Erfolg braucht Führung
Managementserie
Resilienz in der Führung Stabil und trotzdem flexibel durch die Krise.
Ein Gespräch von Carola Payer mit Arno Eisel, dem Inhaber des Fahrradgeschäftes Drahteisel
Fotos: Marija Kanizaj, Archiv (2)
Dr. Carola Payer betreibt in Graz die »Payer und Partner Coaching Company«. Sie ist Businesscoach, Unternehmensberaterin und Autorin. payerundpartner.at
44 /// FAZIT JUNI 2020
E
in anschauliches Beispiel für Resilienz im engeren Sinn ist die Fähigkeit eines Stehaufmännchens. Es kann sich aus jeder beliebigen Lage wieder aufrichten. Resilienz ist die Fähigkeit Krisenzeiten durch Zurückgreifen auf vorhandene Ressourcen zu meistern und für Entwicklung zu nutzen. Im Interview mit Arno Eisel, der nach dem Profiradsport seine Liebe zum Radsport mit einem Shop für Radsport weiterlebt, erzählt er, wie er die letzten Monate gemeistert, auf welche Ressourcen er zurückgegriffen und was er Neues entwickelt hat.
Gedanken und Emotionen nach dem Lockdown Die ersten Gedanken, die Arno Eisel nach dem Lockdown beschäftigt haben, war die Frage: Wie lange dauert das? Er sah die Existenz sehr schnell bedroht, weil schon die gesamte Vorbestellung an Rädern im Haus und die Zahlungsziele definiert waren. Arno Eisel: »Hätte der Lockdown länger gedauert, wäre der Konkurs unvermeidbar gewesen, weil auch die stärksten Monate und das gesamte Ostergeschäft weg waren. Angst war auf jeden Fall da. Unruhig machte mich vor allem der Gedanke, dass die gesamte Wirtschaft den Bach runter gehen könnte und die Menschen gar kein Geld mehr für Privatausgaben haben. Kraft habe ich mir in der Familie geholt. Eine stabile Grundhaltung hat mir auch der Spitzensport gelehrt. Wirtschaftlich habe ich so eine Situation noch nie erlebt. Ich kenne zwar die zähe Winterzeit, aber darauf stellst du dich jedes Jahr ein. Meine Gedanken jetzt: Hoffentlich kommt sowas in dieser Form nicht noch einmal!«
Krise als Chance. Neues entwickeln, positive Zukunftsbilder kreieren Zu den sieben Faktoren der Resilienz zählt man: Akzeptanz – Eine Situation anzunehmen wie sie ist, Optimismus – Eine positive Grundhaltung, Zukunftsplanung – positive Zukunftsbilder entwickeln und Handlungsfelder definieren, Lösungsorientierung, Selbstwirksamkeit und Opferrolle verlassen – In die eigenen Ressourcen vertrauen und gestalten, Verantwortung übernehmen und Netzwerkorientierung. Arno Eisel: »Die Not hat dazu beigetragen, dass wir innerhalb von zehn Tagen unseren Onlineshop hochgefahren haben. Den hatten wir all die Jahre vernachlässigt. Wir haben uns keine Zeit dafür genommen. Der stationäre Handel war unser absoluter Fokus. Nach drei Wochen hatte unsere neue Onlinestrategie Erfolg und das Geschäft fing an zu laufen.« Nach zwei Wochen kam Arno Eisel auch noch der Gedanke: »Österreicher können keinen Urlaub machen, sie müssen zuhause bleiben. Das Rad und Ausflüge im eigenen Umfeld sind eine gute Urlaubsalternative. Da waren wir wieder alle sehr positiv gestimmt für die Zukunft und motiviert mit voller Kraft weiter zu machen!« Arno Eisel fand auch eine perfekte Lösung für ein kontaktloses Logistikkonzept: »Die Leute haben online bestellt. Am Anfang haben wir die bestellten Räder vor dem Geschäft abholen lassen und einen Erlagschein dazu gelegt. Teilweise habe ich auch frei Haus zugestellt mit kontaktloser Übernahme. Die schnell hochgefahrene Facebook-Werbung war erfolgreich und hat das Geschäft angekurbelt. Wir haben es als Mut zu einem kleinen Experiment gesehen und waren über die erfolgreiche Wirkung eher überrascht.« Arno Eisel hat damit einem guten Grundsatz von resilienten Organisatonen entsprochen: Bewahre den Kern und fördere die Weiterentwicklung.