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Die Steiermark Schau. Eine Ausstellung des Landes
Ins Land eini schauen
Nach einigen Jahren der selbstauferlegten Pause gibt sich das Land Steiermark in biennaler Abfolge ab 2021 wieder eine Landesausstellung.
Von Michael Petrowitsch
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schluss ihres »Fünfjahresplanes« für das Kunsthaus Graz, und parallel dazu werden Johanna und Helmut Kandl den Space-02 bespielen. »Mapping Painting«, also Malerei verorten, von Johanna und Helmut Kandl ist ein Projekt, das die beiden schon lange verfolgen. Sie beschäftigen sich mit der Frage, woher die Pigmente und Malmittel, also Bindemittel, Grundierungen usw., kommen. Da landen wir schnell bei einer globalen Karte, bei Fragen der Ausbeutung, aber auch bei Emanzipation. Auf den ersten Blick arbeiten Superflex und die Kandls verschieden, sie sprechen aber von den exakt gleichen Thematiken.
Wird dir nicht fad in Graz bis 2026, jetzt kennst du die Player schon? Mein Vertrag wurde tatsächlich verlängert. Ohne Koketterie: Ich war mir sicher, dass das nicht passiert. Fünf Jahre sind zu kurz, um zu zeigen, wohin die Reise geht. Die ersten Jahre habe ich mit Aufarbeiten verbracht. Wenn du in einer Institution beginnst, sind viele Schritte gleichzeitig zu setzen, aber nun sind wir in einem Dreijahresrhythmus, der die Voraussetzung für große internationale Kooperationen ist. Dieses Radl funktioniert jetzt. Zurzeit zeigt die Kestner Gesellschaft in Hannover unser »Kunst/Handwerk«. Im Sommer war die Schau in Leipzig zu sehen. Unsere Ausstellung von Jun Yang setzt sich in Taipei an zwei Museumsstandorten fort. Ich denke also nicht, dass mir langweilig wird. Letztendlich geht es um die Bedingungen, unter denen man arbeitet und die man sich auch ein Stück weit erarbeiten muss. Mit unserer Ausgliederung haben sich die Eckdaten positiv verändert. Dafür brauchte es auch politischen Mut – und dafür bin ich dankbar. n
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b nun heißt sie »Steiermark Schau«. Erste Einblicke in das Programm machen Lust auf mehr und lassen bereits vor dem eigentlichen Winter erste Frühlingsgefühle aufsteigen. Nach einer Periode des Experiments der Selbstfindung und der Abwesenheit wird die Landesausstellung neu – eben die Steiermark Schau – ab April 2021 unser Bundesland mit seinen multiplen Identitäten und seiner Vielschichtigkeit abbilden, aufbereiten und wohl emanzipatorische Denkprozesse einleiten. So viel steht einstweilen fest. Die Älteren unter uns erinnern sich noch. Da gab es in einer Lebensperiode jährliche Pflichtbesuche mit den Eltern, der Schule, dem Pensionistenverband in eine unserer steirischen Regionen, um sich nachhaltige und oft klasse Ausstellungen zu einem spezifischen Thema anzuschauen. Gleich anschließend, in den Nullerjahren, schickte man sich an, einen neuen Versuch zu starten. Man wollte durch die »Regionalen« den sperrigen Begriff der »Contemporary Art« im Verbund mit ansässigen Initiativen in die Regionen tragen. Das war eine Phase der Erneuerung, des Experiments – mit abruptem Ende. Schlussendlich kam die Phase des Nachdenkens und der Kontemplation in den Zehnerjahren. Allerdings fehlte etwas. Man befand sich geradezu in einem Vakuum durch den Mangel an Manifestation, dem Nichtvorhandensein von Aufzeigen identitären
steirischen Daseins. Nunmehr bringen die Zwanzigerjahre dieses Jahrhunderts eine rundum mit Spannung erwartete Neuausrichtung des Aufzeichnungssystems und Präsentationsformates zurück. Aber nun wird endlich wirklich alles neu. An den Joanneumsstandorten Museum für Geschichte, Kunsthaus und Volkskundemuseum wird die bestehende Tradition der Ausstellungformate fortgesetzt. Mit »Gestern, Heute, Morgen« sei das Konzept vorerst nur grob umrissen, aber fürs erste aussagekräftig genug. Die Steiermark Schau begründet ein neues Format für die größte Ausstellung im Land. Intention ist es, die Vorzüge der bisherigen großen Ausstellungsformate des Landes aufzunehmen und inhaltlich sowie auch maßgeblich in der geografischen Abdeckung zu erweitern. Ein mobiler Pavillon als Expositur des Joanneum definiert – so die Selbstbeschreibung – das Format der Ausstellungen des Landes definitiv neu und reist nomadisch durch die Regionen des Landes. Der temporäre, mit Inhalten befüllte, »Bau« wird in Hartberg, Spielberg, Schladming und Bad Radkersburg aufschlagen. Als besonderes Zuckerl wird der kuratierte Pavillion zuvor auch die Bundeshauptstadt beehren. Die Erwartungen sind hoch, die bereits bekannten Hard-Facts machen neugierig. Einer würdigen Fortsetzung der 1959 mit Erzherzog Johann gestarteten Ansprüche an sich selbst steht also n nichts im Wege. Glück auf! Steiermark Schau Eine Ausstellung des Landes 9. April bis 31. Oktober 2021 steiermarkschau.at
FAZIT DEZEMBER 2020 /// 81
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