Fazit 161x

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AUSSENANSICHT VON PETER SICHROVSK Y

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m letzten Dienstag, es war spät abends, so gegen 23.00 Uhr rief mich meine Tochter T. aus New York an und hörte nicht mehr zu Reden auf. »Papa, hast du dir endlich diese neue App heruntergeladen«, rief sie laut ins Telefon, als ob so die Distanz zwischen den Vereinigten Staaten und Österreich überwunden werden könnte. Ich stammelte eine Ausrede, ich hätte mir den genauen Namen nicht gemerkt, um mein Vergessen zu verbergen, und sie antwortete, sie würde mir einen Link senden, ich sollte ihn sofort herunterladen und mehrmals täglich Puls und Sauerstoffgehalt im Blut messen. Falls er unter einen gewissen Wert fallen würde, sollte ich sofort den Arzt aufsuchen. Dann fragte sie mich, ob ich husten müsse und vielleicht sogar Fieber hätte. Als ich verneinte, meinte sie, das bedeute gar nichts, sie habe etliche Fälle im Krankenhaus, bei denen die FA ZIT ONLINEAUSGABE

Meine verstreute Coronafamilie Infektion ohne diese Symptome begonnen hätte. Ich sollte mich lieber auf eigene Kosten testen lassen.

Sie ist die Älteste, lebt in New Jersey, außerhalb von New York, mit ihren vier Kindern und arbeitet als Kardiologin in einem Krankenhaus. Zur Zeit hat sie ihr Haus geteilt in einen Bereich, in dem sie isst und schläft, und einen anderen Teil, abgetrennt für den Rest der Familie um sie nicht anzustecken. Sie betreut unsere ganze Großfamilie mit ihren Ratschlagen, und kontrolliert streng die Einhaltung. Streng ist überhaupt ein besonderes Kennzeichen von ihr, und erinnert mich von allen meinen Kindern am ehes///

MAI 2020

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