Fazit 164

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Erfolg braucht Führung

Managementserie

Gemeinwohl versus maximalen Gewinn Ethische und nachhaltige Unternehmensführung.

Ein Gespräch von Carola Payer mit Eveline Rabold, Inhaberin der Agentur Rabold und Co.

Fotos: Marija Kanizaj, Archiv (2)

Dr. Carola Payer betreibt in Graz die »Payer und Partner Coaching Company«. Sie ist Businesscoach, Unternehmensberaterin und Autorin. payerundpartner.at

44 /// FAZIT JULI 2020

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er Begriff »Corporate Social Responsibility« (CSR) oder unternehmerische Gesellschaftsverantwortung ist die Verantwortung von Unternehmen für ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft. Dies umfasst soziale, ökologische und ökonomische Aspekte: faire Geschäftspraktiken, mitarbeiterorientierte Personalpolitik, sparsamen Einsatz von natürlichen Ressourcen, Schutz von Klima und Umwelt, ernst gemeintes Engagement vor Ort, Verantwortung in der Lieferkette. CSR erfordert einen entsprechenden Führungsstil, der ethisch, wertschätzend und nachhaltig ist. In manchen Unternehmen wird CSR nicht gelebt, sondern nur aus Imagegründen in Geschäftsberichten her vor gehoben. »Think before you print« in der E-Mail-Signatur ist ein guter Anfang, aber noch lange keine Nachhaltigkeitsstrategie.

Wertschätzung als Basis ethischer Führung In der Agentur Rabold und Co., die vor kurzem erst mit dem österreichischen Werbepreis »Austriacus« in Gold und Bronze ausgezeichnet wurde, ist bereits Realität, wovon viele Führungskräfte noch träumen. Nachhaltiges Handeln, Mitbestimmung, Fairness geht Hand in Hand mit wirtschaftlichem Erfolg. Eveline Rabold, Agenturchefin, nimmt CSR ernst, bzw. ist es für sie zu einer selbstverständlichen Haltung des Unternehmertums geworden. Sichtbar wird dies auch in einem »Gemeinwohlbericht«, in dem sie Kunden und anderen Interessengruppen Einblicke in das nachhaltige und ethische Führen ihrer Agentur gibt. Eveline Rabold auf die Frage, was nachhaltiges Führen bei ihr beinhaltet: »Es ist eigentlich ganz einfach. Es geht um Wertschätzung und Respekt gegenüber Mitarbeitern, Kunden, Lieferanten und in Bezug auf Ressourcen und unsere nähere und gesamte Umwelt. Aber nicht nur Wertschätzung geben, sondern auch bekommen. Wenn wir von Kunden keine Wertschätzung oder Respekt erhalten, trennen wir uns von ihnen. Wenn wir bei der Auftragsklärung nicht als Partner, sondern als irgendein Lieferant gesehen und auch so behandelt werden, steigen wir erst gar nicht in ein Arbeitsverhältnis ein. Augenhöhe ist bei uns keine Phrase.« Regionalität, wo möglich, und schonender Umgang mit Ressourcen Eveline Rabold: »Wir versuchen, Produkte und Dienstleistungen in der Region oder zumindest in Österreich ein zu kaufen. Produkte wie Computer kommen aus dem Ausland oder werden in Billiglohnländern produziert. Hier versuchen wir, die Nutzung so lange wie möglich zu garantieren. Wir müssen natürlich technologisch am letzten Stand sein. Computer werden daher repariert, an Schulen verschenkt, an Projekte gespendet.« Eveline Rabold: »Es lässt sich leider nicht vermeiden, dass derzeit für die Masse nur der Preis zählt. Bei vielen ist auch das Gespür abhandengekommen, das regional nicht wirklich teuer ist. Nachhaltigkeit und Ethik – Vorteil am Arbeitsmarkt Eveline Rabold: »Die nachhaltige Ausrichtung ist für uns ein wesentlicher Wettbewerbsvorteil am Arbeitsmarkt. Wir ziehen dadurch die richtigen Mitarbeiter an. Die Mitarbeiter schätzen den Zugang, sehr viel Offenheit für ihre Perspektive zu haben und die Möglichkeit, sich wirklich einzubringen. Egal wie lang sie im Team sind. Es gibt kein Senioritätsprinzip. Was zählt, ist jede Sichtweise. Wichtig ist für uns, die Themen gemeinsam zu entwickeln, da alle Mitarbeiter verschiedene Schwerpunkte, Erfahrungen, Hintergründe, Ansätze mitbringen. Arbeitszeiten werden


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