Fazit 167

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Alles Kultur

Kunsthaus und (noch) Künstlerhaus

Heftig, neu und etabliert Krimi Von Alexandra Perntaler

J

enny ist glücklich. Sie liebt das Leben in Eisenhagel, ihren Beruf und ihre Freunde Kevin, Daniel und Annika. Sie sind so etwas wie die vier Freunde aus Eisenhagel und führen ein entspanntes Leben. Das könnte so bleiben, doch da sind die verschütteten Erinnerungen aus der Vergangenheit und es scheint, als hätte jemand mit ihnen eine Rechnung offen. Die Vier werden auf die Probe gestellt. Jenny hat Angst. Ihr Leben ist in Bewegung. Gehen Freunde wirklich durch dick und dünn? Und ab wann ist die Angst vor dem Leben größer als die Furcht vor dem Tod? Am 5. Dezember wird man es wissen, so viel ist klar. Denn am Krampustag wurde in Eisenhagel schon immer abgerechnet. Das Genre des Provinzkrimis hat der mit 25 Uraufführungen meistgespielte lebende steirische Autor, Martin G. Wanko, mit seinem Roman »Bregenzer Blutspiele« bereits früher für sich entdeckt. »Eisenhagel«, sein neuer Roman, trägt sich in der Obersteiermark zu. Für alle, die das Genre und oder Wanko mögen, ein echtes »Must n read«! Was jetzt zu tun ist Von Hannes Androsch Verlag Brandstätter brandstaetterverlag.com Eisenhagel. Der Krampuslauf Von Martin G. Wanko Edition Keiper editionkeiper.at

Von Michael Petrowitsch

A

lle guten und vernünftigen Dinge kommen bekanntlich aus Amerika. Modebewegungen oftmals auch. Die leichtfüßige Strömung der Neuen Wilden Maler schwappte Anfang der 80er Jahre nach Europa und erfasste Deutschland und Österreich intensiv. Der wohl unmittelbar nach der, mit momentanem Wissensstand, frühesten (Höhlen-)Malerei in Altamira vor über 40.000 Jahren ausgerufene Tod der Leinwand konnte bekanntlich immer wieder in Wellen ins Bewusstsein gelangen und tritt in verschiedenen Facetten in Erscheinung. Duchamp hielt sie schlicht für »dumm« und »uninteressant«. Malerei durchzog trotzdem weiter die Kunsthistorie, mit den üblichen merkantilen Auswüchsen. In den 1980ern hatte sie dann plötzlich Punk- und Glam-Beigeschmack. Auf die richtige Kontextualisierung kommt es halt an. Hubert Schmalix, Erwin Bochatsch, Siegfried Anzinger etwa und eben Brandl, der irgendwie auch immer wiedermal Neoexpressive unter den Abstrakten. Und neue Arbeiten wie »Sonnenblume II« aus dem Jahr 2020 heißen nicht von ungefähr so, sondern sehen auch so aus, wie sie heißen. Die immer wieder

betriebene Totsagung von »oil on canvas« ist dem mittlerweile Höchstetablierten konsequenterweise egal. Das macht ihn nur umso quietschlebendiger und aktiver. Brandls Schaffen ist unter anderem geprägt von riesigen Bergpanoramen und Farbexplosionen. Beharrlichkeit macht sich bezahlt. Im österreichweiten Ranking rangiert er verkaufskräftig ganz oben. Es gibt eine Vielzahl an steirische Aktien, die man getrost links liegen lassen hätte können. Und es gibt andere, bei denen man früher hätte zuschlagen sollen. Bei Kunstankäufen ist’s ja wie bei den Lottozahlen. Anyway. Der Künstler Brandl hat sich im Ranking ganz nach oben katapultiert. Die sehenswerte Schau im Wiener Belvedere 21 ging gerade zu Ende. Jetzt ist Graz dran und das gleich in zwei Häusern. Die Schauen sind nebst ambitioniertem Begleitprogramm (u.a. mit Vorträgen von Barbara Steiner, Peter Pakesch und Robert Fleck) in Graz flächendeckend im Kunstund Künstlerhaus untergebracht. Ein Hoch jenen, die international Erfolgreiche auch in der Heimat würdigen. Es ist längst an der Zeit für einen Documenta- und Venedigbiennaleteilnehmer, in ordentlicher Breite der Öffentlichkeit vor Ort vorgestellt zu werden und in das kollektive Gen dächtnis implantiert zu werden. Herbert Brandl 24/7 Künstlerhaus Graz 23.10.2020 bis 24.1.2021 km-k.at Herbert Brandl Morgen Kunsthaus Graz 23.10.2020 bis 7.3.2021 kunsthausgraz.at Sonnenblume II, 2020 Monotypie (Ausschnitt)

FAZIT NOVEMBER 2020 /// 81

Fotos: Sabine Hauswirth, Markus Wörgötter

Rezension II

Der steirische Maler Herbert Brandl wird mit zwei zeitgleichen Schauen in den Grazer Tempeln gewürdigt. Endlich.


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