Erfolg braucht Führung
Managementserie
Reflexion am Weg zum Erfolg Sich seiner selbst bewusst sein.
Ein Interview von Carola Payer mit der Studentin für Wirtschaftsrecht und Nachwuchssportlerin im ÖSV Tatjana Meklau.
Fotos: Marija Kanizaj, Wolfgang Mühlthaler
Dr. Carola Payer betreibt in Graz die »Payer und Partner Coaching Company«. Sie ist Businesscoach, Unternehmensberaterin und Autorin. payerundpartner.at
46 /// FAZIT OKTOBER 2020
E
chte Persönlichkeitsstärke und innere Stabilität sind im Sport, aber auch in beruflichen und privaten Situationen eine wesentliche Voraussetzung für Erfolg, Gesundheit und Zufriedenheit. Selbstreflexion als systematisches Beleuchten von aktuellen Kernthemen ist insbesondere in Zeiten, in denen Gesellschaft und Wirtschaft von plötzlichen Ereignissen wie Corona, Umwelthemen oder dem Wegbrechen oder völligen Verändern von Wirtschaftszweigen konfrontiert ist, nicht mehr wegzudenken. Selbstreflexion unterstützt Stärke, Stabilität, höhere Eigenverantwortung und hilft, eine optimistische Zukunftshaltung zu entwickeln. Das eigene Handeln und die eigenen Muster werden überdacht, Ressourcen erkannt sowie Maßnahmen für die Zukunft abgeleitet. Reflexion ist aber auch eine Kunst, die gelernt werden muss. Viele Fähigkeiten werden im Elternhaus und in Bildungseinrichtungen zwar unterrichtet, die Fähigkeit der Reflexion fehlt aber oft noch in der Elternarbeit und in der Ausbildung. Auf der einen Seite werden für Sportler und Berufstätige Mentaltraining und Coaching immer mehr zum Selbstverständnis, auf der anderen Seite gibt es immer noch Reflexionsverweigerer, die viele Methoden zur Selbsterkenntnis als »esoterischen Quatsch« abtun.
Selbstreflexion als Voraussetzung für ein selbstbestimmtes Leben Tatjana Meklau ordnet man der Generation Z zu. Die Bezeichnung Generation Z ist ein Schlagwort für die Nachfolgegeneration der Generation Y und meint die von 1997 bis 2010 geborenen Jugendlichen. Sie gehören zu einer Generation mit hohem Wohlstandsniveau und mit der zeitlich verstärkten Wahrnehmung von Unsicherheit aufgrund der Globalisierung. »Anything goes« ist ein wichtiger Leitgedanke in ihrem Leben. Ihnen wird zugeschrieben, dass sie eine gewisse Freiheit in der Arbeitszeitgestaltung fordern, den Beruf kreativ ausleben und begeistert Leistung bringen wollen. Das Rotieren im Hamsterrad und das Hinterherhetzten nach vorgezeichneten Karrierezielen interessiert sie nicht. Auch Tatjana Meklau bestätigt: »Ich will in meinem Leben Freiheit und Leidenschaft leben und den Bezug zur Natur und meiner Heimat nicht verlieren. Aber auch der Ehrgeiz, zu gewinnen, treibt mich an. Ich stehe am Start und will einfach gewinnen.« Eine kurze Reflexion mit Tatjana anhand eines Bildes mit verschiedenen Tieren und der Frage, womit sie sich identifizieren kann, bestätigt die von ihr beschriebenen Lebensprinzipien der Freiheit und Heimatverbundenheit. Tatjana Meklau: »Der Vogel, weil da bin ich frei und in der Luft. Ich bin sehr gerne eigenständig und selbstständig. Alle anderen Tiere auf dem Bild schauen so traurig aus. Als Pflanze wäre ich ein Baum. Der ist geerdet.« Wenn man nicht auf Möglichkeiten und Angebote reagiert, sondern eigenständig sein optimales Lebensmodell aufbauen möchte, ist Selbstreflexion noch wesentlicher. Tatjana Meklau, die als erste und einzige Frau unter den Leichtathletinnen in Österreich den 4-kg-Hammer 61,37 Meter geworfen hat, bestätigt: »Damit ich weiterkomme, zerbreche ich mir oft den Kopf, wie ich was mache. Ich verändere mein Verhalten, arbeite am Beeinflussen von Situationen, überlege, wie ich mich entwickeln kann. Ich reflektiere sehr oft, manchmal vielleicht sogar zu viel.« Lachend meint sie: »Dann wird Selbstreflexion über das Problem zum Problem.« Methoden der Reflexion Innere Ruhe ist eine Basis für Beweglichkeit im Außen und einen bewussten Umgang mit Situationen. Innere Ruhe ermöglicht