass Raum eine Umgebung ist, die von mir bewusst gefüllt ist. Viele richten einmal die Wohnung ein und dann passiert nichts mehr. Räume werden oft nicht an die eigene Entwicklung angepasst.« Raum bewusst gestalten Barbara Widerhofer empfiehlt hier, alle Dimensionen des Raums mit einzubeziehen, also Ecken, Decken oder Mitten, und keine Kompromisse einzugehen. Überprüfen Sie beim Interieur: Hänge ich wirklich noch daran? Nehmen Sie sich vor: Nichts kommt in meine Wohnung, wo ich mir nicht sicher bin! Umgestalten ist auch immer eine intensive Reflexion und bewusste Rituale der Verabschiedung. Petra Jerovsek: »Bewusste Raumgestaltung braucht ganz viel Achtsamkeit. Hier verwirren den Kunden oft auch die stylischen Wohnzeitschriften. Man muss erkennen, was tut mir gut, was passt zu mir und meinen Werten und nicht: Was


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