Erfolg braucht Führung
Managementserie
Führung mit Humor Ernsthaftigkeit und Humor in Unternehmen.
Ein Gespräch von Carola Payer mit dem freischaffenden Künstler und Kabarettisten Simon Pichler.
Fotos: Marija Kanizaj, Anna Batek
Dr. Carola Payer betreibt in Graz die »Payer und Partner Coaching Company«. Sie ist Businesscoach, Unternehmensberaterin und Autorin. payerundpartner.at
48 /// FAZIT AUGUST 2020
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achen und Humor fördern das Betriebsklima, reduzieren Stress und beugen Krankheiten vor. Ist es daher auch Bestandteil von betrieblichen Gesundheitsförderungsprogrammen? Nutzen Führungskräfte das Potenzial, sich selbst und anderen eine motivierende Umgebung zu schaffen? Humor ist die Begabung, der Unzulänglichkeit der Welt und der Menschen, den alltäglichen Schwierigkeiten und Missgeschicken mit heiterer Gelassenheit zu begegnen. Das Leben leicht statt schwer zu nehmen ist ein wesentlicher Bestandteil des Humors. Ein humorvoller Mensch ist gut gelaunt und steckt andere Menschen mit seiner positiven Stimmung an.
Lässt Wirtschaft Humor zu? Professionalität in der Wirtschaft wurde lang nur mit Ernsthaftigkeit gleichgesetzt. Leichtigkeit und Humor wurden eher mit einer Laissez-faire-Haltung und fehlender wirtschaftlichen Fokussierung in Verbindung gebracht. In Zeiten von hohen Burnout-Quoten und bewussterer Team- und Mitarbeiterentwicklung wird Humor erkannt als Mittel gegen Leistungsdruck, um Konflikte zu lösen, Mitarbeiter positiv und lachend motivieren zu können und kreatives und innovatives Denken zu fördern. Zu allen Zeiten hat der Mensch sich des Humors bedient, auch und gerade dann, wenn es eigentlich nichts zu lachen gab. Selbst im Holocaust, eine der schlimmsten aller Katastrophen, haben sich Gefangene angeblich Witze erzählt. Sieht Simon Pichler, der neben seinen anderen Talenten auch als Kabarettist tätig ist, auch bei Managern ein Potenzial für den Einsatz von Humor? Simon Pichler: »Prinzipiell gibt es eine große Ernsthaftigkeit in der Wirtschaft. Geschäftstitel waren früher immer humorbefreit. Es war ein Nogo, Humor in einem Firmennamen zu haben – alles musste ultraseriös sein. Heute heißen Radgeschäfte »Muskelkater« oder Friseurgeschäfte nicht mehr »Friseur Tina« sondern »Hair-Berge«. Die Frage, die man sich stellen muss, ist: Wem hat Wirtschaft je wirklich Spaß gemacht? Ernsthaftigkeit ist nach wie vor groß geschrieben. Humor wird als Sache der Freizeit definiert. Aber Humor wird nun auch von ernsthaften Unternehmen gefordert. Alles soll nicht mehr so steif laufen. Der Versuch, krampfhaft lockerer zu sein, amüsiert mich da aber manchmal. Konfliktbearbeitung mit Humor und Humor im Kundenkontakt werden schon aktiv als Strategie in Unternehmen diskutiert. Vielfach vergeht aber Mitarbeitenden das Lachen. Stress und ungelöste Konflikte sind oft der Grund dafür. Aber gerade da ist Humor zwar kein Heilmittel, schafft aber ein Aussteigen aus der Routine. »Der Humor ist dort tot, wo Leute viel alleine sind, wenig in Kontakt und auf Funktionieren ausgerichtet.«
Wichtigkeit von Humor Simon Pichler: »Humor ist eine Bewältigungsstrategie! Das sollte den Wirtschaftstreibenden klar sein. Es braucht Vorgesetzte, die nicht nur Witze machen, sondern auch Spaß verstehen. Humor war immer ein Ventil der Unterdrückten gegenüber den Unterdrückern. Rom hatte einen Brunnen, an dem man Spottgedichte gegen Politiker aufsagen durfte, der Fasching war die Möglichkeit, humoristisch die Obrigkeit zu betrachten. Humor ist im Leben einfach notwendig, insbesondere in noch oft sehr hierarchischen Unternehmen. Es gibt sicher keine Branche, in der Humor ausgeschlossen ist. Aber es gibt auch Bereiche, in denen man Humor nicht vermuten würde, wie zum Beispiel am Gericht. Es gibt viele Richter, die humorvolle Satiren schreiben. Es gibt sogar